Vorwort
Die hiesige Universitäts-Bibliothek hat durch Vermittlung
des Herrn Professor de Lagarde von Herrn Oberbibliothekar Dr.
Spitta in Cairo einige Arabische Handschriften erworben.
1. Ein schönes Exemplar der durch Enger's Ausgabe bekannten
Constitutiones politicae des Mawardi, 1853.
2. Eine zweite Abkürzung der Geschichte der Frommen von Abu
Nu'aim el-Ispahani, 196 Blatter in Quart, sehr deutliche
Schrift, correct und mit vielen Vocalen; die erste Lage, aus
sechs Blättern bestehend, ist von einer späteren Hand ergänzt,
und ohne Vocale, die zweite Lage von zehn Blattern fehlt. Nach
einer kurzen Doxologie von zwei Zeilen, beginnt der Verfasser
sogleich mit der Klarstellung des Verhältnisses des
Hauptwerkes zu dem ersten und zu diesem abermaligen Auszuge:
Damit kann Ha'gi Chalfa Lex. bibl. No. 4624. 7765 und 114
verglichen werden. Der Verfasser Abu Ishak Ibrahim ben
Muhammed ben Ahmed ben Abd el-Karim el-Rakm, wie nun statt
el-Rommi an zwei Stellen bei Ha'gi Chalfa unzweifelhaft zu
lesen ist, starb im J. 703. In diesem wiederholten Auszuge
sind die Ketten der Überlieferer, aber auch fast alles
Biographische weggelassen, so dass nur Legenden, moralische
Erzahlungen, religiöse Sentenzen von und über die betreffenden
Personen übrig geblieben, auch ist die Anordnung des
Hauptwerkes gänzlich verändert und hat große Ähnlichkeit mit
dem Fragmente in dem Leidener Codex 891, wie es .... Catalog.
Codd. Lugd. Bat. Vol. V. pag. 223 — 224 beschrieben hat, wo Z.
10 anstatt ... zu lesen ist .... Besessene, Überspannte,
Geisteskranke, welche noch jetzt im Orient für Heilige
gehalten werden.
3. ....ist das von Hagi Chalfa No. 13442 aufgeführte Werk
nach Flügel's Übersetzung: Praecepta rectam viam post errorem
monstrantia de re traditionaria, auctore Zobeir ben Bekkar (f
256), nur wurde man den Titel kurz durch „gottliche Fügungen"
oder bloss durch „Ereignisse" wieder zu geben haben und de re
traditionaria ist vielleicht nur als Vermuthung von Ha'gi
Chalfa, der das Buch nicht selbst gesehen hat, hinzugesetzt,
denn davon ist keine Rede. Viel wahrscheinlicher ist es mir
aber, dass der Titel el-Muwaffakijat, mag er von el-Zubeir
oder von dessen Schüler (s. unten) herruhren, als Dedication
an den Prinzen el-Muwaffak, den Sohn des Chalifen
el-Mutawakkil. gewählt wurde. Wir haben nun zwar nur die
letzten Abschnitte des Werkes vor uns und der obige Titel ist
aus der Unterschrift von einer neuen Hand vorgesetzt und damit
ein älterer Titel zugeklebt, von welchem man durchscheinend
noch die Worte „Sammlung von Erzahlungen" erkennen kann. Ich
halte indess .... für den richtigen Titel und el-Zubeir ben
Bakkar (vgl. unten VII, 44) für den eigentlichen Verfasser, da
die meisten Erzahlungen mit den Worten beginnen : ... Also
el-Zubeir trug das Werk vor, sein Schuler (Abul-Hasan, wie er
in der Unterschrift heisst) Ahmed ben Sa'id el-Dimaschki
schrieb es nach und von Abu Abdallah Ibn el-Katib el-Dimaschkf
wurde es mit einigen Erlauterungen herausgegeben, indem die
fünf Bande des Abul-Hasan von Abu Abdallah in 19 Theile
zerlegt waren. Von diesen enthalt unser Codex auf 300 Seiten
in Quart die letzten vier 16 —19 mit folgenden Unterschriften:
...
Diese Unterschriften sind ohne diacritische Punkte in so
raschen Zügen geschrieben, dass z. B. das vor .... in der
ersten und letzten nur ein Anhängsel des vorigen Wortes ist
und desshalb von dem Schreiber des Titels übersehen wurde; in
der zweiten und dritten steht, weil am Anfange der Zeile,
deutlich qj! ; in der Jahreszahl 594 (oder 574) fehlt das >
Der Codex selbst ist sehr deutlich geschrieben und viel
vocalisirt, aber doch nicht ganz correct, ungeachtet er nach
der Abschrift noch einmal verglichen und hier und da
verbessert wurde; neben der letzten Unterschrift steht am
Rande: ... Der Grammatiker Abu Muhammed Abdallah ben Ahmed Ibn
el-Chaschschab el-Bagdadl starb im J. 567; vergl. Ibn
Challikan vit. No. 357.
Was nun den Inhalt betrifft, so besteht derselbe aus
historischen Erzahlungen, welche glaubwürdig überliefert sind,
mit vielen Versen und ganzen Gedichten untermischt, die ich
für acht halte. Manche Erzahlungen sind sehr ausführlich, z.
B. das Leben des Dichters Hatim el-Taij auf 35 Seiten, welches
einige grössere Stellen mit dem Kitab elagani gemeinsam hat,
weil beiden dieselbe Quelle zum Grunde lag, die Gedichte sind
hier aber noch vollständiger, als in dem 1872 in London
erschienenen Diwan.
4. Mit dem vorigen zusammengebunden ist ein Theil des
Diwans des Ibn Ha'g'ga'g ... Auf dem Titel steht ..., was man
auch lesen konnte, mir ist dieser Beinamen unbekannt. Der
Dichter Abu Abdallah el-Husein ben Ahmed Ibn Ha'gga'g gest. im
J. 391 (Ibn Challikan vit. No. 191. Ha'gi Chalfa lexic. No.
5174) wird mit Amrul-Keis auf eine Stufe gestellt; die
Sammlung seiner Gedichte soll aus zehn Banden bestanden haben,
von denen unser Codex auf 218 Seiten in Quart die auf die
Buchstaben -b bis j reimenden enthalt, sie zeichnen sich durch
Humor und Satire aus, die zuweilen nur mehr als derb ist. Von
den Proben, welche Ibn Challikan liefert, fallt nach den
Reimbuchstaben keine in die uns hier erhaltene Reihe; zwar
kommen in No. 783 Fase. IX. pag. 106 zwei Verse des Hibatallah
Ibn el-Talmids auf ... vor, von denen Ibn Challikan sagt, dass
er sie in dem Diwan des Ibn Haggag gefunden habe, und das
Reimwort, ja selbst der Vergleich mit dem Balsam auf die Wunde
eines von einer Schlange gebissenen findet sich in einem
Gedichte unserer Sammlung, jedoch (abgesehen von dem
verschiedenen Versmasse) mit einem gänzlich verschiedenen
höchst obseonen Vordersatze ...
In den Uberschriften werden die Sultane , Wezire und
Grossen genannt, an welche die Gedichte gerichtet sind; die im
Ganzen deutliche Schrift entbehrt nur zuweilen der
diacritischen Punkte, aber fast jeder Vocalisation und der
Codex hat stark gelitten.
In der dritten dieser Handschriften handelt ein langerer
Abschnitt über den letzten Kampf und Tod des Muc'ab ben
el-Zubeir mit den darauf bezüglichen Gedichten und die zweite
enthalt Nachrichten über einige Personen aus der Familie
el-Zubeir; dies hat zu der nachfolgenden Abhandlung
Veranlassung gegeben, in welche die Arabischen Texte
aufgenommen und die des erstgenannten Abschnittes vollständig
übersetzt sind und zur Vervollständigung wurden andere
Hilfsmittel herbeigezogen 3).
1) Die beiden Werke des Ibn el-Athir habe ich so
unterschieden, dass mit dem blossen Namen des Verfassers die
Zeitgenossen Muhammeds ... 1285 — 86 gemeint sind, wahrend
dessen Chronik ed. Tornberg mit dem Zusatz Chron. bezeichnet
ist.
Die genealogische Tabelle ist eine weitere Ausführung der
einen Hälfte der Tabelle T in meinen „genealog. Tabellen der
Arabischen Stamme" und kann zugleich als Beispiel dienen,
welcher Erweiterung dieselben fähig sind, selbst wenn man sie
nicht weiter herabführen will; jene Hälfte enthalt 126, diese
Ausführung 178 Namen. Die in den letzten 25 Jahren bekannt
gewordenen Hilfsmittel machen eine solche Erweiterung für das
ganze Werk möglich, ich habe indess ausserst wenig Angaben
gefunden, wodurch der eigentliche Stammbaum an Ausdehnung
gewonne. Es sind ja bis zu der Zeit, welche ich mir als Granze
gesetzt hatte, noch weit über Hundert Namen von Zweigen und
Familien bekannt, von manchen wird auch angemerkt, zu welchem
grosseren Aste sie gehoren, aber es fehlen die Bindeglieder,
durch welche sie sich an diese Aste und somit an den ganzen
Stamm anschliessen. Durch die Angabe solcher in der Luft
schwebender Namen , deren man schon eine ziemliche Anzahl aus
Sojuti's Lubb el-lubab sammeln konnte, wird für den Zweck der
Tabellen nicht viel gewonnen, in dem Hauptgebäude sind Fehler
und Auslassungen nicht nachgewiesen, im Gegentheil müssen
Abweichungen, wo sie sich finden , nach diesen aus den Quellen
werken gewonnenen Tabellen berichtigt werden.
Um eine feste Grundlage für die geschichtlichen Ereignisse
zu gewinnen, ist es besonders nothig von einer sicheren
Chronologie auszugehen, wodurch bei verschiedenen Angaben in
vielen Fallen sich sogleich die eine als richtig, die andere
als irrig erweisen wird; dabei muss aber der Unterschied des
Arabischen Mond- und Christlichen Sonnen - Jahres
berücksichtigt werden, welcher jährlich 11 Tage, in 100 Jahren
3 Jahre betragt. Als feststehend ist zu betrachten der Anfang
der Muhammedanischen Zeitrechnung mit dem 16. Juli 622 Chr.,
der Tod Muhammeds am 12. Rabi' I. des Jahres 11 d. i. 8. Juni
632 Chr. und da sein Alter auf 63 Mondjahre angegeben wird ,
so fallt seine Geburt in das J. Chr. 571 (20. oder 22. April)
und dieses ist das sogen. Elephantenjahr, in welchem Abraha
auf einem Elephanten von Jemen heraufzog, um die Ka'ba zu
zerstören. Das Zusammentreffen dieser beiden letzten
Ereignisse ist aus mehreren Angaben in dieser oder jener Weise
bekannt und sichergestellt, z. B. Abd el-Muttalib starb acht
Jahre nach dem Elephantenjahre, Ibn el-Athir Chronic. Vol. II.
pag. 26, oder als Muhammed acht Jahre alt war, Ibn Hischam pag.
108.
Wenn es bei einer allgemeinen geschichtlichen Darstellung
darauf ankommt, die handelnden Personen so vorzuführen, wie
sie neben und nach einander wirken oder in die Ereignisse
eingreifen, um dadurch ein Gesamtbild zur Anschauung zu
bringen, so verfolgt diese Abhandlung den umgekehrten Weg,
Alles in seine einzelnen Bestandtheile aufzulösen und jede
Person einzeln zu betrachten und nur ihren Standpunkt in der
ganzen Familie anzugeben; dies gewahrt aber den Vortheil,
einzelne Zuge und Charactere, soweit sie bekannt sind, naher
zu zeichnen, wofür in einer allgemeinen Schilderung kein
passender Raum ist, und ich hoffe, dass die Einblicke in
einige Familien-Scenen nicht ohne Theilnahme werden gelesen
werden.