Der Tod des Husein ...

Der Tod des Husein ben Ali und die Rache

Ein historischer Roman aus dem Arabischen

Ferdinand Wüstenfeld

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Gefangennahme der Frauen

Der Verfasser: Sie nahmen die gefangenen Frauen, unter ihnen Ali ben Husein, und setzten sie auf die Camele ohne Decken; die Toten Hessen sie hingestreckt liegen auf dem Felde von Kerbela, bis nach drei Tagen die Bewohner der benachbarten Orte ihr Begräbnis besorgten. Die Köpfe wurden auf Lanzen gesteckt, es waren ihrer von der heiligen Familie, und so zogen sie nach Kufa. Gadila el-Asadi berichtet, dass ihm ein zuverlässiger gebildeter Mann als Augenzeuge folgendes erzählt habe  Ich hielt mich im J. 61 in Kufa auf, da sah ich die Frauen der Einwohner von Kufa mit zerrissenen Halstüchern und zerkratzten Gesichtern, die sich noch auf die Backen schlugen; ich trat zu einem alten Manne heran und fragte ihn, was dies "Weinen und Klagen zu bedeuten habe. Er antwortete : das ist wegen des Kopfes des Husein ben Ali ben Abu Talib, mit dem sie allernächsten hereinkommen werden. [— L. Wer hat ihn denn getötet? — Obeidallah ben Zijad hat es gethan. —] Während er noch mit mir redete, zogen sie mit den gefangenen Frauen herein, den Kopf in ihrer Mitte; ich sah ein schönes Mädchen auf einem Camele ohne Decke; ich erkundigte mich nach ihm und erfuhr, es sei Umm Kulthum die Schwester Huseins. Ich näherte mich ihr, [L. (ich hatte Staub auf meinen Kopf gestreut.) bis ich neben dem Camele war, auf dem sie saß,] da redete ich sie an: o Mädchen, erzähle mir, was euch widerfahren ist. Sie sah mich eine Weile an und fragte: woher bist du, o Alter? — Aus Bacra, ich bin einer von euren Anhängern. — Ich will dir getreulich erzählen, lieber Alter, [L. als wenn du dabei gewesen wärest. Sie hatten an uns geschrieben, dass sie uns helfen wollten, aber sie haben uns treulos behandelt und die unsern getötet, sie hatten mit uns ein Bündnis geschlossen, aber sie haben uns angegriffen , uns hintergangen und verraten.] Während ich in dem Zelte war, hörte ich das Wiehern des Pferdes, ich streckte meinen Kopf hinaus, siehe da, das Pferd war allein, der Sattel ohne Reiter, ich fing an zu schreien, die Frauen schrieen mit, da hörte ich jemand von der Seite des Zeltes her, ohne dass ich jemand sah, die Worte flüstern:

Bei Gott! ich bin nicht zu euch gekommen, bis ich ihn gesehen habe
bei el-Taff auf beiden Backen mit Staub bedeckt, mit abgeschnittener Kehle.
Und um ihn her die jungen Leute, deren Kehlen bluteten,
wie Leuchten, welche die Finsternis mit Licht erfüllen.
Mein junges Camel habe ich angetrieben, damit ich sie noch träfe,
bevor die züchtigen Frauen einem Unglück begegneten.
Da hielt mich eine Bestimmung zurück , die Gott ausführen wollte,
es war eine Sache, die Gottes Vorsehung beschlossen hatte.
Husein war eine Leuchte, von welcher Licht erbeten wurde,
Gott weiss, dass ich keine Unwahrheit sage.

Umm Kulthum fuhr fort: So wahr der von dir Angebetete lebt, rief ich ihm zu, willst du mir nicht erzählen, wer du bist? Er antwortete: Ich bin einer von den flüsternden Ginnen, von den 'Ginnen aus Nisibis, ich bin mit meinem Vater gekommen, um Husein zu helfen, wir haben uns beeilt auf dem Wege, aber als wir ankamen, fanden wir ihn schon tot. Er setzte hinzu: O Trauer! und nochmals o Trauer um ihn!

Abu Michnaf sagt: Die Frauen wurden nach Kufa hineingeführt, Ali ben Husein saß auf einem Camele ohne Decke, an seinen Schenkeln floss Blut herab und er sprach:

GB O schlechtes Volk! möge euer Streben nicht gelingen!
O Volk! du hast in dem Benehmen gegen uns auf unseren Großvater keine Rücksicht genommen.
Wenn wir mit dem Gottgesandten zusammentreffen
am Tage der Auferstehung, was würdet ihr sagen?
Ihr habt uns auf bloßen Sätteln die Reise machen lassen,
als wenn wir nicht unter euch die Religion aufgebaut hätten.
Ihr Omeijaden ! was soll dieses Trachten nach
solchen Leiden? ihr hört nicht auf den, der uns (zum Glauben) gerufen hat.
Ihr schlagt ein mit den Händen (öffentlich) vor Freuden
und in den Schluchten der Erde (ins Geheim) schadet [B beschimpft] ihr uns.
Ist nicht mein Großvater der Gottgesandte? wehe euch!
mag er (euch) in die Wüste führen auf den Wegen der Irrenden.
O Treffen bei el-Taff, du hast mir als Erbteil Trauer hinterlassen,
aber Gott wird zerreißen die Schleier der Bösen.

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