Der Tod des Husein ...

Der Tod des Husein ben Ali und die Rache

Ein historischer Roman aus dem Arabischen

Ferdinand Wüstenfeld

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Omar ben Sad rückt aus

Abu Michnaf sagt: Die erste Fahne, welche zum Kriege gegen Husein auszog, war an diesem Tage die des Omar ben Sad; Ibn Zijad ließ dann 'Orwa ben Keis el-Ahmasi rufen, übergab ihm 1000 Reiter und befahl ihm abzumarschiren; nach ihm erhielt Sinan ben Anas el-Nacha'i eine Fahne mit 4000 Reitern, Schabath ben Ribi, Schimr ben Dsul-Gauschan el-Dhibabi, Chaula ben Jazid el-Acbahi jeder ebenfalls eine Fahne mit 4000 Reitern und el-Casch'am eine solche mit 1000 Reitern. Sie lagerten Husein gegenüber und ihre Gesamtzahl betrug an jenem Tage 50000 (L 24000) Reiter und Fußgänger, unter denen sich keiner aus Syrien oder Hi'gäz (L Bacra) befand, alle waren aus Kufa und mit Indischen Schwertern und Chattischen Lanzen bewaffnet.

Als sie sich gelagert und ihre Plätze eingenommen hatten, liess Omar ben Sad einen Mann Namens Kathir ben Schihab rufen und sagte ihm: verfüge dich zu Husein und frage ihn, was ihn in unser Land geführt habe und wesshalb er zu uns gekommen sei. Kathir ben Schihab begab sich hin, bis er Husein gegenüber stand, und rief: o Husein! Da fragte Husein seine Begleiter: kennt ihr diesen? Abu Thumama el-Ceidhawi antwortete: dies ist der schlechteste Mensch auf Erden. — Fragt ihn, was er wolle. — Auf diese Frage erwiderte er  ich wünsche vor Husein vorgelassen zu werden. — Zuheir ben el-Kein sagte ihm: lege deine Waffen ab, dann kannst du eintreten. — Das werde ich nicht tun. — Dann kehre um, woher du gekommen bist, möge deine Mutter kinderlos werden ! — Er kam zurück zu Omar ben Sa'd und berichtete ihm den Vorfall, worauf dieser einen anderen Mann vom Stamme Chuzeima hinschickte mit dem Auftrage, Husein zu fragen, was ihn hergeführt habe und warum er gekommen sei. Er begab sich hin, bis er Husein gegenüberstand, und rief: Friede sei mit dir, o Sohn des Gottgesandten! — Er erwiderte den Gruß und fragte seine Begleiter, ob sie diesen kennten. Sie antworteten: Er ist ein guter Kerl , nur dass er diese schimpfliche Stellung einnimmt. — Frage ihn, was er wolle. — Auf diese Frage erwiderte er: ich wünsche vor Husein vorgelassen zu werden. Zuheir ben el-Kein sagte ihm: lege deine Waffen ab, dann kannst du eintreten. — Zu Befehl! sagte er, und nachdem er seine Waffen abgelegt hatte, trat er bei Husein ein, warf sich ihm zu Füssen, küsste sie und sprach: mein Gebieter , was hat dich zu uns geführt und dich veranlasst zu uns zu kommen? — Eure Briefe. — O mein Gebieter, verfluche Gott die, welche sie geschrieben und dir eine falsche Meinung beigebracht haben, sie sind jetzt in der nächsten Umgebung des Obeidallah ben Zijad. — So kehre zurück zu deinem Herrn und kläre ihn darüber auf. — O mein Gebieter, wer möchte wohl die Hölle dem Paradiese vorziehen ? — So möge Gott dir gnädig sein , wenn du mit deinem Leben dich mit uns verbinden willst. — Er blieb dann bei Husein, bis er getötet wurde.

Abu Michnaf sagt: Omar ben Sa'd überschritt dann den Euphrat, verließ jeden Abend sein Zelt, ließ einen Teppich ausbreiten und lud Husein ein und sie unterhielten sich mit einander, bis die Hälfte der Nacht verflossen war. Chaula ben Jazid el-Acbahi dagegen war einer der hartherzigsten Menschen gegen Husein und als er sah, wie es Omar trieb, schrieb er an Ibn Zijad einen Brief, worin er sagte: o Emir, ich muss dir berichten, dass Omar ben Sad jeden Abend hinausgeht, einen Teppich ausbreiten lässt und sich mit Husein unterhält bis Mitternacht, ihn hat das Mitleid mit ihm ergriffen und durch ihn wird die Hoffnung des Emir nicht in Erfüllung gehen; meine Meinung ist, dass er entweder sich deinem Befehle unterwirft , oder zum Kampfe vorgeht, oder dass mir die Sache übertrage wird, damit ich sie zu deiner Zufriedenheit ausführe. — Als Ibn Zijad seinen Brief gelesen hatte, schrieb er an Omar ben Sa'd: o Ibn Sa'd, es ist mir berichtet, dass du jeden Abend zu Husein hinausgehst und freundschaftlich mit ihm verkehrst: wenn du meinem Befehle gehorchst, meinem Auftrage nachkommst und unseren Gegner angreifst, so magst du bleiben, wo nicht, so übergib den Befehl an Chaula ben Zijad el-Acbahi, und sofort, wenn dieser mein Brief zu dir gelangt, schreite gegen Husein vor, damit er sich meinem Willen unterwirft; wenn er es tut, so ist das Ziel erreicht, wenn er sich weigert, so schneide ihm den Zugang zum Wasser ab, ich verwehre es ihm, während ich es den Hunden und Schweinen gestatte.

Als Omar ben Sa'd den Brief gelesen hatte, ließ er Ha'gar ben el-Hurr [L. Omar ben el-Ha'g'ga'g] rufen, übergab ihm eine Fahne mit 2000 Reitern und befahl ihm die Tränke von el-Gadhirija zu besetzen und Husein und seine Anhänger von der Benutzung des Wassers abzuhalten. Ebenso erhielt Schabath ben Rib'i eine Fahne und das Kommando über 400 Reiter mit dem Befehl den Tränkort (am Euphrat, L. die Höhe von Ninive) zu besetzen und Husein und seinen Anhängern den Zugang zum Wasser zu erschweren ; sie zogen zusammen ab und lagerten sich an den bezeichneten Stellen.

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