Lieder des Mirza
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Mirza Schafi

Die Lieder des Mirza Schaffy

von Friedrich von Bodenstedt

Kapitel 4

Lieder und Sprüche der Weisheit
Auf das empfindsame Volk hab' ich nie was gehalten; es werden,
Kommt die Gelegenheit, nur schlechte Gesellen daraus.

Goethe.

1.

Komm, Jäger, her! Ich will dich Weisheit lehren,
Du sollst des Daseins Wert erkennen lernen.
Du sollst zum echten Glauben dich bekehren,
Das Wahre von dem Falschen trennen lernen:
Die Lehre, wie des Wahns, der Torheit Klippen
Klug zu umgehn, soll dir im Liede werden –
Wohlredenheit und Anmut deinen Lippen,
Und deinem Herzen Glück und Friede werden!
Fort aus der alten Satzung dumpfen Räumen
Will ich den Fuß zu besserm Streben führen –
Bei Wein und Liebe, unter Rosenbäumen
Sollst du ein neues, schönres Leben führen!
Und wenn du übst, was meine Lieder predigen,
So sollst du's offen, frohen Mutes üben: –
Der Heuchelei, des Truges dich entledigen
Und im geheimen nichts als Gutes üben!
Kein Schwert hab' ich, die Toren zu bekehren;
Wer Weisheit übt, legt andern keinen Zwang auf;
Mein Joch ist leicht, der Kern von meinen Lehren
Löst sich in Wein, in Liebe und Gesang auf.
Unendlich ist der Schönheit Zauberkreis,
Unendlich sehnsuchtsvollen Dranges bleiben
Die Menschenherzen – doch wird stets der Preis
Den Zaubertönen des Gesanges bleiben!

 

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