Siebenundzwanzigstes Capitel - Mohammeds Pilgerreise nach
Mekka; seine Verehelichung mit Maimuna – Khaled Ibn al Waled
und Amru Ibn al Aaß werden bekehrt
Die Zeit war nun herbeigekommen, wo es nach dem mit den
Koreischiten geschlossenen Vertrage Mohammed und seinen
Bekennern gestattet war, die Pilgerreise nach Mekka zu machen
und unbelästigt drei Tage bei dem heiligen Hause zuzubringen.
Demnach reiste er ab mit einem zahlreichen und wohl
bewaffneten Heere und siebenzig Kameelen zu Opfern. Seine
alten Feinde hätten gern sein Vorrücken aufgehalten, aber sie
fürchteten sich und zogen sich bei seiner Annäherung
schweigend auf die benachbarten Anhöhen zurück. Beim Eintritt
in die mekkanischen Gränzen legten die Pilger, dem Vertrage
und Herkommen gemäß, ihre ganze Kriegerrüstung ab, ausgenommen
die Schwerter, welche sie in den Scheiden trugen.
Groß war die Freude, als sie die Mauern und Thürme der
heiligen Stadt noch einmal erblickten. In Pilgertracht und mit
dankerfüllten Herzen zogen sie durch die Thore, und Mohammed
vollzog alle alten und gewöhnlichen Gebräuche mit einem Eifer
und einer Andacht, welche die Zuschauer erfreute und ihm viele
Bekenner zuführte. Als er sämmtliche gottesdienstliche
Handlungen vollendet hatte, legte er das Pilgergewand bei
Seite und zog sich nach Sarif zurück, einem zwei Stunden
entfernten und außerhalb der heiligen Gränzen gelegenen
Dörfchen. Hier hatte er eine Ceremonie anderer Art zu
verwalten, aber eine, bei welcher er mit ungeheuchelter
Andacht zu handeln geneigt war. Es galt seine Ehe mit Maimuna,
der Tochter des Helatiten Al Hareth zu vollenden. Er war mit
ihr bei seiner Ankunft in Medina verlobt worden, hatte aber
die Hochzeit verschoben, bis er die Feierlichkeiten der
Wallfahrt geschlossen hatte. Das war ohne Zweifel eine andere
Heirath aus Politik, denn Maimuna war ein und fünfzig Jahre
alt und Wittwe, aber die Verbindung gab ihm zwei mächtige
Glaubensbekenner. Der eine war Khaled Ibn al Waled, ein Neffe
der Wittwe, ein unerschrockener Krieger, der in der Schlacht
von Ohod nahe daran gewesen war, Mohammed zu tödten. Jetzt
wurde er einer der siegreichsten Kämpen des Islams und erhielt
von seiner Tapferkeit den Namen »das Schwert Gottes.« Der
andere war Khaleds Freund Amru Ibn al Aaß; es war derselbe,
welcher Mohammed beim Anfange der prophetischen Laufbahn mit
Gedichten und Satyren angegriffen hatte, welcher ein Gesandter
der Koreischiten an den König von Abyssinien wegen
Auslieferung der flüchtigen Moslemen gewesen war, und der von
jetzt an die Bestimmung hatte, den Glauben, welchen er einst
so heftig bekämpfte, mit seinem Schwerte siegreich in fremde
Länder zu tragen.
Anmerkung. Maimuna war die letzte Gattin des Propheten und
überlebte, wie alt sie auch bei ihrer Verheirathung war, die
sämmtlichen andern Frauen desselben. Sie starb viele Jahre
nach ihm in einem Lusthause zu Sarif unter demselben Baume, in
dessen Schatten ihr Hochzeitszelt aufgeschlagen gewesen war,
und wurde daselbst begraben. Der fromme Geschichtsschreiber Al
Jannabi, welcher sich »einen armen Diener Allahs nennt, der
auf Verzeihung seiner Sünden durch die Barmherzigkeit Gottes
hofft«, besuchte auf der Rückkehr von einer Wallfahrt nach
Mekka das Grab derselben, in dem Jahre der Hegira 963. »Ich
sah daselbst«, sagte er, »einen Dom von schwarzem Marmor,
welcher gerade an dem Platze, wo der Apostel Gottes mit
Maimuna geruhet hatte, zum Andenken Maimunas errichtet war.
Gott kennt die Wahrheit! und also auch den Grund der schwarzen
Farbe dieses Steins. Es ist daselbst ein Waschungsplatz und
eine Gebetskapelle, aber das Gebäude ist in Verfall gerathen.«