Imame Hasan und Husain

Hasan und Husain sind die Fürsten der jungen Männer im Paradies

Imam Hasan und Imam Husain

Kurzaufsätze über die Enkel des Propheten
(der Friede sei mit Ihnen)

Inhaltsverzeichnis

Der interne Stand der Situation

Wer sich die Lebensgeschichte Imam Hassans (a.s.) ansieht, wird feststellen, daß zu Lebzeiten seines verehrten Vaters, Amir-ul‑Muminin (Imam Ali (a.s.)), sein Platz im Kampf ge­gen die Feinde immer in den vordersten Reihen war. Es ist eine bekannte Tatsache, daß er in der Kamelschlacht allen anderen voraus die Fahne des Islam hißte und mit ganzem Herzen kämpf­te.9 Auch in der Schlacht von Siffin war er dabei, inmitten des Heeres und kämpfte mit aller Kraft für den Sieg Imam Alis (a.s.).10

Er kannte keine Furcht und war ein leidenschaftlicher Kämpfer für das Recht und die praktischen Erfordernisse, und das in einem solchen Maße, dass er, als ihm der Vertrag aufgezwun­gen wurde, Muawiya kritisierte und dessen Schwächen auf­zeigte. Als Muawiya nach Abschluss des Vertrages nach Kufa kam, verlangte er, Imam Hassan (a.s.) solle auf den Mimbar (Kanzel) steigen ‑ vielleicht in der Absicht, ihn als nun ent­machteten Imam zu demütigen.

Imam Hassan (a.s.) bestieg den Mimbar, und dann sprach er von dem, was seine Familie getan und den Diensten, die sie im Namen des Islam geleistet hatte. Und er sagte, daß Muawiyas Führung nicht rechtmäßig sei und in das Verderben führen werde. Er ermahnte alle und drohte denen, die der Omajjaden‑Herrschaft zugestimmt hatten. Als Muawiya sah, wie sich die ganze Angelegenheit gegen ihn wandte, war er tief beschämt.

Wir wollen nun untersuchen, was schließlich geschah. Warum war ein so tapferer Mann wie Imam Hassan (a.s.) bereit, mit Muawiya einen Vertrag abzuschließen?

Er wusste sehr gut, dass die Leute von Kufa nicht zuverlässig waren, nicht treu und geradlinig in ihrer Art. Zwar hatten sie ihm scheinbar Treue geschworen, dass sie kämpfen würden, wenn der Imam sich für Krieg entschiede, und dass sie, wenn er sich zum Frieden entschlösse, ihm ebenso folgen würden. Heimlich aber sympathisierten sie, beeindruckt von dessen Reichtum und Prachtentfaltung, mit Muawiya.

Imam Hassan (a.s.) wusste, dass die Leute von Kufa heimlich mit Muawiya Verbindung aufgenommen hatten, ihm ihre Un­terstützung zusicherten und dass sie Imam Hassan (a.s.) sogar ergreifen und Muawiya übergeben würden, wenn dieser es wollte. Und er wusste auch, dass einer seiner Heerführer, Obaidullah, Bestechungsgeld von Muawiya angenommen hatte und in der Nacht mit 8000 Soldaten zu ihm gestoßen war. Er sah, wie Muawiya falsche Gerüchte in Umlauf brachte, Imam Has­san (a.s.) habe mit ihm einen Waffenstillstand ausgehandelt, und mit diesem Betrug erreichte er es, die betrogenen Truppen zu demoralisieren. Imam Hassan (a.s.) wusste sehr gut, dass es unmöglich war, mit einer so geringen Streitmacht gegen Muawiya zu kämpfen, und im Hinblick auf Schutz und Sicherheit für den Islam und die Muslime blieb ihm keine andere Mög­lichkeit, als zu einer Verständigung zu kommen.

Um diese Tatsache näher zu erhellen, lassen wir den historischen Bericht folgen:

Jaqubi erzählt: 'Nach dem Märtyrertum Imam Alis (a.s.) schwor das Volk Imam Hassan (a.s.) den Treueid. Imam Has­san (a.s.) setzte ein Heer von 12000 Soldaten in Marsch, um unter dem Befehl von Obaidullah bin Abbas gegen Muawiya zu kämpfen. Obaidullah war verpflichtet, sich vor Kampfhand­lungen mit Qais bin Saad zu beraten. Obaidullah marschierte, aber als Muawiya die Nachricht vom Tode Imam Alis (a.s.) erhielt, kam er in 18 Tagen nach Musal, und am Ende standen seine Truppen denen von Imam Hassan (a.s.) gegenüber.

Muawiya schickte ­­Be­ste­chungsgeld an Qais, entweder, um ihn auf seine Seite zu bringen oder Imam Hassan (a.s.) zum Auf­geben zu zwingen. Qais, ein kühner und frommer Mann, wei­gerte sich, das Geld anzunehmen. Muawiya schickte genau den gleichen Betrag an Obaidullah bin Abbas, und dieser verriet seinen Glauben, wech­selte die Fronten und stieß mit seinen 8000 Soldaten zu Muawiya. Aber Qais kämpfte standhaft, und schließlich schickte Muawiya seine Späher in Imam Hassans (a.s.) Lager, um wieder die Gerüchte auszustreuen, dass Qais mit Muawiya heimlich verhandelt habe, während man den Truppen von Qais erzählte, der Imam habe mit Muawiya einen Waffenstillstand ausgehandelt. Auf diese Weise wurden die Truppen Imam Hassans (a.s.) auseinander getrieben, und so geschah es, dass Muawiya, immer auf der Hut vor Betrug und List, einige bekannte und angesehene Männer, denen das Volk vertraute, aussandte, um mit Imam Hassan (a.s.) zusammen­zutreffen. Sie hatten den Befehl, sobald sie zu dieser Zusam­menkunft angemeldet wären, das Gerücht auszustreuen, daß Imam Hassan (a.s.) mit Muawiya die einzelnen Punkte des Vertrages ausgehandelt habe.

Daraufhin stürmten die Truppen Imam Hassans (a.s.) ohne nach den tatsächlichen Fakten zu fragen, sein Zelt und plünder­ten, was ihnen in die Hände fiel. Imam Hassan (a.s.) bestieg sein Streitross und ritt nach Sabat. Ein Mann namens Jarrah bin Sinan lauerte im Gebüsch für ein Attentat auf Imam Hassan (a.s.) und brachte ihm mit dem Dolch eine klaffende Wunde bei. Diese Wunde schwächte den Imam lebensgefährlich und man brachte ihn krank nach Medina. Das Volk ließ ihn im Stich, Muawiya kam in den Irak und entschied die Situation für sich. Die Krankheit Imam Hassans (a.s.) verschlimmerte sich, und in diesem Augenblick, wo er nicht an Krieg denken konnte und seine Verbündeten auseinandergetrieben worden waren, nutzte Muawiya die Gelegenheit, ihm den Vertrag auf­zuzwingen. Darum also reckte Imam Hassan (a.s.) sich auf der Kanzel (Mimbar) hoch auf, lobte Gott, segnete den Propheten und sagte:

"O mein Volk, Gott segnete euch mit der Leitung durch den Besten von uns (dem Propheten) und bewahrte euch durch den Zweiten (Imam Ali) unter uns vor Blutvergießen. Ich schloß einen Vertrag mit Muawiya und übergab ihm die sichtbare Macht und Herrschaft."11

Sogar Tabari erklärt, daß Imam Hassan (a.s.) den Vertrag zu der Zeit einging, als seine Soldaten sich zerstreut und ihn allein gelassen hatten.'12

Der verstorbene Scheich Mufid schrieb im 'Kitab-ul-Irschad': "Imam Hassans Heer bestand aus ganz verschiedenen Grup­pen, z. B. seine und seines Vaters engsten Anhänger, dann die Kharijiten, die Imam Hassan (a.s.) gar nicht unterstützen, sondern lediglich gegen Muawiya kämpfen wollten, sowie all jene, die der aufgehäufte Reichtum um den Verstand bringt, so oder so, und schließlich die Fanatiker, die nur ihrem Stammes­oberhaupt folgten."

Das ist der Grund, warum die Soldaten nicht standhielten, sich zurückzogen und so rasch die Verteidigung des Imams auf­gaben, dass sogar einige Stammesoberhäupter an Muawiya schrieben, ihm Gehorsam gelobten und versprachen, ihm Imam Hassan (a.s.) auszuliefern. Muawiya sandte diese Briefe in aller Eile an Imam Hassan (a.s.), Qais bin Saad, der als Obaidullah bin Abbas' Stellvertreter ernannt worden war, benachrichtigte Imam Hassan (a.s.), daß Muawiya Obaidullah für sich gewon­nen hatte, und deshalb Bestechungsgeld für ihn bereithielt, von denen die Hälfte des Betrages unverzüglich gezahlt werden sollte und der Rest bei seinem Eintreffen in Kufa. Obaidullah stieß tief in der Nacht zu Muawiyas Heer. So kam die Missgunst und Unlauterkeit derer an das Licht, die doch zur eng­sten Umgebung von Imam Hassan (a.s.) gehört hatten. Dieser wurde sich bewusst, daß außer der kleinen Gruppe treuer An­hänger niemand zu ihm hielt und deshalb, bar jeder Unterstüt­zung, schloss er mit Muawiya einen Vertrag, obwohl er wusste, dass Muawiya nur auf Betrug aus war, dass also der Vertrag eine Farce war.13

Durch alles, was bisher geschrieben wurde, ist eindeutig klar, dass Imam Hassan (a.s.) durch die interne Sachlage in jenen Tagen gezwungen war, den Vertrag mit Muawiya abzuschlie­ßen, dass er keine Alternative hatte. Darum sagen wir, dass dieser für ihn so wichtige Vertrag ihm aufgezwungen wurde, und dass er ihn nicht freiwillig einging.

Seinen Anhängern erklärte der Imam die Dringlichkeit des Vertrages so:

"Ich schwöre bei Allah, hätte das Volk treu zu mir gestanden und mich unterstützt, so hätte der Himmel Glück und Segen kommen lassen wie Regen, und die Erde hätte ihre Gaben verschwenderisch an sie ausgeteilt, ‑ und Muawiya hätte nicht so gierig nach dem Kalifat verlangt. Der Prophet des Islam musste von Mekka Abschied nehmen und seine Anhänger such­ten Zuflucht in einer Höhle. Hätte man ihn unterstützt, nie hätte er Mekka verlassen und sich in die Höhle flüchten müs­sen. Von der Zeit an (nach dem Propheten (s.a.w.)) ist die islamische Nation anderen gefolgt und hat uns verlassen, uns blieb nur der Vertrag als Pflicht."14

"Bei Allah, hätte ich gegen Muawiya gekämpft, die Menschen hätten mich ergriffen und mich ihm ausgeliefert."15

"Ihr wisst nicht, was ich getan habe. Bei Allah, alles was ich getan habe, geschah zum Besten der Schiiten (aller Zeiten über denen die Sonne scheint und wieder untergeht). Ich nahm dies an um der Muslime willen, um sie vor Blutvergießen zu bewah­ren."16

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