Ibn Zijad warnt die Leute von Basra
Ibn Zijâd bestieg darauf die Kanzel, lobte Gott und pries
ihn und gedachte des Propheten, dann fuhr er fort: Ihr Leute
von Baçra! der Chalif Jazid ben Muawîja hat mich zum
Präfekten von Kufa ernannt und ich beabsichtige dahin
abzureisen; ich lasse euch meinen Bruder Othmân ben Zijâd ben
Abu Sufjân als Stellvertreter zurück, höret auf ihn und
gehorchet ihm; wehe euch, wenn ihr euch durch Einflüsterungen
zur Widerspenstigkeit verleiten lasst; wenn ich erfahre, dass
einer gegen Seine Befehle widerspenstig ist, werde ich ihn
töten lassen, sei es ein Hochgestellter oder ein
Unterbeamter, und ich werde den nahen für den fernen nehmen,
den gegenwärtigen für den abwesenden, einen Nachbarn für den
anderen, den kleinen für den großen, bis ihr gehorsam gelernt
habt und nie ein Aufruhr wieder vorkommt.
Er verließ nun Baçra um sich nach Kufa zu begeben, in
Begleitung seiner Familie und Dienerschaft und der
angesehensten Einwohner von Baçra, wie (L Muslim ben Amr
el-Bâhili), el-Mundsir ben el-Gâriid el-'Abdi, Scharik ben
el-A'war el-Hârithi, mit Ausnahme von Malik ben Maschi',
welcher sich krank stellte und über Seitenstechen klagte und
erklärte, er bleibe bei dem Emir. — Ibn Zijâd reiste fort, bis
er nach Kufa kam; sein Einzug fand von der Landseite her
statt, er trug weiße Kleidung und einen schwarzen Turban,
hatte eine Halsbinde umgethan, die bis über den Mund reichte,
ganz in der Weise wie sie Husein trug, er ritt ein weißes
Maultier und hatte einen Rohrstock in der Hand und seine
Begleiter umgaben ihn, so dass er in allen Stücken Husein
nachgeahmt hatte. Seine Ankunft erfolgte an einem Freitage zur
Zeit, als die Leute vom Gebet zurückkehrten, und sie
erwarteten Huseins Ankunft. Ibn Zijâd zog an ihnen vorüber,
indem er nur mit dem Stocke grüsste, sie erwiderten den Gruß
mit den Worten: Friede sei mit dir, O Sohn der Tochter des
Gottgesandten! Als Ibn Zijâd sah, wie freudig sie die
Nachricht über die Ankunft Huseins aufnahmen, berührte ihn das
sehr unangenehm und er nahm es ernst, und indem er sich dem
Emirats-Schloss näherte, redete Muslim ben Amr el-Bâhili die
Leute an: macht Platz für den Emir, dieser ist Obeidallah ben
Zijâd und nicht der, den ihr erwartet. el-Nu'mân saß oben auf
dem Schlosse, auch er glaubte, dass Husein nach Kufa gekommen
sei ; jetzt that Ihn Zijâd seine Binde ab und rief hinauf: о
Nu'man! du hast ja dein Thor wie eine Festung geschlossen und
den Zugang zu dir hindert, lass die Leute zum Gebet in die
Moschee zusammenrufen. Dies geschah und als die Leute
versammelt waren, bestieg er die Kanzel, lobte Gott und pries
ihn, dann fuhr er fort: Ihr Gläubigen, kennt ihr mich? sie
antworteten: ja, du bist Husein ben 'Ali. Er entgegnete: Ich
bin nicht Husein, sondern Obeidallah ben Zijâd, das Schwert
des Fürsten der Gläubigen Jazid ben Mu'âwîja, er ist der
Stellvertreter Gottes und hat mich zum Statthalter dieser
eurer Stadt ernannt und mir befohlen denen zum Recht zu
verhelfen, welchen Unrecht geschieht, diejenigen zu
beschenken, welchen ein besseres Loos versagt ist, den
Wohltätigen unter euch Gutes zu erweisen und die
Widerspenstigen mit Härte zu behandeln, und ich werde seinem
Befehle folgen.
Dann stieg er von der Kanzel herab und befahl einem Herold,
unter den Stämmen der Araber in Kufa auszurufen, dass sie an
der dem Fürsten der Gläubigen Jazid ben Mu'âwija geleisteten
Huldigung halten sollten, bevor er Truppen aus Syrien zu ihnen
schicke, welche ihre Männer töten, ihre Söhne abschlachten
und ihre Frauen schänden wurden. Als die Einwohner von Kufa
dies hörten, sahen sie sich einander an und sagten: Dagegen
vermögen wir nichts, was haben wir für Grund, uns zwischen die
Herrscher zu drängen? Nun brachen sie den Eid gegen Husein und
huldigten Jazid ohne Silber und Gold.