Fünftes Buch
Anmerkungen
1 Im Persischen steht nicht "Adler", sondern Huma, ein
Wort, das sich nicht übersetzen, sondern nur umschreiben
lässt. Es wird damit ein fabelhafter Königsgeier bezeichnet,
dessen Schatten jeden Menschen, auf den er fällt, glücklich
macht, und dessen Anblick die Gewährung aller augenblicklichen
Wünsche zur Folge hat.
2 Das Wort déir bedeutet im Persischen zugleich Kloster und
Weinhaus. In der mystischen Ausdrucksweise der Sufi's wird
aber auch das ganze Weltgebäude damit bezeichnet, da der
ursprüngliche Sinn des Wortes sein soll "ein überwölbter Ban":
die Welt mit dem Himmelsgewölbe.
3 Die blaue Kutte, welche die Derwische des Scheich Hassan
Asrakpusch, d. h. des Blaugekleideten, tragen, als ein
himmelfarbenes Gewand, welches schon durch seine Farbe nach
oben weisen und den Blick von allem Irdischen abziehen sollte.
Hafis macht sich über den Scheich Hassan, der zu seinen
größten Gegnern zählte, lustig und verspottet die blaue Kutte
als einen Deckmantel der Heuchelei und falschen Demut.
4 D.h. die Jünger des Scheich Hassan.
5 Die Zypresse ist das Sinnbild der Freiheit und Majestät,
weil sie immer hoch erhobenen Hauptes grünt und durch keine
fruchtlast gebeugt wird.
6 Suleima = Verkleinerungswort von Selma.
7 Sindernd = Fluss bei Isfahan.
8 Die Irak'schen Tonweisen klingen ernst und klagend.
9 Der oft bei Hafis vorkommende Messias oder Jesus heißt
"der Freie" wegen seiner Unabhängigkeit von irdischen Dingen.
Die Moslimen lassen ihn jedoch auf seiner Himmelfahrt nicht
bis zum Trone Gottes gelangen, sondern nur bis in den vierten
Himmel, wo die Sonne herrscht.
10 Das Wort Haschisch steht nicht im Text, aber erklärt den
Text, dessen "grünes Korn" Haschisch bedeutet, welches
bekanntlich aus irdischem Leinsamen (Cannabis Indica) bereitet
und im ganzen Orient als Betäubungs- und Reizmittel genossen
wird. Über die ironische Bedeutung des Gedichtes ist schon in
der Einleitung das Nötige gesagt.
11 Simurg = ein riesiger Wundervogel, hier mit dem Phönix
zu vergleichen.
12 Timur's Einbruch in Persien gab Veranlassung zu diesem
Ghasel.
13 D.h. "König im reich des Gebets", das besonders in den
Morgenstunden Erhörung findet. - So die gelehrten Erklärer.
Mir scheint die Annahme näher zu liegen, Hafis habe sich als
König im Reich des Gedankens gefunden; denn beten kann Jeder,
aber nicht dichten wie Hafis.
14 D.h. "Ich bekenne den einigen Gott und bin doch ein
Sünder."
15 In den Magiertempeln wurde das Verbot des Weines nicht
gehalten.
16 Es ist damit ein nachenförmiger Pokal gemeint.
17 Dies ist eins von den beiden Gedichten, welche auf
Hafisens Grabstein stehen. Es zerfällt offenbar in zwei
inhaltsverschiedene Hälften, die ich durch einen Strich
bezeichnet habe, und in deren erster von himmlischer Liebe die
Rede ist, während die zweite unzweifelhaft auf irdische Liebe
zielt.