.Bücher
zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Meinungsfreiheit oder Massenbeleidigung - "Die Satanischen
Verse" - Symbol der westlichen Litaratur?
EINE KRITISCHE ANALYSE AUS DER
PERSPEKTIVE DER BETROFFENEN MUSLIME von Abu Hussain
INN-VERLAG, Innsbruck 1989 ISBN 3-85123-112-0 Veröffentlicht
im Internet mit freundlicher Genehmigung des Verlages,
unverändert wiedergegeben allerdings ohne Bilder --------- Im
Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen / Gewidmet allen
Gottesgesandten und SEINEN Propheten, insbesondere dem
heiligen Propheten Muhammad (s. ), der den Islam verkündete,
und allen Aufrichtigen, die der Rechtleitung folgen, wie dem
großen Imam Khomeini, der die Muslime wieder erweckte, die
Religion belebte und die gesamte Menschheit zu Gott einlud. /
*Inhaltsverzeichnis* bullet Ein Traum <#Traum> bullet Vorwort
<#Vorwort> bullet Kampf gegen Gott <#Kampf> bullet Das Buch
von Rushdie <#Rushdie> bullet Westliche Wertvorstellungen und
das Todesurteil gegen einen Autor <#Wertvorstellungen> bullet
Das Kopfgeld <#Kopfgeld> bullet Ein Roman und die
Meinungsfreiheit <#Roman> bullet Das deutsche Gesetz und die
Politik <#Gesetz> bullet Rushdies angebliche Entschuldigung
<#Entschuldigung> bullet Debatte im Deutschen Bundestag und im
Österreichischen Parlament <#Parlament> bullet Internationales
Recht <#Recht> bullet Die Würde des Menschen und die
Todesstrafe <#Todesstrafe> bullet Rückzug der westlichen
Diplomaten aus Teheran: Reaktionen im Vergleich <#Diplomaten>
bullet Irans Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu England
<#Irans> bullet Genschers Vorbelastung durch Rabta
<#Genschers> bullet Rushdie-Affaire vor den UN-Sicherheitsrat?
<#UN-Sicherheitsrat> bullet Die Juden und Christen <#Juden>
bullet Das islamische Recht (Scharia) und die Muslime <#Scharia>
bullet Imam Khomeinis Fatwa <#Fatwa> bullet Ein erster Mord?
<#Mord> bullet Die deutsche Ausgabe <#Ausgabe> bullet Rushdie
und die Geiseln im Libanon <#Libanon> bullet Die Sprecher des
Westens <#Westens> bullet Das Todesurteil wirkt
verkaufssteigernd <#Todesurteil> bullet Die Front für Rushdie
hat auch Risse <#Front> bullet Die "Satanischen Verse"
<#Satanischen> bullet Das Buch und die Folgen in der
islamischen Welt <#Buch> bullet Die Verurteilung des Buches
durch die Islamische Konferenz (OIC) <#Verurteilung> bullet
Rushdie und die Saudis <#Saudis> bullet Die Folgen am Beispiel
Türkei <#Beispiel> bullet Die Muslime in Deutschland
<#Deutschland> bullet Ereignisse in anderen Ländern
<#Ereignisse> bullet Die Folgen im Iran <#Iran> bullet Was
sagt der Nachfolger des Imam zu Rushdie? <#Nachfolger> bullet
Hoffnungsvoller Ausblick <#Hoffnungsvoller> bullet Islamischer
Weg e.V. <#Anmerkungen> bullet Anhang 1: Die Rede von
Ayatollah Chamene'i vor der UNO-Vollversammlung <#Anhang1>
bullet Anhang 2: Zu diesem Buch; Reaktionen der Verleger
<#Reaktionen> bullet Kleines Glossar <#Glossar> Ein Traum
Nachstehende Zeilen sind literarisch wasserfest und rechtlich
abgesichert, denn es handelt sich nur um einen Roman. Ein
Erzähler gibt den Traum eines Freundes wieder, der sich mit
Ereignissen um ein Buch beschäftigt hat, das /"Satanische
Verse"/ heißt. Ähnlichkeiten der im Traum vorkommenden
fiktiven Personen mit lebenden oder verstorbenen Personen sind
zwar nicht zu bezweifeln, aber rein zufälliger Art; der
Erzähler kann schließlich die Träume seines Freundes nicht
beeinflussen. Die hiermit vorgelegten, aus sorgfältiger
Recherche hervorgegangenen Aufzeichnungen sind demnach nur ein
Roman! Falls dennoch der Eindruck entsteht, es würde sich um
einen fundierten Bericht mit Dokumenten und Kommentaren
handeln, so beruft sich der Autor auf sein Recht auf
Meinungsfreiheit, das ihm vorbehalten muß, das eigene Werk
genauso als Roman zu bezeichnen, wie es bei der Beschimpfung
der Muslime und des Islam durch Rushdie geschehen ist. Der
Traum beginnt hier: // /Und wenn zu ihnen gesprochen wird:
Folget dem, was Allah^* herniedergesandt hat, dann sagen sie:
Nein, wir wollen dem folgen, wobei wir unsere Väter vorfanden.
Wie?! Selbst wenn der Satan sie zu der Strafe des brennenden
Feuers lädt?/ (Heiliger Qur'an 31/21) Vorwort Im tiefsten
Inneren weiß jeder, daß sich die Menschen nicht grundlegend
unterscheiden, unabhängig davon wo sie geboren werden. Zwar
haben historische, gesellschaftliche, soziale und
umweltbedingte Aspekte einen großen Einfluß auf den Menschen
und seine Entwicklung, doch steckt in jedem Menschen das
Potential, sich davon zu lösen, um unbelastet Ideale
anzustreben. Das ist auch einer der Gründe dafür, daß das
islamische Glaubensbekenntnis (keine Gottheit existiert außer
dem einen Gott) mit der arabischen Verneinungsform /"la"/
beginnt. Damit soll zum Ausdruck kommen, daß der Mensch erst
alle vorhandenen Bindungen und Zwänge aufgeben muß, um das
wahre Ideal anstreben zu können. Die Menschen, welche meinen
oder vorgeben, bestimmte Ideale anzustreben, stehen in einem
Wettstreit mit Menschen, die andere Vorstellungen in ihrem
Leben verwirklichen wollen. Die westliche Welt, die vorgibt
Grundsätze wie Frieden und Freiheit zumindest für das eigene
Volk anzustreben, befindet sich dabei in ständiger Konkurrenz
zu Systemen, welche gleiche oder ähnliche Ziele für alle
Menschen mit anderen Argumenten verfolgen. * Allah: Der
islamische Begriff für allmächtiger, allbarmherziger,
allwissender, allgütiger, einziger und einiger Gott, Schöpfer
allen Seins. Wird dabei ein konkurrierendes System oder eine
Gesellschaftsordnung nicht vom eigenen Volk getragen, wie
meist in den totalitären Regimen des Ostblocks, so sieht sich
der Westen in seinem Gesellschaftsmodell bestätigt, zumal
dieses mit Wahlen durch das Volk legitim gemacht wird. Kommt
dagegen ein Konkurrenzsystem auf, das alles Eingespielte über
den Haufen wirft, eine für unsere Zeit völlig neue Ordnung
schafft und von der überwältigenden Mehrheit des eigenen wie
auch Teilen anderer Völker getragen wird, so gerät das
westliche Wertesystem durcheinander. Die Selbstzweifel können
dabei langfristig nur eine von zwei Konsequenzen haben:
Entweder beschäftigt man sich mit dem neuen System, um dann
möglicherweise die eigenen Vorurteile abzubauen und
entsprechenden Respekt zu zeigen, oder aber man verdammt es,
ohne es zu untersuchen, um damit die eigenen Selbstzweifel zu
überdecken. Genau nach dieser zweiten Methode verfuhr bis
heute der Westen, wenn es um den Islam sowie die Islamische
Revolution in der Welt und speziell im Iran ging. Da im
allgemeinen nicht die Bereitschaft vorhanden war, sich
ernsthaft mit den Zielen der islamischen Revolution zu
beschäftigen, weil dabei die Gefahr bestand, Schwächen des
eigenen Systems zu erkennen, wurden die islamische Revolution
und ihr heutiges Aushängeschild Islamische Republik Iran
durchgehend, seit ihrer Begründung, diffamiert und als neues
Feindbild aufgebaut. Personifiziert wurde das Feindbild in der
Person Imam Khomeinis. Sehr leicht konnte auf die Regierung in
der Islamischen Republik Iran herabgesehen werden, mit dem
Vorurteil, die Regierung würde gegen das eigene Volk handeln.
Die verfälschten Nachrichten von den großen internationalen
Nachrichtenagenturen sowie der Größenwahn sogenannter
oppositioneller iranischer Gruppen im Ausland verstärkten
diese Fehlinformationen. Spätestens seit Imam Khomeinis
Rückkehr zu Gott aber ist es nicht mehr zu verbergen; die
Fernsehbilder haben es für jeden verdeutlicht: Die Islamische
Revolution im Iran wird von fast dem gesamten gläubigen Volk
des Landes mit unvergleichbarer Begeisterung getragen und
opferbereit unterstützt. Das weltweit positive Echo der
Muslime auf die Fatwa (Richterspruch) Imam Khomeinis gegen
Salman Rushdie, verdeutlichte, daß die islamische
Befreiungsbewegung, auch außerhalb der Grenzen Irans, eine
unaufhaltsam wachsende Zahl von Anhängern hat. Die immer
weiter reichenden Folgen um die Veröffentlichung des Buches
/"Satanische Verse"/ von Salman Rushdie machen es notwendig,
die Argumente der Muslime als Grundlage zum gegenseitigen
Verständnis aufzugreifen - sowohl bei weiteren noch zu
erwartenden Diskussionen über diesen Fall, als auch über
ähnliche Fälle. Nur durch die Kenntnis der beidseitigen
Argumente, sowie dem gegenseitigen Respekt vor den
Heiligkeiten des Anderen, können heute noch nicht absehbare
fatale Konsequenzen für das friedliche Zusammenleben der
Menschen auf Erden abgewendet werden. Die Behandlung dieses
Themas soll der Entkrampfung der Beziehungen zwischen den
Religionsgemeinschaften durch die Aussprache von im Westen
wenig bekannten Argumenten dienen. Es ist eine Betrachtung aus
der Perspektive der betroffenen Muslime. Als Belege werden
größtenteils nicht-islamische Quellen in deutscher und
englischer Sprache verwendet, um dem Leser im
deutschsprachigen Raum die Gelegenheit zu geben, die gemachten
Angaben zu überprüfen. Werden auch einmal islamische Belege
angeführt, so handelt es sich meist auch um deutsch- oder
englischsprachige Quellen. Nur bei einigen Überlieferungen aus
dem Leben des Propheten des Islam muß auf arabische Quellen
verwiesen werden. Zitate werden kursiv gekennzeichnet. Diese
Abhandlung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Jede
konstruktive Kritik kann der Verbesserung und Ergänzung dieser
Arbeit dienen. Aller Lob und Preis gebührt einzig und allein
Allah, der uns zum Leben erweckt hat, und diese Arbeit
ermöglichte. Allahs Segen und Seine Barmherzigkeit sei mit
allen muslimischen Geschwistern, die beim Zustandekommen
dieser Arbeit mitgewirkt haben. Mohammad-Heiner Rüger
Islamische Gemeinschaft in Clausthal^* Rabi'ul-thani 1410 /
November 1989 * * * Heilige Personen im Islam werden von den
Muslimen so hoch geschätzt, daß die Gläubigen bei Nennung der
heiligen Namen eine Segnung auf die betreffende Person
aussprechen. Deswegen steht in diesem Buch hinter der Nennung
des Namens des Propheten Muhammad ( ) das arabische Kürzel "(
)", was für /"der Friede sei mit ihm und mit seiner Familie"/
steht. Das zweite Kürzel "( )" wird bei allen anderen
auserwählten Gottesdienern verwendet und bedeutet /"der Friede
sei mit ihm/ihr/ihnen"/. * Islamische Gemeinschaft in
Clausthal, Postfach 1145, D-3392 Clausthal-Zellerfeld / / //
/Und folget nicht den Fußstapfen Satans; wahrlich er ist euch
ein offenkundiger Feind. Er heißt euch nur Böses und
Schändliches und daß ihr von Allah redet, was ihr nicht wißt./
(Heiliger Qur'an 2/168-169) // /Das, was die Welt bedroht,
sind nicht die Waffen, Bajonette, Raketen und ähnliches; das,
was unseren Planeten in den Abgrund der Dekadenz führen will,
ist der moralische Irrweg. Wenn es keine moralische Verirrung
gäbe, würden keine dieser Kriegswaffen der Menschheit Schaden
zufügen. /(Imam Khomeini 1979) Kampf gegen Gott Die Angriffe
gegen alles Heilige und der weltweite Medienkampf gegen Gott
haben Ausmaße angenommen, die selbst den Uninteressierten
nicht verborgen geblieben sein können. Der Film /"Die letzte
Versuchung Christi"/ und /"Die Satanischen Verse"/ sind
lediglich bisherige Höhepunkte einer Entwicklung, die zum Ziel
hat, den Menschen vollends von seinem Schöpfer zu entfernen
und ihn damit von seiner eigenen Natur zu entfremden. Weitere
aktuelle Beispiele für Verunglimpfung von Heiligkeiten und den
Glauben an Gott, sind unter anderem eine Bibel-Version, die
als Sex-Thriller auf den Markt gebracht wird (siehe "Die Welt"
15.2.89), und eine TV-Werbung einer Automobilfirma
(ausgestrahlt ab 5.89 im TV), in der Engel und Teufel um die
Wette ein PKW konstruieren, wobei Gott als Schiedsrichter
fungieren soll. Bereits seit Jahren wird in Deutschland
versucht, die letzten Reste von Respekt für Heiligkeiten
abzubauen. Die Beleidigungen konzentrierten sich dabei auf die
Heilige Person Jesu ( ) und seine gesegnete Mutter Maria ( ).
Hierfür werden vorzugsweise Medien wie Film und Fernsehen oder
z. B. die Form des Romans gewählt, um ein breites Publikum zu
erreichen. Blasphemische Filme über Jesus ( ) oder infame
Angriffe gegen die Unberührtheit Marias ( ) bei Jesu ( )
Geburt bedeuten eine Verletzung der Ehre und Würde von großen
Dienern Gottes; daneben gab es zahlreiche andere Angriffe und
Beleidigungen: Häufig werden religiöse Symbole in den für
Jugendliche so attraktiven Musik-Video-Clips als Kitsch
mißbraucht. Weitere Beispiele werden in dieser Abhandlung noch
erwähnt. Die Intention, welche hinter solchen Aktionen steht,
besteht darin, das weltweite Erwachen des Glaubens an den
Schöpfer allen Seins zu unterdrücken, zu entstellen und die
innere Dynamik religiösen Bewußtseins zu schwächen. Dieses
Erwachen geht Hand in Hand mit dem Wunsch der Menschen nach
Freiheit und ihrem Kampf gegen Unterdrückung und Ausbeutung;
denn nur die vollständige Hingabe in Gott den Erhabenen
befreit die Menschheit von allen anderen Unterwürfigkeiten.
Deswegen werden nicht nur die Anhänger der Islamischen
Revolution bekämpft, sondern z.B. auch die Anhänger der
christlichen Befreiungstheologie in Mittel- und Südamerika. Es
liegt in der Natur der Sache, daß die Urheber der
Unterdrückung und Ausbeutung dafür sorgen müssen, dieses
Wiedererwachen der Gotterkenntnis einzudämmen. Natürlich sind
nicht unbedingt jedem Hersteller oder Verkäufer von Produkten
gotteslästernden Charakters solche Zusammenhänge klar. Aber
auch wenn es dem Einzelnen teilweise nicht bewußt wird,
handelt es sich bei den zahllosen Angriffen auf Heiligkeiten
nicht um spontane Aktionen von Provokateuren, sondern um einen
bereits lange bestehenden, langfristig angelegten und
allumfassenden Plan (siehe dazu u. a. "Protocols of the
Learned Elders of Zion"). Deswegen ist es nicht möglich den
Fall Rushdie separat zu betrachten. Er steht im Zusammenhang
mit einem Eisberg von Angriffen auf den Glauben an den
Schöpfer allen Seins, dessen heutige sichtbare Spitze er
darstellt. Der Unterschied zu den vorangegangenen Angriffen
und deren Folgen besteht außer in ihrer einmaligen Obszönität
hauptsächlich darin, daß Rushdie auf den Widerstand des
Dieners Gottes Imam Khomeini stieß, der gewillt war, den
Angriff abzuwehren. // /Freue dich nicht über deine Sünde,
denn die Freude über die Sünde ist schlimmer als die Sünde
selbst!/ (Imam Zain-ul-Abidiyn ( )) Das Buch von Rushdie
Inzwischen wurde das Buch Rushdies /"Die Satanischen Verse"/
von vielen Medien in Auszügen veröffentlicht (z.B. taz
22.2.89), so daß sich interessierte Leser über den Inhalt des
Buches informieren konnten, auch ohne das teure Buch zu
kaufen. Deswegen wird an dieser Stelle nur angedeutet, wie die
Muslime den Inhalt des Buches auffassen, und wie die
Ereignisse um das Buch auf die Muslime wirken: Ein öffentlich
vom Islam abgefallener indisch-britischer Autor und ehemaliger
Werbetexter, Mitglied der /British Royal Literary Society/
(Britisch Königliche Literatur-Gesellschaft) verfaßt ein Buch,
in dem er zahllose Heiligkeiten des Islam durch den Dreck
seiner abartigen Phantasien zieht. Er nennt den Propheten
Muhammad ( ) mit einem Namen, der aus schlimmster britischer
Kolonialzeit in Indien stammt, und den größten aller Propheten
als /Hund/ beschimpft. Das von Rushdie verwendete Schimpfwort
/Mahound/ geht auf den italienischen Poeten des Mittelalters
Dante zurück und setzt sich aus /Ma/ wie Mahomet und /hound/
wie Schurkenhund (aus d. engl.) zusammen. Rushdie beschreibt
den Heiligen Propheten des Islam als einen listigen
Geschäftsmann und den Heiligen Qur'an als Mischung aus
Märchen, Fabeln und Teufelseingebungen. Auch zahlreiche andere
große Propheten der Weltreligionen werden unverschämt
beschimpft. So wird z.B. der Stammvater der großen
Weltreligionen Abraham ( ), bei seiner Gründung Mekkas, als
/Bastard/ tituliert. Rushdie verzichtet auch nicht auf die
namentliche Nennung anderer Propheten, wie Adam ( ) (Adam ist
der erste Prophet der Menschheit), Moses ( ), Salomon ( ),
Jesus ( ) sowie seine Mutter die Heilige Maria ( ). Der Autor
stempelt die heiligen Frauen des Propheten Muhammad ( ) zu
Prostituierten in einem Bordell ab, das den Namen der heiligen
islamischen Frauenbekleidung /hijab/ trägt. Dabei werden alle
zwölf Frauen teilweise mit ihren geschichtlich authentischen
Verwandtschaftsverhältnissen namentlich genannt. Im
Zusammenhang mit dem Bordell fallen auch die Namen Abraham (
), Moses ( ) und Salomon ( ). Die Umkreisung der heiligen
Kaaba, Pflicht für jeden Muslim bei der Pilgerfahrt, wird als
Warteschlange für das Bordell dargestellt. Der erste Muezzin
(Gebetsaufrufer) des Islam namens Bilal, ein von den Muslimen
befreiter dunkelhäutiger Sklave aus Abessinien, wird als
/enormes schwarzes Monster/ beschimpft. Der große Gefährte und
einer der Schreiber des Propheten namens Salman-e-Farsi
(Salman der Perser) wird namentlich aufgeführt und als
/Hintern/ bezeichnet. Salman und Bilal zusammen bekommen von
Rushdie zusätzlich die Bezeichnung /Abschaum der Menschheit/.
Weiterhin werden die großen Engel (wie Gabriel ( ) und Azrael
( )), zahlreiche weitere große Gefährten des Propheten (z. B.
Hamza, Onkel des Propheten) sowie die Muslime als ganzes auf
eine unverschämte Art und Weise mit vokabularem Dreck
beworfen. Der Autor mischt dabei seine nicht aufhörenden
Beleidigungen mit abartigen pornografischen Gespinsten. So
wird u.a. in einer an Verabscheuungswürdigkeit kaum zu
übertreffenden Szene eine homosexuelle Beziehung zwischen dem
Erzengel Gabriel ( ) und dem Propheten Muhammad ( ) erfunden
und detailliert geschildert, und zwar im Szenario der für die
Muslime so heiligen ersten Offenbarung Gottes an den Propheten
des Islam in der Höhle Hira. Rushdies abartige pornografische
Halluzinationen lassen weder Inzest (Sexualität mit nahen
Verwandten) noch Nekrophilie (Sexualität mit Leichen) noch
Sodomie (Sexualität mit Tieren) aus. Zahlreiche andere
Beleidigungen stehen in Rushdies Buch teils offen, jedoch
meist in für Nicht-Muslime kaum erkennbaren Zusammenhängen. So
ist das gesamte Buch Rushdies eine unerträgliche Entwürdigung
der Muslime, eine Parodie auf die islamische Geschichte,
begonnen mit dem Propheten des Islam bis zu Imam Khomeini, mit
einigen Ausflügen in die vorislamische Religionsgeschichte. Im
Gegensatz zu den Behauptungen der Medien werden alle
geschichtlichen Personen auch namentlich erwähnt! Allerdings
ist das Buch eine für Nicht-Muslime verwirrende
Aneinanderreihung von für sie völlig bedeutungslosen
Ereignissen, welche dazu in verschiedenen Zeitepochen spielen.
Ein Muslim mit Kenntnis der islamischen Geschichte hingegen
erkennt nahezu in jeder Szene einen unübersehbaren Angriff auf
seine heiligen Werte. Dieses soll an einem kurzen Beispiel
verdeutlicht werden: In einer Szene taucht die Frau des
Propheten namens Aysha nach längerem Verschwinden
bekleidungslos wieder auf. Während der nicht-muslimische Leser
schlimmstenfalls eine zusammenhanglose Geschmacklosigkeit
vermutet, weiß der Muslim, worauf sich diese Szene bezieht.
Tatsächlich war die Frau des Propheten bei einer Karawane
unverschuldet zurückgeblieben. Darauf warfen einige Menschen
ihr Ehebruch vor, was aber, wie sich durch Gottes Offenbarung
herausstellte, völlig haltlos war. Ähnlich beleidigende und
entwürdigende Abhandlungen der islamischen Geschichte füllen
Rushdies Buch. Während ein geschichtsbewanderter Muslim davon
schmerzhaft getroffen wird, kann der Nicht-Muslim aus
Unkenntnis der Details in der islamischen Geschichte keinen
Sinn in Rushdies Zeilen erkennen. Ähnlich verhält es sich mit
den zahlreichen Personen, die in den /"Satanischen Versen"/
zwar in verschiedenen Sequenzen verschiedene Namen tragen,
aber für den informierten Muslim sehr leicht als ein und
dieselbe Person identifizierbar sind. Zum Beispiel heißt einer
der größten Feinde des Islam bis zur Eroberung Mekkas an einer
Rushdie-Stelle /Abu Sinbal/, an anderer Stelle /Muhammad
Sufyan/. In Wirklichkeit hieß er Abu Sufyan. Neben dem bereits
Erwähnten werden u. a. die Himmelfahrt des Propheten, seine
Beziehungen zu seinen Ehefrauen, insbesondere zu seiner ersten
Ehefrau Khadidja, die Auswanderung nach Medina, zahlreiche
Qur'an-Verse und Aussprüche des Propheten, das
Glaubensbekenntnis der Muslime, ihr Gebet, wie auch viele
andere islamische Riten in verfälschter und verstümmelter Art
und Weise dargestellt. Rushdies Beschimpfungen schließen die
heiligen Orte des Islam genauso ein, wie z. B. den Heiligen
Brunnen Al-Zamzam in Mekka, sowie zahlreiche islamische
Begriffe wie Najmuddin (Stern des Glaubens) und vieles andere
mehr .... Auch vor Zeitgenossen macht Rushdie keinen Halt.
Imam Khomeini ist dabei nicht seine einzige Zielscheibe. Doch
die anderen Personen dürften für Nicht-Muslime kaum erkennbar
sein. So wird beispielsweise der zum Islam konvertierte
schwarzhäutige Baptisten-Prediger und Führer der
amerikanischen Muslime in den sechziger Jahren Malcolm X (er
wurde bei einer Rede erschossen), der bei Rushdie /Bilal X/
heißt, genauso verunglimpft wie einer der heutigen islamischen
Führer in Pakistan namens Saed Akhtar Rizvi; bei Rushdie heißt
er /Mirza Saed Akhtar/. Die /"Satanischen Verse"/ umfassen
über 500 Seiten. Wollte man alle Beschimpfungen von Rushdie
nur unkommentiert aufzählen, bedürfte es eines genauso
umfangreichen Buches. Deswegen sollen die genannten Beispiele
genügen. Es sei aber betont, daß es sich bei den erwähnten
Beispielen lediglich um eine kleine und leicht erläuterbare
Auswahl seiner schmutzigen Verleumdungen handelt. * * * Auf
die erste Empörungswelle der Muslime in England, die ihren
ersten Höhepunkt mit der öffentlichen Verbrennung des
Rushdie-Buches im Januar 1989 in Bradford erreichte, reagierte
Rushdie im britischen Fernsehen mit der Aussage: /"Offen
gestanden, wenn ich diese Reaktion sehe, dann wünsche ich
fast, ich hätte ein sehr viel kritischeres Buch geschrieben"
/(Auslandsjournal/ZDF 17.2.1989), wobei Rushdie versucht,
seine wüsten Beleidigungen als /Kritik/ zu verkaufen. Diese
Aussage stand im Gegensatz zu einer Äußerung, in der er für
seine Schilderungen keinerlei Anspruch auf Wahrheit erhob
(Kulturweltspiegel ARD 5.3.89). Deswegen, und weil das Buch
den Decknamen /"Roman"/ erhielt, wurden seine Beleidigungen
als /literarisch wasserfest/ bezeichnet. Der britische
Verleger wurde bereits vor der Herausgabe des Buches
eindringlich von seinem indischen Lektor Khuswat Singh davor
gewarnt, das Buch zu veröffentlichen. Er nannte das Buch
/tödlich/ (Die Welt 18.2.1989). /Monate vor der
Veröffentlichung der 'Satanischen Verse' im vergangenen Jahr
soll ein Gremium von neun Experten verschiedener
Religionszugehörigkeit Viking-Penguin gewarnt haben /(Spiegel
14/89, 3.4.89). Trotz dieser Kenntnis zahlte der Verleger dem
Autor noch vor der Veröffentlichung des Buches ein Honorar in
Rekordhöhe von umgerechnet ca. 1,5 Millionen DM (Die Welt
17.2.89); /eine bislang nie dagewesene Summe/ (Stern 26.2.89),
und ein /für ein belletristisches Werk in England unerhörter
Vorschuß /(Die Welt 18.2.1989). Rushdie hat für seine
/"Satanischen Verse"/ allein durch die englischsprachigen
Rechte ca. drei Millionen Mark eingenommen (Spiegel 46/88).
Der Autor erhielt kurz nach Veröffentlichung der /"Satanischen
Verse"/ den höchstdotierten englischen Buchpreis (Whitbread-Preis
dotiert mit umgerechnet 65000 DM) für sein Buch (Die Welt
17.2.89). Die westlichen Medien feierten den Autor und sein
neuestes Machwerk als literarische Glanzleistung, was nicht
anders zu verstehen ist, als der Ausdruck ihrer Verachtung
gegen den Islam und die Muslime. So bezeichnete z.B. Michael
Foot, Ex-Chef der Labour Party in England, das Buch
gleichzeitig als /großartig/ und /antireligiös/
(Auslandsjournal/ZDF 17.2.1989). Das Buch sollte auch für den
preisträchtigen /Booker Prize/ nominiert werden. Der
ursprünglich für Deutschland vorgesehene Verleger Reinhold
Neven Du Mont bezeichnete das Buch als /Werk der
Weltliteratur/. Kurz nach der Veröffentlichung der deutschen
Ausgabe des Buches druckte der "Spiegel" eine Werbung für
Rushdie sowie für die Verleger und Autoren, die durch
Verbreitung dieser Massenbeleidigung /die Freiheit des Wortes/
geschützt hätten. Dabei wird Rushdies Buch /ein üppiges
Meisterwerk/ und /das politische und literarische Ereignis
unserer Zeit/ genannt. Andererseits kam es noch bevor Imam
Khomeini das historische Urteil aussprach, überall dort, wo
das Buch verbreitet war, zu Protestaktionen der Muslime gegen
das Buch. Nach Imam Khomeinis Urteil gegen den Autor nahmen
die Proteste zu. Sogar erklärte Gegner Imam Khomeinis aus dem
arabischen Raum verurteilten, wenn auch meist aus Angst oder
Heuchelei, die skandalöse Veröffentlichung des Rushdie-Buches:
Prof. Khalid Duran schrieb in einem FAZ-Artikel: /... für die
'Satanischen Verse' kann man kaum auf die Barrikaden gehen,
denn was Rushdie da schreibt muß jeden ehemals Kolonisierten
anwidern, ob Muslim oder nicht. In einem kurzen Abschnitt
seines Buches benutzt er die den Muslimen heiligen Namen und
das Panorama der Prophetengeschichte, um etwas zu sagen, was
er ebenso erfundenen Personen hätte zuschreiben können.
Weshalb bedient er sich dann dieser religiösen Symbolik, die
unweigerlich den Eindruck erweckt, als wolle er entstellen,
was Millionen anderer die höchsten Werte sind? Weshalb benutzt
er typisch kolonialistische Schimpfwörter?/ (FAZ 27.2.1989).
Fragen, auf die der Fragensteller keine Antwort gibt. Er
scheint jedenfalls das Buch Rushdies darüberhinaus nicht näher
zu kennen, denn sonst würde er nicht die unwahre Behauptung
mitverbreiten, Rushdies Beleidigungen beschränkten sich auf
einen kurzen Abschnitt. Obige Fragen zu untersuchen und die
Antworten wiederzugeben, welche sich bei Kenntnis zahlreicher
Fakten zwangsläufig für die Muslime ergeben, sind dennoch
notwendige Voraussetzung für das Verständnis der Ereignisse um
Rushdies Buch. Eines sei bereits vorweggenommen: Die Muslime
betrachten Rushdies Buch als einen Anschlag auf ihre
heiligsten Werte. Deswegen ist der Vorschlag, die Muslime
brauchten das Buch ja nicht zu lesen, haltlos. Denn dieser
Anschlag verliert nicht seine verletzende Wirkung, indem er
übersehen wird. Genauso wenig könnten schließlich durch
Ignorieren der TV-Nachrichten die täglichen Massaker an den
palästinensischen Kindern abgewendet werden. // /Und ihr sollt
eure Kinder nicht töten aus Armut/ (Heiliger Qur'an 6/151)
Westliche Wertvorstellungen und das Todesurteil gegen einen
Autor Nahezu ein halbes Jahr hatten die Muslime in England
durch rechtliche Maßnahmen sowie durch zahllose
Demonstrationen versucht, die Verbreitung des Buches /"Die
Satanischen Verse"/ zu verhindern. Unverständlicherweise aber
wurden diese Protestaktionen von der britischen Regierung
demonstrativ ignoriert. Selbst die Anrufung der englischen
Gerichte mit Bezug auf das britische Blasphemie-Verbot führte
zu keinem Erfolg, da das Gesetz nicht für den Islam angewandt
wurde. Auf eine Anfrage hin ließ Imam Khomeini den Sachverhalt
des Buches, die Umstände seiner Veröffentlichung sowie alle
weiteren zu einer Urteilsfindung notwendigen Fakten
untersuchen. Nachdem ihm die Untersuchungsergebnisse vorlagen,
verurteilte Imam Khomeini am 14. Februar 1989 gemäß der
islamischen Gesetzgebung den Autor des Buches /"Die
Satanischen Verse"/ in Abwesenheit zum Tode. Er forderte die
Muslime auf, das Urteil zu vollstrecken. Es kann aus der im
Westen herrschenden Denkanschauung und dem westlichen Weltbild
heraus als befremdlich erscheinen, den Autor eines Buches zum
Tode zu verurteilen. Doch unterliegen die Anhänger westlicher
Denkmodelle lediglich der Idee, die westliche Interpretation
der menschlichen Werte müßte von allen Menschen der Welt
kritiklos übernommen werden. Dabei gehen die Verfechter
solcher Gedanken davon aus, daß nur ihre selbsterfundene
Vorstellung über sogenanntes lebenswertes Leben gültig ist.
Sie gehen sogar so weit, selber zu bestimmen, was Leben als
solches überhaupt ist. An einem einfachen Beispiel läßt sich
zeigen, daß verschiedene Handlungsweisen unter anderem in
Deutschland aus islamischer Sicht einem Massenmord an
Hunderttausenden von Menschen gleichkommt, ohne daß die
Islamische Republik Iran jedesmal die Beziehungen zur
Bundesrepublik Deutschland abbricht. Der folgende Vergleich
dient aber nicht dazu, mutmaßlich Falsches mit Falschem zu
rechtfertigen, sondern ist lediglich ein Beispiel, um die
Problematik aufeinanderstoßender Wertvorstellungen zu
verdeutlichen. Aus muslimischer Betrachtungsweise ließe sich
folgendes feststellen: Seit Jahren wird in der Bundesrepublik
Deutschland jährlich 200000 bis 300000 Menschen das Recht auf
Leben aberkannt, weil einige andere Menschen sich sonst
einschränken müßten. Die Durchführung des Mordes wird
staatlich bezahlt, was einer Beihilfe zum Mord gleichkommt.
Die eigentlichen Mörder werden durch Krankschreibung staatlich
gefördert und in keiner Weise geächtet. Der Mord wird
legitimiert, indem das von Gott geschenkte Leben einfach zu
/ungeborenem Leben/, also zu nicht gleichberechtigtem Leben
umdefiniert wird. Durch diese selbstgewählte Definition wird
ein /ungeborenes/ Kind anders betrachtet, als z.B. ein
einjähriges. So kann das sogenannte /ungeborene/ Kind unter
Umständen getötet werden, das geborene aber nicht. Was hier
als /Hilfe für zu ertragende Schwierigkeiten/ für die Mutter
und /Arbeitslohn/ für den Arzt interpretiert wird, kann aus
der Sicht eines Muslim als Kopfgeld betrachtet werden. Was
hier /Abtreibung aus sozialer Indikation/ genannt wird, muß
aus islamischer Sicht als Mord aus niedrigsten Motiven an
unschuldigen und völlig wehrlosen Menschen interpretiert
werden. Ohne Zweifel aber behandeln die hiesigen Ärzte nicht
nur deutsches, sondern auch ausländisches Leben auf diese Art.
So sind wahrscheinlich auch schon unzählige iranische
Staatsbürger dem hier herrschenden Wertesystem zum Opfer
gefallen, weil westlich orientierte iranische Eltern dieses
anordneten. Da die Islamische Republik Iran nicht nur die
Heimat der Iraner ist, sondern vor allem von vielen Muslimen
aus aller Welt als ihre geistige Heimat verstanden wird,
erhöht sich die Zahl der Opfer um ein vielfaches. Dennoch kann
die Abtreibungspraxis in Deutschland nicht mit Rushdies
Veröffentlichung in einen Topf geworfen werden. Während die
Abtreibung einem Menschen lediglich sein hiesiges Leben nimmt,
trachtet Rushdies Veröffentlichung nach dem ewigen Leben aller
gottgläubigen Menschen. Nein, Abtreibungspraxis und /"Die
Satanischen Verse"/ haben nichts miteinander zu tun! Trotzdem
ist das genannte Beispiel eine gute Gelegenheit für jeden
Nicht-Muslim zu erkennen, daß im Todesurteil gegen Salman
Rushdie kein Angriff auf menschliche Werte, sondern die
Anwendung eines anderen, mindestens gleichberechtigten
Verständnisses menschlicher Werte zu sehen ist. Denn aus dem
oben genannten Beispiel ist gut ersichtlich, daß die Frage,
was lebenswertes Leben ist, und wer Recht auf Leben hat, auf
Definitionen beruht. Und es kann schließlich nicht von den
Muslimen erwartet werden, daß sie Gottes Definitionen beiseite
legen, um sich den Definitionen der westlichen Welt
unterzuordnen. Verschiedenen Urteilen über das Leben aber
liegen verschiedene Auffassungen über das Leben zugrunde. Um
die Auffassung der Muslime verstehen zu können, ist es
notwendig, ihre Argumente frei von Vorurteilen zu studieren.
// // /Oh, die ihr glaubt, wenn ein Ruchloser euch eine
Nachricht bringt, überprüft sie, damit ihr nicht einem anderen
Volk in Unwissenheit ein Unrecht zufügt und anschließend
(spätestens am Tag des Gerichtes) bereuen müßt, was ihr getan
habt. / (Heiliger Qur'an 49/6) Das Kopfgeld Aus dem Beispiel
des letzten Abschnitts ist ersichtlich, daß die gleiche
Zahlung für eine ausgeführte Handlung von den einen als
Kopfgeld und von den anderen als Arbeitsentgelt verstanden
werden kann. Wer käme im Westen schließlich auf die Idee, den
Arbeitslohn für eine Abtreibung als Kopfgeld zu bezeichnen?
Bei einer derartigen Betrachtungsweise könnte die Aussetzung
einer Belohnung für die Vollstreckung eines Todesurteils
ebenfalls als Arbeitsentlohnung aufgefaßt werden. Die
besondere Höhe dieses Lohnes ließe sich dann mit den schweren
Konsequenzen erklären, die ein solcher Vollstrecker zu tragen
hätte. So zumindest werden diejenigen argumentieren, welche
die ausgesetzte Belohnung rechtfertigen wollten. Und
schließlich sind in Deutschland Belohnungen als Hilfe zur
Strafverfolgung jedem Zuschauer der Fernsehsendung /Aktenzeichen-XY/
bekannt. Die jeweils ausgesetzten Belohnungen richten sich
dabei meist nach dem Interesse von Geldgebern. Es ist aber in
diesem Zusammenhang sehr wichtig zu erwähnen, daß *weder Imam
Khomeini noch die Regierung der Islamischen Republik Iran
jemals eine Belohnung für die Vollstreckung der Todesstrafe
ausgesetzt haben!* Die Schlagzeile /Khomeini setzt Kopfgeld
aus/, wie sie in vielen deutschen Zeitungen zu lesen war (z.B.
Hmb.Abendbl. 16.2.89), ist die unverschämte Lüge einer
sensationslüsternen Presse, die sich anscheinend jede
Verleumdung erlauben darf, ohne dafür ernsthafte und
wirkungsvolle Konsequenzen fürchten zu müssen. Die durch die
Medien bekanntgewordenen Summen waren vielmehr von einer
Organisation, geleitet von einer unabhängigen Person und
zumeist reichen Kaufleuten aus der Stadt Rafsandjan im Iran,
ausgesetzt worden (Keyhan International 21.2.89). Bereits
einen Tag nach Bekanntwerden der Belohnung wies der damalige
Staatspräsident der Islamischen Republik Iran und Nachfolger
Imam Khomeinis, Ayatollah Chamene'i, bei der Freitagsansprache
darauf hin, daß die Ausführung eines islamischen
Richterspruchs weder eine derartige Belohnung benötigt, noch
mit dieser zu koppeln sei. Diese Tatsache wurde allerdings von
den westlichen Medien total ignoriert und somit dem durch die
Medien gegen den Iran voreingenommenen Volk im Westen
vorenthalten. Zwar wurde die Belohnung von Muslimen
ausgesetzt, aber es waren ebenfalls Muslime, und zwar mit viel
höherem islamischen Rang, wie z.B. Ayatollah Chamene'i, welche
eine derartige Belohnung ablehnten. Auch der Kommentator der
halbamtlichen iranischen Zeitung Keyhan (Keyhan International
19.2.89) verurteilte die Aussetzung der Belohnung. Es ist
völlig unverständlich, daß der geballte Unmut über das
Kopfgeld sich gegen Imam Khomeini entlud, obwohl er nichts
damit zu tun hatte. Dagegen gab es keinerlei offizielle
Proteste gegen einen der Oppositionsführer in Pakistan:
Scheich Rashid hatte persönlich 50000 DM für die Vollstreckung
des Todesurteils gegen Rushdie ausgesetzt (ZDF Spezial
23.2.89). Nicht zuletzt sollte auch nicht vergessen werden,
daß keine offizielle Stimme im Westen Anstoß daran nahm, daß
Rushdie für seine Massenbeleidigung der Muslime und seinen
Rufmord an den Heiligkeiten des Islam ein fürstliches Kopfgeld
erhielt. / / // /Die höchste Stufe des Verstandes ist die
Selbsterkenntnis./ (Imam Riza ( )) Ein Roman und die
Meinungsfreiheit Eines der Argumente aus westlicher Sicht zur
Verteidigung des Buches ist die Behauptung, es handle sich
schließlich nur um einen Roman. Es sei eine fiktive
Geschichte, und daher könne sie nicht als Beleidigung
aufgefaßt werden. Dieses Argument ist sehr irreführend, denn
es ist unerheblich ob eine Beleidigung gegen lebende oder
verstorbene Personen direkt ausgeschrieben oder im Deckmantel
eines Romans veröffentlicht wird. Für einen Muslim zumindest
ist es völlig unerheblich, ob jemand ihn direkt ins Gesicht
beschimpft: /"Deine Mutter ist eine Hure"/, oder ob er sagt:
/"Ich schreibe in einem fiktiven Roman, daß jemand träumt, daß
eine Frau, die alle Merkmale und den Namen deiner Mutter
trägt, eine Hure ist"/. In beiden Fällen wäre die Schwere der
Beleidigung gleich. Genau diese Beleidigung aber schrieb
Rushdie in seinem Buch gegen eine Milliarde Muslime aus, denn
gemäß dem Heiligen Qur'an sind die Frauen des Propheten Mütter
aller Gläubigen: // /Der Prophet steht den Gläubigen näher als
sie sich selber, und seine Frauen sind ihre Mütter/ (Heiliger
Qur'an, Sure 33/6). Ohne Zweifel war Rushdie sich darüber im
klaren, welche Beleidigung er aufschrieb, zumal er aus einer
muslimischen Familie stammt. Für Muslime ist Hurerei eine der
großen Sünden. In einem Wertesystem jedoch, in dem
Prostitution ohnehin legalisiert bzw. geduldet ist, und
Ehebruch von der Mehrheit als gewöhnlich betrachtet wird, kann
das Ausmaß einer derartigen Beleidigung kaum verstanden
werden. Wahrscheinlich im Bewußtsein der Schwere seiner
Beleidigung leugnete Rushdie Ende Januar 1989 in einer
Fernsehdiskussion in England, die Frauen des Propheten
beleidigt zu haben (Auslandsjournal 17.2.89). Doch die
Beleidigung ist für jeden lesbar abgedruckt (Satanic Verses u.
a. S.376-380) und durch die Zunge des Autors nicht
wegdiskutierbar. Wohlgemerkt, er distanzierte sich nicht von
den geschriebenen Beleidigungen, sondern leugnete diese. Der
versuchte Betrug Rushdies im englischen Fernsehen ist nur die
Fortsetzung einer versuchten Manipulation in Rushdies Brief an
den indischen Ministerpräsidenten Ghandi. Nach dem Verbot von
Rushdies Buch in Indien im Oktober 1988 schrieb Rushdie an
Ghandi mit der Aufforderung, das Verbot aufzuheben. In seinem
Brief heißt es u.a.:/.. Im fraglichen Teil des Buches ... geht
es um einen Propheten, der nicht Muhammad heißt - er ist von
fiktiven Anhängern umgeben, von denen einer zufällig meinen
Vornamen trägt/ (nachzulesen in taz 21.2.89). Abgesehen davon,
daß Rushdie den Propheten des Islam im Roman sowohl namentlich
nennt als auch mit einem Schimpfwort belegt, und abgesehen
davon, daß die, wie er __gt, /fiktiven Gefährten/ in seinem
Buch viele Merkmale der tatsächlichen Gefährten aufweisen und
ihre Namen tragen, steckt in Rushdies Brief ein unglaublich
unverfrorener Versuch der bewußten Täuschung: Rushdie schreibt
von einem Gefährten, der seinen Vornamen trägt. Um den
fiktiven Charakter seines Romans zu unterstreichen versucht er
mit dieser Erklärung zu behaupten, daß auch heute lebende
Personen in der Rolle von Prophetengefährten im Buch
vorkommen. Selbst wenn Rushdies Aussage korrekt wäre, würde
das in keiner Weise den sonstigen beleidigenden Charakter
seines Buches schmälern. Zwar kommt im Roman Rushdies ein
Gefährte des Propheten mit dem Namen /Salman/ vor; doch
verschweigt Rushdie, daß es tatsächlich einen großen Gefährten
des Propheten namens /Salman-e-Farsi/ (Salman der Perser)
gegeben hat, den die Romanfigur darstellt, zumal auch die
Romanfigur aus dem Iran stammt. Rushdie muß bei seinem Brief
an Ghandi davon ausgegangen sein, daß Ghandi sich in der
islamischen Geschichte nicht auskennt. Auch die Zeitung /taz/,
die den Brief veröffentlichte, muß entweder selbst die
islamische Geschichte nicht kennen oder davon ausgegangen
sein, daß zumindest ihre Leser wenig über den Islam wissen.
Denn sonst hätten sie Rushdies krampfhaften und
manipulatorischen Versuch, sich zu verteidigen, nicht dermaßen
bloßgestellt. Es heißt oft, daß ein derartiges Buch schon
wegen der herrschenden Meinungsfreiheit nicht verboten werden
darf. Der Islam ist weltgeschichtlich gesehen einer der
Vorreiter bei der Etablierung der Meinungsfreiheit.
Diskussionsrunden mit These und Antithese sind
Grundbestandteil der islamischen Ausbildung bei vielen
theologischen Vorlesungen. Meinungsfreiheit jedoch setzt eine
Meinung voraus. Eine Beleidigung aber ist keine Meinung,
sondern ein Straftatbestand. Es gibt schließlich Hunderte von
Büchern, geschrieben von westlichen Autoren, gedruckt und
verbreitet im Westen, welche sich kritisch mit dem Islam
auseinandersetzen. Doch in keinem Fall kam es von Seiten der
Autoren, trotz ablehnender Haltung zum Islam, jemals zu
solchen Beleidigungen. Autoren, die eine Meinung haben,
bedürfen nicht des Mittels der Beleidigung. Andersherum könnte
festgestellt werden, daß Rushdie nichts Kritisierbares am
Islam finden konnte, und deswegen zum Mittel der Beleidigung
greifen mußte, um den Islam anzugreifen. Die Gelegenheit der
Rushdie-Affaire wurde wieder einmal dafür benutzt, die
angebliche Meinungsbeschränkung im Iran anzuprangern. Doch
jeder Iran-Reisende weiß, daß es im Iran persische
Übersetzungen von wahrlich unislamischen Autoren wie z.B.
Nietzsche, Sartre und Castro frei zu kaufen gibt. Auch wurde
ein früheres Buch Rushdies im Iran verkauft. Die Muslime
scheuen keine sachliche Auseinandersetzung mit irgendeiner
Ideologie dieser Erde. So wie im Fall Rushdie von den
fanatischen Verfechtern der Meinungsfreiheit argumentiert
wird, darf ein Autor alles nur Erdenkliche schreiben. Dabei
sind ihm absolut keine Grenzen gesetzt. Dann aber darf nach
diesen Maßstäben auch Imam Khomeini seine Meinung
niederschreiben. Und Imam Khomeini war der Meinung, daß
Rushdie bestraft werden muß. Gibt es dagegen Grenzen in der
Meinungsfreiheit, so müssen diese doch zuallererst zur Wahrung
der Würde aller Menschen, auch der Propheten dienen. Ursache
und Wirkung dürfen nicht vertauscht werden. Die Ursache von
Imam Khomeinis Meinungsäußerung war die Veröffentlichung, die
Verbreitung und die allseitige Unterstützung der /"Satanischen
Verse"/ durch den Westen. Darüberhinaus ist für die Muslime
unverkennbar, daß der Westen, was Meinungsfreiheit angeht,
eine Doppelmoral demonstriert. Einen Beweis dafür lieferte die
internationale Buchmesse in Genf in der letzten Aprilwoche
1989: Dort wurden vier Exemplare der englischen Ausgabe der
/"Satanischen Verse"/ auf dem Stand eines lokalen privaten
Senders verkauft, trotz erheblicher Proteste von Seiten des
iranischen Buchstandes. Ein Jahr zuvor mußte der iranische
Stand ein kritisches Buch über den Zionismus wegen angeblich
anti-semitischer Haltung entfernen. Gerhard Geiger, Sprecher
der Buch-Messe verteidigte den Verkauf von Rushdies Buch
damit, daß das Buch überall in der Schweiz frei erhältlich
sei. // /Es gibt keine so große Armut wie die Unwissenheit./
(Imam Hassan al-Mudjtaba ( )) Das deutsche Gesetz und die
Politik Es sollte jedem wahrheitsliebenden Menschen möglich
sein, auch unabhängig von dem verhängten Todesurteil, Rushdies
Buch objektiv zu betrachten. In diesem Zusammenhang ist darauf
hinzuweisen, daß das westliche bzw. deutsche Wertesystem,
verankert im Grundgesetz und in den allgemeinen
Menschenrechten, nicht die Pressefreiheit an erster Stelle,
sondern die Würde des Menschen, die Würde des einzelnen
Menschen als höchsten zu schützenden Wert betrachtet: /Artikel
1 GG: (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu
achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlicher
Gewalt./ Auch die Presse- und Meinungsfreiheit in Artikel 5 GG
hat sich diesem ersten Artikel unterzuordnen, denn die
Pressefreiheit ist kein Wert als solcher, sondern hat nur dann
einen Sinn, wenn sie für die Wahrung der Menschenwürde
eingesetzt wird. Der Glaube aber ist unbestreitbar Bestandteil
der Würde des Menschen. Rushdie hat es sich erlaubt, die Würde
der heiligsten Menschen aller Weltreligionen mit Füßen zu
treten. Er hat mit seinem Buch Rufmord an den heiligsten
Persönlichkeiten der menschlichen Geschichte begangen. Wenn
auch im Westen zahlreiche Entwürdigungen durch die Medien von
den meisten Menschen geduldet werden, so kann das nicht von
allen Menschen auf der Welt erwartet werden. Mehr als eine
Milliarde Menschen fühlen sich mit ihrem ganzen Herzen dem
Propheten Gottes verbunden. Viele von ihnen wären bereit, ihr
eigenes Leben für ihren Glauben zu opfern, wenn es nötig wäre.
Mehr als eine Milliarde Menschen betrachten die Frauen des
Propheten Muhammad ( ) als ihre eigenen Mütter, gemäß der
Anweisung des Heiligen Qur'an: /Der Prophet steht den
Gläubigen näher als sie sich selber, und seine Frauen sind
ihre Mütter/ (Heiliger Qur'an, Sure 33/6) Mit welchem Recht
darf jemand in der westlichen Welt die Würde der Mütter so
vieler Menschen in den Dreck ziehen? Mit welchem Recht darf
ein Autor den obersten Wert der westlichen Zivilisation, die
unantastbare Würde des Menschen, derart erschüttern? Haben aus
hiesiger Sicht die Gesandten Gottes und ihre ehrwürdigen
Familien nicht einmal die gleiche unantastbare menschliche
Würde, wie jeder andere Mensch? Obige Problematik wurde von
den Medien größtenteils ignoriert und kam, wenn überhaupt,
lediglich als Leserbrief zum Ausdruck: /Ein Appell führender
Schriftsteller an ihren Kollegen (Rushdie), das Buch so
umzuschreiben, daß die Mitglieder einer Weltreligion die Würde
ihres Glaubens respektiert sähen, könnte manches wieder ins
Lot bringen. Es wird aber so lange ausbleiben, wie die
Freiheit der Kunst als Götze verabsolutiert wird. Jede
Freiheit wird aber begrenzt durch das Recht und die Freiheit
des Anderen. Diese verantwortlich zu respektieren ist ein Teil
der richtig verstandenen Freiheit/ (Leserbrief von Prof.Dr.
Armin Saam in FAZ 6.3.89). Die Würde des Menschen und der
Gläubigen sind nicht nur ganz allgemein durch die Verfassung
geschützt. Auch das deutsche Strafgesetzbuch behandelt diese
Thematik. Im §166 StGB heißt es unter:/Beschimpfung von
Bekenntnissen, Religionsgemeinschaften und Weltanschauungen: /
// /(1) Wer öffentlich oder durch Verbreitung von Schriften
den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses
anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den
öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis
zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft./ Ist dieser
Tatbestand nicht schon längst erfüllt? Warum dürfen deutsche
Buchläden die Originalausgabe von Rushdies Buch ungeniert
verkaufen? Und warum wurde die Veröffentlichung der deutschen
Übersetzung nicht untersagt? Gilt obiges Gesetz nicht für die
Beschimpfung des Islam? Es ist daran zu erinnern, daß
Hetzschriften jeglicher Form gegen das Judentum massiv
bekämpft werden. Warum dürfen aber Hetzschriften gegen den
Islam verfaßt, veröffentlicht und verbreitet werden? In keiner
der Sondersendungen im deutschen Fernsehen über diese Affaire
wurde auf dieses Gesetz hingewiesen; warum wurde dieses Gesetz
verschwiegen? Es sei erwähnt, daß ähnliche Artikel sowohl im
österreichischen als auch im schweizerischen Gesetzbuch zu
finden sind. Daß das oben zitierte bundesdeutsche Gesetz
bisher nicht zur Anwendung kam, ist nur die Fortsetzung des
Rechtstreits in England. Denn ein in Großbritannien
existierendes Gesetz gegen Gotteslästerung wird offensichtlich
nur für die anglikanische Kirche angewandt, nicht aber für den
Schöpfer allen Seins. In Großbritannien werden im übrigen auch
pornographische Bücher beschlagnahmt und verbrannt. Ist ein
Buch, in dem eine homosexuelle Beziehung im anatomischen
Detail geschildert wird, und in dem mehrere hundert
pornographische Ausdrücke verwendet werden keine Pornographie?
Ist Rushdies Roman, in dem Inzest, Nekrophilie und Sodomie
beschrieben wird, etwa keine Pornographie? Selbst in England
zweifelten einige offizielle Stimmen an der Rechtmäßigkeit der
Beleidigungen gegen den Islam. Im Juni 1989 ordnete der
britische Richter Sir Michael Nolan an, in einem
Grundsatzurteil klären zu lassen, ob das britische
Blasphemie-Verbot nicht auch auf andere Religionen angewandt
werden muß. Aus deutscher Rechts-Sicht mag das von Imam
Khomeini verhängte Todesurteil nicht legitim sein. Aber
legitimiert dieses Urteil die Mißachtung des ersten Artikels
des Grundgesetzes und die Mißachtung des Strafgesetzbuches
durch deutsche Verleger? Als man sich in Deutschland für die
Veröffentlichung dieses Buches und damit für die weitere
Verachtung der Menschenwürde von Gottesgesandten eingesetzt
hat, wurde dadurch nicht gegen die eigenen Prinzipien, nämlich
der Wahrung der Würde des Menschen, verstoßen? Der aufmerksame
Beobachter der Ereignisse wird vermissen, daß bis heute kein
deutscher Politiker, keine offizielle Stelle in Deutschland
sich in irgendeiner Form vom Inhalt des Buches Rushdies
ernsthaft distanziert hat. So ist es zu verurteilen, daß kein
Politiker für die Wahrung der Würde so vieler betroffener
Menschen eingetreten ist, und kaum eine bedeutende
Persönlichkeit in der westlichen Welt den Inhalt des Buches
angeklagt hat. Vielmehr sehen die Muslime, daß auch deutsche
Politiker (z.B. Bundes-Arbeitsminister Norbert Blüm) bereit
waren, ihren Namen für die Veröffentlichung des Buches zur
Verfügung zu stellen. Die Haltung deutscher Verleger, Autoren,
Politiker und vor allem der Medien kann die Muslime nur darin
bestärken zu vermuten, daß hier eine Art neuer Kreuzzug gegen
den Islam mit den modernen Methoden der Medien geführt werden
soll. Daß die Medien im Bedarfsfall auch Beleidigendes
bekämpfen können, wird an der Haltung einiger Fernsehanstalten
zu einem Video-Clip der berühmtesten westlichen Popsängerin
Madonna deutlich. In einem von /Warner Brothers/ produzierten
Video tanzt die Pop-Sängerin Madonna im Spitzennegligé
zwischen brennenden Kreuzen und läßt eine Christusstatue
erweichen, welche daraufhin vom Altar steigt und sie küßt. In
einer anderen Szene bringt Madonna sich an den Händen die
Wundmale des Gekreuzigten bei. Zwei öffentlich rechtliche
Fernsehanstalten, nämlich der Bayerische Rundfunk und der
Westdeutsche Rundfunk beschlossen, in ihrem Sendegebiet das
umstrittene Madonna-Video nicht auszustrahlen. Aus
muslimischer Sicht ist es schon interessant zu sehen, wie
dieselben Medien, die für die zügellose Verbreitung der
/"Satanischen Verse"/ eintraten, die Ausstrahlung eines das
Christentum beleidigenden Videos verbieten. Wie ist eine
derartige Doppelmoral zu verstehen? Daß auch deutsche Gerichte
Gotteslästerung verhindern können, zeigt ein Urteil vom 29.
Juni 1989, gefällt in Schleswig-Holstein. Das Gericht
entschied, daß das Wort "Gott" als Vorname nicht zulässig ist,
wie es eine Familie für ihren Sohn verwenden wollte. Ein Indiz
dafür, daß auch westliche Künstler sich selber korrigieren
können, lieferte die französische Chansonette Veronique Sanson:
Sie nahm ein Lied mit dem Titel "Allah" aus ihrem Repertoire.
/ / // /Allah bezeugt, daß die Heuchler Lügner sind.
/(Heiliger Qur'an 63/1) Rushdies angebliche Entschuldigung Aus
dem westlichen Blickwinkel heraus wird manchmal argumentiert,
daß Rushdie sich bereits entschuldigt hat, und ihm deshalb von
den Muslimen verziehen werden sollte. /Der Täter bereut, doch
die Reue wird nicht angenommen/ (Spiegel 9/89, 27.2.89). Es
ist jedoch klar, daß ein verbales Bedauern, welches dieser
Autor nicht innerhalb eines halben Jahres voller Proteste,
sondern erst im Angesicht des Todes geäußert hat, keine
wirkliche Entschuldigung sein kann. Denn bis zum Todesurteil
äußerte sich Rushdie in seinen Interviews eher abfällig gegen
den Islam und die Muslime und blieb von allen Protesten
unbeeindruckt. Es bedurfte erst des Todesurteils, damit
Rushdie am 18. Februar 1989 mitteilen ließ: /Als Autor von
'Die Satanischen Verse' stelle ich fest, daß Muslime in vielen
Teilen der Welt durch die Veröffentlichung meines Romans
ernsthaft verärgert sind. Ich bedaure zutiefst die
Verärgerung, welche die Veröffentlichung bei den aufrichtigen
Anhängern des Islam verursacht hat. In einer Welt, in der wir
mit vielen Glaubensrichtungen leben, dient diese Erfahrung uns
daran zu erinnern, daß wir uns alle bewußt über die
Empfindsamkeit des Anderen werden./ Daß die Muslime verärgert
sind, brauchte Rushdie nicht zuzugeben. Diese Tatsache war
ohnehin nicht mehr zu verheimlichen. In der gesamten Erklärung
kommt keine Entschuldigung, sondern lediglich ein Bedauern zum
Ausdruck. Im übrigen bedauert Rushdie in seiner von den
westlichen Medien als Entschuldigung bezeichneten
Stellungnahme nicht die Tatsache, daß er die Muslime verärgert
hat, sondern, daß diese verärgert sind. Daß Rushdie die
Proteste auch vorher schon vernommen haben muß, wird aus einer
früheren Äußerung Rushdies deutlich, die in Deutschland
allerdings erst am 16. Februar 1989 veröffentlicht wurde,
wobei er sagt:/"Ich kann mich nicht zu Streichungen
bereitfinden. Das wäre Herrschaft des Pöbels"/ (Die Welt
16.2.89). Mit Streichungen wäre es ohnehin nicht getan, denn
dann bliebe wohl nur eine Handvoll Seiten übrig. Die
sogenannte Entschuldigung wurde durch Rushdies Anwalt
veröffentlicht; eine merkwürdige Art sich zu entschuldigen!
Rushdies Hinweis auf das Bewußtsein /über die Empfindsamkeit
des Anderen/ klingt spöttisch, wenn Rushdie selbst keine
Konsequenzen aus seiner Schandtat zieht und das Buch
unverändert weiterverkauft. Entsprechend fiel unverzüglich die
Antwort des Rates der Moscheen in Bradford (England) aus,
welche Rushdies Stellungnahme als keine /ernsthafte
Entschuldigung, sondern eine weitere Beleidigung des
islamischen Glaubens/ bezeichneten (Die Welt 20.2.1989). Die
Muslime akzeptieren eine derartig offensichtliche Heuchelei,
wie die von Rushdie, nicht. Insbesondere, wenn sein
entwürdigendes Buch weiterhin vertrieben wird, und der Autor
wie der Verlag versuchen kräftig daran zu verdienen. So wurde
z.B. bereits am 2. März 1989 gemeldet, daß in Italien die
zweite Auflage von 200000 Exemplaren gedruckt wird. Die
deutsche Ausgabe erschien in einer Auflage von 300000 am 16.
Oktober 1989. Ein wahrhaftig bereuender Autor würde das Buch
sofort zurückziehen und die Gelder aus dem Erlös einem
wohltätigen Zweck zukommen lassen. Genau zu diesen Schritten
wurde der Autor vom damaligen iranischen Staatspräsidenten und
jetzigen Nachfolger Imam Khomeinis, Ayatollah Chamene'i, kurz
nach Rushdies Verurteilung aufgefordert. Aber falls dennoch
die Meinung besteht, daß dieser Mann seinen Fehler anerkannt
und sich für seine Untat entschuldigt hat, müssen folgende
Fragen aufgeworfen werden: Warum wird das Buch weiterhin
verbreitet? Warum setzen sich trotz angeblicher Entschuldigung
die westlichen Politiker und Regierungen sowie die Autoren und
Verleger fanatisch für die weitere Verbreitung dieses Fehlers
ein? Die Antwort kann nur lauten, daß sie Rushdies angebliche
Entschuldigung nicht ernst nehmen. Wie kann dann von den
Muslimen erwartet werden, daß sie Rushdies Heuchelei
hinnehmen? // /Menschen, die, um das Volk zufriedenzustellen,
Gott verärgern, werden keine Erlösung finden. /(Fürst der
Märtyrer Imam Hussain ( )) Debatte im Deutschen Bundestag und
Lesung im Österreichischen Parlament Am 23. Februar 1989 kam
es im Deutschen Bundestag zu einer aktuellen Debatte über die
Rushdie-Affaire. Sprecher aller vier im Bundestag vertretenen
Fraktionen sowie eine Sprecherin der Regierung, so erschien es
zumindest den Muslimen, stimmten in die allgemeine Hetze gegen
die Islamische Republik Iran ein. Alle Redner klagten Imam
Khomeini an. Kein Redner interessierte sich für die
zahlreichen anderen islamischen Gelehrten der Welt, die das
Todesurteil bekräftigten. Alle Redner klagten die Islamische
Republik Iran an, kein Redner erwähnte auch nur mit einem Wort
die vielen unschuldigen toten Demonstranten bei Kundgebungen
gegen Rushdie in Indien und Pakistan. Kein Redner erwähnte mit
einem Wort die Staatsmänner anderer Länder, welche das
Todesurteil unterstützten. Kein Redner erwähnte das deutsche
Gesetz gegen Beschimpfung von Religionsgemeinschaften. Alle
erwähnten zwar die /Verletzung religiöser Gefühle/, aber
keiner traute sich bei seiner Rede die notwendigen
Konsequenzen daraus zu ziehen. Obwohl nahezu alle Redner das
Gleiche sprachen, beanspruchte jeder Redner immerhin fast 10
Minuten für seine fraktionsintern ausgearbeitete Empörung. Im
Saal selber konnte kein großes Interesse an der Debatte
festgestellt werden, da nur ein Bruchteil der Abgeordneten und
fast kein Minister anwesend war. So richteten sich die Reden
auch mehr in Richtung Medien. Als erster sprach der
SPD-Abgeordnete Freimut Duve und empörte sich über die
Aussagen des damaligen Staatspräsidenten Chamene'i in
Jugoslawien, wo Ayatollah Chamene'i angesprochen auf den Fall
Rushdie sagte: /"Der Todespfeil ist abgeschossen und geht
unbeirrt auf sein Ziel zu"/. Duve sah in dieser Äußerung eine
Kriegserklärung und sagte:/"Er (Ayatollah Chamene'i) ist nach
unserem Strafrecht des Aufrufs zum Mord schuldig"/. Duve wußte
wohl damals nicht, daß Ayatollah Chamene'i Nachfolger von Imam
Khomeini werden würde. So ist die neue Leitung der weltweiten
Islamischen Revolution bereits in der Bundesrepublik eines der
schwersten Verbrechen verurteilt worden. Zwar ist das Urteil
von Duve nicht rechtskräftig, da Duve nicht als Richter
sprach, aber es ist schon interessant, daß ein
Bundestagsabgeordneter einen hohen islamischen Geistlichen in
Abwesenheit nach westlichem Strafrecht beschuldigen und
verurteilen darf, Imam Khomeini aber kein islamisches Urteil
gegen Rushdie sprechen darf. Die Vorstellungen von
Meinungsfreiheit im Westen sind schon sehr skurril. In einer
weiteren Passage sagte Duve: /"Muslime, die sich ihrer
Religion Willen offen gegen Khomeini stellen, verdienen
unseren Schutz"/. Es ist schon eine unglaubliche Anmaßung, daß
nicht-islamische Bundestagsabgeordnete den Muslimen weismachen
wollen, was diese /ihrer Religion Willen/ zu tun haben. Aber
in Duves Aussage steckt noch eine andere sehr tragische
bundesdeutsche Realität. Faktisch besagt seine Aussage anders
betrachtet, daß Muslime, die sich nicht offen gegen Imam
Khomeini stellen, nicht den Schutz des Staates verdienen.
Diese Aussage spiegelt sich in zahllosen Verbrechen
/oppositioneller iranischer Gruppen/ gegen die iranischen
Muslime wider. Obwohl die Verbrechen sich fast immer gegen die
Muslime richteten, wurden von den Sicherheitskräften in
Deutschland nicht die Täter, sondern zumeist die Opfer
festgenommen und teilweise ohne Gerichtsverfahren bis zu einem
halben Jahr festgehalten. Duve wollte seine Rede mit einem
literarischen Anstrich beenden, indem er Goethes großes
literarisches Werk /West-östlicher Divan/ zitierte: /"Wer sich
selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen, Orient und
Okzident sind nie mehr zu trennen."/ Während dieses Zitat die
gegenseitige Abhängigkeit zum Ausdruck bringt, wären zwei
andere Zitate aus dem /West-östlichen Divan/ viel passender
für die Rushdie-Affaire gewesen: / Ärgerts jemand, daß es Gott
gefallen, Mahomet zu gönnen Schutz und Glück, An den stärksten
Balken seiner Hallen Da befestige er den derben Strick, Knüpfe
sich daran! Das hält und trägt; Er wird fühlen, daß sein Zorn
sich legt. / Neben obiger Empfehlung gibt es in Goethes Buch
auch einen Reim unter dem Titel /Fatwa/; als ob der größte
deutsche Dichter dieses für Rushdie geschrieben hätte: / Der
Mufti las des Misri Gedichte, Eins nach dem anderen, alle
zusammen Und wohlbedächtig warf sie in die Flammen, Das schöne
Buch es ging zunichte. Verbrannt sei jeder, sprach der hohe
Richter, Wer spricht und glaubt wie Misri - er allein Sei
ausgenommen von des Feuers Pein: * Denn Allah gab die Gabe
jedem Dichter. Mißbraucht er sie im Wandel seiner Sünden, So
seh er zu, mit Gott sich abzufinden. */ Als nächster Sprecher
kam der CDU-Abgeordnete Heinrich Lummer zum Podest. Nachdem er
Imam Khomeini als /greisen Fanatiker/ beleidigt hatte und die
Fatwa als /Mordauftrag/ und /Unkultur/ diffamiert hatte, mußte
er das Christliche seiner Partei hervorheben, indem er ein
religiöses Urteil fällte:/"Der Auftrag zur Tötung des Autors
einer Gotteslästerung ist eine wahrhaft gotteslästerliche
Anmaßung ... selbst wenn er meinen Glauben lästert und
spottet, darf es nicht zum Tode führen."/ Das mag für Lummers
persönlichen Glauben gelten, aber es ist nicht verbindlich für
alle anderen Bekenntnisse. Nachdem Duve eine Art weltliches
Urteil gesprochen hatte, folgte Lummer also mit einer Art
religiöser Aussage. Dennoch waren Lummers Äußerungen gegenüber
dem Iran sehr vorsichtig formuliert. So sprach er von
/Bitten/, das Urteil zurückzuziehen. Als Vertreter einer
großkapitalnahen Partei ist Lummer natürlich klar, daß man den
einflußreichen Iran nicht wie einen Untergebenen behandeln
kann; ganz anders dagegen sein Verhalten gegenüber den anderen
islamischen Ländern: /"Wir erwarten die Mithilfe der
islamischen Staaten"/. Ein deutscher Politiker /erwartet/ von
sogenannten islamischen Staaten, daß sie ihm bei einem Angriff
auf die islamischen Werte behilflich sind, denn auch Lummer
konnte nicht ein Verbot des Rushdie-Buches in Deutschland
ankündigen. Bei seiner Erwartung vergißt Lummer, daß seine
möglichen Helfer, auch wenn es sich dabei um US-hörige Regimes
handelt, immerhin eine muslimische Bevölkerung regieren, gegen
die sie sich zu behaupten haben. So fand sich auch kein
einziger Staat mit mehrheitlich islamischer Bevölkerung,
welche Lummers Erwartung erfüllt hätte. Der ehemalige
ARD-Korrespondent im Libanon Marcel Pott gab unumwunden zu,
daß die arabischen Regimes nur /aus Angst vor den Massen/ sich
nicht gegen Imam Khomeini gestellt haben (ARD Presseclub
26.2.89). Eine Passage aus Lummers Rede verdient es, trotz
seiner Solidarität mit der allgemein herrschenden Meinung,
betont zu werden: /"Ich will jetzt gar nicht die Frage
aufstellen, ob nicht das aufrichtige Bedauern (Rushdies), wenn
es der Autor so meint, auch dazu führen müßte, das Buch zu
ändern oder zurückzuziehen ..."/. Lummer äußert seinen klaren
Zweifel an der Aufrichtigkeit von Rushdies sogenannter
Entschuldigung. In einer Atmosphäre der hysterischen
Verteidigung aller Handlungen von Rushdie kann er seinen
Zweifel allerdings nur in der Form einer nicht gestellten
Frage äußern. Als nächstes sprach die Abgeordnete der Grünen
Karitas Hensel. Während die ersten beiden Redner zumindest den
Anschein von Seriosität erweckten, war ihre Rede an fachlicher
Inkompetenz kaum zu überbieten. Nach einer allgemeinen Polemik
gegen den Iran forderte sie die Muslime auf, die islamischen
Gesetze dem internationalen Völkerrecht unterzuordnen oder
anzupassen: Die Muslime sollten also Gottes Gesetz
menschlichen Vorstellungen unterordnen. Anschließend lobte sie
das zukünftige Erscheinen der deutschen Ausgabe und sprach
davon, daß dieses Erscheinen ihre /Vorstellung von
Meinungsfreiheit ist/. Dann verbot sie Imam Khomeini, im Namen
anderer Völker zu sprechen. Hätte sie die Schriften und Reden
von Imam Khomeini jemals gelesen oder gehört, wüßte sie, daß
Imam Khomeini ohnehin immer im Namen Gottes sprach und nicht
im Namen anderer Völker. Dennoch steckt in ihrer Aussage wohl
der Gedanke, daß die Muslime viele Völker, und nicht die vom
Heiligen Qur'an verlangte einige Gemeinschaft, darstellen. Es
wird in Zukunft für die westlichen Politiker schwer werden, zu
erkennen, daß die Muslime sich immer mehr als ein Volk fühlen,
gemäß der Aufforderung des Heiligen Qur'an. Vollends
lächerlich wurde die Rede der Grünen, als sie den damaligen
Innenminister des Iran Mohtaschemi als Nachfolger Imam
Khomeinis bezeichnete. Eine Erklärung für eine derartige
Fachinkompetenz zu finden ist kaum möglich, zumal selbst der
Ministerposten von Herrn Mohtaschemi im Lande nicht
unumstritten war. An derartigen Fehlurteilen ist zu erkennen,
daß zum Teil selbst westliche Politiker die von den Medien
verbreiteten Manipulationen über den Islam und die Islamische
Republik Iran glauben. Vorletzter Sprecher war Olaf Feldmann
von der FDP. Von seiner Rede soll hier nur eine Passage
zitiert werden:/"Wir verkennen nicht den Unterschied zwischen
unserem Wertesystem und denen der islamischen Welt. Wir leben
zwar in unterschiedlichen Welten, aber auf einer Erde. Keiner
kann und darf sein Wertesystem absolut sehen. Wir erwarten
aber Respekt vor unserer Rechtsordnung, unserer Grundordnung
und dem menschlichen Leben."/ Nur ein auf sich selbst und
seine Umgebung fixierter Mensch kann so eine Aussage machen,
ohne zu bedenken, daß diese Aussage, wenn überhaupt, dann für
alle gültig sein muß! Was aber kann Feldmann einem Muslim
antworten, wenn dieser ihm sagt:/Wir erwarten aber Respekt vor
unserer Rechtsordnung, unserer Grundordnung und der
menschlichen Würde/? Wie kann der Abgeordnete dem Muslim dann
die Herausgabe sowie die fanatische Unterstützung des
Rushdie-Buches erklären? Die Debatte wurde beendet von der
Sprecherin des auswärtigen Amtes Irmgard Adam-Schwaetzer. Sie
faßte noch einmal alle westlichen Argumente zusammen und
teilte mit, daß die Gespräche einer deutsch-iranischen
Wirtschaftskommission abgebrochen wurden. Bereits tags zuvor
hatte sie im deutschen Fernsehen die Intention deutscher
Außenpolitik ausgesprochen:/Rückkehr des Iran zu eher westlich
orientierten Staaten/ (ARD Im Brennpunkt 22.2.89). Nach ihrer
Rede im Bundestag kam es zur Verabschiedung einer vom ganzen
Parlament bei Enthaltung der Grünen getragenen Resolution, in
der es unter anderem heißt: /Der Deutsche Bundestag verurteilt
den Mordaufruf aufs schärfste./ Die Grünen verlangten, daß
mehr als diese schärfste Verurteilung gegen den Iran getan
wird. Auch das Österreichische Parlament, der Nationalrat,
solidarisierte sich mit Rushdie in einer /symbolischen Lesung/
am 29. April 1989. Einen Tag vorher gab es eine
Protesterklärung der Muslime in Österreich. Unterzeichnet war
die Erklärung von: Kulturzentrum Österreich, Islamischer
Verein für Afghanistan in Österreich, Islamisch-Irakischer
Verein und Studentenverein, Muslimisch-Türkischer Kulturverein
und United Islamic Students Association Österreich. Der
Wortlaut der Protesterklärung gibt Aufschluß über die Gedanken
der Muslime in einem nicht-islamischen Land. Es sollte erwähnt
werden, daß es sich bei den Muslimen nicht nur um Ausländer
sondern auch um österreichische bzw. deutsche Bürger handelt.
Der Islam unterteilt die Menschen nicht in
Staatsangehörigkeiten. Aber auch im westlichen, national
orientierten Wertesystem sollte nicht vergessen werden, daß
die Muslime deutscher Nationalität nach den Christen die
größte Glaubensgemeinschaft in Deutschland sind. Ähnlich sind
die Verhältnisse in Österreich. Der folgende Text ist vor
diesem Hintergrund auch als Gedanke und Meinung eines
österreichischen Muslim zu betrachten: / Im Namen Gottes An
das Präsidium des Nationalrats der Republik Österreich Mit
großer Betroffenheit und Bestürzung müssen wir in Österreich
lebende Muslime feststellen, daß die im Parlament vertretenen
Parteien nicht davor zurückschrecken, eine sogenannte
'symbolische Lesung' aus dem Buch S. Rushdies, das der
Präsident des Landes selbst als blasphemisch bezeichnet hat,
im Parlament abzuhalten und damit die Muslime auf provokante
und schamlose Art zu beleidigen und zu demütigen. Wir Muslime
sind verblüfft über die unglaubliche Arroganz und
rücksichtslose Machtdemonstration, mit der sich die
staatstragenden Parteien über die Gefühle einer religiösen
Minderheit und über die Gesetze des Landes, das ihnen die
Beleidigung einer anerkannten Religionsgemeinschaft verbietet,
hinwegsetzen. Mit diesem Vorgehen setzen die verantwortlichen
Kräfte des Landes gegenüber einer wehrlosen Minderheit einen
Akt, der als einmalig in die Geschichte eines Landes eingehen
wird, das sich in der Weltöffentlichkeit gerne als
völkerverbindend, als Brücke zwischen Ost und West, als
internationaler Ort der Begegnung der Kulturen und Religionen
präsentiert. Dieses Vorgehen erteilt aber auch den Muslimen in
Österreich eine dauerhafte Lektion: Sie, die sich bisher im
Konflikt um S. Rushdie äußerst zurückgehalten und jegliche
öffentliche Aktion vermieden haben, müssen jetzt zur Kenntnis
nehmen, daß dies nicht nur nicht honoriert, sondern im
Gegenteil als Schwäche interpretiert und als Ermunterung
verstanden wurde, sie zu provozieren und zu erniedrigen. Sie,
die in der Öffentlichkeit schon beim harmlosesten Protest
gegen eine geplante Rushdie-Veranstaltung als barbarische
Gewalttäter verleumdet wurden, müssen nun beobachten, mit
welchen Methoden sich die als Verkörperung der Zivilisation
auftretenden Volksvertreter über die Rechte und Gefühle einer
Minderheit hinwegsetzen und sonst immer lautstark verkünden,
wie wichtig ihnen der Schutz jeder Minderheit als Lehre aus
einer blutigen Geschichte sei. Wir können nicht annehmen, daß
die Betreiber dieses Vorgehens sich bloß aus eigenem Antrieb
zu solch fragwürdigen Aktionen versteigen. Wir
österreichischen Muslime sind höchst irritiert und entsetzt
über so viel Heuchelei, Engstirnigkeit und Intoleranz und
protestieren aufs schärfste gegen die Beleidigung unserer
Religion durch die 'symbolische Lesung' im Parlament. Wenn wir
uns etwas vorzuwerfen haben, dann die illusionäre Hoffnung, in
einem Land zu leben, das zumindest dann auf die Aggression auf
unsere Religion verzichten würde, wenn wir unsererseits
äußerste Zurückhaltung üben. Wir haben die Lektionen gelernt
und wissen jetzt, daß nicht Politiker, die die Gesetze des
Landes mit Füßen treten, und die Toleranz der Mächtigen uns
schützen, sondern daß wir selbst aktiver als bisher für den
Schutz unserer Religion eintreten müssen. / /Wir appellieren
an alle menschlich, unvoreingenommenen und gerecht denkenden
Mitbürger, die Verantwortlichen zur Vernunft zu mahnen und uns
in unserem gerechten Bemühen zu unterstützen, die Würde
unserer Religion zu wahren. Die Verantwortung für weitere
Entwicklungen tragen jene, die mit voller Absicht und ohne
Anlaß auf die Logik der Einschüchterung und Aggression setzen
statt auf die Prinzipien eines menschlichen Zusammenlebens./
Dieser Brief löste einen regen Briefwechsel zwischen dem
Präsidium des Nationalrates und den Muslimen aus. Der
Nationalratspräsident versuchte dabei zuerst die Angelegenheit
herunterzuspielen und als /öffentliche Diskussion von
einzelnen Mitgliedern des Parlamentes/ abzutun. In einem
späteren Schreiben aber verteidigt er uneingeschränkt die
Aktion unter dem Vorwand der /Freiheit der Meinungsäußerung/
(Der vollständige Briefwechsel ist abgedruckt in Al-Qiyam
Nr.11/ Kulturzentrum Österreich - Echo der Islamischen
Renaissance). // /Es sind vor euch schon Verordnungen (zur
Strafe) ergangen. So durchwandert die Erde und schaut, wie das
Ende derer war, welche (die Wahrheit) verwarfen. /(Heiliger
Qur'an 3/137) Internationales Recht In der Bundestagsdebatte
zum Thema Rushdie kamen immer wieder die Begriffe /Regeln des
staatlichen Zusammenlebens/ und /Grundregeln internationalen
Rechts/, die der Iran nicht beachtet haben soll, zum Ausdruck.
Ulrich Kienzle von Radio Bremen sprach im Fernsehen sogar von
/beispielloser Verachtung internationalen Rechts/ (Kommentar
in Tagesthemen 20.2.89). Dabei wird argumentiert, daß der Iran
innerhalb seiner eigenen Grenzen seine Wertvorstellungen
verwirklichen kann, obwohl selbst das dem Iran meistens
abgesprochen wird. Jedoch dürfe der Iran seine
Wertvorstellungen auf keinen Fall grenzüberschreitend
praktizieren. So richtig dieses Argument aus westlicher Sicht
im ersten Moment erscheinen mag, so wahrheitsverwischend ist
es, denn es war nicht Imam Khomeini, der in diesem Fall damit
angefangen hat, grenzüberschreitend Wertvorstellungen anderer
Kulturen anzugreifen. Vielmehr waren es ein britischer Autor
und sein Verlag, die mit der Veröffentlichung des Buches
grenzüberschreitend ihre Beleidigungskampagne gegen eine
Milliarde Menschen begonnen haben. Der Aspekt der
Grenzüberschreitung wird insbesondere auch dadurch
untermauert, daß Rushdie sich persönlich dafür einsetzt, daß
sein Buch auch in Indien verkauft werden darf. Wenn also
jemand wegen Mißachtung internationalen Rechts zu verurteilen
ist, dann doch wohl der britische Verlag und der britische
Autor sowie die britische Regierung. Denn schließlich ist der
/Schutz gegen rechtswidrige Beeinträchtigung der Ehre und des
Rufes/ internationales Recht (Menschenrechtserklärung vom
10.12.1948, Art.12). Ohnehin sind die Argumente der
Grenzüberschreitung und Mißachtung internationalen Rechts,
ausgesprochen aus westlichen Mündern, in den Augen der Muslime
wertlos geworden, seitdem der Irak ohne Verurteilung und
ungestraft internationale Regeln mißachten und zahllose
Kriegsverbrechen gegen die Islamische Republik Iran sowie die
muslimisch-kurdische Bevölkerung im Irak begehen durfte, wobei
tausende unschuldiger Menschen Opfer irakischer
Kriegsverbrechen, z.B. dem Einsatz chemischer Waffen, wurden.
Außerdem beobachten die Muslime, wie der Staat Israel jeden
Tag mehrmals internationales Recht bricht, indem israelische
Soldaten Muslime in besetzten Gebieten ermorden. Und auch in
diesem Fall ertönen die Stimmen der Verfechter internationalen
Rechts nicht halb so laut für die Muslime! // /Sie möchten
Allah betrügen und diejenigen die gläubig sind, doch sie
betrügen nur sich selbst; allein sie begreifen es nicht
/(Heiliger Qur'an 2/9) Die Würde des Menschen und die
Todesstrafe Fälschlicherweise wird die Würde des Menschen oft
mit dem Leben des Menschen gleichgesetzt. So wird behauptet,
daß die Todesstrafe gegen die Würde des Menschen sei. Dabei
hat die westliche Welt zumindest in diesem Punkt keine
einheitliche Meinung. Umso mehr verwundert es, daß europäische
Regierungen die Todesstrafe im Islam immer wieder anprangern,
aber die Todesstrafe in den USA beispielsweise, wenn
überhaupt, erheblich leiser kritisieren. Wie noch zu sehen
sein wird, ist die Todesstrafe eindeutig Bestandteil
islamischen Rechts. Jedoch bedeutet selbst die Todesstrafe
keine Entwürdigung des Menschen, sondern ist lediglich die von
Gott bestimmte Folge einer schweren Straftat. Auch ein zum
Tode Verurteilter genießt das Recht auf Unantastbarkeit seiner
menschlichen Würde. So sind von der Prophetenzeit Beispiele
bekannt, wo Menschen vom Propheten Muhammad ( ) davon
abgehalten wurden, zum Tode Verurteilte zu beschimpfen. Es ist
bedeutsam zu verstehen, daß im Islam eine völlig andere
Denkanschauung bezüglich Straftaten, Strafen und
Verurteilungen herrscht als in einer Gesellschaft mit
sogenannter Pressefreiheit, wo anscheinend jeder Angeklagte
von den Medien vorverurteilt und beschimpft werden kann, bevor
irgend ein gerichtliches Urteil über ihn gesprochen wird. Im
Islam stellt die Würde des Menschen einen höheren Wert dar als
sein Leben und ist auch nach seinem Tod schützenswert.
Verbrechen gegen die Würde des Menschen wie üble Nachrede und
Rufmord werden deshalb schwerer beurteilt als ein Angriff auf
den Körper eines Menschen. Im Heiligen Qur'an heißt es gleich
an mehreren Stellen: /'fitna' ist ärger als Totschlag/ (z.B.
2/218). Das arabische Wort /'fitna'/ wird nach Langenscheidt
übersetzt mit: Versuchung, Bezauberung, Zwietracht. Der
deutsche Qur'an-Übersetzer Max Henning übersetzt obigen Vers
folgendermaßen: /Verführung ist schlimmer als Totschlag!/
Gleich danach steht im Heiligen Qur'an: /Und sie werden nicht
eher aufhören euch zu bekämpfen, als bis sie euch von eurem
Glauben abtrünnig machten, so sie dies vermögen./ Der Vers
prophezeit die Angriffe der Ungläubigen auf die Würde jedes
Gläubigen und wertet die damit erzeugte Zwietracht schlimmer
als Totschlag. Die Muslime werten ihre Würde höher als ihr
irdisches Leben. Weil aber darüberhinaus jeder Muslim die
Würde seines Propheten viel höher einschätzt als seine eigene
Würde, ist auch ein Angriff darauf viel schlimmer. Die Aussage
: /Töte mich, aber beleidige nicht meinen Glauben/, mag aus
westlicher Sicht unverständlich erscheinen, spiegelt aber die
innere Einstellung eines gläubigen Muslims wider. Prof. Ghafur
Ahmad, Generalsekretär einer der islamischen
Oppositions-Parteien in Pakistan sagte dazu: /"Wichtiger, als
ein Menschenleben zu schützen, ist es eine Religion zu
schützen"/ (ZDF Spezial 23.2.89). / / // /Der Preis von
Hochmut ist Erniedrigung /(Imam Ali ( )) Rückzug der
westlichen Diplomaten aus Teheran: Reaktionen im Vergleich Aus
einer islamischen Angelegenheit wurde ein Politikum gegen Iran
gemacht. Obwohl viele führende Politiker anderer Länder, sei
es aus Opportunismus oder aus Überzeugung, Imam Khomeini
unterstützten, richteten sich alle Maßnahmen der EG
ausschließlich gegen die Islamische Republik Iran. Als erste
Reaktion auf die Fatwa (Richterspruch) von Imam Khomeini zogen
die EG-Staaten ihre diplomatischen Vertreter aus dem Iran
zurück. Wie verlautete, sollte das ein erster Schritt von
Sanktionen gegen den Iran sein und weitere sollten folgen, bis
das Todesurteil revidiert würde. Gleichzeitig stornierte die
Bundesrepublik ein bereits unterzeichnetes Kulturabkommen, und
Landwirtschaftsminister Kiechle sagte eine geplante Reise nach
Teheran ab. Oppositionsführer Hans-Jochen Vogel schlug vor,
den Flugverkehr nach Iran einzustellen. Ohnehin wollte die
bundesdeutsche Regierung in diesem Fall, zumindest anfangs,
eine Vorreiterrolle spielen. Doch bereits am 10. April 1989
schickten alle EG-Staaten bis auf Deutschland und Frankreich
ihre Botschafter zurück, ohne daß sich irgend etwas geändert
hatte. Kurz nach Imam Khomeinis Rückkehr zu Gott folgten am
12. Juni 1989 auch die restlichen beiden, obwohl das
Todesurteil gegen Rushdie nicht zurückgenommen wurde, wie es
doch von den EG-Staaten verlangt worden war. Die Botschafter
wurden vom iranischen Außenministerium mit Spott empfangen:
/"Wer hat euch gebeten zurückzukommen",/ war die demütigende
Frage an die selbsternannten Verteidiger Rushdies. Staaten,
deren Ideale im Portemonnaies stecken, waren in ihren
Reaktionen schon immer leicht kalkulierbar. Wie verlogen und
heuchlerisch alle Maßnahmen waren, kann nicht nur daran
erkannt werden, daß die Staaten, denen die Islamische Republik
Iran es erlaubte, ihre Botschafter nach kurzer Zeit
klammheimlich wieder nach Teheran geschickt haben (der
britische Botschafter allerdings mußte zu Hause bleiben, da
der Iran die diplomatischen Beziehungen zu Großbritannien am
7. März 1989 bis auf weiteres abbrach). Die Verlogenheit der
westlichen Staaten ist vor allem in der unvergleichbaren
Maßlosigkeit der Reaktionen deutlich zu erkennen. Dazu soll
zum Vergleich das Verhalten der westlichen Staaten bei
erheblich gravierenderen Angriffen auf ihre eigenen
Wertvorstellungen untersucht werden. Die westlichen Politiker
und Medien bezeichneten das Rechtsgutachten von Imam Khomeini
in Sachen Rushdie als Mordaufruf. Ohne Zweifel aber wiegt auch
im Westen ein ausgeführter Mord schlimmer als ein Mordaufruf
und ein Massenmord noch schlimmer. Wie aber ist es erst, wenn
auf einen Mordaufruf ein Massenmord folgt? Genau das aber war
geschehen, als US-Kampfbomber Libyen beschossen.
Ex-US-Präsident Ronald Reagan persönlich hatte den Befehl
gegeben, Oberst Ghadhafi samt seiner Familie umzubringen.
Oberst Ghadhafi wurde ohne jegliche vorgelegte Beweise und
ohne ein Gerichtsverfahren des Terrors für schuldig erklärt.
Der ranghöchste westliche Politiker sprach ein /"Urteil"/ aus,
ohne den Rang eines Richters im eigenen Land zu haben. Als
Folge dieses Aufrufes kamen zahlreiche völlig unbeteiligte
Zivilisten, darunter Frauen und Kinder ums Leben. Welcher
westliche Staat hat damals mit Sanktionen gegen die USA
gedroht? Hat die Bundesrepublik damals auch geschlossene
Abkommen mit den USA storniert oder bis auf weiteres seinen
Botschafter abgezogen? Hat Herr Genscher damals auch schon
seinen Ausspruch /"wehret den Anfängen"/, von sich gegeben?
Welcher westliche Staat hat Frankreich mit Konsequenzen
gedroht, als französische Geheimagenten 1985 in Neuseeland ein
Greenpeace-Schiff samt einem Besatzungsmitglied versenkten?
Warum sind die Mörder bis heute noch auf freiem Fuß? Wie oft
schon wurden Menschen, die dem Staat Israel nicht genehm
waren, über alle Grenzen hinweg und bei Mißachtung aller
internationalen Gesetze nach Israel entführt? Wann haben die
westlichen Staaten mit diplomatischen Konsequenzen gedroht? Wo
blieben die Reaktionen, als der israelische Geheimdienst im
Jahr 1988 Abu Jihad in Tunesien umbrachte? Fast wöchentlich
fliegt die Luftwaffe Israels über internationale Grenzen
hinweg und bombardiert Zivilisten in einem fremden Land (z.B.
im Libanon). Wann wurden die EG-Botschafter deshalb jemals
zurückbeordert und wurden weitere Konsequenzen angedroht? Wer
sanktionierte die USA, als sie im Persischen Golf, tausende
Kilometer von den eigenen Grenzen entfernt, ein vollbesetztes
iranisches Zivilflugzeug abschossen und damit ungefähr 300
unschuldige Zivilisten, darunter Frauen und Kinder,
ermordeten? Die Liste staatlichen Terrors bei Mißachtung aller
internationalen Gesetze und Vereinbarungen, welche vom Westen
nicht nur ignoriert, sondern meist mitgetragen wurde, ließe
sich unbegrenzt fortführen. Erst im Vergleich der Reaktionen
auf die aufgezählten Verbrechen und die Reaktionen auf die
Fatwa (Richterspruch) von Imam Khomeini wird deutlich, daß es
den westlichen Staaten und Politikern im Fall Rushdie wohl
nicht um die Wahrung internationaler Menschenrechte geht. Es
geht ihnen vielmehr um den Kampf gegen die wiedererwachten
Muslime, welche die weltweite Unterdrückung der Gebote Gottes
und damit die Unterdrückung der gottgläubigen Menschen sowie
die weltweite Verachtung aller Heiligkeiten nicht mehr
hinnehmen wollen. So jedenfalls fassen die meisten Muslime die
Zusammenhänge all dieser Ereignisse auf. Die Auffassung der
Muslime wurde weiterhin bestätigt in der Androhung von
Wirtschaftssanktionen gegen den Iran. Auch hierbei vergleichen
die Muslime das Verhalten der Bundesregierung gegen den Iran
mit ihrem Verhalten gegenüber anderen Regierungen. Zum
Beispiel verlangen Freiheitsbewegungen in Südafrika als
Vertretung des südafrikanischen Volkes schon seit langem
Wirtschaftssanktionen gegen ihr eigenes Land, um die
Apartheidsregierung zu stürzen. Die Bundesregierung
verweigerte derartige Sanktionen mit der Begründung, daß das
südafrikanische Volk darunter leiden würde. Obwohl die
Mehrheit dieses Volkes um Wirtschaftssanktionen bittet, wird
es ihnen verweigert. Ganz anders liegt der Fall im Iran: Hier
hat das Volk nicht um Wirtschaftssanktionen nachgesucht. Doch
hat das Volk in der Vergangenheit oft genug bewiesen, daß es
gewillt ist, jede auferlegte Sanktion zu tragen, um ihren
eigenen Glauben zu bewahren. Das Wirtschaftsembargo der USA
und ihrer Verbündeten am Anfang der islamischen Revolution im
Iran beantwortete Imam Khomeini mit der Aussage: Das Volk ist
gewohnt zu fasten. Die Widersprüchlichkeit bei der Androhung
von Wirtschaftssanktionen erkannte auch ein Kommentator der
wirtschaftsnahen Presse: /Soll nun gegenüber Iran richtig
sein, was gegenüber Südafrika für falsch gehalten wurde? Wenn
Bonn jetzt anders entscheiden sollte, setzte es sich dem
Verdacht aus, dem Aktionismus zu verfallen ../ (Kommentator in
"Die Welt" 24.2.89). Grund für diesen Kommentar war aber
sicher nicht der Drang nach wahrheitsgemäßer Betrachtung,
sondern mit großer Wahrscheinlichkeit die Sorge um lukrative
Aufträge für die deutsche Wirtschaft. Und noch eine weitere
Unklarheit ergibt sich für die Muslime bei der Ablehnung des
Todesurteils durch die Bundesregierung. Wenn schon dieses
angeblich erstmalig grenzüberschreitende Todesurteil als
Mordaufruf verstanden und abgelehnt wird, warum dürfen bereits
seit langem Terror-Organisationen gegen den Iran aus
Deutschland heraus öffentlich und grenzüberschreitend zum Mord
gegen Muslime im Iran aufrufen und ausgeführte Morde im Iran
in ihren deutschsprachigen periodischen Schriften
verherrlichen. Es ist schon interessant, daß unter allen
sogenannten Oppositionsgruppen gegen die Islamische Regierung
im Iran, diejenige Gruppe, welche sich am meisten durch
Terrorismus auszeichnet, nicht nur die medienwirksamste
Unterstützung im Westen erhält, sondern auch von den
Politikern empfangen wird. Die sogenannten /Volksmudschahedin/
haben in ihren Schriften immer wieder im Iran durchgeführte
Bombenattentate und ähnliche terroristische Aktionen
verherrlicht und rufen zur Waffengewalt auf (siehe u.a.
Verfassungsschutzbericht des Innenministeriums der
Bundesrepublik Deutschland 1987 und 1988), ohne daß sie von
Seiten der deutschen Politik jemals dazu aufgefordert wurden,
ihre Mordaufrufe zu unterlassen. Vielmehr bekam diese Gruppe
immer wieder die Gelegenheit, sich im deutschen Fernsehen
selbst darzustellen (z.B. am 23.2.89 im heute Journal/ZDF im
Zusammenhang mit der Rushdie-Affaire). Aufgrund dieser
medienwirksamen Werbung für diese Terrororganisation ist es zu
erklären, daß auch Menschenrechtsorganisationen wie "amnesty
international" in ihren Jahresberichten immer wieder diese
Gruppe als Quelle eigener Informationen angeben, obwohl diese
durch ihre Terror-Aktionen jegliche Glaubwürdigkeit gerade für
"ai" verloren haben müßten. Ein weiteres Beispiel soll das
unglaublich durch die Medien verzerrte Meinungsbild
wiedergeben. Als im Frühjahr 1988 die irakische Stadt Halabja
mit chemischen Kampfstoffen von der eigenen irakischen
Luftwaffe angegriffen und über 5000 Menschen vergast wurden,
blieb der Aufschrei der Medien aus. Denn schließlich hätte
damals jede Verurteilung des Irak weltweit die Position der
Islamischen Republik Iran und der Muslime gestärkt. Der Tod
von 5000 völlig hilflosen und unschuldigen Menschen (darunter
zahllose Frauen, Kinder und Babys) durch chemische Waffen war
den westlichen Medien und Politikern weit weniger Wert als das
Leben eines Autors, der mit ihrer Erlaubnis Beschimpfungen
niederschrieb. Während in der Rushdie-Affaire eine
Sondersendung im deutschen Fernsehen die andere ablöste, und
wochenlang ausführlich darüber berichtet wurde, gab es bei der
Massenvergasung in Halabja nicht eine einzige Sondersendung!
Der Grund dafür findet sich beim irakischen Außenminister. Der
hatte nämlich dem Westen gedroht: Im Falle einer Verurteilung
Iraks wegen Einsatzes chemischer Waffen, wollte er preisgeben,
woher Irak all seine chemischen Giftstoffe bekommen hat
(Interview mit kuweitischer Zeitung). Eine derartige
Veröffentlichung konnte sich der Westen nicht leisten. Ein
letztes Beispiel: Am 13. Oktober 1989 wurde bekannt, daß es in
den USA bei der nationalen Polizeibehörde FBI eine offizielle
Ermächtigung gibt, in den USA gesuchte Straftäter auch im
Ausland ohne Wissen der Behörden des jeweiligen Landes zu
verhaften. Dieser Erlaß verstößt eindeutig gegen das
Völkerrecht. Während Imam Khomeini die Fatwa über Rushdie als
ein einmaliges grenzüberschreitendes Urteil in einem
außergewöhnlich schweren Straffall erließ, gibt es bei der
westlichen Führungsmacht eine offizielle Verordnung schon für
minder schwere Delikte in den USA. Was bei diesem islamischen
Richtsspruch Anlaß zur größten Medienkampagne gegen die
Muslime im Jahr 1989 war, wird in einem ähnlichen Fall im
Kleid eines offiziellen Erlasses der USA kaum beachtet!
Während die deutschen Politiker kaum eine Gelegenheit
ausließen, um sich gegen Imam Khomeini zu stellen, wurden
etwaige Stimmen deutscher Politiker gegen die USA nicht
bekannt. Dies sind nur einige Beispiele für die
Feindseligkeiten der deutschen bzw. westlichen Politik sowie
der Berichterstattung gegenüber den Muslimen und gegenüber der
Islamischen Republik Iran. Es sind einige Hinweise, welche den
Muslimen zeigen, wie unglaubwürdig westliche Politik und
westliche Medien in Bezug auf den Islam und die islamische
Weltgemeinschaft sind. Was die angedrohten
Wirtschafts-Sanktionen gegen den Iran betrifft, so erwiesen
sie sich ohnehin als Bumerang. Nicht die Europäer
sanktionierten die iranische Wirtschaft, sondern Iran
sanktionierte die britische Wirtschaft, welche dadurch /schwer
getroffen/ wurde (Spiegel 14/89, 3.4.89). Über 60 britische
Wirtschaftsunternehmen konnten ihre Hoffnung auf lukrative
Aufträge aus dem Iran begraben. Iran demonstrierte die
Außenpolitik eines unabhängigen, unverschuldeten und damit vom
Druck der Großmächte und IWF (Internationaler Währungs-Fond)
völlig freien Staates. Fritz Pleitgen sagte in einer
ARD-Sendung zu der Schuldenlosigkeit Irans:/Das ist
einzigartig für ein Schwellenland /(Im Brennpunkt 22.2.89).
Die westlichen Staaten müssen sich erst noch umgewöhnen, da
sie im Iran ihre Untertanen der Schah-Zeit zu sehen gewohnt
sind und bisher noch von keinem sogenannten Dritte-Welt-Land
derart vorgeführt wurden. Die Rushdie-Affaire legte die
westliche Politik gegenüber dem Islam in vielen Teilen der
Erde bloß. Sehr deutlich wurde das auch im Verhalten Kanadas.
Kanada als Mitglied des britischen Commonwealth und der
westlichen Industrie-Gemeinschaft hatte das Buch aufgrund der
islamischen Proteste ursprünglich verboten bis zum Abschluß
einer Studie über den Inhalt des Buches und der Klärung der
Frage, ob das Buch unter die Rubrik /geächtete Literatur/
fallen würde. Das Verbot wurde noch vor Abschluß der Studie
umgangen. Einer der Verantwortlichen für das Aufheben des
vorläufigen Verbots war Kanadas Finanzminister, obwohl sein
Ministerium weder Erfahrungen mit kulturellen und religiösen
Angelegenheiten hat noch dafür zuständig ist. Das Buch wurde
ganz einfach nicht mehr als Buch betrachtet, sondern als eine
/Import-Export Ware/ deklariert. Und als derartige Ware durfte
es auch eingeführt werden. Eine Betrachtung darüber, ob das
Buch geächtet werden könnte oder nicht stand somit nicht mehr
zur Debatte. Dazu hier ein Vergleich: Der in Toronto lebende
kanadische Autor Ernest Jandal verfaßte im April 1988 ein
Buch, in dem er die Ereignisse des zweiten Weltkrieges
analysierte. Die Tatsache, daß er die Zahl von 6 Millionen
jüdischen Opfern des Nazi-Regimes anzweifelte, reichte aus,
durch massiven Einfluß zionistischer Gruppen in Kanada, das
Buch zu verbieten. Allem Anschein nach gibt es eine
Zwei-Klassen-Meinungsfreiheit: Die Meinungsfreiheit, die
Muslime zu beleidigen und die Meinungsunfreiheit, eine
kritische Meinung zu historischen Zahlen zu haben, wenn diese
Kritik dem Zionismus schaden könnte. Die Ereignisse von Kanada
sind kein Einzelfall. In fast allen europäischen Ländern sind
Bücher verboten worden, die den weltweiten Zionismus wegen der
Besetzung von Palästina als Sieger des zweiten Weltkrieges
darzustellen versuchten. Bücher mit sogenanntem
anti-semitischem Inhalt werden verboten. Bücher mit schwersten
Beleidigungen gegen den Islam aber erlaubt; ja sogar massiv
unterstützt. Es ist ein Verdienst Imam Khomeinis diese
Doppel-Moral der westlichen Verantwortlichen und ihr Verhalten
gegen die Muslime bloßgelegt zu haben. / / // /Wer Neid und
Feindschaft sät, wird die Konsequenzen ernten/ (Imam Dschafar
as-Sadeq ( )) Irans Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu
England Am 7. März 1989 brach die Islamische Republik Iran als
Konsequenz des Verhaltens der britischen Regierung im Fall
Rushdie die diplomatischen Beziehungen zu England ab. Die
Begründung für diesen Abbruch findet sich in einer
Stellungnahme des Außen-Ministeriums des Iran: / Im Namen
Gottes des Gnädigen und Barmherzigen Die Islamische Republik
Iran hat seit dem Beginn ihrer Gründung, nach mehreren
Jahrzehnten eines aufrichtigen islamischen Volkskampfes, die
Verteidigung des Islam, dessen heiliger Ideale und die
Verteidigung aller unterdrückten Muslime überall auf der Welt
als eine ihrer Hauptaufgaben betrachtet. Mit der Ablehnung der
Hegemonie von Ost und West, welche sich erhoben haben, um den
'reinen Baum' (des Islam) zu entwurzeln, ist die Islamische
Republik Iran auf ihrem aufrichtigen Weg fortgefahren. Die
weltweite Arroganz, insbesondere in der westlichen Welt, hat
sich erhoben, um sich dem Islam von allen Seiten
entgegenzusetzen. Denn sie erkennen in der Existenz und Stärke
des reinen Islam von Muhammad ( ) ein Hindernis für ihre
bedrohlichen und expansionistischen Absichten. In diesem
Zusammenhang spielen die britischen Politiker eine markante
Rolle. In den letzten beiden Jahrhunderten hat Großbritannien
bezüglich der Verschwörung und des Verrats gegen den Islam und
die Muslime die Führungsrolle übernommen. Islamische Nationen
haben und werden niemals Verschwörungen, wie die Bildung des
zionistischen Regimes und deren uneingeschränkte
Unterstützung, bis hin zur Verbreitung von Sekten (wie z.B.
den Wahabismus der Saudis, Anm.d.Übers.) und Ausstreuung von
Zwietracht unter den Muslimen vergessen. Damit wurde versucht
gegen die islamischen Bewegungen in Irak, Ägypten, Iran,
Pakistan und anderen islamischen Ländern zu kämpfen. In einer
Zeit des Verfalls des alten Kolonialismus und in einem
Jahrhundert von internationaler Wachsamkeit, hat sich das
kolonialistische System von Großbritannien, welches mehrere
Rückschläge von der islamischen Bewegung in der muslimischen
Welt zu verzeichnen hat, die Methode seines Kampfes und seiner
Feindseligkeit abgeändert. Die Methode eines direkten
militärischen Eingriffs wurde durch eine komplizierte
politische und kulturelle Methode ersetzt. Und in seiner
neuesten Verschwörung gegen den Islam hat Großbritannien
dieses Mal die heiligsten Werte des Islam zum Ziel, nämlich
den Qur'an und den Charakter seines geliebten Propheten. Der
Prophet wird dabei der Falschheit und des Betrugs bezichtigt.
Der Vorwand für diesen neuesten kulturellen Kreuzzug heißt
Verteidigung der Freiheit und der menschlichen Werte. Die
Veröffentlichung der 'Satanischen Verse' und die Beleidigung
der Heiligkeiten von einer Milliarde Muslime auf der Welt im
Auftrag des internationalen Zionismus, sowie die wachsamen und
patriotischen Reaktionen der Muslime, führten den Westen in
eine Konfrontation mit der islamischen Welt. Sie hatten diese
Verschwörung, nämlich die islamische Welt zu erniedrigen,
geplant, um die letzten ideologischen Grundsätze der Muslime
auszulöschen. Doch hatten sie dabei nicht mit einer
Unterstützung solchen Ausmaßes für die islamischen
Heiligkeiten gerechnet. Deswegen machten sie sich die
islamische Republik Iran und die großartige Führung der
Revolution zur Zielscheibe. Sie begannen ihren politischen
Krieg unter dem Vorwand der freien Meinungsäußerung. Dabei
machten sie die Islamische Republik Iran zum Hauptziel des
Krieges der Ideologien und Wertvorstellungen wegen eines
islamischen Urteils. Mit der Barmherzigkeit des Allmächtigen
kehrte sich auch diese Angelegenheit um. Das bedeutet: Die
Muslime stellten überall auf der Welt fest, daß die Islamische
Republik Iran als eine Revolution und als System alle
Schwierigkeiten willkommen heißen wird, um die islamischen
Werte zu verteidigen, um Beleidigungen seines großen Propheten
zu verhindern und mit aller Kraft der weltweiten
Gotteslästerung entgegenzutreten. Wie hätten sich die Muslime
in der ganzen Welt, die geringere Beschränkungen (in ihren
Möglichkeiten) haben und über ausgedehntere Möglichkeiten
verfügen, ruhig verhalten können, angesichts dieser
ausgeweiteten und gefährlichen Verschwörung? Die
bewunderungswürdige Bewegung der islamischen Umma
(Gemeinschaft) in den entlegendsten Plätzen auf der Welt zur
Unterstützung der Fatwa (Richterspruch) Imam Khomeinis und die
Entlarvung der neuesten Verschwörung Großbritanniens und
seiner Mittäter ist ein lebendiges Beispiel und ein Beweis für
diesen Anspruch. Diese vielversprechende Bewegung, die mit
einer unerschrockenen Aussprache eines Rechtsgutachtens des
Islam gegen den geldgierigen Autor (des Buches) und die
Verleger begann und mit dem Blut einiger tapferer Märtyrer der
islamischen Welt vermischt wurde, ist nun zu einer
inspirierenden Angelegenheit für die Einheit der islamischen
Welt gegen die Feinde des Islam geworden. Es hat sich in ein
Kriterium und einen Test für all jene gewandelt, die es
ablehnen ihre ideologischen und göttlichen Werte in Anbetracht
des westlichen Anti-Werte-Systems zu ändern. Das
Außenministerium ist nicht nur die Exekutive der Islamischen
Republik Iran, sondern in einem weiteren Sinn die Exekutive
und Unterstützung der Außenpolitik des Islam gegen
Gotteslästerung. In diesem Zusammenhang berücksichtigt es die
Verteidigung des Islam und seiner Werte, seiner Theologie und
rechtmäßigen Vorschriften. Daher wird es keine Beleidigungen
und Verschwörungen gegen den Islam akzeptieren, von welchem
Land sie auch ausgehen mögen. Es betrachtet den Respekt für
islamische Heiligkeiten als Teil der Basis eines gegenseitigen
Respekts im Rahmen seiner Beziehungen mit den Ländern dieser
Welt. / /In der einen Woche, die der britischen Regierung vom
Majlis (islamisches Parlament des Iran) als Ultimatum gegeben
wurde, waren deren Bemühungen, ihre vorrausgehende Haltung zu
korrigieren, unzureichend. Obwohl sie die Beleidigungen, die
jenes Buch enthält, zugegeben hat, traf sie keinerlei
Maßnahmen, um die Beleidigungen gegen den Islam und die
islamischen Heiligkeiten zu verhindern. Außerdem behielten sie
ihre feindliche Haltung gegen die klare Verordnung des Islam
bei. Diese feindliche Haltung richtet sich gegen die klare
Verordnung des Islam über jenen Menschen, der den Propheten
beleidigt. Daher glaubt das Außenministerium der Islamischen
Republik Iran, in Anlehnung an die Entscheidung des
islamischen Parlaments zum Abbruch der diplomatischen
Beziehungen mit der britischen Regierung, daß die Bedingungen
des islamischen Parlaments nicht erfüllt wurden. Daher gab es
den Abbruch der politischen Beziehungen der Islamischen
Republik Iran zur Britischen Regierung bekannt/. (übersetzt
aus dem Engl. aus Keyhan International 11.3.1989) Aus der
Erklärung des Außenministeriums der Islamischen Republik Iran
wird deutlich, daß die ganze Rushdie-Affaire nicht separat
betrachtet, sondern in einem Gesamtzusammenhang von
Ereignissen gesehen wird, wie es bereits angedeutet wurde.
Eine weiterreichende Erläuterung der Zusammenhänge würde den
Rahmen dieses Buches sprengen. Der einzige Grund für die
Zersplitterung und die Uneinigkeit und damit die Schwäche der
Muslime ist ihre Ferne von der wahren Lehre des Islam. Diese
Entfernung haben sie nicht nur eigenen Fehlern zuzuschreiben,
sondern vor allem auch dem Interesse von zahlreichen
Okkupanten der Kolonialzeit, die für ihre Methode /teile und
herrsche/ mit allen Mitteln versuchten und heute noch
versuchen, die Muslime von ihrer gemeinsamen Identität, dem
Glauben zu entfernen. Die Ersetzung des arabischen Alphabets
durch das lateinische in der Türkei ist nur eines von
dutzenden Beispielen für Methoden, mit denen die Muslime neben
ihrer materiellen, vor allem ihrer kulturellen Quellen beraubt
werden sollten. An der Spitze der Kolonialmächte gegen die
islamische Welt stand Großbritannien. Hauptnutznießer des
britischen Kolonialismus war der Zionismus, der auf dem von
den Briten besetzten Palästina den Staat Israel ausgerufen
hat. Es ist eine bis heute nicht zu leugnende Tatsache, daß
die Regierenden in Israel nicht mit dem bereits okkupierten
Gebiet zufrieden sind, sondern nach wie vor von einem
Groß-Israel träumen. Auf die Aufforderung von US-Außenminister
Baker derartige Träume aufzugeben, antwortete Shamir, daß er
sich den Inhalt seiner Träume von niemandem vorschreiben lasse
(Die Welt 24.5.89). Einziges Hindernis für die weitere
Ausbreitung der Gewaltherrschaft Israels sind der Islam und
die aufrichtigen Muslime, wie Israels Truppen bereits im
Libanon feststellen mußten, und wie sie es in dem
nichtaufhörenden islamischen Widerstand (Intifada) im
besetzten Palästina seit zwei Jahren tagtäglich spüren. So
liegt es in Israels ureigenstem Interesse, den weltweiten
Islam zu diskreditieren und die Muslime vom Islam abzubringen.
Islamische Bewegungen stellen die größte Kraft gegen jegliche
Form von Rassismus und gegen die Expansionspolitik des
Zionistenstaates dar. Auch wenn im Einzelfall ein Nachweis
schwer fallen dürfte, so werden aus der Sicht der Muslime
Verschwörungen gegen den Islam zwangsläufig mit dem
internationalen Zionismus in Verbindung gebracht, da dieser
mit Abstand das größte Motiv im Kampf gegen den Islam und die
Muslime hat. Die allgemeine Kriegsführung gegen das Religiöse
ist dabei nicht allein gegen den Islam gerichtet, es ist
vielmehr auch die ganze christliche Welt davon betroffen; die
unaufhaltsame Verbreitung der Morallosigkeit, des Atheismus,
des Rauschgiftkonsums usw. im Westen mit ihren verheerenden
Folgen für das Individuum und die Gesellschaft sind auch für
jeden gläubigen Christen schmerzhaft. Die Ablehnung des
internationalen Zionismus steht immer im direkten Zusammenhang
mit der Ablehnung der USA, da Israel ohne die Finanz- und
Militärhilfe vor allem aus den USA nicht existenzfähig ist.
Der Ex-Ministerpräsident der Islamischen Republik Iran Musawi
nannte Rushdie auch einen /von den USA bezahlten Söldner/.
Diese Darstellung dient lediglich der kurzen Darlegung einer
Problematik, die von vielen Nicht-Muslimen übersehen werden
kann. Es ist klar, daß diese Kurzdarlegung für so manchen
Leser mehrere neue Fragen aufwerfen wird. Die Behandlung der
weitergehenden Fragen wird an dieser Stelle unterbrochen, da
sie ein eigenes Buch füllen würde. Für die Rushdie-Affaire
haben die Zionisten jedenfalls, wie so oft, eine Art Alibi:
Das Ministerium für religiöse Angelegenheiten Israels bat den
israelischen Ketter-Verlag /"Die Satanischen Verse"/ nicht zu
veröffentlichen (Die Welt 27.2.89). Eine weitere Aufheizung
des islamischen Widerstandes in den auch offiziell besetzten
Gebieten kann sich der Zionistenstaat nicht leisten. Was den
Abbruch der diplomatischen Beziehungen der Islamischen
Republik Iran zu England betrifft, so wird es langfristig
gesehen, soweit erforderlich, kein Ausnahmefall bleiben.
Außenminister Welajati sagte dazu: /Der Iran wird mit jedem
Land so verfahren, das die heiligen Werte des Islam angreift/.
Die Briten jedenfalls /rächten/ sich für die entgangenen
Wirtschaftsaufträge mit einem Theaterstück namens /Iranische
Nächte/, dessen Inhalt eine einzige Beleidigung Irans war. Die
Erstvorstellung war am 14. April 1989. Als Co-Autor wurde
wieder ein geborener Muslim verpflichtet. / / // /Wenn die
Unwissenden schweigen, geraten die Menschen nicht in
Streitigkeiten/ (Imam Muhammad at-Taki ( )) Genschers
Vorbelastung durch Rabta Einer, der sich bei der Konfrontation
mit dem Iran um /"Die Satanischen Verse"/ besondere
Auszeichnungen verdienen wollte, war der deutsche
Außenminister Hans-Dietrich Genscher: /Die deutlichsten Worte
bei der Verurteilung hat offenbar Hans-Dietrich Genscher
gefunden/ (Hans-Joachim Friedrichs in Tagesthemen/ARD
20.2.89). /Hans-Dietrich Genscher, der über die Kriegsjahre
hinweg die Tür zu Khomeinis Außenamts-Chef Welajati nie
zugeschlagen hatte, setzte sich mit geradezu verwegener
Eindeutigkeit an die Spitze der Rushdie-Sympathisanten/
(Spiegel 9/89, 27.2.89). Diese Profiliersucht führte sogar
dazu, daß erwogen wurde, die Behandlung dieses Falles auf
Antrag der Bundesregierung vor den UN-Sicherheitsrat zu
bringen (Die Welt 23.2.89). Die besondere Situation Genschers,
die ihn zu für seine Verhältnisse ungewöhnlich unausgewogenen
Reaktionen verleitete, hing mit dem noch nicht überwundenen
Rabta-Trauma zusammen. Um diese Vorbelastung besser verstehen
zu können, bedarf es einer kurzen Rückschau. Um die
Weihnachtszeit 1988 wurde der deutschen Öffentlichkeit eine
fragwürdige Nachricht beschert. Aus US-amerikanischen Quellen
sickerten /"Informationen"/ durch, daß deutsche Firmen
möglicherweise am Bau von Chemie-Anlagen in Rabta (Libyen)
beteiligt waren. Was als gezielte Indiskretion begann,
entwickelte sich zum größten Medienspektakel am Anfang des
Jahres 1989. Bereits in der Ausgabe vom 1/2 Januar 1989
berichtete der /Herolds Tribune/ von konkreten Beteiligungen
deutscher Firmen. Der Zeitpunkt dieses Medienspektakels war
gut gewählt, denn vom 7.-11. Januar 1989 sollte in Paris die
/Internationale Konferenz über chemische Waffen/ stattfinden.
So hatten die Medien 1-2 Wochen Zeit, Libyen zum Bösewicht der
weltweiten Chemiewaffen-Mafia abzustempeln. Damit war auch das
Hauptthema der Konferenz festgelegt, und der Einsatz
chemischer Waffen durch den Irak gegen die Islamische Republik
Iran und das kurdische Volk im Irak und deren stillschweigende
Akzeptanz durch West und Ost konnte unter den Teppich gekehrt
werden. Der eigentliche Skandal, nämlich die weltweite Hilfe
für Irak bei seinem Einsatz chemischer Waffen im Krieg gegen
die Islamische Republik Iran, wurde durch die Diskussion um
mögliche Beteiligungen deutscher Firmen an der Produktion
chemischer Waffen in Libyen überdeckt. Diese Tatsache haben
nur wenige Verantwortliche zum Ausdruck gebracht: So sagte
z.B. der verteidigungspolitische Sprecher der
SPD-Bundestagsfraktion Hermann Scheer in der WDRIII-Sendung
/Weltweit/ am 10. Januar 1989:/"... es ist grotesk, daß man im
Moment über die Eventualität redet, ob in Libyen eine Anlage
gebaut wird, während im Irak nicht nur eine Anlage gebaut
worden ist, auch mit deutscher Hilfe, und gleichzeitig die
chemischen Waffen eingesetzt worden sind."/ Die angestrebte
Ächtung von Chemiewaffen ist lediglich eine Verschärfung
bestehenden Völkerrechts. Denn das am 17. Juni 1925 von 118
Staaten (darunter auch dem Irak) unterzeichnete Genfer
Protokoll sieht vor, daß lediglich die Anwendung von
erstickenden, giftigen und anderen Gasen und Methoden
biologischer Kriegsführung verboten sind, nicht aber deren
Besitz! Das bedeutet, daß Libyen völkerrechtlich gesehen gar
keinen Rechtsbruch begangen hätte, selbst wenn dort
Chemiewaffen produziert worden wären. Das aber wurde durch
eine gezielte Medienpolitik vertuscht. Durch eine zusätzliche
Aggression der USA mit dem Abschuß zweier libyscher
Aufklärungsflugzeuge und dem eiligst herbeigeschafften
Filmmaterial darüber, waren die Medien ohnehin mehr auf das /Räuber-und-Gendarm-Spiel/
fixiert als auf die in den Hintergrund gedrängten Tatsachen.
Der eigentliche Völkerrechtsverbrecher Irak aber wurde von der
Staaten-Gemeinschaft in keiner Weise sanktioniert. Dazu
Hermann Scheer: /"Es ist völlig klar, wenn der Staatenwelt vor
Augen geführt wird, daß ein Staat wie der Irak einen
Völkerrechtsbruch, also ein Staatsverbrechen tätigen kann, und
es bleibt ohne Konsequenz, ohne Sanktion gegenüber dem Irak,
ohne internationale Ächtung, dann haben wir die Situation, daß
sich jeder Staat gemüßigt fühlt, ... selber chemische Waffen
herzustellen, weil die Staatengemeinschaft ihn selbst dann
nicht schützt, wenn ein Völkerrechtsbruch geschehen ist. Und
ich finde es grotesk angesichts dieses Zustands, daß die
irakische Regierung, die sich im vergangenen Jahr eines klaren
Kriegsverbrechens schuldig gemacht hat, in Paris bei dieser
Konferenz, als wäre nichts geschehen, am Tisch sitzt und als
normaler Teilnehmer behandelt wird. Was fällig wäre, ist eine
Ächtung des Irak. Was fällig ist, sind internationale
Sanktionen."/ Die Rolle der Medien bei diesem inszenierten
Ablenkmanöver der USA ist sehr wesentlich. Nachweislich
verfügen beide Großmächte über die größten Arsenale und
Produktionsstätten für Chemiewaffen auf der Welt. Spätestens
seit 1984 weiß die Welt von den Chemiewaffeneinsätzen Iraks,
erst gegen die Islamische Republik Iran und später auch gegen
die eigene kurdisch-irakische Bevölkerung. 1987 hat die
Bundesregierung in diesem Zusammenhang Ermittlungen
aufgenommen und erste Ergebnisse bereits Ende 1988
veröffentlicht, wonach deutsche Firmen nachweislich an der
Produktion der irakischen Chemiewaffen maßgeblich beteiligt
waren, und dennoch gab es zu Kriegszeiten nie die notwendige
Resonanz von Seiten der Medien. Der Irak ist für seinen
Einsatz von Chemiewaffen und damit seinen Kriegsverbrechen bis
heute noch nicht offiziell verurteilt worden. Die Rolle der
Medien wird nur bei genauerer Kenntnis von Hintergründen
deutlich. So gab z.B. der ehemalige CIA-Direktor William Colby
offen zu, daß die westlichen Nachrichtenagenturen gezielt
manipuliert werden (nachzulesen in 'CIA in Westeuropa',
Neuberger G. und Opperskalski, M.). Bei dem sogenannten
Libyen-Skandal war anfänglich von deutlichen Beweisen die
Rede, die der damalige US-Außenminister Shultz seinem
deutschen Amtskollegen Genscher vorgelegt habe. Allein diese
Nachricht zeugt bereits von einem unglaublichen Ausmaß an
Vernebelung der tatsächlichen Gegebenheiten. Denn Dokumente
aus Bagdad belegen, daß die /Bechtel Group Inc./ ab 1984 eine
Giftgasfabrik in Akashat (Irak) miterrichtet hat (siehe taz
26.01.89). Direktor dieses Unternehmens war aber noch bis Juli
1982 George Shultz selber. So schreibt die taz vom 26. Januar
1989 in einem Kommentar mit dem Titel /Weltweite Heuchelei:
..... macht das Beispiel Irak aber noch einmal deutlich, daß
die Meßlatte, wonach etwas zu einem internationalen Skandal
wird, ausschließlich im Bereich politischer Opportunität zu
suchen ist./ Und so ist den Medien auch kein Mittel zu schade,
um das schmutzige Geschäft der US-Politiker mitzuspielen. So
wurde in der ARD-Sendung PANORAMA vom 31. Januar 1989, im
Zusammenhang mit Rabta, der Vorwurf vom /"Auschwitz in der
Wüste"/ gegen die Deutschen wiederholt - ein Vorwurf, der aus
den USA kam. Bei allem Unmenschlichen, was in Auschwitz
geschehen ist, gab es kein Auschwitz, in dem weit über 5000
Zivilisten, meist Frauen und Kinder, *auf einen Schlag*
vergast und gleichzeitig weitere 7000 vergiftet wurden, wie am
17./18. März 1988 in Halabja durch irakische Kampfbomber
geschehen. Es ist interessant, daß die Medien sich bereits im
Zusammenhang mit dem Aufbau einer angeblichen
Chemie-Waffen-Fabrik in Libyen noch an die Ereignisse in
Auschwitz erinnern, während sich bei dem Völkermord Saddams
mittels chemischer Waffen an den muslimischen Kurden vor einem
Jahr, kaum ein Journalist mehr an Auschwitz erinnern mochte.
Bleibt noch die Frage, warum die anfänglichen
Skandal-Nachrichten sich ausgerechnet gegen den amtsältesten
Außenminister der Welt, Hans-Dietrich Genscher, richteten.
Welches Interesse hatte die USA, Herrn Genscher eine Strafe
zuteil werden zu lassen? Bei Kenntnis aller Faktoren fällt die
Antwort nicht schwer: Genscher war der einzige hochrangige
westliche Politiker, der den Chemiewaffeneinsatz Iraks gegen
die Islamische Republik Iran beim Namen genannt hat. Er war
es, der die Klärung der Kriegsschuldfrage in die Resolution
598 zum Waffenstillstand zwischen Iran und Irak eingebracht
hat, um eine Bedingung der Islamischen Republik Iran, an der
Waffenstillstands-Verhandlung teilzunehmen, zu erfüllen. Denn
die anderen damaligen UN-Sicherheitsratmitglieder, allen voran
die USA, wollten auf diesen Punkt verzichten. Als potentieller
Aussprecher dieser Wahrheit mußte Herr Genscher mundtot
gemacht werden. Und so konnte Genscher in Paris auch nur noch
indirekt sein Anliegen formulieren:/"Wer sich der Ächtung der
Chemiewaffen widersetzt, muß durch die Weltöffentlichkeit
geächtet werden."/ Nur Insider können diese Aussage den USA
zuordnen (Dieser Abschnitt ist größtenteils Al-Fadschr
Nr.38/1989 entnommen). Genscher war durch diesen Fall
politisch schwer angeschlagen. Seine Widersacher in der
Regierung kamen laut vernehmbar zu Wort, und sein
internationales Ansehen wurde von den USA systematisch
untergraben. In so einer Situation blieb Hans-Dietrich
Genscher zur Aufrechterhaltung seiner politischen Karriere
nichts anderes übrig, als die nächste Gelegenheit zu nutzen,
seine Verbundenheit zu der westlichen Großmacht USA deutlich
zu bekunden. Nur so ist zu erklären, daß ein bis dahin
gegenüber der islamischen Welt besonnen auftretender
Politiker, den Maßstab seiner Aussagen und Handlungen
verlieren konnte. Peter Scholl-Latour äußerte sich dazu: /"Bei
der deutschen Reaktion ist mir etwas unwohl. Ich habe manchmal
das Gefühl, nachdem man die Amerikaner geärgert hat mit Rabta
..., daß man jetzt Bündnissolidarität ... zeigen will"/
(Presseclub ARD 26.2.89). Dieses Verhalten beinhaltete aber
ein großes Risiko für die deutsche Wirtschaft: /Bonns
hektisches Bemühen, den in der Libyen-Affaire angeschlagenen
Ruf als zuverlässiger Streiter für die Werte des Westens
zurückzugewinnen, könnte die Deutschen noch teuer zu stehen
kommen/ (Spiegel 9/89, 27.2.89). Es ist jedoch offensichtlich,
daß auch ein Herr Genscher zu einem maßvollen Verhalten
gegenüber der Islamischen Republik Iran zurückfinden muß, um
seine Fehler in diesem Fall zu korrigieren. Andernfalls würde
er vielseitige Beziehungen der Deutschen zu den Muslimen,
insbesondere zum Iran zerstören. // // /Wenn sie aber nach
ihrem Vertrag ihre Eide brechen und euren Glauben angreifen,
dann bekämpfet die Führer des Unglaubens - sie halten ja keine
Eide - auf das sie ablassen./ (Heiliger Qur'an 9/11)
Rushdie-Affaire vor den UN-Sicherheitsrat? Ein maßlos
überzogen reagierender Genscher hatte sogar erwogen, den Fall
Rushdie vor den UN-Sicherheitsrat zu bringen. Von muslimischer
Sicht her ist zu bedauern, daß es nicht dazu kam. Denn jede
Einschaltung des UN-Sicherheitsrats würde die Einstellung des
Westens gegenüber den Muslimen klarer verdeutlichen. Muslime
älterer Generation erinnern sich nur zu gut daran, wie der
damals junge UN-Sicherheitsrat einen Waffenstillstand nach dem
anderen zwischen der Besatzungsmacht in Palästina und ihren
arabischen Nachbarn aushandelte, um Israel die Gelegenheit zu
bieten, sich von neuem zu rüsten. Israel hat seine Existenz
den Kolonialmächten England, Frankreich und den USA zu
verdanken, welche ihren ehemals offenen Kolonialismus heute in
neue Gewänder kleiden. Für die Muslime war und ist die UNO
eines dieser Gewänder. Aber auch diejenigen Muslime, welche
die Ereignisse von damals nicht miterlebt haben, müssen
gezwungenermaßen im UN-Sicherheitsrat ein Werkzeug der
Großmächte zur Unterdrückung der Muslime sehen. Schließlich
scheiterte bisher jede mit Konsequenzen verbundene
Verurteilung Israels und ihrer aggressiven Besatzungspolitik
am Veto der USA bzw. Englands. Jede Verurteilung der USA
selbst oder z.B. der Briten, welche auch in der jüngeren
Geschichte durch Aggressionen gegen die Muslime aufgefallen
sind, scheiterte an deren Veto-Diktat. Immer mehr Muslime
fragen deshalb immer vernehmbarer, mit welcher Anmaßung
Vertreter einer Bevölkerungsminderheit der Erde durch
Veto-Diktat sich über die Bevölkerungsmehrheit der Welt
hinwegsetzen darf. Sie fragen auch, wie es sein kann, daß
gerade die fanatischen Verfechter von Freiheit und Demokratie
in der Weltpolitik ungeniert die demokratischen Prinzipien
mißachten dürfen. Die fünf Staaten mit selbsterteiltem
Veto-Recht und selbsterteilter ständiger Mitgliedschaft im
UN-Sicherheitsrat mögen in bilateralen Teilfragen
untereinander uneinig sein; gegen den Islam und die
muslimische Weltbevölkerung bewiesen sie aber stets Eintracht.
Eine Interessenvertretung der Muslime, die immerhin schon bald
ein Viertel der Weltbevölkerung ausmachen werden, existiert
bis heute nicht im Sicherheitsrat. Jeder neue Aufruf des
UN-Sicherheitsrats im Fall Rushdie hätte zur Folge, daß all
diese Fragen erneut und noch deutlicher aufgeworfen würden,
und die Muslime kennen darauf nur eine Antwort: Der
mittelalterliche Kreuzzug gegen die Muslime hat neue Gewänder,
neue Rüstungen und neue Heerführer, aber die Motive und die
Ziele sind seit Jahrhunderten gleich geblieben. Imam Khomeini
war angetreten, um die allgemeine Ungerechtigkeit auf der Erde
anzuprangern und völlig zu entblößen. Die aktuelle westliche
Politik war ihm dabei behilflich, indem sie die zahllosen
Kriegsverbrechen und andere Brutalitäten (wie z.B. den Abschuß
des iranischen Airbus' durch die US-Flotte im Persischen Golf)
gegen die Muslime duldete oder gar unterstützte. Andererseits
verstieß der Westen allseitig gegen die immer wieder von ihnen
propagierten Grundsätze, wie die Wahrung der Menschenwürde, um
einen Rufmörder an Heiligkeiten des Islam sowie sein
/Mordwerkzeug/ mit allen Mitteln zu verteidigen. // /Und sie
sprechen, keiner soll je in den Himmel eingehen, es sei denn
ein Jude oder ein Christ, solches sind ihre eitlen Wünsche.
Sprich: Bringt her euren Beweis, wenn ihr wahrhaftig seid./
(Heiliger Qur'an 2/111) Die Juden und Christen Salman Rushdies
Buch ist zweifelsohne nicht nur ein Angriff auf den Islam und
die Muslime. Auch die Heiligkeiten anderer Weltreligionen
werden verächtlich gemacht. Die langanhaltende Schweigsamkeit
in den Kirchen und Synagogen ist deshalb schwer zu verstehen.
Es dauerte in England immerhin bis Ostern 1989, bis ein
anglikanischer Bischof der Diözese von St. Albans Rushdies
Verlag aufforderte, das Buch zurückzunehmen (Spiegel 14/89,
3.4.89), allerdings tat er dies nicht im Namen der Kirche. Der
/Gemeinsame Ausschuß der Konferenz Europäischer Kirchen und
Rat der Europäischen Bischofskonferenz/ hat sich in ihren
Veröffentlichungen nicht gegen das Rushdie-Buch gestellt.
Dabei ist für die Christen die ganze Bibel Gottes Buch. Auch
wenn von christlicher Seite die Gebote im alten Testament im
Zuge der sogenannten Reformation immer weniger berücksichtigt
werden, so sind die zehn Gebote nach wie vor Grundlage in der
Ethik und Moral der heutigen Christen. Das zweite der zehn
Gebote heißt: // /Du sollst den Namen deines HERRN, deines
Gottes, nicht mißbrauchen; denn der HERR wird den nicht
ungestraft lassen, der SEINEN Namen mißbraucht./ (Die Bibel,
2. Mose 20/7) Dutzende Male erwähnt Rushdie den Namen /Gott/
oder /Allah/ (arabische Christen benutzen auch das Wort Allah,
wenn sie von Gott sprechen) in verachtungswürdigen
Zusammenhängen. Dennoch lehnten sich die offiziellen Kirchen
nicht auf. Während der Vatikan sich inzwischen offiziell gegen
die /"Satanischen Verse"/ und ihre Verbreitung gestellt hat,
und das Buch zumindest im Vatikan-Staat verboten wurde, ist
insbesondere die abwartende Haltung der jüdischen
Verantwortlichen schwer zu verstehen. Schließlich sind die
Juden noch immer an die Gebote des alten Testamentes gebunden,
wo es ganz klar heißt: // /Führe den Flucher hinaus vor das
Lager und laß alle, die es gehört haben, ihre Hände auf sein
Haupt legen, und laß die ganze Gemeinde ihn steinigen, und
sage zu den Israeliten: Wer seinen Gott flucht, der soll seine
Schuld tragen. Wer des HERRN Namen lästert, der soll des Todes
sterben; die ganze Gemeinde soll ihn steinigen. Gleich, ob
Fremder oder Einheimischer, wer den Namen lästert, soll
sterben./ (Die Bibel, 3. Mose 24,14-16) Zwar wurde die
Veröffentlichung des Buches in Israel auf Drängen des
Ministeriums für religiöse Angelegenheiten vorerst
zurückgestellt, aber das ist eher mit der Sorge um weitere
Aufstände der Muslime gegen die zionistische Besatzungsmacht
zu erklären als mit religiösen Motiven. Die Vertreter
jüdischer Gemeinden hüllten sich lange in Schweigen. Selbst
ein Herr Galinski, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in
Deutschland, der sonst bei Angriffen auf die Juden nicht
zögert, seine Meinung durch alle Medien verbreiten zu lassen,
hüllte sich lange in Schweigen. Ist denn Abraham ( ) kein
Prophet der Juden, dessen Ehre zu schützen ist? Ist die Würde
Abrahams () weniger wert als die Würde der Opfer Hitlers? Die
einzig mögliche Erklärung für die lange andauernde
Schweigsamkeit der jüdischen Verantwortlichen in aller Welt
ist darin zu sehen, daß sie nicht durch eine medienwirksame
Stellungnahme gegen das Buch die weltweite Kampagne gegen den
Islam unterbrechen wollten. Dafür sind sie anscheinend bereit
auch ihre eigenen Propheten mitbeleidigen zu lassen.
Unabhängig davon, wie man das lange Schweigen der Juden und
Christen gegenüber der Veröffentlichung von Rushdies Buch, das
auch eine Beleidigung der gläubigen Juden und Christen ist,
interpretieren mag, bleibt die Gleichgültigkeit, ja sogar die
Unterstützung dieser beiden Religionsgemeinschaften für die
Weiterverbreitung der /"Satanischen Verse"/ höchst
unverständlich. Die Frage, was wäre geschehen, wenn die
Muslime und Imam Khomeini nichts unternommen hätten, führt auf
unterschiedliche Reflexionen, je nachdem, welche Aspekte der
Zusammenhänge betont werden. Hierfür zwei Beispiele: 1.
Bezeichnend ist, daß /"Die Satanischen Verse"/ von einem
ehemaligen Muslim geschrieben wurde. Oder sollte man lieber
sagen, daß ein ehemaliger Muslim den Auftrag erhielt, den
Islam zu attackieren? So war keine Kirche oder Synagoge
gemüßigt, sein Gemeindemitglied zur Ordnung zu rufen. Die
Vertreter der anderen Religionen fühlten sich weder
angesprochen noch betroffen und hüllten sich deswegen in
Schweigen. Der Unmut, den die Muslime gegen die schweigenden
Vertreter der anderen Religionen zum Ausdruck gebracht hätten,
hätte sehr leicht das Klima zwischen den Muslimen und den
Anhängern der anderen Religionen nachdrücklich verschlechtern
können und den bestehenden Dialog langfristig in eine
religiöse Feindseligkeit mit unabsehbaren Folgen münden lassen
können. Erst durch die Fatwa von Imam Khomeini wurden die
islamischen Proteste auf wenige Verantwortliche und
Mitschuldige an Rushdies Buch beschränkt. Nur dadurch wurden
schwerwiegende langfristige Konsequenzen für den
interreligiösen Dialog vermieden, auch wenn kurzfristige
Beeinträchtigungen nicht vermeidbar waren. 2. Da der Autor als
geborener Muslim seine Beschimpfungen auch gegen die heiligen
Propheten der Juden und Christen gerichtet hat, hätte dies,
falls die Muslime nichts dagegen unternommen hätten, die
unkontrollierbare Aufhetzung und empörte Gegenreaktionen der
beiden Religionsgemeinschaften gegen den Islam und gegen die
Muslime nach sich ziehen können. Denn ein möglicher Vorwurf
wäre: Die Muslime haben durch ihr Schweigen gezeigt, daß sie
mit diesem beleidigenden Buch eine Verschwörung gegen die
heiligen Propheten der Juden und Christen angezettelt haben.
Dabei sind sie sogar bereit gewesen, den Islam, ihre eigene
Religion, herabzuwürdigen. Dann wäre allerdings ein weltweiter
Religionskrieg unter den hunderten Millionen Gottgläubigen
(Muslimen, Christen und Juden) nicht mehr zu verhindern
gewesen. Gerade auch aus diesem Grund ist erkennbar, wie
wichtig und nötig die Fatwa von Imam Khomeini für das
friedliche Zusammenleben aller Gottgläubigen auf Erden gewesen
ist. Schließlich ist es der Islam, der die Muslime
verpflichtet, mit den gläubigen Juden und Christen um Gottes
Willen eine Einheit zu bilden (Heiliger Qur'an 3/64). Dagegen
ist es umso erstaunlicher, daß diejenigen, die sich mit allen
Mitteln für Rushdie und sein Machwerk einsetzten, sich als
Verfechter des Friedens auf Erden bezeichneten, und Imam
Khomeini, der diesen geplanten weltweiten Religionskrieg im
Keim ersticken ließ, immer wieder als Aufrührer gegen den
Weltfrieden darstellen wollten. / / // /Allah wünscht nur
Unreinheit von euch zu nehmen, ihr Angehörigen des Hauses (des
Propheten) und euch rein und lauter zu machen./ (Heiliger
Qur'an 33/33) Das islamische Recht (Scharia) und die Muslime
Nach dem Waffenstillstand der Islamischen Republik Iran mit
dem irakischen Kriegsverbrecher /Saddam/, hofften die
westlichen Polit-Strategen, endlich ihr Ziel erreicht zu
haben, Imam Khomeini nun auch in der islamischen Welt zu
isolieren. Diese Wunschvorstellung drückt der Kommentator
einer Tageszeitung wie folgt aus:/.. dürfen wir Khomeini nicht
für die Stimme des Islam halten/ (Hmb.Abendbl. 18.2.89). Genau
das Gegenteil aber mußten sie feststellen, als mehr denn je
Muslime in aller Welt für die Fatwa (Richterspruch) Imam
Khomeinis auf die Straßen gingen und demonstrierten. In
Pakistan und Indien gab es sogar Dutzende von Märtyrern bei
den Demonstrationen. Sicherheitskräfte hatten wahllos auf
Demonstranten geschossen, um die britische Botschaft in
Islamabad abzuschirmen. Die weltweiten Reaktionen der Muslime
nach der Fatwa von Imam Khomeini manifestieren ihre
Verbundenheit mit dem Islam und den islamischen
Wertvorstellungen. Es gab kaum ein Land mit muslimischer
Bevölkerung, in dem nicht gegen das Buch und seinen Autor
protestiert wurde. Daneben gab es auch viele Protestaktionen
der Muslime in der westlichen Welt, wie z.B. die
Großdemonstrationen in den USA, England und Deutschland.
Zahlreiche große islamische Gelehrte aus verschiedenen
Ländern, wie z.B. Scheich Abdurrahman aus Ägypten, Scheich
Fadhlullah und Scheich Shaban aus dem Libanon, Maulana Buchari
aus Indien, Maulana Hussain Naeemi und Seyyed Ali Naqavi aus
Pakistan sowie zahlreiche andere, unter den Muslimen sehr
angesehene, aber von westlichen Medien ignorierte Gelehrte des
Islam, bekräftigten die Fatwa gegen Rushdie. Aber auch im
Westen bekannte und populäre Muslime, wie z.B. Yusuf Islam (Cat
Stevans), stellten sich hinter das Urteil gegen Rushdie. Dafür
werden seither Yusuf Islams Platten von zahlreichen
US-Radiosendern boykottiert: Seine Platten wurden sogar vom
Discjockey des Senders KRTH in Los Angeles öffentlich
zerschmettert (Die Welt 6.3.89). Die für den Westen
unerwartete Einheit in der Haltung der Muslime führte dazu,
daß in den Medien absolute Lügenmärchen verbreitet wurden. So
hieß es z.B. in den deutschen Medien, daß sich ein Sprecher
von 1,7 Millionen in Deutschland lebender Muslime von dem
Urteilsspruch Imam Khomeinis distanziert hätte. In
Wirklichkeit aber handelte es sich um den Sprecher einer
völlig bedeutungslosen Splittergruppe mit einer Handvoll
Mitglieder. Von kaum einem der großen islamischen Zentren ist
eine Opposition gegen die Fatwa bekannt. Vielmehr wurde auch
in Deutschland das Todesurteil unterstützt, wenn auch aufgrund
der bundesdeutschen Rechtslage nicht öffentlich dafür Stellung
bezogen werden konnte. Für jeden Muslim ist aber vor allem
zuerst Gottes Gesetzgebung maßgebend und steht über jeder von
Menschen erfundenen Gesetzgebung, unabhängig davon, wo sich
der Muslim befindet. Eine Legislative im westlichen Sinne, die
nach dem Interesse der Geld- bzw. Machthaber funktioniert,
kann es im Islam nicht geben. Die Rechtslage aus islamischer
Sicht ist, wie noch zu zeigen sein wird, klar. Das islamische
Recht, die Scharia, ist ein Gesetzwerk, dessen detailliertes
Verständnis ein viel intensiveres Studium bedarf, als z.B. die
Gesetzgebung eines westlichen Landes. Es ist viel leichter,
Verfassungsrichter in der Bundesrepublik zu werden, als
ausgebildeter Richter des Islam. So ist es auch kaum
verständlich, daß neben einigen muslimischen Laien auch
zahlreiche Nicht-Muslime, die in juristischen Angelegenheiten
völlig unkundig sind, nur weil sie irgend eine Beziehung zu
den Muslimen haben, sich anmaßen, islamische Urteile zu
fällen. Diese Anmaßung wäre vergleichbar mit einem
Germanistikstudenten im Ausland, der anfängt,
Verfassungsurteile für Deutschland zu fällen; so etwas
Absurdes wäre nicht akzeptabel. Doch trotz der
Vielschichtigkeit und des großen Umfangs des islamischen
Rechtssystems, kann in diesem Fall auch ein Laie das Urteil
aus islamischer Sicht bei hinreichender Information zumindest
nachvollziehen, denn die Haltung des Islam zum Fall Rushdie
ist eindeutig und unmißverständlich. Dennoch darf nicht jeder
Muslim, wie schon erwähnt, einen Richterspruch fällen. Dafür
bedarf es eines langjährigen Studiums des Islam und seiner
Gesetzgebung. Nur ein Gelehrter, der den hohen Rang eines
Mudschtahid erlangt hat, darf ein derartiges Urteil fällen,
denn es handelt sich um eine Art Grundsatzurteil. Mudschtahid
ist ein Gelehrter, welcher befähigt ist, das islamische Recht
auf die allgemeinen Fragestellungen der Zeit anzuwenden. In
einer Zeit, in der ein islamischer Staat existiert, sind die
Muslime an Urteilssprüche von der Führung des islamischen
Staates gebunden. Jede islamische Verordnung steht im
Gesamtzusammenhang aller islamischen Gesetze und Gebote und
ist, in diesem Gesamtzusammenhang betrachtet, ein Ausdruck der
Barmherzigkeit Gottes für die Menschheit. Ein einfaches
Gleichnis aber zeigt, was geschieht, wenn Einzelheiten aus dem
Gesamtzusammenhang gerissen werden: Einer der wohl schönsten
Teile im menschlichen Gesicht ist sein Auge. Sowohl das
Gesicht, als auch das Auge wirken zusammen schön. Wird das
Auge jedoch herausgerissen, so wirkt das Auge genau so
abschreckend, wie das Gesicht. In manchen Fällen der
islamischen Rechtsprechung kann es ähnlich wirken. Zwar ist
die islamische Lehre und ihre Gesetzgebung im
Gesamtzusammenhang schön, jedoch können Details der Lehre aus
dem Gesamtzusammenhang gerissen für Nicht-Muslime
unverständlich und möglicherweise auch abschreckend wirken. Es
ist an dieser Stelle nicht möglich, den umfangreichen
Gesamtzusammenhang der islamischen Rechtsprechung darzulegen.
Deswegen kann hier nur die bloße Darlegung der für die
Gesetzgebung im Fall Rushdie relevanten Texte durchgeführt
werden. Der Fall Rushdie kann nach der islamischen
Rechtsprechung aus mindestens zwei Aspekten betrachtet werden.
Zum einen handelt es sich bei dem Autor um einen sogenannten
Murtad, d.h. jemanden, der öffentlich vom Islam abgefallen ist
und diesen nun bekämpft, zum anderen handelt es sich bei dem
Buch um eine Kampfansage gegen Gott und seine Propheten. Was
den Murtad (Apostat) angeht, so betrifft ihn u. a. folgender
Qur'an-Vers: // /Wer aber die Gnade Allahs vertauscht nachdem
sie zu ihm gekommen, dann siehe Allah ist streng im Strafen/
(Heiliger Qur'an 2/211) Die Erläuterung ist in den
Überlieferungen dokumentiert. In allen verbreiteten
Überlieferungsbüchern unter den Muslimen stehen von allen
Muslimen als authentisch eingestufte Überlieferungen des
Propheten Muhammad ( ), wonach ein Murtad (Apostat) die
Todesstrafe erhält (siehe u.a. Kulaini, Tusi, Saduq, Muslim,
Buchari,Tirmizi und Abu Davud). Es sei vermerkt, daß nicht
jeder aus sich heraus bestimmen kann, wer ein Murtad (Apostat)
ist und wer nicht. Das obliegt dem ausgebildeten Richter.
Daran, daß Rushdie ein Murtad ist, kann es allerdings keinen
Zweifel geben, da er sich offen dazu bekennt, Atheist zu sein
(FAZ 17.2.89). Trotz dieses klaren Bekenntnisses von Rushdie
zur Apostasie, geht aus Imam Khomeinis Fatwa nicht hervor, daß
dieser Tatbestand Einfluß auf das Urteil hatte, denn die
Begründung Imam Khomeinis für das Todesurteil gegen Rushdie
ist, wie noch zu sehen sein wird, eine andere. Die Strafe für
den Kampf gegen Gott und den Propheten wird u.a. abgeleitet
aus dem Qur'an-Vers: // /Siehe, der Lohn derer, welche Allah
und seinen Gesandten bekämpfen und Verderben auf der Erde
betreiben, ist nur der, daß sie getötet oder aufgehängt oder
an Händen und Füßen wechselseitig verstümmelt oder aus dem
Lande vertrieben werden. Das ist ihr Lohn hienieden, und im
Jenseits wird ihnen schmerzliche Strafe zuteil. Außer jenen,
welche bereuen, bevor ihr sie in eurer Gewalt habt./ (Heiliger
Qur'an 5/33-34) Noch konkreter den Fall Rushdie betreffend ist
folgender Vers: // /Wer immer ein Feind Allahs ist und seiner
Engel und seiner Gesandten und Gabriels und Michaels, gewiß
Allah ist Feind der Ungläubigen./ (Heiliger Qur'an 2/98)
Derartige Menschen bezeichnet der Prophet des Islam als /mahdur-ud-dam/;
das heißt, als Mensch, dessen Blut vergossen werden muß.
Diejenigen, die einen /mahdur-ud-dam/ töten, werden nach
Aussagen des Propheten mit dem Paradies belohnt werden (siehe
zum Thema u.a. Tarih-e-Kamil Ibn Asir). Bei derart
verurteiligungswürdigen Menschen spielt es keine Rolle, ob sie
vorher Muslim waren oder nicht. Ein Muslim, der beim Bemühen,
die Menschheit von derartigen Menschen zu befreien, stirbt,
ist nach den Aussagen des Propheten ein Märtyrer. Die
Beispiele aus dem für alle Muslime vorbildhaften Leben (der
Sunna) des Propheten zu solchen Fällen sind zahlreich; im
folgenden ein markantes Beispiel: Als nach langer
Unterdrückung und Folter der Muslime in Mekka die Stadt vom
Propheten befreit wurde, sprach der Prophet eine
Generalamnestie gegen die mekkanische Bevölkerung aus. All die
Nicht-Muslime, die vorher Muslime geschändet, beraubt oder gar
getötet hatten, kamen ohne Bestrafung davon. Nur neun Personen
waren von dieser Amnestie ausgeschlossen. Unter ihnen waren
fünf Dichter und Schauspieler, die aufgrund ihrer
Beleidigungen gegen den Islam hingerichtet wurden. Während
Mörder ungestraft davonkamen, wurden Rufmörder in schweren
Fällen bestraft. Dieses dokumentiert erneut unmißverständlich,
daß der Angriff gegen den Glauben im Islam eine größere
Straftat darstellt, als der Angriff gegen die körperliche
Unversehrtheit (Die Überlieferung zum Geschehnis findet sich
u.a. in Tarih-e-Yakubi). So war auch dem ehemaligen
Libanon-Korrespondenten des ARD Marcel Pott bekannt, daß der
Prophet Dichter hinrichten ließ, die den Islam verächtlich
gemacht hatten (Presseclub 26.2.89). // /Am Tage des Gerichtes
wird die Tinte der (islamischen) Gelehrten gegen das Blut der
Märtyrer aufgewogen werden. Die Tinte der Gelehrten wird
schwerer wiegen./ (Prophet Muhammad ( )) Imam Khomeinis Fatwa
Imam Khomeini hat sich bei all seinen Handlungen strikt an die
Weisungen des Islam gehalten, denn er lebte ausschließlich für
den Islam und die Muslime. All sein Einsatz diente dazu die
Muslime aus ihrer weltweiten Unterdrückung zu befreien und
ihre islamische Ehre wiederherzustellen. In diesem
Zusammenhang steht der Wortlaut seiner Fatwa (Richterspruch)
gegen Rushdie: / "Im Namen des Erhabenen! 'Wir sind von Gott
und zu ihm kehren wir zurück' (Heiliger Qur'an 2/156). Hiermit
informiere ich die stolzen Muslime der Welt, daß der Autor des
Buches 'Die Satanischen Verse', das gegen den Islam, den
Propheten und den Qur'an gerichtet ist, und alle an seiner
Veröffentlichung Beteiligten, denen sein Inhalt bekannt war,
zum Tode verurteilt sind. Ich fordere die tapferen Muslime
auf, sie unverzüglich zu töten, wo immer sie sie finden, damit
niemand es jemals wieder wagt, die Heiligkeiten der Muslime zu
beleidigen. Wer immer bei dem Bemühen, sie umzubringen,
stirbt, wird Märtyrer werden, so Gott will. Wer den
Aufenthaltsort des Autors kennt, selber aber nicht in der Lage
ist ihn zu töten, soll ihn der muslimischen Öffentlichkeit
bekanntgeben und behilflich sein, damit er (Rushdie) seine
Strafe erhält. Und der Friede Gottes sei mit Euch und seine
Barmherzigkeit und Gnade. Ruhullah al-Musawi al-Khomeini 6.
Radjab 1409" (veröffentlicht am 14.2.1989) / Aus dem Wortlaut
der Fatwa ergibt sich eindeutig, daß das Todesurteil unter
anderem zum Schutze der Würde aller Heiligkeiten des Islam und
als Präventivmaßnahme gegen zukünftige Angriffe dient. Die
Fatwa ist ein Urteil gegen jemanden, der einen schweren
Anschlag gegen die Muslime verübt hat. Ein Anschlag kann aus
islamischer Sicht auch mit anderen Mitteln als konventionellen
Waffen durchgeführt werden. Anschaulich wird das auch in der
deutschen Sprache: Darin wird die Folge einer schweren
Beleidigung als /tödlich verletzen/ und eine Verleumdung als
/Rufmord/ bezeichnet. Rushdie hat sich schuldig gemacht,
Millionen von Menschen tödlich verletzt, und an zahlreichen
Heiligkeiten des Islam Rufmord begangen zu haben. Wie aus der
Fatwa ersichtlich wird, ist nicht jeder Muslim zum Ausführer
des Todesurteils delegiert: Diejenigen, die nicht in der Lage
dazu sind, sollen den Verurteilten allerdings melden. Das ist
eine Praxis, die für jedes Urteil auch in westlichen Ländern
gilt. Wird im Westen z. B. nach einem mutmaßlichen Terroristen
gefahndet, d.h. nach jemandem, der noch nicht einmal
verurteilt ist, so muß derjenige, der seinen Aufenthaltsort
kennt, ihn unverzüglich melden. Ansonsten macht er sich
strafbar! Ein weiterer interessanter Aspekt der Fatwa Imam
Khomeinis ist die Zielgruppe der Aussage. Die Fatwa richtet
sich an die /stolzen Muslime/. In einer Zeit, in der die
Muslime überall auf der Welt wegen ihres Glaubens
diskriminiert werden, verdeutlicht Imam Khomeini, daß sich
kein Gläubiger für die Gesetze des Islam schämen müßte, wie es
versucht wird, den Muslimen einzureden. Ganz im Gegenteil kann
der Muslim stolz auf seine Gesetze sein, da diese von Gott
allen Menschen mitgeteilt wurden. Muslime, die sich von den
islamischen Geboten und Gesetzen abwenden, sind demnach nicht
stolz auf ihren Glauben und somit keine überzeugten Gläubigen.
Solche Menschen wiederum sind nicht in der Lage, für die
Gerechtigkeit auf Erden im Sinne des Islam einzutreten.
Deswegen ist es für die Muslime dienlich, daß diese Menschen
entlarvt werden, damit sie keine verantwortungsvollen
Positionen in der islamischen Gemeinschaft einnehmen können.
Die Fatwa Imam Khomeinis hat in der ganzen islamischen Welt
die /Spreu vom Weizen/ getrennt. So hat die Fatwa außer ihrer
immensen außerislamischen Wirkung, auch große innerislamische
Bedeutung gehabt. Allama Seyyed Muhammad Hussain Fadhlullah,
einer der großen Gelehrten im Libanon sagte deswegen bezüglich
der Fatwa: /Während die Regierungen der muslimischen Staaten
ängstlich und ablehnend gegenüber ihrer Religion sind und den
Islam ignorieren, um damit Europa und den USA zu gefallen,
legte Imam Khomeini einen entscheidenden Maßstab fest, als
Zeichen dafür, daß er dem Weg des Propheten folgt/ (Keyhan
International 27.2.89). Selbst der Mitarbeiter im Deutschen
Orient-Institut in Hamburg Dr. Munir D. Ahmad, der sich
anfangs gegen das Todesurteil stellte, besann sich nach
Analyse der Fatwa von Imam Khomeini und korrigierte seine
Meinung mit folgendem öffentlichen Brief: /Nach reiflicher
Überlegung bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß meine
Haltung in der Rushdie-Affaire falsch war. Ich hatte zwar den
blasphemischen Charakter des Buches 'Satanische Verse' erkannt
und auch verurteilt. In meinen Veröffentlichungen wies ich
nach, daß Rushdie die Geschichte des Islam verfälscht habe, um
den Propheten Muhammad ( ), Gott bewahre, als einen Betrüger
darzustellen, womit er dem Islam schaden wollte. Aber ich
glaubte, daß man Rushdies Blasphemie mit einer Entgegenschrift
bekämpfen sollte. Seither hatte ich die Gelegenheit, den
Wortlaut der Fatwa von Imam Khomeini zu studieren. Dadurch
erkannte ich meinen eigenen Fehler, wofür ich Allah um
Vergebung bitte. Auch Imam Khomeini und die anderen Muslime
bitte ich um Verzeihung. Ich distanziere mich von meinen
früheren Äußerungen in der Rushdie-Affaire/ (u.a.
veröffentlicht in Al-Fadschr Nr.39, Islamisches Zentrum
Hamburg). Dr. Ahmad war sicherlich nicht der einzige, der eine
in Übereile und im Strudel der Propaganda gefällte
Entscheidung revidiert hat. Das Urteil gegen Rushdie fiel
nicht vom heiteren Himmel, wie es in den westlichen Medien
vermittelt wurde. Abgesehen von der ausführlichen Untersuchung
des Falles Rushdie, ereignete sich kurz vorher im Iran ein im
nachhinein betrachtet interessanter und aufschlußreicher
Vorfall: Am 28. Januar 1989, also gut zwei Wochen vor dem
Urteil gegen Rushdie, war nach dem islamischen Mondkalender
der Geburtstag der Tochter des Propheten und Vorbild der
islamischen Frau, der heiligen Fatima ( ). Imam Khomeini hatte
diesen Tag bereits vor Jahren zum Tag der islamischen Frau
ausgerufen. Anläßlich dieses Tages, gab es im iranischen
Rundfunk zahlreiche Sondersendungen. In einer Live-Sendung kam
es zu einer Beleidigung der Tochter des Propheten: Es wurde
ein Interview ausgestrahlt, in dem eine Passantin eine
Schauspielerin über die Tochter des Propheten stellte. Die
Beleidigung des Propheten oder eines Mitgliedes seiner /ahl-al-bait/,
das sind von Gott auserwählte Personen aus seiner Familie bzw.
seiner Nachkommenschaft, stellt nach islamischem Recht einen
Straftatbestand dar. Die Stellung dieser Personen ist so hoch
bei den Muslimen, daß jeder Muslim verpflichtet ist, beim
täglich fünfmaligen rituellen Gebet, für den Propheten und
seine ausgewählten Nächsten Segnungen Gottes zu erbitten. Ohne
diese Bitte ist sein rituelles Gebet unvollkommen. Die Tochter
des Propheten genießt zudem mehrere weitere Auszeichnungen:
Sie ist die Fürstin der jungen Frauen im Paradies, sie ist die
Mutter der Fürsten der jungen Männer im Paradies (Imam Hassan
und Imam Hussain). Sie ist mit Asia (Gläubige Frau des Pharao
und Ziehmutter Mose), Maria (Mutter Jesu) und Khadidja (Erste
Frau des Propheten Muhammad und Mutter Fatimas) größtes
Vorbild der islamischen Frau (Gott segne all die Heiligen).
Außerdem ist ihr eine ganze Sure im Heiligen Qur'an gewidmet
(Al Kauthar, Die Überfülle), welche fast jeder Muslim
auswendig beherrscht. Aufgrund der Beleidigung gegen diese
heilige Person im iranischen Rundfunk schrieb Imam Khomeini
tags darauf eine Anfrage an den Sender über die Hintergründe
dieser Beleidigung. Die Verantwortlichen wurden als Konsequenz
der fahrlässigen Verunglimpfung der Tochter des Propheten von
ihrem Dienst suspendiert und angeklagt. Alle Beschuldigten
bereuten ihre Fahrlässigkeit, distanzierten sich von dem
Vergehen und entschuldigten sich dafür. Der hohe Richter
Ayatollah Ardebili bat danach Imam Khomeini, von seinem Recht
Gebrauch zu machen, sie zu begnadigen. Imam Khomeini
begnadigte alle fünf und sie kamen in Ehren wieder auf ihre
ehemaligen Positionen. Dieses in den westlichen Medien nur
wenig beachtete und auch nach der Rushdie-Affaire nicht
erwähnte Ereignis zeigte bereits unmißverständlich die Haltung
Imam Khomeinis: Beleidigungen von Heiligkeiten des Islam sind
auf alle Fälle zu ahnden. Ein aufrichtiges Bedauern und vor
allem Distanzieren von unbedachten Beleidigungen werden
anerkannt. Rushdie hat weder seine Tat unbedacht begangen,
noch hat er sich bis heute von seiner Tat distanziert. In der
ZDF-Sendung /Live/, wo zum ersten mal auch ein Sprecher der
Iranischen Nachrichten-Agentur (IRNA) eingeladen war,
versuchten die Gesprächsteilnehmer die Notwendigkeit eines
Gerichtsverfahrens vor einem Urteil zu begründen. Außerdem
müßte es sich bei dem Gericht um eine /legitimierte Exekutive/
handeln. Imam Khomeini folgten als einzigem Staatsoberhaupt
Tausende von hochrangigen islamischen Gelehrten aus aller
Welt, die ihn als Imam der islamischen Umma (Weltgemeinschaft)
anerkannten. Damit stellte er die höchste Instanz der Muslime
dar und somit gleichzeitig die oberste islamische Instanz der
/legitimen Exekutive/. Eine Anhörung des Angeklagten war in
diesem Fall aus folgenden Gründen weder möglich noch nötig:
Welche Instanz der Welt hätte Rushdie dazu bewegen können, vor
ein islamisches Gericht in den Iran zu fahren. Welcher
westliche Staat wäre einem Auslieferungsantrag für Rushdie
nachgekommen? Könnten islamische Gelehrte in derartigen Fällen
nicht urteilen, würde das bedeuten, daß jeder daherkommen und
den Islam beleidigen und beschimpfen kann, wie es ihm gefällt,
und sich nur in die Obhut der Nicht-Muslime zu begeben
braucht. Die Muslime wären dann machtlos gegen ihn. Ohnehin
ist islamisch betrachtet ein Gerichtsverfahren lediglich ein
Werkzeug zur Wahrheitsfindung in einem unklaren Fall. Gibt es
Unklarheiten bzw. beruhen die Anschuldigungen auf Vermutungen
oder ist die Argumentation des Beschuldigten unbekannt, bedarf
es eines Verfahrens, um die Unklarheiten zu beseitigen. In
diesem Fall aber gibt es keine Unklarheiten. Der Inhalt des
Buches ist bekannt und öffentlich zugänglich. Die immer noch
anhaltende Verbreitung des Buches sowie die öffentlichen
Aussagen des Autors hinterlassen keine Unklarheiten. Bei
Betrachtung der Thematik sollte dennoch auch berücksichtigt
werden, daß die Muslime sehr wohl in der Lage sind zu
differenzieren zwischen dem Gebiet, in dem die islamischen
Gesetze herrschen, und Gebieten, in denen nicht-islamische
Gesetze herrschen. Wenn die Nicht-Muslime in ihrer
Gesetzgebung und Lebensweise total den islamischen
Erfordernissen widersprechen, tun sie das innerhalb ihrer
Gesellschaftsordnung und schaden somit sich selbst. Zuhälter,
Prostituierte, Ehebrecher oder Spirituosenverkäufer in
Deutschland schaden der deutschen Gesellschaft. Ihre islamisch
betrachtet schwere Straftat ist nicht grenzüberschreitend,
also werden sie auch nicht explizit grenzüberschreitend
geahndet. Ein Autor aber, der ein Buch schreibt, und die darin
befindlichen wüsten Beleidigungen unter Zuhilfenahme der
modernen Kommunikationstechniken grenzüberschreitend
verbreitet, muß damit rechnen, auch grenzüberschreitend zur
Rechenschaft gezogen zu werden. Schließlich setzt sich Rushdie
persönlich für die Verbreitung seines Buches auch in
islamischen Gesellschaften ein (siehe den auf Seite 20
erwähnten Brief Rushdies an den indischen
Ministerpräsidenten). Die Muslime in Europa oder in den
islamischen Ländern haben nicht vor, ihre Wertvorstellungen
anderen Menschen aufzuzwingen. Aber die Muslime aller Welt
werden es sich nicht gefallen lassen, wenn die westliche Welt
ihre im Fall Rushdie dargelegten Vorstellungen von freier
Beleidigung den Muslimen aufzwingen will. Das Urteil gegen
Rushdie ist auch ein Ausdruck dieses Widerstandes. Imam
Khomeini selbst bekräftigte später noch einmal das Todesurteil
gegen Rushdie mit den Worten: /"Die USA, Britannien und andere
arrogante Regierungen und Verschwörer sollen wissen, daß die
Tage vorüber sind, in denen Muslime schmerzerfüllt und
schweigsam solche Beleidigungen hinnehmen werden"./ //
/Wahrlich, sie hegen größere Furcht vor euch in ihren Herzen
als vor Allah. Dies weil sie ein Volk sind, das nicht
begreift./ (Heiliger Qur'an 59/13) Ein erster Mord? Ende April
wurden in Brüssel der saudische Leiter einer Moschee sowie
sein Bibliothekar tot aufgefunden. Ohne die Spur eines
Beweises wurde sofort ein Zusammenhang mit der Rushdie-Affaire
hergestellt und von einem /ersten Mord/ in der Rushdie-Affaire
gesprochen. Eine bis dahin völlig unbekannte Gruppe im Libanon
übernahm angeblich die Verantwortung für diesen Mord. Es
wurden keine Täter gefunden. Deswegen wurde der Fall nach
seiner für die Muslime hetzerisch wirkenden Ausschlachtung von
Seiten der Medien sehr schnell zu den Akten gelegt.
Zielscheibe der Medienattacken waren einmal mehr die Muslime.
Da keine Beweise vorlagen, hätte man entweder jeden
Verdächtigen nennen müssen oder noch besser das Spekulieren
der zuständigen Kriminalbehörde überlassen. Genauso wie die
Medien die Muslime verdächtigten, hätten sie auch den CIA
verdächtigen können, denn dieser hätte, würde man
Spekulationen zulassen, mit einer derartigen Aktion die
Grundlage für ein zukünftiges militärisches Eingreifen gegen
die Muslime im Iran oder im Libanon schaffen können. War die
Bombardierung Libyens durch die USA nicht ähnlich vorbereitet
worden? Von einem /ersten Mord/ kann aber auf keinen Fall die
Rede sein, da bereits zahlreiche Muslime wegen ihrer Proteste
gegen Rushdie bei Demonstrationen ermordet wurden! Die Morde
in Brüssel paßten gut in das über die Muslime gezüchtete Bild.
Bezeichnend für die Methoden der sogenannten freien Presse ist
ein Artikel in der Boulevard-Zeitschrift /Wiener/: Die
Zeitschriften-Macher hatten einige mit westlichen
Medienpraktiken wenig vertraute Muslime zu Interviews
eingeladen, um sie später auf verleumderische Art und Weise
durch Fotomontagen als blutrünstige Kopfgeldjäger darzustellen
(Wiener 4/89). Die betroffenen Muslime waren ohnehin nicht in
der Lage, gegen derartige Praktiken vorzugehen. Derartige
Berichte dokumentieren für die Muslime, welche Form der
sogenannten freien Meinungsäußerung der Westen zur
Verteidigung angetreten ist: Eine Freiheit, die die schamlose
Beleidigung Wehrloser zuläßt. Was aber passiert wenn Rushdie
stirbt? Eine Antwort auf diese Frage liegt im Bereich der
Spekulationen. Faktisch gesehen ist Salman Rushdie allerdings
schon tot. Und es war kein Muslim sondern der britische
Geheimdienst, der ihn tötete. Denn es ist nicht anzunehmen,
daß jemals wieder der Autor Salman Rushdie aus der Versenkung
auftauchen wird. Es ist damit zu rechnen, daß Rushdie eine
völlig neue Identität verschafft wird oder bereits wurde.
Damit ist die Person Salman Rushdie aus der Welt geschafft.
Die neue Person wird kaum jemals wieder als Autor auftreten
können. / / // /Wenn die Menschheit vorher unbekannte neue
Sünden erfindet, schickt Allah auch vorher unbekannte Drangsal
/(Imam Musa al-Kazim ( )) Die deutsche Ausgabe Die Rechte für
die deutsche Ausgabe der /"Satanischen Verse"/ hatte der
Verlag Kiepenheuer & Witsch gekauft. Reinhold Neven Du Mont,
Entscheidungsträger beim Verlag, stornierte die deutsche
Ausgabe nach dem Urteil gegen Rushdie und begründete dies mit
der Angst um die Gesundheit der Verlagsmitarbeiter. Dafür
mußte er sich herbe Kritik von Autoren wie Enzensberger
anhören. Doch wurde seine Entscheidung eine Art
Befreiungsschlag für die deutsche Politik. Es wurde Zeit
gewonnen - Zeit, um möglicherweise zu einer gegenüber den
Muslimen würdigen Haltung zu gelangen. Allerdings wurde diese
Zeit nicht sinnvoll genutzt. Nach erster Verwirrung und
einigem hin und her hatten sich über 90 deutsche Verlage
gefunden, die ursprünglich nach eigenen Angaben im Herbst 1989
die deutsche Übersetzung herausbringen wollten; und zwar
rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse. Die Gemeinschaft der
Verlage gründete einen neuen Verlag mit dem Namen /Verlag
Artikel 19/. Der Name bezieht sich auf den
Meinungsfreiheitsartikel in der Allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte. /Zeitgleich bringt Bertelsmann den
Rushdie-Roman als Buchclub-Ausgabe heraus/ (Stern 29.6.89).
Das Buch befand sich im September 1989 bereits außerhalb
Deutschlands im südlichen Europa im Druck. Nach dem Druck
wurde die Auflage vorerst in ein Nachbarland Deutschlands
transportiert und dort deponiert. Die Veröffentlichung der
deutschen Ausgabe auf der Frankfurter Buchmesse wurde Wochen
vor der Messe storniert. Die Veranstalter sowie die
Verantwortlichen der Stadt befürchteten einen Anschlag. Um
hinreichende Schutzmaßnahmen treffen zu können, hätte das
Gelände noch viel aufwendiger abgeriegelt und bewacht werden
müssen, als es ohnehin der Fall war. So viel war den
Verantwortlichen das Buch Rushdies wiederum auch nicht wert.
So wurde die Veröffentlichung noch einmal verschoben. Die
Auslieferung begann kurz nach der Buchmesse. Der Verlag
agierte dabei wie eine kriminelle Organisation, die etwas zu
verbergen hat. So gibt es lediglich ein Postfach in Verl
(Westfalen), über welches Kontakt mit dem Verlag aufgenommen
werden kann. Auf der Frankfurter Buchmesse mußten dennoch
gravierende Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, da sich
nicht alle Verlage an die Zurückhaltung der Deutschen hielten.
Zwar gab es das Buch auch nicht auf dem Stand des Herausgebers
Penguin, doch ein norwegischer Verlag tanzte aus der Reihe und
wollte auch öffentlich die Muslime brüskieren. Es ist schon
grotesk, daß für die fanatische Aufrechterhaltung der
"Freiheit zur Beschimpfung" der freiheitliche Besuch einer
Buchmesse maßgeblich durch Sicherheitsvorkehrungen
eingeschränkt wird - etwas Einmaliges bei der Buchmesse.
Ebenfalls einmalig war der Ausschluß eines Landes von der
Buchmesse. Iranischen Verlagen wurde die freie
Meinungsäußerung verweigert. Nach Aussagen der Messedirektion
wurde bei keinem anderen Land so etwas erwogen! Das heißt:
Verlage aus dem Staat Israel, welcher unaufhörlich Kinder
ermordet, Menschen entführt und Unschuldige, darunter auch
Autoren und Dichter, in fremden Ländern bombardiert, durften
die Buchmesse zur Selbstdarstellung nutzen. Auch alle Verlage,
welche sich für die Freiheit der Beleidigung einsetzen,
konnten ausstellen. Und nicht zuletzt dürfen auch die Verlage
aus dem Apartheidsstaat in Südafrika, der in aller
Weltöffentlichkeit einen menschenverachtenden Rassismus
betreibt, die Frankfurter Buchmesse als Plattform zur freien
Verachtung der hohen Werte der Menschlichkeit nutzen, um
weiterhin für die Klassifizierung der Menschen nach ihren
Hautfarben zu werben. Nur denjenigen ist die Buchmesse
verwehrt, welche sich für die Verteidigung der Menschenwürde
vor Angriffen des sogenannten freien Wortes einsetzen. Die
Veranstalter der Buchmesse appellierten an den Iran, das
Todesurteil gegen Rushdie aufzuheben, ohne die fortwährende
Entwürdigung der Muslime zu verbieten. Auch die Medien wollten
nicht ablassen, den Feldzug gegen die Muslime im Rahmen der
Buchmesse fortzuführen. Sie bemerkten dabei nicht einmal, wie
sehr sie auch die von ihnen verehrten Autoren entwürdigten. So
wurde in zahlreichen Medien Vaclav Havel, einer der Autoren
der tschechischen Befreiungsbewegung mit Rushdie verglichen.
Während der eine in seinem eigenen Land für die Verwirklichung
der Menschenrechte eintrat und sich mit dem Volk verbündete,
wofür er Repressalien hinnehmen mußte und oft im Gefängnis
schrieb, suhlte sich der andere in seinem Reichtum und nutzte
den Schutz von Regierungen, um die Dichtung gegen große
Volksmassen zu mißbrauchen. Aber Havel hat es wohl nicht
besser verdient, zumal auch er sich selbst in seiner auf der
Frankfurter Buchmesse verlesenen Rede mit Rushdie auf eine
Stufe setzt. Gleichzeitig bezichtigt er den großen Propheten
Jesus ( ) als /geistigen Urheber der Kreuzzüge/. Es scheint,
als wenn sich die Feinde der Propheten Gottes aus allen Ecken
der Welt zusammenfinden, um zu versuchen, Gottes Worte zu
bekämpfen. Der Zusammenschluß der über 90 deutschsprachigen
Verlage, um gemeinsam einen Anschlag gegen den Islam verüben
zu können, erinnert an die Ereignisse kurz vor der
Auswanderung des Propheten des Islam von Mekka nach Medina.
Die Feinde des Islam hatten beschlossen, den Propheten
umzubringen. Damit keine Sippe die Last der zu erwartenden
Vergeltung alleine zu tragen hatte, entschieden sie, daß
gleichzeitig ein Vertreter jeder Sippe mit einem Speer auf den
schlafenden Propheten hinterrücks zustoßen sollte. Damals
hatten es die Feinde auf den Körper des Propheten abgesehen,
um seine Lehre im Keim zu ersticken. Heute haben es die Feinde
auf die Ehre und Würde des Propheten abgesehen. Auf Gottes
Geheiß bat der Prophet seinen treuesten Anhänger, den Fürst
der Gläubigen Ali Ibn Abi Talib sich an seiner Stelle in das
Bett zu legen. Doch fiel es dem Propheten sehr schwer, seinen
liebsten Gefährten opfern zu müssen, da Gott, um den Propheten
zu prüfen, ihm den Ausgang des Geschehnisses nicht mitgeteilt
hatte. Es war für den Gesandten Gottes Muhammad ( ) auch eine
Prüfung, vergleichbar der von Gott verlangten Opferung Ismaels
als Prüfung für Abraham ( ). Imam Ali ( ) legte sich an des
Propheten Stelle ins Bett, während der Prophet unbehelligt die
Stadt verlassen konnte. Als die Feinde des Islam in das Zimmer
des Propheten eintraten und die im Bett liegende Person
gemeinsam erstechen wollten, wehrte Imam Ali ( ) mit seinem
berühmten Schwert den Angriff ab und verletzte einige der
Angreifer. Diese erkannten darauf, daß ihr Plan gescheitert
war und flüchteten. Nun war es Imam Khomeini, ein Nachkomme
des Propheten Muhammad ( ) und seiner Tochter Fatima ( ), ein
direkter Nachkomme Imam Alis (.), der, solange er auf der Erde
lebte, den Islam und den Propheten verteidigt hat. Und auch
die neue Führung der islamischen Revolution, Imam Chamene'i,
das sei nebenbei erwähnt, ist ein Nachkomme des Propheten
Muhammad ( ) und seiner Tochter Fatima ( ), ein Nachkomme Imam
Alis ( ). Von Anfang an gab es kaum einen Zweifel, daß die
Androhung der deutschen Veröffentlichung verwirklicht werden
würde, auch wenn viele Muslime auf die Einsicht der deutschen
Verlage gehofft hatten. So müssen die deutschsprachigen
Länder, insbesondere die Bundesrepublik wegen ihrer
Vorreiterrolle möglicherweise mit ernsthaften wirtschaftlichen
Konsequenzen von Seiten der Islamischen Republik Iran rechnen,
auch wenn das erst langfristig deutlich werden dürfte. /Sollte
sich nämlich der Konflikt mit Teheran weiter zuspitzen, drohen
vor allem der deutschen Wirtschaft jene fetten Aufträge beim
Wiederaufbau zu entgehen, mit denen sie bislang gerechnet
hatte/ (Spiegel 9/89, 27.2.89). Die deutsche Ausgabe ist zu
einem Schandfleck auf dem in der islamischen Welt von einem
West-östlichen Divan eines Goethe geprägten Ansehen der
deutschen Literatur geworden. Durch die Heroisierung eines
literarisch betrachtet niveaulosen Buches schnitten sich die
deutschen Literaten ins eigene Fleisch. Die zahllosen Autoren,
die sich mit dem Beleidiger Rushdie solidarisiert haben, haben
es bis auf wenige Ausnahmen bis heute versäumt, sich zumindest
auch mit den Opfern Rushdies, den zig-Millionen Opfern der
Beschimpfung, solidarisch zu zeigen. Besonnener klang da der
Hinweis von Peter Scholl-Latour: /"Man soll Salman Rushdie
nicht verherrlichen"/, und zu den Beleidigungen in Rushdies
Buch bemerkte Scholl-Latour: /"das kann ich nicht als
Heldentat empfinden"/ (ZDF Spezial 23.2.89). Offen bleibt die
Frage, warum überhaupt der für seine sonst Minderheiten
schützende und ausländerfreundliche Haltung bekannte Verlag
Kiepenheuer & Witsch das Buch herausbringen sollte. Denn
bisher glänzte der Verlag eher durch Bücher wie z.B. Wallraffs
Darstellung /Ganz unten/. Eine Anfrage beim früheren Verlag
Rushdies in Deutschland "Piper", welcher /Die
Mitternachtskinder/ herausbrachte, ergab, daß /"Die
Satanischen Verse"/ dem früheren Verlag gar nicht angeboten
wurde. Kiepenheuer & Witsch gab vor, die Rechte an den Agenten
zurückgegeben zu haben und damit nichts mit dem Fall zu tun zu
haben. Doch gehört der Verlag auch heute noch zu der
Gemeinschaft der Verlage, die das Buch herausbringt. Auf alle
Fälle gibt es Probleme bei der Werbung für Rushdies Buch. Aus
Angst vor möglichen Folgen weigerten sich fast alle Zeitungen
in Deutschland, Anzeigen für die englische Ausgabe der
/"Satanischen Verse"/ abzudrucken. /Erstes Opfer dieses
Boykotts ist der Hohnstorfer Antiquar Hans Heinrich Grewe, der
beim Londoner Verlag Viking-Penguin 500 Exemplare des
englischen Originals geordert hatte. Als der Buchhändler mit
einem Inserat für den Rushdie-Titel werben wollte, hagelte es
Absagen von 'FAZ' und 'Welt', von 'Süddeutsche Zeitung' und
'Frankfurter Rundschau'. "Es heißt, man wolle sich keinen
Ärger einhandeln und habe Angst vor Übergriffen", sagt Grewe/
(Stern 29.6.89). Wie ein Diebesgut muß das Buch unter
vorgehaltener Hand gehandelt werden. Den Muslimen in den nicht
englischsprachigen Ländern wie im Iran aber auch in
Deutschland wurde vorgeworfen, sich zu empören, ohne das Buch
gelesen zu haben. Das Durchlesen des Buches aber war gar nicht
nötig, denn schließlich ging es den Muslimen nicht darum, eine
Literaturkritik zu verfassen, sondern einen Anschlag gegen den
Islam und die Muslime abzuwehren. Die Frage nach der Kenntnis
des Inhalts des Buches ist nicht an die Muslime zu richten, da
diese meist sehr umfassend über die infamen Beschimpfungen und
schamlosen Beleidigungen im Buch informiert sind. Vielmehr war
und ist die Frage an die deutschen und überhaupt an die
westlichen Verleger, Autoren, Medienmacher und Politiker zu
richten: Wie viele von ihnen kannten das Ausmaß von Rushdies
Beschimpfungen, bevor sie sich selbst zum Hüter seines Buches
erklärten? / / // /Allah hat Vergeltung befohlen, um das Blut
zu schützen/ (Fatima-tu-Zahra ( )) Rushdie und die Geiseln im
Libanon Im Zusammenhang mit der Rushdie-Affaire wurde immer
wieder die Frage nach den westlichen Geiseln im Libanon
gestellt: /Freilassung britischer Geiseln an Rushdie-Affaire
gescheitert? /(Schlagzeile in "Die Welt" 7.3.89). Immer wenn
es darum ging, die Muslime zu verunglimpfen, tauchten
potentielle Geiseln im Libanon in den Medien auf. Dabei haben
sich führende muslimische Gelehrte im Iran, Libanon und
anderenorts bereits mehrfach und ganz eindeutig gegen
Geiselnahme ausgesprochen. Das Festhalten unschuldiger
Menschen widerspricht eindeutig dem Islam! Andererseits kann
die Festnahme von Spionen nicht als Geiselnahme bezeichnet
werden. Zwischen gleichberechtigten Staaten laufen derartige
Angelegenheiten ohne Einschaltung der Medien ab: Entlarvte
Spione werden festgenommen und später gegen eigene
festgenommene Agenten ausgetauscht. Zu einer ernsthaften
Bestrafung kommt es dabei in den seltensten Fällen. Das sind
die Spielregeln der sogenannten zivilisierten Staaten. Kommt
ein Staat allerdings auf die Idee, ausländische Spione mit der
Todesstrafe zu belegen, und handelt es sich dabei auch noch um
einen Staat, der nicht als gleichberechtigt eingestuft wird,
führt der weltweite Medien-Apparat seine ganze Macht vor. Den
Libanon betrachtet der Westen schon seit langem als seine (maronitische)
Vertretung im Staatengebiet der Muslime. Entsprechend ist auch
das Verhalten anzusiedeln, wenn dieser bisher westliche
Stützpunkt unwiderruflich "in die Hände der Muslime zu fallen"
droht. Werden dort einmal von Seiten der Muslime Spione und
Agenten des Westens festgenommen, wie vermutlich jüngst bei
einem sogenannten Manager der deutschen Wirtschaft geschehen,
gibt es einen enormen Medienrummel. Wird die Person dann
freigelassen, verschwindet sie in der Versenkung. Wie
einseitig die westlichen Medien dabei verfahren, kann aus dem
Inhalt eines Briefwechsels zwischen Ex-US-Präsident Jimmy
Carter und dem damaligen Präsidenten des islamischen
Parlaments im Iran und heutigem Staatspräsidenten Rafsandjani
ersehen werden; ein Briefwechsel, der von den deutschen Medien
wohlweislich ignoriert wurde. Zwar erfolgte der Briefwechsel
bereits einige Zeit vor der Rushdie-Affaire, aber sein Inhalt
ist auch danach noch aktuell: / Brief von Jimmy Carter an
Herrn Rafsandjani vom 14.10.1988 An den Parlamentssprecher
Rafsandjani Es ist meine Hoffnung, daß die amerikanischen
Geiseln im Libanon so bald wie möglich befreit werden können.
Es ist sehr wichtig, daß freundschaftliche Beziehungen
zwischen Iran und den Vereinigten Staaten hergestellt werden.
In der Absicht diesen humanitären Akt in unserem Land nicht zu
politisieren, und nicht die Befreiung der Geiseln zu
behindern, muß ein möglichst neutraler Weg eingeschlagen
werden. Wir im Carter-Center sind bereit, auf jede richtige
Weise zu helfen. Die Aktivitäten unseres Zentrums sind
ausschließlich überparteilich. In Ergebenheit / /Jimmy Carter/
urz darauf folgte die Antwort Rafsandjanis, in dem auf den
heuchlerischen Charakter des Carter-Briefes hingewiesen wird.
Rafsandjanis Brief enthält zahlreiche Informationen, die von
den westlichen Medien bisher verschwiegen wurden. Somit konnte
das künstlich erzeugte verfälschte Bild der revolutionären
Muslime verzerrt bleiben. Die für die Geiselnahme relevanten
Passagen des langen Briefes Rafsandjanis an Carter werden im
folgenden wiedergegeben: / / / Sehr geehrter Herr Jimmy Carter
/ /Ich habe ihren Brief zur Kenntnis genommen. Ich hoffe, daß
jeder ernsthafte Versuch unternommen wird, die Geiseln zu
befreien und das Leid der Menschen zu lindern. Doch muß ich
leider feststellen, daß die Handlungsweise und Politik der
US-Verantwortlichen ein Haupthindernis (für die Befreiung der
Geiseln /Anm. d. Übers./) darstellt, so daß die Amerikaner in
Wirklichkeit Geiseln der falschen US-Politik sind. Selbst Ihr
Brief kann den Geiseln eher schaden als helfen. ..... / /
Warum erwähnen Sie in Ihrem Brief nicht die iranischen
Geiseln, welche sich in den Händen der von Ihnen
kontrollierten Falangisten befinden? Wenn Sie geschrieben
hätten, daß die USA als Gegenleistung für die Hilfe Irans
ihren Einfluß zur Befreiung der iranischen Geiseln oder zur
Befreiung der libanesischen Geiseln in Israel geltend macht,
hätte sich ein Lichtblick für die amerikanischen Geiseln
ergeben können. Daß Sie und Ihre Mitarbeiter derartiges nicht
in Betracht gezogen haben, ist bezeichnend. Vielleicht
befürchten Sie auch, daß die Bekanntgabe der Tatsache, daß
iranische Geiseln von Gruppen festgehalten werden, welche mit
den USA verbündet sind, von Menschenrechtsorganisationen
verurteilt werden könnten, und durch Verbreitung der Nachricht
durch die weltweiten Massenmedien die Unterdrückung Irans
(durch die USA) aufgedeckt werden könnte. Deswegen ist eine
derartige Bestätigung nicht im Interesse der USA. Es ist zur
Regel geworden, daß das Schicksal anderer Völker, insbesondere
der Völker der dritten Welt, für die USA bedeutungslos
geworden ist. Oder wissen Sie etwa nicht davon, daß eine
Gruppe Iraner, unter ihnen zwei Diplomaten, von libanesischen
Maroniten als Geiseln genommen wurden, und ihre Familien seit
Jahren keine Nachricht von ihnen erhalten haben, oder (wissen
Sie nicht), daß Teile des libanesischen Volkes von den
Israelis entführt und in israelische Gefängnisse gepfercht
wurden? Wissen Sie wirklich nicht, daß der Einfluß der USA auf
die Christen im Libanon nicht geringer ist als der Einfluß des
Iran auf die Muslime im Libanon? / /Wenn Sie das alles wissen,
(stellt sich die Frage) warum wurde das in Ihrem Brief nicht
in Betracht gezogen, und wenn Sie behaupten nichts davon zu
wissen, denke ich nicht, daß jemand ihnen glauben wird .../
Der Brief endet mit einer Aufzählung der Greueltaten der USA
gegen die Islamische Republik Iran und der damit verbundenen
Unverschämtheit, von dem Land, das bis heute so viel unter dem
US-Imperialismus gelitten hat, Hilfe zu beanspruchen. Es ist
schon bezeichnend, daß dieser Briefwechsel in den westlichen
und besonders in den deutschen Massenmedien im Zusammenhang
mit der häufigen Geisel-Berichterstattung keinerlei Beachtung
fand; schließlich richtet er sich doch auch gegen Israel und
deren Massen-Geiselnahme. Völkerrechtlich gesehen ist die
Verschleppung von Tausenden von Libanesen in israelische
Gefangenenlager ein Verbrechen. Faktisch handelt es sich dabei
um staatliche Geiselnahme von spektakulärem Ausmaß. Ziel der
Geiselnahme ist es, die Angehörigen der Geiseln davon
abzubringen, ihren islamischen Befreiungskampf im Libanon
weiter fortzusetzen. Wohlgemerkt, Israel betrachtet den
Libanon als Teil seiner groß-israelischen Illusionen, und
jeder islamische Aufstand würde diese Illusion zunichte
machen. Sowohl was die Zahl der Geiseln angeht, als auch was
die Dauer der Geiselnahme betrifft, übertrifft der von den USA
gestützte Zionisten-Staat bei weitem alle bisher auf der
ganzen Welt stattgefundenen Geiselnahmen. Dennoch schweigen
die Medien im Westen zu Israels Massen-Geiselnahme. Wird
dagegen eventuell auch nur ein unschuldiger Europäer oder
Amerikaner entführt, was natürlich auch abzulehnen ist, machen
die Medien daraus ein Spektakel. Die Frage, ob die
Rushdie-Affaire die Befreiung der Geiseln im Libanon
gefährdet, ist somit nichts anderes als ein zusätzlicher
Beitrag zur Ablenkung von der eigentlichen Geiselnahme, welche
in der Region tagtäglich geschieht. Zwar ist es möglich, daß
die Massenmedien mit ihrer Berichterstattung viele Menschen im
Westen manipulieren, doch verschärfen sie damit nur den
Konflikt zwischen westlicher Welt und den Muslimen, die sich
nicht manipulieren lassen, da sie auch über andere
Nachrichtenquellen verfügen. Während der Bearbeitung dieses
Buches wurde am 28. Juli 1989 der islamische Geistliche
Scheich Abdulkarim Obeid in einer brutalen Form des
Staatsterrors aus dem Libanon heraus nach Israel verschleppt.
Obwohl Scheich Obeid u.a. auch ein Schriftsteller war, gab es
keinerlei ernstzunehmende Reaktionen von den selbsternannten
Verteidigern Rushdies. Die Welt der Autoren schwieg genauso,
wie die meisten westlichen Politiker. Selbst der
UN-Sicherheitsrat, der gerade über das Thema Terrorismus
debattierte, schwieg. Erst als kurze Zeit darauf der im
Libanon gefangen gehaltene US-Oberstleutnant Higgins getötet
wurde, brach der Sturm der Entrüstung los, allerdings gegen
die Muslime. Nun entschloß sich auch der UN-Sicherheitsrat,
eine pauschale Verurteilung von Geiselnahmen auszusprechen.
Aber handelte es sich bei Oberstleutnant Higgins wirklich um
eine Geisel? Die USA sind in der jüngeren Geschichte im
Libanon hauptsächlich dadurch aufgefallen, daß sie aus den
Kanonenrohren ihrer vor der Küste liegenden Schiffe
unschuldige Menschen bombardiert haben. Auch setzte die USA
vor nicht allzu langer Zeit massiv Soldaten im Libanon ein.
Was die islamische Bevölkerung im Libanon als Besatzungsarmee
empfand, wurde im Westen als sogenannte /Ordnungsmacht/
dargestellt. Durch den opferbereiten und mutigen Einsatz der
Muslime gelang es, die US-Soldaten mit hohen Verlusten aus dem
Libanon zu vertreiben. Kurz darauf schickte die UNO ihre
sogenannten Friedenstruppen, darunter den amerikanischen
Oberstleutnant Higgins, dessen Frau ebenfalls im
Verteidigungsministerium in den USA arbeitet. Für die Muslime
ist eine derartige Heuchelei nicht tragbar. Denn es ist nicht
akzeptabel, daß Soldaten einer Armee, die gestern noch als
Besatzer operierten, heute als Friedensbringer auftreten
sollen. Daraufhin wurde der US-Soldat von libanesischen
Freiheitskämpfern gefangen genommen. Seine Hinrichtung rief
zwar große Proteste bei den USA hervor, aber die UNO verhielt
sich, wohlbewußt der Tatsache, daß die Entsendung des
US-Soldaten problematisch war, zurück. So ist zu vermuten, daß
diese Entsendung ohnehin nur auf Druck der USA geschah, damit
Higgins andere Aktivitäten seiner Regierung einleitete, wobei
er dann ertappt wurde. Auch bei den anderen Gefangenen im
Libanon handelt es sich für die Muslime meist entweder um
Kriegsgefangene, oder um Spione, die in den Libanon geschickt
worden waren. Die aufrichtigen Menschen sollten sich einmal
fragen, aus welchen anderen Gründen ein Westeuropäer oder ein
US-Amerikaner, getarnt als Konzern-Manager oder ähnliches, in
dieses vom Krieg geschüttelte Gebiet reist. Man darf dabei
nicht vergessen, daß der Libanon seit mehr als zehn Jahren
kein Urlaubsort ist. Es ist auch kein Wallfahrtsort für
Europäer oder Amerikaner, die seit Jahren von dort nur von
Bombenanschlägen, Waffengewalt und Blutvergießen gehört haben.
Es gibt auch keine lukrativen Handelsmöglichkeiten, die die
Vertreter von großen Wirtschaftskonzernen des Westens ins Land
ziehen könnten. Was also suchen sie dort? Sind sie nicht dort
auf der Suche nach neuen Möglichkeiten und Methoden, um das
Land und das muslimische Volk wieder unter das Joch ihrer
politisch-wirtschaftlichen Herrschaft zu bringen? Israels
unaufhörlicher Staatsterror wurde immer wieder von den Medien
gedeckt. Im Zusammenhang mit der Entführung von Scheich Obeid
kam die Tatsache zu Tage, daß in Israel mehrere hundert
libanesische Muslime als Geiseln festgehalten werden. Wo waren
die westlichen Berichterstatter als diese Geiseln genommen
wurden? Gleichzeitig wurden die Massendeportationen von
Palästinensern aus der sogenannten West-Bank in den Libanon
erwähnt. Wo waren und sind die westlichen Reporter, wenn diese
Deportationen geschehen? Nach der nächtlichen Entführung
Scheich Obeids aus seinem Haus, wobei sein zu Hilfe eilender
Nachbar kaltblütig ermordet wurde, verlangten die Israelis
einen Austausch gegen drei israelische Soldaten, die im Krieg
gegen die Muslime im Libanon gefangen genommen wurden. Die
westlichen angeblich freien Journalisten waren sich nicht zu
schade, diese Gefangenen in ihren unverschämten Manipulationen
als israelische Geiseln zu bezeichnen. Denn schließlich
handelt es sich bei den israelischen Soldaten im Libanon auch
völkerrechtlich betrachtet nicht um Geiseln, sondern um
Kriegsgefangene. Als die israelische Armee ihren aggressiven
Feldzug 1982 in den Libanon startete, und das Land so lange
besetzte, bis sie von den opferbereiten Muslimen vertrieben
wurde, konnten die Muslime israelische Soldaten gefangen
nehmen. Kein Libanese ist in Israel eingedrungen und hat dabei
irgendwelche Israelis entführt! Während es sich bei Scheich
Obeid um eine Geisel des zionistischen Staatsterrors handelt,
sind die festgehaltenen israelischen Soldaten nichts anderes
als Kriegsgefangene. Faktisch führt Israel auch heute noch
Krieg gegen den Libanon, zumal israelische Soldaten noch heute
Gebiete des Libanon besetzt halten. All die Reporter,
Journalisten, Auslandskorrespondenten und Verantwortlichen in
den Medien, die bereits bei Rushdie jede Aktion gegen die
Muslime gedeckt haben, taten dieses bei der jüngsten
Aggression gegen die Muslime erneut, und anscheinend wollen
sie nicht von ihrer Mitschuld ablassen. Sie werden eines Tages
ihre Mitschuld verantworten müssen! Während die Medien sich um
die sogenannten westlichen Geiseln im Libanon sorgten,
ermordeten israelische Soldaten völlig unbedrängt von den
Medien täglich mehrere palästinensische Kinder in Gebieten,
die selbst nach UN-Recht als von Israel besetzt gelten. Aber
diesen Massenmord veranstalten die Zionisten nun schon fast
zwei Jahre unaufhörlich, ohne daß die Medien ernsthaft
protestieren. Dabei könnte durch die Verbreitung dieser
erschütternden Wahrheit Druck auf Israel ausgeübt werden, den
Völkermord und die Besetzung zu beenden. So kann auch
festgestellt werden, daß das Medienspektakel zur Verteidigung
Rushdies bei weitem alles übertraf, was bisher insgesamt über
den täglichen Mord an palästinensischen Kindern berichtet
worden ist. / / // /Allah der Erhabene gibt die Welt denen,
die er liebt wie auch denen, die er nicht liebt, aber die
Religion nur denen, die er liebt./ (Imam Muhammad Baqer ( ))
Die Sprecher des Westens Die Anrufung westlich gesonnener
Orientalen ist eine von vielen Methoden, um den islamischen
Befreiungsbewegungen entgegenzutreten. Es ist schon
erstaunlich, daß die westlichen Medien immer wieder nach dem
gleichen durchsichtigen Schema vorgehen. Als angeblich
berühmte Persönlichkeit der islamischen Welt durfte in diesem
Fall der ägyptische Literatur-Nobelpreisträger Nagib Mahfus
auftreten und sich gegen das Todesurteil stellen. Dazu muß man
wissen, daß Mahfus weder ein islamischer Richter ist noch
irgendeine andere Ausbildung im Islam abgeschlossen hat. Die
Aussagen von ihm zu islamischen Themen entbehren jeder
Sachlichkeit. Seine Berühmtheit verdankt er ausschließlich der
westlichen Welt und nicht den Muslimen. Mahfus' eigenes Buch
ist seit 30 Jahren in Ägypten verboten. Wie Mahfus selber
zugibt, mußten die sonst so westlich orientierten
Al-Azhar-Scheichs sein Buch auf öffentliche Empörung hin
verbieten (Kulturweltspiegel ARD 5.3.89). Mahfus, der durch
den Westen berühmt gemacht worden ist, darf dann auch in
Interviews die westliche Vorstellung vom Islam, welchen die
Muslime als /amerikanischen Islam/ bezeichnen, wiedergeben.
Mahfus sagte: /"Der Islam berechtigt niemanden, schon gar
nicht Geistliche, die in der Politik mitmischen, über andere
Menschen Todesurteile zu fällen"/ (Mahfus in einem
Spiegel-Interview 9/89 27.2.89). Was Mahfus mit dieser Aussage
faktisch behauptet ist: Es gibt keine Todesstrafe im Islam,
und Politik und Islam sind zu trennen. Die Lächerlichkeit
einer solchen Aussage ist nicht nur allen mit dem Islam
beschäftigten Journalisten, sondern auch vielen einfachen
Bürgern klar. Sprecher einer westlich orientierten Gesinnung
dokumentieren mit solchen Aussagen nur ihre absolute
Unkenntnis vom Islam, denn die Todesstrafe ist eine klare
Verordnung Gottes im Heiligen Qur'an gegen bestimmte Vergehen,
und selbst Nicht-Muslime zweifeln nicht am politischen
Charakter der Gebote und Verbote im Heiligen Qur'an. Beide
Behauptungen von Mahfus entsprechen lediglich den
Wunschvorstellungen derjenigen, die despotische Macht auf die
Muslime ausüben würden, falls sie die Muslime von Gottes
Gesetzen abbringen könnten. Denn nur der nicht ausschließlich
Gott und Seinen Gesetzen ergebene Mensch kann von Menschen
beherrscht werden. Das politisch-gesellschaftliche Leben eines
gottgläubigen Muslim ist dagegen allein von den göttlichen
Gesetzen geprägt. Sehr zweifelhaft wirken Medien, die solche
Meinungen, wie die von Mahfus, unkommentiert weitergeben. Doch
derartige Methoden gehören in Deutschland zum journalistischen
Alltag. Es ist immer das gleiche: Erst wird eine Person durch
westliche Medien und westliche Auszeichnungen berühmt gemacht
bzw. gekauft, und dann darf diese Person im Namen des Islam
die westliche Meinung vertreten. Dabei ist den Medien nicht
einmal bewußt, daß sie mit solchen Methoden immer mehr
unaufgeklärte Muslime wecken. Andere Beispiele verdeutlichen
die Vorgehensweise der westlichen Medien: So stellte das
/heute journal/ vom 21. Februar 1989 eine Person namens Ruhani
aus Frankreich als Ayatollah und Oberhaupt der Schiiten in
Europa vor, um diesen dann das Todesurteil gegen Rushdie
ablehnen zu lassen. Unter den Schiiten in Europa ist diese
Person jedoch völlig unbekannt und bedeutungslos. Doch ist
diese Person allem Anschein nach auch deutschen Politikern
völlig unbekannt. Denn schließlich forderte der
Bundestagsabgeordnete Freimut Duve (SPD) zwei Tage später in
der Bundestagsdebatte die schiitischen Geistlichen in
Deutschland auf, sich von dem Todesurteil zu distanzieren.
Duve hätte dieses wohl kaum getan, wenn, wie behauptet,
bereits der oberste schiitische Geistliche in Europa, also der
"Vorgesetzte" von den Geistlichen in Deutschland, das
Todesurteil aufs Schärfste abgelehnt hätte! Die Medien
scheinen bei derartigen Berichterstattungen zu übersehen, daß
die Muslime wissen, wer ihre Oberhäupter sind und wer nicht.
Uninformierte Nicht-Muslime erhalten dagegen eine völlig
realitätsferne Darstellung und sind dadurch kaum in der Lage,
die Geschehnisse richtig einzuordnen. Die Meldung, daß der in
islamischen Kreisen bekannte Scheich Farid Qaitani, der auch
in Frankreich lebt, das Buch als einen neuen /Komplott der
Kreuzritter/ bezeichnet hat, wird wohlweislich verschwiegen.
Abgesehen davon ist es schon erstaunlich, wie jeder einfache
Agent des Westens zum Mullah gemacht wird und vom Westen den
Titel "Ayatollah" angedichtet bekommt. "Ayatollah" ist ein
unter schiitischen Geistlichen in den letzten Jahrhunderten
verwendeter Titel, der nur von höchsten Geistlichen vergeben
wird; genau wie eine Habilitation nur von Professoren
anerkannt werden kann. Würde ein deutscher Gaststudent im Iran
auftreten, und als Professor für deutsches Recht vorgestellt
werden, um sich zu Urteilen des deutschen Verfassungsgerichtes
zu äußern, wäre dies schlichtweg lächerlich. Aber nach genau
derartig törichten Methoden treten in den westlichen Medien
immer wieder vom Westen zu islamischen Würdenträgern erhobene
Personen auf und äußern sich zu islamischen Sachfragen -
selbstverständlich im Sinne des Westens. Ein westlich
gesonnener Scheich, der sich gegen die Fatwa von Imam Khomeini
gestellt hat, ist der Scheich der Al-Azhar-Universität in
Kairo. War einst Al-Azhar eine Hochburg der islamischen Lehre
in der Welt, so ist sie heute zum Spielball des ägyptischen
Regimes verkommen. Die Angestellten werden von dem Staat
bezahlt, der neben Israel die größte US-Unterstützung erhält,
also von dem Staat, der gemeinsam mit dem zionistischen
Besatzer-Regime des heiligen Quds (Jerusalem) gegen die
Muslime zusammenarbeitet. In Ägypten herrscht ein Regime,
welches das Wiedererwachen der Muslime und deren Rückbesinnung
auf die islamischen Fundamente am meisten fürchtet. Zahlreiche
Aufstände in Ägypten in den letzten zehn Jahren, das heißt,
seit Gründung der Islamischen Republik Iran, sind bester
Beweis dafür. Deswegen ist es verständlich, daß der von diesem
Staat eingesetzte Al-Azhar-Scheich Stellung gegen Imam
Khomeini beziehen soll. Alternativ schlug der Scheich vor,
eine /wissenschaftliche Gegendarstellung/ zu erstellen.
Während solche Scheichs mit derartigen Aussagen große
Sympathien in der westlichen Welt gewinnen, verlieren sie
damit immer mehr an ihrer ohnehin kaum bestehenden
Glaubwürdigkeit bei den Muslimen. Die nämlich fragen sich,
warum der Scheich ein halbes Jahr nach Erscheinen des Buches
noch keine derartige Gegendarstellung erarbeitet hatte. Sie
fragen diesen Scheich auch, welcher westliche Verlag denn eine
Gegendarstellung abdrucken würde, die mit einem vergleichbaren
Medienaufwand, wie für Rushdie, verbreitet werden würde.
Hauptfrage ist aber, wie man einer Beleidigung mit einer
/wissenschaftlichen Gegendarstellung/ entgegnen kann. Was kann
man einem Menschen antworten, der den ersten Gebetsrufer des
Islam als ein /enormes schwarzes Monster/ bezeichnet? Soll man
ihm /wissenschaftlich/ entgegnen, daß er nicht ein Monster
sondern ein würdevoller Mensch war? Tatsächlich wurde von
einem indischen Studenten in New Delhi eine Art
Gegendarstellung der /"Satanischen Verse"/ mit dem Titel
/Heilige Verse/ erarbeitet und herausgegeben. Die
Gegendarstellung beschränkt sich auf die Legende der angeblich
in den Heiligen Qur'an von Satan eingefügten Verse. Das Buch
wurde vom indischen Minister für Umwelt und Forstwirtschaft
Zia-ur-Rahman Ansari herausgegeben, der selber die Fatwa von
Imam Khomeini unterstützte. In welchen westlichen Staaten ist
dieses Buch bekannt? In welche westlichen Sprachen wird das
Buch von medienunterstützten Verlagen übersetzt? In welchem
westlichen Land ist überhaupt von der Existenz eines solchen
Buches und der Herausgabe durch einen indischen Minister
berichtet worden? In zahlreichen anderen islamischen Ländern
wurden ebenfalls Bücher zu diesem Thema verfaßt, ohne daß der
Westen Kenntnis davon nahm. Und auch das vorliegende Buch
wurde von keinem großen Verlagskonzern akzeptiert. Vorschläge,
wie die vom Al-Azhar-Scheich, dienen lediglich dazu, den
unaufhaltsamen Einfluß der Freiheitsbewegungen in der
islamischen Welt, welche von der Führung der Islamischen
Revolution ausgehen, entgegenzuwirken. In der Wirkung können
die Aussagen von diesen Scheichs nur Ansporn für die Muslime
sein, sich von solchen korrupten Elementen zu befreien. Ein
weiterer in Deutschland bei den Medien beliebter Autor, der
immer wieder als angeblicher Kenner der Islamischen Revolution
im Iran auftreten darf, ist Bahman Nirumand. So durfte
Nirumand im ZDF Imam Khomeini im Zusammenhang mit der
Rushdie-Affaire des Wahnsinns bezichtigen (heute Journal
17.2.89). Dabei wurde Nirumand vom Nachrichtensprecher
fälschlicherweise als ehemaliger /Weggefährte Khomeinis/
vorgestellt. In Wirklichkeit hat dieser durch den Westen zur
Berühmtheit gelangte Autor überhaupt keine Kenntnis vom Islam
und von der Islamischen Revolution. Nirumand schrieb in einer
früheren Publikation: /Der iranische Islam ist nicht imstande
revolutionäre Energien freizusetzen/ (Persien, Modell eines
Entwicklungslandes 1967). Das schrieb Nirumand zu einer Zeit,
als die islamische Revolution unter der Führung von Imam
Khomeini schon längst aktiv geworden war. Nirumands totale
Fehleinschätzung der islamischen Bewegung im Iran hat die
junge Geschichte bewiesen. Peter Scholl-Latour sagte Nirumand
in der Diskussionsrunde /Presseclub/ (ARD 26.2.89) ins
Gesicht, daß die Massen in der islamischen Welt anders denken
als Nirumand. Doch auch Nirumands aktuelle Aussage, in welcher
er Imam Khomeini Wahnsinn vorwirft, ist symptomatisch für die
Ignoranz derartiger Redner und Autoren bezüglich des Islam.
Diese Aussage Nirumands stellte Imam Khomeini vor die gleiche
Verleumdung, wie sie auch der Prophet des Islam ertragen mußte.
Zwar würde kein Muslim auf die Idee kommen Imam Khomeini auf
eine Stufe mit Prophet Muhammad ( ) oder einen der zwölf Imame
zu stellen, aber jedes Ereignis, welches eine Wiederholung der
Geschichte des Propheten darstellt, erhöhte Imam Khomeinis
ohnehin großes Ansehen in den Augen seiner Anhänger in der
ganzen Welt und zeigte auch Unentschlossenen die
Wahrhaftigkeit seines Handelns, so lange Gott ihm die
Gelegenheit dazu gab. Der Prophet des Islam wurde u.a. von den
damaligen dekadenten und von Islamfeinden ausgehaltenen
Dichtern immer wieder des Wahnsinns bezichtigt. Dieser
Sachverhalt führte zu einer immer deutlicheren Trennung der
Anhänger des Propheten von seinen Gegnern und zu Versen im
Heiligen Qur'an, in welchen Gott direkt zu den Menschen
spricht und ihnen den Wahrheitsgehalt der Aussagen des
Propheten klarlegt (dokumentiert im Qur'an u.a. in Sure 53/2).
Wenn die heutigen dekadenten und von Islamfeinden
ausgehaltenen Autoren Imam Khomeini derart angreifen,
wiederholen sie die Angriffe auf den Propheten und die Imame.
Für geschichtsbewußte Muslime ist dies deutlich erkennbar.
Nicht unerwähnt soll bleiben, daß Autoren und Dichter wie
Nirumand, Rushdie und dergleichen lediglich durch den Westen
zu ansehnlichem Vermögen gekommen sind. Dafür gibt es eine
anschauliche historische Parallele im Heiligen Qur'an. Den von
den Feinden des Propheten finanzierten Dichtern ist eine ganze
Sure im Heiligen Qur'an gewidmet, um sie zu entlarven und
eindringlich zu warnen. Jeder gläubige Muslim kennt diese
Sure, in der es heißt: // /Soll Ich euch künden von denen, auf
welche die Satane herniedersteigen? Sie steigen hernieder auf
jeden sündigen Lügner. Sie teilen das Gehörte mit; doch die
meisten von ihnen sind Lügner. Und die (irregeleiteten)
Dichter, es folgen ihnen die Irrenden. /(Heiliger Qur'an,
Al-Shuara, Die Dichter, 26/223-226) Auch unbekannte Personen
dürfen oft in den westlichen Medien im Namen des Islam
auftreten, so lange sie den islamischen Richtlinien ablehnend
gegenüberstehen. In der ARD-Sendung /Im Brennpunkt/ vom 22.
Februar 1989 zum Thema kündigte Fritz Pleitgen Sprecher der
Muslime in Deutschland an, welche zum Fall Rushdie Stellung
beziehen sollten: Zu Wort kamen fünf Perser, alles erklärte
Gegner von Imam Khomeini. Pleitgen hat wohl wegen technischer
Schwierigkeiten die Interviews nicht verfolgen können, da er
danach sagte, daß sowohl Anhänger als auch Gegner von Imam
Khomeini zu Wort gekommen seien. Abgesehen davon ist es
ohnehin trügerisch, fünf Perser als Sprecher der Muslime in
Deutschland auftreten zu lassen, da diese unter den Muslimen
in Deutschland eine Minderheit darstellen, sofern es sich
überhaupt um gläubige iranische Muslime handelt. // /Ihr
werdet beherrscht vom Wettstreit nach Mehrung, bis ihr die
Gräber erreicht/. (Heiliger Qur'an 102/1-2) Das Todesurteil
wirkt verkaufssteigernd Es wurde manchmal behauptet, daß das
Buch /"Die Satanischen Verse"/ erst durch das Todesurteil
publik gemacht wurde: /"Wenn wir dem Buch, 'Satanische Verse'
weniger Beachtung geschenkt hätten, dann wäre auch die
unerhörte Publizität durch die westliche Presse unterblieben.
Rushdie hätte kaum Erfolg gehabt /(Aussage eines westlich
orientierten Scheichs einer Moschee in Paris; Die Welt
17.2.89). In dieser Kritik kommt die totale Unkenntnis über
die Hintergründe der Veröffentlichung zum Ausdruck. Bei dem
Verleger Penguin-Viking handelt es sich um ein nach
marktwirtschaftlichen Interessen orientiertes Unternehmen.
Natürlich bringen auch marktwirtschaftlich orientierte Verlage
manchmal aus politischen Gründen verlustträchtige Bücher auf
den Markt, wobei der Verlust durch Gewinne anderer
Publikationen ausgeglichen wird, aber dennoch bleibt auch
dabei der Verlust normalerweise im überschaubaren Rahmen. Der
finanzielle Hintergrund dieses Buches aber sprengt alles
Überschaubare. Der Autor erhielt, wie bereits erwähnt, eine
Vorabzahlung in Rekordhöhe von umgerechnet 1,5 Millionen Mark.
Und es steht fest, daß der Verleger damals nicht mit einer
Verkaufsförderung durch Imam Khomeinis Urteil rechnen konnte.
Mit der ersten englischen Auflage von 50000 Exemplaren sowie
75000 in den USA hätte kaum ein größerer Gewinn hereingeholt
werden können, zumal der Verkauf schleppend anlief. Deswegen
waren Vorbereitungen getroffen worden, das Buch werbeträchtig
zu vermarkten, um weitere Auflagen notwendig zu machen. Eine
zukünftige Taschenbuchausgabe war ohnehin von Anfang an
vorgesehen. Die Auszeichnung des Autors durch den
höchstdotierten englischen Buchpreis, den Whitbread-Preis, war
der Anfang von Maßnahmen, mit dem das Buch zum Verkaufshit
werden sollte. Mehrere Buchlesungen Rushdies für das Fernsehen
waren bereits aufgenommen und warteten auf die Ausstrahlung
(Ausschnitte zu sehen im Auslandsjournal/ZDF 17.2.89).
Passagen des Buches waren Videoclips ähnlich vorbereitet.
Ausschnitte davon wurden auch im deutschen Fernsehen gesendet
(Kulturweltspiegel ARD 5.3.89). Eine Publicity-Tour durch die
USA, in der Rushdie sein Buch persönlich in elf Städten
vorstellen wollte, wurde abgebrochen, als das Todesurteil
ausgesprochen war. Zahlreiche andere Maßnahmen, welche nicht
mehr bekannt wurden, steckten in den Schubladen der Verleger.
Möglicherweise sollte das Buch gemäß /"Die letzte Versuchung
Christi"/ verfilmt werden. Anfang April 1989 lag das Buch in
mehreren Sprachen vor: Englisch, Französisch, Italienisch,
Dänisch, Norwegisch, Schwedisch, Holländisch, Finnisch und
möglicherweise war auch die deutsche Übersetzung bereits
druckreif. Eine Übersetzung ins Serbische wurde begonnen. Daß
diese Übersetzungen nicht erst nach der Fatwa von Imam
Khomeini geplant wurden, ist ein weiteres Indiz dafür, welche
weltweite Verbreitung des Buches von vornherein geplant war.
Doch Imam Khomeini machte dem Verleger einen Strich durch die
Rechnung. Nach dem Todesurteil war nicht mehr daran zu denken,
die Werbekampagne fortzuführen. Dennoch ist ohne Zweifel
festzustellen, daß das Todesurteil verkaufsfördernd gewirkt
hat, zumindest kurzzeitig: /Aus dem Ladenhüter ist ein
Bestseller geworden/ (Stuttgarter Ztg. 20.2.89). Einen Gewinn
bedeutete das für den Verlag aber dennoch nicht, denn die
Kosten für die nun zu treffenden Sicherheitsmaßnahmen
übertrafen alle eingeplanten Ausgaben für die Werbung: /.. das
Leben des Salman Rushdie, 41, ist für seinen Verlag kaum noch
bezahlbar. Schon über 5 Millionen DM kostete den Londoner
Penguin-Verlag der Objektschutz für bedrohte Filialen. Sechs
Beamte des 'Spezial Branch' von Scotland Yard schieben jeweils
acht Stunden Schicht. Schutz noch mindestens ein Jahr. Kosten
pro Tag 3000 DM. Zahlt der Steuerzahler /(Bunte 22/89
24.5.89). Das sind weitere 10 Millionen Mark, die an
Mindestkosten noch einzuplanen sind. /Da selbst
Premierministerin Margaret Thatcher nur drei Bodyguards hat,
rief ein Mitglied des Oberhauses jetzt zu mehr Sparsamkeit
auf: Dem verfolgten Literaten sei zumindest nicht mehr Schutz
zu gewähren als der Regierungschefin/ (Stern 29.6.89). Der
Schaden für die britische Volkswirtschaft durch entgangene
Aufträge im Iran läßt sich noch gar nicht abschätzen,
übersteigt aber mit Sicherheit um ein Mehrfaches die Verluste
von Rushdies Verlag. Für die Exportwirtschaft Großbritanniens
bedeutet das eine Katastrophe. Der Verlag aber schien
ursprünglich aus all diesem nichts gelernt zu haben, denn die
Taschenbuchausgabe sollte immer noch, allerdings in
Zusammenarbeit mit anderen Verlagen, verbreitet werden
(Spiegel 14/89, 3.4.89). Nach neuesten Meldungen jedoch
verzichtet Penguin-Viking auf die Herausgabe der
Taschenbuch-Version. Ohne Zweifel hat das Todesurteil zu sehr
vielen Lesern geführt. Zwar wären möglicherweise genau so
viele oder höchstwahrscheinlich gar mehr Leser durch
Werbeaktionen des Verlages gefunden worden, aber nun war das
Todesurteil der Auslöser. Es gibt jedoch einen großen
Unterschied zwischen dem durch Werbung animierten Leser und
dem durch das Todesurteil beflügelten Leser. Der jetzige Leser
liest das Buch im Bewußtsein, daß es sich um einen
antiislamischen und von Muslimen als höchst
verabscheuungswürdig eingestuften Text handelt. Somit verliert
der Text seine verleumderische Wirkung gegen den Islam.
Gleichzeitig ist überall auf der Welt eine Diskussion zwischen
Muslimen und Nicht-Muslimen entstanden, welche langfristig
gesehen, sehr fruchtbar für das Verständnis des Islam bei den
Nicht-Muslimen werden kann. Imam Khomeini hat Salman Rushdie,
den Sprecher der Feinde des Islam, sehr berühmt gemacht; daran
gibt es keinen Zweifel! Doch tat Imam Khomeini dabei nichts
anderes als die göttlichen Wegweisungen zu befolgen.
Schließlich hat Gott der Erhabene durch die Offenbarung eine
ganze Sure einem der damals besonders auffälligen Feinde des
Islam und des Propheten gewidmet: Der Mann hieß Abu Lahab
(Vater des Feuers). Noch 1400 Jahre nach dem Tod von Abu Lahab
ist sein Name unter den Muslimen unvergessen, und viele
Millionen Muslime rezitieren die Sure, welche die
Verwünschungen gegen ihn ausdrückt. Seine Berühmtheit unter
den Muslimen hat ihm und seinen Helfershelfern genauso
geschadet, wie die Berühmtheit Rushdies seinen Helfern
geschadet hat und in Zukunft noch schaden wird. Eine berühmte
US-amerikanische Schriftstellerin glorifizierte Rushdies Buch
mit den Worten: /Das Geschriebene überlebt seinen Autor/. Sie
täuscht sich, denn das ist nicht allgemein gültig. Von den
zahllosen Hetzschriften gegen den Propheten des Islam aus
früherer Zeit wird heute keine Zeile mehr gelesen, so daß
immer wieder neue Rushdies kommen müssen, um neue
Verleumdungen aufzuschreiben, um eines Tages auch in
Vergessenheit zu geraten. Die Fatwa von Imam Khomeini dagegen,
das kann jetzt schon festgestellt werden, wirkt auch nach Imam
Khomeini noch weiter. Der unvergleichbare Boom des
Buchabsatzes in der westlichen Welt nach dem Todesurteil
beinhaltet auch eine Feindschaft gegenüber dem Islam und den
Muslimen. In Italien war die erste Auflage von 20000 für
italienische Verhältnisse recht teuren Exemplaren nach dem
Todesurteil innerhalb kürzester Zeit vergriffen, und die
zweite Auflage wurde nun mit 200000 geplant (Die Welt 2.3.89).
Die Kauflust mit der Lust auf das Verbotene zu erklären, wäre
unzureichend. Schließlich gab es auch christliche Gegnerschaft
gegen den Film /"Die letzte Versuchung Christi"/, wobei es
sogar einen Toten gab, als ein Kino im November 1988 in Paris
in Brand gesetzt wurde. Und trotzdem wurde der Film kein
Kassenschlager, trotz des enorm medienwirksamen Werbeaufwands
und der Nominierung für einen Oskar. Das Buch /"Die
Satanischen Verse"/ ist dazu bisher nicht als Taschenbuch
erhältlich und deswegen relativ teuer. Auch kann nicht die
Neugier auf die entscheidenden Stellen im Buch ausschlaggebend
für die hohen Verkaufszahlen nach dem Todesurteil sein, da
gerade diese Stellen in vielen Medien bereits wiedergegeben
wurden. Und schließlich erzielten nun auch frühere Bücher
Rushdies einen größeren Absatz und selbst die Bücher seiner
Frau Marianne Wiggins wurden vermehrt verkauft. Für die
Muslime bleibt nur die Erklärung, daß große Teile der als
christlich bezeichneten Welt sich mit dem gotteslästernden
Autoren solidarisiert hat, während die sich offen zum
Atheismus bekennende, noch nicht gänzlich verwestlichte,
kommunistische Welt das Buch größtenteils nicht unterstützte.
Selbst sonst westlich orientierte Muslime standen vor einer
für sie bitteren Erkenntnis. Aber wahrscheinlich waren auch
die aufrichtigen Christen schmerzhaft betroffen von dieser
Entwicklung. Eines muß noch festgehalten werden: Das Urteil
Imam Khomeinis hat folgendes bewirkt: Jeder, der das Buch
kauft oder verkauft, weiß, daß er in den Augen der Muslime als
ein Verbrecher gegen den Islam gilt und zum Sympathisanten
Rushdies wird. / / // /Die Welt ist wie ein Markt, manche
gehen mit Gewinn heraus, manche mit Verlust./ (Imam Ali
an-Naqi ( )) Die Front für Rushdie hat auch Risse Die Haltung
der westlichen Politiker, Autoren und Verleger für die
Verteidigung der /"Satanischen Verse"/ war nahezu einheitlich.
Dennoch wäre es nicht korrekt, die, wenn auch im Westen
wenigen, kritischen Stimmen gegenüber Rushdie, unerwähnt zu
lassen, zumal diese von den westlichen Medien meist ignoriert
wurden: So sagte der Erzbischof von Lyon, Kardinal Decourtray:
/"'Die Satanischen Verse' sind eine Beleidigung der
Religionen" /(Spiegel 9/89, 27.2.89). Der ehemals sehr
populäre griechische Sänger George Moustakis, der Theologie in
Griechenland und in den USA studiert hat, sagte in einem
Interview mit der Iranischen Nachrichtenagentur IRNA: /"Ich
würde genauso fühlen, wenn jemand so etwas über unser
christliches Buch, "Die Offenbarung der Evangelien", schreiben
würde"/. Selbst Ex-US-Präsident Jimmy Carter sagte: /"'Die
Satanischen Verse' sind eine Beleidigung von Millionen von
Muslimen und gehen viel weiter in ihrer Blasphemie gegen den
Islam als 'Die letzte Versuchung Christi' gegen das
Christentum."/ Carter empfahl /sensibler/ mit der Empörung
umzugehen, die das Buch provoziert hat. Er empfahl den
Europäern, die diplomatischen Beziehungen zum Iran
beizubehalten. Einen bemerkenswerten Vergleich stellte der
Schriftsteller Walter Jens als Sprecher des deutschen PEN auf
(ZDF Spezial 23.2.89): // /"Das PEN-Zentrum muß abwägen. Es
sagt erstens: Bitte stellen sie sich vor, da wird das Kreuz
Jesu Christi gezeigt, und dieses Kreuz dient als Balken eines
Bordells. Huren mit den Namen Maria, Mutter Jesu, Martha,
Magdalena bedienen fromme Pilger, die ihnen zu Willen sind.
Millionen von Christen würden sich beleidigt fühlen. So fühlen
sich im Augenblick durch das Rushdie-Buch Millionen von
Muslime beleidigt."/ Um so unverständlicher ist es, wie die
Erklärung von PEN fortfährt, und welche Konsequenzen aus
obigem Vergleich gezogen werden: // /"Punkt zwei: Darüber ist
zu diskutieren, offen, auch unter dem Aspekt, daß der Islam
von Hause aus friedlich, toleranzfreundlich ist, und was jetzt
geschieht ein ungeheurer Abfall von seinen Grundlagen ist.
Aber wenn jetzt ein Mann, und zwar kann man sich gar nicht
deutlich genug vorstellen, unter wie grauenvollen Umständen,
weiterleben muß, wenn jetzt ein Mann, ein Schriftsteller, ein
Kollege von uns mit dem Tode bedroht wird, dann müssen wir
aufstehen, nicht nur verbal ihm unsere Solidarität erklären,
sondern selbstverständlich dafür sorgen, daß auf breitester
Basis sein Buch erscheint und eine Diskussion eröffnet wird,
auch über den Islam wie er einmal war. Die Muslime dürfen hier
nicht zu Freiwild werden. Ich glaube, daß die heutigen
Machthaber in der gleichen Weise von der Zielsetzung des Islam
abweichen, wie manche Israeli sich an den Gesetzen Moses
versündigen, wenn sie auf Kinder schießen, und wir Christen
sollten die letzten sein, die nicht auch an unsere eigene
Brust klopfen. Ich fand es schauerlich, daß der (iranische)
Botschafter beim Vatikan erklärte, er werde persönlich Rushdie
hinrichten; und keine Reaktion kam vom Vatikan - also beide
Seiten sehen, aber das Wichtigste: Solidarität mit unserem
Kollegen Rushdie: Das Buch muß bei uns erscheinen!"/ Walter
Jens spricht es deutlich aus: Die Solidarität mit einem
Berufskollegen steht höher als die Solidarität mit Millionen
von Opfern einer schweren Beleidigung. Überhaupt ist es schon
eine erstaunliche Leistung, wie man in einer so kurzen
Stellungnahme so viele Themen zusammenwerfen und so gut
durchmischen kann, daß am Ende kaum jemand etwas versteht,
außer, daß das Buch erscheinen soll. Rushdie wird zum Opfer,
Muslime zu Tätern. Jens' Beispiel mit den Israelis paßt aber
gut in die Thematik, denn wenn die Muslime schon sehr viel
früher gemeinsam die Entehrung ihrer Heiligtümer verteidigt
hätten, und die heiligen Orte in Palästina geschützt hätten,
dann könnte heute kein Israeli muslimische Kinder
abschlachten. Jens vergleicht in der Erklärung drei Taten
miteinander und setzt sie auf die gleiche Stufe: Die Muslime
sprechen ein Todesurteil gegen einen gotteslästernden Autor
aus, die Zionisten erschießen tagtäglich unschuldige Kinder,
die Christen lassen zu, daß ihr Papst dem Botschafter der
islamischen Republik Iran nicht den Mund verbietet. Damit wird
der tägliche Massenmord durch die Zionisten mit der freien
Meinungsäußerung und Verteidigung eines islamischen
Richterspruchs auf eine Stufe gestellt. Der Vergleich ist sehr
irreführend. Jens gibt selber zu, daß Rushdie die Muslime
beleidigt hat. Damit sollte dieser doch die Folgen seiner
Taten zu tragen haben. Was aber haben die Kinder in Palästina
getan, daß sie dazu verurteilt sind, seit ihrer Geburt unter
der grausamen Willkürherrschaft einer Besatzungsarmee zu
leiden? Erklärungen, wie diese von Jens, dienen lediglich
dazu, emotionsbehaftete Themen zur ungerechtfertigten
Untermauerung des eigenen Standpunktes zu mißbrauchen, ohne
daß der wahre Zusammenhang daraus hervorgeht. Die Front für
Rushdie rief u. a. auch in der deutschen Kunstszene
Auseinandersetzungen hervor: Eine Veranstaltung des
PEN-Zentrums Bundesrepublik Deutschland über die
Rushdie-Affaire unter Schirmherrschaft des Senators für
kulturelle Angelegenheiten in Berlin konnte nicht in den
Räumen der Akademie der Künste stattfinden, weil die
Verantwortlichen keine Räume zur Verfügung stellten. / / //
/Sprich: wenn sich auch die Menschen und die Dschinn
zusammentäten, um einen Qur'an gleich diesem hervorzubringen,
sie brächten keinen gleichen hervor, selbst wenn sie einander
beistünden./ (Heiliger Qur'an 17/88) Die "Satanischen Verse"
Der Titel des Buches von Rushdie geht auf eine Legende zurück,
nach der Satan angeblich einige Verse im Heiligen Qur'an
untergebracht haben soll, was wiederum angeblich erst
anschließend vom Propheten bemerkt und korrigiert worden sei.
Diese Legende behauptet, daß Satan in Gestalt des Erzengels
Gabriel den Propheten des Islam betrogen hätte. Abgesehen von
der nicht vorhandenen Authentizität und der historischen
Wertlosigkeit dieser Legende, beinhaltet sie auch mehrere
grobe Fehler in Bezug auf den Islam. Die Legende widerspricht
als erstes den klaren Aussagen des Heiligen Qur'an über dessen
Unveränderbarkeit. Gott selbst sagt im Heiligen Qur'an: //
/Wahrlich, Wir, Wir selbst haben diese Ermahnung (den Heiligen
Qur'an) hinabgesandt, und sicherlich werden Wir ihr Hüter
sein/. (Heiliger Qur'an 15/9) Eine der ersten Voraussetzungen
für die Authentizität einer Überlieferung des Propheten ist
islamisch gesehen deren Übereinstimmung mit dem Heiligen
Qur'an. Widerspricht eine Überlieferung dem Inhalt des
Heiligen Qur'an, so kann sie nicht vom Propheten stammen. An
einer weiteren Stelle im Heiligen Qur'an spricht Iblis, der
Teufel nachdem er von Gott verworfen wurde: // /Mein Herr, da
Du mich als verloren erklärt hast, wahrlich so will ich ihnen
(den Menschen) auf Erden (die Dinge) ausschmücken, und
wahrlich ich will sie alle irre leiten, bis auf Deine
erwählten Diener unter den Aufrichtigen/ (Heiliger Qur'an
15/39-40) Gott selbst ist es, der diese Aussage des Teufels
bestätigt und ihm somit nicht die Fähigkeit gibt, den
aufrichtigen Diener Gottes irre zu leiten; und sei es nur für
einen Moment. Der Prophet Muhammad ( ) ist der
Seyyid-u-kayinat, der Fürst der gesamten Schöpfung und der
ideale Mensch auf Erden. So ist er durch die Bewahrung seiner
inneren Reinheit in keiner Weise vom Teufel anfechtbar oder
gar betrügbar. Auch für westliche Geschichtsforscher ist aus
nachvollziehbaren Gründen die Unwahrheit der Legende über die
"Satanischen Verse" erkennbar. Es ist nämlich weder die
Überliefererkette vollständig, noch sind die wenigen
Überlieferer als zuverlässig eingestuft. Einige von ihnen
gelten sogar als Feinde des Islam. Die Ausdrucksweise
entspricht nicht der Hohen Sprache des Propheten. Außerdem hat
der Sammler dieser märchenhaften Geschichte nachweislich auch
zahlreiche andere Verfälschungen als Überlieferung gedeutet.
Die Legende der sogenannten Satanischen Verse widerspricht
außerdem auch einer Eigenschaft des Satan. Denn nach der
islamischen Lehre ist es dem Satan gar nicht möglich, die
Gestalt der Erzengel oder der Propheten anzunehmen.
Anderenfalls könnte kein Gläubiger keiner Religion die
Sicherheit haben, daß sein Prophet nicht Satan in anderer
Gestalt wäre, oder daß er nicht vom Satan betrogen wurde. Nur
weil Satan diese Fähigkeit nicht hat, besitzt jeder Mensch die
Fähigkeit, den wahren Propheten vom falschen zu unterscheiden.
Das ist auch ein Grund, warum der Mensch in Bezug auf die
Nichtbefolgung der Propheten von Gott zur Rechenschaft gezogen
wird. Die betrachtete Legende ist eine eindeutige Verfälschung
der reinen Lehre des Islam und ein wiederholter Versuch, die
Fehlerlosigkeit des Heiligen Qur'an zu unterwandern. Obwohl
sich derartige Verleumdungen in einige wenige Geschichtsbücher
über den Islam eingeschlichen haben, gibt es weder heute noch
in der Geschichte einen ernstzunehmenden Islamkenner, der
diese Verleumdungen als wahrhaftig bezeichnet hätte. Zwar hat
Rushdie neben all seinen Verleumdungen und Beleidigungen gegen
den Islam auch diese Thematik nicht ausgelassen, um den Islam
zu bekämpfen. Dennoch muß festgestellt werden, daß die
Wiederholung dieser Verleumdung im Roman sicherlich zu den
unwesentlichen Beleidigungen gegen den Islam und die Muslime
im Verhältnis zu seinen wüsten Darstellungen gehört. Deswegen
ist das anfängliche Konzentrieren der Berichterstatter auf
diese Thematik nur eine Ablenkung von den eigentlichen
Beleidigungen gewesen. Der Titel des Buches ist aus der Sicht
eines Muslim dennoch zutreffend, da der Titel jenes Buches
seinen eigenen Inhalt und dessen Autor beschreibt. / / //
/Diese eure Gemeinde ist eine einige Gemeinde, und Ich bin
euer Herr, so nehmet mich zum Beschützer./ (Heiliger Qur'an
23/52) Das Buch und die Folgen in der islamischen Welt Ein
Versuch, die Hintergründe um die Affaire Rushdie zu
untersuchen und Verständnis für die Argumente der Muslime zu
wecken, wäre unzureichend, wenn nicht zumindest die teilweise
erdrutschartigen Folgen der Affaire in der islamischen Welt
erwähnt würden. Es würde den Umfang dieser Arbeit sprengen,
auf alle Proteste in allen Erdteilen einzugehen. Deswegen soll
versucht werden, an exemplarischen Beispielen die Folgen der
Rushdie-Affaire darzustellen. Hierbei läßt sich eines
vorwegnehmen: Sollte das Buch /"Die Satanischen Verse"/ als
Anschlag gegen den Islam und die Muslime gedacht gewesen sein,
so hat sich das Buch zum größten Eigentor der Feinde des Islam
in der jüngeren Geschichte entwickelt. Wie auch Dr. Udo
Steinbach, Leiter des Deutschen Orient-Instituts in Hamburg in
einem Interview richtig feststellte (heute Journal/ZDF
21.2.89), eröffnete der Fall Rushdie eine neue Gelegenheit zur
Standortbestimmung für die Muslime. Während viele im Westen
lebende Muslime ihre Standortbestimmung bereits vollzogen
haben, wird auch für die Muslime in der islamischen Welt die
Notwendigkeit zu einer Standortbestimmung mit wahrem
islamischen Charakter immer dringender. Es ist nicht mehr zu
leugnen, daß die Verbreitung und allseitige Unterstützung des
Rushdie-Machwerkes, insbesondere für die ehrenhaften
westlichen Schriftsteller, eine Tragödie gewesen ist: Für eine
Milliarde Muslime und viele andere Völker der Erde sind die
blasphemischen Beleidigungen gegen den Islam und die
schamlosen Beschimpfungen der Heiligkeiten aller Gottgläubigen
zum Symbol der Kultur und zum Merkmal der Literatur des
Westens geworden. Es wird den wahrhaftigen Autoren nicht
leicht fallen, das durch Rushdie und seine Anhänger schwer
angeschlagene Ansehen der westlichen Literatur unter hunderten
Millionen von kulturreichen Muslimen zu retten. Es bleibt eine
große Herausforderung an die würdigen Schriftsteller des
Westens, die lange genug wegen der furchterregenden Propaganda
der Medien geschwiegen haben, sich für die Wiederherstellung
der verletzten Ehre ihres Berufsstandes und ihrer beruflichen
Vorfahren - wie z.B. Goethe und Rückert - einzusetzen. / / //
/Und wenn dein Herr Seinen Willen erzwungen hätte, wahrlich,
Er hätte die Menschen alle zu einer einzigen Gemeinde gemacht,
doch sie wollten nicht ablassen, uneins zu sein./ (Heiliger
Qur'an 11/118) Die Verurteilung des Buches durch die
Islamische Konferenz (OIC) Die OIC (Organisation Islamische
Konferenz) ist nicht die Vertretung der muslimischen
Bevölkerungen in den islamischen Ländern, sondern ein
Zusammenschluß der Regierungen der Staaten mit überwiegend
muslimischer Bevölkerung. Das wiederum bedeutet, daß sich
diese Organisation zum größten Teil aus Königen und Prinzen
und anderen Despoten zusammensetzt, welche nur durch die
politische und militärische Stützung durch die westlichen
Staaten ihre Gewaltherrschaft aufrecht erhalten können. Es war
klar, daß der Fall Rushdie bei der Sitzung der Organisation
der Islamischen Konferenz Mitte März 1989 behandelt werden
mußte. Obwohl sich die Diener des Westens, allen voran das
saudische Königshaus dagegen wehrten, konnten sie nicht
verhindern, daß das Buch /"Die Satanischen Verse"/ auf die
Tagesordnung kam und als blasphemisches Werk verurteilt wurde.
Außer der Regierung der Islamischen Republik Iran vertreten
keine islamischen Regierungen, sondern fast ausschließlich vom
Westen oder Osten gestützte Diktatoren sowie islamfeindliche
laizistische Regime die Staaten der islamischen Länder in
dieser Organisation. Dennoch konnte die Verurteilung des
Buches und des Autors nicht abgewendet werden. Keiner der
unislamischen Regierungschefs hätte eine Ablehnung der
Verurteilung des Buches vor seiner eigenen muslimischen
Bevölkerung unbeschadet überstanden. Der sogenannte
Fundamentalismus lehrt die Könige und Prinzen das Fürchten;
dazu Scholl-Latour:/Was wir Fundamentalismus nennen,
bezeichnen die Massen als wahren Islam/ (Presseclub ARD
26.2.89). Während die Briten gerade ein Dutzend Staaten dazu
bewegen konnten, die Fatwa Imam Khomeinis zu verurteilen, fand
der Iran 45 Staaten, um das Buch Rushdies öffentlich zu
verurteilen, darunter zahlreiche ehemalige britische Kolonien;
auch wenn diese Verurteilung oft aus Opportunismus oder aus
Angst vor den eigenen muslimischen Bevölkerungen geschah. / /
// /Wer sich nicht vor den Menschen schämt, schämt sich auch
nicht vor Gott./ (Imam Hassan al-Askari ( )) Rushdie und die
Saudis Die saudischen Gastgeber der bereits erwähnten
OIC-Konferenz wehrten sich vehement dagegen, den iranischen
Antrag auf internationale Verurteilung Rushdies als
ordentlichen Tagesordnungspunkt zu behandeln. Ihre Haltung ist
sehr verständlich, denn schließlich haben die Saudis bei einer
Rückbesinnung der arabischen Bevölkerungen auf den Islam sehr
viel zu verlieren. Deswegen versuchen sie, jede auf dem
Fundament des Islam basierende Strömung von sich und ihrem
Herrschaftsgebiet fernzuhalten. Dennoch konnten sie nicht
verhindern, daß eine brisante Enthüllung den Muslimen aller
Welt einmal mehr vor Augen führte, welchen unislamischen Geist
die selbsternannten /Hüter der beiden Heiligen Stätten/
vertreten. Dokumentiert ist das Verhalten der Saudis in einer
Schlagzeile der Londoner Zeitung /The Guardian: Saudi-Arabien
fordert den Abzug des britischen Botschafters/. Um den Leser
nicht in die Irre zu führen, sei sofort bemerkt, daß diese
Schlagzeile nicht etwa jüngeren Datums ist; vielmehr stammt
sie vom 24. April 1980! Damals kam es zu einem immerhin vier
Monate anhaltenden Bruch der diplomatischen Beziehungen
zwischen den Saudis und Großbritannien. Was aber war
geschehen? Am 9. April 1980 hatte das britische Fernsehen den
Film /Tod einer Prinzessin/ ausgestrahlt, in dem die
Hinrichtung einer saudischen Prinzessin wegen Verstoß gegen
die Ehegesetze gezeigt wurde. Die Herren Könige, die ihre
Nächte öfters in Londoner Nachtclubs verbracht hatten, fühlten
sich beleidigt und sorgten für den Abbruch der diplomatischen
Beziehungen. Dieser Schritt bedeutete, laut /The Guardian/ vom
29. Juli 1980, einen Verlust von umgerechnet 330 Millionen DM
für die britische Wirtschaft. Um diesen Verlust zu begrenzen
entschuldigten sich die Briten damals durch verschiedene
diplomatische Kanäle, so daß am 28. Juli 1980 die Beziehungen
wieder aufgenommen werden konnten. Kurz darauf, am 26. August
1980 fuhr der damalige britische Außenminister Lord Carrington
persönlich nach Arabien, um sich bei der Königsfamilie zu
entschuldigen. Ein Muslim betrachtet dieses Ereignis wie
folgt: Das britische Fernsehen hatte eine Beleidigung
gesendet; nicht gegen Gott den Erhabenen, nicht gegen den
größten aller Propheten Muhammad ( ), nicht gegen den Heiligen
Qur'an, nicht gegen die Mütter der Gläubigen, nicht gegen die
früheren Propheten, nicht gegen die großen Prophetengefährten,
nicht gegen die großen Engel Gottes, nicht gegen eine
Milliarde Muslime, nein, das saudische Königshaus wurde
beleidigt. Das genügte bereits, den saudischen Botschafter aus
London zurückzurufen und den britischen Botschafter
hinauszuwerfen, woraufhin die arrogante englische Regierung
Demut und Reue zeigte. Salman Rushdie jedoch hat all
diejenigen Heiligkeiten beleidigt, beschimpft und ihre Würde
mit Füßen getreten, die das britische Fernsehen damals nicht
beleidigt hatte. Ein britischer Verlag veröffentlichte das
satanische Werk eines britisch-indischen Autors, das Gott, den
Propheten des Islam, den Heiligen Qur'an, die Engel, die
Mütter der Gläubigen, frühere Propheten, die
Prophetengefährten etc. und damit eine Milliarde Muslime auf
eine verachtungswürdige Art und Weise angreift. Wie würden die
Saudis dieses Mal reagieren, fragten sich die Muslime, die
sich an die damaligen Ereignisse erinnern konnten. Aber auch
diejenigen Muslime, die erst später von den damaligen
Ereignissen erfuhren, mußten neugierig auf die aktuelle
Reaktion der Saudis sein, soweit sie die US-hörige Natur der
Saudis noch nicht kannten. Schließlich ging es dieses Mal um
unvergleichbar mehr als um ein paar Prinzen und Prinzessinnen.
Würden die Saudis dieses Mal vielleicht mit einem Öl-Schock
drohen? Würden sie wirtschaftliche Sanktionen mit Hilfe der
anderen Scheichtume gegenüber England beschließen? Würden sie
alle wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu England
abbrechen? Würden sie ihr gesamtes in England angelegtes
Kapital zurückziehen? Oder würden sie zumindest, wie vor zehn
Jahren, den britischen Botschafter hinauswerfen? Doch nichts
dergleichen taten die Könige. Ganz im Gegenteil: Das einzige,
wozu sie sich durchringen konnten, war, nicht gänzlich zu
verhindern, daß das Buch doch noch in der Organisation der
Islamischen Konferenz als blasphemisches Werk verurteilt
wurde; und das auch nur aufgrund des großen Druckes von Seiten
der Islamischen Republik Iran und der Furcht der Saudis,
endgültig als Feinde des Islam und als Diener des Westens
enttarnt zu werden. Damit hat diese Königsfamilie den Muslimen
erneut gezeigt, daß ihr die saudische Ehre mehr Wert ist als
alle heiligen Werte des Islam zusammen. Nicht zuletzt dieser
Gesinnung der Saudis ist es zuzuschreiben, daß sie nach und
nach die islamischen Heiligtümer auf der arabischen Halbinsel
klammheimlich vernichten oder verkommen lassen, sondern auch
wegen ihrer grundsätzlichen Haltung gegen den Islam, der ihren
lüsternen Lebensstil von Grund auf verabscheut. Allein wenn
sich diese Erkenntnis der schmerzhaften Tatsache um die
Zerstörung der Heiligtümer in ihrem erschreckenden Ausmaß
innerhalb des gläubigen Volkes des Islam ausbreitet, wird das
für die saudischen Könige und damit für ihre US-amerikanischen
Herren von verheerender Bedeutung sein, da das saudische
Königshaus seinen durch Öl-Dollars gekauften Einfluß in der
islamischen Welt ohnehin immer mehr verliert.
Interessanterweise wurde diese Enthüllung von den westlichen
Medien, obwohl sie sehr naheliegt und die Parallele zum
Rushdie-Fall sehr deutlich ist, nicht aufgegriffen. Für die
Muslime bestätigte sich somit erneut die Erfahrung, daß die
westlichen Medien als Instrument westlicher Politik gegen den
Islam eingesetzt werden. Ohnehin ist es verblüffend, daß das
korrupte Herrschaftssystem der Saudis in den Medien immer noch
als "islamisch" verkauft werden kann. Hauptinteressent für den
Schutz des saudischen Königshauses sind dabei die USA, welche
die Arabische Halbinsel als ihren gepachteten Flugzeugträger
und als ihr ureigenes Ölfeld betrachten. Die saudischen Könige
sind ein Produkt britischer Kolonialzeit in Arabien. Die
Briten selbst waren es, die diese Despoten an die Macht
brachten. Nach dem zweiten Weltkrieg übernahmen die USA
faktisch viele der ehemals britischen Kolonialgebiete und
beanspruchten sie fortan bis heute als ihr sogenanntes
Interessengebiet. / / // /Und Allah ändert nicht die Lage
eines Volkes, ehe es nicht sich selbst ändert./ (Heiliger
Qur'an 13/11) Die Folgen am Beispiel Türkei Am Beispiel der
Türkei läßt sich leicht erkennen, welches ruhende Potential in
der islamischen Welt vorhanden ist, und daß es nur kleiner
Auslöser bedarf, um zu einer Massenbewegung zu führen. Genau
wie in anderen Teilen der islamischen Welt wurde auch in der
Türkei gegen Rushdies Buch demonstriert. Doch blieb es nicht
dabei. Einmal mobilisierte Massen haben genug Energie, um ihre
Aktivität weiterzuführen, wenn die Umstände dieses erfordern.
Ein von Staatspräsident General Evren mit aller Gewalt
durchgeboxtes Verbot der islamischen Kleidung für Frauen in
Behörden und anderen staatlichen Einrichtungen wie in
Universitäten, führte zu Großdemonstrationen, die an Phasen
der islamischen Revolution im Iran in den späten siebziger
Jahren vor dem Sieg der islamischen Revolution erinnerten.
Nächster Anlaß zum Demonstrieren waren die 8. Istanbuler
Filmfestspiele im März 1989, wo der Film /"Die letzte
Versuchung Christi"/ aufgeführt wurde. Die Islamische Republik
Iran boykottierte daraufhin die Festspiele. Damit zeigte sie
einmal mehr ihr islamisches Bekenntnis auch zu Prophet Jesus (
), dem Sohn der Maria ( ). Bei großen Unruhen vor den Kinos
waren Auseinandersetzungen zwischen Polizeistreitkräften und
muslimischen Demonstranten die vorläufige Konsequenz. Diese
drei Unruheherde, Rushdie, Kopftuchverbot und Filmfestspiele
zeigten der türkischen Regierung, daß trotz über 40 jährigen
Versuchs der Europäisierung und damit der Entislamisierung,
das islamische Fundament im Herzen der türkischen Bevölkerung
nicht zu erschüttern ist. Die darauf folgenden Ereignisse sind
deshalb bezeichnend. Am 1. Mai 1989 wurde ein Kommunist bei
einer verbotenen Mai-Kundgebung auf offener Straße von
Sicherheitskräften erschossen. Die anschließenden Proteste
einiger Dutzend Kommunisten wurden von den Medien so
aufgebauscht, daß von einer roten Gefahr die Rede war. Wenn es
dann bald wieder zu einem Militärputsch in der Türkei kommen
sollte - bisher gab es fast immer im Zehnjahresrhythmus einen
Putsch - so wird diese sich offiziell gegen den Kommunismus
wenden, faktisch aber zur Unterdrückung der wiederauflebenden
islamischen Bewegung dienen. War nicht bereits kurz nach der
islamischen Revolution im Iran gleiches bei dem Militärputsch
Evrens im September 1979 im Auftrag der USA geschehen? Eine
bereits lange geplante und staatlich genehmigte Demonstration
der Muslime war für Freitag den 5. Mai 1989 geplant. Am Anfang
der Islamischen Revolution hatte Imam Khomeini den letzten
Freitag im heiligen Monat Ramadan zum "Quds-Tag" erklärt. Quds
ist die islamische Bezeichnung von Jerusalem und heißt
/Heilige (Stadt)/. An diesem Tag demonstrieren seither überall
auf der Welt Millionen von Muslimen für die Befreiung des von
den Zionisten besetzten Palästina. Auch in Istanbul sollte
eine Großdemonstration stattfinden, und nach den
vorangegangenen Demonstrationen wurde mit einer
Rekordteilnahme gerechnet. Alle Vorbereitungen waren von
Seiten der Veranstalter getroffen, als am 4. Mai 1989, also
einen Tag vor der Demonstration, die bereits genehmigte
Veranstaltung verboten wurde. Das Verbot wurde begründet mit
dem Vorwand eventueller Ausschreitungen wie am vorangegangenen
Mai-Feiertag. Ein Vergleich war aber kaum möglich. Die
Mai-Demonstration war verboten gewesen, die Quds-Demonstration
genehmigt. Die Mai-Demonstration richtete sich gegen den
Türkischen Staat, die Quds-Demonstration gegen Israel. Daß die
Demonstration der Muslime dennoch verboten wurde, läßt die
Vermutung zu, daß die Schützen vom 1. Mai zwar einen
Kommunisten getroffen hatten, der Schuß aber gegen die Muslime
gerichtet war. Am 27. Mai 1989 bestätigte sich obiger
Verdacht. Eine Protestkundgebung gegen Rushdies Buch vor dem
Istanbuler Generalkonsulat der Briten wurde von türkischen
Geheimagenten gestört. Dabei wurde ohne jeglichen Grund der
Herausgeber einer unabhängigen islamischen Zeitschrift
festgenommen und ins Gefängnis gesteckt. Die Rushdie-Affaire
hat für ein Auflodern der islamischen Bewegung in der Türkei
gesorgt und dem Westen verdeutlicht, daß die Türkei nach wie
vor ein islamisches Land ist, genau wie die vielen anderen
muslimisch bevölkerten Länder, in denen von im Westen
erzogenen Regierenden eine gewaltsame Verwestlichung
praktiziert wird. Diejenigen, die Imam Khomeini vorwerfen, er
hätte Rushdie berühmt gemacht, können nicht leugnen, daß Imam
Khomeinis Urteil die Einigkeit der Muslime gefördert hat, und
die weltweiten islamischen Befreiungsbewegungen einen großen
Schritt vorangebracht hat. / Ob der Koran von Ewigkeit sei?
Danach frag ich nicht! Ob der Koran geschaffen sei? Das weiß
ich nicht! Daß er das Buch der Bücher sei, Glaub ich aus
Mosleminenpflicht. (Goethe, West-östlicher Divan) / Die
Muslime in Deutschland Am 2. Februar 1989 meldete u.a. das
deutsche Fernsehen, daß ein sogenannter /"Islamrat"/ als
Vertretung von 1,7 Millionen Muslimen in Deutschland eine
Erklärung gegen das Todesurteil abgegeben habe. Die Muslime in
Deutschland waren überrascht, weil die meisten von ihnen von
dieser unbedeutenden kleinen Gruppe noch nie gehört hatten.
Nur Insider wissen, daß es sich um eine mit saudischen Königen
kooperierende Gruppe handelt. Die Organisation selber
korrigierte tags darauf mit einer Mitteilung an verschiedene
islamische Zentren die /irrtümliche Mitteilung der Medien/.
Den Verantwortlichen in den Medien dürfte ohnehin klar gewesen
sein, daß diese Organisation nicht einmal für einen
nennenswerten Bruchteil der Muslime in Deutschland sprechen
könnte. Daß die Medien dennoch diese Nachricht niemals
korrigierten, ist wiederum ein Beweis für die Muslime, was
unter /Freiheit der Medien/ zu verstehen ist. Viele Muslime
sehen in einer derartigen Berichterstattung nichts anderes als
die zügellose Manipulation der Bevölkerung mit Verfälschungen,
getarnt als Nachrichten, die der allgemeinen Politik genehm
sind. Die absolute Mehrheit der Muslime in Deutschland
beschränkte sich darauf, Rushdie zu verurteilen und das Verbot
einer deutschen Ausgabe zu fordern. Viele große islamische
Zentren veröffentlichten derartige Erklärungen. Während einige
sich dabei voll und ganz hinter das Todesurteil stellten,
erwähnten andere es, wegen der hier aufgehetzten Atmosphäre
gegen die Muslime, in ihrer Erklärung nicht direkt. Die Sorge
vor rechtlichen Verwicklungen spielte sicherlich eine Rolle.
Allerdings soll auch nicht unerwähnt bleiben, daß in einer
sehr späten Erklärung einiger islamischer Zentren und
Gruppierungen, eine eindeutige Ablehnung des vom Westen als
/Mordaufruf/ bezeichneten islamischen Urteils, zu finden ist.
Eine der unterzeichnenden Gruppen ist die Vertretung der
amtlichen türkischen Religionsbehörde in Deutschland.
Natürlich kann von einer im eigenen Land die Trennung von
Politik und Religion fordernden und damit den Islam
bekämpfenden Behörde, keine Stellungnahme im Sinne der
islamischen Fundamente erwartet werden. Den vorläufigen
Höhepunkt der Proteste gegen Rushdie in Deutschland bildete
eine Demonstration in Bonn mit weit über 10000 Demonstranten;
es war die größte Demonstration von Muslimen in Deutschland,
die es jemals gab. Während die öffentlich rechtlichen Medien
die Erklärung des sogenannten /"Islamrats"/ mehrfach
wiederholten und zur besten Nachrichtenzeit verbreiteten,
kamen Kurzmeldungen von der Demonstration in Bonn, wenn
überhaupt, nur einmal in den Nachrichten. Die einheitliche
Ablehnung von Rushdies Buch durch verschiedene islamische
Zentren, welche schon einzeln jeweils erheblich mehr
Mitglieder als der sogenannte /"Islamrat"/ haben, wurde erst
gar nicht erwähnt. Mit großer Spannung warteten Muslime wie
Nicht-Muslime auf die Stellungnahme des Islamischen Zentrum
Hamburg, da dort u.a. ein islamischer Geistlicher aus dem Iran
tätig ist. In der Zeitschrift Al-Fadschr Nr. 38 erschien diese
Stellungnahme: / Stellungnahme: Seit Oktober letzten Jahres
finden weltweit Proteste Hunderttausender in ihren religiösen
Gefühlen stark angegriffener Muslime statt, die alle zum
Verbot des blasphemischen Romans 'Die Satanischen Verse' von
Salman Rushdie aufrufen. Bei Zusammenstößen zwischen Polizei
und aufgebrachten muslimischen Demonstranten zum Wochenende in
Bombay fanden wieder einige den Tod. Schon die wenigen in der
Bundesrepublik Deutschland erschienenen Auszüge des Buches
lassen keine Zweifel darüber, daß darin Grundsätze und
Heiligtümer einer eine Milliarde zählenden
Religionsgemeinschaft mit Füßen getreten werden. Der
islamische Rechtskodex sieht für derartig gezielt artikulierte
Verunglimpfungen bestimmte Maßnahmen vor, unter anderem auch
die Todesstrafe. Daß dieser Umstand im westlichen Ausland mit
tiefem Entsetzen aufgenommen wird, legt die Unkenntnis der
hiesigen Gesellschaft von dem über nationale Grenzen hinaus
reichenden, stark ausgeprägten Religionsbewußtsein der Muslime
offen. Aber daß Politiker und Medienmacher erst dann dem Autor
Salman Rushdie im Namen der Meinungsfreiheit zu Hilfe eilen,
als Imam Khomeini den islamischen Rechtsspruch öffentlich
ausspricht, macht deutlich, daß sie Politisierung des Vorfalls
wohl einzig und allein der Tatsache dienen dürfte, den
Revolutionsführer und die Islamische Revolution - wie so oft
seit ihrem Durchbruch im Iran im Jahre 1979 - in der
Weltöffentlichkeit zu verunglimpfen. Denn das zur Zeit nur für
Christen anrufbare Blasphemiegesetz in Großbritannien beweist,
daß selbst im Westen unter gewissen Umständen die
Meinungsfreiheit außer Kraft gesetzt werden kann, nämlich
dann, wenn durch bestimmte Äußerungen Gedankengut und
Wertvorstellungen einzelner bzw. der christlichen Gemeinschaft
in scharfer Form geschändet werden. Politische Maßnahmen, wie
der Abzug westlicher Diplomaten aus dem Iran können also weder
mit dem Hinweis auf Verteidigung elementarer Menschenrechte
argumentiert werden noch mit dem Hinweis auf den Urteilsspruch
Imam Khomeinis, der sich mit seiner Entscheidung lediglich den
bereits zu früherem Zeitpunkt von Rechtsgelehrten anderer
muslimischer Rechtsschulen gleichermaßen getroffenen Urteile
anschloß. Vielmehr sind es sich deutlich abzeichnende
politische Realitäten in der islamischen Welt, die Politikern
im Westen den Anstoß gaben, gegen Imam Khomeini als
Symbolfigur der aufsteigenden Kraft einer weltweiten
islamischen Befreiungsbewegung zu Felde zu ziehen.
Zusammenfassend möchten wir an dieser Stelle klarstellen, daß
Imam Khomeini - wie es im Westen vielfach dargestellt - weder
'Killerkomandos' entsandt, noch irgendwelche Kopfgelder
ausgesetzt hat und zugleich unserer Hoffnung Ausdruck
verleihen, daß gerade aus Respekt vor religiösen Gefühlen
anderer - in diesem Falle ca. einer Milliarde Muslime - von
der weiteren Verbreitung dieses Romans abgesehen wird. Weder
Imam Khomeini noch jeder andere über die Veröffentlichung des
Buches tief verletzte Muslim beabsichtigt mit seinem Protest
in irgendeiner Weise einen 'Religionskrieg' zu entfachen.
Vielmehr wünschen sich die Muslime aus tiefem Herzen einen
aufrichtig geführten Dialog mit allen anderen
nicht-muslimischen Bewohnern dieser Erde, der sich im
gegenseitigen Respekt und Verständnis für die Werte des
anderen kundtut. / /Islamisches Zentrum Hamburg/ / / // /Es
soll unter euch eine Gemeinschaft sein, die zum Rechten
auffordert und das Gute gebietet und das Böse verwehrt. Diese
allein sollen Erfolg haben./ (Heiliger Qur'an 3/104)
Ereignisse in anderen Ländern Schon vor der Fatwa von Imam
Khomeini war Rushdies Buch in Indien, Pakistan und einigen
anderen Ländern verboten. Nach der Fatwa wurde es in allen
Ländern der islamischen Welt sowie auch in zahlreichen
nicht-islamischen Ländern verboten. Fast in jedem islamisch
bevölkerten Land kam es zu Großdemonstrationen gegen Rushdie,
sein Buch und seine Unterstützer. Die dabei auch gerufenen
Parolen wie /nieder mit den USA/ und /nieder mit dem
Zionismus/, sind Ausdruck der Ablehnung von jeglicher Form von
Unterdrückung des islamischen Volkes. Einige Beispiele sollen
verdeutlichen, welch großes Ausmaß die weltweiten
Demonstrationen hatten, und wie viele Muslime ihre
Verbundenheit mit den islamischen Werten zum Ausdruck
brachten. Daß diese Ausmaße der weltweiten Proteste von den
westlichen Medien verschwiegen oder meist nur am Rande erwähnt
wurden, manifestiert in den Augen der Muslime deren Absicht,
Rushdie mit allen, auch manipulatorischen Mitteln zu decken.
In England war es schon seit Oktober 1988 immer wieder zu
Protestkundgebungen in verschiedenen Städten gekommen. Zentrum
des Protestes war Bradford mit seinen 22 Moscheen und über
60000 Muslimen. Vier Wochen vor der Fatwa von Imam Khomeini
kam es zur öffentlichen Bücherverbrennung in Bradford. Die
Berichterstattung darüber war recht dürftig, und die Proteste
der Muslime wurden nie ernst genommen. Selbst als nach
westlichen Angaben über 30000 bis 60000 Muslime in London am
27. Mai 1989 gegen den Verkauf des Buches und für die
Vollstreckung des Todesurteil demonstrierten, um den Skandal
der Veröffentlichung nicht in Vergessenheit geraten zu lassen,
kam diese Meldung lediglich als Randnote bzw. Kurzmeldung in
den deutschen Medien. Dabei war die Demonstration durchaus
medienwirksam und sensationell gewesen. Denn tatsächlich waren
es weit mehr als doppelt so viele Demonstranten; manche
berichten von 200000 Demonstranten, die sich für Imam Khomeini
und seine Fatwa einsetzten. Der über fünf Kilometer lange
Demonstrationszug bewegte sich von Marble Arch zum
Parlamentsgebäude, wo eine Petition an Premierministerin
Thatcher übergeben wurde, in welcher der Rückzug aller
Ausgaben des Rushdie-Romans gefordert wurde. Hunderte Porträts
vom Imam Khomeini wurden mitgeführt. Die Polizei hatte mehrere
tausend Kräfte im Einsatz. Auf dem Platz des britischen
Parlaments wurde neben einer Figur, die Rushdie symbolisierte
auch die britische und die US-Flagge angezündet (siehe
Kurzmeldung in "Die Welt" 29.5.89). Unter anderen Umständen
wäre dies ein Fressen für die Medien in Deutschland gewesen.
Wahrscheinlich weil diese Demonstrationen bewiesen, daß die
Muslime weltweit entschlossen sind, ihr Recht auf
Unantastbarkeit ihrer Würde und der Würde ihres Glaubens zu
verteidigen, wurden die Ereignisse nicht oder nur unzureichend
weitergegeben. Das Risiko war zu groß, daß durch diese
Informationen weitere, bisher weniger aktive Muslime
aufgeweckt werden könnten. Am 17. Juni 1989 kam es erneut zu
Protesten in Bradford, wobei die britische Polizei mit aller
Härte und Brutalität eingriff. Die weltweiten
Massendemonstrationen waren begleitet von besonderen
Schutzmaßnahmen, die überall für britische Politiker getroffen
wurden: Als der britische Außenminister Howe Ende März 1989 zu
einem Kurzbesuch nach Pakistan kam, mußte allein die Strecke
zwischen dem Flughafen in Islamabad und der britischen
Botschaft von 2000 Polizisten bewacht werden. Kurz nach Howes
Ankunft explodierte eine Bombe im britischen Kulturzentrum in
Islamabad. Nebenbei soll erwähnt werden, daß es in Pakistan
ein Gesetz gibt, wonach die Beleidigung des Propheten
mindestens 2 Jahre Gefängnis und bei schweren Vergehen die
Todesstrafe zur Folge hat. Howe hat es also neben seinem
diplomatischen Status auch der Schwäche der pakistanischen
Regierung zu verdanken, daß er als Unterstützer eines
Verbrechens, statt bestraft zu werden, empfangen wurde.
Massendemonstrationen waren aber nicht nur im Ursprungsland
der Aggression gegen den Islam zu verzeichnen. Die größten
Proteste gegen Rushdies Buch gab es in der islamischen Welt
nach der Veröffentlichung der Fatwa Imam Khomeinis am 14.
Februar 1989: Am 22.2.1989 verurteilte der Rat der Geistlichen
in Mekka - allerdings mehr aus Sorge um das eigene Ansehen bei
den Muslimen - Rushdie als Ketzer, was nach islamischem Recht
die Todesstrafe zur Folge hat. Am 23.2.1989 meldete /Keyhan
International/, daß die Führung des islamischen Widerstandes
in Palästina sich voll und ganz hinter die Fatwa Imam
Khomeinis stellt. Einen Tag später gab es 8 Tote und 50
Verletzte bei einer Demonstration in Bombay, verursacht durch
die wahllos umherschießende Polizei. Bei einer früheren
Demonstration hatte es bereits 2 Tote und Dutzende Verletzte
in Srinigar (Indien) gegeben. Weitere 6 Tote hatten die
Demonstranten in Islamabad (Pakistan) schon zu beklagen. Alles
Menschen, deren Leben den westlichen Medien anscheinend
weniger Wert waren als das von Rushdie. Ebenfalls am 23.2.1989
verlangte der Hohe Islamische Rat Algeriens die Bestrafung
Rushdies. Am 25.2.1989 unterstützten 8000 Muslime in Ankara
die Fatwa Imam Khomeinis, trotz der Gefahr, vom türkischen
Geheimdienst identifiziert und später schikaniert zu werden.
Am gleichen Tag liefen Tausende durch die Straßen von
Neu-Delhi und riefen /lang lebe Imam Khomeini/. Am 26.2.1989
sprach der Führer des Hohen Rats in Uganda im Radio seine
Unterstützung für die Fatwa aus. Die Führung der islamischen
Amal im Libanon sprach ihre bedingungslose Unterstützung des
Imam aus. Wiederum am 26.2.1989 brachte der Sprecher der acht
Gruppen-Allianz von Afghanistan Muhammad Karim Khalili die
volle Unterstützung der Muslime in Afghanistan für die
Entscheidung Imam Khomeinis zum Ausdruck. Am 4.3.1989 kam es
in allen großen Städten Tansanias zu Massenkundgebungen.
Tansanias Staatsminister im Präsidial-Büro Hassan Diria sprach
davon, daß /"der Roman den Frieden gefährdet"/. Vom gleichen
Tag stammen die Meldungen von Demonstrationen in Ägypten, Sri
Lanka und Gabun, während die Organisation Dschihadi Islami von
Algerien gleichzeitig zu Demonstrationen aufrief. Im Sudan gab
es eine Massenkundgebung vor der britischen Botschaft in
Khartoum; das Buch wurde im Land verboten. Am 18.3.1989
erteilte Indonesien ein Einfuhrverbot für den Roman. Der Rat
der indonesischen Moscheen solidarisierte sich mit Imam
Khomeini und seiner Fatwa. In Singapur kam es zum Verbot des
Buches trotz nur 15% Muslimen im Lande. /In Bangladesch wurde
am 21.3.1989 ein Aufruf muslimischer Führer und religiöser
Parteien zu einem sechsstündigen Proteststreik gegen den
britischen Autor Salman Rushdie weitgehend befolgt. In der
Hauptstadt Dhaka und weiteren Städten wurde das öffentliche
Leben lahmgelegt. Durch die Straßen Dhakas zogen kleine
Gruppen von Menschen, die Rushdies Hinrichtung forderten
/(kleine Meldung in "Die Welt" 22.3.1989). Bereits am 8.3.1989
war es zu Demonstrationen mit an die 10000 Teilnehmer in Dhaka
gekommen. Daß es insbesondere in den feudalistisch regierten
arabischen Ländern nicht zu großen Protestaktionen kam, lag an
der rigorosen Nachrichtensperre in diesen Ländern. Die Könige
und Prinzen mußten schließlich fürchten, daß sich die Unruhen
gegen Rushdie zu Aufständen gegen ihre eigenen despotischen
Regime ausweiten konnten. Auch in den westlichen Ländern mit
islamischer Minderheit wurde demonstriert: Am 26.2.1989 gingen
mehrere Tausend Muslime in Kopenhagen auf die Straßen und
forderten die Bestrafung Rushdies. Über zehntausend Muslime
vor dem New Yorker Verlagshaus von Viking Press verlangten das
Verbot des Rushdie-Buches und ebenfalls die Vollstreckung der
Fatwa Imam Khomeinis. In Holland waren mehrere Tausend
Demonstranten in Rotterdam auf der Straße und nahezu 10000 in
Den Haag. Am 4.3.1989 wurden Demonstrationen aus Frankreich
gemeldet. Am gleichen Tag wurden weit über 10000 Demonstranten
in Bonn gezählt; die bisher größte Demonstration von Muslimen
in Deutschland. In Spanien wurden die Proteste von der
Islamischen Gemeinschaft in Soya organisiert. In Bulgarien
wurde das Buch vorsorglich verboten, um Ausschreitungen der
Muslime, die ohnehin ständig gegen ihre Diskriminierung
protestieren, nicht zusätzlich zu provozieren. Einen Tag nach
dem Besuch vom damaligen Staatspräsidenten Ayatollah Chamene'i
in China kam es am 12.5.1989 in Peking zu einer
Großdemonstration als direkte Folge der Rushdie-Affaire. Die
Demonstration richtete sich dabei gegen ein in China
verbreitetes sogenanntes Aufklärungsbuch, in dem das
angebliche Sexualverhalten der Völker der Welt beschrieben
wird. /In dem Buch heißt es, die Pilgerfahrt von Muslimen nach
Mekka habe den Zweck, an Grausamkeiten teilzunehmen, und die
Türme von Moscheen seien Symbole menschlicher Geschlechtsteile
/(Weser Kurier 13.5.1989). Nach der Demonstration kündigte das
chinesische Parteikomitee ein Verbot des Buches an. Die
Demonstranten hatten auf ihren Plakaten die Bestrafung des
/chinesischen Rushdie/ gefordert. Selbst in Ländern mit
relativ kleinem muslimischen Bevölkerungsanteil wurde gegen
Rushdie demonstriert: Am 26.3.1989 standen Muslime vor der
britischen Botschaft in Tokio und verlangten das weltweite
Verbot der /"Satanischen Verse"/. Japans Islamisches Zentrum
mit 100000 Mitgliedern riet japanischen Verlagen von einer
Übersetzung ab. Am 27.2.1989 wurden Demonstrationen in
Griechenland gemeldet. Die Demonstrationen in der Islamischen
Republik Iran aber übertrafen alle anderen Kundgebungen.
Allein in Teheran waren Millionen auf der Straße. Bereits
einen Tag nach Verkündung der Fatwa waren über 10000
Demonstranten vor der damals noch nicht geschlossenen
britischen Botschaft in Teheran, und das bei sehr naßkaltem
Wetter. Im Gelehrten-Zentrum Qum ging am 26.2.1989 nahezu die
gesamte Bevölkerung der Stadt auf die Straße und demonstrierte
ihre Verbundenheit mit Imam Khomeini und seiner Fatwa.
Zahlreiche Staatsmänner und Geistliche auf der ganzen Welt
äußerten ihre Verachtung gegen das Buch Rushdies: Am 25.2.1989
teilte Maulana Muhammad Hussain Naemi, Mitglied des
Islamischen Waisenrats in Pakistan, seine Unterstützung für
Imam Khomeini mit. Der einzige Brite asiatischer Herkunft im
britischen Senat, Nawab Jahangir Shah Jogezai, sprach sich für
ein Verbot des Buches aus. Am 4.3.1989 wurde gemeldet, daß
sich der Freitags-Imam der Zentral Moschee von Freetown in
Sierra Leone sowie der Freitags-Imam von Sydney voll und ganz
hinter das Urteil gegen Rushdie gestellt haben. In Indien
unterschrieben 125 Mitglieder des Parlaments eine Resolution,
welche die Demonstrationen der Muslime in Indien
unterstützten. Der Innenminister Indiens Shahabuddin sagte zu
Rushdies Veröffentlichung:/"Keine zivilisierte Gesellschaft
sollte es zulassen"/. Oberst Ghadhafi aus Libyen hatte bereits
vorher das Buch verurteilt. Am 8.3.1989 hatte der Premier
Nigers Mamane Oumarou das Todesurteil gegen Rushdie
unterstützt, genau wie die muslimische Jugend Zimbabwes und
Religiöse Führer Kashmirs. Am 25.3.1989 ordnete Nigerias
Präsident General Ibrahim Babangida persönlich das Verbot des
Buches an. Bereits Wochen vorher hatte Zambias Präsident
Kenneth Kaunda das gleiche getan. In Kenia mit einem
muslimischen Bevölkerungsanteil von weniger als 10% forderte
James Njiru, Minister für nationale Führung und politische
Angelegenheiten, das Verbot des Buches. Selbst ein Kenan Evren
- Staatspräsident mit der Intention die Türkei in die EG zu
führen - mußte das Buch im eigenen Land unter dem Druck der
Muslime verbieten. Gleichzeitig mußte er mitanhören, wie offen
darüber diskutiert wurde, auch bei einer EG-Mitgliedschaft der
Türkei in solch einem Fall nicht den Botschafter aus Teheran
zurückzuziehen, und sich damit gegen die einheitliche
Entscheidung der übrigen EG-Staaten zu stellen. Neuseelands
Premierminister David Lange mußte sich Kritik von Seiten der
Briten und einiger Europäer anhören, weil er nicht in den Chor
der Verurteilung des Todesurteils einstimmen wollte. Belgiens
Innenministerium hat eine öffentliche Lesung der /"Satanischen
Verse"/ in einem Brüsseler Vorort mit hohem muslimischen
Bevölkerungsanteil verboten. Der Innenminister Lovis Tobback
begründete die Maßnahme mit der explosiven Gefahr der
Provokation. Die oben wiedergegebenen Nachrichten sind nur ein
Auszug aus der großen Zahl der Ereignisse. Aber um bei der
Wurzel beginnend die weltweiten Proteste der Muslime besser
nachvollziehen zu können, muß man sich den Umfang des
allseitigen Krieges, der gegen die Heiligkeiten der Muslime
geführt wird, verdeutlichen. Dazu sei im Folgenden noch ein
aktuelles Beispiel aufgezeigt: Die Zionisten, die seit zwei
Jahren die muslimische Bevölkerung, zumeist unschuldige Kinder
und Frauen im besetzten Palästina tagtäglich ermorden, haben
ihre Kriegsführung gegenüber allem, was für die Muslime heilig
ist, ausgedehnt. Neuerdings haben sie begonnen, die erste
islamische Gebetsrichtung, die heilige Al-Aqsa-Moschee, zu
vernichten: Es sollen jüdische Kultstätten aus der Zeit König
Salomos ( ) am Platz der heiligen Al-Aqsa-Moschee errichtet
werden. Es ist zur bitteren Ironie unseres Zeitalters
geworden, daß die erzwungenen Reaktionen entrechteter Muslime,
die mit allen Mitteln schikaniert, bekämpft und terrorisiert
werden, in den weltweiten Massenmedien verächtlich gemacht
werden, daß aber gleichzeitig die Ursachen dieser Reaktionen
unerwähnt bleiben; man tötet die Muslime, doch sie dürfen
nicht einmal schreien! Sie werden entwürdigt und beleidigt,
ihr Unmut und Ärger wird verboten! Die Machthaber der Welt
lassen nicht zu, daß die Muslime ihre islamischen Werte
pflegen, um nach ihrer Religion frei leben zu können, und sie
dürfen sich nicht einmal darüber beklagen! Sind das nicht
Tragödien der Menschlichkeit in der zivilisierten Welt?
Bezüglich der Rushdie-Affaire konnte eines auch
nicht-islamischen Beobachtern nicht verborgen bleiben: In den
letzten Jahrhunderten gab es nichts, was die Muslime sich
weltweit derart vereinigen ließ, wie diese historische Fatwa.
Gott hat Imam Khomeini mit dieser Fatwa ein sehr großes,
vielleicht sein größtes Geschenk gemacht, bevor Er ihn zu sich
zurückholte. Gott krönte Imam Khomeinis Ansehen am Ende seines
Lebensweges und erfüllte ihm einen seiner größten Wünsche auf
Erden, nämlich daß alle Muslime der Welt, unabhängig von ihrer
Herkunft, gemeinsam für die Sache des Islam eintreten. Genau
den Beginn eines derartig weltweiten Zusammenschlusses der
Muslime durfte er selber noch miterleben. Viele Muslime
jedenfalls sind Gott sehr dankbar für diesen großartigen
Menschen und beten dafür, daß alle göttlichen Gnaden und
Segnungen in aller Ewigkeit Imam Khomeini begleiten. Imam
Khomeini bezeichnete sich selber immer nur als einen Diener
der Muslime und Student des Islam. Er hat ein Leben lang den
Muslimen um Gottes Willen gedient und ihnen mit seiner letzten
Fatwa den größten Dienst erwiesen. / / // /Ohne Zweifel hat
Gott die Menschheit nicht umsonst erschaffen und Er hat sie
nicht sich selbst überlassen./ (Imam Mahdi ( )) Die Folgen im
Iran Das Todesurteil gegen Salman Rushdie wurde drei Tage nach
den imposanten Feierlichkeiten zum 10. Jahrestag der
Islamischen Revolution im Iran gefällt. Waren bereits zu
diesen Feierlichkeiten mehrere Millionen Demonstranten auf den
Straßen iranischer Städte zu sehen gewesen, die ihre
Verbundenheit mit der Islamischen Republik und der Regierung
im Iran zum Ausdruck brachten, so wurden bei Demonstrationen
gegen Rushdie erneut die Straßen gefüllt. Das Volk
dokumentierte in einer eindrucksvollen Art und Weise, wie sehr
die Entscheidung des Imam vom Volk getragen wird. Für keinen
Politiker der Welt, weder im Westen noch im Osten, gehen so
viele Menschen auf die Straße, um seine im Ausland kritisierte
Entscheidung voll und ganz zu unterstützen. Diese tiefe
Verwurzelung der islamischen Weltanschauung im muslimischen
Volk des Iran sind die Grundlage für die Revolution und für
/zehn Jahre auf drittem Weg/, wie eine Zeitung es nannte (Die
Welt 10.2.89). /Dritter Weg/ paßt deswegen gut, weil die
Islamische Republik Iran mit ihrer Einstellung /weder Ost noch
West/ innerhalb kürzester Zeit zum Sprecher und zur Hoffnung
der entrechteten Völker der sogenannten dritten Welt geworden
ist. Da es nach westlichem Verständnis nur drei Welten gibt,
könnte auch von der /letzten Welt/ gesprochen werden. Damit
sind die Letzten, die Unterdrückten und Ausgebeuteten, die
Hungernden und Verfolgten gemeint. Die islamische Regierung
des Iran führt ein Modell vor, welches gestützt auf das Volk
seinen eigenen Weg bestimmen kann und damit frei und
unabhängig von den Großmächten ist. Zum zehnten Jahrestag,
aber auch schon vorher, wurde eine Bilanz über die vergangenen
Jahre gezogen. Im Grunde waren es zwei Bilanzen: Die eine
Bilanz verglich die Errungenschaften der Revolution mit den
Zuständen vor der Revolution. Diese Bilanz fiel prächtig aus,
denn die Muslime hatten innenpolitisch endlich erreicht, die
von ihnen geliebten islamischen Gesetze einzuführen. Trotz
größter Bedrängnis und Repression aus Ost und West war es
gelungen, völlig unverschuldet zu bleiben und die
Landwirtschaft anzukurbeln. Neben der eigenen sehr rasch
wachsenden Bevölkerung wurden u.a. auch weit über 2 Millionen
Flüchtlinge aus Afghanistan und 1 Million aus dem Irak
versorgt; Zahlen, die verglichen mit Asylanten in Deutschland,
einschließlich der Übersiedler aus der DDR, geradezu
astronomisch sind. Die Bildung der Bevölkerung wurde
sprunghaft gesteigert und die Zahl der Analphabeten drastisch
gesenkt. All diese Errungenschaften wurden dazu in einer Zeit
des auferlegten Krieges und politischen und wirtschaftlichen
Schikanen der Großmächte erreicht. Auch im Ausland waren die
Auswirkungen der islamischen Revolution deutlich vernehmbar.
Der immer stärker werdende Befreiungskampf der muslimischen
Palästinenser, der Machtzuwachs der Muslime im Libanon, der
Rauswurf der Sowjets aus Afghanistan, sporadische Aufstände
mit teilweise revolutionärem Charakter gegen fast alle
arabischen Regime, sowie die Aufstände in fast allen
islamischen Sowjetrepubliken gegen die kommunistische
Herrschaft waren und sind außenpolitische Früchte des
inzwischen fest verwurzelten islamischen Baums im Iran. Aber
es gab auch eine zweite Bilanz. Diese Bilanz verglich die
Errungenschaften der Revolution mit den hohen Idealen des
Islam und den damit angestrebten Zielen. Diese Bilanz mußte im
gegenwärtigen Stadium zwangsläufig schlecht ausfallen. Denn es
war nicht möglich, aus einer jahrhundertelang von
nicht-islamischen Kräften beeinflußten Gesellschaft innerhalb
eines Jahrzehntes eine ideale Gesellschaft mit idealen
islamischen Bedingungen zu schaffen. Nach zehn Jahren
islamischer Revolution bestand lediglich die Hoffnung, daß der
erste Ansatz in Richtung einer idealen islamischen
Gesellschaft aufgestellt war, indem zukunftsweisende
Richtungsperspektiven vorgelegt wurden. Diese Ansätze waren
unzweifelhaft vorhanden. Imam Khomeini selbst drückte diese
Tatsache in seinem Testament aus: /Ich habe niemals gesagt und
werde das auch heute nicht tun, daß in dieser Republik der
große Islam mit allen seinen Aspekten vollkommen ausgeführt
wird, und daß es keine dummen und aufrührerischen Individuen
gibt, die sich nicht gemäß dem islamischen Gesetz verhalten.
Ich sage aber in aller Offenheit, daß Legislative, Judikative
und Exekutive sich darum bemühen, dieses Land zu einem
islamischen Land zu machen/ (IRNA Bonn Bulletin 13/89). Obwohl
die Fatwa Imam Khomeinis nichts mit der Innenpolitik zu tun
hatte, hinterließ sie naturgemäß auch ihre Spuren auf der
inneren Situation im Iran. Diejenigen Kräfte, die eine
freundschaftliche Zusammenarbeit mit dem Westen geplant und
gewünscht hatten, waren nach der Rushdie-Affaire ganz und gar
enttäuscht und unzufrieden. Die widersprüchlichen Reaktionen
dieser Kräfte auf die Rushdie-Affaire warfen die Frage auf,
wie es nach der Zeit von Imam Khomeini weitergehen sollte.
Während der Westen bis vor kurzem noch darüber rätselte, ob
eine gemäßigte dem Westen zugetane Haltung sich nach Imam
Khomeini im Iran durchsetzen könne, wurde mit der Fatwa ein
deutliches Signal auf der Linie des reinen unverfälschten
Islam gesetzt. Durch die Rushdie-Affaire wurde es noch
deutlicher: Die islamische Revolution hatte nicht im
geringsten an ihrer revolutionären Kraft eingebüßt. Im
Gegenteil war sie so jung wie am Anfang und so gefestigt, auch
schwierige Entwicklungsprozesse durchzustehen. Eines der
schwierigsten Entwicklungsprozesse war der Rücktritt von
Ayatollah Montezari als designierter Nachfolger Imam
Khomeinis. Zwar galt Ayatollah Montezari als ein großer
islamischer Gelehrter, doch seine Führungsschwäche im
Zusammenhang mit der Weltpolitik hatte schon einige Male dazu
geführt, daß er durch die Manipulation der ihm vertrauten
zwielichtigen Personen zu Widersprüchen zu den Zielen der
islamischen Revolution und seiner eigenen früheren Meinung
verleitet wurde. Und das konnte ihn u.a. disqualifizieren,
Imam der islamischen Gesellschaft zu werden, was er dann
selbst auch erkannte. Er zog für sich daraus die Konsequenz
zurückzutreten. Sein Rücktritt hatte gleichzeitig zur Folge,
daß viele sogenannte gemäßigte Politiker an Einfluß verloren.
Als /gemäßigt/ werden im Westen im Allgemeinen Politiker
genannt, welche den westlichen Interessen in gewisser Weise
nachgehen. Mit dem Rücktritt Ayatollah Montezaris zerplatzte
auch die letzte Hoffnung des Westens, in der Nachfolgeschaft
Imam Khomeinis wieder an Einfluß im Iran zu gewinnen. Für den
Westen gab es im Iran nichts mehr zu holen, außer bestenfalls
einige Aufträge für die Wirtschaft, auch nach Imam Khomeini.
Diese Erkenntnis ist wohl die bitterste aller Erkenntnisse,
die der Westen in Bezug auf den Iran durch die Rushdie-Affaire
gewonnen hat. / / // /Kein Tod eines Gläubigen erfreut Satan
mehr als der Tod eines Gelehrten/ (Imam Dschafar as-Sadeq ( ))
Was sagt der Nachfolger des Imam zu Rushdie? Wer nach Imam
Khomeinis Rückkehr zu Gott gehofft hatte, ein westlich
orientierter Politiker bzw. Geistlicher würde die Szene
betreten, hatte vergeblich gehofft. Entgegen allen Erwartungen
der in Sachen Iran stets fehlinformierten westlichen Quellen,
wurde Ayatollah Seyyed Ali Chamene'i zum Nachfolger von Imam
Khomeini gewählt. Eigentlich war es den westlichen Medien
egal, wer Nachfolger werden würde. Fest stand bereits vorher,
daß man den Nachfolger mit allen nur erdenklichen Methoden als
bedeutungs- und machtlose Person darstellen wollte. Schon
gleich nach seiner Ernennung galt Ayatollah Chamene'i im
Westen als /schwache Persönlichkeit ohne politische Hausmacht/
sowie als /Übergangslösung/. Am meisten griffen die westlichen
Medien den angeblich niedrigen religiösen Rang Ayatollah
Chamene'is an und billigten ihm anfangs nur politische aber
keine geistliche Führung zu, um ihm später, nach der Wahl des
neuen Staatspräsidenten Rafsandjani, nur geistliche aber keine
politische Führung zuzugestehen. Tatsache aber ist, daß
Ayatollah Chamene'i die gleiche Position erhielt, wie sie Imam
Khomeini auch hatte. Er wurde zum obersten Führer der
Islamischen Revolution und der Islamischen Republik Iran
gewählt. Es ist lediglich Ayatollah Chamene'is großer
Bescheidenheit zuzuschreiben, daß er von den westlichen
Medien, die sich eher von dem protzigen Auftreten von
schauspielenden Politikern beeindrucken lassen, so
unterschätzt wurde. Imam Khomeini selbst war es, der bereits
mehrfach seinen Schüler Ayatollah Chamene'i vor allen anderen
ausgezeichnet hatte. So hatte er ihn bereits vorher sinngemäß
als nachahmungswerten Kenner des Islam mit der Fähigkeit der
eigenständigen Rechtsfindung und tapfere Persönlichkeit, mit
der Fähigkeit die Revolution zu führen, bezeichnet. Daneben
spielte Ayatollah Chamene'is früherer Titel Hojjat-ul-Islam
hierbei genauso wenig eine Rolle, wie seine spätere Aufwertung
zum Ayatollah. Imam Khomeini hatte ihn bereits viel höher
eingestuft! Dennoch hätte sich Ayatollah Chamene'i niemals
angemaßt, so lange sein geliebter Imam lebte, eine Fatwa zu
verfassen: Das gebührte nur seinem Imam, dessen treuer
Gefolgsmann und Berater er war. Ayatollah Chamene'i verstand
sich selbst immer nur als einfacher Schüler von Imam Khomeini.
Imam Khomeini hatte seinen Lieblingsschüler mehrfach geprüft.
Was im Westen als Meinungsverschiedenheit zwischen dem Imam
und Ayatollah Chamene'i gedeutet und bei jeder Gelegenheit
publiziert wurde, war nichts anderes als die Prüfung des
Schülers durch seinen Lehrer, dessen Platz er eines Tages
einnehmen sollte. Dafür, daß Imam Khomeini Ayatollah Chamene'i
selber gerne als Wunschkandidat für seine Nachfolgeschaft
gesehen hätte, sprechen viele seiner für Nicht-Muslime kaum
erkennbaren Ehrungen von Ayatollah Chamene'i: Bei einer
Einladung zum Fastenbrechen im heiligen Monat Ramadan hatte
Imam Khomeini seine gesamte Nachbarschaft in sein bescheidenes
Haus eingeladen. Auch Ayatollah Chamene'i war anwesend. Nach
dem gemeinsamen von Imam Khomeini geleiteten Gebet gingen alle
in einen Raum, wo auf dem Boden Tischdecken ausgebreitet
waren. Alle standen um die Decken und warteten bis Imam
Khomeini kam, damit dieser sich als erster setzen und das
Essen eröffnen konnte. In dem Moment wurde Ayatollah Chamene'i
im Gebetsraum kurzzeitig aufgehalten. Imam Khomeini
seinerseits blieb stehen, bis endlich Ayatollah Chamene'i
neben dem Imam eintraf. Erst dann setzte sich Imam Khomeini.
Die Szene wurde 1986 im iranischen Fernsehen übertragen. Bei
einer anderen Gelegenheit sprach Imam Khomeini für seinen
Schüler in dessen Anwesenheit eine Segnung, die er sonst
meistens nur für den Propheten oder die Imame aussprach. Ein
bereits vor Jahren kleiner Hinweis für die Muslime von Imam
Khomeini. Nach dem Rücktritt von Ayatollah Montezari kam eine
Delegation des Experten-Parlaments, darunter der heutige
Staatspräsident Rafsandjani, zu Imam Khomeini und fragte ihn
besorgt, wie es denn nun nach ihm weitergehen sollte. Die
Parlamentarier fühlten sich in einer schwierigen Situation.
Imam Khomeini beruhigte sie und wies darauf hin, daß es
genügend fähige Personen gäbe, die Führung der Revolution zu
übernehmen. Als die Parlamentarier dann fragten/"Wer zum
Beispiel?"/, erhielten sie die Antwort: /"Sie haben doch Herrn
Chamene'i unter sich"/. Nach Angaben von Ayatollah Khaz'ali,
Mitglied des Wächterrates, hatte Imam Khomeini allein in
letzter Zeit dreimal angedeutet, er halte Ayatollah Chamenei
für einen geeigneten Nachfolger. In Anwesenheit seines Sohnes,
Hojjat-ul-Islam Ahmad Khomeini, hatte der Imam während der
Ostasien-Reise von Präsident Chamene'i erklärt, /"er
(Ayatollah Chamene'i) ist der Führung würdig"/. Ayatollah
Chamene'i selbst wehrte sich nach dem Tode Imam Khomeinis
gegen den Vorschlag, Nachfolger des großen Imam zu werden.
Erst als die anderen Gelehrten des Expertenparlaments
beteuerten, daß diese Nachfolgschaft auch der Wunsch Imam
Khomeinis gewesen sei, fügte sich Ayatollah Chamene'i der
großen Verantwortung, die Führung der islamischen Revolution
im Dienste der Muslime zu übernehmen und akzeptierte die Wahl.
Es darf auch nicht übersehen werden, daß Ayatollah Chamene'i
neun Jahre lang der Freitags-Imam von Teheran war. Beim Volk
erfreut er sich großen Ansehens. Nach der Annahme der
UN-Resolution 598 und der damit verbundenen sofortigen Annahme
des Waffenstillstandes durch den Iran griff die irakische
Armee unverzüglich und mit aller Härte wieder an und besetzte
weite Gebiete des Iran. Und als in dieser kritischen Situation
an der Südfront auch die US-Amerikaner wieder einmal direkt in
das Kriegsgeschehen eingegriffen hatten, ließ Ayatollah
Chamene'i all seine nun weniger wichtig gewordenen Aufgaben
liegen, um selber an der Front für den Islam mitzukämpfen und,
wenn es sein mußte, auch mitzusterben. Dadurch, daß er als
geliebtes Vorbild des Volkes selber an die Front ging, wurden
noch einmal viele Muslime zum Verteidigungskampf motiviert. So
gelang es, den irakischen Aggressor, der trotz der Annahme des
Waffenstillstandes erneut iranische Grenzterritorien besetzt
hatte, zum größten Teil und schnell zurückzuwerfen. Ayatollah
Chamene'i bewies mit seinem Einsatz an der Front seine
Bereitschaft zum Kampf auf Gottes Weg, genau wie bei seinem
monatelangen Einsatz an der Front zu Beginn des Krieges.
Selbst seinen Turban, Symbol der hohen Würde des Geistlichen,
hatte er abgelegt, um als einfacher Soldat an der Front des
Islam mitzukämpfen. Zweimal bereits hatte Gott offensichtlich
Ayatollah Chamene'is Leben gegen Bombenattentate iranischer
Terrorgruppen geschützt, wobei allerdings beim ersten Mal sein
rechter Arm zum Teil gelähmt wurde. Er weigerte sich jedoch,
gegen die Empfehlung der einheimische Ärzte, seine schwere
Verletzung im Ausland behandeln zu lassen. Er wollte sich
keinen Deut über das tapfere Volk stellen, dessen
Kriegsverwundete bis auf Ausnahmen von den eigenen Ärzten und
der eigenen medizinischen Technik versorgt werden mußten.
Selbst diese Terrororganisationen, die Feinde des Islam und
der Islamischen Revolution, hatten schon erkannt, welch
wertvolle Person Ayatollah Chamene'i darstellt. Es ist jedoch
selbstverständlich, daß wenn gerade diese Feinde die
westlichen Medien mit lauter Fehlinformationen füttern, kein
objektives Bild der Islamischen Republik in der
Weltöffentlichkeit entstehen kann. Und auch so ist die enorme
Diskrepanz zwischen westlicher Berichterstattung und der
Realität im islamischen Iran zu erklären. Jedenfalls kann es
Ayatollah Chamene'i und der Islamischen Revolution nicht
schaden, wenn sie von der westlichen Welt unterschätzt werden.
Für Rushdie aber änderte sich mit dem neuen Revolutionsführer
nichts. Sogenannte Iran-Kenner beteuerten zwar, /daß Khomeinis
Todesurteil gegen Salman Rushdie als aufgehoben angesehen
werden und nicht mehr vollstreckt werden muß/ (Amir Taheri in
"Die Welt" 7.6.89), aber die Aussagen mehrerer
Verantwortlicher aus der Islamischen Republik Iran beweisen
das Gegenteil! Ayatollah Chamene'i war es, der bei seiner
Jugoslawienreise, wo er von begeisterten Muslimen empfangen
wurde, angesprochen auf das Todesurteil gegen Rushdie, gesagt
hatte: /"Der Todespfeil ist abgeschossen und geht unbeirrbar
auf sein Ziel zu."/ Auch bei seinem China-Besuch Anfang Mai
bekräftigte er: /"Die Kugel ist abgeschossen, sie trägt seinen
Namen und wird früher oder später ihr Ziel erreichen!"/ Im
übrigen hat Ende Juni 1989 in Moskau der damalige Präsident
des islamischen Parlaments und heutige Staatspräsident
Rafsandjani das Todesurteil erneut bekräftigt. Dieses Mal
blieben die europäischen Botschafter allerdings im Iran. Ein
im Islam vom höchsten islamischen Rechtsgelehrten
ausgesprochenes Urteil bleibt so lange gültig, bis ein
gleichberechtigter Gelehrter das Urteil widerruft. Theoretisch
könnte allein Ayatollah Chamene'i das Urteil revidieren. Doch
gibt es weder einen Anlaß, noch irgendwelche Anzeichen dafür,
daß er so etwas tun wird. Ayatollah Seyyed Ali Chamene'i ist
im Westen hauptsächlich wegen seiner aufsehenerregenden Rede
vor der UNO-Vollversammlung am 22. September 1987 aufgefallen.
Große Teile seiner Rede von damals sind auch heute noch
aktuell und werden deshalb im Anhang wiedergegeben. / / //
/Wem die Erniedrigung etwas zu lernen zu hoch erscheint, wird
für immer in der Unehre der Unwissenheit bleiben./ (Prophet
Muhammad ( )) Hoffnungsvoller Ausblick Obwohl die aktuelle
Lage für den gegenseitigen Respekt der verschiedenen Kulturen
und Religionen auf der Welt sehr pessimistisch erscheint, gibt
es dennoch Hoffnung: // /ch weiß es nicht, aber ich meine, wir
dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, die Hoffnung darauf, daß
sich die Tendenzen in Richtung Frieden und Toleranz doch noch
durchsetzen. ... Solche Toleranz ermöglicht es, daß sich
Menschen unterschiedlicher Religion und Überzeugung für den
Frieden und für die grundlegenden Rechte der Menschen
zusammenfinden. Toleranz bedeutet ja nicht die Aufgabe der
eigenen Überzeugung und schon gar nicht das Dulden von
Feindseligkeit. Toleranz bedeutet, die Glaubensentscheidung
der anderen zu achten und ihre religiösen Gefühle zu
respektieren - auch im Gebrauch der Meinungsfreiheit./ Das
sagte Willy Brandt als Alterspräsident in der konstituierenden
Sitzung des 11. Deutschen Bundestages am 18. Februar 1987 kurz
nach der damaligen Rudi Carell-Affaire. Die verantwortlichen
Politiker, Verleger, Autoren und vor allem die Medien haben
die westlichen Staaten in der Rushdie-Affaire in eine
Sackgasse manövriert. Wenn die Politiker das Buch aufgrund
bestehender Gesetze und aufgrund des Einsatzes für die
Menschenwürde verbieten würden, hätten sie die geballten
Proteste der Medien zu fürchten. Nahezu kein Politiker des
Westens geht heute das Risiko ein, sich gegen die Medien zu
stellen. Die Medien sind damit zu einem nicht legitimierten
Entscheidungsträger der Politik geworden. Andererseits ist die
deutsche Ausgabe zum kaum kalkulierbaren Verlust für die
deutsche Export-Wirtschaft geworden. Langfristig können damit
alle bundesdeutschen Optionen in islamischen Ländern auf dem
Spiel stehen. Vor allem, wenn davon ausgegangen wird, daß der
Despotismus, insbesondere der Feudalstrukturen in vielen
islamischen Ländern früher oder später von islamischen
Bewegungen weggefegt wird. Wie also auch weiterhin verfahren
wird, in allen Fällen müssen die Politiker die Konsequenzen
ihres unbedachten anfänglichen Hervorpreschens bereuen. So
gesehen scheint es für sie keinen Ausweg aus dem Dilemma zu
geben. Aber es gäbe auch eine Lösung: Die Besitzer der
deutschen Rechte an Rushdies Buch, wer immer das auch sei,
nimmt den durch den Kauf der deutschen Rechte entstandenen
Schaden hin und verzichtet freiwillig aus menschlicher
Vernunft darauf, das Buch weiterhin zu verbreiten. Die im Iran
verdienenden deutschen Wirtschaftsunternehmen könnten den
Verlust mittragen. Die Verfechter der hemmungslosen Freiheit
sollten sich einmal überlegen, wessen Freiheit sie eigentlich
schützen wollen. Auf der einen Seite sind die Millionen von
Menschen, die überall auf der Welt gegen Rushdies Buch
unaufhörlich protestieren, auf der anderen Seite stehen
lediglich einige sogenannte Intellektuelle des Westens.
Demonstrationen der westlichen Bevölkerungen für Rushdie sind
nicht bekannt. Mit jedem verkauften Exemplar werden Millionen
von Menschen beschimpft und beleidigt. Wird das Buch dagegen
verboten, wird lediglich ein Autor in seiner Freiheit,
Menschen auch weiterhin zu beleidigen, eingeschränkt. Die
weltweit eleganteste Lösung wäre für alle Beteiligten, wenn
Rushdie dazu gebracht wird, sein Buch zurückzuziehen. Zwar
würde er sich selber damit wahrscheinlich wenig helfen, aber
er könnte damit denjenigen helfen, die ihn heute
ungerechtfertigt verteidigen müssen. Der ständig wachsende
Bevölkerungsanteil der Muslime auf der Welt macht es früher
oder später gerade für die von auswertigen Beziehungen
abhängigen Staaten, wie die Bundesrepublik Deutschland,
notwendig, sich intensiver mit dem Islam auseinanderzusetzen.
Das von Genscher zur Zeit stornierte Kulturabkommen zwischen
der Bundesrepublik Deutschland und der Islamischen Republik
Iran war auf diesem friedensdienlichen Weg ein erster Schritt.
Nur durch das Verständnis und die aufrichtige gegenseitige
Toleranz wird in Zukunft ein friedvolles Leben der
verschiedenen Religionen und Kulturen nebeneinander möglich
sein. So lange die Muslime aber angegriffen werden, so lange
Menschen auf dieser Erde unterdrückt werden, so lange wird es
auch notwendig sein, Maßnahmen gegen derartige Angriffe und
gegen Unterdrückung zu treffen. Spätestens seit der
Rushdie-Affaire steht fest, daß nicht die Aggressoren
bestimmen können, wie sich die Angegriffenen zu verteidigen
haben. Die Muslime, das haben sie im letzten Jahrzehnt
bewiesen, scheuen keine Auseinandersetzung mit den Werten des
Westens, doch ist es ihr aufrichtiger Wunsch, diese
Auseinandersetzung auf der Basis eines sachlichen Dialogs zu
führen. Diese Abhandlung über Rushdie, /"Die Satanischen
Verse"/ und die Hintergründe und Folgen der Massenbeleidigung
soll enden mit einem Vergleich, der möglicherweise bei den
gläubigen Christen als ein Zeichen gedeutet werden und für die
aufrichtigen Wahrheitssuchenden als ein Hinweis dienlich sein
kann: Vor fast zwei Jahrtausenden lebte im heiligsten Gebiet
der Erde ein Mann namens Jesus von Nazareth ( ), Sohn der
Maria ( ). Dieser heilige Mann lud die Menschen zu Gottes Weg
ein und forderte sie auf, Buße zu tun und sich zu distanzieren
von den vergangenen Sünden. Diese klare Lehre, die Jesus
vermittelte, versetzte die damaligen Machthaber der Erde in
Furcht und Schrecken. Obwohl Jesus ( ), Sohn der Maria ( ) nur
wenige Anhänger hatte, wurde er von den damaligen Großmächten
verteufelt. Nicht nur er selber wurde bekämpft, auch seine
Nachfolger und Anhänger waren schlimmsten Verfolgungen
ausgesetzt. Sie galten im ganzen Reich der Mächtigen als
extreme Unruhestifter und Aufständische; mit den heutigen
Worten: /Religiöse Fanatiker, Fundamentalisten und
Terroristen/. Vor riesigen Ansammlungen von einfachen Menschen
wurden sie den Löwen zum Fraß vorgeworfen, und die jubelnde
Menge war sich nicht bewußt, daß es sich um völlig unschuldige
Menschen handelte. Die Nachrichten und Informationsquellen des
Volkes wurden kontrolliert von den Machthabern der damaligen
Großmächte. Wer kann heute schon mit Sicherheit behaupten, daß
er, hätte er damals gelebt, als sogenannter freier Bürger Roms
nicht auch die Anhänger Jesu für Subjekte gehalten hätte,
welche die sich selbst zivilisiert nennende Welt nicht dulden
kann? Auch damals gab es unzählige Dichter, die im Namen der
Freiheit, im Namen der freien Bürger Roms alles mögliche
erdichteten, um der Lehre Jesu zu schaden. Damals wie heute
wurden Götzen angebetet. Der größte Götze der heutigen Zeit
steht in New York und heißt Lady Liberty. Die sogenannte
Freiheitsstatue steht genau wie früher für die Freiheit der
Großmacht und ihrer Verbündeten, sich alles herausnehmen zu
können, andere Menschen zu unterdrücken. Die dogmatischen
Verfechter dieser Freiheit haben nie den Grundsatz
berücksichtigt, welcher heißt: /Die Freiheit des Einzelnen
hört dort auf, wo die Freiheit des Anderen beginnt./ Für sie
galt immer der Grundsatz: /Unsere Freiheit ist so groß, wie
unsere wirtschaftliche und politische Macht./ Jesus ( ), Sohn
der Maria ( ) hat im heiligen Qur'an den Namen Ruhullah (Geist
Gottes). Ein Mann mit seinem Namen brach in unserem
Jahrhundert auf, die unterdrückten Menschen der armen Welt von
den Fesseln der Verschwender zu befreien. Genau wie vor zwei
Jahrtausenden wurde dieser Mensch mit allen nur erdenklichen
Methoden von den Großmächten der Zeit bekämpft. Seine Anhänger
wurden in die Arena der Massenmedien geworfen und ihre
Menschlichkeit wurde von den Journalisten zerstückelt. Dichter
aller Welt fanden sich zusammen, um die Lehre aller Propheten,
die dieser Mann weitergab, zu bekämpfen. Der bekannteste
dieser Dichter heißt Salman Rushdie. Als Ruhullah von Nazareth
( ) die Menschen vorerst verlassen mußte, hatte er nur wenige
Anhänger. Sie mußten sich in der Öffentlichkeit meist
verstellen, um den Fortbestand der Gemeinde zu gewährleisten.
Es war schon schwer jemanden zu finden, der wahrhaftige
Auskunft über Jesus ( ) geben konnte. Die aufrichtigen
Menschen, die sich nach der Wahrheit sehnten, mußten lange
suchen. Als Ruhullah von Khomein die Menschen verließ, hatte
er sehr viele Anhänger für den letzten Gesandten Gottes
Muhammad und die Lehre aller Propheten gewonnen (Gott segne
Muhammad und die Reinen seines Hauses, Gott segne Jesus und
seine Mutter Maria und schenke Imam Khomeini Seinen Frieden).
Mit diesem Vergleich ist nicht beabsichtigt, Imam Khomeini mit
dem Heiligen Propheten Jesus ( ) auf die gleiche Stufe zu
stellen, sondern lediglich eine Parallele zwischen den
geschichtlichen Umständen und den gegensätzlichen Positionen
der Menschen damals wie heute zu ziehen. Heute haben es die
Menschen trotz Diktat der Massenmedien erheblich leichter, die
Geschehnisse auch von der Seite der Gläubigen zu erfahren,
wenn sie danach streben. In fast jedem Land der Erde gibt es
zahlreiche Menschen, die versuchen der Linie des Imam und
damit dem eigentlichen Islam zu folgen. Es gibt einen Sender,
die Stimme der Islamischen Republik Iran, der täglich
mehrsprachig, unter anderem auch in Deutsch, sendet. Nicht
zuletzt ist es heute auch viel leichter zu reisen, um sich
persönlich vor Ort ein Bild zu machen. Alle aufrichtigen
Menschen sind aufgefordert, sich die Mühe zu machen, soweit
möglich das Leben und Wirken von Imam Ruhullah Al-Musawi
Al-Khomeini zu studieren und die Ereignisse in der islamischen
Welt von islamischen Quellen zu erfahren, bevor sie sich ein
Urteil erlauben. Möge Gott der Erhabene, der Gütige und
Barmherzige, jeden Menschen bei seiner aufrichtigen Suche nach
Wahrheit recht leiten. Anmerkungen zum Text __ _Anmerkung 1_
In diesem Buch ist immer wieder das Wort "Westen" gefallen.
Dieses Wort steht für die kapitalistisch orientierte
Weltanschauung und deren Gesellschaftsordnung mit ihrem
kulturellen und wirtschafts-politischen Imperialismus, welche
den Menschen verdinglicht und Dinge vergöttert. Manifestiert
ist diese Weltanschauung hauptsächlich in den USA und den
Staaten des sogenannten freien Westens und bei deren treu
ergebenen diktatorischen Marionetten, den Herrschern in
verschiedenen Ländern der sogenannten Dritten Welt. Daß der
Osten weniger erwähnt wurde, liegt zum einen daran, daß der
Ostblock im Fall Rushdie grundsätzlich eine zurückhaltende
Position einnahm und zum anderen daran, daß die Weltanschauung
des Westens sich ohnehin auch dem Ostblock aufgezwungen hat,
so daß in Zukunft die Gegensätze, die noch existieren,
aufgehoben werden. __ _Anmerkung 2_ Die Namen "Khomeini" und "Chamene'i"
beginnen - im arabischen Alphabet geschrieben - mit dem
gleichen Buchstaben. Dennoch werden sie im ganzen Text
verschieden geschrieben, um dem Leser die Unterscheidung zu
erleichtern. __ _Anmerkung 3_ Hier endet der Traum des
Freundes, der von einem Erzähler wiedergegeben wurde. Anhang 1
Auszüge aus der Rede von Ex-Staatspräsident Seyyed Ali
Chamene'i vor der UN-Vollversammlung am 22. September 1987:
/** *Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen* O Gott,
ich beginne in Deinem Namen und flehe um Deinen Beistand und
Deine Rechtleitung. Mein Leben und Sterben, mein Gebet und all
mein Flehen gehören Dir allein. Verleihe mir eine deutliche
und wahrhaftige Rede, daß sie einen Strahl der Wahrheit zu den
Millionen Herzen sendet, die sich so sehr danach sehnen. Mein
Gruß und der meines Volkes gilt den vielen Propheten -
insbesondere Abraham, Moses, Jesus und Muhammad (der Friede
sei mit ihnen allen) - die sich mit ganzer Kraft für die
Botschaft der Befreiung und des Bewußtseins einsetzten, um für
alle Zeiten die Herzen der reinen und bewußten Menschen mit
Frieden zu erfüllen. Verehrter Präsident, verehrte Anwesende!
Ich bin der Präsident einer Republik, die sich in einer
äußerst sensiblen und bedeutenden Phase der Geschichte
befindet. Gleichzeitig ist sie der Vorreiter der Ordnung, die
eine unvergleichliche Kultur geschaffen hat und sich heute
erneut entfaltet. Ich komme aus Iran, einem Land, über das in
letzter Zeit viel geredet wird, in dem sich aber auch eine der
wohl am meisten mißverstandenen Revolutionen unserer Zeit
ereignet hat. Es handelt sich um eine Revolution, die auf der
Religion und auf dem Weg der Propheten, der großen
Gottesstreiter in der Menschengeschichte, gründet. Die
geistigen Wurzeln dieser Revolution liegen in der islamischen
Weltanschauung der Einheit (Tauhid). Das Menschenbild, das
Geschichtsbild, die Vorstellungen von der Gegenwart, Umwelt,
der Beziehungen des Menschen mit der äußeren Welt, mit anderen
Menschen und Dingen, sein Selbstverständnis, d.h. alles, was
eine Wertordnung hervorbringt und das menschliche Verhalten
bestimmt, entspringt eben dieser Weltanschauung. Nach
islamischer Vorstellung ist das Dasein Gottes Schöpfung. Es
ist das Abbild Seiner Allmacht und seines Allwissens und
befindet sich in einer ständigen Bewegung hin zu ihm. Der
Mensch gilt als das am höchsten entwickelte Geschöpf, als
Stellvertreter Gottes auf Erden. Der Mensch kann sich und die
Welt aufgrund seiner (göttlichen) Veranlagung zur schönsten
Gestalt entwickeln und mit den beiden Flügeln - Wissen und
Glauben - den höchsten materiellen und spirituellen Gipfel
erreichen. Aber ebenso kann er durch die Unterdrückung dieser
Anlagen die Welt zur Hölle des Unrechts und der Dekadenz
verderben lassen. Sein Glaube an den einen Gott und sein
Gehorsam gegenüber den göttlichen Geboten ist ein Licht, das
ihn bei seinem Aufstieg leitet. Die Welt ist die Saat des
Jenseits und der Tod nicht das Ende des Lebens, sondern das
Tor zur Ewigkeit und der Anfang eines neuen Bewußtseins. Im
islamischen Weltbild sind alle Menschen Schwestern und Brüder,
da sie alle Gottes Geschöpfe sind. Deshalb wird nicht zwischen
Anhängern verschiedener Rassen, Hautfarben, Abstammungen,
Volks- und Stammeszugehörigkeit unterschieden. Niemand ist
aufgrund dieser Faktoren einem anderen überlegen. Alle
Menschen sind in ihrem Menschsein gleich. Gewaltanwendung
gegenüber einem Menschen wird deshalb als Gewalt gegenüber der
gesamten Menschheit angesehen... Das Gefühl der Überlegenheit
und Arroganz hat einen Bruder gegen den anderen aufgebracht.
Das Blut ist seither niemals versiegt. Dieselben Motive haben
Ströme des Blutes fließen lassen und endeten schließlich in
Seen, hervorgerufen von denen, die nach Überlegenheit
trachten, und den Opfern dieser Überheblichkeit. Die Propheten
haben die Menschen eingeladen, sich Gott hinzugeben. Nur dies
beseitigt das Gefühl des Egozentrismus im Menschen und sein
Überlegenheitsgefühl. Es eröffnet ihm die Reinheit und
Seelenruhe eines Paradieses auf Erden vor dem kommenden im
Jenseits. Die Propheten überzeugten die Menschen, ihre
Neigungen der Arroganz und Überheblichkeit gegenüber anderen
zu bändigen. Sie warnten davor, das menschliche Potential zu
verschwenden und in moralische Dekadenz abzugleiten. Sie
eröffneten Quellen der Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Liebe,
Aktivität, (Quellen) des Wissens und Bewußtseins und stellten
die Liebe Gottes und seine Barmherzigkeit gegenüber der
Schöpfung heraus, die die einzige Versicherung des Menschen
vor der Verirrung und Garantie der Vervollkommnung seiner
Seele sei. Die Propheten haben die Menschen gelehrt, in sich
Güte, Wahrhaftigkeit, Liebe, Wissen und Bewußtsein zu
entwickeln und ihr Inneres vor Unwissenheit, Ungerechtigkeit
und Schändlichkeit zu bewahren. Die Menschen sollen aufstehen,
um die Gerechtigkeit zu verwirklichen. Sie sollen weder andere
unterdrücken noch sich selbst unterdrücken lassen. Sich den
Gegnern der Wahrheit, der Gerechtigkeit und des Friedens zu
unterwerfen, würde den Untergang dieser Werte bedeuten und
käme einer Anerkennung der Unterdrückung, Ungerechtigkeit und
des Unfriedens gleich. Aus islamischer Sicht verleiht die
Religion dem menschlichen Leben Gestalt und begründet eine
Gesellschaftsordnung. Die Religion wird nicht als bloße
Aneinanderreihung bestimmter religiöser Riten und Gebräuche
verstanden, wenngleich die Riten als Ausdrucksformen des
Geistes auf die zugrundeliegende religiöse
Gesellschaftsordnung hinwirken. Die ganzheitliche Anschauung
vom Menschen und von der Welt erzeugt Freiheit, Gleichheit,
Gerechtigkeit, Selbstbewußtsein, Standhaftigkeit gegenüber
gesellschaftlichen Verirrungen, Gemeinwohl vor Eigennutz,
Gottesgedenken, Ablehnung ungerechter Herrschaft, edlen
Charakter, Integrität in Gesellschaft, Beruf und Politik und
lehnt andererseits alle Ordnungen ab, die auf Gewalt und
Unterdrückung beruhen und Unrecht, Unwissenheit, Ausbeutung,
Gewalt, Diskriminierung aufgrund von Rasse, Nationalität,
Sprache, Kultur usw. erzeugen. Gegen Ordnungen und Gruppen,
die die islamische Ordnung gewaltsam angreifen, erlaubt der
Islam der muslimischen Gemeinschaft sich zur Wehr zu setzen,
wenngleich er mit allen anderen Menschen - seien es
Seinesgleichen oder nicht - ein friedliches Zusammenleben
anstrebt. Mit einer solchen Grundlage und einem solchen Ziel
ist die islamische Revolution angetreten und hat die
Islamische Republik hervorgebracht. Viele Zeitgenossen haben
sich in der Beurteilung der islamischen Revolution vom Februar
1979 geirrt, was auf die Unzulänglichkeit der in der Welt
herrschenden Systeme und auf die Leere ihrer Parolen wie
'Freiheit, Gleichheit und Demokratie' zurückzuführen ist. Der
Islam konnte nach einem jahrhundertelangen Dämmerzustand
erneut aufleuchten, was im Iran einen wahrhaften Sturm
entfachte, mit dem sicherlich auch in anderen Ländern zu
rechnen sein wird. Die islamische Bewegung, die sich heute in
zahlreichen Ländern verzeichnen läßt, ist im Gegensatz zu dem,
was darüber verbreitet worden ist, kein Sprößling der
islamischen Revolution im Iran, sie ist vielmehr ihr Bruder.
Iran liegt an einem der strategisch bedeutendsten Punkte der
Erde, blickt auf eine große kulturelle Vergangenheit zurück
und besitzt nicht geringe Bodenschätze. In dieser Situation
hat sich die islamische Revolution gegen ein Regime erhoben,
das alle diese Reichtümer in den Dienst fremder Mächte und in
den letzten 25 Jahren besonders in den Dienst der USA gestellt
hat. Keiner als das iranische Volk selbst war jedoch mehr auf
diese Reichtümer angewiesen, die ihm vorenthalten wurden. Die
lauthalsen Parolen der Vertreter des früheren Regimes waren
alle falsch und trügerisch. Obwohl die westlichen Medien -
insbesondere die von Zionisten abhängigen Medien - die
Herrschaft des Schahs in den schillerndsten Farben ausmalten,
setzte sich dennoch am Ende die islamische Revolution gegen
dieses Regime durch. ... Über unsere Revolution, ihre
Grundlagen und unsere Ansichten ist in ungewöhnlicher Weise
viel Falsches und Widersprüchliches gesagt worden. In unserer
Revolution gibt es einige Besonderheiten, die sie als Ausnahme
gegenüber anderen Revolutionen erscheinen läßt. Auf diese
Punkte will ich nun eingehen und anschließend zu meiner
Botschaft kommen: / /Die islamische Revolution war von
Anbeginn eine Revolution des Volkes. Keine Gruppe, keine
politische Partei und kein Offizierskader, die in anderen
Ländern eine Revolution hervorbringen, spielte hier eine
Rolle. Es war nur das Volk /(und zwar völlig ohne Waffen!")/,
das in Teheran und anderen Städten auf die Straße ging und mit
seinem Auftreten und seinen Aussagen keinen Raum mehr für den
Herrscher und sein Regime ließ. Nach und nach waren die
Vertreter des Regimes gezwungen, ihre Paläste, Ministerien und
schließlich das Land zu verlassen: der Schah, der Präsident,
die Generäle, Minister usw. mußten trotz all ihrer Bemühungen
die Flucht vor dem Volk ergreifen./ // /Vorher hatte das
Schah-Regime mehr als ein Jahr mit allen Mitteln - Militär,
Polizei, Politik - versucht, das Volk zu spalten und es in
ihre Häuser und an ihre Arbeitsplätze zurückzubringen. In
dieser Zeit wurden tausende Menschen in aller Öffentlichkeit,
auf den Straßen, in den Moscheen, den Universitäten und
Fabriken vom Regime getötet. Doch die Teilnahme des Volkes
wurde von Tag zu Tag stärker. In den letzten Monaten /(der
Schah-Zeit)/verstärkte sich die Brutalität des Regimes, das
sich schließlich doch dem Volk, das keine Furcht mehr vor dem
Tod hatte, beugen mußte: der Schah mußte gehen und nach und
nach auch seine Anhänger./ / Der Führer der Revolution gab mit
jedem Wort den Einzelnen Geist und Bewußtsein. Dabei stützte
er sich nur auf Gott, in dessen Hand alle Macht liegt. Im
Vertrauen auf den allmächtigen Willen und den unbeugsamen
Widerstand des Volkes errichtete er eine revolutionäre
Regierung.... Auch die letzte Bastion des Schah-Regimes mußte
schließlich fallen. Die Soldaten flohen und schlossen sich
reihenweise dem Volk an. Bis zuletzt hatten sich einige
militärische Stützpunkte verteidigt, doch das Volk setzte auch
ihnen ein Ende. Das erstaunliche Phänomen an dieser Revolution
war der Sieg des Volkes, das sich erst nach der Niederlage des
Militärs bewaffnete. Doch schon am darauffolgenden Tag war das
Schah-Regime gestürzt. Die Waffen dienten nur dazu, den
Sprößling der Revolution zu schützen. Es waren Jung und Alt,
Männer und Frauen, die dem Regime der Pahlewis, das machtvoll
und stark bewaffnet erschien und von den Großmächten massiv
gestützt wurde, ein Ende bereiteten und die Islamische
Republik ins Leben riefen. Ihre einzige Waffe war ihr Glaube,
ihr starker Wille und ihr Blut, das schließlich über das
Schwert siegte! Die Politik des Sieges von Blut über das
Schwert ist der einzige Weg, der den Unterdrückten in ihrem
Befreiungskampf bleibt. Das hat der Führer unserer Revolution
schon vor ihrem Sieg verkündet, und das erfüllte sich beim
Sturz des bis auf die Zähne bewaffneten Schah-Regimes, das
völlig von den USA und dem Westen abhängig war. Diese
Erfahrung müßte die Unterdrückten in anderen Ländern
wachrütteln und ebenso die unterdrückerischen Mächte
aufhorchen lassen. Unsere Revolution hat sich ganz auf die
Religion gestützt. Es gibt viele Revolutionen, die ihren
Widerstand aus dem Glauben beziehen, der aber bei ihnen eine
mehr oder minder wichtige Rolle gespielt hat. Aber bei unserer
Revolution wurde und wird alles - die Ziele, Prinzipien,
Methoden des Widerstandes, die Gestaltung der neuen Ordnung
und die Verwaltungsform - vom Islam bestimmt. Diese Tatsache
schenkte der Revolution eine Dimension, die die kolonialen und
reaktionären Mächte bereits in den letzten einhundertfünfzig
Jahren zur aktiven Gegenwehr veranlaßt hatte. Die Weltreligion
des Islam ist heute mehrheitlich in über fünfzig Ländern mit
ca. einer Milliarde Anhängern vertreten. Der Sieg der
Revolution in Iran, die ihren Geist dem Islam entnimmt, ist
ein Sieg für alle Muslime. Hunderte von Millionen Muslime in
der ganzen Welt empfinden so. Dieses Gefühl der Solidarität
bewirkt beim Volk, bei seinem Führer und den Verantwortlichen
der Revolution Furchtlosigkeit und Standhaftigkeit, denn der
Weg Gottes kennt keine Niederlage. Eine weitere Besonderheit
der islamischen Revolution liegt darin, daß sie sich weder an
den Osten noch an den Westen anlehnt. An dieser Haltung hat
sich bis heute nichts geändert. Sie entspringt dem Glauben,
daß sich der Mensch und die Gesellschaft in jeder Situation
nur auf eine Kraft - nämlich Gott - stützt. Demgegenüber
gehört es zur allgemeinen Überzeugung, daß man ohne Anlehnung
an eine der Supermächte auf der heutigen politischen Weltbühne
nicht überleben kann. Auch wenn über das Maß dieser Anlehnung
unterschiedliche Auffassungen vertreten werden, so ist man
sich doch prinzipiell darüber einig. Selbst diejenigen, die
theoretisch eine Blockfreiheit befürworten, gehen davon aus,
daß sie in der Praxis ohne eine Anlehnung an eine Großmacht
nicht auskommen können. Unsere Revolution hat in dieser
Hinsicht eine neue Philosophie hervorgebracht, an die sie sich
bis heute gehalten hat. Sie hat unter Beweis gestellt, daß man
sich den Großmächten nicht ausliefern und sich deren
Bevormundung nicht gefallen lassen braucht, vorausgesetzt man
stützt sich auf eine größere Kraft, die alle materiellen
Mächte übersteigt: Gott! Natürlich wußten wir, daß wir dafür
einen großen Preis zahlen müssen und hatten uns von Anfang an
darauf eingestellt. Wir würden uns wünschen, daß diese
Erfahrung eine Leitlinie für alle Völker werden könnte, die
eine wirkliche Unabhängigkeit von den Großmächten anstreben,
deren Machtstreben die Welt in Zukunft noch stärker bedrohen
wird. Eine weitere Besonderheit unserer Revolution liegt im
Maß der Feindseligkeit, dem sie ausgesetzt war und ist. Zwar
ist dies für jede Revolution typisch, doch die Intensität und
das Ausmaß der Feindschaft gegen unsere Revolution in den
vergangenen neun Jahren stellt vieles in den Schatten. Die
Feindschaft begann bereits lange bevor die Revolution
überhaupt zum Durchbruch gelangt war.... Der Berater des
damaligen US-Präsidenten, General Hoyser war in den ersten
Tagen nach Persien gereist, um den Schah zu entschlossenerem
Handeln aufzurufen. Für die US-Regierung galt es, das
Schah-Regime am Leben zu halten, auch wenn das auf Kosten
zehntausender Menschen gegangen wäre. Das hielt man für
besser, als später vielleicht das Vielfache an Menschen töten
zu müssen. Die amerikanische Regierung behielt sich also das
Recht der Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Iran
vor und kalkulierte dabei den Tod zehtausender Menschenleben
oder sogar ein Mehrfaches davon ein. General Hoysers Auftrag
schlug fehl. Seine Flucht und die Flucht all derjenigen, die
in die Verschwörung gegen die Islamische Republik verstrickt
waren, beweist die Schlagkraft der islamischen Revolution und
die Kraft des Volkes, das sich für Gott erhoben hat, und das
vor niemanden außer Gott Furcht hegt. So waren es nicht die
Gegner der Revolution, die letztendlich aufgaben, nein, es war
die Revolution, die ihre Gegner in die Flucht schlug. Nach dem
Sieg der Islamischen Revolution nahmen dann die Verschwörungen
andere Formen an. Zunächst schleusten die Gegner der
Revolution ihre Leute in den Verwaltungsapparat ein und riefen
eine ganze Menge von oppositionellen Parteien und
Gruppierungen in einer freien politischen Atmosphäre nach
jahrzehntelanger Diktatur und Unterdrückung ins Leben. Als
Beispiel für die erste Form sei ein mittlerweile verurteilter
Agent des früheren Regimes genannt, der sich selbst mit allen
Haken und Ösen in den ersten Tagen der Revolution zum
Oberbefehlshaber der Luftstreitkräfte ernannt hatte. Zum
anderen gab es in den ersten Monaten nach dem Sieg der
Revolution in Iran ca. 400 politische Parteien und
Gruppierungen, die sich über das ganze Spektrum von
Monarchisten bis zu Kommunisten, von Separatisten bis zu
Pan-Iranisten erstreckten. Dabei darf natürlich nicht
vergessen werden, daß bestimmte ausländische Vertretungen in
Teheran, insbesondere die Botschaft der USA, einige dieser
Gruppen organisierte und sie ideologisch und finanziell
unterstützte. Darüberhinaus wurde unsere Revolution mit einem
gnadenlosen Terror konfrontiert. Terroristische Vereinigungen,
die keine Basis in der Bevölkerung haben, aber von
ausländischen Regierungen gestützt worden sind, errichteten
ein Netz des Terrors im gesamten Land. Sie besorgten sich
Waffen, Munition und Sprengstoff, was damals in den
chaotischen Tagen der Revolution keine große Schwierigkeit
war. Die Ermordung von Personen und Gruppen, verheerende
Bombenexplosionen, Menschenraub, Flugzeugentführungen,
ungeheuerliche Folterungen, blindwütige Schießereien,
vorsätzliche Tötung usw. gehörten zu den Aktivitäten jener
terroristischen Gruppen, die von den Gegnern der Revolution
unterstützt und ermutigt worden waren. Die Opfer dieser
furchtbaren Verbrechen gehörten allen gesellschaftlichen
Schichten an: Führende Persönlichkeiten und Verantwortliche
der Revolution, aber auch einfache Menschen aus dem Volk wie
Arbeiter und Handwerker, Frauen und Männer und sogar
unschuldige Kinder und Passanten gehörten zu den Opfern. Heute
wird den Führern dieser Terrorgruppen, die selbst mehrfach die
Verantwortung für ihre verbrecherischen Taten übernommen
haben, in den USA, Frankreich und anderen westlichen Ländern
Schutz und komfortables Leben gewährt, und sie gehen unter der
beschönigenden Bezeichnung 'Opposition' ihrer Wege. Zur selben
Zeit beschuldigen die Länder, die diesen Terroristen Zufluch
gewähren, die Islamische Republik Iran des 'Terrors'. Es ist
ein schier unfaßbarer Widerspruch, daß die unschuldigen Opfer
eines blindwütigen Terrors von denjenigen als 'Terroristen'
bezeichnet werden, die mithalfen, dieselben terroristischen
Vereinigungen zu organisieren und sich noch immer um diese
sorgen. Als Präsident und Diener meines Landes, und als Opfer
eines verbrecherischen Terroranschlags, der durch den Willen
des Allmächtigen vereitelt wurde, kann ich nicht ohne Stolz
sagen, daß keiner dieser unmenschlichen Akte und keines dieser
blutigen Verbrechen den Willen unseres Volkes brechen konnte,
obwohl der Terror unvorhergesehene Ausmaße angenommen hatte.
In einem einzigen Fall wurden 72 führende Mitglieder und
Verantwortliche der Revolution, darunter Minister,
Parlamentarier und einige unersetzbare Persönlichkeiten
unserer Revolution wie der Märtyrer Ayatollah Beheschti bei
einem Bombenanschlag getötet, bei einem anderen Anschlag kamen
der Staats- und Ministerpräsident zusammen ums Leben. Doch all
diese verbrecherischen Akte dienten nur dazu, den Glauben des
Volkes und das Vertrauen in Gott und in den revolutionären Weg
zu stärken. Zu den gewöhnlichen Erfahrungen aller Revolutionen
mit den Großmächten gehören Militärputsche. Auch gegen unsere
Revolution wurden mehrere Putsche verübt, wobei einer ein sehr
gefährliches Stadium erreichte. Wenn wir nicht auf die
Unterstützung unseres Volkes und auf die Wachsamkeit unserer
Verantwortlichen hätten rechnen können, wären die Voraussagen
des amerikanischen Generals - ein Blutbad von gewaltigem
Ausmaß und die Ermordung von Millionen von Menschen -
sicherlich eingetreten. Doch die schlimmste und schmerzlichste
Tat der Feindseligkeit gegenüber unserer Revolution bestand
darin, ihr einen Krieg aufzuzwingen. Die ehrgeizigen Gefühle
eines Nachbarn wurden geschürt, und er wurde zur militärischen
Aggression überredet, wobei ihm jede Form der Hilfe und
Unterstützung zugesichert wurde. ...... Die Art von Frieden,
die sich das irakische Regime heute wünscht, würde sich nach
wenigen Jahren oder immer dann, wenn es sich in der Position
der Stärke hält, in nur einem Augenblick verflüchtigen. Ein
erneuter Krieg würde dann die Region erschüttern. Deshalb
bleibt als einzige Garantie für eine Zukunft in Frieden die
Bestrafung des Aggressors. Frieden ist zweifellos ein
wohlklingendes und faszinierendes Wort. Frieden ist in der Tat
ein so wahrhaftes Wort, daß es sogar von den schlimmsten
internationalen Kriegstreibern und Waffenproduzenten verwendet
wird, die damit flirten und ihr heuchlerisches Spiel treiben.
Aber nach unserer Ansicht ist Gerechtigkeit ein noch
bedeutenderes und schöneres Wort, das die Mächtigen und
Unterdrücker mit Angst und Sorge erfüllt. Die Zahl all jener,
die ihren Wohlstand, ihren Frieden und ihr Leben aufgegeben
haben, um die Gerechtigkeit sicherzustellen, ist nicht gering.
Diese Menschen werden als große Helden angesehen. Europäische
Städte betrachten nicht mit geringem Stolz ihren Widerstand
gegen die Aggression Hitlers: Leningrad ist noch immer stolz
auf die Selbstaufopferung, die die Armee Napoleons in Staunen
und Verzweiflung versetzte und die einen vierjährigen
Widerstand gegen die nationalsozialistischen Belagerer
hervorbrachte. Die Vereinten Nationen haben insbesondere die
Verpflichtung, gemäß dem ersten Artikel ihrer Charta, die
Gerechtigkeit zu bewahren, indem alle Maßnahmen gegen Akte der
Aggression ergriffen werden sollen. Das ist alles, was wir von
der Welt und den Vereinten Nationen erwarten. ie Großmächte
haben diesen Krieg, der uns aufgezwungen worden ist, einen
'sinnlosen Krieg' genannt, während sie zum gleichen Zeitpunkt
den Initiator und Aggressor dieses Krieges laufend politisch,
militärisch und wirtschaftlich unterstützt haben. Zweifellos
ist es immer sinnlos solche Kriege vom Zaume zu brechen. Aber
solange noch der Aggressor auf Erfolg seines niederträchtigen
Planes hoffen konnte, haben sie den Krieg niemals sinnlos
genannt. ...... Die Frage, auf die keine überzeugende Antwort
zu finden sein mag, lautet: Warum hat der Sicherheitsrat der
Vereinten Nationen als ein Organ, das an erster Stelle dazu
geschaffen wurde, die internationale Sicherheit
aufrechtzuerhalten und jeder Aggression zu begegnen, seine
Verpflichtungen in diesem Fall in eklatanter Weise
vernachlässigt und ihnen gar zuwider gehandelt? Ich glaube,
daß mittlerweile jeder weiß, daß der Sicherheitsrat überhaupt
nicht reagierte, als der Irak auf einer mehrere tausend
Kilometer langen Frontlinie in den Iran einmarschierte ...,
die irakische Armee binnen einer Woche internationale Grenzen
überrannte und zwischen 70 und 90 Kilometer ins Landesinnere
vorstieß. Nicht wenige irakische Offizielle verkündeten
damals, daß ihre Armee beabsichtige für immer dort zu bleiben.
Erst als die Invasion beendet war, veröffentlichte der
Sicherheitsrat seine erste Resolution am 28. September 1980.
Doch in dieser Resolution war kein Wort über die Aggression
oder die Besetzung des Landes noch eine Aufforderung
enthalten, zu den internationalen Grenzen zurückzukehren. Im
Gegenteil, sie rief - erstaunlich genug! - beide Parteien dazu
auf, keine weitere Gewalt anzuwenden. Dies bedeutete in
Wahrheit eine stillschweigende Duldung der Besetzung
iranischen Gebiets und eine Forderung an die irakische Armee,
nicht weiter fortzuschreiten. Was den Iran anbelangt, so
forderte die Resolution von unserem Volk, aufzuhören, sich
gegen den Aggressor zur Wehr zu setzen. Das war die allererste
Maßnahme des Sicherheitsrates, in der alle seine
grundsätzlichen Verpflichtungen zur Wahrung internationalen
Friedens und der Sicherheit durch ihn selbst auf eine unschöne
und tragische Weise gebrochen wurden. / /Danach machte sich im
Sicherheitsrat für lange Zeit tödliches Schweigen breit. Bis
dann Khorramshahr /(Iran)/durch eine militärische Blitzaktion
befreit wurde, die die Versorgungslinie der Besatzungsarmee
durchbrach und in deren Verlauf tausende irakische Soldaten
und Offiziere gefangen genommen wurden. Bis zu diesem
Zeitpunkt hatte der Sicherheitsrat den blutigen, immer noch
tobenden Krieg, der den weltweiten Medien immer neue
Schlagzeilen lieferte, ganz und gar vergessen. Ganz plötzlich
nun erinnerte sich der Sicherheitsrat wieder an den Krieg
zwischen Iran und Irak: Nur wenige Wochen nach der Befreiung
des durch die Iraker besetzten Khorramshahr verabschiedete er
am 12. Juli 1982 seine zweite Resolution. Darin wurde zu einer
Rückkehr zu den internationalen Grenzen aufgerufen. Das aber
war schon längst eingetreten, weil unser tapferes und
opferbereites Volk bis zu diesem Zeitpunkt große Teile der
besetzten Gebiete befreit hatte. Diese Resolution war für
viele Kommissionen zweifelhaft: Sie beinhaltete keinen Hinweis
auf die Aggression, kein Wort über den Aggressor, nichts über
die Zerstörung, Verwüstung und Wiedergutmachung, keine
Garantie für Sicherheit und Stabilität und auch kein Wort
darüber, den Urheber des Unfriedens zu bestrafen. Über alle
diese vitalen Punkte schwieg sich diese Resolution aus. Wir
fanden uns ganz auf uns alleine gestellt, unsere legitimen
Rechte einzufordern. Dabei muß ich leider einräumen, daß sich
diese Stellungnahme des Sicherheitsrates zum Krieg, der
unserem Volk aufgezwungen wurde, bis zum heutigen Tag nicht
geändert hat./ // /Natürlich gab es vom Sicherheitsrat
unabhängige Initiativen, die den Vereinten Nationen unter die
Arme greifen wollten, ihre Ziele zu verwirklichen. Diesen
Initiativen aber wurde kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Dennoch
möchte ich all denjenigen, die sich in dieser Richtung
angestrengt haben, meinen Dank aussprechen. An dieser Stelle
möchte ich den verstorbenen schwedischen Premierminister Olaf
Palme würdigen, der sich als Sonderbeauftragter für diese
Sache sehr einsetzte /(er wurde ermordet)/. / / ...... Das
Mindeste, was die Islamische Republik als das Opfer einer
zerstörerischen, blutigen Aggression vom Sicherheitsrat
erwarten könnte, ist Unparteilichkeit. Alle wissen, daß es die
Pflicht des Rates ist, Schritte gegen die Aggression
einzuleiten, dem Opfer der Aggression zu helfen und
unparteiisch zu bleiben gegenüber Angreifer und Angegriffenen.
Kann aber der Sicherheitsrat von sich behaupten, sich in
diesem Fall neutral verhalten zu haben? Nach unserer
Empfindung hat sich der Sicherheitsrat auf Wunsch einiger
Großmächte - insbesondere der USA - in diese unwürdige
Position manövrieren lassen. Es wäre nicht falsch zu
behaupten, daß die Fundamente der Sicherheit, die von solch
einem Sicherheitsrat gestützt werden, nichts anderes
darstellen als ein schön aussehendes Kartenhaus. Die Nationen
dieser Welt, besonders die Völker der sogenannten Dritten
Welt, die von den Supermächten unabhängig bleiben wollen -
sollten niemals ihre Sicherheit auf solch einen Sicherheitsrat
stützen. Die Tatsache, daß Irak nicht als Aggressor verurteilt
worden ist, hat nicht nur dazu beigetragen, daß der uns
aufgezwungene Krieg weiter anhielt, sondern hat dessen Flammen
noch geschürt. Mit der Präsenz der USA in der Region und der
Präsenz anderer Länder, die dem Druck der USA gefolgt sind,
hat sich der Persische Golf in ein gefährliches Pulverfaß
verwandelt. ...... / /Ich muß hier der Welt und ganz besonders
dem großen Volk der Vereinigten Staaten mitteilen, daß die
bedrohende, militärische Präsenz der Vereinigten Staaten im
Persischen Golf ein weiterer klarer Beweis der Feindseligkeit
des amerikanischen Regimes gegenüber dem iranischen Volk
darstellt. Ein großes Kapitel unserer Geschichte - und zwar
ein sehr bitteres, blutiges und übles - ist gekennzeichnet von
amerikanischen Feindseligkeiten gegen unsere Nation: 25 Jahre
Unterstützung des Diktators Pahlevi, Komplizenschaft mit dem
Schah bei allen seinen Verbrechen gegen unser Volk,
Beteiligung am Raub und an der Plünderung der Schätze unseres
Volkes, gewaltsame Konfrontation mit unserer Revolution in den
letzten Monaten des Schah-Regimes, Überredung des Diktators,
die Demonstrationen von Millionen unserer Leute zu
unterdrücken, Einsatz aller Mittel und Wege, den Lauf der
Revolution in den ersten Jahren nach dem Durchbruch
aufzuhalten, ständige provokative Kontakte zwischen der
US-Botschaft in Teheran und Konterrevolutionären Elementen,
kontinuierliche Unterstützung von Terroristen und
Konterrevolutionären außerhalb Irans, Einfrieren von Guthaben
und Vermögenswerten des Volkes, Verweigerung der Auslieferung
von bereits bezahlten Waren, Nichtauszahlung von Geldern, die
der Schah der Staatskasse entzogen und unter seinem Namen auf
amerikanischen Banken deponiert hatte, Bemühungen um eine
Wirtschaftsblockade gegen den Iran und Formierung einer
vereinigten westlichen Front gegen unser Volk, ungeheurliche
und effektive Unterstützung des Irak in seinem Krieg gegen uns
und nun noch das protzige unrechtmäßige Vorgehen durch die
Entsendung einer amerikanischen Seestreitmacht in den
Persischen Golf und damit die ernsthafte Bedrohung des
Friedens und der Ordnung in der Region ./(Der massive
militärische Einsatz der USA auf Seiten des Irak sowie der
Airbus-Abschuß geschahen erst nach dieser Rede)/. Das sind
Bestandteile unserer Anklage gegen die Administration der
Vereinigten Staaten, eine Anklage, die alle amerikanischen
Behauptungen der Friedensliebe und die Behauptungen
amerikanischer Führer in Frage stellt, die ihre guten
Absichten gegenüber der Islamischen Republik beteuern, die
offensichtlich aber eher für die Öffentlichkeit im eigenen
Land gedacht sind./ // /Die /(zur Zeit dieser Rede)/letzte der
zahlreichen amerikanischen Feindseligkeiten gegen unsere
Nation war das blutige Massaker an unschuldigen, wehrlosen
Pilgern in Mekka bei den heiligen Städten, wobei durch den
Einsatz des saudischen Regimes mehr als 400 iranische und
nichtiranische Pilger, zumeist Frauen, den Märtyrertod fanden
und eine noch erheblich größere Anzahl geschlagen, verletzt
oder verstümmelt wurde. Es gibt bestimmte Anzeichen, daß die
Vereinigten Staaten eine wesentliche Rolle bei dieser in der
Geschichte der Wallfahrt erstmaligen Ungeheuerlichkeit
spielten. Können die US-Regierung und ihre saudischen Partner
irgendeine Erklärung für das Abschlachten so vieler
unschuldiger Frauen und Männer vorbringen? Ohne Zweifel werden
die Missetäter versuchen, ihre üblen Taten mit Ausflüchten und
Anschuldigungen zu rechtfertigen. Aber das Ereignis als
solches mit einerseits mehr als 400 getöteten zumeist
weiblichen Pilgern und anderseits eine mit Maschinengewehren,
Knüppeln und Giftgasen hochgerüstete Polizeistreitmacht
spricht eine deutliche Sprache./ / Das Blut, das durch die
Hände gnadenloser Tyrannen vergossen wurde, wird aber seine
deutliche Botschaft nicht nur für unsere Tage, sondern für
alle kommenden Tage mit sich tragen und schließlich das
Unwesen der Mörder enthüllen. Das Ereignis von Mekka bringt
das aufeinander abgestimmte Verhalten der Vereinigten Staaten
und der reaktionären arabischen Regime zum Ausdruck. Es
offenbart die geheimen Operationen dieser beiden Seiten in der
Region des Persischen Golfes, was dem Ereignis eine
internationale Dimension verleiht, die von allen
internationalen Gremien genau beobachtet werden sollte. An
dieser Stelle möchte ich betonen, daß sich unsere Anklage
gegen die Führer des US-Regimes und nicht gegen das
amerikanische Volk selbst richtet. Wenn das Volk der USA
erfahren würde, was seine Regierung gegen andere Nationen
unternimmt, würde es uns sicher verstehen. Unser Volk hat
andererseits bewiesen, daß es fest an seine Ziele glaubt und
seine Mitglieder bereit sind, diese Ziele selbst unter dem
Einsatz ihres Lebens zu verteidigen. Solch eine Nation hat
keine Furcht vor den Vereinigten Staaten oder irgend einer
anderen Macht. Mit Hilfe Gottes wird sie beweisen, daß der
Sieg allein der Wahrheit gehört sowie all denjenigen, die an
dieser Wahrheit festhalten. Herr Präsident, Herr
Generalsekretär, verehrte Damen und Herren, Das war ein
geschichtlicher Überblick unserer Revolution, die unter vielen
Nationen große Hoffnung erweckte, welche unter der
Unterdrückung durch die imperialistischen Mächte litten.
Gleichzeitig beschwor unsere Revolution gewaltsame
Feindseligkeit bei den Großmächten hervor, die danach streben,
die ganze Welt zu beherrschen. Doch dieser Sturm der
Gegnerschaft konnte den jungen Sprößling dieser Revolution
nicht brechen, da seine Wurzeln bereits zu tief verankert
waren. Das Bäumchen wuchs schnell und konnte selbst heftigen
Stürmen standhalten. Heute ist die Revolution trotz aller
feindlicher Anfechtungen seitens der Großmächte noch immer am
Leben und wird sicherlich auch am Leben bleiben. Dies ist eine
göttliche Gesetzmäßigkeit in der Geschichte, woran sich nichts
ändern wird. Und eben diese Erkenntnis ist unsere lebendigste
und nachdrücklichste Botschaft. Das weltweite
Unterdrückungssystem hat kürzlich versucht, das Gegenteil zu
beweisen, um den Völkern der sogenannten dritten Welt glauben
zu machen, daß deren Schicksal vom Willen der Großmächte
abhängig sei. Wir haben dies abgelehnt und verworfen. Ohne
Zweifel wollte das Weltherrschaftssystem nicht, daß die
Islamische Republik überlebte, aber unser Wille überlebte
doch! Unsere Botschaft an alle Nationen und Regierungen, die
unabhängig bleiben und den Wünschen der Großmächte nicht
entsprechen wollen, besteht darin, sich ohne irgend eine Sorge
auf das eigene Volk zu verlassen. Die Botschaft unserer
Revolution bleibt wie sie war: Die Ablehnung der
Herrschaftsdoktrin. .. Heute ist unsere Welt faktisch unter
den großen, imperialistisch ausgerichteten Mächten aufgeteilt.
Sie glauben, daß sie die Herren und Besitzer dieser Welt sind.
Mit anderen Worten, die Welt ist aufgeteilt in Herrscher und
Beherrschte, wobei die Herrscher über das Schicksal der
Beherrschten bestimmen. Das System der weltweiten Herrschaft
nährt sich an der Existenz ungleicher Beziehungen zwischen den
beiden Teilen: Das System der Weltherrschaft verwirft
eigenmächtig Revolutionen und schafft Probleme für
revolutionäre Regierungen. Das revolutionäre Nicaragua und die
Länder des südlichen Afrika sind einige lebendige Beispiele
dafür. Das Weltherrschaftssystem entscheidet für Menschen
gegen ihren Willen. Das unschuldige palästinensische Volk ist
ein klassisches Beispiel und Afghanistan ein anderes. Das
Weltherrschaftssystem hantiert mit menschlichen Ideen und
Konzepten, ändert und verdreht sie nach Belieben und versucht
die verzerrten Inhalte in die Köpfe der Menschen
einzutrichtern: Terrorismus und Menschenrechte sind zwei
solche manipulierten Begriffe. / /Das System der
Weltherrschaft ist dreist genug, um offen und direkt in Länder
einzudringen, die seinen Zorn erregt haben. Die Invasion der
USA in Libyen und Grenada sind zwei Beispiele hierfür aus
diesen Tagen. Das Weltherrschaftssystem trifft Entscheidungen
für die ganze Welt und für alle Nationen. Gestern war es
Hiroshima und heute ist der Präsident der Vereinigten Staaten
/(damals Ronald Reagan) /stolz auf das schreckliche Verhalten
seiner Vorfahren. Ja, er hält sogar das Argument entgegen, daß
noch eine größere Anzahl von Menschen auf der ganzen Welt
getötet worden wäre, wenn sie jene Zehntausende nicht getötet
hätten! Der US-Präsident hat für die Menschheit wahrhaft eine
sanfte Stelle in seinem Herzen: Ist er nicht der Patenonkel
aller Menschen?/ / Das System der Weltherrschaft unterstützt
faschistische und rassistische Regime wie die in Israel und
Südafrika. Es setzt sie ein als blutrünstige, hochgerüstete
Stellvertreter, um die unterdrückten Völker niederzuhalten.
Der muslimische Libanon, der mit großer Geduld den
verbrecherischen Übergriffen der Zionisten standhält und die
afrikanischen Frontstaaten sind dafür gute Beispiele. Das
Weltherrschaftssystem betrachtet es als sein Recht, auf
internationale Organisationen Druck auszuüben: Der
UN-Sicherheitsrat und die UNESCO sind lebendige Beispiele. Das
System der Weltherrschaft ist davon überzeugt, daß seine
eigenen Interessen absolut sind und die Interessen anderer gar
nicht existieren. Ein gutes Beispiel dafür ist die
gefährliche, friedensbedrohende Präsenz amerikanischer
Kriegsschiffe im Persischen Golf, die 'amerikanische
Interessen' verteidigen sollen, während die Interessen der
Länder in der Region vollkommen vernachlässigt werden. Das
Weltherrschaftssystem hat darüberhinaus die weltweite
Propagandamaschinerie in den Händen. Es verdreht die Tatsachen
und gibt dem eigenen teuflischen Verhalten ein menschliches
Antlitz. Auf diese Weise entzieht es sich der Konfrontation
mit der Meinung der Weltöffentlichkeit. Wir sind der Meinung,
daß die Nationen und Regierungen der sogenannten dritten Welt
wie auch die Völker der Länder, von denen die Weltherrschaft
ausgeht, diese ungute Ordnung der Dinge nicht hinnehmen
sollten. Den Großmächten muß klargemacht werden, daß sie nach
Hause gehen und die Angelegenheiten der Welt ihren Völkern
überlassen sollen. Wir müssen ihnen sagen: Ihr seid nicht
jedermanns Gesetzhüter! In der Organisation der Vereinten
Nationen gibt es zwei ungerechtfertigte Unterscheidungen: Das
Vetorecht und die ständige Mitgliedschaft im Sicherheitsrat,
die beide beseitigt werden müssen. Erst dadurch würden sich
die Vereinten Nationen in eine wirkliche Organisation der
Völker verwandeln, in der alle Probleme gelöst werden könnten.
Andernfalls wird der Sicherheitsrat bleiben, was er heute ist:
Eine Papierfabrik zur Ausstellung wertloser und wirkungsloser
Anordnungen. Und die Menschen werden weiterhin glauben, daß es
keinen Ort gibt, an dem internationale Probleme gelöst werden
können, und daß der einzige Ausweg darin besteht, Gewalt
anzuwenden. Unter diesen Umständen lautet unsere Botschaft an
die Regierungen der sogenannten dritten Welt, solange das
weltweite Herrschaftssystem währt, sich miteinander
zusammenzuschließen. Das ist der einzige Weg, stärker zu
werden. Die Mächte, die unsere Welt beherrschen, schenken
nichts anderem Wert außer der Macht. Deshalb müssen wir in der
einzigen Sprache mit ihnen reden, die sie verstehen; in der
Sprache der Stärke. Das Erwachen der Völker und ihr Bewußtsein
über das Wesen und die Funktion des Weltherrschaftssystem ist
die größte Stütze für die Regierungen der sogenannten dritten
Welt. Es ist die Quelle wahrer Stärke, um den herrschenden
Mächten zu begegnen. Die Führer dieser Regierungen werden
niemanden haben, der ihnen hilft, außer dem Willen, der Kraft
und den Ideen ihres eigenen Volkes. Die Union, die wir den
Ländern der sogenannten dritten Welt vorschlagen, verstehen
wir nicht als einen Pakt zur Bekämpfung der Großmächte. Wir
sehen darin vielmehr eine Möglichkeit der Selbstverteidigung
und Verhinderung der Beseitigung unserer legitimen Rechte. Die
Großmächte sind ebenso die großen Vertreter der Verbreitung
und Rechtfertigung von Verderben; moralisches, sexuelles und
ideologisches Verderben. ... Die politischen, wirtschaftlichen
und geheimdienstlichen Motive der Großmächte sind die
eigentlichen Aufrechterhalter dieser moralischen Perversion.
... Es ist eine Tatsache, daß in unserer heutigen Welt, auch
einschließlich der Nationen der Großmächte, moralische Werte
verlorengegangen sind, das Fundament der Familie geschwächt
worden ist, Alkoholismus und Drogenabhängigkeit ausuferten und
Spiritualität und Moral unattraktiv geworden sind. Wir müssen
eine gezielte Kampagne gegen das Verderben in unseren eigenen
Ländern starten, die Grundlagen der Familie stärken und diese
ursprüngliche Schule des Menschen zu einer Stätte des
Mitgefühls, der Aufrichtigkeit, der Liebe und der
Spiritualität machen, und dabei die Rechte und Werte der Frau
schützen. Was den letzten Punkt betrifft, so müssen wir alle
Normen, die vom herrschenden System geschaffen worden sind,
überdenken, um die Frauen von ihrer Erniedrigung zu
'Sexobjekten' zu befreien, die die westliche Kultur ihnen
aufgezwungen hat. Frauen als Wissenschaftler, Politiker,
Direktoren und Manager, Ehepartner und Mütter müssen begrüßt,
ihre Ausbeutung als Objekte des Vergnügens, der Wollust und
des Kommerzes aber abgelehnt werden. Dies wird helfen, die
Würde und Persönlichkeit der Hälfte der Menschheit wieder
herzustellen und die dauerhaften und heiligen Fundamente der
Familie erneut zu errichten. Es gibt also einige Botschaften
unserer Revolution, nicht nur für diejenigen, die sie gerne
hören wollen, sondern auch für diejenigen, die sich dazu
entschließen können, der Wahrheit zuzuhören und Fairness und
Gerechtigkeit willkommen zu heißen. / /Und der Friede sei mit
Ihnen !/ (Aus Al-Fadschr 31, Islamisches Zentrum Hamburg)
Anhang 2 Zu diesem Buch; Reaktionen der Verleger Das
Manuskript zu diesem Buch wurde fairerweise zuerst Herrn
Reinhold Neven Du Mont von Kiepenheuer & Witsch zugesandt mit
dem Angebot es zu verlegen und der Bitte zum Abschnitt /Die
deutsche Ausgabe/ Stellung zu nehmen. Der Verlag, welcher die
deutschen Rechte über Rushdies Buch erworben hatte, sollte als
erster die Gelegenheit bekommen, diese Arbeit zu publizieren.
Herr Reinhold Neven Du Mont antwortete persönlich: /Ihr
Manuskript habe ich zum Teil mit Interesse gelesen, muß Ihnen
aber mitteilen, daß Kiepenheuer & Witsch für Ihr Buch nicht
der richtige Verlag ist. Mit religiös-theoretischen Themen
haben wir uns in unserem Programm noch nie beschäftigt./ Diese
Argumentation ist sehr unverständlich. Zum einen wird in
diesem Buch kaum auf religions-theoretische Themen
eingegangen, sondern fast ausschließlich aktuelle Politik
dokumentiert, und zum anderen sollte ja auch Rushdies Buch in
dem Verlag erscheinen, der bisher im weitesten Sinne
religionsbeleidigende Schriften vermieden hat. Die erbetene
Stellungnahme fand auch nicht statt, so daß daraus geschlossen
werden muß, daß der Verlag nach wie vor unbeirrt an Rushdies
Buch festhält. Daraufhin wurde das Manuskript über 200
deutschsprachigen Verlagen angeboten, welche nach der
/Dokumentation deutschsprachiger Verlage/ (Curt Vinz, 9.
Auflage) auch politische Themen in ihrem Programm publizieren,
darunter viele Taschenbuchverlage. Aus Kostengründen konnte
das Manuskript nicht allen Verlagen zugesandt werden. Deswegen
wurde Ende August 1989 den Verlagen folgender Brief zugesandt:
/ Sehr geehrte Damen und Herren, die Ereignisse um die
sogenannte Rushdie-Affaire haben mich veranlaßt, eine Arbeit
über dieses Thema aus meiner Sicht als Muslim zu verfassen, um
die in Deutschland ignorierten oder völlig verdrehten
Argumente der Muslime richtig zu stellen. Die Arbeit umfaßt
ca. 120 Seiten DIN A4 und behandelt neben einer kurzen Analyse
des Buches und seines Autors insbesondere die Ereignisse in
verschiedenen Ländern, welche im Zusammenhang mit der
Veröffentlichung des Rushdie-Buches stehen. Dabei werden u.a.
Entwicklungen in der westlichen Welt, wie auch in der
islamischen Welt, dargestellt. Daneben wird der Konflikt
aufeinanderprallender Wertvorstellungen untersucht. Die Arbeit
ist eine Art Gegendarstellung zu Rushdies Buch und eine
Anklage gegen die verzerrenden Nachrichten der weltweiten
Medien, bietet aber gleichzeitig Lösungsansätze zur Vermeidung
ähnlicher Konflikte in Zukunft. Die Veröffentlichung einer
solchen Arbeit in Deutschland könnte hilfreich sein, die
bisher unbedacht einseitige Haltung der Verleger und Autoren
gegen den Islam und die Muslime abzulindern. Sollten Sie
Interesse an der Veröffentlichung einer derartigen Arbeit
haben, kann ich Ihnen ein Manuskript zusenden. In der Hoffnung
auf eine baldige Antwort verbleibe ich / /mit freundlichen
Grüßen/ Bis Ende Oktober 1989 hatten 63 Verlage geantwortet.
Neun Verlage interessierten sich für das Manuskript (R.G.Fischer,
Hoffmann und Campe, Bohlau, Adolf Sponholtz, Styria,
Inn-Verlag, Ullstein, Grabert, Volkstum Verlag), wobei die
beiden letztgenannten bereits vor Einsicht des Manuskriptes
einer Veröffentlichung des Themas zustimmten. Die restlichen
54 Antworten lassen sich in drei Gruppen gliedern: 1. Absagen
ohne Kommentar oder neutraler Begründung, 2. Absagen mit
Bedauerung und 3. Absagen mit ablehnender Haltung. Die
überwiegende Zahl der Absagen lassen sich der ersten Gruppe
zuordnen. Wenn es eine Begründung gab, so lautete diese meist
inhaltlich gleich: /Es paßt nicht in unsere Programmstruktur/,
oder /die Kapazitäten des Verlages sind auf längere Sicht
ausgelastet/. Mit solchen oder ähnlichen Begründungen
antworteten z.B. Paul List Verlag, Leske & Budrich,
Kohlhammer, Lamuv, Campus, Diogenes, dtv, Claudius, Heyne,
Kindler, Econ, Hestia und viele andere mehr. Der Lübbe Verlag
sandte ein Manuskript zurück, welches ein anderer Autor
geschrieben hatte. Nachdem dieses Manuskript wieder an Lübbe
zurückgesandt war, erkannten sie die Verwechslung und sandten
nun die eigentliche Ablehnung und legten als Geschenk ein Buch
von Lech Walesa bei. Viele der bereits in der ersten Gruppe
genannten Verlage bedauerten die Tatsache, daß sie selbst
nicht in der Lage seien, das Buch zu veröffentlichen, oder daß
sie angeblich nicht der richtige Verlag seien. Der Klett-Cotta
Verlag wollte das Buch nicht verlegen, weil er z.Z. ein Buch
über die /Gegensätze und Momente der Annäherung/ der
Weltreligionen herausbringt. Der Beck'ssche Verlag schrieb, /daß
im Zusammenhang mit der sogenannten Rushdie-Affaire eine
sachliche Diskussion in der Öffentlichkeit vonnöten ist/,
schlug aber vor, diese Diskussion nicht in Buchform, sondern
in Form von Zeitschriftenartikeln durchzuführen. Der Spiegel
Verlag dagegen war gegen eine Veröffentlichung in seiner
Zeitschrift, da das /Nachrichten-Magazin für den Abdruck
unverlangter Beiträge nicht geeignet/ sei. Ein Abdruck in der
Buchreihe Spiegel-Buch wurde gar nicht in Betracht gezogen.
/Erfolg/ dagegen wurde dem Autor vom Liber Verlag gewünscht,
allerdings bei anderen Verlagen. Der wohl mit Abstand
freundlichste Ablehnungs-Brief kam vom Delphin Verlag: /Ich
bin ganz Ihrer Meinung, daß hierzulande eine ziemliche
Unwissenheit bezüglich der islamischen Welt herrscht, und
würde es begrüßen, wenn es sachliche Veröffentlichungen zu dem
Thema geben würde. Nur: sie müssen im richtigen Verlag
erscheinen .... Ich drücke Ihnen die Daumen, daß Sie bald
einen geeigneten Verlag finden./ Zwei andere Verlage konnten
das Buch zwar auch nicht verlegen, boten stattdessen aber
eigene Bücher zum Verkauf an (Verlag Herder und Claudius
Verlag). Unter allen ablehnenden Antworten gab es eigentlich
nur zwei Verlage, welche ihre ablehnende Haltung nicht
versteckten. Rowohlt begann die Ablehnung mit dem Satz:/Vielen
Dank für Ihr Manuskript zum Thema "Khomeini-Affaire", wie ich
den Gegenstand Ihrer Arbeit lieber nennen würde/, begründete
aber die Ablehnung auch mit langen Planungszeiträumen. Kein
Wunder, daß Rowohlt so reagierte, da man ein neues Buch über
die Islamische Revolution und Imam Khomeini herausbrachte,
welches keinen Wert auf die Meinung der Muslime legt. Der
kleine Pendragon Verlag sandte einfach den Brief zurück mit
dem kurzen Kommentar:/Sorry, aber nicht bei uns! Mit
freundlichen Grüßen/, legte aber ein kleines Gedichtsband als
Geschenk bei. Ein ablehnender Verlag machte einen wirklich
konkreten konstruktiven Vorschlag. Er empfahl den Verlag
R.G.Fischer. R.G.Fischer hatte mittlerweile tatsächlich eine
Veröffentlichung im Rahmen ihrer Dissertationsmodelle
angeboten und das Manuskript bearbeitet und mit Anregungen
versehen zurückgesandt. Ein weiterer Verlag, der selber nicht
in Frage kam, empfahl die Verlage Bertelsmann, Piper und Econ.
Piper und Econ hatten allerdings schon abgesagt und von
Bertelsmann lag bis zuletzt noch keine Antwort vor. Von den
neun Verlagen, welche das Manuskript anforderten, lagen zur
Zeit der Vertragsentscheidung lediglich drei Antworten vor:
Eine unbegründete Absage von Ullstein und positive Antworten
von R.G.Fischer und dem Inn-Verlag Innsbruck. Beide Verlage
boten aufgrund der einsatzfreudigen Einzelinitiative der
jeweiligen Inhaberinen eine freundliche Zusammenarbeit an. Der
R.G.Fischer Verlag unterstützte zwar nicht den Inhalt des
Buches, wollte aber sein Verständnis von Meinungsfreiheit
dadurch untermauern, daß er auch eine weniger etablierte
Meinung publizierte. Der Inn-Verlag stand auch inhaltlich
näher zu den Aussagen des Buches und war vor allem gegen das
blasphemische Buch von Rushdie. Aus diesem Grund wurde dieser
Verlag bevorzugt. Die Antwort der restlichen Verlage konnte
nicht mehr abgewartet werden, da Rushdies Buch bereits auf den
deutschen Markt gekommen, und damit die Zeit für die
Veröffentlichung dieses Buches reif geworden ist. Fazit: Von
den anfänglich über 200 angeschriebenen Verlagen hatten auch
nach fast drei Monaten über zwei Drittel noch nicht
geantwortet, darunter viele große. Während für Rushdies Buch
sich innerhalb kürzester Zeit über 90 Verlage gefunden hatten,
die sich dafür einsetzten, das Buch zu veröffentlichen, ohne
es geprüft zu haben, waren nur neun Verlage bereit, die
Ansichten der Muslime zum Thema überhaupt zu prüfen. Selbst
von diesen neun Verlagen waren im Endeffekt nur zwei, also ein
Prozent aller 200 Verlage, rechtzeitig bereit, freie
Meinungsäußerung auch für die Muslime zu gewähren. Das hier
aufgezeigte Gesamtbild verdeutlicht eindrucksvoll, daß trotz
Bestehen einer Vielzahl von Verlagen, und damit einer Vielzahl
von Veröffentlichungsmöglichkeiten in Bezug auf den Islam kaum
eine Meinungsvielfalt besteht. Bücher aber, die von Gegnern
des Islam über islamische Themen verfaßt werden, finden sich
in vielen der angeschriebenen Verlage. Und so ist es zu
erklären, daß im Hinblick auf den Islam, trotz sogenannter
Meinungsfreiheit, meist Fehlinformationen und Vorurteile
geprägt werden. Es bleibt nur zu hoffen, daß im Sinne der
ehrlich verstandenen Meinungsfreiheit mehr Verlage im Westen
den Mut aufbringen, erstens auch Anhänger einer tatsächlich
konträren und der im Westen fast nicht vertretenen Meinung des
Islam zu Worte kommen zu lassen, und zweitens zwischen
Meinungsfreiheit und Beleidigung einer Weltreligion zu
differenzieren. Kleines Glossar Kurze Erläuterung einiger im
Text vorkommender Fremdwörter und Begriffe: ** *ahl-ul bait:*
/Leute des Hauses/; auserwählte Personen der Familie des
Propheten. Zu Lebezeiten des Propheten bestand die *ahl-ul
bait* aus dem Propheten Muhammad, seiner Tochter Fatima,
seinem Schwiegersohn und Cousin Ali, sowie deren Söhnen Hasan
und Hussain (der Friede sei mit ihnen allen). Prinzipiell sind
mit *ahl-ul bait* 14 Personen gemeint: Außer dem Propheten
Muhammad ( ) und seiner Tochter Fatima ( ) sind es die 12
*Imame* ( ). ** *Ayatollah:* /Zeichen Gottes/; Titel eines
hohen islamischen Geistlichen bei der *Schia*. . ** *Dschinn:*
Im Heiligen *Qur'an* erwähnte nichtmaterielle Wesen mit der
Fähigkeit, sich frei wie der Mensch für das Gute oder Böse zu
entscheiden. ** *Fatwa:* Religiöses Rechtsgutachten eines *Mudschtahid*.
** *Hadith:* Im allgemeinen Überlieferungen des Propheten
Muhammad ( ). ** *Halabja:* Eine Stadt im Nordosten vom Irak,
welche 1988 von den eigenen irakischen Kampfflugzeugen mit
Chemiewaffen bombardiert wurde, wobei über 5000 Menschen
starben und 7000 verletzt wurden. Dieses geschah nachdem tags
zuvor die einmarschierenden iranischen Truppen von der
irakischen Bevölkerung der Stadt als Befreier gefeiert wurden.
** *Hamza:* Onkel des Propheten Muhammad ( ), welcher zu den
ersten Anhängern des Islam gehörte und bis zu seinem Martyrium
an der Seite des Propheten stand und für den Islam kämpfte. **
*Hijab:* /Vorhang, Schleier/; Bezeichnung der islamischen
Frauenbekleidung. ** *Hira:* Name der Höhle, in welcher der
Prophet Muhammad ( ) die erste Offenbarung von Gott durch den
Engel Gabriel ( ) empfing. ** *Hojjat-ul-Islam:* Titel eines
ausgebildeten islamischen Geistlichen bei der *Schia*. . **
*Imam:* Oberste Führungspersönlichkeit der islamischen
Gemeinschaft; insbesondere die von Gott auserwählten zwölf
reinen Imame: 1. /Amir-ul mu'minin/ (Fürst der Gläubigen) Imam
Ali ibn Abi Talib 2. Imam Hasan /al Mudschtaba/ (der
Auserwählte) 3. Imam Hussain /Seyyed-ul Schuhada/ (Herr der
Märtyrer) 4. Imam Ali /Zain-ul Abidin/ (Zier der Gläubigen) 5.
Imam Muhammad /al Baqir/ (der, welcher (den Kern der
Wissenschaft) offenlegt) 6. Imam Dschafar /al Sadiq/ (der
Wahrhaftige) 7. Imam Musa /al Kazim/ (der sich selbst
Beherrschende) 8. Imam Ali /al Riza/ (das Wohlgefallen) 9.
Imam Muhammad /at Taqi/ (der Fromme), /al Dschawad/ (der
Großmütige) 10. Imam Ali /an Naqi/ (der Lautere), /al Hadi/
(der Rechtleitende) 11. Imam Hasan /al Askari/ (der (von den
feindlichen Truppen) Umlagerte) 12. Imam Muhammad /al Mahdi/
(der Rechtgeleitete), /al Qa'im/ (der sich Erhebende), /al
Huddscha/ (der Erweis) (Der Friede sei mit Ihnen allen) ** *Intifada:*
Bezeichnung des islamischen Aufstandes in Palästina gegen das
zionistische Besatzungs-Regime. ** *IRNA:* Iranische
Nachrichten Agentur. ** *Jihad:* Das Bemühen auf dem Weg
Gottes; fälschlicherweise oft als "Heiliger Krieg" übersetzt.
** *Kauthar:* /Die Überfülle (an Gutem)/; u. a. ein Name der
Prophetentochter Fatima, und Titel der 108. Sure im Qur'an. **
*Khatidscha:* Erste Frau des Propheten Muhammad ( ) und Mutter
Fatimas ( ). So lange Khatidscha lebte, heiratete der Prophet
keine andere Frau. ** *Mahdi:* Name des 12. *Imams*, dessen
Rückkehr von den Muslimen erwartet wird. ** *mahdur-ud-dam:*
Jemand, der durch seine außerordentlich verabscheuungswürdigen
Taten, das Recht auf Leben in dieser Welt verliert. ** *Mudschtahid:*
Ein Gelehrter, welcher befähigt ist, das islamische Recht auf
die allgemeinen Fragestellungen der Zeit anzuwenden. ** *Murtad:*
/Apostat/; jemand, der vom Glauben abfällt und diesen danach
bekämpft. ** *Quds:* /Heilige/; islamischer Name der Stadt
Jerusalem. ** *Qum:* Islamisches Gelehrtenzentrum im Iran. **
*Qur'an:* /Lesung/; Heilige Gottesoffenbarung. Die sonst
übliche Schreibweise "Koran" stimmt nicht mit der arabischen
Aussprache überein. ** *Rabta:* Eine Stadt in Libyen, in der
angeblich mit deutscher Hilfe eine Chemiewaffen-Fabrik
errichtet wurde. ** *Rabi'ul-thani:* Vierter Monat im
islamischen Mondkalender. ** *Ruhullah:* /Geist Gottes/; Name
des Propheten Jesus ( ) im Heiligen Qur'an, außerdem Vorname
von Imam Khomeini. ** *Scharia:* Islamische Gesetzgebung. ** *Schia:*
/Partei/; Geschichtlich betrachtet: Die Anhänger der zwölf
*Imame* von den *ahl-ul-bait* bei ihrem Kampf gegen die
Unterdrückung der Muslime und gegen die Bekämpfung der reinen
Lehre des Islam durch die althergebrachten Feudalstrukturen.
** *Seyyed:* /Herr/; direkter Nachkomme des Propheten Muhammad
( ). ** *Tauhid:* /Einheit Gottes/; das Prinzip des
uneingeschränkten Monotheismus im Islam. ** *Umma:*
/Muttergemeinschaft/; Weltgemeinschaft der Muslime, unabhängig
von (sogenannter) Rasse, Sprache oder Nationalität. Senden Sie
E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an: info@islamischer-weg.de
Copyright © seit 1999 Islamischer Weg e.V.