Gottes Attribute

Inhaltsverzeichnis

Gott und seine Attribute

Sayyid Mudschtaba Musawi Lari

Lektionen in der Islamischen Doktrin - Buch I

Frei übersetzt unter Aufsicht von Dr.Mohammad Razavi Rad - übersetzt von A. Malik

L17 - Einige Aspekte der Ungleichheit

Nehmen wir einmal an, dass der Eigentümer einer Fabrik erfahrene und unerfahrene Arbeiter einstellt, um die Produktion am Laufen zu halten und das Geschehen zu verwalten. Wenn es an der Zeit ist, die Löhne auszuzahlen, bekommen die qualifizierten Mitarbeiter, deren Arbeitsplatz ein höheres Niveau hat, mehr Geld als die ungelernten Arbeiter. Ist jetzt der Unterschied im Gehalt gerecht oder ungerecht? Handelt der Besitzer der Fabrik fair oder unfair?

Ohne Zweifel gibt es hier einen Unterschied, aber wir können ihn nicht Diskriminierung nennen. Gerechtigkeit bedeutet nicht, dass der Fabrikbesitzer einem ungelernten das Gleiche geben muss wie einem gelernten Arbeiter. Es bedeutet vielmehr, dass er jeder Gruppe gibt, was ihr zusteht. Solch eine Regel wird den vergleichenden Wert jeder Arbeit klar darstellen und zu einem guten Arbeitsklima beitragen.

In solchen Fällen Unterscheidungen zu machen, ist eine eloquente und praktische Form von Gerechtigkeit. Dies nicht zu tun, käme einer Unterdrückung und einer Diskriminierung gleich und wäre ungerecht. Es wäre das Ergebnis einer inadäquaten Würdigung der unterschiedlichen Dinge, die relativen Wert besitzen. Wenn wir auf die Welt als Ganzes schauen und ihre zahlreichen Teile analysieren, sehen wir, dass jedes Teil seine eigene spezielle Position und Funktion hat und dass jedes Teil in den Qualitäten gekleidet ist, die dafür geeignet sind. In diesem Licht betrachtet, können wir die Notwendigkeit von Veränderung im menschlichen Leben verstehen, helle und dunkle Zeiten, Erfolg und Misserfolg, um das generelle Equilibrium der Welt aufrecht zu erhalten.

Wäre die Welt uniform, ohne Variation oder einem Unterschied, die reichhaltigen und multiplen Spezies des Seins würden nicht existieren. Es ist genau diese reiche Vielfalt, die existiert, welche uns die Pracht und die Großartigkeit dieser Welt sehen lassen. Unser Urteil der Dinge wäre logisch, korrekt und akzeptierbar, wenn wir das im Universum vorherrschende Gleichgewicht berücksichtigen würden, die zahlreichen Wechselbeziehungen und die miteinander nützlich verbundenen Teile betrachten würden – nicht aber, wenn wir nur ein Teil isoliert vom Ganzen prüfen.

Die Ordnung der Schöpfung basiert auf dem Equilibrium, der Lern- bzw. Aufnahmefähigkeit und den Kapazitäten. Was fest in der Schöpfung etabliert ist, ist die Differenzierung und nicht die Diskriminierung. Diese Beobachtung macht es uns möglich, die Angelegenheit noch objektiver und spezifischer zu untersuchen. Diskriminierung bedeutet zwischen zwei Objekten zu unterscheiden, welche die gleiche Aufnahmefähigkeit besitzen und welche unter den gleichen Umständen existieren. Differenzierung bedeutet einen Unterschied unter den Fähigkeiten, die nicht gleich sind und die nicht unter den gleichen Umständen unterworfen sind, zu machen.

Es wäre falsch, wenn wir sagen, dass es besser für jede Sache der Welt wäre, wenn sie uniform und undifferenziert wäre, denn alle Bewegung, Aktivität und jeglicher lebendiger Austausch, den wir in der Welt sehen können, ist durch die Differenzierung möglich.

Wenn erst einmal der Kontrast zwischen Schönem und Hässlichem vorhanden ist, hat der Mensch zahlreiche Wege, Schönheit zu erfahren und wahrzunehmen. Die Anziehung, die das Schöne auf uns ausübt, ist in gewisser Weise die Reflektion des Hässlichen und die Macht des Abstoßenden.

Wenn der Mensch nicht geprüft und versucht werden würde, Rechtschaffenheit und Tugend würden keine Bedeutung haben, und es gäbe keinen Grund seine Seele zu verfeinern und nichts, wovor wir unsere Wünsche zurückhalten müssten.

Wenn eine ganze Leinwand in einer uniformen Art bedeckt ist, können wir nicht von einem Bild sprechen, es ist die Variation der Farbe und das Detail, welche die Fertigkeit des Künstlers aufzeigen.

Um die Identität einer Sache zu kennen ist es notwendig, dass man es von anderen unterscheiden kann, denn das Maß, womit wir Dinge oder Personen erkennen, sind ihre inneren oder äußeren Unterschiede, die sie haben.

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Ein Wunder der Schöpfung ist die Vielfalt der Eigenschaften und Gaben, mit denen Existenzformen versehen sind. Um das Fortbestehen des sozialen Lebens sicherzustellen, hat die Schöpfung jedem Individuum einen bestimmten Satz an Geschmack und Eigenschaften gegeben, deren Wechselspiel die Ordnung der Gesellschaft sicherstellt. Jedes Individuum erfüllt etwas in der Gesellschaft und trägt so dazu bei, ihre Probleme zu lösen.

Der natürliche Unterschied der Individuen angesichts ihrer Fähigkeiten bewirkt, dass sie sich gegenseitig brauchen. Jeder übernimmt je nach Geschmack und Fähigkeit einige Aufgaben der Gesellschaft, und dass auf diese Weise sichergestellte soziale Leben macht es dem Menschen möglich, voranzuschreiten und Fortschritte zu machen.

Ein Gebäude oder ein Flugzeug besteht, zum Beispiel, aus vielen separaten Teilen, komplexe und detailierte Komponenten, die sich stark voneinander in Form und Größe unterscheiden. Diese Unterschiede kommen durch die Verantwortung zustande, die jedes Einzelstück dem Ganzen gegenüber hat.

Würde dieser Unterschied nicht in der Struktur des Flugzeugs bestehen, es wäre kein Flugzeug mehr, sondern eine Ansammlung von gemischten Metallen. Wenn Differenzierung ein Zeichen von wirklicher Gerechtigkeit im Flugzeug ist, muss es auch eine Indikation für die göttliche Gerechtigkeit in allen Geschöpfen der Welt sein, den Menschen eingeschlossen.

Zusätzlich muss uns bewusst sein, dass die Differenzierung der Existenzformen auch Teil ihrer Essenz ist. Gott kreiert nicht alles mit der separaten und diskreten Ausübung Seines Willens, Sein Wille wird nicht individuell ausgeübt. Die ganze Welt vom Anfang bis zum Ende kam mit einer einzigen Bewegung Seines Willens ins die Existenz.

Es gibt daher ein bestimmte Gesetze und eine Ordnung, die alle Dimensionen der Schöpfung kontrolliert. Innerhalb des Rahmens der Kausalität weist es jedem einen bestimmten Rang und Position zu. Gottes Wille die Welt zu erschaffen und zu regulieren ist äquivalent zu dieser gewollten Ordnung, die Er etablierte.

Es gibt definitive, philosophische Beweise, welche diese Sache unterstützen, der Koran sagt: „Wir haben ein jegliches Ding nach Maß geschaffen. Und Unser Befehl wird (vollzogen) mit einem einzigen (Wort) gleich dem Blinzeln des Auges.“ (Vgl. Koran: Sure 54, Vers 49-50)

Es wäre falsch sich vorzustellen, die Differenzierung und Beziehung, die Gott in Seiner Schöpfung etabliert hat, sei von gleicher Art wie die konventionellen Beziehungen, die in der menschlichen Gesellschaft vorkommen. Gottes Verbindung mit Seinen Geschöpfen ist nicht bloß eine Konvention oder eine Frage der Wahrnehmung. Es ist eine Verbindung, die aus dem Akt der Schöpfung hervorkommt. Die Ordnung, die Er in alle Dinge gelegt hat, ist das Ergebnis, dass Er sie kreiert hat. Jedes Sein bekommt von Gott die Menge an Perfektion und Schönheit, die es in der Lage ist zu empfangen.

Gäbe es keine bestimmte Ordnung, welche die Welt regieren würde, jedes Sein würde im Lauf seiner Bewegungen neue Existenzformen erzeugen und die Ursachen und Wirkungen würden ihre Plätze tauschen. Doch es muss verstanden werden, dass die wesentlichen Wechselbeziehungen unter den Dingen fest und notwendig sind. Die Station und die Eigenschaft, die einer Sache erwiesen werden, haften untrennbar an dieser fest, ganz gleich, welchen Rang und auf welcher Stufe die Existenz auch stehen mag. Kein Phänomen kann über die ihm bestimmte Stufe hinaus gehen und den Grad besetzen, der für eine andere Existenz vorgesehen ist. Differenzierung ist eine Begleiterscheinung der verschiedenen Stufen des Seins, die dem Sein verschiedene Anteile an Schwächen und Stärken, Mangel und Perfektion zuweist.

Es wäre Diskriminierung, wenn zwei Phänomene die gleiche Kapazität hätten, um Perfektion zu erlangen, aber nur einem von ihnen würde sie gewährt werden und dem anderen nicht.

Die Ebenen der Existenzformen, die es in der Ordnung gibt, können nicht mit dem konventionellen Rang von menschlichen Gesellschaften verglichen werden. Sie sind nicht wirklich konventionell und nicht transferierbar. Zum Beispiel können Menschen und Tiere nicht im gleichen Sinne miteinander die Plätze tauschen wie es Individuen untereinander bei Positionen und Posten der Gesellschaft tun, die es zu besetzen gilt.

Die Beziehung, die jede Ursache mit einer Wirkung verbindet und jede Wirkung mit einer Ursache, kommt aus der Essenz der Ursache selbst hervor bzw. aus der Wirkung. Wenn etwas eine Ursache ist, dann, wegen einer Eigenschaft, die darin untrennbar vorhanden ist. Und wenn etwas eine Wirkung ist, so ist dies aufgrund einer Qualität so, welche darin inhärent ist, die nichts anderes als der Modus dieses Seins ist.

Es ist daher eine essenzielle und umfassende Ordnung, die alle Phänomene verbindet und der Grad eines jeden Phänomens innerhalb einer Ordnung ist identisch mit ihrer Essenz. Eine Differenzierung hängt insofern mit einem Mangel in der Essenz zusammen, es ist keine Diskriminierung, denn das Ergießen von Gottes Gaben reicht allein nicht aus, um ins Sein der Realität zu gelangen. Die Rezeptivität des Gefäßes, welches die Gabe erhalten soll, ist ebenso notwendig. Darum leiden bestimmte Existenzen am Entzug und schaffen es nicht höhere Stadien zu erreichen; es ist unmöglich, dass etwas die Kapazität für ein Sein oder eine andere Perfektion besitzt und Gott ihm diese nicht gewährt.

Bei den Zahlen ist es ebenso: Jede Zahl hat ihren eigenen festgelegten Platz. Die Zwei kommt nach der Eins und kann mit ihr nicht tauschen. Wenn wir den Platz der Zahlen wechseln, müssen wir gleichzeitig auch ihre Essenz verändern.

Es ist daher klar, dass alle Phänomene ihren festgelegten Rang und ihre Modalitäten besitzen und Serien von stabilen und unveränderlichen Gesetzen untergeordnet sind. Das göttliche Gesetz formt keine getrennt geschaffene Entität, sondern ist ein abstraktes Konzept, welches sich aus der Art und Weise erschließt, in der die Dinge als seiend betrachtet werden. Das was externe Existenz hat, besteht einerseits aus Ebenen und Graden des Seins und andererseits aus einem System von Ursachen und Wirkungen. Nichts geschieht außerhalb dieses Systems, welches nichts anderes ist als die göttliche Norm, die im Koran erwähnt wird: „Aber in Gottes Verfahren wirst du nie eine Änderung finden; und in Gottes Verfahren wirst du nie einen Wechsel finden.“ (Vgl. Koran: Sure 35, Vers 43)

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Die Ordnung der Schöpfung basiert auf einer Serie von Gesetzen, die inhärent in ihrer Essenz sind. Der Platz eines jeden Phänomens ist klar definiert, und die Existenz ist eine notwendige Konsequenz der systematischen Natur der Schöpfung, die zwangsläufig einer Vielfalt und Differenzierung Raum gibt.

Vielfalt und Unterschiede haben sich nicht selbst erschaffen, sie sind die untrennbaren Attribute aller Phänomene. Jeder Partikel im Universum erhält, wofür er das Potential besitzt zu erhalten, keine Ungerechtigkeit oder Diskriminierung widerfährt ihm und die Perfektion des Universums – die in ihrer präzisen und unveränderlichen Ordnung einer Tabelle mit Multiplikationsaufgaben ähnelt – wird dadurch sicher gestellt.

Materialisten, welche die Existenz von Variation und Differenzierung in der natürlichen Ordnung als Beleg für die Unterdrückung und die Ungerechtigkeit sehen und sich vorstellen, dass die Welt nicht von Gerechtigkeit regiert wird, werden unweigerlich das Leben als schwer, unangenehm und ermüdend empfinden.

Das hastige Urteil der Materialisten, wenn sie mit Schwere und Not konfrontiert werden, gleicht dem Verdikt eines Kindes, das dem Gärtner beim Beschneiden von gesunden, grünen Ästen von Bäumen im Frühling zuschaut. Ihm sind die Gründe und die Wichtigkeit des Stutzens nicht bewusst. Das Kind wird den Gärtner für destruktiv und ignorant halten.

Wenn alle Gaben der Welt dem Materialisten zur Verfügung ständen, er wäre immer noch nicht zufrieden. Denn wenn man die Welt erst einmal für sinnlos hält und glaubt sie basiere auf Ungerechtigkeit, wird es für den Menschen bedeutungslos nach Gerechtigkeit zu suchen. In einer Welt, die kein Ziel hat, braucht der Mensch sich keine Ziele mehr setzen.

Wenn der Ursprung des Menschen und sein Schicksal all das wäre, was der Materialist beschreibt, gleich dem Gras, welches wächst und dann verschwindet, so müsste der Mensch das miserabelste Geschöpf sein. Denn er würde in einer Welt leben, zu der es ihm an Verbundenheit, Verträglichkeit und Harmonie fehlt. Gedanken, Gefühle und Emotionen würden in ihm Beunruhigung hervorrufen und er würde sich vorkommen wie ein grausamer Witz, den ihm die Natur gespielt hat, um seine Misere zu vergrößern und sein Leid zu erweitern.

Wäre ein Mann voller Initiative und Genialität und würde sich dem Dienst der Menschlichkeit verschreiben, was für einen Vorteil hätte er davon? Der Ruhm, die Gedenkfeiern und die Zeremonien, die an seinem Grab abgehalten werden, würden ihm nichts mehr nützen. Sie würden nur dazu dienen, dass er eine hohle Legende wird, denn die Person selbst ist in dem Falle nichts anderes als eine von der Natur zusammengefügte Form gewesen, die einige Tage zu ihrem Amüsement existierte und um dann wieder zu einer Handvoll Staub zu zerfallen.

Wenn wir uns das Schicksal der Mehrheit der Menschen anschauen, die ständig mit zahlreichen Sorgen, Trauer, Einsamkeit und Versagen zu kämpfen haben, wird das Bild noch freudloser. Das einzige Paradies, die der Materialismus dem Menschen mit so einer Sichtweise anbietet ist die Hölle des Terrors und des Schmerzes. Die materialistische Meinung, dass der Mensch keine Wahl und keine Freiheit hätte, macht aus diesem eine noch armseligere Kreatur.

Die monodimensionale Weltanschauung des Materialismus betrachtet den Menschen als eine Art Automat mit der Mechanik und Dynamik der Zellen, die von der Natur bedient werden. Kann die menschliche Intelligenz und sein Instinkt – nicht zu vergessen, die Realitäten des Seins – solch eine banale und kleinliche Interpretation des Menschen, seines Lebens und seines Schicksals akzeptieren?

Wäre diese Interpretation wahr, der Mensch wäre so unfähig Glück zu erfahren wie es die Puppe eines Kindes tut. In so einer Situation wäre der Mensch genötigt, sich seine eigenen Leidenschaften und Inklinationen zu schaffen, welche die Basis der Moralität und der Maßstab für Werte bilden würden. Alles würde am persönlichen Profit und Verlust gemessen. Er würde sein Bestes geben, um jegliches Hindernis aus seinem Weg zu räumen und die Einschränkungen seiner fleischlichen Begierden lockern. Würde er es nicht tun, wäre er altmodisch und ignorant.

Jeder, der nur ein wenig Einsicht besitzt und die Frage sogar mit Desinteresse und Leidenschaftslosigkeit beurteilt, wird diese kurzsichtige und irreale Vorstellung für unzulässig erklären, ganz gleich wie heraus geputzt die philosophische und wissenschaftliche Sophisterei auch wäre.

Ein Mensch mit einer religiösen Weltsicht, betrachtet die Welt als ein planmäßiges System, welches Bewusstsein, Wille, Wahrnehmung und Ziele besitzt. Die höchste, Gerechtigkeit verteilende Intelligenz Gottes herrscht über das Universum und jedem Partikel des Seins und überwacht alle Handlungen und Taten. Ein religiöser Mensch wird daher ein Verantwortungsgefühl gegenüber dem Bewusstsein haben, welches die Welt regiert, und wissen, dass eine Welt, die von Gott geschaffen und administriert wird, notwendigerweise auch eine Welt der Einheit, der Harmonie und des Guten ist. Er wird verstehen, dass die Widersprüche und das Üble nur eine epi-phänomenale Existenz sind und er wird versuchen, eine fundamentale Rolle beim Erreichen der Einheit und der Harmonie zu spielen.

Mehr noch, nach dieser Weltanschauung, die weite Horizonte für den Menschen vorsieht, ist die Welt nicht nur auf diese irdische eingeschränkt. Und selbst die irdische Welt ist nicht nur auf materielles Wohlergehen oder dem Frei-Sein von Anstrengung und Schmerz begrenzt. Der Gläubige sieht die Welt als einen Weg, der überquert werden muss, als einen Platz des Testes, als eine Arena des Einsatzes. In dieser Welt wird die Rechtschaffenheit der menschlichen Handlungen getestet. Zu Beginn des nächsten Lebens werden die guten und die schlechten Gedanken, Glaubensgrundsätze und Taten des Menschen in höchst akkurater Weise gemessen. Gottes Gerechtigkeit wird in ihrer Wirklichkeit offenbart und was immer der Mensch in dieser Welt erleiden musste, ob materielle oder andersartige Benachteiligungen, es wird ihm wieder gutgeschrieben werden.

Im Licht des Schicksals, das den Menschen erwartet und aufgrund der essenziellen Nichtigkeit von Gütern der materiellen Welt, orientiert sich der Mensch ausschließlich an Gott. Sein Ziel ist es für Gott zu leben und zu sterben. Der Wandel dieser Welt beansprucht nicht mehr seine Aufmerksamkeit. Er sieht in flüchtigen Dingen das, was sie sind, und er lässt nichts zu, wodurch sein Herz verführt werden könnte. Denn er weiß, dass die Kräfte der Verführung seine Humanität verwelken lassen würden und ihn in den Strudel der materialistischen Verirrung hinab führen könnten.

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Abschließend kann man hinzufügen, dass selbst trotz der Frage der Rezeptivität, die Existenz des Unterschieds in der Welt nicht die Ungerechtigkeit impliziert. Unterdrückung und Ungerechtigkeit bedeuten, dass jemand der Diskriminierung ausgesetzt ist, obwohl er Anspruch auf Gleichheit hat. Aber Existenzen haben keine „Ansprüche“ an Gott noch hatten sie diese je gehabt, sodass die Erhöhung einiger Dinge vor anderen nicht als ungerecht bezeichnet werden kann.

Nichts ist wirklich von uns selbst: Jeder Atemzug, jedes Herzklopfen, jeder Gedanke und jede Idee, die uns durch den Kopf geht, sind von einem Vorrat, der nicht unser Eigentum ist, und wir haben nichts dazu beigetragen, dass sich dieser anhäufte. Dieser Vorrat ist ein Geschenk Gottes, welches Er uns zum Zeitpunkt unserer Geburt erwies.

Wenn wir erst einmal verstehen, dass alles, was wir haben, nichts außer Gottes Geschenk ist, wird es uns offensichtlich, dass die Unterschiede in den Geschenken, die Er dem Menschen macht, auf Seiner Weisheit basieren und nichts mit Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit zu tun haben, denn es steht außer Frage, dass wir einen Verdienst oder Anspruch darauf haben.

Dieses endliche und temporäre Leben ist für uns ein Geschenk Gottes. Er hat absolute Macht über die Quantitäten zu entscheiden und welche Art von Geschenk Er machen möchte. Wir dagegen haben keinen Anspruch darauf. Wir haben darum nicht das Recht, es abzulehnen, selbst wenn uns das umsonst Bekommene gering und belanglos erscheint.

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