Der Tod des Husein ...

Der Tod des Husein ben Ali und die Rache

Ein historischer Roman aus dem Arabischen

Ferdinand Wüstenfeld

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Umm Salima

Es wird von Umm Salima, der Frau des Propheten, überliefert, dass sie erzählt habe: Der Prophet lag eines Tages ausgestreckt auf dem Nacken, während Husein ihm auf dem Leibe herumkroch, der Gottgesandte hatte etwas in der Hand, was er betrachtete, wobei er anfing zu weinen und traurig zu werden ; da sprach ich zu ihm : o Gottgesandter, was ist dir? ich sehe dich weinen und in Trauer. Er antwortete: o Umm Salima , dies ist Staub , den mir Gabriel aus einem Lande Namens Kerbela gebracht hat, bewahre ihn bei dir auf in einer Flasche und wenn du siehst, dass er zu frischem Blute wird, so wisse, dass mein Sohn Husein getötet ist. Sie erzählt weiter: Ich nahm ihm also den Staub aus der Hand und tat ihn in eine Flasche, und als Husein nach Trak auszog, sah ich alle Tage und Nächte nach der Flasche; am Abend des Tages 'Aschura (10. Muharram 61) kam ich, um nach der Flasche zu sehen, da war frisches Blut darin und ich wusste nun, dass Husein getötet sei. Als die Nacht sich über mich ausbreitete und ich mein Lager aufsuchte, erschien mir der Gottgesandte, er hatte den Kopf mit Staub bestreut ; da sprach ich zu ihm: o Gottgesandter, mein Leben für dich! was ist mir? ich sehe dich mit Staub bestreut. Er antwortete: »o Umm Salima , soeben habe ich das Begräbnis meines Sohnes Husein und 'meiner Angehörigen vollendet«. Ich erwachte mit Schrecken und Furcht und hörte ein gewaltiges Krachen in Medina und sagte zu meiner Sklavin Sauda: o wehe I geh hinaus und sieh zu , was passiert ist und was dies gewaltige Krachen bedeutet. Die Sklavin ging hinaus, auf die Strasse, da hörte sie die Stimme einer leise flüsternden 'Ginnin, die sprach:

Ach! lass, o Auge, die Thränen reichlich über meine Backen fliessen,
denn wer wird nach mir über die Märtyrer weinen?
Über eine Reihe von Familiengliedern, die der Tod weggeführt hat
bis auf einen standhaften, der aber zum Regieren noch zu schwach ist.

Da antwortete ihr eine andere 'Ginnin:

Der Prophet streicht über seine (Huseins) Stirn,
ein Glanz liegt über seinen Wangen.
Sein Vater war der höchste unter den Kureisch
und sein Großvater der beste der Großväter.
Sie sind mit Lanzen auf ihn eingedrungen,
die schlechtesten der Geschöpfe und der Ankömmlinge.
Sie haben ihn mit Unrecht getötet, wehe ihnen!
sie werden dafür ewig in der Hölle wohnen.

Die Sklavin kehrte zu Umm Salima zurück und erzählte ihr, was sie gehört hatte, da legte sie ihre Hand auf ihren Scheitel und rief: oh Husein! oh Hasan! — Umm Salima hatte die Fatima gross gezogen. — Die Leute kamen nun herbeigeeilt und fragten sie : was ist vorgefallen, o Mutter der Gläubigen ? Sie antwortete : bei Gott ! mein Sohn Husein ist getötet. — Woher weist du das? — Lieben Leute, diesen Staub aus einem Lande Namens Kerbela hat mir der Gottgesandte übergeben mit den Worten : »wenn er zu frischem Blute wird, so wisse, dass mein Sohn Husein getötet ist«; bei Gott! der Gottgesandte hat mir nie die Unwahrheit gesagt und die Offenbarung hat ihn nie getäuscht; nun ist dieser Staub zu frischem Blute geworden. — Als sie dies sahen, zerrissen sie ihre Tücher, streuten Staub auf ihre Köpfe und liefen zum Grabe des Gottgesandten, um ihn um Hülfe für seinen Sohn Husein zu bitten.

Abu Michnaf erzählt: Sie zogen mit dem Kopfe bis el-Haccaca, gingen nach Takrit hinüber und schrieben an den dortigen Kommandanten, ihnen entgegen zu kommen, weil sie den Kopf des Husein ben Ali ben Abu Talib mit sich führten. Als er den Brief gelesen hatte, ließ er die Fahnen entfalten und die Stadt schmücken und die Leute von allen Seiten aus allen Stämmen herbeirufen. Er zog hinaus und ging ihnen entgegen und alle, die danach fragten, erhielten zur Antwort, dies sei der Kopf eines Rebellen, der in 'Irak im Lande Kerbela aufgestanden, aber von dem Emir Obeidallah ben Zijad getötet sei, welcher nun den Kopf an den Chalifen Jazid ben Muawija nach Damascus schicke. Da sprach ein christlicher Mann: lieben Leute, ich war in Kufa, als dieser Kopf ankam, es ist nicht der Kopf eines Rebellen, sondern der Kopf des Husein ben 'Ali ben Abu Talib, dessen Mutter die hehre Fatima die Tochter des Gottgesandten Muhammed ben Abdallah war. Als die Christen dies hörten, griffen sie nach den Stangen zum Läuten , die Mönche versammelten sich , schlössen die Kirche aus Hochachtung vor ihm und sprachen: Herr unser Gott! wir teilen vor dir nicht die Schuld dieser Leute, welche den Sohn der Tochter ihres Propheten getötet haben. — Da sie dies hörten, gingen sie mit dem Kopfe nicht zu ihnen hinein, sondern zogen von Takrit ab, schlugen den Weg durch die Wüste ein, kamen an dem Kloster des 'Orwa (L dann an Caliba) und Wadi el-Nachla vorüber und lagerten sich für die Nacht. Da hörten sie, wie die 'Ginnen über Husein weinten, sich auf die Backen schlugen und dieses Klaglied anstimmten:

Ihr Ginnen-Frauen helfet den Häschimitischen Frauen!
Die beherzten Töchter Ahmeds des auserwählten weinen,
und stöhnen und klagen um die Toten in den Häusern der Fatimiden.
Sie kleiden sich in schwarze Kleider, die Kleidung der vom Unglück betroffenen,
und schlagen ihre Backen wie Dinare so blank.
Sie beklagen Husein, und schwer sind diese Schicksalschläge,
Husein den Sohn des heiligen 'Alf, Mittags irren sie durch die Wüsten.

Dann reisten sie fort von Wadi el-Nachla, nahmen den Weg über (den Berg) Barimmä und weiter, bis sie nach einer Stadt Namens Labta kamen , die gut gebaut und volkreich ist ; gegenüber liegt eine andere Stadt Namens Barschabad mit vielen Einwohnern: die verschleierten Frauen kamen aus ihren Gemächern, die alten und jungen Männer betrachteten den Kopf Huseins und beteten für ihn und für seinen Vater, Großvater, Bruder und für seine Mutter, verfluchten ihre Mörder und noch mehr diejenigen , welche sie gefangen genommen hatten und nannten sie die Mörder der Kinder der Propheten. Als sie dies hörten, schickten sie in die Stadt und Hessen sie zerstören, dann zogen sie von Wadi Labta (L Lubna) ab, bis sie bei el-Kuheil^) lagerten und in das Gebiet des Stammes 'Guheina kamen, und schickten zu dem Stadthalter von Mosul, dass er ihnen entgegen kommen möchte, weil sie den Kopf des Husein ben 'AK mit sich führten. Chälid ben el-Naschit, welcher damals dort Emir war, Hess die Fahnen entfalten, die Stadt schmücken und die Menschen von allen Seiten zusammenrufen und zog ihnen sechs Meilen weit entgegen. Die Leute fragten einer den anderen: was ist das für eine Geschichte ? und man sagte ihnen, dies sei der Kopf eines Rebellen, der sich in 'Irak an dem Orte Kerbela empört habe und von Obeidallah ben Zijäd getötet sei. Einer aber unter ihnen sprach: ihr Leute, ich habe die wahre Geschichte dieses Kopfes erfahren, es ist nicht der Kopf eines Rebellen, sondern der Kopf des Husein ben 'Ali ben Abu Talib. Als sie diese Worte hörten, fingen sie an zu schreien, es sammelten sich 4000 Mann von den Aus und Chazra'g und sagten: dies ist der Kopf unseres Verwandten, des Sohnes der Tochter unseres Propheten Muhammed; sie verbündeten sich durch einen Schwur, dass sie ihren Emir Chalid ben el-Naschit, Chaulä ben Jazid el-Agbahi, Schimr ben Dsul-'Gauschan und ihr ganzes Corps töten, ihnen den Kopf Huseins abnehmen und bei sich begraben wollten, um dadurch bis zum Tage der Auferstehung Ansehen und Ruhm zu erlangen , indem sie sagten : ihr Leute, Unglauben nach dem Glauben ? oder Zweifel nach der Gewissheit? oder Irre nach dem rechten Wege? und sie riefen ihre Söhne und Töchter (L Väter) zusammen.

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