Umm Salima
Es wird von Umm Salima, der Frau des Propheten,
überliefert, dass sie erzählt habe: Der Prophet lag eines
Tages ausgestreckt auf dem Nacken, während Husein ihm auf dem
Leibe herumkroch, der Gottgesandte hatte etwas in der Hand,
was er betrachtete, wobei er anfing zu weinen und traurig zu
werden ; da sprach ich zu ihm : o Gottgesandter, was ist dir?
ich sehe dich weinen und in Trauer. Er antwortete: o Umm
Salima , dies ist Staub , den mir Gabriel aus einem Lande
Namens Kerbela gebracht hat, bewahre ihn bei dir auf in einer
Flasche und wenn du siehst, dass er zu frischem Blute wird, so
wisse, dass mein Sohn Husein getötet ist. Sie erzählt weiter:
Ich nahm ihm also den Staub aus der Hand und tat ihn in eine
Flasche, und als Husein nach Trak auszog, sah ich alle Tage
und Nächte nach der Flasche; am Abend des Tages 'Aschura (10.
Muharram 61) kam ich, um nach der Flasche zu sehen, da war
frisches Blut darin und ich wusste nun, dass Husein getötet
sei. Als die Nacht sich über mich ausbreitete und ich mein
Lager aufsuchte, erschien mir der Gottgesandte, er hatte den
Kopf mit Staub bestreut ; da sprach ich zu ihm: o
Gottgesandter, mein Leben für dich! was ist mir? ich sehe dich
mit Staub bestreut. Er antwortete: »o Umm Salima , soeben habe
ich das Begräbnis meines Sohnes Husein und 'meiner Angehörigen
vollendet«. Ich erwachte mit Schrecken und Furcht und hörte
ein gewaltiges Krachen in Medina und sagte zu meiner Sklavin
Sauda: o wehe I geh hinaus und sieh zu , was passiert ist und
was dies gewaltige Krachen bedeutet. Die Sklavin ging hinaus,
auf die Strasse, da hörte sie die Stimme einer leise
flüsternden 'Ginnin, die sprach:
Ach! lass, o Auge, die Thränen reichlich über meine Backen
fliessen,
denn wer wird nach mir über die Märtyrer weinen?
Über eine Reihe von Familiengliedern, die der Tod weggeführt
hat
bis auf einen standhaften, der aber zum Regieren noch zu
schwach ist.
Da antwortete ihr eine andere 'Ginnin:
Der Prophet streicht über seine (Huseins) Stirn,
ein Glanz liegt über seinen Wangen.
Sein Vater war der höchste unter den Kureisch
und sein Großvater der beste der Großväter.
Sie sind mit Lanzen auf ihn eingedrungen,
die schlechtesten der Geschöpfe und der Ankömmlinge.
Sie haben ihn mit Unrecht getötet, wehe ihnen!
sie werden dafür ewig in der Hölle wohnen.
Die Sklavin kehrte zu Umm Salima zurück und erzählte ihr,
was sie gehört hatte, da legte sie ihre Hand auf ihren
Scheitel und rief: oh Husein! oh Hasan! — Umm Salima hatte die
Fatima gross gezogen. — Die Leute kamen nun herbeigeeilt und
fragten sie : was ist vorgefallen, o Mutter der Gläubigen ?
Sie antwortete : bei Gott ! mein Sohn Husein ist getötet. —
Woher weist du das? — Lieben Leute, diesen Staub aus einem
Lande Namens Kerbela hat mir der Gottgesandte übergeben mit
den Worten : »wenn er zu frischem Blute wird, so wisse, dass
mein Sohn Husein getötet ist«; bei Gott! der Gottgesandte hat
mir nie die Unwahrheit gesagt und die Offenbarung hat ihn nie
getäuscht; nun ist dieser Staub zu frischem Blute geworden. —
Als sie dies sahen, zerrissen sie ihre Tücher, streuten Staub
auf ihre Köpfe und liefen zum Grabe des Gottgesandten, um ihn
um Hülfe für seinen Sohn Husein zu bitten.
Abu Michnaf erzählt: Sie zogen mit dem Kopfe bis el-Haccaca,
gingen nach Takrit hinüber und schrieben an den dortigen
Kommandanten, ihnen entgegen zu kommen, weil sie den Kopf des
Husein ben Ali ben Abu Talib mit sich führten. Als er den
Brief gelesen hatte, ließ er die Fahnen entfalten und die
Stadt schmücken und die Leute von allen Seiten aus allen
Stämmen herbeirufen. Er zog hinaus und ging ihnen entgegen und
alle, die danach fragten, erhielten zur Antwort, dies sei der
Kopf eines Rebellen, der in 'Irak im Lande Kerbela
aufgestanden, aber von dem Emir Obeidallah ben Zijad getötet
sei, welcher nun den Kopf an den Chalifen Jazid ben Muawija
nach Damascus schicke. Da sprach ein christlicher Mann: lieben
Leute, ich war in Kufa, als dieser Kopf ankam, es ist nicht
der Kopf eines Rebellen, sondern der Kopf des Husein ben 'Ali
ben Abu Talib, dessen Mutter die hehre Fatima die Tochter des
Gottgesandten Muhammed ben Abdallah war. Als die Christen dies
hörten, griffen sie nach den Stangen zum Läuten , die Mönche
versammelten sich , schlössen die Kirche aus Hochachtung vor
ihm und sprachen: Herr unser Gott! wir teilen vor dir nicht
die Schuld dieser Leute, welche den Sohn der Tochter ihres
Propheten getötet haben. — Da sie dies hörten, gingen sie mit
dem Kopfe nicht zu ihnen hinein, sondern zogen von Takrit ab,
schlugen den Weg durch die Wüste ein, kamen an dem Kloster des
'Orwa (L dann an Caliba) und Wadi el-Nachla vorüber und
lagerten sich für die Nacht. Da hörten sie, wie die 'Ginnen
über Husein weinten, sich auf die Backen schlugen und dieses
Klaglied anstimmten:
Ihr Ginnen-Frauen helfet den Häschimitischen Frauen!
Die beherzten Töchter Ahmeds des auserwählten weinen,
und stöhnen und klagen um die Toten in den Häusern der
Fatimiden.
Sie kleiden sich in schwarze Kleider, die Kleidung der vom
Unglück betroffenen,
und schlagen ihre Backen wie Dinare so blank.
Sie beklagen Husein, und schwer sind diese Schicksalschläge,
Husein den Sohn des heiligen 'Alf, Mittags irren sie durch die
Wüsten.
Dann reisten sie fort von Wadi el-Nachla, nahmen den Weg
über (den Berg) Barimmä und weiter, bis sie nach einer Stadt
Namens Labta kamen , die gut gebaut und volkreich ist ;
gegenüber liegt eine andere Stadt Namens Barschabad mit vielen
Einwohnern: die verschleierten Frauen kamen aus ihren
Gemächern, die alten und jungen Männer betrachteten den Kopf
Huseins und beteten für ihn und für seinen Vater, Großvater,
Bruder und für seine Mutter, verfluchten ihre Mörder und noch
mehr diejenigen , welche sie gefangen genommen hatten und
nannten sie die Mörder der Kinder der Propheten. Als sie dies
hörten, schickten sie in die Stadt und Hessen sie zerstören,
dann zogen sie von Wadi Labta (L Lubna) ab, bis sie bei
el-Kuheil^) lagerten und in das Gebiet des Stammes 'Guheina
kamen, und schickten zu dem Stadthalter von Mosul, dass er
ihnen entgegen kommen möchte, weil sie den Kopf des Husein ben
'AK mit sich führten. Chälid ben el-Naschit, welcher damals
dort Emir war, Hess die Fahnen entfalten, die Stadt schmücken
und die Menschen von allen Seiten zusammenrufen und zog ihnen
sechs Meilen weit entgegen. Die Leute fragten einer den
anderen: was ist das für eine Geschichte ? und man sagte
ihnen, dies sei der Kopf eines Rebellen, der sich in 'Irak an
dem Orte Kerbela empört habe und von Obeidallah ben Zijäd
getötet sei. Einer aber unter ihnen sprach: ihr Leute, ich
habe die wahre Geschichte dieses Kopfes erfahren, es ist nicht
der Kopf eines Rebellen, sondern der Kopf des Husein ben 'Ali
ben Abu Talib. Als sie diese Worte hörten, fingen sie an zu
schreien, es sammelten sich 4000 Mann von den Aus und Chazra'g
und sagten: dies ist der Kopf unseres Verwandten, des Sohnes
der Tochter unseres Propheten Muhammed; sie verbündeten sich
durch einen Schwur, dass sie ihren Emir Chalid ben el-Naschit,
Chaulä ben Jazid el-Agbahi, Schimr ben Dsul-'Gauschan und ihr
ganzes Corps töten, ihnen den Kopf Huseins abnehmen und bei
sich begraben wollten, um dadurch bis zum Tage der
Auferstehung Ansehen und Ruhm zu erlangen , indem sie sagten :
ihr Leute, Unglauben nach dem Glauben ? oder Zweifel nach der
Gewissheit? oder Irre nach dem rechten Wege? und sie riefen
ihre Söhne und Töchter (L Väter) zusammen.