Die Konsultation
Die Konsultation [al-muradschaat]

Aussprache: al muradscha-aat
arabisch: المرجعات
persisch:
englisch: consultation [muraja'at]

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Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen

Die 8. Konsultation – Das Gleichnis der Arche Noah als Erlösung

15. Dhul-Qada 1329 (7.11.1911)

Verehrter [maulana] Scheich al-Islam, der Friede sei mit Dir und die Gnade Allahs und Seine Barmherzigkeit.

Wir haben den unmissverständlichen Beweis aus den Worten des Propheten (s.) durchaus nicht unberücksichtigt gelassen, sondern wir haben ihn vielmehr in unserer ersten Konsultation klar und deutlich vermerkt, indem wir auf die Verpflichtung der Gefolgschaft der Imame aus dem Hause des Propheten, die ihnen mehr als ihren Mitmenschen gebührt, hinwiesen.

Jenes ist der Fall, überall, wo wir sagen, dass Er sie (a.) mit dem unzweifelhaften Buch zusammenband und sie zu einem Vorbild für all jene machte, denen Verstand gegeben wurde, sie zu Schiffen der Rettung, zum Schutz der Gemeinschaft und sie zur Pforte der Vergebung machte, auf die das Überlieferte, in diesem Sinn hinweist, das aus dem wahrhaftigen Verhalten und eindeutigen Textstellen besteht. Wir sagen, dass Du zu denjenigen gehörst, die auf das Überlieferte, das nur auf einer Aufstellung basiert, verzichten können und zu denen gehörst, die im Zusammenhang mit der oben aufgeführten Anspielung keiner Erklärung bedürfen. Weiterhin sagten wir, dass Du zu denjenigen zählst, bei denen eine Andeutung jede weitere Erklärung überflüssig macht und die bei einem Wink keine Verdeutlichung nötig haben.

Die Worte unserer Imame also haben, aufgrund des von uns Angedeuteten, gegen ihre Widersacher durchaus Gültigkeit. Sie in dieser Frage als Beweismittel anzuführen, heißt daher nicht, wie Du weißt, dass man sich im Kreis bewegt.

Vor Dir liegt (nun) eine Zusammenfassung all der Worte des Propheten (s.), auf die wir (bereits) hingewiesen haben. Er ermunterte die Unwissenden und wies die Nachlässigen an, indem er (s.) ausrief:

"Oh ihr Menschen! Ihr werdet nicht in die Irre gehen, wenn Ihr an dem festhaltet, was ich Euch hinterlassen habe: den Qur'an und die Nachkommenschaft meiner Angehörigen [itrati Ahl-ul-Baiti]."

Und er (s.) sagte: "Nach meinem Tode werdet Ihr nicht in die Irre gehen, wenn Ihr an dem festhaltet, was ich Euch hinterlassen habe: den Qur'an, ein vom Himmel bis zur Erde hinabreichendes Seil und die Nachkommenschaft meiner Angehörigen [itrati Ahl-ul-Baiti]. Beide werden nicht getrennt werden, bis sie bei mir am Wasserbecken eingetroffen sind. Also seht, wie Ihr mir in ihnen nachfolgen könnt!"

Und er (s.) sagte: "Ich hinterlasse Euch zwei Nachfolger: den Qur'an, der ein sich zwischen Himmel und Erde erstreckendes Seil ist und die Nachkommenschaft meiner Angehörigen. Beide werden nicht getrennt werden, bis sie bei mir am Wasserbecken eingetroffen sind."

Und er (s.) sagte: "Ich habe Euch die beiden Gewichtigen hinterlassen: den Qur´an und meine Angehörigen [Ahl-ul-Baiti]. Beide werden nicht getrennt werden, bis sie bei mir am Wasserbecken eintreffen.“

Und er (s.) sagte: "Bald werde ich gerufen, und (diesem Rufe) werde ich folgen. Ich hinterlasse Euch die beiden Gewichtigen [thaqalain]: Das Buch Allahs, des Allmächtigen und Erhabenen und meine Nachkommenschaft. Der Qur'an ist ein vom Himmel bis zur Erde hinabreichendes Seil und meine Nachkommenschaft sind die Angehörigen meines Hauses [wa itrati Ahl-ul-Baiti]. Der Gütige und Allwissende hat mir verkündet, dass beide nicht getrennt werden, bis sie bei mir am Wasserbecken eintreffen. Also seht zu, wie Ihr sie befolgen könnt."

Als er (s.) von der Abschiedspilgerfahrt zurückgekehrt war und sich am Brunnen von Chumm [ghadir chumm] niedergelassen hatte, befahl er, dass man den Boden unter den größeren Bäumen [dauhat] vom Staub befreien solle. Er sprach: "Es ist so, als ob ich gerufen würde und ich (diesem Rufe) folgen müsste. Ich habe Euch die beiden Gewichtigen hinterlassen, von denen eines bedeutender als das andere ist: der Qur'an und meine Nachkommenschaft [itrati]. Also seht, wie Ihr in ihnen nachfolgen könnt, denn beide werden nicht getrennt werden, bis sie bei mir am Wasserbecken eintreffen."

Ferner sagte er (s.): "ALLAH der Allmächtige und Erhabene ist mein Schutzherr [mawla] und ich bin der Schutzherr eines jeden Gläubigen." Hierauf nahm er die Hand Alis und sprach: "Wem ich sein Schutzherr [mawla] bin, dem sei er sein Gebieter [wali]. Oh ALLAH! Wer ihm beisteht, dem sei ein Freund, wer ihm aber feindlich gesonnen ist, dem sei ein Feind." Soweit die ungekürzte Überlieferung.

Abdullah ibn Hantab sagte: Der Gesandte Allahs hat sich in al-Dschuhfa mit Folgendem an uns gewandt. "Habe ich nicht mehr Anspruch auf Euch als Ihr selbst?""Doch, oh Gesandter Allahs", antworteten die Anwesenden, worauf er sagte: "So werde ich Euch nach zwei Dingen befragen: (nach) dem Qur'an und (nach) meiner Nachkommenschaft [itrati]."

Die authentischen Überlieferungen – hinsichtlich der Verpflichtung an den beiden Gewichtigen festzuhalten – werden (allesamt) in lückenlosen Überlieferungsketten überliefert. Sie leiten sich über zwanzig Gewährsmänner her und unterstützen sich gegenseitig.

Der Gesandte Allahs (s.) erwähnte diese Aussprüche in den unterschiedlichsten Situationen: Einmal an jenem Tage am Brunnen von Chumm, wie Du ja bereits gehört hast, einmal bei Arafat zur Zeit der Abschiedspilgerfahrt, einmal nach seinem Aufbruch von at-Taif, einmal auf seiner Kanzel in Medina und ein weiteres Mal, als er im Beisein der Gefährten krank in seinem segensreichen Zimmer weilte. Dort sagte er: "Oh ihr Menschen! Mein Dahinscheiden ist nahe, und bald wird man mich holen. Ich habe schon zu Euch gesprochen und bin somit entschuldigt. Ich hinterlasse Euch das Buch Allahs, des Allmächtigen und Erhabenen, und die Angehörigen meiner Nachkommenschaft [itrati Ahl-ul-Baiti]. Hierauf nahm er die Hand Alis, hielt sie hoch und sprach: ‚Seht! Dieser ist mit dem Qur'an und der Qur'an ist mit Ali. Beide trennen sich nicht, bis sie bei mir am Wasserbecken eintreffen.’"

Eine ganze Reihe von herausragenden Gelehrten der Allgemeinheit hat (genau) dies bestätigt und selbst Ibn Hadschar, der ja die Überlieferung über die beiden Gewichtigen [hadith al-thaqalain] übermittelt hat, äußerte sich hierzu: "Und wisse, dass dieser Ausspruch, der ein Festhalten an den beiden Gewichtigen nahe legt, viele Überlieferungswege kennt, die sich auf mehr als zwanzig Prophetengefährten zurückverfolgen lassen." Diese umfangreichen Überlieferungswege wurden in dem Kapitel "„Die elf Ähnlichkeiten" erwähnt. Bei einer seiner Überlieferungen heißt es, dass der Prophet diese Aussage bei Arafat zur Zeit der Abschiedswallfahrt machte; nach einer anderen war sie von ihm zu hören, während er im Beisein der Gefährten krank in seinem Zimmer weilte, und nach einer weiteren äußerte er den Ausspruch an dem Brunnen von Chumm. Sodann heißt es an anderer Stelle – wie bereits erwähnt – dass seine erwähnte Aussage nach seinem Fortgang von Taif gemacht wurde.

Er (Ibn Hadschar) sagte: "Dies muss kein Widerspruch sein, denn die Tatsache, dass der Ausspruch an diesen und jenen Orten wiederholt worden ist, und zwar gemäß der Bedeutung des Qur'ans und der reinen Nachkommenschaft [al-itrah-tut-tahirah] steht nichts entgegen."

Den Imamen der reinen Nachkommenschaft ist es Genüge, dass sie bei ALLAH und Seinem Gesandten den Rang des Buches einnehmen. Weder von vorne noch von hinten gelingt es der Falschheit, sich ihm zu nähern. Um an der Verehrung ihrer Lehre fest zu halten, mag dies als zwingender Beweis genügen. Denn der Muslim kann sich unmöglich mit einem Ersatz für ALLAHs Buch zufrieden geben. Warum also strebt er danach, sich von jenen, die sich mit dem Qur'an im Gleichgewicht befinden zu entfernen?

"Ihr werdet nicht in die Irre gehen, solange Ihr an dem festhaltet, was ich Euch hinterlassen habe: Das Buch ALLAHs und meine Nachkommenschaft [itrati]." In diesen Worten, die man von ihm berichtet, geht es – wie allgemein bekannt – um den Irrweg desjenigen, der eben nicht zugleich an beiden festhielt. Dies wird durch die Aussage des Gesandten (s.) in der Überlieferung zu den beiden Gewichtigen bei al-Tabarani bekräftigt: "Geht ihnen nicht voran, sonst werdet Ihr zugrunde gehen und wendet Euch nicht von ihnen ab, sonst werdet Ihr verloren sein. Versucht auch nicht, sie zu belehren, denn sie sind wissender als Ihr es seid."

Ibn Hadschar sagte hierzu: "Seine Worte: „Geht ihnen nicht voran, sonst werdet Ihr zugrunde gehen und wendet Euch nicht von ihnen ab, sonst werdet Ihr verloren sein. Versucht auch nicht, sie zu belehren, denn sie sind wissender als Ihr es seid“, sind ein Beweis, dass derjenige, der sich mit ihnen verbindet, einen hohen Rang und eine religiöse Stellung hat, die den anderen voran steht."

Wodurch wird die Verbindung zu den Angehörigen des Prophetenhauses [ahl-ul-bait] aufgenommen und der Gläubige aufgefordert, sich in der Religion auf sie zu konzentrieren? Es ist der Ausspruch des Gesandten Allahs (s.) "Ist das Gleichnis der Angehörigen meines Hauses [Ahl-ul-Bait], die unter Euch weilen, etwa nicht (wie) das Gleichnis der Arche Noahs; wer mit ihr fährt, der wird gerettet werden, wer sich hingegen von ihr fernhält, wird ertrinken."

Und weiterhin: "Wahrlich, die Angehörigen meines Hauses, die unter Euch sind, ähneln der Arche Noahs: Wer mit ihr fährt, der wird gerettet werden, wer sich hingegen von ihr fernhält, wird ertrinken. Die Angehörigen meines Hauses, die unter euch weilen, sind wie die Pforte der Vergebung von den Sünden bei den Nachkommen Israels. Wer sie durchschreitet, dem wird verziehen."

Und weiterhin: "Die Sterne sind für die Erdbewohner Schutz vor dem Untergang und die Angehörigen meines Hauses sind für meine Gemeinschaft Schutz vor den Meinungsverschiedenheiten. Sollte ihnen auch nur ein arabischer Stamm mit Widerspruch entgegentreten, so wird Uneinigkeit über ihn kommen, und er wird der Partei Satans anheim gefallen sein."

Dies ist der Grund, allerdings nicht ausführlich dargelegt, hinsichtlich der Verpflichtung der Gemeinschaft, ihnen zu folgen und sich von Meinungsverschiedenheiten fernzuhalten. Keine anderen Worte – so denke ich – könnten dies besser verdeutlichen als dieser Ausspruch.

Mit den Angehörigen seines Hauses [ahl-ul-baitihi] ist hier die Gesamtheit der Imame gemeint, nicht also die Gesamtheit aller Angehörigen des Prophetenhauses. Denn diesen Rang nehmen – gemäß der Vernunft und der Überlieferung – lediglich die Beweise Allahs [hudschatullah] und die Bewahrer seiner ureigensten Angelegenheiten ein.

Eine Gruppe von hervorragenden Gelehrte der Allgemeinheit hat dies bestätigt. So steht in Ibn Hadschars „al-Sawa´iq ul-Muhriqa“ geschrieben: "Einige von ihnen sagen: Es ist möglich, dass man mit den Schutz gewährenden Angehörigen des Hauses des Propheten [ahl-ul-bait] diejenigen von ihnen meinte, denen Wissen gegeben worden ist, da sie – den Sternen gleich – sich auf die rechte Führung verstehen. Sollte es sie nicht mehr geben, so werden über alle Erdbewohner die bereits angekündigten Zeichen kommen."

Er (s.) sagte weiter: "Dieses wird geschehen, sobald der Mahdi erscheint, denn in den Überlieferungen heißt es, Jesus werde hinter ihm sein Gebet verrichten und dem Widersacher [dadschal] zu seiner Zeit den Tod bringen; hierauf erfolgt dann ein Zeichen nach dem anderen."

Und anderswo bemerkte er: "Man fragte den Gesandten Allahs (s.): ‚Wie werden die Menschen leben, wenn sie nicht mehr gegenwärtig sind?’ Er antwortete: ‚Ihr Leben wird einem Esel gleichen, der ein gebrochenes Rückgrat hat.’"

Du weißt, dass der Prophet (s.), als er sie (a.) mit der Arche Noahs verglichen hat, Folgendes damit im Sinn hatte: Wer bei ihren gesegneten Imamen Schutz und bei ihnen Unterweisung sucht, der rettet sich vor der Qual des Höllenfeuers. Wer sich hingegen von ihnen fernhält, gleicht einem Menschen, der auf einem Berge Obdach sucht , um vor der göttlichen Entscheidung zu fliehen. Das Ertrinken darauf erfolgt diesseits im Wasser, wohingegen es sich jenseits im Sud der Hölle zuträgt – möge ALLAH uns schützen!

Die Bedeutung ihrer Ähnlichkeit (s.) mit der Pforte der Sündenvergebung ist, dass ALLAH, der Höchste, jene Pforte zu einem Sinnbild der Demut – in Anbetracht Seiner Erhabenheit, Seines Tadels und Seiner Weisheit – gemacht hat, und damit gab es ein Mittel zur Erlangung der Vergebung. Diese Unterwerfung und dieser Gehorsam der Gemeinschaft galt den Angehörigen des Prophetenhauses und das Befolgen ihrer Imame stellt eine Äußerung der Demut, in Anbetracht Seiner Erhabenheit, Seines Tadels und Seiner Weisheit dar, denn mit diesen gab es ein Mittel zur Erlangung der Vergebung. Dies ist die Bedeutung der Ähnlichkeit.

Hierin also liegt die besagte Ähnlichkeit. Nachdem Ibn Hadschar diese Aussprüche überliefert hat, versucht er eben diese Ähnlichkeit näher zu erläutern: "Sie mit der Arche zu vergleichen, soll Folgendes veranschaulichen: ‚Wer sie aus Dankbarkeit gegenüber der Gnade Desjenigen, der ihnen Ehre erwiesen hat, liebt und rühmt, und wer sich von ihren Gelehrten [ulama] rechtleiten lässt, der rettet sich vor der Dunkelheit des Zwiespalts. Wer jedoch dahinter zurückbleibt, ertrinkt im Meer der Undankbarkeit und geht zugrunde in den Wüsten der Tyrannei.’"

Und weiter sagte er: "Wenn sie mit der Pforte der Sündenvergebung verglichen werden, so bedeutet dies, dass ALLAH das Durchschreiten dieser zu Jericho oder Jerusalem gehörenden Pforte in einer demütigen Haltung, in der man um Verzeihung bittet, zur Grundlage der Vergebung gemacht hat. Und dies gilt ebenso für die Liebe gegenüber den Angehörigen des Propheten."

Die glaubwürdigen Überlieferungen über die Verpflichtung zur Gefolgschaft an die Imame werden (alle) in ununterbrochenen Überlieferungsketten [isnad] überliefert, und zwar hauptsächlich über den Weg der reinen Nachkommenschaft.

Wenn wir nun nicht so den Widerwillen befürchten würden, hätten wir bei unseren Nachforschungen der Feder freien Lauf gelassen. Jedoch entsprechen unsere Worte (bereits) dem, was wir beabsichtigten.

Der Friede Gottes sei mit Dir.

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