Im Namen Allahs, des Erbarmers, des BarmherzigenDie 26. Konsultation – Zehn ausgewählte Überlieferungen Imam
Alis
17.
Dhul-Hidscha 1329 (9.12.1911)
Verehrter [maulana] Scheich al-Islam, der
Friede sei mit
Dir und die Gnade
ALLAHs und Seine Barmherzigkeit.
Nachdem wir uns bislang mit den Texten um das Geschehen im
Hause
Abu Talibs befasst haben, wollen wir unser Augenmerk nun
auf das richten, was von Imam
Ahmad ibn
Hanbal im ersten Teil seines "Musnad", von Imam
al-Nasai in seinem
Werk "Hasa´is
al-Alawiyya" und von
al-Hakim
im dritten Teil seines "Sahih-ul-Mustadrak"
veröffentlicht wurde. Weiter gilt unser Interesse der
Kurzfassung des
al-Dhahabi, der die Korrektheit jener
Überlieferung ebenso bestätigt hat, wie es auch die anderen
Männer der
Sunna des
Propheten auf die übliche Weise zu tun
pflegten.
Amru ibn
Maimun sprach: "Als ich einst bei
Ibn Abbas saß,
kam eine Gruppe von neun Männern zu ihm. Sie sagten: ‚Oh
Ibn Abbas, entweder komme mit uns (und lass Deine Gäste allein)
oder sorge dafür, dass wir unter uns sein können (und schicke
deine Gäste weg)’ worauf dieser, der damals noch nicht blind
war, erwiderte: ‚Ich werde lieber mit euch kommen.’ Sie
begannen zu sprechen, doch wir (zurückgebliebenen Gäste)
wussten nicht worüber. Als
Ibn Abbas dann zurück kam,
schüttelte er sein Gewand und rief: ‚Oh welche Schande! Sie
verleumden den Mann, dessen zahllose Vorzüge niemand sonst in
sich vereinen kann, jenen, dem der
Prophet einst sagte: ‚Ich
werde (am nächsten Morgen) einen Mann entsenden, den
ALLAH
niemals entehren wird. Er wird
ALLAH und
Seinen Gesandten in
Liebe zugetan sein, so wie
ALLAH und
Sein Gesandter auch ihm
in
Liebe zugetan sind.' Hierauf hatten die (beim
Propheten
anwesenden) Leute ihren Blick erhoben und
er (s.) hat dann
gefragt: ‚Wo ist
Ali?’ Als dieser mit solch entzündeten Augen
kam, dass er kaum mehr sehen konnte, hauchte der
Prophet ihm
auf seine Lider, schwenkte dreimalig das Banner und
überreichte es ihm. Dann kam Ali (erfolgreich zurück) mit
Safiya
bint Huyay (und brachte sie dem
Propheten).
(Und
Ibn
Abbas) sprach weiter: ‚Als der
Prophet (s.) jemanden mit der Sure
"Die Buße" [al-tauba] fortschickte (um
sie den
Mekkanern zu verkünden), wies er
Ali an, ihm zu folgen.
Dieser nahm die
Sure dann auch (gemäß dem Befehl des
Propheten) an sich. Der
Prophet sagte hierzu: ‚Niemand anderes
wird diese
Sure überbringen als jener Mann, der zu mir
gehört, wie ich zu ihm gehöre.’
Ibn
Abbas sprach weiter: ‚Prophet
(s.) fragte die Söhne
seines Onkels: ‚Wer von euch wird mir sowohl im
Diesseits als
auch im
Jenseits eine Stütze sein?’ Während sie schwiegen,
sagte
Ali, der bei ihnen saß: ‚Im
Diesseits und im
Jenseits
werde ich dir eine Stütze sein.’ Der
Prophet erwiderte: ‚Du
bist mein Helfer im
Diesseits und im
Jenseits.’
Ibn
Abbas berichtete weiter: „Nach
Chadidscha war
Ali der
erste, der sich zum
Islam bekannt hat. Als der
Gesandte Allahs
(s.) sein
Gewand nahm und es über
Ali,
Fatima,
Hasan und
Husain legte, sprach er: ‚ALLAH möchte jede Unreinheit von
euch wegnehmen, ihr
Angehörigen des Hauses und euch völlig
reinigen (siehe
Heiliger Qur'an 33:33).’“
Ali
opferte sich, indem er das
Gewand
des
Propheten
trug und sogar in seinem Bett schlief, obgleich die
Ungläubigen nach jenem auf der Suche waren.
Weiter erzählt
Ibn
Abbas: „Als der
Gesandte
Allahs sich auf
den Feldzug von
Tabuk begab und dabei von seinen Männern
begleitet wurde, sagte
Ali zu ihm: ‚Ich ziehe mit dir’, worauf
der
Prophet (s.) ihm ein ‚Nein’ entgegnete. Da begann
Ali zu
weinen und der
Prophet (s.) sprach: ‚Gibst Du Dich nicht
damit zufrieden, dass Du mir gegenüber die gleiche Stellung
einnimmst, wie
Aaron gegenüber
Moses? Nach meinem Tode gibt es
keinen
Propheten mehr und ich bin erst befugt zu gehen, wenn
Du mein Nachfolger bist,’ und der
Gesandte
Allahs fuhr fort:
‚Nach meinem Tode wirst Du jedem gläubigen Mann und jeder
gläubigen Frau ein
Gebieter [wali] sein.’“
Ibn
Abbas sagte: „Der
Gesandte
Allahs ließ alle Tore zur
Moschee (aus Privaträumen) verschließen mit Ausnahme des Tors
von
Ali. Er (Imam Ali) pflegte seine Wohnung nur noch von der
Seite (durch die
Moschee) zu betreten; außer diesem Wege nahm
er niemals einen anderen.“
Weiter sagte der
Gesandte
Allahs (s.): „Ali ist nun der
Schutzherr [maula]
eines jeden, dessen Schutzherr ich war.“
Nach seiner Veröffentlichung bemerkte
al-Hakim zu der
Überlieferung: „Diese von den
Gewährsmännern bestätigte,
einwandfreie
Überlieferung ist allerdings in dieser Form nicht
veröffentlicht worden.
Al-Dhahabi aber hat sie in einer
Kurzfassung herausgegeben und sie als korrekt angesehen.“
Es ist offensichtlich, dass es schlagkräftige Beweise und
klare Indizien gibt, die darauf deuten, dass
Ali der
Schutzherr der Religion [wali al-din] und Stellvertreter nach
seinem Ableben sein sollte.
Siehst Du nicht, wie
er (s.) ihn zu seinem Gebieter [wali]
(nach ihm) im
Diesseits und
Jenseits machte, wie er ihn vor all seinen
Bekannten den Vorzug gab und wie er ihn auf die gleiche Stufe
stellte, wie
Moses gegenüber
Aaron? Von all den angesehenen
Rängen enthielt er ihm keinen vor, außer dem der
Prophetenschaft. Diese Ausnahme ist ein umfassender Beweis.
Du weißt, dass der Rang, den
Aaron von
Moses verliehen
bekam, deutlich gemacht hat, dass er ihm eine Hilfe und eine
Stütze war, jemand, den Moses an seiner Verantwortung
teilhaben ließ, der ihm ein Nachfolger sein konnte und der dem
Volk die Pflicht auferlegt hat, ihm zu gehorchen. Folgende
Worte sind hier ein Beleg: „Und gib mir einen Unterstützer von
meinen Angehörigen.
Aaron, meinen Bruder. Festige mir durch
ihn den Rücken und gib ihm einen Anteil an meiner
Angelegenheit“ (Heiliger
Qur'an 20:29-32).
Und ebenso die Worte: „Und er sagte: Vertrete mich bei
meinem Volk und tue Gutes, und folge nicht dem Weg der Verderbensstifter“
(Heiliger
Qur'an 7:142).
Allah, der Mächtige und Erhabene sprach: „Deiner Bitte
wurde bereits statt gegeben, Moses“ (Heiliger
Qur'an 20:36).
Gemäß der Bedeutung dieser Worte ist
Ali der Nachfolger des
Gesandten
Allahs unter seinem Volke, der Helfer [wazir]
seiner Angehörigen und Teilhaber seiner Angelegenheit. Dies
gilt für die Nachfolgerschaft, nicht aber hinsichtlich des
Prophetentums. Zudem ist er der Vortrefflichste seines Volkes,
der ihm mehr am
Herzen liegt als alle anderen, sei er nun
lebendig oder tot.
Ihm (a.) gebührt das Recht in der Ära des
Propheten (s.),
dem Volk die Pflicht aufzuerlegen, diesem (Propheten) zu
gehorchen und, da er sein Helfer ist, hat er von ihnen
dasselbe zu verlangen, was
Aaron vom Volk
Moses seinerzeit
verlangt hat. Wer nun die
Überlieferung zu
Alis (bzw.
Aarons)
Rang vernommen hat, dem wird augenblicklich offenbar, dass
Alis Anspruch auf all diese besonderen Würden hat. Hier
besteht nicht der geringste Zweifel.
Der
Gesandte Allahs (s.) hat seine Weisung mit den
folgenden Worten klar und deutlich dargelegt: „Ich bin dann
befugt zu gehen, wenn Du mein Nachfolger geworden bist.“ Was
die Nachfolge betrifft, so könnte kein Text prägnanter sein.
Wenn er (s.) nun aus dieser Welt gegangen wäre, ohne ihn
vorher zum Nachfolger bestimmt zu haben, so wäre dies recht
unangemessen gewesen, weil
ALLAH, der Erhabene und
Allmächtige, ihm dies zu tun doch befohlen hatte.
Im Kommentar zu den Worten des Erhabenen wird dies
bewiesen: „Du Gesandter, mache bekannt, was zu Dir herabgesandt wurde von deinem Herrn, und wenn Du es nicht
tust, so hast Du Seine Botschaft nicht bekannt gemacht.“ (Heiliger
Qur'an 5:67)
Wer nun die Worte des Erhabenen „...dann hast Du Seine
Botschaft nicht bekannt gemacht“, genauer liest und die Worte
des
Propheten (s.) gewissenhaft betrachtet: „Ich bin erst dann
befugt zu gehen, wenn Du mein Nachfolger geworden bist“, den
werden diese beiden Stellen zu einem einzigen Schluss gelangen
lassen. Dies ist offensichtlich.
Und vergiss auch nicht seine Worte (s.) in der folgenden
Überlieferung: „Nach meinem Tode wirst Du der
Schutzherr
eines jeden
Gläubigen sein.“ Es bedeutet nämlich, dass er der
Herrscher, sein Helfer und sein Stellvertreter sein wird.
Al-Kumail (r.) sagte: „Er ist fürwahr der Befehlshaber [wali-ul-amr]
nach (dem Tode) seines Gebieters, und er ist die
Zufluchtsstätte der Gottesehrfürchtigkeit, und er ist fürwahr
rechtgeleitet.“
Der
Friede sei mit Dir.
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27. Konsultation – Zweifel zu den Überlieferungen