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zu islamischen Themen finden Sie im Verlag Eslamica.
Otba - Iblis
Otba, Iblis, in der Gestalt eines vornehmen Kureischiten,
und viele andere Erlauchte des Stammes trafen sich in einem
Knabenbordell der alten Stadt.
Sie hatten je einen Knaben neben sich auf dem Polster.
Gelächter ertönte. Gedämpftes Saitenspiel und matter Klang von
Küssen. Ampeln glänzten wie erleuchtete Pomeranzen.
Ein Knabe begattete im Schauakt eine dressierte Ziege.
Otba sprach:
»Mohammed wächst uns über den Kopf. Ich habe sein irres
Treiben mit Rücksicht auf Abu Talib, seinen Oheim und meinen
Freund, bisher mit Nachsicht verfolgt. Seine Anhänger aber
mehren sich. Schon sprießen finstere Gesichter aus dunkeln
Gassen wie wilder Efeu. Sklavinnen und Sklaven wollen ihre
Ketten nicht mehr tragen und murren, es gibt keine von den
Göttern gewollte Abhängigkeit. Und es sei nur ein Gott: der
Gott der Liebe.«
Die Ziege meckerte.
Iblis, der Einäugige, echote meckernd:
»Huldigen wir nicht auch hier einem Gotte: dem Gotte der
Liebe?«
Man lachte und lächelte.
Malik, der fette Wirt, der seinen weichen Wanst wie einen
herabhängenden Altweiberbusen vor sich herschob, wieherte.
Otba fuhr fort:
»Neulich traf ich zwei Knaben beim Ballspiel. Sie warfen
sich den Ball wechselseitig zu und riefen: Dies ist Lats Kopf.
Er ist gehangen. Oder: Dies ist Uzzas Kopf. Er ist enthauptet.
– Das ist Mohammeds Werk: er vergiftet die Jugend.«
Abu Sehern streichelte seinem Knaben über die braunen
Locken:
»Ich begreife Mohammed nicht: ist er ein Zauberer?«
Abu Sofjam beschied:
»Er ist kein Zauberer. Er macht keine Zeichen und spricht
keine Sprüche wie die Zauberer...«
»So ist er ein Besessener?«
»Ich sah Besessene: sie schlugen mit fiebrigen Armen in
Feuer und Flamme. Bohrten sich Nadeln durch die Wangen.
Stampften durch siedendes Pech. Mohammed tut nichts
dergleichen.«
»So ist er ein Dichter?«
»Ich las die Dichter der alten und neuen Zeit.
Mohammed spricht nicht wie sie. Er redet ganz ohne Reime.«
Da erhob Iblis die blecherne Stimme: »Er ist kein Narr,
kein Dichter, kein Zauberer und kein Besessener. Er weiß recht
gut, was er will. Er will, o Otba, die Macht im Staate. Er
will den Königsmantel um seine Lenden schlagen, damit ganz
Arabien ihn zum Fürsten ausrufe und er geehrt und begütert sei
vor allen ändern. Dies, o ihr Freunde, ist Mohammeds wahres
Gesicht und die trübe Quelle seiner Pläne.«
Otba seufzte:
»Was sollen wir tun? Er ist mit vielen von uns verwandt.
Ich schätze seinen Oheim. Sein Schwiegervater ist ein
trefflicher Mann.«
»Wählt aus allen vier Stämmen der Kureischiten je einen
mutigen Jüngling«, riet Iblis. »Gebt ihnen Schwerter in die
Faust, daß sie ihn beim Morgengebet, das er in der Kaaba zu
verrichten pflegt, erschlagen. Es wird kein Stamm der
Schuldige sein, da die Schuld sich auf alle vier Stämme
verteilt und sein Blut sich über sämtliche Familien
verstreut...«
Man applaudierte lebhaft den Worten des Iblis.
Äffisch ahmten die Knaben die Handbewegungen ihrer Herren
nach und klatschten mit kleinen Händen dem Morde Beifall.
Die klatschenden Äußerungen der Hände gingen in einen von
zwölf Knaben getanzten Reigen über.
Mohammed ward beim Morgengebet von vier mit Schwertern
bewaffneten Jünglingen überfallen.
Ein Nebel verwirrte ihre Augen, so daß sie einander
gegenseitig hinschlachteten.
Iblis, der Einäugige mit der roten Binde, fand ihre
Leichen, als er den Leichnam Mohammeds suchte.
Er reckte den runzligen Arm gleich einem verdorrten Ast zum
Himmel.