Husein spricht zu den Feinden
Husein verbrachte die Nacht wie gewöhnlich und am anderen
Morgen sah er die feindlichen Truppen sich ihm nähern und
langsam an ihn herankommen ; er verlangte nach seinem Kamele,
ließ es anschirren und rief dann, so laut er konnte: ihr
Leute, hört genau zu!
Das Volk horchte auf, er lobte Gott, pries ihn und gedachte
des Propheten, dann fuhr er fort: ihr lieben Leute, lasst mich
euch mit meiner Abstammung bekannt machen und seht, wer ich
bin, dann kommt zur Besinnung und fragt euch selbst, ob es
euch erlaubt ist mich zu töten. Bin ich nicht ein Sohn der
Tochter eures Propheten und seines Nachfolgers, des ersten der
Gläubigen, welcher an Gott und die durch seinen Gesandten
gebrachte Lehre glaubte? ist nicht Hamza, der erste der
Blutzeugen, mein Oheim und Ga'far, der im Paradiese Flügel
bekommen hat, mein Oheim? Ihr habt erfahren, was der Prophet
über mich und meinen leiblichen Bruder Hasan gesagt hat :
diese beiden sind die Herren der jüngeren Bewohner des
Paradieses. Auch hat er gesagt: Ich lasse unter euch zwei
kostbare Dinge zurück , das Buch Gottes und die Angehörigen
der Familie meines Hauses. Wir sind , bei Gott! seine
Angehörigen und die Familie seines Hauses; wenn ihr mich für
wahrhaft haltet in dem was ich sage, so ist es recht, und wenn
ihr mich für einen Lügner haltet, so fragt 'Gabir ben Abdallah
el-Ancari, Abu Sa'id el-Chudri, Sahl ben Sa'd el-Sa'idi, Zeid
ben Arcam und Anas ben Malik, denn sie werden euch bestätigen,
dass sie diese Worte von meinem Großvater dem Gottgesandten
gehört haben. Habt ihr nun hiernach noch einen Grund, mein
Blut zu vergießen?
Da sprach zu ihm Schimr ben Dsul-Gauschan: Du verehrst Gott
auf eine Weise. Ihm erwiderte Habib ben Mudhahir: Ich glaube,
dass du Gott auf siebzig Weisen verehrst, und behaupte, dass
du nicht weist, was du sagst, Gott hat dir das Herz
verschlossen. — Dann rief Husein: wehe dir Schabath ben Rib'i
und dir Kathir ben Schihab und euch anderen, habt ihr mir
nicht geschrieben, dass ich zu euch kommen solle, wir wollten
gleiche Rechte und Pflichten haben ? Sie antwortete : das
haben wir nicht getan. — Er sprach: Gelobt sei Gott! wenn ich
euch unbequem bin, so erlaubt, dass ich euch verlasse und mich
in ein Land begebe, wo ich sicher bin. Nun erwiderte ihm Keis
ben Asch'ath: unterwirf dich dem Befehle des Emir Obeidallah
ben Zijad, dann wirst du alles haben, was du wünschest. — Bei
Gott! entgegnete Husein, ich werde weder wie ein Untergebener
Gnadengeschenke annehmen , noch wie ein Sklave mir alles ruhig
gefallen lassen. Dann wandte er sich an die Menge und sprach:
Ihr Verehrer Gottes! Ich flüchte mich zu meinem Herrn und
eurem Herrn vor jedem Großtuer, der weder an den Tag des
Gerichtes, noch an den großen Gott, seinen erhabenen
Gesandten und die frommen Heiligen glaubt. Dann zwang er sein
Camel sich niederzulegen, er stieg ab, ließ ihm durch 'Ocba
ben Sam'an die Fußsehnen durchschneiden und setzte sich auf
die Erde. Jetzt gingen die Leute gegen ihn vor, da kam Zuheir
ben el-Kein zu Pferde in voller Rüstung herbei und rief: Ihr
Leute von Kufa! bei der Rücksicht, die ein Muslim dem anderen
schuldig ist, ich will euch einen Rath geben, wir sind jetzt
Brüder und haben eine Religion, möge nicht zwischen uns und
euch das Schwert entscheiden, ihr verdient es, dass wir euch
ermahnen, wir und ihr sind ein Volk ; Gott hat uns und euch in
Versuchung geführt, um zu sehen, was wir und ihr tun werdet;
ich fordre euch auf, ihm beizustehen und die Tyrannen, welche
Muslim und Hani getötet haben, im Stich zu lassen. —
Als sie diese Anrede des Zuheir ben el-Kein hörten, sagten
sie: bei Gott! wir gehen nicht von hier, entweder wir töten
deinen Herrn und seine Begleiter, oder er muss Jazid ben
Mu'awija huldigen. — Zuheir erwiderte: Verehrer Gottes,
bedenket, dass Husein auf die Hilfe mehr Recht hat, als der
Sohn der Sumeija, wenn ihr ihm also nicht helft, so begebe ich
mich vor euch unter Gottes Schutz, wenn ihr ihn tötet, ihm
möget ihr die Entscheidung zwischen ihm und Jazid überlassen,
denn er wird euch nur gnädig sein, wenn ihr Husein nicht
tötet. — Da schoss Schimr ben Dsul- Gauschan mit einem Pfeile
nach ihm und sagte : Schweig und entferne dich von uns, du
machst schon die Herzen der meisten von uns durch dein Gerede
geneigt. — Zuheir entgegnete: du Sohn des, der sich auf die
Fersen pisst, du bist nichts weiter als ein Tier, ich glaube,
du weißt noch nicht zwei Verse aus dem Buche Gottes
auswendig, sei versichert, dass du am Tage der Auferstehung
stumm sein wirst und dich die schmerzhafteste Strafe erwartet.
— Ich werde dich und deinen Herrn toten I — «Wehe dir!
glaubst du mich durch den Tod einschüchtern zu können"? der
Tod mit Husein ist mir lieber, als das Leben mit euch.« — Dann
wandte er sich an die Leute und sagte: Versammelte Männer,
lasst euch nicht durch die Reden dieses und seines gleichen
betören, denn die Vermittlung Muhammeds wird keinem zu Teil,
der das Blut seines Nachkommen vergießt und die tötet, die
ihm helfen und ihn und seine Frauen beschützen. — Jetzt kam
einer von seinen Kameraden zu ihm und sprach: Husein lässt dir
sagen, zu ihm zu kommen, du habest genug geredet und ermahnt;
da kehrte er zu Husein zurück.