Gott und die Welt

Gott und die Welt

 Ayatollah Beheschti

Einheit in der Gottesverehrung

Der Begriff “Einheit in der Gottesverehrung“ [tauhid al-ubu­diy­ya] bezeichnet jene Dimension der islamischen Einheit, die das Bewusstsein des Gottesknechtes [abd] bei der Erfüllung seiner religiösen, rituellen und gesellschaftlichen Verantwortung bestimmt und sein gesamtes Denken, Fühlen und Handeln als einzige Verehrung Gottes begreift.

Der Glaube an die Einheit in der Schöpfung und Aufrechterhaltung der Weltordnung bedingt die Einheit in der Gottesverehrung. Wenn der Glaube existiert, dass für alle Angelegenheiten dieser Welt niemand und nichts außer Gott zuständig ist, dass niemand von sich aus etwas gegen Seinen Willen auszurichten vermag, dass jeder nur eben jene Funktionen auszuüben imstande ist, die ihm der Schöpfer aufgetragen hat und die Einsicht besteht, dass alle Erscheinungen dieser Welt – die Sonne, der Mond, die Sterne, die Wolken, der Wind und der Regen, Donner und Blitz, Wasser und Erde, Dschinn (Geistwesen) und die Engel ... alle Seinem Befehl unterstehen, dann kann die Verehrung oder Anbetung aller von Gott abhängigen Dingen keinen Sinn haben.

„Oh ihr Menschen, dienet eurem Herrn, Der euch erschuf und die, die vor euch waren, auf dass ihr beschirmt seid; Der die Erde gemacht hat zu einem Bette für euch und den Himmel zu einem Dach und Wasser hat hernieder regnen lassen von den Wolken und damit Früchte für euren Unterhalt hervorgebracht hat. Stellt Allah daher keine Götter zur Seite, denn ihr wisst es doch.“ (Heiliger Qur´an 2:21-22)

„Schöpfer der Himmel und Erde! Wie sollte Er einen Sohn haben, wo Er keine Gefährtin hat und wo Er alles erschuf und alle Dinge weiß.“ (Heiliger Qur´an 6:101)

„Unter Seinen Zeichen sind die Nacht und der Tag und die Sonne und der Mond. Werfet euch nicht vor der Sonne anbetend nieder und auch nicht vor dem Mond, sondern werfet euch anbetend nieder vor Allah, Der sie erschuf, wenn Er es ist, Den ihr verehrt.“ (Heiliger Qur´an 41:37)

„Und doch gibt es Leute, die sich andere Gegenstände der Anbetung setzen denn Allah und sie lieben wie die Liebe zu Allah. Doch die Gläubigen sind stärker in ihrer Liebe zu Allah ...“ (Heiliger Qur´an 2:165)

Verehrung und Anbetung, zumal dann, wenn sie aus der Abhängigkeit und Bedürftigkeit heraus geschieht, gebührt nur Gott, denn es ist einzig Er, Der unsere Bedürfnisse zu erfüllen vermag.

„Sprich: „Sollen wir statt Allah das anrufen, was uns weder nützt noch schadet,“ ...“ (Heiliger Qur´an 6:71)

Und wenn Verehrung aus der Position des Unvollkommenen gegenüber dem Vollkommenen erfolgt, kann Verehrung nur in Bezug zu Ihm stehen, denn nur Er ist es, Dem diese Liebe gebührt:

Aller Preis gehört Allah, dem Herrn der Welten, Dem Gnädigen, dem Barmherzigen, Dem Meister am Tage des Gerichts. Dir allein dienen wir und zu Dir allein flehen wir um Hilfe.“

(Heiliger Qur´an 1:2-5)

Auch in anderen Religionen besteht der Glaube an einen allmächtigen Gott, der die Welt geschaffen hat und über allem steht. Da wird davon ausgegangen, dass kein anderes Wesen mit dem ursprünglichen Schöpfer, dem sogenannten „Gott der Götter“ zu messen sei, daher sei Er in dieser Eigenschaft einzigartig und ohne Seinesgleichen.

Aber die qur´anische Vorstellung von “Tauhid“ (Einheit) gibt sich mit diesem Verständnis der “Einzigartigkeit Gottes“ nicht zufrieden. Der Schöpfer des Ursprungs ist nicht “Gott der Götter“, Kaiser über alle Könige. Vielmehr ist nur Er der einzige Gott, der keine Partner an der Seite hat. Daher finden wir in anderen Religionen, dass der Glaube an die Einzigartigkeit des Schöpfers mit dem Götzendienst und der Huldigung weiterer Gottheiten Hand in Hand geht. Demgegenüber kann aus qur´anischer Sicht erst dann die Rede von wahrer Einheit und der Überzeugung der “Einzigartigkeit“ Gottes (Tauhid) sein, wenn sich die Auswirkung dessen in der Praxis, das heißt in der Gottesverehrung und im Gehorsam gegenüber dem Schöpfer zeigt.

„Aller Preis gehört Allah, dem Herrn der Welten, ...“ Zur Verdeutlichung der Bedeutung des Tauhid im Qur´an und speziell in diesen obigen Versen seien einige Zeilen aus der Awesta zitiert:

„Oh Ahura Mazda, beschere mir mit Hilfe Ordibeheschts, der den reinen und guten Menschen Segen bringt, den Erfolg auf dieser irdischen Welt und im Paradies, der ich mich in guter Absicht zu dir wende! ... Oh Ordibehescht, dich und Bahman und Ahuramazda und Sepandarmaz, die den Reinen und Gläubigen eine ewige Stätte im Paradies bescheren, lobpreise ich auf neue Weise, dass ihr mir zur Seite stehen möget, wo ich eure Hilfe erbitte!“ [1]

„Oh Ordibehescht, gib Goschtasab Gewinn und Lohn und die Heiterkeit guten Gemüts! Oh Sepandarmaz, erfülle ihm seine Wünsche und Bitten! Oh Mazda, oh König, lass deine Hilfe deinem Propheten zuteil kommen, dass er dich mit der Hymne deiner Verehrung preise!“ [2]

Es ist schon richtig, dass das Awesta “Ahuramazda“ als den großen Gott vorstellt, dem alles gehört und der weder “Ahriman“ noch “die Engel der Welt“ (Mhanfereschtegan) seiner ebenbürtig weiß. Aber da, wo es um Anbetung geht, sollen Ahuramzda, Bahman, Ordibehescht und Sepandarmaz die Bitten der Menschen erhören. Obwohl die altpersische Religion des Zoroastrismus den Glauben an den einen Schöpfer Gott beinhaltet, stellt sie in der Anbetung diesem Gott noch andere Götter zur Seite. Und genau das ist es, was der heilige Qur´an mit solcher Deutlichkeit ablehnt.

[1] Awesta 32:2-3

[2] Awesta 33

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