Gottes Attribute

Inhaltsverzeichnis

Gott und seine Attribute

Sayyid Mudschtaba Musawi Lari

Lektionen in der Islamischen Doktrin - Buch I

Frei übersetzt unter Aufsicht von Dr. Mohammad Razavi Rad - übersetzt von A. Malik

L5 - Die Manifestationen Gottes in der Natur

Die Materie und die Natur, welche als ein geschaffenes Ganzes wahrgenommen werden, sind der beste und klarste Beweis für das Wissen um Gott. Im Prozess der materiellen Veränderung kann der weise Wille als ewiges Prinzip entdeckt werden. Es wird deutlich, dass Seine Strahlen allem Leben und Substanz geben und dass die ganze Schöpfung durch Ihn Existenz und Weiterentwicklung erfährt.

Wenn man die unterschiedlichen Existenzen des Universums betrachtet, die Mysterien der Schöpfung studiert, deren Einzelteile alle ein Zeugnis dafür sind, dass eine große Intelligenz sie erschaffen hat, so liefert dies einen Beleg für das Wissen und den Glauben an einen weisen Schöpfer. Einen Schöpfer, dessen Macht sich in der Ordnung der existierenden Dinge mit aller Größe und Vielfalt manifestiert. Es ist darüber hinaus ein simpler und direkter Beweis, der unkompliziert und frei von philosophischer Schwere besteht. Es ist ein Weg des Studiums und Kontemplation, der jedem verfügbar ist. Alle können davon profitieren, sowohl die Denker, als auch die breite Masse.

Ein jeder kann in all den Phänomenen der Schöpfung, seinen Kapazitäten und seinem Verständnis folgend, Indikationen für das Verbundene, Harmonische und Zweckdienliche sehen und so in jeden der unzähligen Partikel des Seins den festen Beweis für die Existenz der Quelle allen Seins finden.

Die ganzen Adaptionen der Tierarten an ihre Lebensumstände sind ein großes Zeichen Gottes. Jede dieser Arten ist mit all den nötigen Instrumenten geschaffen worden, die für die jeweiligen Lebensumstände gebraucht werden.

Moses, der mit Gott sprach (Friede sei mit ihm und unserem Propheten), nutzte diesen Beweis als Mittel, um den damalig amtierenden Pharao die Existenz Gottes zu demonstrieren. Der Pharao sagte zu Moses und seinem Bruder: „(…) Wer ist euer beider Herr, oh Moses? Er (Moses) sprach: Unser Herr ist der, der jedem Ding seine Gestalt gab (und es) dann (zu seiner Bestimmung) leitete.“ (Vgl. Koran: Sure 20, Vers 49-50)

So sagte auch der Imam (Friede sei mit ihm) zu Mufaddal: „Schau genau auf die Struktur der Schöpfung des Vogels, schau wie dieser leicht und mit kleinem Volumen erschaffen wurde, damit er fliegen kann. Er hat statt der vier, wie bei anderen Tieren, nur zwei Beine bekommen und er hat nur vier statt der fünf Zehen an jedem Fuß. Vögel haben einen schlank geformten Brustkörper, sodass die Luft sie umfließen kann und sie in jede Richtung fliegen können. Die langen Beine des Vogels passen gut unter den Schwanz, und die Flügel und sein ganzer Körper sind mit Federn bedeckt, so kann die Luft sie durchdringen und zum besseren Fliegen beitragen. Da das Futter der Vögel aus Samen besteht und sie das Fleisch, unzerkaut essen, brauchen sie keine Zähne. Stattdessen schuf Gott für die Vögel einen harten und scharfen Schnabel, der beim herausreißen des Fleisches nicht zerbricht noch durch das Sammeln von Samen verletzt werden kann. Damit diese Kreatur das Unzerkaute verdauen kann, hat sie ein starkes Verdauungssystem bekommen und einen warmen Körper. Außerdem pflanzen sich Vögel fort, indem sie Eier legen. Auf diese Weise bleiben sie leicht genug, um zu fliegen. Würden ihre Nachkommen in ihren Körpern heranwachsen, wären sie für das Fliegen zu schwer.“

Dann ging der Imam zu einem generellen Gesetz über und sagte, „Somit sind alle Eigenschaften eines Vogels im Einklang mit seiner Umwelt und seiner Art zu leben.“[10]

Die Frage der Sprache der Tiere ist ein weiteres göttliches Zeichen. Sie besitzen eine spezielle Form der Sprache, die sie in die Lage versetzt, miteinander zu kommunizieren.

Der noble Koran berichtet von der Geschichte der Ameise, die der Prophet Salomo (Friede sei mit unserem Propheten und ihm) im Tal der Ameisen sagen hörte: „(…) Oh ihr Ameisen, hinein in eure Wohnungen, damit nicht Salomo und seine Heerscharen euch zertreten, ohne dass sie es merken.“ (Vgl. Koran: Sure 27, Vers 18)

Moderne Wissenschaftler haben ein ausgeklügeltes System der Kommunikation bei den Tieren entdeckt, dass präziser und komplexer als unsere Kommunikationsform ist. Crissy Morrison schreibt, „Wenn wir eine weibliche Motte neben dem Fenster eines Raumes setzen, so wird sie sanfte Signale aussenden, die eine männliche Motte auch aus sehr weiter Entfernung erfassen kann und beantworten wird. Sosehr man auch diese Kommunikation zu stoppen versucht, es wird nicht gehen. Trägt diese schwache Kreatur eine Art Sender an sich oder hat die männliche Motte einen Empfänger in seiner Antenne versteckt?

Eine Grille reibt an ihren Beinen und das dabei erzeugte Geräusch kann man in einer stillen Nacht bis zu einem Kilometer weit hören. Um ein Weibchen anzulocken, setzt die männliche Grille sechzig Tonnen Luft in Bewegung, worauf das Weibchen eine Antwort auf seine Rufe sendet, ohne dass auch nur ein Laut von ihrer Seite zu vernehmen wäre.

Vor der Erfindung des Radios glaubten die Wissenschaftler, dass die Tiere über ihren Geruchssinn miteinander kommunizieren würden. Selbst wenn das wahr wäre, wäre es eine Art Wunder, denn der Geruch müsste sich durch die Luft bewegen bis es die Geruchsorgane des weiblichen Insekts erreichen würde. Und dies unabhängig von der Frage, ob der Wind nun weht oder nicht und ob das Weibchen daraus erkennen kann, woher der Geruch kam und wo der potentielle Partner zu finden ist.

Dank komplexer mechanischer Technik haben wir die Fähigkeit erworben, über große Abstände miteinander zu kommunizieren. Das Radio ist eine erstaunliche Erfindung, die es uns erlaubt, augenblicklich miteinander zu kommunizieren. Aber für die Benutzung dieser Erfindung bedarf es des Kabels und unserer Präsenz an einem bestimmten Ort. Die Motte ist uns also noch weit voraus.“[11]

Wählt man die empirischen Wissenschaften als Mittel zum Studium der unendlichen Mysterien der Welt, so hat dies den Vorteil, dass sie in der Reichweite aller liegen. Es ist das Bewusstsein der Wunder der Schöpfung und der in ihr bestehenden Ordnung, welche den Menschen ganz natürlich zu dem Gott führen, der sie erschuf. Dieses Bewusstsein zeigt dem Menschen die Attribute der Perfektion, des Wissens und der grenzenlosen Macht, die den Schöpfer und die Quelle allen Seins charakterisiert.

Diese präzise Ordnung deutet auf ein Ziel, einen Plan, auf eine tiefe, große Weisheit hin. Was für eine Kreativität, was für eine Kraft, was für ein Wissen hat Er in die Welt des Seins investiert, in den kleinen wie in den großen Dingen, in der Erde, in der Atmosphäre, in den himmlischen Planeten, in den Herzen der Steine, in den Herzen der Atome!

Wenn wir von Ordnung sprechen, sollte klar sein, dass das Konzept der Ordnung auf Phänomene applizierbar ist, deren verschiedene Einzelteile miteinander derart in Beziehung gesetzt sind, dass sie harmonisch ein spezifisches Ziel verfolgen. Die Zusammenarbeit der Einzelstücke miteinander muss ebenfalls in Betracht gezogen werden.

Obwohl jene, die eine Existenz der Ordnung im Universum leugnen, nicht unbedingt auch die Existenz einer aktiven Ursache bestreiten (denn sie akzeptieren das Gesetz der Kausalität), negieren sie diese wiederum, da dies die Intervention von Ziel und Zweck in natürlichen Phänomenen impliziert.

In zahlreichen Versen des noblen Korans wird der Mensch dazu eingeladen, über die Ordnung der Schöpfung nachzudenken, sodass der Masse der Menschen auf einfachste Weise die Existenz eines einzigartigen Schöpfers bewusst gemacht werden kann.

„In der Schöpfung der Himmel und der Erde und im Wechsel von Nacht und Tag und in den Schiffen, die das Meer befahren mit dem, was den Menschen nützt, und in dem Wasser, das Gott niedersendet vom Himmel, womit Er die Erde belebt nach ihrem Tode und darauf verstreut allerlei Getier, und im Wechsel der Winde und der Wolken, die dienen müssen zwischen Himmel und Erde, sind fürwahr Zeichen für solche, die verstehen.“ (Vgl. Koran: Sure 2, Vers 164)

„Gott ist es, der die Himmel erhöht hat ohne Stützpfeiler, die ihr sehen könnt. Dann setzte Er Sich auf den Thron. Und Er zwang Sonne und Mond in Dienstbarkeit; jedes läuft seine Bahn zum vorgezeichneten Ziel. Er ordnet alle Dinge. Er macht die Zeichen deutlich klar, auf dass ihr an die Begegnung mit eurem Herrn fest glaubt.“ (Vgl. Koran: Sure 13, Vers 2)

„Und Er ist es, der die Erde ausbreitete und Berge und Flüsse in ihr gründete. Und Früchte aller Art schuf Er auf ihr, ein Paar von jeder Art. Er lässt die Nacht den Tag bedecken. Hierin sind wahrlich Zeichen für ein nachdenkendes Volk.“ (Vgl. Koran: Sure 13, Vers 3)

Wenn wir alle Theorien der Spezialisten und Forscher akzeptieren, sogar die Theorie der Evolution bezüglich des Auftauchens der verschiedenen Spezies auf unserer Welt, so wird keine Theorie ohne die Präsenz einer absoluten Macht, die Intervention eines Willens, ein Bewusstsein, ein Ziel, einen Sinn umfassend sein. Graduelle Erschaffung innerhalb eines natürlichen Systems zeigt ebenfalls ganz eindeutig das Eingreifen eines Willens und eines Bewusstseins bei dem Prozess des Werden. All die Phasen der Bewegung und der Weiterentwicklung der Natur basieren auf der sehr exakten Wahl und Kalkulation. Die Natur ist nie auch nur im Geringsten in Millionen von Jahren von ihrem auferlegten Weg abgewichen.

Es ist wahr, dass die anfänglichen Ebenen für das Finden eines Beweises für die Existenz Gottes aus der Ordnung des Universums gewonnen werden, es werden empirische Daten benutzt und Teile der Argumentationskette werden mit Hilfe der Sinneswahrnehmung konstruiert, zusammen mit dem Studium der Natur und der empirischen Beobachtung. Tatsächlich ist das eigentliche Argument nicht empirischer sondern rationaler Natur, welches uns von der Natur hin zur transzendentalen Realität führt, die über die Natur hinausgeht. Empirische Beweise beschäftigen sich mit der Beziehung von zwei Teilen der Natur, jedes muss dabei sensorisch wahrnehmbar sein, um die Beziehung zwischen den beiden Phänomenen möglich zu machen.

Wenn wir den Grad des Wissens und des Bewusstseins einer Person durch die Studie ihrer Arbeit und Errungenschaften betrachten, so sind wir nicht mit einer empirischen Entdeckung beschäftigt, weil der Grad des Wissens und der Intelligenz einer Person weder direkt quantitativ noch experimentell erfassbar ist. Natürlich erfährt man den Willen, die Intelligenz und Gedanken unmittelbar an sich selbst, doch hat man das Bewusstsein für die Existenz derartiger Dinge bei anderen Menschen nicht, da diese nicht bis ins kleinste Detail erreichbar sind.

Es ist uns nur durch die Arbeit und die Erfolge dieser Menschen möglich, Einblicke in ihre Gedanken und Intelligenz zu gewinnen, obwohl es keinen empirischen Beweis für die Existenz dieser Dinge in ihnen gibt. Nun ist die Entdeckung von Intelligenz in Anderen durch das Betrachten ihrer Arbeit und Erfolge ein rationaler Beweis, keine empirische Deduktion, da die Intelligenz und ihre Wirkungsweise nicht direkt untersucht wurden, sodass sich Wechselbeziehungen aufgezeigt hätten.

Wenn das Erkennen von Gedanken und Intelligenz im Menschen nicht durch einen empirischen Beweis aufgezeigt wird, ist es klar, dass auch das Argument der Ordnung im Universum und seine Verbindung zur göttlichen Essenz nicht zu der Kategorie gehören können, die sich empirisch belegen lassen.

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Andererseits ist der Mensch nicht der Schöpfer, sondern nur Teil der Schöpfung, seine Aktionen repräsentieren die Etablierung von Beziehungen zwischen verschiedenen Teilen der Welt.

Das Ziel und der Zweck, den der Mensch beim zusammensetzen einer ganzer Serie von materiellen Elementen verfolgt (zum Beispiel, in dem er ein Gebäude baut, ein Auto oder eine Fabrik), steht in Beziehung zu ihm. Der eigentliche Sinn und das Ziel ist der Schaffende selbst, nicht das von ihm Erschaffene. Der Zusammenhang, der zwischen den gemachten Teilstücken hergestellt wurde, ist daher keine natürliche Beziehung. Beim etablieren dieses Zusammenhangs wünscht sich der Schaffende, seinen eigenen Bestrebungen gerecht zu werden und seine eigenen Unvollkommenheiten zu beleben, da alle Bemühungen des Menschen eine Bewegung vom Potential hin zur Aktualität sind und von dem Fehlerhaften hin zur Perfektion.

Dennoch können diese zwei Charakteristika nicht auf die Beziehung zwischen den von Gott geschaffenen Existenzen und Gott selbst angewandt werden. Die Beziehung zwischen den verschiedenen Teilen von Gottes Werk ist nicht von unnatürlicher Art und der Zweck des geschaffenen Phänomens bezieht sich nicht auf Gott. Anders ausgedrückt, die Ziele der Handlungen Gottes beziehen sich auf die Handlung selbst, da Gottes Weisheit bedingt, dass Er verursacht, dass alles Sein seine eigene Perfektion erlangt.

Wenn wir bei dem Diskurs über das Argument der Ordnung des Universums versuchen, die Existenz eines Schaffenden zu beweisen, der sich ähnlich verhält wie der schaffende Mensch, wird der göttliche Schöpfer tatsächlich zu einer erschaffenen Existenz, die auf der gleichen Ebene steht wie der Mensch. Zu beweisen, dass es so einen Schöpfer gäbe, wäre eine ganze andere Sache, als die Existenz eines Machers und Schöpfers zu verdeutlichen, der alles erschuf. Aus wissenschaftlicher Sicht ist das Hervorkommen von Materie aus sich selbst unmöglich. Die marxistische Theorie von der materiellen Welt, die sich ständig verändert und zu höheren Stufen hinauf schreitet, steht im klaren Widerspruch zu den wissenschaftlichen Daten und den Realitäten der Natur. Jegliche Entwicklung und Bewegung in der materiellen Welt ist entweder das Resultat des Eingreifens eines Willens, das Jenseits der Materie zu finden ist, oder aber das Ergebnis von Anziehungskräften, Interaktivitäten und dem Zusammenschluss mit anderen Körpern.

In der pflanzlichen Welt kommt es durch Regen, Sonnenschein und Aufnahme von Substanzen aus der Erde zu einer Entwicklung und einem Wachstum. Das gleiche geschieht in der Tierwelt, nur dass dort der Faktor der Bewegung auf all den Dingen, die benötigt werden, hinzukommt.

In dem eben Genannten ist eine klare Kooperation zwischen den Dingen und Kreaturen auf der einen Seite und externen Faktoren auf der anderen Seite zu beobachten. Je nachdem, was für Eigenschaften der Existenz eigen sind und was für Gesetze und Formeln es unterworfen ist, bleibt es der jeweiligen Existenzform unmöglich, den vorgegebenen Befehlen, die in seine Existenz eingraviert sind, nicht zu gehorchen.

Die Realitäten, die der Mensch mit Hilfe seiner Sinne wahrnimmt, haben bestimmte Eigenschaften. Wir nehmen natürlich wahr, dass die Existenzen in dieser Welt der Veränderung und der Unbeständigkeit erliegen. In der ganzen Geschichte des Seins ist jede materielle Sache entweder dabei zu wachsen und sich zu entwickeln, oder aber sie ist dabei zu verfallen. Kurz gesagt, nichts Materielles bleibt auf der Ebene der Existenz unveränderlich und beständig.

Endlichkeit ist eine andere Eigenschaft der sensorischen Existenz. Von dem kleinsten Partikel bis zur größten Galaxie, alle Dinge brauchen Raum und Zeit. Einige Dinge brauchen einfach mehr Raum oder längere Zeit und andere eine kürzere Zeitspanne und weniger Raum. Alle Dinge sind in ihrer Existenz und in ihren Eigenschaften relativ. Attribute wie Macht, Schönheit und Weisheit, die wir den Dingen zuschreiben, sind eigentlich Vergleiche mit etwas Anderem.

Abhängigkeit und Konditionalität sind ebenso charakteristisch für diese Dinge. Die Existenz jeder Sache, die wir wahrnehmen können, ist abhängig von anderen Faktoren und braucht diese daher. Keine materielle Sache kann auf dieser Welt gefunden werden, die nur sich selbst braucht, um zu sein und die nichts anderes benötigt als sich selbst. Abhängigkeit umgibt das komplette materielle Sein.

Die Intelligenz des Menschen kann die Schleier des äußeren Anscheins transzendieren und die inneren Tiefen des Seins durchdringen. Anders als die Sinne kann die Intelligenz nicht akzeptieren, dass die Existenz nur auf relatives, endliches, veränderliches und abhängiges Sein beschränkt ist. Ganz im Gegenteil erkennt die Kraft der Gedanken die Notwendigkeit einer Existenz an, die über das Beobachtbare hinausgeht, eine stabile, absolute und durch sich selbst bestehende Realität, von der alle anderen Existenzen abhängig sind. Diese Realität ist zu jeder Zeit und an jedem Ort präsent, wäre sie nicht da, würde die gesamte Welt nicht sein und den Anteil am Sein verlieren.

Wenn wir erst die Abhängigkeit der geschaffenen Welt erkennen und verstehen, dass kein Phänomen ohne fremde Hilfe bestehen kann, kommen wir zu dem Schluss, dass es eine notwendige Existenz gibt, denn wir fragen uns: „Wovon ist jedes Phänomen letztlich abhängig?“

Wenn wir antworten, „Von einem anderen Körper“, dann müssen wir uns fragen, „Wovon ist dieser wiederum abhängig?“. Und wenn darauf geantwortet wird, „Von einer Sache in der Natur, die uns unbekannt ist.“, stellt sich die Frage, „Ist das eine simple Sache oder etwas Zusammengesetztes?“.

Wenn es ein Zusammenschluss von Dingen ist, antworten wir, dass etwas Zusammengefügtes auch von seinen Einzelteile abhängig ist, da die Eizelteile sein müssen, damit der Zusammenschluss zustande kommen kann. Da die Natur zusammengesetzt ist, kann sie nicht die notwendige Existenz sein.

Wir sind daher gezwungen zu sagen, dass die erste Ursache einfach sein muss. Sie muss außerdem von gleicher Dauer wie die notwendige Existenz sein, da die Kette der Kausalität nicht bis in die Unendlichkeit fortgesetzt werden kann.

Die Gesamtheit der Welt braucht die Realität, die unabhängig ist und von der alle endlichen und relativen Phänomene abhängen. Alle Dinge brauchen diese Realität, um durch sie zu sein und alle Dinge besitzen ein Zeichen dieses unendlichen Lebens, Wissens, dieser Macht und Weisheit. Sie erlauben uns auf diese Weise, kostbares Wissen über diese Realität zu erlangen und ermöglichen jeder intelligenten, neugierigen Person, die Existenz eines Schöpfers zu deduzieren.

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Die beidseitige Abhängigkeit von Materie und den Gesetzen des Seins zeigt in keiner Weise eine Unabhängigkeit der Materie auf. Ganz im Gegenteil, die verschiedenen Phänomene, die aus der Materie resultieren zusammen mit ihren Wechselbeziehungen zueinander, deuten darauf hin, dass Materie in seinen Existenzformen gezwungen ist, bestimmte Gesetze und Normen zu akzeptieren und ihnen zu folgen, die diese zur Ordnung und Harmonie antreiben. Sein basiert auf zwei Faktoren: Materie und Ordnung, die in starker Wechselbeziehung zueinander stehen und die eine kohärente und harmonische Welt schaffen.

Manche Leute erachten die Materie als unabhängig und stellen sich vor, dass die Materie selbst freiheitlich die Gesetze ausführt, die dann die Materie beherrschen. Aber wie können sie glauben, dass Wasserstoff und Sauerstoff, Elektronen und Protonen sich erst selbst produzieren, dann die Quelle für alle anderen Dinge sind und schließlich die Gesetze schaffen, die sie selbst und den Rest der Welt regulieren?

Materialismus glaubt daran, dass niedere Objekte die Quelle für das Auftauchen von höher entwickelten sind, ohne sich damit zu beschäftigen, ob denn das Höhere schon zur Zeit des niedrigen Levels existierte. Wenn niedere Materie nicht dazu in der Lage ist – selbst bei ihrer höchsten Stufe ihrer Entwicklung, wo das Denken und die Reflektion beginnt – sich selbst zu erschaffen oder die Gesetze zu brechen, die sie beherrscht, folgt daraus, dass die Materie ebenfalls nicht in der Lage sein kann, andere Existenzformen mit den dazugehörenden Gesetzmäßigkeiten zu erschaffen. Wie kann da angenommen werden, dass die niedere Materie die Schöpfung kreiert und der Ursprung höherer Wesen ist oder dass sie Macht besitzt großartige Phänomene ins Sein zu rufen?

In den neuen Wissenschaften, hat sich das Prinzip etabliert, das Systeme, die zielgerichtete lebende Elemente beinhalten oder Systeme, die extern durch ein gegebenes Programm organisiert werden, sich in Richtung Expansion, größerer Ordnung und zum Fortschritt weiterentwickeln können. Dennoch stehen alle Systeme, ob einfache oder zusammengesetzte, in Beziehung zu Faktoren, die außerhalb ihrer selbst liegen, sie sind nicht in der Lage, sich selbst durch sich selbst zu konstruieren. Kein System oder keine Substanz der Welt kann ein lebendes, sich entwickelndes Organ erschaffen, es sei denn, es besitzt ein gewisses Maß an Willen und Bewusstsein.

Nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit ist das zufällige Entstehen der Welt abzulehnen, es wird als irrational und unmöglich erachtet. Sogar Kalkulationen, die auf mathematischen Wahrscheinlichkeiten basieren, bestätigen die Notwendigkeit der korrekten Führung und Planung der Welt, einhergehend mit einem präzisen Programm und einem bewussten Willen.

Das Wahrscheinlichkeitsgesetz ist tatsächlich ein harter Schlag für all jene, die an einen zufälligen Ursprung des Universums glauben. Wenn wir die Theorie des Zufalls auf ein simples System oder kleine Zahlen anwenden, so ist dies möglich, auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist. Aber es ist unvorstellbar, dass man einen geometrischen Zufall vorfindet, der die feste Ordnung und Harmonie der Welt, die im komplexen System vorherrscht, beschreibt. Partiale und einfache Veränderungen in der Ordnung der Existenz können ebenfalls die Transformation der Welt nicht erklären, noch die Vereinigung diverser Elemente und das Zusammenkommen von Atomen zu harmonischen Zusammenschlüssen.

Wenn die Natur einst autonom bei der Komposition und Formation war, warum zeigt sie nicht auch jetzt Initiative sich weiter zu wandeln, warum zeigt sie keine profunde, automatische Veränderung?

Selbst das simple Auftreten von Ereignissen in der Welt bringt erstaunliche Bilder zutage, die harmonisch und im Einklang mit dem Ziel der Schöpfung sind. Das ist eine Indikation für die Wahrheit, dass hinter all den fantastischen Veränderungen eine bewusste und mächtige Kraft steht, die wunderbare Systeme des Universums schafft und produziert. Sie gibt der bemerkenswerten Kristallisation der Schöpfungswelt die Form und entwirft den Plan und die Ordnung des Seins.

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Die Harmonie und die Verbindungen von Millionen von natürlichen Phänomenen und ihre Beziehung zum Leben kann nur durch eine Hypothese erklärt werden – dass wir uns für dieses weitreichende System einen Schöpfer vorstellen, der die verschiedenen Elemente des Lebens auf diesem Globus durch grenzenlose und unendliche Macht erschuf und der für jedes Element sein Programm kreierte. Diese Hypothese ist konform mit den harmonischen Verbindungen, die den Phänomenen zugrunde liegen.

Wenn wir diese Hypothese nicht akzeptieren, wie ist es dieser Harmonie dann möglich gewesen – zufällig und ohne Zweck – unter den vielfarbigen Ordnungen des Seins zu entstehen? Wie kann man annehmen, die Materie selbst sei der Ursprung von Millionen von Attributen und Charakteristika und sei damit äquivalent zum sinnvollen, weisen und allwissenden Schöpfer?

Wenn die Welt der Wunder, die unseren Intellekt mit all ihrem Glanz blendet, den das menschliche Wissen nicht ganz erfassen kann, nicht bestehen würde, wenn das Universum tatsächlich nur aus einem einzelligen Wesen bestünde, so wäre selbst dieser einfache, unscheinbare Organismus, diese simple Entität zusammen mit der Ordnung, die für seine Entstehung bereitgestellt werden müsste und den Materiealien, die für seinen Bau zur Verfügung stehen müssten, eine Möglichkeit, ein Zufall. Die Wahrscheinlichkeit der Entstehung selbst einer solchen Entität ist nach Einschätzung des Schweizer Biologen Charles Unguy eine so kleine Zahl, dass man sie mathematisch als unvorstellbar bezeichnen kann.

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Alle Teile der existierenden Dinge unterliegen in ihrer inneren Struktur als auch in ihren Wechselbeziehungen einer ausbalancierten Ordnung. Ihre Beschaffenheit und ihre Beziehungen zueinander sind von solcher Art, dass sie sich gegenseitig auf ihren jeweiligen Wegen, die zu ihren Zielen führen, helfend unterstützen. Durch den Nutzen, den sie durch diese Beziehungen zu anderen Existenzen haben und durch den Austausch von Einflüssen auf ihre individuelle Beschaffenheit, sind sie in der Lage, ihre vorgesehenen Stationen zu erreichen.

Eine grundlegende Aufgabe der materiellen Wissenschaften ist die Identifizierung der externen Aspekte und Qualitäten der Welt. Die Identifizierung der wahren Natur und der Essenz der geschaffenen Dinge und Phänomene gehen über den Horizont solcher Wissenschaften hinaus.

Die größte Leistung der Astronomen ist zum Beispiel zu wissen, ob Billionen von Sphären in den Himmeln durch die zentrifugale Kraft feststehend sind oder ob sie weiterhin rotieren, während eine Kraft sie davon abhält miteinander zu kollidieren und ihnen ermöglicht, ihr Gleichgewicht zu halten. Sie messen auch den Abstand zur Erde und deren Geschwindigkeit und Volumen mit den dazu vorgesehenen Instrumenten. Dennoch wird das Endergebnis all dieses Wissens und all dieser Experimente nicht über die Interpretation der äußeren, oberflächlichen Aspekte der Schöpfung hinausgehen können, weil ein Astronom das Zustandekommen der wahren Natur der anziehenden Kraft, das Wesen der zentrifugalen Kraft und das System, dem es damit dient, nicht kennt.

Wissenschaftler können eine Maschine interpretieren, ohne sich der eigentlichen Interpretation der Antriebskraft bewusst zu sein. Ebenso sind die Naturwissenschaften nicht in der Lage, die Millionen von Wahrheiten, die in der Natur und im Menschen eingebettet sind, zu interpretieren und zu analysieren.

Der Mensch hat sich bis ins Herz des Atoms geforscht, aber er konnte nicht die obskuren Mysterien eines einzigen Atoms lösen. Kurz, es sind diese Bastionen von Mysterien, welche die Großen der Naturwissenschaften nicht geschafft haben zu erobern.

Eins der Wunder der Schöpfung ist die gegenseitige Harmonie, die zwischen zwei Phänomenen existiert, die zeitversetzt bestehen. Diese Harmonie ist von solcher Natur, dass die benötigten Dinge für die Existenz eines Phänomens, was noch nicht existiert, bereits durch das Vorgeben von Strukturen durch ein anderes Phänomen ermöglicht wird.

Das beste Beispiel für diese Harmonie kann in der Beziehung zwischen Mutter und Kind betrachtet werden. Unter Menschen als auch anderen Säugetieren produziert das Weibchen unter Einwirkung von besonderen Hormonen, sobald es schwanger wird und der Fötus eine gewisses Stadion im Bauch der Mutter erreicht hat, Milch, die leicht und komfortabel in der Handhabung ist. Während der Fötus wächst, wird die Quantität der Milch soweit vergrößert, dass der Fötus die nötige und für seine weitere Entwicklung am besten geeignete Nahrung bereit gestellt bekommt, sobald er geboren ist.

Diese fertige Substanz ist perfekt auf das Verdauungssystem des Säuglings abgestimmt. Sie ist in einem Lager versteckt, der Brust, mit welchem die Mutter bereits Jahre zuvor ausgestattet worden war, noch bevor das Kind sich in ihr zu formen begann. Um das Stillen des Neugeborenen zu ermöglichen und damit es sich nicht an der Fülle der Milch verschluckt, die auf einmal in den Mund fließt, sind kleine, feine Öffnungen in der Brustwarze zu finden, die selbst eine Größe hat, die der Mund eines Säuglings fassen kann. So kann das Baby die benötigte tägliche Nahrung durch saugen zu sich nehmen.

Während das Baby wächst, verändert sich die Milch und passt sich dem Alter an. Daher raten Ärzte von Ammen bzw. Milchmüttern ab, die nicht relativ zeitgleich mit dem eigenen Baby ein Kind zur Welt brachten.

Hier stellt sich die Frage: Ist nicht die Bereitstellung der Nahrung in einer Existenz für eine andere Existenz, die noch nicht da ist, etwas Geplantes und Vorausschauendes, was auf Weisheit und Exaktheit begründet ist? Ist nicht diese Versorgung für die Zukunft, diese subtile und wunderbare Wechselbeziehung zwischen zwei Geschöpfen das Werk einer allmächtigen und allweisen Kraft? Ist es nicht ein klares Zeichen für die Intervention einer unendlichen Macht, eines großen Designers und Planers, der das Aufrechterhalten des Lebens und das Wachstum aller Phänomene bis hin zur Perfektion verfolgt?

Wir wissen genau, dass die präzisen Kalkulationen, der alle Maschinen und industrielle Werkzeuge unterliegen, das Ergebnis von Talenten und Ideen sind, die in der Planung und Konstruktion umgesetzt wurden. Wenn man diese Dinge feststellt, könnte man den generellen philosophischen Schluss daraus ziehen, dass Ordnung und Zusammenfügungen, die auf Balance und Kalkulation basieren, überall dort zu betrachten sind, wo auch Willen, Intelligenz und Gedanken zu finden sind.

Die Präzision, die in industriellen Maschinen zu beobachten ist, tritt in den organischen Existenzformen und natürlichen Kompositionen auf einem weitaus höheren und unglaublich bemerkenswerten Niveau zutage. Tatsächlich ist der Grad der Planung und Organisation, der in der Natur sichtbar ist, so hoch, dass er mit der Präzision der von Menschenhand gebauten Dinge nicht vergleichbar ist.

Wenn wir ohne Einwände anerkennen, dass die maschinelle Ordnung das Produkt des Gedankenguts und des Willens ist, sollten wir da nicht auch die Handlungskraft einer unendlichen Intelligenz, einen Willen und ein Wissen hinter der präzisen Planung der Natur wahrnehmen?

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In der heutigen Zeit hat die Medizin eine Stufe erreicht, wo es möglich ist, einem Menschen seine Niere zu entnehmen und diese in einen anderen Menschen zu implantieren, dessen Nieren versagt haben und der deswegen kurz vor dem Tode steht. Dieser Fortschritt ist natürlich nicht das Ergebnis eines Arztes, es ist eine Entwicklung über tausende von Jahren, die viele involvierte. Die Transplantationstechnik hat also einen langen Entwicklungsprozess durchlaufen, bis sie den heutigen Stand erreichte. Die Ideen und Einsichten von vielen verschiedenen Wissenschaftlern über Jahrhunderte hinweg waren nötig, bevor die erste Nierentransplantation möglich wurde. Wäre es denn möglich gewesen, dieses Ergebnis ohne das dazugehörige Wissen zu erzielen? Wohl kaum.

Stellen wir uns noch eine Frage. Was erfordert mehr Wissen und wissenschaftliche Fertigkeit: Das Wechseln eines Reifens an dem Rad eines Fahrzeugs – eine Aufgabe die sicherlich gewisses technisches Geschick erfordert – oder aber das Herstellen eines Autoreifens? Was ist bedeutsamer, einen Autoreifen zu machen oder ihn zu wechseln?

Auch wenn das Transplantieren einer Niere aus medizinischer Sicht von Bedeutung ist, kann man es doch mit dem Wechsel eines Autoreifens vergleichen. Es verliert an Gewicht, wenn man es mit der Struktur der Niere vergleicht und ihren Mysterien, Funktionsweisen und den Kalkulationen, die damit einhergehen.

Welcher realistische Wissenschaftler, der aufrichtig auf der Suche nach Wahrem ist, könnte heute behaupten, dass die Struktur der Niere nicht eine Spur von kreativer Intelligenz und Willen aufweisen würde, dass es reine Natur sei. Natur, die nicht mehr Wissen und Bewusstsein besitzt als ein Kindergartenkind?

Ist es nicht logischer, die Existenz von Intelligenz, Willen und Planung in der Schöpfung und der Ordnung der Welt zu postulieren, als die Kreativität der Materie zuzuschreiben, welche selbst weder Intelligenz, Gedanken, Bewusstsein noch Macht zur Erfindung besitzt?

Der Glaube an die Existenz eines weisen Schöpfers ist ohne Zweifel logischer als der Glaube in die Kreativität der Materie, die weder Wahrnehmung, Bewusstsein noch die Fähigkeit zur Planung besitzt. Wir können nicht der Materie die ganzen Attribute der Intelligenz geben, die wir in der Welt sehen und auch nicht den ordnenden Willen, der sich in ihr befindet.

Mufaddal sagte zu Imam Jaafar Sadiq (Friede sei mit ihm): „Herr, manche Leute glauben, dass die Ordnung und die Präzision, die wir in der Welt sehen, das Werk der Natur sei.“ Der Imam antwortete: „Frage sie, ob die Natur all die fein kalkulierten Funktionen mit ihrem Wissen, ihrer Überlegung und ihrer Macht ausübt? Wenn sie sagen, dass die Natur Wissen und Kraft besitze, was ist es, das sie davon abhält diese ewige, heilige Essenz zu bestätigen und zu gestehen, dass es dieses über alles andere stehende Prinzip gibt? Wenn sie aber sagen, die Natur würde all die Aufgaben regulär und korrekt ausüben, ohne dabei Wissen und Willen zu besitzen, dann folgt daraus, dass diese weisen Funktionen und diese präzise kalkulierten Gesetze das Werk eines allwissenden und weisen Schöpfers sind. Das, was sie Natur nennen, ist ein Gesetz und ein Brauch, verabredet durch die Hand der göttlichen Macht, um über die Schöpfung zu regieren.“[12]

Die Feinheiten der Natur

Betrachtet man einen Moskito, wird man nicht einmal ein Mikroskop brauchen, das Auge reicht aus, um die präzise und komplexe Ordnung dieses insignifikanten Insektes zu sehen. In diesem feingliedrigen Objekt existiert eine ganze Anzahl von Körperteilen und Sinnen, die bemerkenswert in ihrer Präzision sind. Ein Verdauungssystem, ein Kreislaufsystem, ein Nervensystem, die Schweißdrüsen mit ihren Verbindungen. Der Moskito besitzt ein voll ausgestattetes Labor. Mit einer außerordentlichen Geschwindigkeit und Genauigkeit vermag er die gebrauchten Materialien zu verwerten. Vergleicht man dies mit einem wissenschaftlichen Labor, so wird trotz der menschlichen und wirtschaftlichen Ressourcen, die man in solch ein Labor hineingesteckt hat, dieses nie die Schnelligkeit, Präzision und Exaktheit erreichen können wie es das Moskito-Labor aufweist. Wie viel Zeit und Aufwand, wie viel Reflexion und Intelligenz wird, zum Beispiel benötigt, um ein Mittel gegen den giftigen Stich eines Moskitos zu produzieren!

Wenn der Mensch so viel Planung, Gedanken und Genauigkeit benötigt, um diese Aufgabe zu meistern, ist da nicht die Feinheit, die Exaktheit und die Ordnung, die in der Welt sichtbar ist, ein Beweis für den Ursprung all dieser Dinge in der Intelligenz, kreativen Planung und der weitreichenden Weisheit eines Schöpfers? Ist es überhaupt möglich, die genaue Geometrie, Funktion und Bewegung des Universums als das Ergebnis von Materie zu betrachten? Wir stellen fest, dass die Phänomene der Schöpfung Ordnung und Regulierung ausdrücken, sie verkünden nicht Dinge wie Sinnlosigkeit, Anarchie und Unordnung.

Wenn wir zuweilen schwache Punkte in der Natur entdecken, so impliziert dies keinen Defekt in dem tiefgründigen Buch der Schöpfung. Unsere Gedanken und unsere Wahrnehmung sind nicht in der Lage soweit zu gehen und unsere Intelligenz ist zu limitiert, um alle Mysterien und Enigmen des Universums zu verstehen. Unser Intellekt kann nicht alle Ziele und Gründe der Existenz unterscheiden.

Wenn wir nicht in der Lage sind, die Funktion einer kleinen Schraube in einer großen Maschine zu verstehen, gibt es uns das Recht, den Designer als Ignoranten zu verurteilen? Oder ist nicht vielmehr unser eigener Horizont so beschränkt, dass wir das wahre Ziel und den Zweck der Maschine nicht durchschauen?

Der Zufall kann nicht die Aufgabe des Wissens übernehmen, Wissen, welches niemals und in keiner Weise mit Ignoranz vermischt ist. Wenn, wie es sich die Materialisten vorstellen, die Welt nicht mit Wissen und Willen entstand, müsste auch der Mensch, um seinen Zweck zu erfüllen, den Pfad des Strebens verlassen, sich selbst von der Ignoranz gefangen nehmen lassen, um konform mit der ignoranten Natur zu sein.

Die Realität ist, dass das Funktionieren der Welt mit Regulierung und Ordnung bewerkstelligt wird, dass es ein Ziel besitzt, einen Sinn und einen Willen, der nicht verneint werden kann. Es kann nicht angenommen werden, dass der unaufhörliche Prozess der Aktion und Reaktion, ohne die Intervention und die Führung einer Intelligenz in einer bestimmten Richtung voranschreitet.

Nach Jahren der vorsichtigen Planung und unermüdlicher Arbeit haben Biochemiker erfolgreich experimentelle Organismen auf einem sehr simplen und primitiven Niveau entdeckt, in denen jegliches Leben abwesend ist. Dieser wissenschaftliche Triumph wurde als sehr wertvoll erachtet und von den wissenschaftlichen Kreisen mit viel Enthusiasmus aufgenommen. Niemand betonte den Umstand, dass diese im hohen Maße primitive Laborkreation ein Ergebnis des Zufalls war, ohne Richtung, Planung und Präzision.

Jene, die das Sein mit all seinen Systemen des Universums, mitsamt seinen Mysterien und komplexen Eigenschaften, der unbewussten und blinden Kraft der Materie zuschreiben, sind eigentlich diejenigen, die der Logik und der menschlichen Intelligenz Unrecht tun und einen Krieg gegen die Wahrheit führen.

Lenken wir unser Augenmerk auf einen Setzer in der Druckerei. Er verwendet sehr viel Mühe und Aufmerksamkeit, um die Buchstaben einer Seite eines Buches zu setzen. Wenn er seine Arbeit durchliest, entdeckt er womöglich dennoch einige Fehler, entstanden in den kurzen Momenten der Unaufmerksamkeit. Wäre es möglich, dass die entstehende Seite korrekt und frei von Fehlern wäre, würde der Drucker eine Handvoll Buchstaben nehmen und diese fallen lassen, statt sie sorgfältig in Reihen zu platzieren?

Noch absurder wäre es zu behaupten, dass einhundert Kilogramm schweres geschmolzenes Blei durch eine Form fließt, woraufhin fertige Buchstaben entstehen, die wiederum von einem starken Wind ergriffen, sich auf vielen tausenden von Metallplatten positionieren, sodass ein bestimmtes, reguläres Bild entsteht. Und dass diese Platten gedruckt ein dickes Buch ergeben, welches genaue wissenschaftliche Angaben zu diversen Themen zum Inhalt hat und diese Inhalte werden auch noch mit einer sehr ausdrucksvollen rhetorischen Gewandtheit diskutiert. Und all dies, ohne dass ein Fehler auftritt?

Würde irgendjemand einer solchen Theorie zustimmen können?

Was haben die Materialisten, die Gott leugnen, über das Erscheinen der variationsreichen Formen der Schöpfung und den präzisen und komplexen Beziehungen zu sagen, welche Himmelskörper regulieren, natürliche Schöpfung und alles materielle Objekte? Sind die Buchstaben der Schöpfung, die Atome und Partikel, geringer als die Buchstaben, die zum Druck benutzt werden? Ist es denn akzeptierbar, dass diese geordneten, bedeutungsvollen Buchstaben, diese genaue und gut organisierte Geometrie, die erstaunlichen Formen, das Werk von Ignoranz und Ziellosigkeit sein sollen? Dass die große und weise Kraft, das wundersame Prinzip der Ordnung nicht in der Textur der Welt präsent sein sollte? Kommen nicht alle Phänomene aus der Manifestation von Bewusstsein und Kraft?

Wenn die Kraft, die in den Tiefen der Materie versteckt ist, nicht von einer universellen Intelligenz stammt, welcher Faktor bringt sie dazu, diese außergewöhnlichen Formen zu gestalten und zwar mit einer erstaunlichen Regularität und Harmonie?

Wenn diese Kraft etwas ist, was ohne Intelligenz und bewusstem Willen sein kann, warum fällt sie nie der Unordnung anheim und warum führt das Zusammenkommen der Materie nie zu einer Kollision und zur Zerstörung?

Hier ist es der Glaube an den Schöpfer, der aller Existenz Bedeutung schenkt und der die Welt mit Sinn und Inhalt füllt. Jene, die tiefes Wissen und klaren Verstand besitzen, nehmen einfach wahr, dass eine unendliche Kraft die Ordnung der Welt durch feste Führung und mit absoluter Souveränität aufrecht erhält.

In der Vergangenheit hat jeder auf sein eigenes Reittier aufgepasst und durch die Jahrhunderte hinweg ist der Mensch daran gewöhnt, dass es zu jedem Besitz einen Besitzer oder Aufpasser gibt, der es kontrolliert. Dies gilt für jedes Stück Land und jede Organisation. Heute stehen die Dinge anders. Der Mensch hat Zugang zu fernen Satelliten, elektronischen Geräten und pilotlosen Flugzeugen, alle ausgerüstet mit automatischer Technik und Instrumenten. Jeder weiß, dass es möglich ist, eine Maschine zu konstruieren, die gut ausgestattet genauso reagieren wird, wie es von ihr erwartet wird, ohne dass ihr Erbauer anwesend oder sichtbar sein muss. Wir haben daher nicht mehr das Recht hartnäckig die Existenz Gottes zu leugnen, nur weil Seine Hand in den Angelegenheiten der Schöpfung nicht sichtbar ist, sichtbar, im Sinne unseres limitierten Wissens und unseres begrenzten Verständnisses.

Es wäre sicherlich eine höchst falsche Analogie, wenn wir eine Parallele zum Erbauer eines künstlichen Satelliten oder einer Rakete ziehen, der in einer komplett ausgestatteten Station auf der Erde sitzt und der mit Hilfe von komplexem Equipment die Technik im All lenkt und überwacht.

Es ist wahr, dass die Kapazitäten unseres Verstandes zu limitiert sind, um ein Sein zu verstehen, das keiner Existenz gleicht, da es nichts Seinesgleichen gibt und welches durch die menschliche Sprache nicht passend und genau zu beschreiben ist. Die Lampe unserer Intelligenz kann nur schwach in diese endlose Ebene leuchten oder, anders ausgedrückt, unser Licht wird von Wänden behindert. Gleichzeitig stehen wir in dieser Welt in Beziehungen zu Phänomenen, die sich als Eindrücke in unseren Verstand eingeprägt haben, die ihre Spuren aus der Beobachtung der objektiven Welt hinterlassen. Beim Verstehen dieser Welt jedoch wird das Problem des Vorstellens von uns genommen, es existiert keine Barriere mehr zwischen unseren Konzepten und der nötigen Kognition.

Dennoch haben bestimmte Skeptiker, die von vernünftigen Gedankengängen Abstand genommen haben - durch die der Mensch seine essenzielle Natur ableitet - und die an die Begebenheiten der existierenden Entitäten der Natur gewöhnt sind, die Erwartung, ständig Wunder durch Gott zu erfahren, die unsere andauernde Ordnung der Natur durchbrechen, um ihnen ein Geschenk des Glaubens zu machen, damit ihnen so Seine Existenz leichter verständlich und akzeptabel gemacht werden kann.

Es wird jedoch übersehen, dass die neuen Spuren und Zeichen Gottes, die möglicherweise erscheinen, nur eine temporäre Aufregung und Agitation verursachen. Mit der Zeit werden sie normal und erwecken keinerlei Aufsehen.

Obwohl alle Phänomene in den Rahmen der Ordnung passen, begannen sie einst alle mit der Durchbrechung der Ordnung der Natur und da sich die Existenzformen seit ihrer ersten Manifestation in der Welt wiederholen, erscheinen sie heute als normal und gewöhnlich.

Im Gegensatz dazu wird ein sensorisch nicht wahrnehmbares Sein - eine Existenz, die angefüllt ist mit majestätischer Pracht und die voller Heiligkeit und Größe ist – immer die Seelen der Menschen beeinflussen. Ihre Aufmerksamkeit zu so einem Sein wird immer stark sein und die Menschen werden ständig zu diesem Wesen emporschauen wollen.

Es ist die Dominanz des hartnäckigen Geistes, das Urteil basierend auf disharmonischer Logik, der die menschlichen Gedanken mit Limitationen belastet, da jede Kreatur in der Ordnung der Existenzen ein adäquater Beweis für alle ist, die ihren Verstand von Eigensinn und den Ursachen der Negierung Gottes befreien.

[10] „Bihar Al-Anwar“, Band III

[11] Morrison, „Raz-i Afarinish”

[12] „Bihar Al-Anwar“, Band II

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