Mohammed
Mohammed - Roman eines Propheten (Klabund)

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1917 n.Chr.

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Es wird ausdrücklich darauf verwiesen, dass der Autor Historisches mit Märchen vermischt hat, so dass der Inhalt nicht authentisch ist. Er hilft aber das Verständnis der Zeit über Islam nachzuvollziehen.

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Otba - Iblis

Otba, Iblis, in der Gestalt eines vornehmen Kureischiten, und viele andere Erlauchte des Stammes trafen sich in einem Knabenbordell der alten Stadt.

Sie hatten je einen Knaben neben sich auf dem Polster. Gelächter ertönte. Gedämpftes Saitenspiel und matter Klang von Küssen. Ampeln glänzten wie erleuchtete Pomeranzen.

Ein Knabe begattete im Schauakt eine dressierte Ziege.

Otba sprach:

»Mohammed wächst uns über den Kopf. Ich habe sein irres Treiben mit Rücksicht auf Abu Talib, seinen Oheim und meinen Freund, bisher mit Nachsicht verfolgt. Seine Anhänger aber mehren sich. Schon sprießen finstere Gesichter aus dunkeln Gassen wie wilder Efeu. Sklavinnen und Sklaven wollen ihre Ketten nicht mehr tragen und murren, es gibt keine von den Göttern gewollte Abhängigkeit. Und es sei nur ein Gott: der Gott der Liebe.«

Die Ziege meckerte.

Iblis, der Einäugige, echote meckernd:

»Huldigen wir nicht auch hier einem Gotte: dem Gotte der Liebe?«

Man lachte und lächelte.

Malik, der fette Wirt, der seinen weichen Wanst wie einen herabhängenden Altweiberbusen vor sich herschob, wieherte.

Otba fuhr fort:

»Neulich traf ich zwei Knaben beim Ballspiel. Sie warfen sich den Ball wechselseitig zu und riefen: Dies ist Lats Kopf. Er ist gehangen. Oder: Dies ist Uzzas Kopf. Er ist enthauptet. – Das ist Mohammeds Werk: er vergiftet die Jugend.«

Abu Sehern streichelte seinem Knaben über die braunen Locken:

»Ich begreife Mohammed nicht: ist er ein Zauberer?«

Abu Sofjam beschied:

»Er ist kein Zauberer. Er macht keine Zeichen und spricht keine Sprüche wie die Zauberer...«

»So ist er ein Besessener?«

»Ich sah Besessene: sie schlugen mit fiebrigen Armen in Feuer und Flamme. Bohrten sich Nadeln durch die Wangen. Stampften durch siedendes Pech. Mohammed tut nichts dergleichen.«

»So ist er ein Dichter?«

»Ich las die Dichter der alten und neuen Zeit.

Mohammed spricht nicht wie sie. Er redet ganz ohne Reime.«

Da erhob Iblis die blecherne Stimme: »Er ist kein Narr, kein Dichter, kein Zauberer und kein Besessener. Er weiß recht gut, was er will. Er will, o Otba, die Macht im Staate. Er will den Königsmantel um seine Lenden schlagen, damit ganz Arabien ihn zum Fürsten ausrufe und er geehrt und begütert sei vor allen ändern. Dies, o ihr Freunde, ist Mohammeds wahres Gesicht und die trübe Quelle seiner Pläne.«

Otba seufzte:

»Was sollen wir tun? Er ist mit vielen von uns verwandt. Ich schätze seinen Oheim. Sein Schwiegervater ist ein trefflicher Mann.«

»Wählt aus allen vier Stämmen der Kureischiten je einen mutigen Jüngling«, riet Iblis. »Gebt ihnen Schwerter in die Faust, daß sie ihn beim Morgengebet, das er in der Kaaba zu verrichten pflegt, erschlagen. Es wird kein Stamm der Schuldige sein, da die Schuld sich auf alle vier Stämme verteilt und sein Blut sich über sämtliche Familien verstreut...«

Man applaudierte lebhaft den Worten des Iblis.

Äffisch ahmten die Knaben die Handbewegungen ihrer Herren nach und klatschten mit kleinen Händen dem Morde Beifall.

Die klatschenden Äußerungen der Hände gingen in einen von zwölf Knaben getanzten Reigen über.

Mohammed ward beim Morgengebet von vier mit Schwertern bewaffneten Jünglingen überfallen.

Ein Nebel verwirrte ihre Augen, so daß sie einander gegenseitig hinschlachteten.

Iblis, der Einäugige mit der roten Binde, fand ihre Leichen, als er den Leichnam Mohammeds suchte.

Er reckte den runzligen Arm gleich einem verdorrten Ast zum Himmel.

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