11. Anweisung – An einen Soldaten, den er zum Feind
losschickte
Er gab
sie einem Soldaten, den er zum Feind losschickte.
Und wenn ihr den Feind angreift, oder er
euch angreift, dann soll sich eure Position auf der
Vorderseite einer Erhöhung befinden, am untersten Teil eines
Berges oder an Flussbiegungen, damit das für euch eine Hilfe
ist sowie ein Verteidigungsraum. Euer Kampf soll von einer
Seite ausgehen oder von zweien, und stellt für euch Späher ab
auf den Berggipfeln und Anhöhen der erhöhten Seiten, so dass
der Feind weder von einem gefährlichen noch von einem sicheren
Ort aus auf euch stoßen kann. Und wisset, dass die Vorhut des
Feindes ihre Spione sind, und die Spione der Vorhut sind ihre
Kundschafter. So hütet euch vor Zerstreuung: Denn wenn ihr
Station macht, dann macht es alle zusammen, und wenn ihr
aufbrecht, brecht alle zusammen auf, und wenn die Nacht euch
bedeckt, dann stellt eure Speere um euch herum im Kreis auf
und kostet keinen Schlaf, außer nur leichten oder Halbschlaf.
Erläuterung
Als der
Befehlshaber der Gläubigen Ziyad an-Nadhr al-Harithi und
Schuraih ibn Hani al-Harithi das Kommando beim Lager von
Nuchaila über ein Kontingent von achttausend bzw. viertausend
Soldaten gab und ihnen befahl, gegen Syrien [schaam] zu
marschieren, entstand zwischen ihnen ein Disput über ihre
Ränge, weshalb sie sich an den Befehlshaber der Gläubigen (a.)
wandten und ihm Beschwerdebriefe übereinander schrieben. Als
Antwort schrieb er ihnen, dass wenn sie gemeinsam marschieren
würden, Ziyad ibn an-Nadhr al-Harithi das Kommando über die
gesamte Streitmacht haben sollte, und wenn sie getrennt
marschieren würden, dann jeder nur das Kommando über die
Truppe hätte, über die er eingesetzt wurde.
In diesem
Brief gab der Befehlshaber der Gläubigen ihnen auch gewisse
Instruktionen, und hier hat Sayyid Radhi nur den Teil mit den
Instruktionen niedergelegt. Diese Instruktionen sind nicht nur
nützlich, was die Kampfstrategie jener Tage angeht, sondern
ihr Nutzen und Bedeutung hinsichtlich des Herausstellens der
damaligen Prinzipien des Kampfes sind ebenfalls erkennbar.
Jene Instruktionen lauten so, dass beim Aufeinandertreffen mit
dem Feind die Truppen auf den Berggipfeln und Flussbiegungen
lagern sollten, denn auf diese Weise würden die Tiefebenen der
Flüsse als Gräben dienen und die Berggipfel als
Festungsmauern, und so würde es möglich sein, sich sicher zu
fühlen und dem Feind auf der anderen Seite zu begegnen.
Zweitens sollte der Angriff nur von einer oder höchstens von
zwei Seiten erfolgen, weil eine Verteilung der gesamten
Streitmacht auf zu viele Fronten unweigerlich Schwäche nach
sich ziehen würde. Drittens, dass Späher in Position auf den
Hügeln der Anhöhen und auf Berggipfeln in Position gebracht
werden sollten, so dass sie vor dem Angriff eine Warnung geben
könnten. Manchmal kommt es auch vor, dass der Feind anstatt
von der erwarteten Seite von einer anderen Seite aus angreift,
und wenn deshalb Späher auf erhöhten Plätzen in Position
liegen, werden sie den Feind in Form einer Staubwolke schon in
der Ferne entdecken.
Um die
nützlichen Aspekte dieser Instruktionen klarzustellen, hat Ibn
Abu al-Hadid ein historisches Ereignis dokumentiert,
dass als Qahtaba ibn Schabib at-Ta´i in einem Dorf kampierte,
nachdem er Chorasan verlassen hatte, er und Chalid ibn Barmak
losgingen und sich auf dem Gipfel eines in der Nähe
befindlichen Hügels positionierten. Kaum dass sie sich
niedergelassen hatten, bemerkte Chalid Herden von Hirschen,
die aus dem Wald rannten. Als er das sah, sagte er zu Qahtaba:
„Befehlshaber, steh auf und kündige der Armee an, dass sie
sich sofort in vorderster Front aufstellen und ihre Waffen
aufnehmen sollen.“ Als er das hörte, schreckte Qahtaba
auf, erhob sich, aber während er hin- und herschaute, sagte
er: „Ich sehe nirgends die Männer des Feindes.“ Er
erwiderte: „Befehlshaber, jetzt ist nicht die Zeit zu
diskutieren. Siehst du diese Hirsche, die auf die Leute
zulaufen und ihren Lebensraum verlassen? Das bedeutet, dass
die feindliche Armee hinter ihnen marschiert.“ Folglich
befahl er seiner Armee, sich bereit zu machen. Sobald die
Armee sich vorbereitet hatte, hörten sie die Hufe der Pferde,
und der Feind war innerhalb von kurzen Momenten bei ihnen. Da
sie sich für die Verteidigung rechtzeitig vorbereitet hatten,
verteidigten sie sich bestens gegen den Feind. Falls Chalid
nicht auf dieser erhöhten Position gewesen wäre und nicht so
weise gehandelt hätte, dann hätte der Feind sie überraschend
angegriffen und sie vernichtet. Viertens, dass Aufklärer hier
und dort verbreitet werden sollten, so dass sie über die
Bewegungen und Absichten des Feindes im Klaren sein und somit
dessen Pläne durchkreuzen konnten. Fünftens, dass wenn die
Armee lagert, sollte sie zusammen lagern und wenn sie
aufbricht, sie gemeinsam aufbrechen soll, damit der Feind sie
nicht im Zustand der Zerstreuung angreifen und sie leicht
überwältigen kann. Sechstens, dass die Wache in der Nacht
durch Speere formiert werden soll, die rundherum in den Boden
gerammt werden, so dass wenn der Feind des Nachts angreift, es
möglich ist, sich für die Verteidigung bereitzumachen durch
sofortiges Aufnehmen der Waffen und dem Feind auch Paroli
geboten werden kann, wenn er Pfeile regnen lässt. Siebtens,
dass Tiefschlaf vermieden werden soll, damit man nicht vom
Herannahen des Feindes überrascht wird und er einen
attackieren kann, bevor man sich bereitmachen kann.