Gott und die Welt

Gott und die Welt

 Ayatollah Beheschti

Wesenseinheit

„Haben sie sich Beschützer genommen statt Ihm? Doch Allah ist der Beschützer. Er macht die Toten lebendig und Er vermag alle Dinge zu tun. Und über was immer ihr uneins seid, die Entscheidung darüber ruht bei Allah. Das ist Allah, mein Herr; auf Ihn vertraue ich und zu Ihm wende ich mich. Der Schöpfer der Himmel und der Erde - Er hat aus euch selbst Gefährten für euch gemacht und Gefährten aus den Tieren. Dadurch vermehrt Er euch. Nicht gibt es Seinesgleichen und Er ist der Allhörende, der Allsehende. Sein sind die Schlüssel der Himmel und Erde. Er weitet und beschränkt die Mittel zum Unterhalt, wem Er will. Wahrlich, Er weiß alle Dinge wohl.“

(Heiliger Qur´an 42:9-12)

Dieser Vers betont, dass es Gott ist, Der die Obhut für alles trägt. Nichts ist Ihm gleich, Gott ist ein Wesen ohne Seinesgleichen.

„Sprich: „Er ist Allah, der Einzige; Allah, der Unabhängige und von allen Angeflehte. Er zeugt nicht und ward nicht gezeugt; und keiner ist Ihm gleich“.“ (Heiliger Qur´an 112)

Was mit “ohne Seinesgleichen“ gemeint?

Islamische Gelehrte wollen damit die Wesenseinheit ausgedrückt wissen, um die es auch in der Philosophie und Mystik so häufig geht. Was ist nun damit gemeint? Wenn wir behaupten, „Gott ist Einer“, dann meinen wir, dass Gott eine Existenz ist, in seinem Wesen einzig und ohne Seinesgleichen, dem jegliche Pluralität fremd ist und fremd bleibt. Sogar auf abstrakter Ebene können wir uns Sein Wesen in keiner dualen Form vorstellen. Denn Seine Einzigkeit liegt in Seiner existentiellen Realität begründet. Tauhid (Einheit) stellt die Voraussetzung für die Existenz Seines Wesens dar.

Wie werden wir die Einzigartigkeit Gottes verstehen, wenn wir uns von “Gott“ eine konkrete Vorstellung machen? Wenn wir das tun, gelangen wir folgerichtig zu dem Ergebnis, dass, wenn es einen Gott gibt, Er Einer sein kann, nicht zwei oder mehrere, denn Sein Wesen lässt sich nicht mit Dualität und Pluralität vereinbaren.

Stellen wir uns eine Linie im Raum vor und nehmen wir an, die Linie setzt sich in beide Richtungen unendlich fort. Denken wir uns nun eine weitere Linie im Raum, parallel zu der ersten in einem Abstand von einem Meter, die ebenfalls unendlich in beide Richtungen verläuft. Nichts ist dagegen einzuwenden, uns eine zweite Linie parallel zur ersten vorzustellen, denn parallel bedeutet ja nichts weiteres, als dass der Abstand von jedem Punkt der zweiten Linie zur ersten der gleiche ist, so dass sie einander auch im Unendlichen nicht schneiden. Davon abgesehen, ob es praktisch möglich ist oder nicht, können wir von der Existenz zweier solcher Linien ausgehen.

Jetzt wollen wir auf einen Körper schauen und annehmen, dass er sich ständig vergrößert. In allen Dimensionen (Länge, Breite und Höhe) nimmt er unendliche Maße an. Ist es möglich, einen weiteren Körper im Raum anzunehmen, der sich ebenfalls in jede Richtung unendlich ausweiten würde? Selbstverständlich nicht. Denn der erste Körper hat ja bereits den vorhandenen Raum ausgefüllt, es ist kein weiterer Platz da für einen neuen Körper, ob endlich oder unendlich. Demnach können wir uns im Raum keine zwei Gegenstände vorstellen, die innen nicht hohl und in jeder Hinsicht unendlich sind. Jeder Körper, den wir uns vorstellten, wäre eben der erste. Ein unendlich großer Körper schließt die Annahme eines weiteren unendlich großen Körpers aus.

Aber wie steht es mit einer unendlichen “außergegenständlichen“ Existenz, so zum Beispiel einem unendlich großen Geistwesen, das den unendlichen Körper ausfüllen könnte? Das wäre möglich. Nun stellen wir uns ein weiteres Wesen vor, das in jeder für die Existenz nur möglichen Dimension eine unendliche Größe annimmt. Ist es möglich, bei dieser Art von Existenz von zwei oder mehreren auszugehen? Sicher nicht. Denn wenn wir annehmen, dass es zwei davon gibt, dann muss jede von beiden Existenzen eine andere als die erste sein und somit zumindest eine “endlich“ im Vergleich zur anderen sein. Somit aber könnten nicht beide unendlich sein.

Auf diese Weise ist sich vorzustellen, dass Gott nur eine einzige Existenz und Wesenseinheit sein kann, ohne Seinesgleichen, eine Existenz, der grundsätzlich jegliche Dualität und Pluralität unmöglich sind.

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