Die Konsultation
Die Konsultation [al-muradschaat]

Aussprache: al muradscha-aat
arabisch: المرجعات
persisch:
englisch: consultation [muraja'at]

Zum Inhaltsverzeichnis

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen

Die 91. Konsultation – Rechtfertigung der Ablehnung

19. Rabi-ul-Awwal 1330 (8.3.1912)

Geehrter [scharif], Allama und Scheich Abdalhussain Scharaffuddin al-Musawi, der Friede sei mit Dir und die Gnade ALLAHs und Seine Barmherzigkeit.

Es ist richtig, dass der Gesandte Allahs (s.) sie dazu angehalten hat, den Feldzug unter Usama möglichst schnell durchzuführen. Er befahl ihnen, wie Du erwähnt hast, dies in aller Eile zu tun. Er bedrängte sie regelrecht damit, bis er Usama, den er mit dieser Aufgabe betraut hatte, anwies: „Beginne also morgen mit dem Kampf gegen die Leute von Ubna!“ Er ließ ihm keine Zeit bis zum Abend, sondern ordnete an: „Marschiere in aller Eile!“ Nur, wenn er also in aller Eile marschiert wäre, wäre der Prophet (s.) mit ihm zufrieden gewesen. Nun ist der Gesandte Allahs jedoch kurz darauf krank geworden. Er war so erschöpft, dass man sich ernstlich Sorgen um ihn machte, weshalb es auch nicht gut möglich war, ihn in diesem Zustand allein zu lassen. Deshalb warteten sie in al-Dschurf darauf, was weiter geschehen würde. Sie taten dies aus einer aufrichtigen Anteilnahme heraus und mit weichem Herzen. Mit ihrer Zögerlichkeit verfolgten sie zwei Ziele: Entweder hätten sie sich über seine Genesung freuen können, oder aber sie hätten die Ehre gehabt, an seiner Beisetzung teilzunehmen und mitzuhelfen, die Macht derjenigen, die sie nach seinem Ableben erhalten würden, zu festigen. Daher war ihre abwartende Haltung korrekt und sich machten sich deshalb auch nicht schuldig.

Was nun ihre Verleugnung der Führungsqualitäten von Usama kurz vor dem Ableben des Gesandten Allahs anbelangt, die sie aufrechterhielten, obwohl sie mehrfach Zeuge seiner Verfügungen in Wort und Tat hierzu sein konnten, so hatten sie nur deshalb etwas gegen ihn, weil er jung war, sie aber alte, greise Männer. Haben doch alte, greise Männer von Natur aus eine Abneigung dagegen, sich von Jüngeren leiten zu lassen. Sie empfanden Widerwillen dabei, einen Befehl von ihnen auszuführen. Deshalb war ihre Abneigung gegen seine Ernennung als Befehlshaber auch nichts Ungewöhnliches, zählt es doch zur menschlichen Natur und Gewohnheit. Besinne Dich dessen!

Was ihre Forderung nach dem Ableben des Propheten betrifft, Usama müsse seines Postens enthoben werden, so haben einige Gelehrte sie folgendermaßen gerechtfertigt: Sie vermuteten, dass Abu Bakr al-Sadiq ihre Meinung teilen würde, zum Wohle der Allgemeinheit, so wie sie es sahen, Usama seines Postens zu entheben. So lautet die Begründung einiger Gelehrter.

Um ehrlich zu sein, sehe ich keinen vernünftigen Grund, warum er seines Postens hätte enthoben werden sollen, nachdem der Prophet wegen ihrer Verleumdungen zornig geworden war und trotz seines Fiebers sein Haus in ein Tuch gehüllt verlassen hatte, um in einer Rede von der Kanzel Kritik an ihnen zu üben. Diese Rede wird mit zu den bekanntesten historischen Begebenheiten gerechnet. Die tatsächliche Begründung für ihre Rechtfertigung kennt ALLAH, der Erhabene, allein.

Was nun ihre Absicht betrifft, das Heer aufzulösen und dies von Abu Bakr al-Siddiq zu fordern, obwohl sie gesehen hatten, wie sehr der Prophet auf die Ausführung des Befehls und auf einen Abmarsch in aller Eile bedacht war und wie oft er diese Anordnungen gab, so war das lediglich Ausdruck ihrer Sorge davor, dass die Glaubensgegner im Umland der Hauptstadt diese überfallen könnten, wenn ihre Kraft erlahmt und das Heer zu weit entfernt ist. Außerdem gewannen die Heuchler nach dem Ableben des Propheten (s.) wieder an Kraft, Juden und Christen fühlten sich stärker, einige Gruppen der Araber sind vom Islam abgefallen und ganze Scharen von Gläubigen haben die Almosensteuer nicht bezahlt. Deshalb haben die Gefährten des Propheten mit unserem Herrn Abu Bakr al-Sadiq darüber gesprochen, Usama vom Marsch abzuhalten. Er aber hat dies abgelehnt und gesagt: „Bei ALLAH! Mir wäre es lieber, dass die Vögel mich zerreißen, als dass ich mit etwas beginne, bevor ich den Befehl des Gesandten Allahs (s.) ausgeführt habe.“ Dies haben unsere Freunde von Abu Bakr al-Siddiq berichtet. Die anderen sind wegen ihres Verhaltens dem Heer gegenüber entschuldigt, weil sie keine andere Absicht hatten, als allein den Islam zu schützen.

Zum Fernbleiben von Abu Bakr, Umar und anderen vom abmarschbereiten Heer des Usama ist zu sagen, dass sie sich darum sorgten, das islamische Reich zu festigen, dem Staat Muhammads Unterstützung zu gewähren und das Kalifat aufrechtzuerhalten, denn ohne dies hätten die Religion und ihre Anhänger in jenen Tagen nicht bewahrt werden können.

Deine Belege aus al-Schahrastanis "al-Milal wa-Nihal" fanden wir unvollständig überliefert und nicht authentisch. Al-Halabi und Sayyid Dahlani meinten in ihren Biographien, dass es hierzu überhaupt keine Überlieferung gebe. Wenn Du allerdings eine von sunnitischer Seite überbrachte Überlieferung hierzu kennst, dann zitiere sie bitte.

Der Friede sei mit Dir.

Weiter zur 92. Konsultation – Rechtfertigung nicht haltbar.

Bücher zum Thema

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de