Wie ist Gott zu erfahren?
Ein Säugling greift mit seinen Händchen nach der Brust der
Mutter, um aus ihr zu saugen, um zu trinken. Er ist hungrig
und möchte Milch. Alles, was das Kleinkind zu fassen bekommt,
steckt es in den Mund. Um es zu ergründen, um zu sehen, ob es
beißbar, essbar ist. Und wenn das, was es in den Mund steckt,
seinen ”Erwartungen” nicht entspricht, verliert es sein
Interesse daran und lässt es fallen.
Dieses Verhalten trifft - in weiteren Sinne - für den
Menschen generell zu. Wenn er etwas Bestimmtes beabsichtigt,
so will er dieses, nichts anderes. Und wenn er merkt, dass er
sich geirrt und einen falschen Weg eingeschlagen hat, um
dieses “Ziel’ zu erreichen, so kehrt er um und bedauert, auf
einem “falschen Gleis” all diese -vergebliche - Mühe
aufgebracht zu haben.
Kurz, zielbewusst versucht er, an das Angestrebte
heranzukommen. Das zeigt, dass der Mensch naturgemäß real und
zweckmäßig denkt. Das es seinem Wesen widerspricht, in der
Irre herumzutappen und sich Sinnlosigkeiten wegen
anzustrengen. Sein Ziel will er erreichen, und dazu sucht er
nach realen Wegen, die ihn dorthin führen. Ein Bestreben, das
ihm niemand beigebracht und er nirgendwo gelernt hat, sondern
das in seiner Natur verankert ist.
Wenn sich der Mensch hier und da ‘hartnäckig zeigt und eine
Realität nicht akzeptieren will, so deswegen, weil er sich in
einem Irrtum verfangen hat und ihm das Wahre und Richtige noch
nicht zum Genüge klar geworden ist. Ansonsten würde er nicht
auf seinem Fehler beharren. Bisweilen ist es so, dass er sich
in diesen so verrennt, dass er die Süße, die das Wahre und
Rechte verströmt, als bitter empfindet. Und obwohl er, wenn er
in sein tiefstes Innere hineinhorcht, erkennt, was richtig und
wahr ist, sperrt er sich dagegen. Die Rechtmäßigkeit des
Richtigen ist ihm im Grunde bewusst, dennoch wendet er sich in
seiner Verbohrtheit ab und verschließt die Augen vor den
Tatsachen. Wie oft kommt es doch vor, dass er in regelrechter
Ignoranz und törichter Arroganz sein inneres Erkennen, das
ihn vor Hässlichem warnt und ihn bewahren will, geradezu mit
Füßen tritt und sich zu Dingen hergibt, die ihm nicht zum
Wohle sind.
Unter Nachdruck ruft der Heilige Koran den Menschen zu
Objektivität auf und dazu, das Richtige und Wahre zu
unterstützen. Im Zusammenhang mit den verschiedensten Themen
fordert er die Menschheit auf, ihre wahrheitsliebende Natur
und ihren objektiven” Blick nicht einschlafen zu lassen. Im
35. Vers der Sure 103, Yunus, lesen wir:
Wenn die Wahrheit ausgeschaltet wird, bleibt nichts als ,
Irrtum über Irrtum.
Und im 3. Vers der Sure 103, Asr, heißt es :
Mit Ausnahme der Gläubigen die gute Werke tun, beharrlich
der Wahrheit folgen und ihre Mitmenschen ebenfalls dazu
,aufrufen, sind alle übrigen Verlust und Schaden ausgesetzt.
Es ist offenkundig, dass all diese göttlichen Ermahnungen
und Empfehlungen dem Ziel dienen, dass sich der Mensch seinen
Wahrheits- und Realitätssinn bewahrt und entsprechend handelt.
Da er sich andernfalls, wenn er nicht nach dem Wahren und
Rechten strebt, von Glück und Wohl entfernt. Er wird sich von
absurdem Gerede, grotesken Vorstellungen und sinnlichen
Verlangen leiten und treiben lassen. Wird seinen Trieben,
Begierden und seiner Torheit zum Opfer fallen und seiner
‘Menschlichkeit’ verlustig werden.
Der Erhabene Gott spricht im 44. Vers der Sure 25, Furqan:
Was glaubst du denn wohl über jene, die ihren Trieben und
Verlangen hörig sind? Meinst du denn, du könntest sie
umerziehen? Oder meinst du, die meisten von ihnen könnten
hören und verstehen, was ihnen gesagt wird? Nein, sie sind wie
Vieh , das die Richtung verloren hat. Ja, schlimmer noch als
das Vieh irren sie umher....
Wenn jedoch das in der Natur des Menschen veranlagte Sehnen
nach Echtheit und Wirklichkeit geweckt und gefordert wird,
zeigen sich ihm die Wahrheiten eine nach der anderen. Er wird
sie mit offenen Armen aufnehmen und mit jedem neuen Tag seinem
Glück einen Schritt näher kommen.