Gottes Attribute

Inhaltsverzeichnis

Gott und seine Attribute

Sayyid Mudschtaba Musawi Lari

Lektionen in der Islamischen Doktrin - Buch I

Frei übersetzt unter Aufsicht von Dr. Mohammad Razavi Rad - übersetzt von A. Malik

L10 - Die Bedingungen für ein ideales Objekt der Anbetung

Der Herr der Welten wird im Koran mit all den Konditionen beschrieben, die Ihn zu einem idealen Objekt der Anbetung machen. Er ist der Erschaffer der Liebe, aller Formen der Schönheit, der Urheber jeglicher Form von Energie und Kraft. Er ist der gewaltige Ozean auf dessen Oberfläche der schwimmende Intellekt von einer schwachen, kleinen Welle hin und hergeworfen wird, gleich einem Spielball. Er ist es, der die Himmel vor dem Einstürzen und die Erde vor dem Zusammenbruch bewahrt. Wenn Er, für einen Augenblick Sein Auge der Barmherzigkeit schließen würde oder sich von der Welt abwenden würde, das ganze Universum würde zerstört werden und zu Staub verfallend ins Nicht-Sein rasen. Die Existenz und das Überleben jedes Atoms dieses Universums sind von Ihm abhängig.

Er erweist alle Gaben und alles Glück. Mehr noch, Er besitzt uns und kann uns ungehindert vernichten. Erst mit Seinem Befehl „Sei“, kommt ein Geschöpf in die Existenz.

Die Substanz der Wahrheit und Realität leiten sich von Seiner Essenz ab. Und Freiheit, Gerechtigkeit, andere Tugenden und Perfektionen beruhen auf Seinen strahlenden Attributen. Ein Flug zu Ihm, sich Seiner Schwelle nähern zu dürfen, gleicht dem Erlangen aller erdenklicher Wünsche in ihrer höchsten Form. Wer immer sein Herz Gott schenkt, gewinnt einen liebevollen Gefährten und einen guten Freund. Jemand, der sich auf Ihn verlässt, legt seine Hoffnung auf ein festes Fundament, wogegen jene, die ihr Herz an etwas Anderem als Gott hängen, der Illusion anheim fallen, denn ihr Fundament ist auf Wind gebaut.

Wenn Er selbst von der geringfügigsten Bewegung weiß, die irgendwo in Seiner Schöpfung stattfindet, kann Er für uns auch einen Weg bestimmen, der uns zum Glück führt. Er legt eine Art zu Leben für uns zugrunde und ein System der menschlichen Beziehungen, die mit den Normen konform sind, die Er in der Ordnung für Seine Schöpfung etablierte. Ihm sind schließlich unsere wahren Interessen bewusst und als logische Konsequenz Seiner Göttlichkeit ist es Sein alleiniges Recht, uns Wege aufzuzeigen. Nach Seinem vorgelegten Programm zu leben, ist die einzige Garantie für unseren Aufstieg hin zu Ihm.

Wie ist es möglich, dass der Mensch so auf Wahrheit und Gerechtigkeit versessen ist, dass er bereit ist, für diese sein Leben zu opfern, gleichzeitig aber nicht das Bewusstsein vorhanden ist, was deren Quelle und Ursprung sein könnte?

Wenn ein Sein es wert ist, vergöttert zu werden, kann dieses niemand anderes sein als der Schöpfer. Denn keine Sache und keine Person haben diesen Rang, als dass sie die Lobpreisung und den Dienst des Menschen verdienten. Alle Werte außer Gottes, fehlt es an Absolutheit und Vorrang und sie bestehen weder in sich selbst noch durch sich selbst. Sie sind relativ und dienen nur als Mittel für die Erlangung all jener Grade, die noch höher liegen als sie selbst.

Die primären Qualitäten, die durch die menschliche Anbetung gewonnen werden können, ist das erweisen aller Gaben und das Bewusstsein um die Möglichkeiten, Notwendigkeiten, Kapazitäten und Energien, die den menschliche Körper und seine Seele erhalten. Diese Qualitäten gehören Gott allein. Alle Existenzformen brauchen Ihn und hängen von Ihm ab, der von Grund auf ganz durch Seine eigene Essenz existiert. Die Karawane der Existenz befindet sich mit Seiner Hilfe und Seiner Befehlsgewalt, die auf jeden Fleck des Universums niedergeht, ständig auf dem Weg zu Ihm.

Die absolute Unterwerfung und Anbetung geziemt daher allein Seinem höchst heiligen Wesen. Seine glorreiche Präsenz, die nicht einmal für einen Moment unterbrochen wird, ist in dem Herzen eines jeden Atoms des Seins spürbar. Alle Dinge außer Gott gleichen uns bezüglich ihrer vorherrschenden Impotenz und ihrem Mangel. Sie sind daher unsere Anbetung nicht wert und verdienen nicht die widerrechtliche Aneignung irgendeines Teiles, der in Gottes Bereich fällt, was die ganze weite Ebene der Existenz ist. Der Mensch selbst ist zu nobel und kostbar, als dass er sich vor etwas Anderem demütig niederwirft als vor Gott.

In den weiten Ebenen des Seins, ist es Gott allein, der des Menschen Lob verdient. Der Mensch sollte Ihm seine Liebe geben, sich bemühen Ihm näher zu kommen um dabei Sein Wohlgefallen zu erlangen, Ihm dem Vorrang vor allen anderen Existenzen und Dingen, die man liebt, gewähren. Dies adelt den Menschen und vermehrt seinen Wert, denn der Mensch ist ein kleiner Tropfen. Und solange er nicht mit dem Ozean vereint wird, wird er von den Stürmen der Korruption hinweg gefegt werden, in der brennenden Sonne des Chaos austrocknend. Der Mensch gelangt zu seiner wahren Persönlichkeit und wird ewig, wenn er sich selbst mit dieser überschwänglichen Quelle verbindet und wenn Gott seinem Leben einen Sinn gibt und Gott zum Dolmetscher all der Ereignisse seines Lebens wird. In diesem Sinne kann die Welt des Menschen entweder ausgedehnt und deutlich sein oder einengend und beschränkt.

Der Führer der Gläubigen, Ali ibn abi Talib (Friede sei mit ihm), sagte als er über die Schwächen des Menschen und seinen limitierten Fähigkeiten diskutierte: „Wie seltsam und bemerkenswert ist doch die Angelegenheit des Menschen! Wenn er bezüglich eines Wunsches hoffnungsvoll wird, wird Gier ihn elend machen. Wünsche führen zu Gier und Gier wird ihn zerstören. Wenn er der Hoffnungslosigkeit zum Opfer fällt, wird Kummer und Schmerz ihn töten. Wenn er zu Glück und Vermögen gelangt, wird er daran scheitern es zu erhalten. Wenn er von Terror und Angst beherrscht wird, wird er durch diese auf totale Verwirrung reduziert. Wenn ihm reichlich Sicherheit gewährt wird, wird er fahrlässig werden. Wenn seine Segnungen wieder hergestellt sind, wird er arrogant und rebellisch werden. Wenn er vom Pech verfolgt wird, werden Kummer und Schmerz ihn blamieren. Wenn er zu Reichtum kommt, wird er maßlos. Wenn Armut ihn erfasst, wird er in Kummer abtauchen. Wenn er von Hunger geschwächt ist, wird er nicht aufstehen können. Wenn er zu viel isst, wird der Druck seines Bauches ihm unangenehm sein. So ist jeder Mangel im Leben eines Menschen schädigend und jeder Exzess führt zur Korruption und zum Ruin.“[23]

Generell gesehen, müssen Gerechtigkeit, Edelmut, Tugenden und andere Qualitäten, die Respekt verdienen, entweder illusionär und imaginär sein oder wir müssen erwägen, dass diese Werte, basierend auf den Wahrnehmungen des Bewusstseins und der Instinkte, real und wichtig sind. Wenn das Letztere stimmt, sollten wir uns bescheiden der universellen Existenz und der absoluten Vollendung unterwerfen, die vor hoher Ethik, Leben und Kraft überfließt und durch welche alle Werte abgeleitet werden können.

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Wenn wir uns sorgsam mit der Materie beschäftigen, sehen wir, dass all die unzähligen Existenzformen dieser Welt als auch die Liebe und Aspirationen, die in den Tiefen unseres Selbst verankert sind, dass alle auf einen Punkt konvergieren, alle kehren zu einer Quelle zurück – Gott. Das Wesen und die Realität dieser Welt sind identisch mit der Verbindung, der Beziehung und dem Anschluss an Gott. Das Sein steigt über andere Routen wieder zu der Spitze auf, wo es begann und von wo es kam. Diese Spitze allein ist des Menschen Liebe und Hingabe wert. Hat der Mensch erst einmal diese Stelle entdeckt, wird er von Seiner Schönheit und Perfektion so eingenommen, dass er alles Andere darüber vergisst.

Wir sehen, dass alle Phänomene aus dem Nicht-Sein in die Existenz gekommen sind und zwar während ihres ganzes Daseins, ganz gleich wie kurz oder lang, sie brauchen von der Quelle, die sich außerhalb ihrer selbst befindet, Hilfe und sind von ihr abhängig. Sie sind unauslöschlich mit Unterordnung und mangelnder Autonomie gekennzeichnet.

Wenn das ideale Objekt der Anbetung, welches wir suchen und dem wir uns nähern wollen sich weder unserer Schmerzen bewusst wäre, die wir erleiden noch der Natur der Welt; wenn es nicht in der Lage sein würde unsere Wünsche und Sehnsüchte zu befriedigen; wenn es, wie wir, reich an Ohnmacht und Mängel wäre und somit zu der gleichen Kategorie zählen würde, wie wir selbst, so könnte dieses Objekt unmöglich unser Schlussziel sein noch das Ultimative oder das Kostbarste überhaupt.

Wenn wir durch unsere Gebete nach der Erfüllung eines Wunsches trachten, ist es Gott allein, der unseren Bedürfnissen gerecht werden kann. Der Koran sagt: „Jene, die ihr statt Gott anruft, sind Menschen wie ihr selber. Rufet sie denn an und lasst sie euch Antwort geben, wenn ihr wahrhaft seid“ (Vgl. Koran: Sure 7, Vers 194)

Der Führer der gläubigen, Ali ibn abi Talib (Friede sei mit ihm), sprach bei seinem Bittgebet nach dem Gemeinschaftsgebet in einer Moschee in Kufa, Irak: „Oh, mein Herr! Oh, mein Herr! Du bist Gott, der Große, und ich bin dein erbärmlicher und geringfügiger Sklave. Wer kann einem geringfügigen Sklaven seine Gnade erweisen, außer Gott, der Große? Oh, mein Herr! Oh, mein Herr! Du bist stark und mächtig. Ich bin schwach und ohnmächtig. Wer als der Starke und Mächtige kann dem Schwachen Erbarmen zeigen?

Oh, mein Herr! Oh, mein Herr! Du bist es, der Großzügig zum Bettelnden ist und ich stehe als ein Bettelnder an Deiner Schwelle. Wer wird dem Bettelnden Erbarmen zeigen, außer der Großzügige und Reiche?

Oh, mein Herr! Oh, mein Herr! Du bist eine externe Existenz und ich bin geschaffen, um zu vergehen. Wer wird Gnade haben mit jemandem, dem bestimmt ist zu vergehen, außer das ewige und immerwährende Wesen?

Oh mein Herr! Oh mein Herr! Du bist der Lenker, der den Weg weist und ich bin verloren und verwirrt. Wer wird mit dem Verlorenen und Verwirrten Mitleid haben, wenn nicht der Führende, der den Weg weist?

Oh mein Herr! Oh mein Herr! Habe Erbarmen mit mir durch Dein unendliches Erbarmen. Akzeptiere mich und sei zufrieden mit mir in deiner Großzügigkeit, deinem Wohlwollen und deiner Güte. Oh Gott, Besitzer der Großzügigkeit, des Wohlwollens und der Güte, mit Deiner allumfassenden Gnade! Oh Erbarmungsvollster der Erbarmenden!“[24]

Jemand anderem als Gott Verehrung zu zeigen, sich an etwas Anderem als an Seiner Essenz zu orientieren, ist in keinerlei Weise gerechtfertigt. Außer Gott, kann niemand auch nur die leiseste Wirkung auf unser Geschick ausüben. Wenn ein Objekt der Anbetung die Hingabe und Liebe eines Menschen verdient und in der Lage ist, ihn zu den Höhen des Glücks zu erheben, so muss dieses Objekt der Anbetung frei von allem Makel und jeglicher Unzulänglichkeit sein. Seine ewigen Strahlen müssen alle Geschöpfe mit Nahrung und Leben berühren und dessen Schönheit muss jedem Besitzer mit Einsicht dazu veranlassen, dass er vor dieser auf die Knie fällt. Die unendliche Macht besitzend, löscht es den brennenden Durst des Geistes und dadurch Wissen erlangend, ist es nichts anderes als zur Quelle unserer wahren Natur zurückzukehren.

Wenn wir außer Gott ein anderes Objekt der Liebe und der Anbetung wählen, hat es vielleicht eine bestimmte Kapazität und es ist vielleicht in der Lage bis zu einem gewissen Grad unsere Wünsche zu erfüllen, aber wenn wir diesen Punkt überschreiten, kann es für uns nicht länger das Objekt der Anbetung und der Liebe bleiben. Es wird uns nicht mehr anziehen oder erregen können, sondern vielmehr verursachen, dass wir stagnieren. Dies, weil es nicht unser instinktives Verlangen nach Anbetung befriedigt, es wird uns davon abhalten, über höhere Werte zu reflektieren und uns derart in einem engen Kreis gefangen halten, dass wir nicht mehr motiviert sind weiter aufzusteigen.

Wenn das, was wir zur Anbetung und zum Lieben wählen, minderwertig gegenüber uns selbst ist, wird es nie verursachen können, dass wir aufsteigend unsere Existenz veredeln. Unsere Inklination zu diesem Willen wird, ganz im Gegenteil, unseren Niedergang mit sich bringen und wir werden dann gleich der Nadel eines Kompasses enden, die durch den Einfluss eines komplett fremden, magnetischen Feldes vom eigentlichen Pol abgelenkt wird. Das Ergebnis wird der völlige Verlust der Richtung sein, ewiges Elend wird dann des Menschen unvermeidliches Schicksal werden.

Das Gebet ist der erhabenste menschliche Ausdruck für Dankbarkeit

Ein Objekt der Anbetung kann dem Menschen eine Richtung geben und seine Dunkelheit mit Licht erhellen, wenn es in der Lage ist, dem Menschen Ideale zu vermitteln. Es unterstützt eine positive und gehobene Lebensweise, ist die Ursache für Wirkungen und ist die Grundlage für Stabilität und Permanenz. Denn das Objekt der Anbetung produziert innere Wirkungen im Menschen und führt ihn in seinen Gedanken und in seinen Aktionen. Es erleichtert dem Menschen die Suche nach Vollendung.

Jegliche Bemühung und Bewegung des Menschen für sich selbst eine falsche Richtung zu wählen, den falschen Weg im Leben zu gehen, resultiert in einer Entfremdung seines Selbst, seinem Verlust allen Inhalts und der Verzerrung seiner Persönlichkeit. Der Mensch kann nicht richtig ermessen, ob er sich von seinem Gott getrennt hat. Gott zu vergessen, heißt, sich selbst zu vergessen, sich des universellen Sinns des menschlichen Lebens und der Welt, die einen umgibt, nicht bewusst zu sein und nicht in der Lage zu sein, über höhere Werte konsequent zu reflektieren.

So wie das Festhalten des Menschen an etwas Anderem als Gott, zu einer Verfremdung sich selbst gegenüber führt und ihn in eine Art sich bewegende biologische Maschine transformiert, so führt das Vertrauen in Gott und das Bittgebet an Seiner Schwelle den mono-dimensionalen Menschen, dem vorher noch jegliche spirituelle Ader fehlte, aus den Tiefen seines Ozeans der Vernachlässigung hin zur einer Erneuerung und Wiederherstellung seiner selbst.

Durch die Anbetung Gottes werden die spirituellen Kapazitäten und himmlischen Kräfte im Menschen genährt. Der Mensch beginnt die Niedrigkeit seiner wertlosen materiellen Hoffnungen und Wünsche zu verstehen und sieht die Mängel und Schwächen ohne sein eigenes Sein. Kurz, er erkennt sich selbst als das was er ist.

Gottesbewusstsein zu haben und der Quelle entgegenzufliegen, erhellt und belebt das Herz. Es ist zutiefst angenehm, eine Freude, die nicht mit den Vergnügungen der dreidimensionalen, materiellen Welt vergleichbar ist. Durch die Orientierung auf die abstrakte, nichtmaterielle Realität werden die Gedanken erhaben und Werte transformiert.

Der Führer der Gläubigen, Ali ibn abi Talib (Friede sei mit ihm), diskutiert die wunderbaren Wirkungen Gottesbewusstseins im Herzen des Menschen folgendermaßen: „Der allmächtige Schöpfer hat das Bewusstsein um Ihn selbst zum Weg gemacht, sein Herz zu reinigen. Durch das Bewusstsein von Gott, beginnt das taube Herz zu hören an, das blinde Herz zu sehen und das rebellische Herz wird weich und gefügig.“[25]

Er sagt außerdem: „Oh Herr! Du bist der beste Gefährte, für die, die dich lieben. Und das beste Heilmittel für jene, die dir vertrauen. Du beobachtest ihre inneren Zustände und ihr äußeres Handeln und du bist dich über die Tiefen ihres Herzens bewusst. Du kennst den Grad ihrer Erkenntnis und ihres Wissens und ihre Geheimnisse sind Dir bekannt. Ihre Herzen zittern, wenn sie von Dir getrennt sind. Und wenn Einsamkeit ihnen Angst und Unbehagen bereitet, so tröstet sie das Bewusstsein um Dich. Und wenn Not sie erfasst, bist Du allein ihr Zuflucht.“[26]

Imam Jaafar Sadiq (Friede sei mit ihm), ein Sinnbild der Pietät und Gerechtigkeit, der einen bruchsicheren Bund mit seinem Herrn hatte, demonstriert uns in seinen Bittgebeten die höchste Form der Liebe. Dies war eine heilige Liebe, die sein ganzes Sein entflammte und obwohl sein Geist von der Trauer der Trennung zutiefst bedrückt war, haben die mächtigen Flügel der Liebe es ihm ermöglicht in die grenzenlosen Himmel aufzusteigen. Mit unglaublicher Aufrichtigkeit und Bescheidenheit hat er dann an der Schwelle Gottes, des Ewigen, gebetet: „Oh Herr! Ich bin zu Deiner Vergebung gewandert und zu deinem Erbarmen gegangen. Ich wünsche mir innig Deine Verzeihung und vertraue auf deine Großzügigkeit, denn es gibt ungehorsam in meinem Betragen, als dass ich Deiner Vergebung wert wäre. Und Deine Güte ist meine einzige Hoffnung.

Oh Gott, zeige mir den besten Weg und gewähre, dass ich als Gläubiger Deiner Religion sterbe und dass ich als Gläubiger Deiner Religion wieder auferstehe.

Oh Herr, den ich anbete! Oh Du, der Du den sündigen Bittstellern durch Deine Barmherzigkeit hilfst. Oh Du, in der Erinnerung an Deine Großzügigkeit suchen die Erbärmlichen Zuflucht bei Dir. Oh Du, vor dessen Angst die Missetäter bitter weinen!

Oh Quelle des Friedens für die Herzen jener, die vor Angst verbannt sind aus ihren Häusern. Oh Tröster all jener, die mit gebrochenem Herzen trauern. Oh Beistehender der Einsamen, Helfer der Zurückgewiesenen und der Bedürftigen. Ich bin Dein Diener, der gehorsam antwortete, als Du den Menschen befahlst Dich anzurufen.

Oh Herr, hier falle ich in den Staub nieder an Deiner Schwelle. Oh Gott, wenn Du jedem Gnade schenkst, der sie erbittet, lass mich in meinen Bittgebeten ehrlich sein. Und wenn Du jedem vergibst, der vor Dir weint, so lass mich beeilen, vor Dir zu weinen.

Oh Herr, mache nicht jenen hoffnungslos, der keinen Gebenden findet außer Dir. Stoße mich nicht mit der Hand der Zurückweisung davon, jetzt, wo ich an Deiner Schwelle stehe.“[27]

Jeder, der die tiefgründige Bedeutung des Bittgebetes verstehen will, muss realisieren, dass die rationale Erklärung und logische Deduktion nicht in der Lage ist, ein tiefes Verständnis für Fragen, welche die spirituellen Illuminationen berühren, zu erbringen.

Der noble Koran beschreibt das Handeln und die Lebensart der nichtglaubenden und materialistischen Menschen wie folgt: „Die aber ungläubig sind - ihre Taten sind wie eine Luftspiegelung in einer Ebene. Der Dürstende hält sie für Wasser bis er, wenn er hinzutritt, sie als Nichts findet.“ (Vgl. Koran: Sure 24, Vers 39)

„Ihm gebührt das wahre Gebet. Und jene, die sie statt Ihn anrufen, geben ihnen kein Gehör; (sie sind) wie jener, der seine beiden Hände nach Wasser ausstreckt, damit es seinen Mund erreiche, doch es erreicht ihn nicht. (…)“ (Vgl. Koran: Sure 13, Vers 14), „Das Gleichnis derer, die sich Helfer nehmen neben Gott, ist wie das Gleichnis der Spinne, die sich ein Haus macht; und das gebrechlichste der Häuser ist gewiss das Haus der Spinne. (…)“ (Vgl. Koran: Sure 29, Vers 41), „Das Gleichnis derer, die nicht an ihren Herrn glauben, ist: Ihre Werke sind gleich Asche, auf die der Wind an einem stürmischen Tag heftig bläst. Sie sollen keine Macht haben über das, was sie verdienen. (…)“ (Vgl. Koran: Sure 14, Vers 18)

Der erhabenste Ausdruck der Dankbarkeit, den ein Mensch an der Schwelle seines wahren Objektes der Anbetung machen kann ist sein Bittgebet, das Bekenntnis der Liebe für seine absolute Perfektion und die Hingabe zu Ihm. Dieses tut er in Harmonie mit der Schöpfung, denn alle Existenzformen loben und glorifizieren Gott.

Der Koran sagt: „Die sieben Himmel und die Erde und wer darinnen ist, sie lobpreisen Ihn; und es gibt kein Ding, das Seine Herrlichkeit nicht preist; ihr aber versteht ihre Lobpreisung nicht. Wahrlich, Er ist langmütig, allverzeihend.“ (Vgl. Koran: Sure 17, Vers 44)

Diese Anbetung bringt Gott natürlich nicht den kleinsten Vorteil, denn er besitzt jegliche Perfektion bis zu einem unendlichen Grad. Weder die Welt noch der Mensch können Ihm etwas geben oder Ihm etwas nehmen. Es ist es denn überhaupt denkbar, dass Gott den Menschen erschuf, um durch dessen Anbetung und Preisung Nutzen zu ziehen? Ganz im Gegenteil, es ist der Mensch, der durch die Zunahme an Wissen um die oberste Existenz und durch die Anbetung dieses Seins mit Seiner Erhabenheit, seinem ultimativen Ziel näherkommt und zu wirklicher Vollendung gelangt.

Professor Ravaillet, gefeierter Philosoph und Physiker, hat folgendes über das Bewusstsein des Universums zu sagen: „Die neue Kosmologie besagt, dass Atome und Moleküle wissen, was sie tun. Sie haben ein Bewusstsein für die Aufgaben, die sie ausführen und für den Gang ihres Lebens. Ihr Bewusstsein ist dem Wissen eines Physikers überlegen, denn alles was der Physiker über ein Atom weiß, ist, dass dieses Atom, wäre es nicht greifbar und erkennbar, keiner würde irgendetwas darüber wissen.

Körper, Bewegung, Geschwindigkeit, die Konzepte des hier und dort, Strahlung, Gleichgewicht, Raum, Atmosphäre, Entfernung zusammen mit vielen anderen Dingen – alle kamen Dank des Atoms zu ihrer Existenz. Wenn das Atom nicht existiert hätte, was wäre da der Ursprung all der bemerkenswerten Phänomene der Erschaffung? Es existiert die gleiche Affinität zwischen Bewusstsein und Körper, wie sie zwischen Bewegung und Bewegungslosigkeit besteht oder der positiven und negativen Aspekte der Bewegung.

Jetzt ist Raum, als Ganzes, nicht blind. Wir demonstrierten, wenn ihr euch erinnert, als wir das Feld des Sehvermögens examinierten, dass das Auge nicht der grundlegende und entscheidende Faktor ist. Da es an einen bestimmten Ort des Globus fixiert ist, entsprechend den einschränkenden Umständen der menschlichen Spezies und anderer Erdbewohner, hat es ein bestimmtes, enges Feld, indem es operiert. Aber der Raum zwischen Erde und Sonne, zwischen der Sonne und den Galaxien und zwischen den Galaxien und den entfernten gigantischen Planeten, wo riesige Kräfte mit ungeheurem Aktionsradius miteinander beschäftigt sind, Energien auszutauschen – dort hat ein Organ, wie das Auge der Lebewesen der Erde, keine Möglichkeit sich selbst zu zeigen oder seine Effektivität zu demonstrieren.

Aber genau aus diesem Grund können wir nicht glauben, dass das Fehlen von Bewusstsein in dem Gebiet vorherrscht, denn der Austausch von gewaltigen Energien und Kräften, wird von den Gesetzen der Anziehung, des Gleichgewicht, der Bewegung, des Lichts und der zentrifugalen Kraft beherrscht. Blindheit gibt es nicht in diesen wundersamen Phänomenen und sogar Partikel des Lichts können nicht für etwas Ähnliches gehalten werden wie ein analphabetischer Briefträger, dessen einziger Job darin besteht, Botschaften zu überbringen, die er selbst nicht lesen kann.“[28]

[23] „Shaikh Al-Mufid”, Irshad

[24] „Mafatih Al-Jinan“

[25] „Nahj Al-Balaghah“, Predigt 220

[26] „Nahj Al-Balaghah“, Predigt 225

[27] „Sahifa-i Sajjadiya”

[28] „Dau Hazar Danishmand dar Justuju-i Khuda-i Buzurg”

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