Faszination Frau

Faszination
Frau im Islam

 Fatima Özoguz und Mihriban Özoguz

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Hidschab als Festung im Einsatz der Frauen

Kaum ein anderes Kleidungsstück ist in Europa so sehr in den Mittelpunkt gerückt wie der Hidschab[1], der verkürzt als das “Kopftuch“ wiedergegeben wird. Lehrerinnen mussten ihren Beruf aufgeben, weil sie ihre Haare nicht entblößen wollten und Schöffinnen wurden abgelehnt. Das Kopftuch wurde als angebliches Symbol der Unterdrückung der Frau angeklagt, obwohl genau das Gegenteil der Fall ist.

Die Philosophie des Hidschab beruht nicht auf dem Einsperren oder Verhindern der Schönheit der Frauen, sondern in der Befreiung der Gesellschaft aus den Ketten der Triebhaftigkeit sowie im Hinführen der Frau zu der ihr zukommenden hohen, geachteten Stellung. Hidschab bedeutet eine Festung und Barrikade gegen die Ausbeutung der Schönheit der Frau und die Erniedrigung ihrer Persönlichkeit auf das Körperliche. Es ist kein Zufall, dass der Angriff gegen die muslimische Gesellschaft immer beim Hidschab beginnt. Beispiele aus der Geschichte der Frauen Algeriens, der Türkei und des Iran beweisen, wie sie mit ihrem Hidschab den Interessen von Imperialisten mehr schaden als mit allen Waffen.

Die Besatzer Algeriens hatten früh erkannt, welche gesellschaftlich hohe Bedeutung der Hidschab hat. Ihre Aussage war: „Wenn wir die algerische Gesellschaft in ihrer Substanz angreifen und ihre Widerstandskraft brechen wollen, so müssen wir als erstes die algerischen Frauen in unsere Gewalt bekommen“. Jedoch erwies sich der Hidschab der Frauen Algeriens als eine für sie nicht einnehmbare Festung. Franz Fanon, welcher die algerische Revolution unter dem soziologischen Aspekt untersuchte und ein wesentliches Kapitel zum Thema “Algerien und Hidschab“ beitrug, zeigte, welch bedeutender Faktor der islamische Hidschab in Algeriens Widerstandskampf gegen die Besatzungsmacht Frankreichs darstellte. Er erwies sich als so gravierend, dass die Soziologen und Experten der imperialistischen Welt empfahlen, zuerst die Frauen in den Griff zu bekommen, wonach sich alles weitere regeln würde. Die Erfahrungen aus dem damaligen Algerien lassen sich aber problemlos auch auf die heutige Zeit und jeden Ort der Erde übertragen, an dem Hidschab-tragende Frauen “befreit“ werden sollen. Wenn die neue Veröffentlichung einer aus Sicht der Muslime frauenfeindlichen Zeitschrift wie dem Playboy in Indonesien als “Befreiungsakt“ von der ganzen westlichen Welt bejubelt wird, dann kann man verstehen, welche Absichten wirklich verfolgt werden.

Der imperialistische Apparat gewährte zum Zwecke der “Eroberung“ Hidschab-tragender Frauen Riesensummen. Zu Beginn stellen sie sich als angebliche Verteidiger der Frauen vor und versuchen mittels eigens verfasster Anekdoten, Witzen und Gedichten die Frauen mit Hidschab sowie deren Gatten als Überbleibsel der Epoche der Barbarei oder des Mittelalters abzustempeln und zu entwürdigen. Wer kennt nicht den in Deutschland kursierenden Witz, woran man ein türkisches Pferd erkennen würde. Die Antwortet lautet dann: „Am Kopftuch“. In den täglichen Serien sind die erfolgreichen klugen und gebildeten Frauen stets ohne Kopftuch, und das Kopftuchtragen ist eher ein Symbol der Putzfrau, unabhängig davon, ob der Spielfilm im Orient oder Okzident spielt. Oder haben Sie jemals eine erfolgreiche, Kopftuch-tragende, gebildete Frau in einem westlichen Spielfilm gesehen, die eine positive anspruchsvolle Rolle hatte?

Dieser Propagandafeldzug spiegelte sich auch darin wieder, dass jede Frau, die ihr Kopftuch auszieht, zu einer Art Heldin der westlichen Welt stilisiert wird. Das Kopftuch einer bekannten Muslima in Deutschland, das sie öffentlich abgelegt hat, hat es sogar bis ins Haus der deutschen Geschichte als Museumsobjekt geschafft. Eines der Tausenden von Kopftüchern, die deutsche Frauen voller Freude anziehen, wenn sie den Islam annehmen, wird nicht mit solch einem Medienaufwand unterstützt.

Franz Fanon hatte es bereits im algerischen Widerstandskampf gegen den Kolonialismus erwähnt: „Jeder Schleier, der heruntergerissen wird, eröffnet dem Imperialismus einen neuen Horizont, der ihm bisher versagt war, bis sich ihm der gesamte algerische “Leib“ entblößt zeigt. Nachdem ein jedes Antlitz unverhüllt sichtbar wurde, wird sich die seitens der Okkupanten gehegte Hoffnung auf einen erfolgreichen Angriff um ein Zehnfaches verstärken. Immer dann, wenn sich eine Frau von ihrem Hidschab trennt, schwächt sie in Wirklichkeit die Existenz der algerischen Gesellschaft in ihrem Verteidigungssystem und teilt zudem dessen Zersetzung den Besatzungskräften mit. Jeder Schleier, der fällt und jedes Antlitz, welches sich den dreisten, ruhelosen Blicken des Eroberers darbietet, bedeutet, dass Algerien begonnen hat, seine Existenz zu verleugnen und die Vergewaltigung seitens seiner Besatzer akzeptiert. Jeder Schleier, der entfernt wird, ist ein Hinweis darauf, dass sich die Gesellschaft der Lehre ihres Besatzers unterwirft und bereit ist, sich dessen Befehl unterzuordnen und – in Gehorsam ihm gegenüber – die eigenen Sitten und Gebräuche zu ändern.“

Das Entfernen des Hidschabs der Frau bedeutet das Sichtbarwerden ihrer Schönheit, das Enthüllen des Verborgenen und das Entblößen des Geheimgehaltenen, mit anderen Worten, das Brechen ihres Widerstandes, welches heißt, zukünftig über sie verfügen zu können. Demgegenüber bedeutet Hidschab das Verborgenhalten eines Geheimnisses und das Aufrechterhalten einer Welt des Geheimnisvollen und Verborgenen, eines Verborgenen, das Männer gerne sehen würden. Diese Frau, welche alles um sich herum und die anderen sieht, ohne selbst gesehen zu werden, zwingt den Betrachter zu einem Verzicht. Sie besitzt etwas, was andere gerne sehen würden, das sie ihnen aber nicht zeigt.

Imam Chamene’i hatte auf die Frage, was die Verpflichtung der Frau in unserer heutigen Zeit sei, um der kulturellen Invasion auf die islamische Gesellschaft entgegenzutreten, geantwortet: „Ihre wichtigste Pflicht ist, den Hidschab zu bewahren und sich zu wehren gegenüber der Kleidung, die als Nachahmung der feindlichen Kultur gewertet wird.“[2]

Eine Frau, deren Schönheit nicht öffentlich gesehen wird, ist nicht bezwingbar und bietet sich selbst nicht dar. Sie symbolisiert der Gesellschaft, dass ihre Schönheit “tabu“ ist für die Öffentlichkeit. Sie selbst sucht sich aus, wem sie diese Schönheit als Genuss schenkt. Solch ein Verhalten ist zumindest teilweise auch in der westlichen Welt bekannt. Jede Nonne kleidet sich mit einem Hidschab und signalisiert ein “Tabu“. Ihre Nonnentracht, ihr Habit, ist nichts anderes. Im Gegensatz zur Muslima aber verleugnet sie ihre natürlichen Bedürfnisse nach Sexualität und die Freude der Mutterschaft. Hingegen tut das die Muslima nicht. Sie ist durchaus ein sexuelles Wesen, sie ist durchaus erotisch, aber eben nicht für jeden. Und ihre Erotik beschränkt sich eben nicht nur auf die so genannten Geschlechtsorgane, sondern ihr gesamter Körper ist Erotik, dessen Freuden sie mit einem Menschen teilt, den sie selbst gewählt hat. Und sie schenkt der Familie die Wärme ihrer Anmut.

Dementsprechend kennt sie drei Stufen der Bekleidung. In der Gesellschaft bedeckt sie ihren gesamten Körper bis auf das Gesicht und die Hände. Die Formen und Farben des Hidschab sind in den unterschiedlichen muslimischen Ländern sehr vielfältig. Die Schönheit des Gesichtes wird im Haus insbesondere durch ihre Haarpracht betont, die sie außerhalb verhüllt. Vor den engsten Verwandten, den so genannten Mahram-Verwandten (siehe Abbildung), wie Vater, Bruder, Sohn oder gegenüber anderen Frauen zeigt sie sich in einer offenen Bekleidung, da hier durch natürliche Schranken die Affinität der Anziehung keine Gefahr darstellt. Und nur gegenüber ihrem Ehemann zeigt sie sich auch nackt. Er ist der Einzige, der in diesen Genuss kommt.

Mahram-Verwandte einer (Ehe)Frau

 Manchmal wird aus diesem Grund muslimischen Männern vorgeworfen, dass sie besonders lüstern seien, da sie jede Frau gleich überfallen wollten, die sie ohne Hidschab sehen. Das ist natürlich ebenfalls ein Teil jener Propaganda, die Muslime in ihrem trauten Familienleben diskreditieren soll. Denn im Umkehrschluss würde es heißen, dass nichtmuslimische Männer durch so ziemlich keinen weiblichen Körperteil mehr angeregt werden, da es ja alle Körperteile an jedem Kiosk frei zu sehen gibt. Aber auch das ist Unsinn. Der weibliche Körper hat eine natürliche Anziehungskraft auf den Mann, und diese natürliche Anziehungskraft ist eine Gnade und Geschenk für das Ehepaar, aber läuft Gefahr, missbraucht zu werden, wenn sie außerhalb des ehelichen Rahmens zum “Einsatz“ kommt.

Selbstverständlich bedeutet das nicht, dass jede Frau, die kein Kopftuch trägt, “unanständig“ sei, oder sich den Männern “präsentiere“. Manche gesellschaftliche Entwicklungen hinterlassen ihre Spuren in der Mehrzahl ihrer Teilnehmer, ohne dass der Einzelne sich über jede Wirkung bewusst ist. Und sicher gibt es viele Frauen, die ein ähnliches Verständnis von Anstand, Würde und Ehe, Treue usw. wie eine Muslima haben, ohne dass sie einen Schleier tragen. Daher darf eine Muslima ihr Gegenüber in der westlichen Gesellschaft deswegen auch nicht verurteilen. Aber das ändert nichts an der Gesamtbetrachtung und den gesellschaftlichen Zusammenhängen.

[1] Es sei hier erwähnt, dass u.a. Ayatollah Motahhari in seinem Buch “ Hidschab“ anmerkte, dass er den Begriff “tasattar“ (Bedeckung) vorzieht.

[2] Antworten auf Rechtsfragen, Ayatullah al-Uzma Sayyid Ali al-Husayni al-Khamene'i, Zweiter Teil, Die Handlungen (Abschnitt I), Antwort zu Frage 303

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