Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen Verse" - Symbol der westlichen Literatur?

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1989 n.Chr.

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Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen Verse" - Symbol der westlichen Literatur?

Es soll unter euch eine Gemeinschaft sein, die zum Rechten auffordert und das Gute gebietet und das Böse verwehrt. Diese allein sollen Erfolg haben. (Heiliger Quran 3/104)

Ereignisse in anderen Ländern

Schon vor der Fatwa von Imam Khomeini war Rushdies Buch in Indien, Pakistan und einigen anderen Ländern verboten. Nach der Fatwa wurde es in allen Ländern der islamischen Welt sowie auch in zahlreichen nicht-islamischen Ländern verboten. Fast in jedem islamisch bevölkerten Land kam es zu Großdemonstrationen gegen Rushdie, sein Buch und seine Unterstützer. Die dabei auch gerufenen Parolen wie "nieder mit den USA" und "nieder mit dem Zionismus", sind Ausdruck der Ablehnung von jeglicher Form von Unterdrückung des islamischen Volkes.

Einige Beispiele sollen verdeutlichen, welch großes Ausmaß die weltweiten Demonstrationen hatten, und wie viele Muslime ihre Verbundenheit mit den islamischen Werten zum Ausdruck brachten. Daß diese Ausmaße der weltweiten Proteste von den westlichen Medien verschwiegen oder meist nur am Rande erwähnt wurden, manifestiert in den Augen der Muslime deren Absicht, Rushdie mit allen, auch manipulatorischen Mitteln zu decken.

In England war es schon seit Oktober 1988 immer wieder zu Protestkundgebungen in verschiedenen Städten gekommen. Zentrum des Protestes war Bradford mit seinen 22 Moscheen und über 60000 Muslimen. Vier Wochen vor der Fatwa von Imam Khomeini kam es zur öffentlichen Bücherverbrennung in Bradford. Die Berichterstattung darüber war recht dürftig, und die Proteste der Muslime wurden nie ernst genommen. Selbst als nach westlichen Angaben über 30000 bis 60000 Muslime in London am 27. Mai 1989 gegen den Verkauf des Buches und für die Vollstreckung des Todesurteil demonstrierten, um den Skandal der Veröffentlichung nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, kam diese Meldung lediglich als Randnote bzw. Kurzmeldung in den deutschen Medien. Dabei war die Demonstration durchaus medienwirksam und sensationell gewesen. Denn tatsächlich waren es weit mehr als doppelt so viele Demonstranten; manche berichten von 200000 Demonstranten, die sich für Imam Khomeini und seine Fatwa einsetzten. Der über fünf Kilometer lange Demonstrationszug bewegte sich von Marble Arch zum Parlamentsgebäude, wo eine Petition an Premierministerin Thatcher übergeben wurde, in welcher der Rückzug aller Ausgaben des Rushdie-Romans gefordert wurde. Hunderte Porträts vom Imam Khomeini wurden mitgeführt. Die Polizei hatte mehrere tausend Kräfte im Einsatz. Auf dem Platz des britischen Parlaments wurde neben einer Figur, die Rushdie symbolisierte auch die britische und die US-Flagge angezündet (siehe Kurzmeldung in "Die Welt" 29.5.89).

Unter anderen Umständen wäre dies ein Fressen für die Medien in Deutschland gewesen. Wahrscheinlich weil diese Demonstrationen bewiesen, daß die Muslime weltweit entschlossen sind, ihr Recht auf Unantastbarkeit ihrer Würde und der Würde ihres Glaubens zu verteidigen, wurden die Ereignisse nicht oder nur unzureichend weitergegeben. Das Risiko war zu groß, daß durch diese Informationen weitere, bisher weniger aktive Muslime aufgeweckt werden könnten.

Am 17. Juni 1989 kam es erneut zu Protesten in Bradford, wobei die britische Polizei mit aller Härte und Brutalität eingriff. Die weltweiten Massendemonstrationen waren begleitet von besonderen Schutzmaßnahmen, die überall für britische Politiker getroffen wurden: Als der britische Außenminister Howe Ende März 1989 zu einem Kurzbesuch nach Pakistan kam, mußte allein die Strecke zwischen dem Flughafen in Islamabad und der britischen Botschaft von 2000 Polizisten bewacht werden. Kurz nach Howes Ankunft explodierte eine Bombe im britischen Kulturzentrum in Islamabad. Nebenbei soll erwähnt werden, daß es in Pakistan ein Gesetz gibt, wonach die Beleidigung des Propheten mindestens 2 Jahre Gefängnis und bei schweren Vergehen die Todesstrafe zur Folge hat. Howe hat es also neben seinem diplomatischen Status auch der Schwäche der pakistanischen Regierung zu verdanken, daß er als Unterstützer eines Verbrechens, statt bestraft zu werden, empfangen wurde. Massendemonstrationen waren aber nicht nur im Ursprungsland der Aggression gegen den Islam zu verzeichnen.

Die größten Proteste gegen Rushdies Buch gab es in der islamischen Welt nach der Veröffentlichung der Fatwa Imam Khomeinis am 14. Februar 1989: Am 22.2.1989 verurteilte der Rat der Geistlichen in Mekka - allerdings mehr aus Sorge um das eigene Ansehen bei den Muslimen - Rushdie als Ketzer. Am 23.2.1989 meldete "Keyhan International", daß die Führung des islamischen Widerstandes in Palästina sich voll und ganz hinter die Fatwa Imam Khomeinis stellt. Einen Tag später gab es 8 Tote und 50 Verletzte bei einer Demonstration in Bombay, verursacht durch die wahllos umherschießende Polizei. Bei einer früheren Demonstration hatte es bereits 2 Tote und Dutzende Verletzte in Srinigar (Indien) gegeben. Weitere 6 Tote hatten die Demonstranten in Islamabad (Pakistan) schon zu beklagen. Alles Menschen, deren Leben den westlichen Medien anscheinend weniger Wert waren als das von Rushdie.

Ebenfalls am 23.2.1989 verlangte der Hohe Islamische Rat Algeriens die Bestrafung Rushdies. Am 25.2.1989 unterstützten 8000 Muslime in Ankara die Fatwa Imam Khomeinis, trotz der Gefahr, vom türkischen Geheimdienst identifiziert und später schikaniert zu werden. Am gleichen Tag liefen Tausende durch die Straßen von Neu-Delhi und riefen /lang lebe Imam Khomeini/. Am 26.2.1989 sprach der Führer des Hohen Rats in Uganda im Radio seine Unterstützung für die Fatwa aus. Die Führung der islamischen Amal im Libanon sprach ihre bedingungslose Unterstützung des Imam aus. Wiederum am 26.2.1989 brachte der Sprecher der acht Gruppen-Allianz von Afghanistan Muhammad Karim Khalili die volle Unterstützung der Muslime in Afghanistan für die Entscheidung Imam Khomeinis zum Ausdruck. Am 4.3.1989 kam es in allen großen Städten Tansanias zu Massenkundgebungen. Tansanias Staatsminister im Präsidial-Büro Hassan Diria sprach davon, daß "der Roman den Frieden gefährdet".

Vom gleichen Tag stammen die Meldungen von Demonstrationen in Ägypten, Sri Lanka und Gabun, während die Organisation Dschihadi Islami von Algerien gleichzeitig zu Demonstrationen aufrief. Im Sudan gab es eine Massenkundgebung vor der britischen Botschaft in Khartoum; das Buch wurde im Land verboten. Am 18.3.1989 erteilte Indonesien ein Einfuhrverbot für den Roman. Der Rat der indonesischen Moscheen solidarisierte sich mit Imam Khomeini und seiner Fatwa. In Singapur kam es zum Verbot des Buches trotz nur 15% Muslimen im Lande. /In Bangladesch wurde am 21.3.1989 ein Aufruf muslimischer Führer und religiöser Parteien zu einem sechsstündigen Proteststreik gegen den britischen Autor Salman Rushdie weitgehend befolgt. In der Hauptstadt Dhaka und weiteren Städten wurde das öffentliche Leben lahmgelegt. Durch die Straßen Dhakas zogen kleine Gruppen von Menschen, die Rushdies Hinrichtung forderten /(kleine Meldung in "Die Welt" 22.3.1989). Bereits am 8.3.1989 war es zu Demonstrationen mit an die 10000 Teilnehmer in Dhaka gekommen.

Daß es insbesondere in den feudalistisch regierten arabischen Ländern nicht zu großen Protestaktionen kam, lag an der rigorosen Nachrichtensperre in diesen Ländern. Die Könige und Prinzen mußten schließlich fürchten, daß sich die Unruhen gegen Rushdie zu Aufständen gegen ihre eigenen despotischen Regime ausweiten konnten.

Auch in den westlichen Ländern mit islamischer Minderheit wurde demonstriert: Am 26.2.1989 gingen mehrere Tausend Muslime in Kopenhagen auf die Straßen und forderten die Bestrafung Rushdies. Über zehntausend Muslime vor dem New Yorker Verlagshaus von Viking Press verlangten das Verbot des Rushdie-Buches und ebenfalls die Vollstreckung der Fatwa Imam Khomeinis. In Holland waren mehrere Tausend Demonstranten in Rotterdam auf der Straße und nahezu 10000 in Den Haag. Am 4.3.1989 wurden Demonstrationen aus Frankreich gemeldet. Am gleichen Tag wurden weit über 10000 Demonstranten in Bonn gezählt; die bisher größte Demonstration von Muslimen in Deutschland. In Spanien wurden die Proteste von der Islamischen Gemeinschaft in Soya organisiert. In Bulgarien wurde das Buch vorsorglich verboten, um Ausschreitungen der Muslime, die ohnehin ständig gegen ihre Diskriminierung protestieren, nicht zusätzlich zu provozieren.

Einen Tag nach dem Besuch vom damaligen Staatspräsidenten Ayatollah Chamene'i in China kam es am 12.5.1989 in Peking zu einer Großdemonstration als direkte Folge der Rushdie-Affaire. Die Demonstration richtete sich dabei gegen ein in China verbreitetes sogenanntes Aufklärungsbuch, in dem das angebliche Sexualverhalten der Völker der Welt beschrieben wird. "In dem Buch heißt es, die Pilgerfahrt von Muslimen nach Mekka habe den Zweck, an Grausamkeiten teilzunehmen, und die Türme von Moscheen seien Symbole menschlicher Geschlechtsteile" (Weser Kurier 13.5.1989). Nach der Demonstration kündigte das chinesische Parteikomitee ein Verbot des Buches an. Die Demonstranten hatten auf ihren Plakaten die Bestrafung des "chinesischen Rushdie" gefordert.

Selbst in Ländern mit relativ kleinem muslimischen Bevölkerungsanteil wurde gegen Rushdie demonstriert: Am 26.3.1989 standen Muslime vor der britischen Botschaft in Tokio und verlangten das weltweite Verbot der "Satanischen Verse". Japans Islamisches Zentrum mit 100000 Mitgliedern riet japanischen Verlagen von einer Übersetzung ab. Am 27.2.1989 wurden Demonstrationen in Griechenland gemeldet. Die Demonstrationen in der Islamischen Republik Iran aber übertrafen alle anderen Kundgebungen. Allein in Teheran waren Millionen auf der Straße. Bereits einen Tag nach Verkündung der Fatwa waren über 10000 Demonstranten vor der damals noch nicht geschlossenen britischen Botschaft in Teheran, und das bei sehr naßkaltem Wetter. Im Gelehrten-Zentrum Qum ging am 26.2.1989 nahezu die gesamte Bevölkerung der Stadt auf die Straße und demonstrierte ihre Verbundenheit mit Imam Khomeini und seiner Fatwa.

Zahlreiche Staatsmänner und Geistliche auf der ganzen Welt äußerten ihre Verachtung gegen das Buch Rushdies: Am 25.2.1989 teilte Maulana Muhammad Hussain Naemi, Mitglied des Islamischen Waisenrats in Pakistan, seine Unterstützung für Imam Khomeini mit. Der einzige Brite asiatischer Herkunft im britischen Senat, Nawab Jahangir Shah Jogezai, sprach sich für ein Verbot des Buches aus. Am 4.3.1989 wurde gemeldet, daß sich der Freitags-Imam der Zentral Moschee von Freetown in Sierra Leone sowie der Freitags-Imam von Sydney voll und ganz hinter das Urteil gegen Rushdie gestellt haben.

In Indien unterschrieben 125 Mitglieder des Parlaments eine Resolution, welche die Demonstrationen der Muslime in Indien unterstützten. Der Innenminister Indiens Shahabuddin sagte zu Rushdies Veröffentlichung:"Keine zivilisierte Gesellschaft sollte es zulassen". Oberst Ghadhafi aus Libyen hatte bereits vorher das Buch verurteilt. Am 8.3.1989 hatte der Premier Nigers Mamane Oumarou das Todesurteil gegen Rushdie unterstützt, genau wie die muslimische Jugend Zimbabwes und Religiöse Führer Kashmirs. Am 25.3.1989 ordnete Nigerias Präsident General Ibrahim Babangida persönlich das Verbot des Buches an. Bereits Wochen vorher hatte Zambias Präsident Kenneth Kaunda das gleiche getan. In Kenia mit einem muslimischen Bevölkerungsanteil von weniger als 10% forderte James Njiru, Minister für nationale Führung und politische Angelegenheiten, das Verbot des Buches. Selbst ein Kenan Evren - Staatspräsident mit der Intention die Türkei in die EG zu führen - mußte das Buch im eigenen Land unter dem Druck der Muslime verbieten. Gleichzeitig mußte er mitanhören, wie offen darüber diskutiert wurde, auch bei einer EG-Mitgliedschaft der Türkei in solch einem Fall nicht den Botschafter aus Teheran zurückzuziehen, und sich damit gegen die einheitliche Entscheidung der übrigen EG-Staaten zu stellen.

Neuseelands Premierminister David Lange mußte sich Kritik von Seiten der Briten und einiger Europäer anhören, weil er nicht in den Chor der Verurteilung des Todesurteils einstimmen wollte. Belgiens Innenministerium hat eine öffentliche Lesung der "Satanischen Verse" in einem Brüsseler Vorort mit hohem muslimischen Bevölkerungsanteil verboten. Der Innenminister Lovis Tobback begründete die Maßnahme mit der explosiven Gefahr der Provokation. Die oben wiedergegebenen Nachrichten sind nur ein Auszug aus der großen Zahl der Ereignisse.

Aber um bei der Wurzel beginnend die weltweiten Proteste der Muslime besser nachvollziehen zu können, muß man sich den Umfang des allseitigen Krieges, der gegen die Heiligkeiten der Muslime geführt wird, verdeutlichen. Dazu sei im Folgenden noch ein aktuelles Beispiel aufgezeigt: Die Zionisten, die seit zwei Jahren die muslimische Bevölkerung, zumeist unschuldige Kinder und Frauen im besetzten Palästina tagtäglich ermorden, haben ihre Kriegsführung gegenüber allem, was für die Muslime heilig ist, ausgedehnt. Neuerdings haben sie begonnen, die erste islamische Gebetsrichtung, die heilige Al-Aqsa-Moschee, zu vernichten: Es sollen jüdische Kultstätten aus der Zeit König Salomos (a.) am Platz der heiligen Al-Aqsa-Moschee errichtet werden.

Es ist zur bitteren Ironie unseres Zeitalters geworden, daß die erzwungenen Reaktionen entrechteter Muslime, die mit allen Mitteln schikaniert, bekämpft und terrorisiert werden, in den weltweiten Massenmedien verächtlich gemacht werden, daß aber gleichzeitig die Ursachen dieser Reaktionen unerwähnt bleiben; man tötet die Muslime, doch sie dürfen nicht einmal schreien! Sie werden entwürdigt und beleidigt, ihr Unmut und Ärger wird verboten! Die Machthaber der Welt lassen nicht zu, daß die Muslime ihre islamischen Werte pflegen, um nach ihrer Religion frei leben zu können, und sie dürfen sich nicht einmal darüber beklagen! Sind das nicht Tragödien der Menschlichkeit in der zivilisierten Welt?

Bezüglich der Rushdie-Affaire konnte eines auch nicht-islamischen Beobachtern nicht verborgen bleiben: In den letzten Jahrhunderten gab es nichts, was die Muslime sich weltweit derart vereinigen ließ, wie diese historische Fatwa. Gott hat Imam Khomeini mit dieser Fatwa ein sehr großes, vielleicht sein größtes Geschenk gemacht, bevor Er ihn zu sich zurückholte. Gott krönte Imam Khomeinis Ansehen am Ende seines Lebensweges und erfüllte ihm einen seiner größten Wünsche auf Erden, nämlich daß alle Muslime der Welt, unabhängig von ihrer Herkunft, gemeinsam für die Sache des Islam eintreten. Genau den Beginn eines derartig weltweiten Zusammenschlusses der Muslime durfte er selber noch miterleben. Viele Muslime jedenfalls sind Gott sehr dankbar für diesen großartigen Menschen und beten dafür, daß alle göttlichen Gnaden und Segnungen in aller Ewigkeit Imam Khomeini begleiten. Imam Khomeini bezeichnete sich selber immer nur als einen Diener der Muslime und Student des Islam. Er hat ein Leben lang den Muslimen um Gottes Willen gedient und ihnen mit seiner letzten Fatwa den größten Dienst erwiesen.

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