Schimr
Als Schimr ben Dsul-Gauschan dies sah, wandte er sich zu
Omar ben Sa'd und sagte: o Emir, dieser Mann wird uns durch
seinen Widerstand vertilgen, und wenn ihm die Leute aus Osten
und Westen einer nach dem andern gegenüber träten , er würde
sie sicher vernichten. Er erwiderte: was sollen wir machen? —
Lass sie sich in zwei Parteien teilen, die eine mit Schwertern
und Lanzen, die andere mit langen und kurzen Pfeilen.
Dies taten sie, Husein griff sie an und umkreiste sie wie
ein wütender Löwe, die Schwerter, Lanzen und Pfeile trafen ihn
von allen Seiten, bis sie ihn durch die Wunden ganz erschöpft
hatten und Chaula ben Jazid el-A^bahi ihn mit einem Pfeile
traf, der ihn zum Fallen brachte. Man sagt auch, dass der
Pfeil von Abu Cudama el-'Amin abgeschossen sei. Husein zog den
Pfeil mit beiden Händen heraus und fing das Blut mit der
hohlen Hand auf, dann färbte er damit seinen Bart und Kopf,
indem er sprach: so werde ich meinem Großvater entgegen treten
und mich bei ihm darüber beklagen, was nach seinem Hingange
über mich gekommen ist; dann sank er ohnmächtig um. Als er
sich von seiner Ohnmacht erholte , versuchte er aufzustehen,
war aber dazu nicht im Stande und blieb auf der Erde
ausgestreckt liegen. Da sprang ein Mann vom Stamme Kinda auf
ihn zu, schlug ihn mit dem Schwerte über den Scheitel und
spaltete ihn; das Blut floss ihm über das Gesicht und die
Brust und er sprach noch zu dem , der ihn geschlagen hatte:
mögest du mit deiner Rechten nie mehr essen und trinken und
möge Gott dich mit Pharao und Haman vereinigen ! Der Kindit
nahm den Helm und ging damit nach Beendigung des Krieges nach
Hause; er sagte zu seiner Frau: dies ist der Helm, den Husein
ben Ali auf dem Kopfe trug, wasche das Blut von ihm ab. Da
weinte sie und erwiderte: wehe dir! du hast Husein getötet und
beraubt, du hast ihn schmählich behandelt und kommst mit dem,
was du ihm geraubt hast, wir werden nie mehr Gemeinschaft mit
einander haben. Da sprang er auf, um ihr eine Maulschelle zu
geben, der Schlag ging fehl und seine Hand traf in einen Nagel
an der Tür; sie machte ihm viel zu schaffen und wurde immer
schlimmer, bis er sie am Ellbogen abhauen lassen musste, und
er blieb bis an sein Ende ein elender Mensch.
Abu Michnaf sagt: Husein blieb ausgestreckt auf dem
Gesichte drei Stunden liegen mit Blut beschmutzt, dann
richtete er den Kopf in die Höhe und mit dem letzten Atemzuge
sprach er: geduldig trage ich dein Gericht, niemand sei gelobt
als du! Nun rannten 40 Männer auf ihn zu, jeder wollte dem
anderen zuvorkommen, um seinen Kopf zu holen, und Omar ben
Sa'd rief: wehe euch! eilet zu ihm! Der erste, welcher bei ihm
ankam, um seinen Kopf zu holen, war Schabath ben Rib'i mit
einem Schwert in der Hand; er nahte sich ihm, um ihm den Kopf
abzuschneiden, aber Husein blickte ihn an, da warf er sein
Schwert von sich, ergriff die Flucht und rief : Behüte mich
Gott, dass ich vor Gott und seinen Gesandten hintrete mit
deinem Blute, o Husein! Ihm begegnete Sinan ben Anas
el-Nacha'l, ein Mann mit dünnem Bart, von kleiner Statur,
aussätzig , der fragte ihn : warum hast du ihn nicht getötet?
möge deine Mutter kinderlos werden und deine Familie dich
verlieren ! Er erwiderte: wehe dir ! er richtete seine Augen
auf mich, sie sahen ganz so aus wie die des Gottgesandten, da
schämte ich mich, einen zu töten, der dem Gottgesandten
ähnlich war. Da sagte Sinan: her mit deinem Schwert ! Jener
reichte es ihm , er nahm es stieg vom Pferde und dachte damit
Huseins Kopf abzuschneiden; da öffnete Husein die Augen und
sah ihn an, Sinan zitterte vor Furcht, ließ das Schwert aus
der Hand fallen und ergriff die Flucht.
Ihm begegnete Schimr ben Dsul-Gauschan und sagte: dass
deine Mutter kinderlos werde und deine Familie dich verliere !
warum kommst du zurück ohne ihn getötet zu haben ? Er
antwortete: wehe dir! er öffnete seine Augen und sah mir ins
Gesicht, da dachte ich an die Tapferkeit seines Vaters und
unterließ es ihn zu töten. Schimr erwiderte: du bist ein
Feigling im Kriege , gib mir dein Schwert her, es ist keiner
passender Huseins Blut zu vergießen als ich. Er stieg vom
Pferde ab, näherte sich Husein, setzte sich rittlings auf
seine Brust und legte ihm das Schwert an die Kehle; da öffnete
er seine Augen, blickte ihn an und sprach: wehe dir! wer bist
du ? du bist hoch hinaufgestiegen. — Kennst du mich nicht ? —
Nein! — Ich bin Schimr ben Abul-Gauschan el-Dhibabi. — Und
kennst du mich nicht? — O ja, du bist Husein ben 'Ali ben Abu
Talib, dein Grossvater ist Muhammed der Gottgesandte, deine
Mutter Fatima die hehre, und dein Bruder Hasan. — Wenn du
weist, dass dies mein Rang und meine Abkunft ist, warum willst
du mich töten? — Ich hoffe dafür von dem Chalifen Jazid ben
Mu'awija die Belohnung zu bekommen. — Wehe dir! was ist dir
lieber, die Belohnung von Jazid oder die Vermittlung meines
Großvaters des Gottgesandten? — Ein Kreuzer Belohnung ist mir
lieber als dein Vater, dein Großvater, dein Bruder und deine
Mutter. — Wehe dir! wenn es unabänderlich ist, dass du mich
töten willst, so gib mir noch einen Trunk Wasser zu trinken. —
Behüte! bei Gott! du sollst kein Wasser kosten, sondern den
Tod, einen Bissen nach dem anderen, ein Stück nach dem
anderen. — Ich bitte dich um Gottes willen, willst du nicht
dein Gesicht enthüllen, damit ich dich ansehen kann? — Er nahm
seine Binde ab und siehe, er war aussätzig, hatte nur ein
Auge, eine Schnauze wie ein Hund und einen Schnurrbart wie ein
Schwein. Da sprach Husein: Ich bekenne, dass kein Gott ist
außer Allah und dass mein Großvater Muhammed der Gesandte
Gottes ist; mein Großvater der Gottgesandte hatte recht, als
er eines Tages zu meinem Vater sagte: deinen Sohn Husein wird
ein Mann töten, der einem Hunde und Schweine gleicht,
aussätzig ist und aus dem Munde riecht. — Schimr erwiderte: o
Husein, du vergleichst mich mit Hunden und Schweinen, bei
Gott! dich soll kein anderer töten als ich. Jetzt drehte er
ihn um aufs Gesicht und fing an, ihm die Adern am Halse
durchzuschneiden, wobei er sprach:
Ich töte dich heute und weiß selbst
ganz genau, (es ist kein Zwang zu dem Bekenntnis,)
dass dein Vater der beste Mensch unter der Sonne war,
der beste, der die vorgeschriebenen und auch die freiwilligen
Gebräuche beobachtete.
Ich töte dich heute und werde es bereuen,
und werde danach in der Hölle gebraten werden.
Jedesmal , wenn er ihm nun eine Ader durchschnitt , rief
Husein : o Großvater! o Abul-Casim! o Muhammed! o Vater! o Ali
o Hasan! o Fatima! o Durst! o die wenige Hilfe! Dann schnitt
ihm der Verfluchte den Kopf ab, steckte ihn auf eine hohe
Stange und rief: Gott ist groß! und die Soldaten wiederholten
dreimal: Gott ist groß!
Die Erde erbebte unter ihnen, Ost und West verfinsterte
sich, die Menschen erfasste Furcht und Zittern, vom Himmel
fielen sieben Tropfen Blut, was nur an diesem Tage geschah und
an dem Tage, an welchem Johannes der Sohn des Zacharias
getötet wurde, und eine Stimme rief vom Himmel: getötet ist,
bei Gott! der Imam, Sohn des Imam, getötet ist Husein ben
'Ali. Dies geschah am Montag den 10. Muharram.