Der Islam im Dialog

Der Islam im Dialog - Aufsätze

Prof. Abdoldjavad Falaturi

Inhaltsverzeichnis

Begriffserklärung

Nicht Religionen sind es, die miteinander Gespräche führen, sondern Religionskundige, die über die Religionen im Zwiegespräch stehen. Aber auch nicht jedes Zwiegespräch verdient, Dialog genannt zu werden. Bestimmte Phänomene aus dem Kontext verschiedener Religionen herauszugreifen und miteinander zu vergleichen – wie dies in der Vergleichenden Religionswissenschaft geschieht – ist längst kein Dialog. Das kann auch ein Religionskundiger tun, der überhaupt keiner Religion angehört.

Ein lebendiger, weiterführender Dialog kann ausschließlich dort stattfinden, wo jeder der Gesprächspartner aus Überzeugung und Verantwortung seine Religion vertritt. Dennoch kann nicht jedes Gespräch, unter solchen Gesprächspartnern, den fruchtbaren Dialog verkörpern.

Aus islamisch-koranischer Sicht, verstärkt durch meine langjährigen Erfahrungen, erhält nur dasjenige Zwiegespräch den Dialogcharakter, bei dem zwei Komponenten gewährleistet sind: Zum einen hat sich jeder der Dialogpartner, durch die ganze Begegnungszeit hindurch, darum zu bemühen, den anderen annähernd so zu verstehen und zu begreifen, wie er sich selbst versteht und wie er seine eigene Religiosität empfindet. Zum anderen hat jeder Dialogpartner zu versuchen, sich insofern in die Lage des anderen zu versetzen, als er sich stets zum Ziel setzt, von dem anderen so verstanden und nachempfunden zu werden, wie er sich in seinem eigenen religiösen Bewusstsein begreift.

Jeder muss sich also dem anderen offenbaren können, und zwar nicht rein theoretisch; entscheidend ist dabei die Intensität der Pflege der eigenen Religion bzw. des eigenen Glaubens. Diese Begriffsbestimmung impliziert die für einen erfolgreichen Dialog notwendigen Bedingungen und Voraussetzungen. Sie schließt zugleich alles aus, was dem im Weg steht bzw. alles, was – wie nicht selten der Fall ist – nur einen Scheindialog zur Folge hat.

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