Widerstand auf der Reise
Abu Michnaf sagt: Jemand, der an jenem Tage in Mosul war,
hat mir erzählt, es seien von dort 30000 Reiter ausgezogen,
die sich auf dem Wege aufstellten, um sie zu erwarten. Die
anderen erfuhren dies und kamen der Stadt nicht nahe, sondern
nahmen ihren Weg über Teil A'far (Telja'far), dann über den
Berg von Sin'gär und marschierten fort bis nach Nisibis, wo
sie ein Lager bezogen und die Köpfe und die Gefangenen zur
Schau umherführten. Als Zeinab die Tochter Huseins dies sah,
brach sie in ein lautes Weinen aus und sprach:
Werden wir unter den Menschen mit Gewalt umhergeführt?
und unser Vater ist der, welchem der Allmächtige die
Offenbarung gegeben hat.
Ihr versündigt euch durch euren Unglauben an dem Herrn der
Schöpfung und seinem Propheten,
als wäre in langer Zeit ein Gesandter nicht zu euch gekommen.
Zu Schanden mache euch der Gott der Schöpfung, ihr schlechtes
Volk!
euch steht in der Hölle ein langer Tag des Gerichtes bevor.
Abu Michnaf sagt: Von Nisibis marschirten sie über 'Ain
el-warda weiter auf dem Wege nach Bagarma, bogen bei Rakka ab,
setzten unterhalb Balis über den Euphrat und schrieben an den
Präfekten von Haleb ihnen entgegen zu kommen, weil sie den
Kopf Huseins mit sich führten. Als er den Brief gelesen hatte,
befahl er die Fahnen zu entfalten, ging ihnen mit Trompeten
und Pauken entgegen, Hess den Kopf umherführen und zog mit ihm
durch das Thor Arbain in die Stadt ein, wo er in der Sattler -
Strasse auf eine Lanze gesteckt von Sonnenuntergang bis zum
anderen Morgen ausgestellt ward. Die Gottesfürchtigen und
Einsichtigen beteten für Husein, seinen Vater, Grossvater und
Bruder, während das gemeine Volk unter dem Kopfe stand und
rief: dies ist der Kopf des Rebellen, welcher im Lande Irak
sich gegen Jazid ben Mu'awij.a empört hat. — Abu Michnaf sagt:
diese Strasse, in welcher der Kopf ausgestellt Avar, kann bis
auf unsere Tage niemand passieren, ohne dass ihm ein Bedürfnis
ankäme. — Sie verlebten die Nacht in Haleb, indem sie sich in
Wein berauschten, und reisten am Morgen weiter. Damals fing
Zein el-'Abidin 'Ali ben Husein an zu weinen und sprach:
Wüsste ich doch , ob der , welcher sorglos im Dunkel
die Nacht zubringt, von den Schlägen des Schicksals frei
bleibt!
Ich bin vom Geschlecht des Propheteu , mein Recht erlischt
nicht
verloren unter den Schaaren der Barbaren.
Sie kamen nach Kinnisrm, einer sehr wohlhabenden und
volkreichen Stadt. Bei der Nachricht von ihrer Annäherung
schlössen die Einwohner die Thore, (L stiegen auf die Mauer)
und fingen an auf sie zu schimpfen und zu fluchen und mit
Steinen nach ihnen zu werfen, indem sie sagten: ihr Mörder
Huseins, bei Gott ! ihr werdet unsere Stadt nicht betreten und
wenn wir insgesamt getötet würden. Als sie dies sahen, zogen
sie ab. — Abu Michnaf sagt: Da hub Umni Kulthüm an und sprach:
Wie lange noch wollt ihr uns die bloßen Sättel auflegen,
als gehörten wir zu den Töchtern der Griechen im Lande?
War nicht mein Großvater der Gottgesandte? wehe euch!
er war es, welcher euch genau den rechten Weg gezeigt hat.
O schlechtes Volk! möge eurer Leitung kein anderer Schutz
zu Teil werden als eine Strafe, wie sie einen Faulenzer
vernichtet. Sie kamen nach Ma'arra el-Nu'man, da gingen ihnen
die Einwohner entgegen, öffneten die Thore, schickten ihnen
Schlachtvieh und brachten ihnen Essen und Trinken; sie blieben
einen Tag, aßen und tranken und zogen dann von ihnen fort und
lagerten bei Schibur. Hier lebte ein alter Mann , welcher noch
unter Othman ben 'Affan gedient hatte, der versammelte die
Einwohner von Schibur und sprach: ihr Leute, dies ist der Kopf
des Husein ben 'Ali ben Abu Talib, welchen diese ungerechten
Ungläubigen getötet haben. Da schworen sie, dass sie ihnen den
Übergang nach ihrer Stadt nicht gestatten wollten, sie brachen
die Brücke ab, legten Feuer an und griffen zu den Schwertern
und Schilden. Als die anderen dies sahen, kamen sie nicht
näher, sondern wandten sich nach Osten. — Jazid, welcher davon
benachrichtigt wurde, ließ den dortigen Verwalter gefänglich
einziehen und ihm alles, was er an Vermögen, Liegenschaften u.
d. gl. besaß, wegnehmen.
Sie marschierten nach Kafartab, einer kleinen Festung,
deren Besatzung ihnen die Thore vor ihren Augen schloss;
Chaula begab sich zu ihnen und redete sie an: seid ihr uns
nicht Gehorsam schuldig? Sie antworteten: allerdings. — So
öffnet uns das Thor und gebt uns Wasser zu trinken. — Bei
Gott! wenn wir sämtlich getötet würden, wir würden euch nicht
einen Tropfen zu trinken geben, weil ihr Husein und seine
Begleiter vom Wassertrinken abgehalten und durch Durst getötet
habt. — Da gingen sie nach Scheizar hinüber.
Abu Michnaf sagt : 'Ali ben Husein sprach:
Die Barbaren herrschen und damit sind die Araber nicht
zufrieden,
und dem Kopfe des Volkes geht der Schwanz voran.
O den Männern, und was die Zeit wunderbares gebracht hat,
was in der Folge noch wunderbar bleiben wird.
Die Familie des Gesandten auf bloßen Sätteln,
und die Familie Marwans reitet auf stolzen Kamelen.
Abu Michnaf sagt: Da versammelten sich die Einwohner von
Scheizar alt und jung und einige sagten: lieben Leute! Gott
verabscheuet den Aufruhr und dieser Kopf ist schon durch die
anderen Städte gekommen, ohne dass sich jemand widersetzt hat,
so lasst ihn auch durch unsere Stadt führen; dagegen
erwiderten die jüngeren Männer: verdammt seid ihr und euer
Vorschlag! bei Gott, das wird niemals geschehen, oder wir
werden bis auf den letzten Mann getötet. Sie griffen nach den
Schwertern und befestigten sie in die Gehenke, nach den
Schilden und hingen sie über die Schultern und nach den Lanzen
und steckten sie an den Knien fest, und als die Alten dies
sahen, widersprachen sie nicht weiter und besetzten die
Brücke. Chaula versuchte noch sie zu überreden davon
abzustehen, aber sie griffen mit den Waffen an , er rief seine
Leute herbei , es kam zu einem heftigen Kampfe, worin Chaula
86 Mann, die von Scheizar 5 Mann verloren. Umm Kulthum fragte
nach dem Namen der Stadt, man nannte ihr Scheizar, da sprach
sie: Gott möge ihren Trunk versüßen, den Preis ihres Getreides
gering werden lassen und sie aus den Händen ihrer Unterdrücker
befreien. — Abu Michnaf setzt hinzu : und wenn die Welt von
Tyrannei und Unrecht ganz voll wäre, so lasse er ihnen nur
Gutes lind Gerechtes zu Teil werden!
Sie kamen nach Hamat, da schlössen ihnen die Einwohner die
Thore vor ihren Augen, besetzten die Mauern und sprachen: wir
haben uns durch einen Eid verbunden , dass niemand zu uns
hereinkommen soll. Deshalb zogen sie weiter nach den beiden
Rakka und schrieben an den Kommandanten von Himc ihnen
entgegen zu kommen, weil sie den Kopf des Husein ben 'Ali mit
sich führten. Der dortige Emir war (L ein Bruder des) Chalid
ben el-Naschit; als er das Schreiben gelesen hatte, ließ er
die Fahnen entfalten und ging ihnen drei Meilen weit entgegen;
sie trugen den Kopf auf der Lanze zur Schau und kamen damit
bis Himc; am Stadttore entstand ein Gedränge, die Leute warfen
mit Steinen, sodass 26 Mann am Thore tot blieben. Sie wandten
sich nun nach dem östlichen Thore , das wurde ihnen vor den
Augen geschlossen und man sagte ihnen: ihr Leute! Unglauben
nach dem Glauben? oder Irrweg nach dem rechten Wege ? der Kopf
Huseins des Sohnes der Tochter unseres Propheten sollte durch
unsere Stadt geführt werden? das wird niemals geschehen. Sie
brachten ihn zurück bis an das Tadmor-Thor und zogen hier mit
ihm ein, die Standarten und Fahnen voran. Bei der Kirche St.
Georgs, wo die Wohnung (des Bruders) des Chalid ben el-Naschit
war, wurde Halt gemacht, die Thoren und Übelgesinnten
klatschten in die Hände, drückten ihre Freude aus und sagten :
dies ist der Kopf des Rebellen, der sich gegen den Chalifen
Jazid ben Muawija empört hat.
Sie kamen dann bis nach Suk el-Ta'am »dem Getreidemarkt«
und zogen nach Charschana; als die Einwohner hiervon Nachricht
erhielten, verschworen sie sich, Chaula und Schimr zu töten
und ihnen den Kopf wegzunehmen, dies kam den anderen zu Ohren
, sie betraten die Stadt nicht, sondern nahmen den Weg längs
dem See hin und schrieben an den Kommandanten von Balabeck
ihnen entgegen zu kommen, weil sie den Kopf des Husein ben
'Ali mit sich führten. Er befahl die Standarten zu entfalten
und die Stadt zu schmücken und ließ die Leute von allen Ecken
und Enden herbeirufen. Sie nahmen wohlriechende Sachen, Zucker
und Wasser mit sich, gingen ihnen sechs Meilen weit entgegen,
bestrichen die Köpfe ihrer Pferde mit den wohlriechenden
Sachen, reichten den Leuten Wein mit Zucker zum Trinken und
Messen vor ihnen Mädchen mit Tamburinen auftreten. Umm Kulthum
fragte nach dem Namen der Stadt, man nannte ihr Ba'labeck und
sie sprach: Gott vernichte ihre grünen Fluren, versüße ihnen
einen Trunk nicht, lasse das Getreide bei ihnen nicht billig
werden und befreie sie nicht aus den Händen der Unterdrücker!
Der Verfasser setzt hinzu: und wenn die Welt ganz mit Gutem
und Gerechtem erfüllt wäre, so lasse er ihnen nur Tyrannei und
Unrecht zu Teil werden !