L5 - Die Manifestationen Gottes in der Natur
Die Materie und die Natur, welche als ein geschaffenes
Ganzes wahrgenommen werden, sind der beste und klarste Beweis
für das Wissen um Gott. Im Prozess der materiellen Veränderung
kann der weise Wille als ewiges Prinzip entdeckt werden. Es
wird deutlich, dass Seine Strahlen allem Leben und Substanz
geben und dass die ganze Schöpfung durch Ihn Existenz und
Weiterentwicklung erfährt.
Wenn man die unterschiedlichen Existenzen des Universums
betrachtet, die Mysterien der Schöpfung studiert, deren
Einzelteile alle ein Zeugnis dafür sind, dass eine große
Intelligenz sie erschaffen hat, so liefert dies einen Beleg
für das Wissen und den Glauben an einen weisen Schöpfer. Einen
Schöpfer, dessen Macht sich in der Ordnung der existierenden
Dinge mit aller Größe und Vielfalt manifestiert. Es ist
darüber hinaus ein simpler und direkter Beweis, der
unkompliziert und frei von philosophischer Schwere besteht. Es
ist ein Weg des Studiums und Kontemplation, der jedem
verfügbar ist. Alle können davon profitieren, sowohl die
Denker, als auch die breite Masse.
Ein jeder kann in all den Phänomenen der Schöpfung, seinen
Kapazitäten und seinem Verständnis folgend, Indikationen für
das Verbundene, Harmonische und Zweckdienliche sehen und so in
jeden der unzähligen Partikel des Seins den festen Beweis für
die Existenz der Quelle allen Seins finden.
Die ganzen Adaptionen der Tierarten an ihre Lebensumstände
sind ein großes Zeichen Gottes. Jede dieser Arten ist mit all
den nötigen Instrumenten geschaffen worden, die für die
jeweiligen Lebensumstände gebraucht werden.
Moses, der mit Gott sprach (Friede sei mit ihm und unserem
Propheten), nutzte diesen Beweis als Mittel, um den damalig
amtierenden Pharao die Existenz Gottes zu demonstrieren. Der
Pharao sagte zu Moses und seinem Bruder: „(…) Wer ist euer
beider Herr, oh Moses? Er (Moses) sprach: Unser Herr ist der,
der jedem Ding seine Gestalt gab (und es) dann (zu seiner
Bestimmung) leitete.“ (Vgl. Koran: Sure 20, Vers 49-50)
So sagte auch der Imam (Friede sei mit ihm) zu Mufaddal:
„Schau genau auf die Struktur der Schöpfung des Vogels, schau
wie dieser leicht und mit kleinem Volumen erschaffen wurde,
damit er fliegen kann. Er hat statt der vier, wie bei anderen
Tieren, nur zwei Beine bekommen und er hat nur vier statt der
fünf Zehen an jedem Fuß. Vögel haben einen schlank geformten
Brustkörper, sodass die Luft sie umfließen kann und sie in
jede Richtung fliegen können. Die langen Beine des Vogels
passen gut unter den Schwanz, und die Flügel und sein ganzer
Körper sind mit Federn bedeckt, so kann die Luft sie
durchdringen und zum besseren Fliegen beitragen. Da das Futter
der Vögel aus Samen besteht und sie das Fleisch, unzerkaut
essen, brauchen sie keine Zähne. Stattdessen schuf Gott für
die Vögel einen harten und scharfen Schnabel, der beim
herausreißen des Fleisches nicht zerbricht noch durch das
Sammeln von Samen verletzt werden kann. Damit diese Kreatur
das Unzerkaute verdauen kann, hat sie ein starkes
Verdauungssystem bekommen und einen warmen Körper. Außerdem
pflanzen sich Vögel fort, indem sie Eier legen. Auf diese
Weise bleiben sie leicht genug, um zu fliegen. Würden ihre
Nachkommen in ihren Körpern heranwachsen, wären sie für das
Fliegen zu schwer.“
Dann ging der Imam zu einem generellen Gesetz über und
sagte, „Somit sind alle Eigenschaften eines Vogels im Einklang
mit seiner Umwelt und seiner Art zu leben.“[10]
Die Frage der Sprache der Tiere ist ein weiteres göttliches
Zeichen. Sie besitzen eine spezielle Form der Sprache, die sie
in die Lage versetzt, miteinander zu kommunizieren.
Der noble Koran berichtet von der Geschichte der Ameise,
die der Prophet Salomo (Friede sei mit unserem Propheten und
ihm) im Tal der Ameisen sagen hörte: „(…) Oh ihr Ameisen,
hinein in eure Wohnungen, damit nicht Salomo und seine
Heerscharen euch zertreten, ohne dass sie es merken.“ (Vgl.
Koran: Sure 27, Vers 18)
Moderne Wissenschaftler haben ein ausgeklügeltes System der
Kommunikation bei den Tieren entdeckt, dass präziser und
komplexer als unsere Kommunikationsform ist. Crissy Morrison
schreibt, „Wenn wir eine weibliche Motte neben dem Fenster
eines Raumes setzen, so wird sie sanfte Signale aussenden, die
eine männliche Motte auch aus sehr weiter Entfernung erfassen
kann und beantworten wird. Sosehr man auch diese Kommunikation
zu stoppen versucht, es wird nicht gehen. Trägt diese schwache
Kreatur eine Art Sender an sich oder hat die männliche Motte
einen Empfänger in seiner Antenne versteckt?
Eine Grille reibt an ihren Beinen und das dabei erzeugte
Geräusch kann man in einer stillen Nacht bis zu einem
Kilometer weit hören. Um ein Weibchen anzulocken, setzt die
männliche Grille sechzig Tonnen Luft in Bewegung, worauf das
Weibchen eine Antwort auf seine Rufe sendet, ohne dass auch
nur ein Laut von ihrer Seite zu vernehmen wäre.
Vor der Erfindung des Radios glaubten die Wissenschaftler,
dass die Tiere über ihren Geruchssinn miteinander
kommunizieren würden. Selbst wenn das wahr wäre, wäre es eine
Art Wunder, denn der Geruch müsste sich durch die Luft bewegen
bis es die Geruchsorgane des weiblichen Insekts erreichen
würde. Und dies unabhängig von der Frage, ob der Wind nun weht
oder nicht und ob das Weibchen daraus erkennen kann, woher der
Geruch kam und wo der potentielle Partner zu finden ist.
Dank komplexer mechanischer Technik haben wir die Fähigkeit
erworben, über große Abstände miteinander zu kommunizieren.
Das Radio ist eine erstaunliche Erfindung, die es uns erlaubt,
augenblicklich miteinander zu kommunizieren. Aber für die
Benutzung dieser Erfindung bedarf es des Kabels und unserer
Präsenz an einem bestimmten Ort. Die Motte ist uns also noch
weit voraus.“[11]
Wählt man die empirischen Wissenschaften als Mittel zum
Studium der unendlichen Mysterien der Welt, so hat dies den
Vorteil, dass sie in der Reichweite aller liegen. Es ist das
Bewusstsein der Wunder der Schöpfung und der in ihr
bestehenden Ordnung, welche den Menschen ganz natürlich zu dem
Gott führen, der sie erschuf. Dieses Bewusstsein zeigt dem
Menschen die Attribute der Perfektion, des Wissens und der
grenzenlosen Macht, die den Schöpfer und die Quelle allen
Seins charakterisiert.
Diese präzise Ordnung deutet auf ein Ziel, einen Plan, auf
eine tiefe, große Weisheit hin. Was für eine Kreativität, was
für eine Kraft, was für ein Wissen hat Er in die Welt des
Seins investiert, in den kleinen wie in den großen Dingen, in
der Erde, in der Atmosphäre, in den himmlischen Planeten, in
den Herzen der Steine, in den Herzen der Atome!
Wenn wir von Ordnung sprechen, sollte klar sein, dass das
Konzept der Ordnung auf Phänomene applizierbar ist, deren
verschiedene Einzelteile miteinander derart in Beziehung
gesetzt sind, dass sie harmonisch ein spezifisches Ziel
verfolgen. Die Zusammenarbeit der Einzelstücke miteinander
muss ebenfalls in Betracht gezogen werden.
Obwohl jene, die eine Existenz der Ordnung im Universum
leugnen, nicht unbedingt auch die Existenz einer aktiven
Ursache bestreiten (denn sie akzeptieren das Gesetz der
Kausalität), negieren sie diese wiederum, da dies die
Intervention von Ziel und Zweck in natürlichen Phänomenen
impliziert.
In zahlreichen Versen des noblen Korans wird der Mensch
dazu eingeladen, über die Ordnung der Schöpfung nachzudenken,
sodass der Masse der Menschen auf einfachste Weise die
Existenz eines einzigartigen Schöpfers bewusst gemacht werden
kann.
„In der Schöpfung der Himmel und der Erde und im Wechsel
von Nacht und Tag und in den Schiffen, die das Meer befahren
mit dem, was den Menschen nützt, und in dem Wasser, das Gott
niedersendet vom Himmel, womit Er die Erde belebt nach ihrem
Tode und darauf verstreut allerlei Getier, und im Wechsel der
Winde und der Wolken, die dienen müssen zwischen Himmel und
Erde, sind fürwahr Zeichen für solche, die verstehen.“ (Vgl.
Koran: Sure 2, Vers 164)
„Gott ist es, der die Himmel erhöht hat ohne Stützpfeiler,
die ihr sehen könnt. Dann setzte Er Sich auf den Thron. Und Er
zwang Sonne und Mond in Dienstbarkeit; jedes läuft seine Bahn
zum vorgezeichneten Ziel. Er ordnet alle Dinge. Er macht die
Zeichen deutlich klar, auf dass ihr an die Begegnung mit eurem
Herrn fest glaubt.“ (Vgl. Koran: Sure 13, Vers 2)
„Und Er ist es, der die Erde ausbreitete und Berge und
Flüsse in ihr gründete. Und Früchte aller Art schuf Er auf
ihr, ein Paar von jeder Art. Er lässt die Nacht den Tag
bedecken. Hierin sind wahrlich Zeichen für ein nachdenkendes
Volk.“ (Vgl. Koran: Sure 13, Vers 3)
Wenn wir alle Theorien der Spezialisten und Forscher
akzeptieren, sogar die Theorie der Evolution bezüglich des
Auftauchens der verschiedenen Spezies auf unserer Welt, so
wird keine Theorie ohne die Präsenz einer absoluten Macht, die
Intervention eines Willens, ein Bewusstsein, ein Ziel, einen
Sinn umfassend sein. Graduelle Erschaffung innerhalb eines
natürlichen Systems zeigt ebenfalls ganz eindeutig das
Eingreifen eines Willens und eines Bewusstseins bei dem
Prozess des Werden. All die Phasen der Bewegung und der
Weiterentwicklung der Natur basieren auf der sehr exakten Wahl
und Kalkulation. Die Natur ist nie auch nur im Geringsten in
Millionen von Jahren von ihrem auferlegten Weg abgewichen.
Es ist wahr, dass die anfänglichen Ebenen für das Finden
eines Beweises für die Existenz Gottes aus der Ordnung des
Universums gewonnen werden, es werden empirische Daten benutzt
und Teile der Argumentationskette werden mit Hilfe der
Sinneswahrnehmung konstruiert, zusammen mit dem Studium der
Natur und der empirischen Beobachtung. Tatsächlich ist das
eigentliche Argument nicht empirischer sondern rationaler
Natur, welches uns von der Natur hin zur transzendentalen
Realität führt, die über die Natur hinausgeht. Empirische
Beweise beschäftigen sich mit der Beziehung von zwei Teilen
der Natur, jedes muss dabei sensorisch wahrnehmbar sein, um
die Beziehung zwischen den beiden Phänomenen möglich zu
machen.
Wenn wir den Grad des Wissens und des Bewusstseins einer
Person durch die Studie ihrer Arbeit und Errungenschaften
betrachten, so sind wir nicht mit einer empirischen Entdeckung
beschäftigt, weil der Grad des Wissens und der Intelligenz
einer Person weder direkt quantitativ noch experimentell
erfassbar ist. Natürlich erfährt man den Willen, die
Intelligenz und Gedanken unmittelbar an sich selbst, doch hat
man das Bewusstsein für die Existenz derartiger Dinge bei
anderen Menschen nicht, da diese nicht bis ins kleinste Detail
erreichbar sind.
Es ist uns nur durch die Arbeit und die Erfolge dieser
Menschen möglich, Einblicke in ihre Gedanken und Intelligenz
zu gewinnen, obwohl es keinen empirischen Beweis für die
Existenz dieser Dinge in ihnen gibt. Nun ist die Entdeckung
von Intelligenz in Anderen durch das Betrachten ihrer Arbeit
und Erfolge ein rationaler Beweis, keine empirische Deduktion,
da die Intelligenz und ihre Wirkungsweise nicht direkt
untersucht wurden, sodass sich Wechselbeziehungen aufgezeigt
hätten.
Wenn das Erkennen von Gedanken und Intelligenz im Menschen
nicht durch einen empirischen Beweis aufgezeigt wird, ist es
klar, dass auch das Argument der Ordnung im Universum und
seine Verbindung zur göttlichen Essenz nicht zu der Kategorie
gehören können, die sich empirisch belegen lassen.
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Andererseits ist der Mensch nicht der Schöpfer, sondern nur
Teil der Schöpfung, seine Aktionen repräsentieren die
Etablierung von Beziehungen zwischen verschiedenen Teilen der
Welt.
Das Ziel und der Zweck, den der Mensch beim zusammensetzen
einer ganzer Serie von materiellen Elementen verfolgt (zum
Beispiel, in dem er ein Gebäude baut, ein Auto oder eine
Fabrik), steht in Beziehung zu ihm. Der eigentliche Sinn und
das Ziel ist der Schaffende selbst, nicht das von ihm
Erschaffene. Der Zusammenhang, der zwischen den gemachten
Teilstücken hergestellt wurde, ist daher keine natürliche
Beziehung. Beim etablieren dieses Zusammenhangs wünscht sich
der Schaffende, seinen eigenen Bestrebungen gerecht zu werden
und seine eigenen Unvollkommenheiten zu beleben, da alle
Bemühungen des Menschen eine Bewegung vom Potential hin zur
Aktualität sind und von dem Fehlerhaften hin zur Perfektion.
Dennoch können diese zwei Charakteristika nicht auf die
Beziehung zwischen den von Gott geschaffenen Existenzen und
Gott selbst angewandt werden. Die Beziehung zwischen den
verschiedenen Teilen von Gottes Werk ist nicht von
unnatürlicher Art und der Zweck des geschaffenen Phänomens
bezieht sich nicht auf Gott. Anders ausgedrückt, die Ziele der
Handlungen Gottes beziehen sich auf die Handlung selbst, da
Gottes Weisheit bedingt, dass Er verursacht, dass alles Sein
seine eigene Perfektion erlangt.
Wenn wir bei dem Diskurs über das Argument der Ordnung des
Universums versuchen, die Existenz eines Schaffenden zu
beweisen, der sich ähnlich verhält wie der schaffende Mensch,
wird der göttliche Schöpfer tatsächlich zu einer erschaffenen
Existenz, die auf der gleichen Ebene steht wie der Mensch. Zu
beweisen, dass es so einen Schöpfer gäbe, wäre eine ganze
andere Sache, als die Existenz eines Machers und Schöpfers zu
verdeutlichen, der alles erschuf. Aus wissenschaftlicher Sicht
ist das Hervorkommen von Materie aus sich selbst unmöglich.
Die marxistische Theorie von der materiellen Welt, die sich
ständig verändert und zu höheren Stufen hinauf schreitet,
steht im klaren Widerspruch zu den wissenschaftlichen Daten
und den Realitäten der Natur. Jegliche Entwicklung und
Bewegung in der materiellen Welt ist entweder das Resultat des
Eingreifens eines Willens, das Jenseits der Materie zu finden
ist, oder aber das Ergebnis von Anziehungskräften,
Interaktivitäten und dem Zusammenschluss mit anderen Körpern.
In der pflanzlichen Welt kommt es durch Regen, Sonnenschein
und Aufnahme von Substanzen aus der Erde zu einer Entwicklung
und einem Wachstum. Das gleiche geschieht in der Tierwelt, nur
dass dort der Faktor der Bewegung auf all den Dingen, die
benötigt werden, hinzukommt.
In dem eben Genannten ist eine klare Kooperation zwischen
den Dingen und Kreaturen auf der einen Seite und externen
Faktoren auf der anderen Seite zu beobachten. Je nachdem, was
für Eigenschaften der Existenz eigen sind und was für Gesetze
und Formeln es unterworfen ist, bleibt es der jeweiligen
Existenzform unmöglich, den vorgegebenen Befehlen, die in
seine Existenz eingraviert sind, nicht zu gehorchen.
Die Realitäten, die der Mensch mit Hilfe seiner Sinne
wahrnimmt, haben bestimmte Eigenschaften. Wir nehmen natürlich
wahr, dass die Existenzen in dieser Welt der Veränderung und
der Unbeständigkeit erliegen. In der ganzen Geschichte des
Seins ist jede materielle Sache entweder dabei zu wachsen und
sich zu entwickeln, oder aber sie ist dabei zu verfallen. Kurz
gesagt, nichts Materielles bleibt auf der Ebene der Existenz
unveränderlich und beständig.
Endlichkeit ist eine andere Eigenschaft der sensorischen
Existenz. Von dem kleinsten Partikel bis zur größten Galaxie,
alle Dinge brauchen Raum und Zeit. Einige Dinge brauchen
einfach mehr Raum oder längere Zeit und andere eine kürzere
Zeitspanne und weniger Raum. Alle Dinge sind in ihrer Existenz
und in ihren Eigenschaften relativ. Attribute wie Macht,
Schönheit und Weisheit, die wir den Dingen zuschreiben, sind
eigentlich Vergleiche mit etwas Anderem.
Abhängigkeit und Konditionalität sind ebenso
charakteristisch für diese Dinge. Die Existenz jeder Sache,
die wir wahrnehmen können, ist abhängig von anderen Faktoren
und braucht diese daher. Keine materielle Sache kann auf
dieser Welt gefunden werden, die nur sich selbst braucht, um
zu sein und die nichts anderes benötigt als sich selbst.
Abhängigkeit umgibt das komplette materielle Sein.
Die Intelligenz des Menschen kann die Schleier des äußeren
Anscheins transzendieren und die inneren Tiefen des Seins
durchdringen. Anders als die Sinne kann die Intelligenz nicht
akzeptieren, dass die Existenz nur auf relatives, endliches,
veränderliches und abhängiges Sein beschränkt ist. Ganz im
Gegenteil erkennt die Kraft der Gedanken die Notwendigkeit
einer Existenz an, die über das Beobachtbare hinausgeht, eine
stabile, absolute und durch sich selbst bestehende Realität,
von der alle anderen Existenzen abhängig sind. Diese Realität
ist zu jeder Zeit und an jedem Ort präsent, wäre sie nicht da,
würde die gesamte Welt nicht sein und den Anteil am Sein
verlieren.
Wenn wir erst die Abhängigkeit der geschaffenen Welt
erkennen und verstehen, dass kein Phänomen ohne fremde Hilfe
bestehen kann, kommen wir zu dem Schluss, dass es eine
notwendige Existenz gibt, denn wir fragen uns: „Wovon ist
jedes Phänomen letztlich abhängig?“
Wenn wir antworten, „Von einem anderen Körper“, dann müssen
wir uns fragen, „Wovon ist dieser wiederum abhängig?“. Und
wenn darauf geantwortet wird, „Von einer Sache in der Natur,
die uns unbekannt ist.“, stellt sich die Frage, „Ist das eine
simple Sache oder etwas Zusammengesetztes?“.
Wenn es ein Zusammenschluss von Dingen ist, antworten wir,
dass etwas Zusammengefügtes auch von seinen Einzelteile
abhängig ist, da die Eizelteile sein müssen, damit der
Zusammenschluss zustande kommen kann. Da die Natur
zusammengesetzt ist, kann sie nicht die notwendige Existenz
sein.
Wir sind daher gezwungen zu sagen, dass die erste Ursache
einfach sein muss. Sie muss außerdem von gleicher Dauer wie
die notwendige Existenz sein, da die Kette der Kausalität
nicht bis in die Unendlichkeit fortgesetzt werden kann.
Die Gesamtheit der Welt braucht die Realität, die
unabhängig ist und von der alle endlichen und relativen
Phänomene abhängen. Alle Dinge brauchen diese Realität, um
durch sie zu sein und alle Dinge besitzen ein Zeichen dieses
unendlichen Lebens, Wissens, dieser Macht und Weisheit. Sie
erlauben uns auf diese Weise, kostbares Wissen über diese
Realität zu erlangen und ermöglichen jeder intelligenten,
neugierigen Person, die Existenz eines Schöpfers zu
deduzieren.
_____
Die beidseitige Abhängigkeit von Materie und den Gesetzen
des Seins zeigt in keiner Weise eine Unabhängigkeit der
Materie auf. Ganz im Gegenteil, die verschiedenen Phänomene,
die aus der Materie resultieren zusammen mit ihren
Wechselbeziehungen zueinander, deuten darauf hin, dass Materie
in seinen Existenzformen gezwungen ist, bestimmte Gesetze und
Normen zu akzeptieren und ihnen zu folgen, die diese zur
Ordnung und Harmonie antreiben. Sein basiert auf zwei
Faktoren: Materie und Ordnung, die in starker Wechselbeziehung
zueinander stehen und die eine kohärente und harmonische Welt
schaffen.
Manche Leute erachten die Materie als unabhängig und
stellen sich vor, dass die Materie selbst freiheitlich die
Gesetze ausführt, die dann die Materie beherrschen. Aber wie
können sie glauben, dass Wasserstoff und Sauerstoff,
Elektronen und Protonen sich erst selbst produzieren, dann die
Quelle für alle anderen Dinge sind und schließlich die Gesetze
schaffen, die sie selbst und den Rest der Welt regulieren?
Materialismus glaubt daran, dass niedere Objekte die Quelle
für das Auftauchen von höher entwickelten sind, ohne sich
damit zu beschäftigen, ob denn das Höhere schon zur Zeit des
niedrigen Levels existierte. Wenn niedere Materie nicht dazu
in der Lage ist – selbst bei ihrer höchsten Stufe ihrer
Entwicklung, wo das Denken und die Reflektion beginnt – sich
selbst zu erschaffen oder die Gesetze zu brechen, die sie
beherrscht, folgt daraus, dass die Materie ebenfalls nicht in
der Lage sein kann, andere Existenzformen mit den
dazugehörenden Gesetzmäßigkeiten zu erschaffen. Wie kann da
angenommen werden, dass die niedere Materie die Schöpfung
kreiert und der Ursprung höherer Wesen ist oder dass sie Macht
besitzt großartige Phänomene ins Sein zu rufen?
In den neuen Wissenschaften, hat sich das Prinzip
etabliert, das Systeme, die zielgerichtete lebende Elemente
beinhalten oder Systeme, die extern durch ein gegebenes
Programm organisiert werden, sich in Richtung Expansion,
größerer Ordnung und zum Fortschritt weiterentwickeln können.
Dennoch stehen alle Systeme, ob einfache oder
zusammengesetzte, in Beziehung zu Faktoren, die außerhalb
ihrer selbst liegen, sie sind nicht in der Lage, sich selbst
durch sich selbst zu konstruieren. Kein System oder keine
Substanz der Welt kann ein lebendes, sich entwickelndes Organ
erschaffen, es sei denn, es besitzt ein gewisses Maß an Willen
und Bewusstsein.
Nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit ist das zufällige
Entstehen der Welt abzulehnen, es wird als irrational und
unmöglich erachtet. Sogar Kalkulationen, die auf
mathematischen Wahrscheinlichkeiten basieren, bestätigen die
Notwendigkeit der korrekten Führung und Planung der Welt,
einhergehend mit einem präzisen Programm und einem bewussten
Willen.
Das Wahrscheinlichkeitsgesetz ist tatsächlich ein harter
Schlag für all jene, die an einen zufälligen Ursprung des
Universums glauben. Wenn wir die Theorie des Zufalls auf ein
simples System oder kleine Zahlen anwenden, so ist dies
möglich, auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist. Aber es ist
unvorstellbar, dass man einen geometrischen Zufall vorfindet,
der die feste Ordnung und Harmonie der Welt, die im komplexen
System vorherrscht, beschreibt. Partiale und einfache
Veränderungen in der Ordnung der Existenz können ebenfalls die
Transformation der Welt nicht erklären, noch die Vereinigung
diverser Elemente und das Zusammenkommen von Atomen zu
harmonischen Zusammenschlüssen.
Wenn die Natur einst autonom bei der Komposition und
Formation war, warum zeigt sie nicht auch jetzt Initiative
sich weiter zu wandeln, warum zeigt sie keine profunde,
automatische Veränderung?
Selbst das simple Auftreten von Ereignissen in der Welt
bringt erstaunliche Bilder zutage, die harmonisch und im
Einklang mit dem Ziel der Schöpfung sind. Das ist eine
Indikation für die Wahrheit, dass hinter all den fantastischen
Veränderungen eine bewusste und mächtige Kraft steht, die
wunderbare Systeme des Universums schafft und produziert. Sie
gibt der bemerkenswerten Kristallisation der Schöpfungswelt
die Form und entwirft den Plan und die Ordnung des Seins.
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Die Harmonie und die Verbindungen von Millionen von
natürlichen Phänomenen und ihre Beziehung zum Leben kann nur
durch eine Hypothese erklärt werden – dass wir uns für dieses
weitreichende System einen Schöpfer vorstellen, der die
verschiedenen Elemente des Lebens auf diesem Globus durch
grenzenlose und unendliche Macht erschuf und der für jedes
Element sein Programm kreierte. Diese Hypothese ist konform
mit den harmonischen Verbindungen, die den Phänomenen zugrunde
liegen.
Wenn wir diese Hypothese nicht akzeptieren, wie ist es
dieser Harmonie dann möglich gewesen – zufällig und ohne Zweck
– unter den vielfarbigen Ordnungen des Seins zu entstehen? Wie
kann man annehmen, die Materie selbst sei der Ursprung von
Millionen von Attributen und Charakteristika und sei damit
äquivalent zum sinnvollen, weisen und allwissenden Schöpfer?
Wenn die Welt der Wunder, die unseren Intellekt mit all
ihrem Glanz blendet, den das menschliche Wissen nicht ganz
erfassen kann, nicht bestehen würde, wenn das Universum
tatsächlich nur aus einem einzelligen Wesen bestünde, so wäre
selbst dieser einfache, unscheinbare Organismus, diese simple
Entität zusammen mit der Ordnung, die für seine Entstehung
bereitgestellt werden müsste und den Materiealien, die für
seinen Bau zur Verfügung stehen müssten, eine Möglichkeit, ein
Zufall. Die Wahrscheinlichkeit der Entstehung selbst einer
solchen Entität ist nach Einschätzung des Schweizer Biologen
Charles Unguy eine so kleine Zahl, dass man sie mathematisch
als unvorstellbar bezeichnen kann.
_____
Alle Teile der existierenden Dinge unterliegen in ihrer
inneren Struktur als auch in ihren Wechselbeziehungen einer
ausbalancierten Ordnung. Ihre Beschaffenheit und ihre
Beziehungen zueinander sind von solcher Art, dass sie sich
gegenseitig auf ihren jeweiligen Wegen, die zu ihren Zielen
führen, helfend unterstützen. Durch den Nutzen, den sie durch
diese Beziehungen zu anderen Existenzen haben und durch den
Austausch von Einflüssen auf ihre individuelle Beschaffenheit,
sind sie in der Lage, ihre vorgesehenen Stationen zu
erreichen.
Eine grundlegende Aufgabe der materiellen Wissenschaften
ist die Identifizierung der externen Aspekte und Qualitäten
der Welt. Die Identifizierung der wahren Natur und der Essenz
der geschaffenen Dinge und Phänomene gehen über den Horizont
solcher Wissenschaften hinaus.
Die größte Leistung der Astronomen ist zum Beispiel zu
wissen, ob Billionen von Sphären in den Himmeln durch die
zentrifugale Kraft feststehend sind oder ob sie weiterhin
rotieren, während eine Kraft sie davon abhält miteinander zu
kollidieren und ihnen ermöglicht, ihr Gleichgewicht zu halten.
Sie messen auch den Abstand zur Erde und deren Geschwindigkeit
und Volumen mit den dazu vorgesehenen Instrumenten. Dennoch
wird das Endergebnis all dieses Wissens und all dieser
Experimente nicht über die Interpretation der äußeren,
oberflächlichen Aspekte der Schöpfung hinausgehen können, weil
ein Astronom das Zustandekommen der wahren Natur der
anziehenden Kraft, das Wesen der zentrifugalen Kraft und das
System, dem es damit dient, nicht kennt.
Wissenschaftler können eine Maschine interpretieren, ohne
sich der eigentlichen Interpretation der Antriebskraft bewusst
zu sein. Ebenso sind die Naturwissenschaften nicht in der
Lage, die Millionen von Wahrheiten, die in der Natur und im
Menschen eingebettet sind, zu interpretieren und zu
analysieren.
Der Mensch hat sich bis ins Herz des Atoms geforscht, aber
er konnte nicht die obskuren Mysterien eines einzigen Atoms
lösen. Kurz, es sind diese Bastionen von Mysterien, welche die
Großen der Naturwissenschaften nicht geschafft haben zu
erobern.
Eins der Wunder der Schöpfung ist die gegenseitige
Harmonie, die zwischen zwei Phänomenen existiert, die
zeitversetzt bestehen. Diese Harmonie ist von solcher Natur,
dass die benötigten Dinge für die Existenz eines Phänomens,
was noch nicht existiert, bereits durch das Vorgeben von
Strukturen durch ein anderes Phänomen ermöglicht wird.
Das beste Beispiel für diese Harmonie kann in der Beziehung
zwischen Mutter und Kind betrachtet werden. Unter Menschen als
auch anderen Säugetieren produziert das Weibchen unter
Einwirkung von besonderen Hormonen, sobald es schwanger wird
und der Fötus eine gewisses Stadion im Bauch der Mutter
erreicht hat, Milch, die leicht und komfortabel in der
Handhabung ist. Während der Fötus wächst, wird die Quantität
der Milch soweit vergrößert, dass der Fötus die nötige und für
seine weitere Entwicklung am besten geeignete Nahrung bereit
gestellt bekommt, sobald er geboren ist.
Diese fertige Substanz ist perfekt auf das Verdauungssystem
des Säuglings abgestimmt. Sie ist in einem Lager versteckt,
der Brust, mit welchem die Mutter bereits Jahre zuvor
ausgestattet worden war, noch bevor das Kind sich in ihr zu
formen begann. Um das Stillen des Neugeborenen zu ermöglichen
und damit es sich nicht an der Fülle der Milch verschluckt,
die auf einmal in den Mund fließt, sind kleine, feine
Öffnungen in der Brustwarze zu finden, die selbst eine Größe
hat, die der Mund eines Säuglings fassen kann. So kann das
Baby die benötigte tägliche Nahrung durch saugen zu sich
nehmen.
Während das Baby wächst, verändert sich die Milch und passt
sich dem Alter an. Daher raten Ärzte von Ammen bzw.
Milchmüttern ab, die nicht relativ zeitgleich mit dem eigenen
Baby ein Kind zur Welt brachten.
Hier stellt sich die Frage: Ist nicht die Bereitstellung
der Nahrung in einer Existenz für eine andere Existenz, die
noch nicht da ist, etwas Geplantes und Vorausschauendes, was
auf Weisheit und Exaktheit begründet ist? Ist nicht diese
Versorgung für die Zukunft, diese subtile und wunderbare
Wechselbeziehung zwischen zwei Geschöpfen das Werk einer
allmächtigen und allweisen Kraft? Ist es nicht ein klares
Zeichen für die Intervention einer unendlichen Macht, eines
großen Designers und Planers, der das Aufrechterhalten des
Lebens und das Wachstum aller Phänomene bis hin zur Perfektion
verfolgt?
Wir wissen genau, dass die präzisen Kalkulationen, der alle
Maschinen und industrielle Werkzeuge unterliegen, das Ergebnis
von Talenten und Ideen sind, die in der Planung und
Konstruktion umgesetzt wurden. Wenn man diese Dinge
feststellt, könnte man den generellen philosophischen Schluss
daraus ziehen, dass Ordnung und Zusammenfügungen, die auf
Balance und Kalkulation basieren, überall dort zu betrachten
sind, wo auch Willen, Intelligenz und Gedanken zu finden sind.
Die Präzision, die in industriellen Maschinen zu beobachten
ist, tritt in den organischen Existenzformen und natürlichen
Kompositionen auf einem weitaus höheren und unglaublich
bemerkenswerten Niveau zutage. Tatsächlich ist der Grad der
Planung und Organisation, der in der Natur sichtbar ist, so
hoch, dass er mit der Präzision der von Menschenhand gebauten
Dinge nicht vergleichbar ist.
Wenn wir ohne Einwände anerkennen, dass die maschinelle
Ordnung das Produkt des Gedankenguts und des Willens ist,
sollten wir da nicht auch die Handlungskraft einer unendlichen
Intelligenz, einen Willen und ein Wissen hinter der präzisen
Planung der Natur wahrnehmen?
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In der heutigen Zeit hat die Medizin eine Stufe erreicht,
wo es möglich ist, einem Menschen seine Niere zu entnehmen und
diese in einen anderen Menschen zu implantieren, dessen Nieren
versagt haben und der deswegen kurz vor dem Tode steht. Dieser
Fortschritt ist natürlich nicht das Ergebnis eines Arztes, es
ist eine Entwicklung über tausende von Jahren, die viele
involvierte. Die Transplantationstechnik hat also einen langen
Entwicklungsprozess durchlaufen, bis sie den heutigen Stand
erreichte. Die Ideen und Einsichten von vielen verschiedenen
Wissenschaftlern über Jahrhunderte hinweg waren nötig, bevor
die erste Nierentransplantation möglich wurde. Wäre es denn
möglich gewesen, dieses Ergebnis ohne das dazugehörige Wissen
zu erzielen? Wohl kaum.
Stellen wir uns noch eine Frage. Was erfordert mehr Wissen
und wissenschaftliche Fertigkeit: Das Wechseln eines Reifens
an dem Rad eines Fahrzeugs – eine Aufgabe die sicherlich
gewisses technisches Geschick erfordert – oder aber das
Herstellen eines Autoreifens? Was ist bedeutsamer, einen
Autoreifen zu machen oder ihn zu wechseln?
Auch wenn das Transplantieren einer Niere aus medizinischer
Sicht von Bedeutung ist, kann man es doch mit dem Wechsel
eines Autoreifens vergleichen. Es verliert an Gewicht, wenn
man es mit der Struktur der Niere vergleicht und ihren
Mysterien, Funktionsweisen und den Kalkulationen, die damit
einhergehen.
Welcher realistische Wissenschaftler, der aufrichtig auf
der Suche nach Wahrem ist, könnte heute behaupten, dass die
Struktur der Niere nicht eine Spur von kreativer Intelligenz
und Willen aufweisen würde, dass es reine Natur sei. Natur,
die nicht mehr Wissen und Bewusstsein besitzt als ein
Kindergartenkind?
Ist es nicht logischer, die Existenz von Intelligenz,
Willen und Planung in der Schöpfung und der Ordnung der Welt
zu postulieren, als die Kreativität der Materie zuzuschreiben,
welche selbst weder Intelligenz, Gedanken, Bewusstsein noch
Macht zur Erfindung besitzt?
Der Glaube an die Existenz eines weisen Schöpfers ist ohne
Zweifel logischer als der Glaube in die Kreativität der
Materie, die weder Wahrnehmung, Bewusstsein noch die Fähigkeit
zur Planung besitzt. Wir können nicht der Materie die ganzen
Attribute der Intelligenz geben, die wir in der Welt sehen und
auch nicht den ordnenden Willen, der sich in ihr befindet.
Mufaddal sagte zu Imam Jaafar Sadiq (Friede sei mit ihm):
„Herr, manche Leute glauben, dass die Ordnung und die
Präzision, die wir in der Welt sehen, das Werk der Natur sei.“
Der Imam antwortete: „Frage sie, ob die Natur all die fein
kalkulierten Funktionen mit ihrem Wissen, ihrer Überlegung und
ihrer Macht ausübt? Wenn sie sagen, dass die Natur Wissen und
Kraft besitze, was ist es, das sie davon abhält diese ewige,
heilige Essenz zu bestätigen und zu gestehen, dass es dieses
über alles andere stehende Prinzip gibt? Wenn sie aber sagen,
die Natur würde all die Aufgaben regulär und korrekt ausüben,
ohne dabei Wissen und Willen zu besitzen, dann folgt daraus,
dass diese weisen Funktionen und diese präzise kalkulierten
Gesetze das Werk eines allwissenden und weisen Schöpfers sind.
Das, was sie Natur nennen, ist ein Gesetz und ein Brauch,
verabredet durch die Hand der göttlichen Macht, um über die
Schöpfung zu regieren.“[12]
Die Feinheiten der Natur
Betrachtet man einen Moskito, wird man nicht einmal ein
Mikroskop brauchen, das Auge reicht aus, um die präzise und
komplexe Ordnung dieses insignifikanten Insektes zu sehen. In
diesem feingliedrigen Objekt existiert eine ganze Anzahl von
Körperteilen und Sinnen, die bemerkenswert in ihrer Präzision
sind. Ein Verdauungssystem, ein Kreislaufsystem, ein
Nervensystem, die Schweißdrüsen mit ihren Verbindungen. Der
Moskito besitzt ein voll ausgestattetes Labor. Mit einer
außerordentlichen Geschwindigkeit und Genauigkeit vermag er
die gebrauchten Materialien zu verwerten. Vergleicht man dies
mit einem wissenschaftlichen Labor, so wird trotz der
menschlichen und wirtschaftlichen Ressourcen, die man in solch
ein Labor hineingesteckt hat, dieses nie die Schnelligkeit,
Präzision und Exaktheit erreichen können wie es das
Moskito-Labor aufweist. Wie viel Zeit und Aufwand, wie viel
Reflexion und Intelligenz wird, zum Beispiel benötigt, um ein
Mittel gegen den giftigen Stich eines Moskitos zu produzieren!
Wenn der Mensch so viel Planung, Gedanken und Genauigkeit
benötigt, um diese Aufgabe zu meistern, ist da nicht die
Feinheit, die Exaktheit und die Ordnung, die in der Welt
sichtbar ist, ein Beweis für den Ursprung all dieser Dinge in
der Intelligenz, kreativen Planung und der weitreichenden
Weisheit eines Schöpfers? Ist es überhaupt möglich, die genaue
Geometrie, Funktion und Bewegung des Universums als das
Ergebnis von Materie zu betrachten? Wir stellen fest, dass die
Phänomene der Schöpfung Ordnung und Regulierung ausdrücken,
sie verkünden nicht Dinge wie Sinnlosigkeit, Anarchie und
Unordnung.
Wenn wir zuweilen schwache Punkte in der Natur entdecken,
so impliziert dies keinen Defekt in dem tiefgründigen Buch der
Schöpfung. Unsere Gedanken und unsere Wahrnehmung sind nicht
in der Lage soweit zu gehen und unsere Intelligenz ist zu
limitiert, um alle Mysterien und Enigmen des Universums zu
verstehen. Unser Intellekt kann nicht alle Ziele und Gründe
der Existenz unterscheiden.
Wenn wir nicht in der Lage sind, die Funktion einer kleinen
Schraube in einer großen Maschine zu verstehen, gibt es uns
das Recht, den Designer als Ignoranten zu verurteilen? Oder
ist nicht vielmehr unser eigener Horizont so beschränkt, dass
wir das wahre Ziel und den Zweck der Maschine nicht
durchschauen?
Der Zufall kann nicht die Aufgabe des Wissens übernehmen,
Wissen, welches niemals und in keiner Weise mit Ignoranz
vermischt ist. Wenn, wie es sich die Materialisten vorstellen,
die Welt nicht mit Wissen und Willen entstand, müsste auch der
Mensch, um seinen Zweck zu erfüllen, den Pfad des Strebens
verlassen, sich selbst von der Ignoranz gefangen nehmen
lassen, um konform mit der ignoranten Natur zu sein.
Die Realität ist, dass das Funktionieren der Welt mit
Regulierung und Ordnung bewerkstelligt wird, dass es ein Ziel
besitzt, einen Sinn und einen Willen, der nicht verneint
werden kann. Es kann nicht angenommen werden, dass der
unaufhörliche Prozess der Aktion und Reaktion, ohne die
Intervention und die Führung einer Intelligenz in einer
bestimmten Richtung voranschreitet.
Nach Jahren der vorsichtigen Planung und unermüdlicher
Arbeit haben Biochemiker erfolgreich experimentelle Organismen
auf einem sehr simplen und primitiven Niveau entdeckt, in
denen jegliches Leben abwesend ist. Dieser wissenschaftliche
Triumph wurde als sehr wertvoll erachtet und von den
wissenschaftlichen Kreisen mit viel Enthusiasmus aufgenommen.
Niemand betonte den Umstand, dass diese im hohen Maße
primitive Laborkreation ein Ergebnis des Zufalls war, ohne
Richtung, Planung und Präzision.
Jene, die das Sein mit all seinen Systemen des Universums,
mitsamt seinen Mysterien und komplexen Eigenschaften, der
unbewussten und blinden Kraft der Materie zuschreiben, sind
eigentlich diejenigen, die der Logik und der menschlichen
Intelligenz Unrecht tun und einen Krieg gegen die Wahrheit
führen.
Lenken wir unser Augenmerk auf einen Setzer in der
Druckerei. Er verwendet sehr viel Mühe und Aufmerksamkeit, um
die Buchstaben einer Seite eines Buches zu setzen. Wenn er
seine Arbeit durchliest, entdeckt er womöglich dennoch einige
Fehler, entstanden in den kurzen Momenten der
Unaufmerksamkeit. Wäre es möglich, dass die entstehende Seite
korrekt und frei von Fehlern wäre, würde der Drucker eine
Handvoll Buchstaben nehmen und diese fallen lassen, statt sie
sorgfältig in Reihen zu platzieren?
Noch absurder wäre es zu behaupten, dass einhundert
Kilogramm schweres geschmolzenes Blei durch eine Form fließt,
woraufhin fertige Buchstaben entstehen, die wiederum von einem
starken Wind ergriffen, sich auf vielen tausenden von
Metallplatten positionieren, sodass ein bestimmtes, reguläres
Bild entsteht. Und dass diese Platten gedruckt ein dickes Buch
ergeben, welches genaue wissenschaftliche Angaben zu diversen
Themen zum Inhalt hat und diese Inhalte werden auch noch mit
einer sehr ausdrucksvollen rhetorischen Gewandtheit
diskutiert. Und all dies, ohne dass ein Fehler auftritt?
Würde irgendjemand einer solchen Theorie zustimmen können?
Was haben die Materialisten, die Gott leugnen, über das
Erscheinen der variationsreichen Formen der Schöpfung und den
präzisen und komplexen Beziehungen zu sagen, welche
Himmelskörper regulieren, natürliche Schöpfung und alles
materielle Objekte? Sind die Buchstaben der Schöpfung, die
Atome und Partikel, geringer als die Buchstaben, die zum Druck
benutzt werden? Ist es denn akzeptierbar, dass diese
geordneten, bedeutungsvollen Buchstaben, diese genaue und gut
organisierte Geometrie, die erstaunlichen Formen, das Werk von
Ignoranz und Ziellosigkeit sein sollen? Dass die große und
weise Kraft, das wundersame Prinzip der Ordnung nicht in der
Textur der Welt präsent sein sollte? Kommen nicht alle
Phänomene aus der Manifestation von Bewusstsein und Kraft?
Wenn die Kraft, die in den Tiefen der Materie versteckt
ist, nicht von einer universellen Intelligenz stammt, welcher
Faktor bringt sie dazu, diese außergewöhnlichen Formen zu
gestalten und zwar mit einer erstaunlichen Regularität und
Harmonie?
Wenn diese Kraft etwas ist, was ohne Intelligenz und
bewusstem Willen sein kann, warum fällt sie nie der Unordnung
anheim und warum führt das Zusammenkommen der Materie nie zu
einer Kollision und zur Zerstörung?
Hier ist es der Glaube an den Schöpfer, der aller Existenz
Bedeutung schenkt und der die Welt mit Sinn und Inhalt füllt.
Jene, die tiefes Wissen und klaren Verstand besitzen, nehmen
einfach wahr, dass eine unendliche Kraft die Ordnung der Welt
durch feste Führung und mit absoluter Souveränität aufrecht
erhält.
In der Vergangenheit hat jeder auf sein eigenes Reittier
aufgepasst und durch die Jahrhunderte hinweg ist der Mensch
daran gewöhnt, dass es zu jedem Besitz einen Besitzer oder
Aufpasser gibt, der es kontrolliert. Dies gilt für jedes Stück
Land und jede Organisation. Heute stehen die Dinge anders. Der
Mensch hat Zugang zu fernen Satelliten, elektronischen Geräten
und pilotlosen Flugzeugen, alle ausgerüstet mit automatischer
Technik und Instrumenten. Jeder weiß, dass es möglich ist,
eine Maschine zu konstruieren, die gut ausgestattet genauso
reagieren wird, wie es von ihr erwartet wird, ohne dass ihr
Erbauer anwesend oder sichtbar sein muss. Wir haben daher
nicht mehr das Recht hartnäckig die Existenz Gottes zu
leugnen, nur weil Seine Hand in den Angelegenheiten der
Schöpfung nicht sichtbar ist, sichtbar, im Sinne unseres
limitierten Wissens und unseres begrenzten Verständnisses.
Es wäre sicherlich eine höchst falsche Analogie, wenn wir
eine Parallele zum Erbauer eines künstlichen Satelliten oder
einer Rakete ziehen, der in einer komplett ausgestatteten
Station auf der Erde sitzt und der mit Hilfe von komplexem
Equipment die Technik im All lenkt und überwacht.
Es ist wahr, dass die Kapazitäten unseres Verstandes zu
limitiert sind, um ein Sein zu verstehen, das keiner Existenz
gleicht, da es nichts Seinesgleichen gibt und welches durch
die menschliche Sprache nicht passend und genau zu beschreiben
ist. Die Lampe unserer Intelligenz kann nur schwach in diese
endlose Ebene leuchten oder, anders ausgedrückt, unser Licht
wird von Wänden behindert. Gleichzeitig stehen wir in dieser
Welt in Beziehungen zu Phänomenen, die sich als Eindrücke in
unseren Verstand eingeprägt haben, die ihre Spuren aus der
Beobachtung der objektiven Welt hinterlassen. Beim Verstehen
dieser Welt jedoch wird das Problem des Vorstellens von uns
genommen, es existiert keine Barriere mehr zwischen unseren
Konzepten und der nötigen Kognition.
Dennoch haben bestimmte Skeptiker, die von vernünftigen
Gedankengängen Abstand genommen haben - durch die der Mensch
seine essenzielle Natur ableitet - und die an die
Begebenheiten der existierenden Entitäten der Natur gewöhnt
sind, die Erwartung, ständig Wunder durch Gott zu erfahren,
die unsere andauernde Ordnung der Natur durchbrechen, um ihnen
ein Geschenk des Glaubens zu machen, damit ihnen so Seine
Existenz leichter verständlich und akzeptabel gemacht werden
kann.
Es wird jedoch übersehen, dass die neuen Spuren und Zeichen
Gottes, die möglicherweise erscheinen, nur eine temporäre
Aufregung und Agitation verursachen. Mit der Zeit werden sie
normal und erwecken keinerlei Aufsehen.
Obwohl alle Phänomene in den Rahmen der Ordnung passen,
begannen sie einst alle mit der Durchbrechung der Ordnung der
Natur und da sich die Existenzformen seit ihrer ersten
Manifestation in der Welt wiederholen, erscheinen sie heute
als normal und gewöhnlich.
Im Gegensatz dazu wird ein sensorisch nicht wahrnehmbares
Sein - eine Existenz, die angefüllt ist mit majestätischer
Pracht und die voller Heiligkeit und Größe ist – immer die
Seelen der Menschen beeinflussen. Ihre Aufmerksamkeit zu so
einem Sein wird immer stark sein und die Menschen werden
ständig zu diesem Wesen emporschauen wollen.
Es ist die Dominanz des hartnäckigen Geistes, das Urteil
basierend auf disharmonischer Logik, der die menschlichen
Gedanken mit Limitationen belastet, da jede Kreatur in der
Ordnung der Existenzen ein adäquater Beweis für alle ist, die
ihren Verstand von Eigensinn und den Ursachen der Negierung
Gottes befreien.
[10] „Bihar Al-Anwar“, Band III
[11] Morrison, „Raz-i Afarinish”
[12] „Bihar Al-Anwar“, Band II