„(An erster Stelle steht) Deine
Mutter, Deine Mutter und nochmals Deine Mutter! Dann Dein
Vater und dann die Dir am nächsten stehen.“
Prophet Muhammad (s.)
Menschenbild im Islam
Ein Buch über die Frau im Islam kann
nicht beginnen, bevor wir das Menschenbild im Islam kurz
angeschnitten haben. Gott hat den Menschen – Mann und Frau –
als seine Stellvertreter auf Erden geschaffen. Den
entscheidenden Aspekt der menschlichen Schöpfung beschreibt
der allmächtige Schöpfer in einem Vers des Heiligen Qur´an,
wobei Er in der gewaltigen „Ich-Form“ von Sich sinngemäß
übersetzt spricht:
„Und Ich erschuf die Dschinn und die
Menschen für Nichts, außer dass sie Mir dienen.“
Heiliger Qur´an
51:56
Die im Vers erwähnten Dschinn sind
Geisteswesen, die an dieser Stelle nicht weiter von Bedeutung
sind. Wichtig aber ist das Verständnis, dass der erhabene
Schöpfer keiner Diener bedarf! Was immer der Mensch auch tut,
er kann Gott damit um Nichts mehren. Und was immer er
unterlässt, er kann Gott um Nichts mindern. Tatsächlich
“dient“ jener Gottesdienst nicht Gott, sondern dem Menschen.
Der Mensch ist es, der gemäß einer Überlieferung des Propheten
Muhammad (s.) derart Träger des Geistes Gottes in seinem
Herzen sein kann, dass Gott sogar Seinen Thron darin
errichtet, wenn der Mensch nur hinreichend überzeugt ist. Das
wird deutlich, wenn das eigentliche Anliegen der Schöpfung,
dass der Mensch Liebe empfangen soll, vor Augen geführt wird:
„Diejenigen, die da glauben und gute
Werke tun - ihnen wird der Gnadenreiche Liebe bereiten.“
Heiliger Qur´an 19:96
Genau um jene Liebe geht es in der
gesamten Schöpfungsgeschichte und eben auch in der Schöpfung
von Mann und Frau.
„Er ist es, Der euch aus einer
einzigen Seele erschuf; und aus ihr machte Er ihren Partner,
damit sie bei ihm Ruhe finde ...“
Heiliger Qur´an 7:189
Gleichberechtigt spricht der Heilige
Qur´an hier von der Seele und weist nicht darauf hin, ob es
sich um eine “männliche“ oder eine “weibliche“ Seele handelt.
Aus dieser “einheitlichen“ Urseele wird der Partner
erschaffen. Oder anders ausgedrückt: Die Seele teilt sich in
ihre weiblichen und männlichen Elemente. Das genau ist der
Grund dafür, warum einerseits Männliches und Weibliches so
unterschiedlich und dennoch so ähnlich sind, und andererseits
das Streben nach Einheit zwischen Mann und Frau so ein starker
Antrieb unter allen Menschen ist. Erst in der
“Wiedervereinigung“ erfüllt sich der Traum der Einheit. Und
jene “Wiedervereinigung“ ist eine Art Vorstufe auf die
angestrebte “Wiedervereinigung“ mit unserer Heimat, dem
Paradies, dem wir allesamt entstammen, und für das uns Gott
erschaffen hat. Im Islam ist das ultimative Ziel nicht das
Leben auf dieser Erde, sondern das glückliche Leben im
Jenseits auf Erden vorzubereiten.
Die “Wiedervereinigung“ hat aber einige
Voraussetzungen, damit sie optimal funktioniert. Eine der
Voraussetzungen ist, dass jeder Teil der Wiedervereinigung
sich selbst, seine Stärken, seine Schwächen, kurz, sein “Ich“
kennt, um sich in ein neues “Wir“ bewusst einbringen zu
können. Wer seine Stärken kennt, kann damit versuchen, die
Schwächen des jeweiligen Partners zu überdecken. Und wer
seine Schwächen kennt, der wird darin die Unterstützung in
seinem Partner suchen. Das gilt für Mann und Frau
gleichermaßen. Im Islam wird die Heirat, die
“Wiedervereinigung“ der beiden Seelenhälften nicht als
Einschränkung, sondern als Befreiung von der eigenen
Begrenztheit verstanden.
Die Faszination der Stellung der Frau im
Islam besteht darin, dass sie exakt die Natur der Frau
beschreibt und ihr die höchste menschliche Würde verleiht bei
Wahrung ihrer Weiblichkeit. Die Muslima wird gestärkt dadurch,
dass sie ihre eigene Natur versteht. Sie wird zu einem sehr
wertvollen Mitglied der Gesellschaft, in der sie einige der
wichtigsten Aufgaben erfüllen kann. Entgegen der in der
westlichen Welt vorherrschenden Meinung, ist sie dabei absolut
gleichberechtigt und bedarf nicht erst einer “Emanzipation“.
Denn ihre Gleichberechtigung ist ihr von Gott gewährt und seit
über 1400 Jahren festgeschrieben, selbst wenn viele Muslime
manche dieser Aspekte vergessen haben oder nicht hinreichend
praktizieren.
„Am
meisten fürchte ich für meine Ummah (islamische Weltgemeinde)
nach mir denjenigen, der den Qur´an auslegt, jedoch falsch
interpretiert.“
Prophet Muhammad (s.)
An dieser Stelle erscheint im Buch das
Gedicht
Die Rose (Rumi)