Nahdsch-ul-Balagha
Pfad der Eloquenz - Nahdsch-ul-Balagha

Aussprache: nah-dschul-balagha
arabisch:
نهج البلاغة
persisch:
نهج البلاغة
englisch: Peak of Eloquence

Mehr zum Thema siehe: Nahdsch-ul-Balagha

41. Brief – An einen seiner Offiziere

An einen seiner Offiziere

Im Folgenden habe ich dich an meinem Anvertrauten beteiligt und machte dich zu meinem Wahrzeichen und meinem vertrauten Kreis. Kein Mann von meiner Verwandtschaft war vertrauenswürdiger als du, hinsichtlich Hilfe und gegenseitigem Beistand für mich und der Bewahrung meines Vertrauenspfandes. Doch als du sahst, dass die Zeit gegen deinen Cousin hart war, der Feind kampfwütig war und das anvertraute Gut der Menschen verächtlich gemacht wurde und diese Islamische Weltgemeinde [umma] scham- und schutzlos wurde, wandtest du deinem Cousin den gepanzerten Rücken zu und trenntest dich von ihm mit den anderen, die sich von ihm trennten, du ließest ihn im Stich mit denen, die ihn (ebenfalls) im Stich ließen, und verrietst ihn mit den (anderen) Verrätern. So hast du deinem Cousin die Hilfe versagt und dein Vertrauenspfand nicht bewahrt. Es sieht so aus, als ob du Allah nicht mit deiner Anstrengung [dschihad] (gefallen) wollstet, und als ob du nicht auf einem klaren Beweis deines Herrn fußen konntest, (und) als ob du nur gegen diese Islamische Weltgemeinde [umma] intrigiert hast, um Weltliches von ihr zu erlangen und vorhattest, ihre Unachtsamkeit über ihre Kriegsbeute zu nutzen (um sie in deine Hände zu bekommen). Sobald es dir die Härte (der Umstände) möglich machte, die Islamische Weltgemeinde [umma] zu verraten, drehtest du dich schnell um und sprangst hastig herbei und schnapptest von ihrem Gut weg, soviel du nur konntest, was für ihre Witwen und ihre Waisenkinder aufbewahrt worden war, wie ein dreister Wolf eine verletzte und wehrlose Ziege schnappt, und du hast es bedenkenlos in den Hidschaz[1] verschleppt, ohne dich schuldig zu fühlen, dass du es genommen hast. Mögen solche wie du keinen Vater haben![2] Es ist als ob du das, was du von deinem Vater und deiner Mutter geerbt hast, schnell deiner Familie hast zukommen lassen. Gepriesen sei Allah! Bist du nicht vom Jenseits überzeugt? Oder fürchtest du nicht die exakte Abrechnung? Oh du, der du bei uns unter die Leute mit Verstand gezählt wurdest, wie kannst du in aller Ruhe Getränke und Speisen hinunterschlucken, während du doch weißt, dass du Verbotenes isst und Verbotenes trinkst? Du kaufst Sklavinnen und heiratest Frauen mit dem Geld der Waisen, Verelendeten, der Gläubigen und der Kämpfer, denen Allah dieses Geld zugedacht hat und mit denen Er diese Ländereien gehütet hat.

So fürchte Allah und gib diesen Leuten ihr Geld zurück, denn falls du es nicht tust und mir daraufhin Allah Macht über dich gewährt, werde ich mich bei Allah für dich entschuldigen (dass ich dich ernannt habe) und dich mit meinem Schwert schlagen, mit dem ich noch niemanden geschlagen habe, ohne dass der daraufhin ins Feuer einging! Und bei Allah, wenn Hasan und Husain so etwas getan hätten, was du getan hast, dann hätte ich keinerlei Nachsicht mit ihnen und sie hätten mir nicht willentlich entkommen können, bis ich das (anderen zustehende) Recht von ihnen genommen und das von ihrem Frevel verursachte Unrecht vertrieben hätte. Und ich schwöre bei Allah, dem Herrn der Welten, dass es mich nicht erfreut, dass das, was du von ihrem Eigentum genommen hast, für mich erlaubt ist, und ich lasse es als Erbe für die, die nach mir kommen. Gehe in dich und denke nach, als ob du das Ende (des Lebens) erreicht hättest und unter der Erde begraben worden wärst und deine Werke vor dir dargelegt werden würden an einem Ort, an dem der Unterdrücker voller Bedauern und der, der (sein Leben) vergeudete, dort sich wünschen wird (zur Erde) zurückzukehren, „doch keine Zeit mehr war zum Entrinnen“[3].

Erläuterung

Es ist nicht eindeutig geklärt, an welchen Cousin von Imam Ali (a.) sich jener Brief wendet. Manche behaupten zwar dass es sich um Ibn Abbas handelt, der ein Großcousin von Imam Ali (a.) war, aber das ist umstritten. So kann vor allem aus dem Inhalt Nutzen gezogen zu werden, um einerseits zu verstehen, in welch schwierige Lage selbst die eigenen Gouverneure den Befehlshaber der Gläubigen (a.) brachten, wie einsam er letztendlich war und wie er trotz allem Gerechtigkeit walten ließ und streng gegenüber jenen vorging, die in Machtpositionen ungerecht handelten.

[1] Arabische Halbinsel

[2] Arabisches Sprichwort des Tadels

[3] Heiliger Qur´an 38:3

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