Der Tod des Husein ...

Der Tod des Husein ben Ali und die Rache

Ein historischer Roman aus dem Arabischen

Ferdinand Wüstenfeld

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Zelte werden angezündet

Abu Michnaf sagt: Als die Frauen des Propheten ihre Klagen erhoben und heftig weinten , schrie Omar ben Sa'd: umzingelt ihre Zelte und legt Feuer daran! und ein anderer rief: wir haben die Beute von ihnen nicht nötig, verbrennt die Zelte und die darin sind! Es war aber ein Mann unter ihnen, der mit der heiligen Familie Mitleid fühlte, der sprach: o Ihn Sa'd, ist es dir nicht genug, was du getan hast? du hast Husein, seine Angehörigen und seine Hilfsgenossen getötet, nun willst du die Frauen und Kinder aus Muhammeds Familie verbrennen? gewiss, du beabsichtigst etwas, wodurch wir leicht aus Himmel und Erde verschwinden könnten. Da gab er Befehl, die Zelte zu plündern. Zeinab, die Tochter 'Ali's, erzählt: Ich stand in dieser Zeit an der Seite des Zeltes und war in Verzweiflung und wusste nicht, was wir machen sollten, da trat ein blauäugiger Mann herein und nahm alles, was in dem Zelte war, an sich; er betrachtete 'Ali, Huseins Sohn, der krank war und auf einer Decke hingestreckt lag, alsbald zog er die Decke unter ihm weg und warf ihn auf die bloße Erde; dann wandte er sich zu mir, nahm mir den Schleier vom Kopfe und bemerkte die Ohrringe in meinen Ohren, da legte er Hand an, bis er sie herausgezogen hatte, und dabei weinte er. Ich sprach zu ihm: verwünsche dich Gott! was bist du für ein alter Mann, du beraubst mich und weinst dabei. Er erwiderte: Ja, ich weine über das, was, wie ich sehe, über euch gekommen ist. — So beraube mich nicht, dann brauchst du nicht zu weinen. — Ich fürchte , wenn ich es zurücklasse, wird es ein anderer nehmen. — Was willst du? möge dir Gott beide Hände und Füße abhauen und dich im Feuer verbrennen in dieser Welt vor der zukünftigen! — Abu Michnaf sagt: Nach Jahr und Tag, als el-Muchtar ben Abu 'Obeid el-Thakefi im Gebiete von Kufa auftrat, um für das Blut Huseins Rache zu nehmen, fiel Chaula ben Jazid el-Acbahi, dies war jener Mann, in seine Hände, und als er vor ihn geführt wurde, fragte er ihn: was hast du am Tage von Taff-Kerbela getan? Er antwortete: Ich habe weiter nichts getan, als dass ich unter 'Ali ben Husein die Decke, worauf er schlief, weggenommen und Zeinab, 'Alis Tochter, ihren Schleier und die Ohrringe, welche sie in den Ohren hatte, geraubt habe. — Du Feind Gottes, was hättest du noch schlimmeres tun können als dies? und hast du etwas gehört, was sie zu dir sagte ? — Ich habe von ihr nichts gehört als den Ausruf: möge dir Gott beide Hände und Füße abhauen und dich im Feuer verbrennen in dieser Welt vor der zukünftigen ! — Da sprach Muchtar: bei Gott! ihr Gebet soll nicht unerfüllt bleiben. Er befahl dann , ihm Hände und Füße abzuhauen und ihn im Feuer zu verbrennen ; und so geschah es.

Abu Michnaf sagt: Einige näherten sich 'Ali ben Husein, um ihn zu töten, andere traten dazwischen und sprachen: ihr Leute, dieser junge Bursch ist noch nicht mannbar und es ist euch nicht erlaubt ihn zu töten, und sie wehrten es ihnen. Als Umm Kulthum dies sah, weinte sie heftig und begann:

Das Schicksal bringt mich zum Lachen und zum Weinen,
das Schicksal ist veränderlich und wandelbar.
Frag unter uns nach neunen, sie liegen hingestreckt
bei Taff und sind den Leichentüchern verfallen;
Und sechs, für welche keine Vergeltung erfolgt ist,
die Söhne 'Akil's, die besten Ritter;
Und der Mann 'Aun sammt seinem Bruder,
das Andenken au sie erregt meine Trauer.
Sie waren wie zwei Widder am Morgen des Zusammenstoßes,
wenn ein Horn auf die anderen stößt.
Wer ist erfreut über das, was uns betrübt,
oder einst schadenfroh über das, was mich traurig macht?
Wir sind erniedrigt, nachdem wir in Ansehen gestanden haben,
nun kann ich das Unrecht nicht abwenden, jetzt da es über uns kommt.

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