Nur für Gott (Erzähler: einer von den Freunden Ibrahims)
Einst wollte ich einen Freund von mir besuchen, der während
eines Einsatzes in Gilangharb am Bein schwer verletzt wurde
und sehr darunter litt. Er freute sich als er mich sah und
bedankte sich herzlich, aber warum er sich bei mir bedankte
verstand ich nicht!
Mein Freund sagte: „Seyyed, du hast dir viel Mühe gemacht,
mich zurückzubringen, ich wäre sonst sicherlich in
Gefangenschaft geraten!“. Ich erwiderte: „Weißt du was du da
redest!? Ich bin nur früher als die anderen mit dem
Militärwagen zurückgefahren weil ich Urlaub hatte.“ Er meinte
erstaunt: „Du warst es doch, der mir geholfen und meine
Beinwunde versorgt hat!“ Egal wie oft ich wiederholte, dass
ich es nicht gewesen war, es war vergebens.
Eine Weile war vergangen, als ich wieder an die Worte
meines Freundes dachte und plötzlich kam mir etwas in den
Sinn. Ich ging zu Ibrahim, der auch bei dem Einsatz dabei
gewesen war, brachte ihn zu meinem Freund und sagte dann:
„Derjenige, bei dem du dich bedanken solltest ist Ibrahim,
nicht ich! Ich hätte nicht die Kraft dazu, jemanden acht
Kilometer auf dem Rücken durch das Gebirge zu tragen. Dadurch
erriet ich, wer es wohl gewesen sein könnte! Es muss ein
Mensch sein der wenig redet, mit einem ähnlichen Körper wie
meiner, allerdings wesentlich kräftiger und eine Person, die
mich kennt! Da wusste ich, dass es Ibrahim war!
Er selber sagte nichts. „Herr Ibrahim, ich schwöre bei
meinem Großvater, wenn du jetzt nicht redest, werde ich
ärgerlich sein.“ Ibrahim sagte erregt: „Was soll ich sagen,
Seyyed!“, er zögerte dann kurz und sprach weiter: „Ich konnte
ihn doch nicht einfach dort liegen lassen, wobei ich der
einzige Überlebende war. In der Dunkelheit verband ich schnell
sein blutendes Bein mit einer Stiefelschnur und ging los. Er
nannte mich auf dem Weg ständig Seyyed, deshalb nahm ich an,
er sei ein Freund von Ihnen und sagte nichts bis wir das
Rettungsteam erreichten. Ibrahim war sehr ärgerlich und redete
einige Tage nicht mehr mit mir! Ich kannte den Grund seines
Ärgers. Denn er sagte immer, derjenige, der für Gott arbeitet,
sollte nicht darüber reden.
***
Einst drangen wir mit dem Observationsteam in die
Stellungen des Feindes ein. Während wir mit unserer Arbeit
beschäftigt waren, bemerkten wir plötzlich eine auf uns
zukommende Schafsherde. Der Schäfer kam uns entgegen, grüßte
und fragte: „Seid ihr die Soldaten Khomeinis?“, Ibrahim
erwiderte: „Wir sind Gottes Diener.“ Anschließend fragte er:
„Was macht ein alter Mann wie du hier im Gebirge!?“ „Ich lebe
hier“, antwortete der Schäfer. Ibrahim fragte ihn, ob er
irgendwelche Probleme habe, er lächelte und sagte: „Wenn ich
keine Probleme hätte, hätte ich diesen Platz schon längst
verlassen.“ Ibrahim gab dem alten Mann eine Packung Datteln,
ein paar Brote und ein wenig von dem Vorrat der Gruppe dann
sagte er: „Das hier sind Geschenke von Imam Khomeini an euch.“
Der alte Mann freute sich sehr und machte gleich Doa.
Daraufhin setzten wir unseren Weg fort. Einige unserer
Kameraden protestierten, sie meinten, Ibrahim hätte dem alten
Mann zu viel von ihrem Vorrat abgegeben, im Hinblick darauf,
dass dieser für einen ganzen Monat reichen müsse!
Ibrahim sagte: „Erstens ist noch nicht klar, wie viele Tage
wir hier zu tun haben. Zweitens wird der alte Mann uns
gegenüber keine Feindlichkeit haben, zweifelt nicht daran.
Vertraut mir, die Arbeit für Gott zahlt sich immer aus.“ Der
Observationseinsatz dauerte nicht lange und von dem Vorrat
hatten wir zum Schluss sogar noch etwas übrig.