Nahdsch-ul-Balagha - Pfad
der Eloquenz
Diese
(Predigt) enthält die Verbesserung der Lage der Armen durch
Enthaltsamkeit und die Erziehung der Reichen zu Mitleid.
Was Folgendes (betrifft):
Der Befehl (Allahs) kommt vom Himmel zur Erde zu jeder Seele [nafs]
herab wie die Regentropfen, (mit dem) was für sie bestimmt
ist, sei es Fülle oder Knappheit. Und wenn jemand von euch bei
seinem Bruder Reichtum an Nachkommenschaft, Geld oder Seelen
sieht, sollte es für ihn keine Versuchung darstellen, denn
solange den Muslim keine Niedrigkeit überkommt, welcher
gegenüber er sich demütig
zeigen muss, wenn sie aufgedeckt wird, von der niedrige Leute
verführt werden, ist er wie der (Glücks-)Spieler, und er
erwartet, dass der erste Wurf seines Lospfeils ihm den Gewinn
zuspricht, und der Verlust dadurch aufgehoben wird. Genauso
erwartet der Muslim, der frei von Verrat ist, von Allah zwei
gute Dinge: Sei es der Ruf von Allah (zu Sich),
(und dann) ist das, was bei Allah ist, das Beste für ihn, oder
Allahs Versorgung, wenn er Nachkommen und Eigentum sowie seine
Religion hat und Wertschätzung genießt. Eigentum und Kinder
ist das Saatfeld für diese Welt, doch die rechtschaffene Tat
ist das Saatfeld für das Jenseits. Für (einige) Völker gibt
Allah zuweilen beides zusammen. So hütet euch vor Allah gegen
das, wovor Er euch vor Sich Selbst gewarnt hat, und fürchtet
Ihn so, dass keine Ausrede notwenig wird, und handelt (im
Guten), ohne dass ihr (dafür) gesehen und gehört werden wollt.
Denn wenn man etwas für jemand anderen als Allah tut, hat
Allah ihn demjenigen anempfohlen, für den er es getan hat. Wir
bitten Allah um die Stellung der Märtyrer, das Zusammenleben
mit den Glückseligen und die Gesellschaft der Propheten.
Oh ihr Menschen, kein Mann – selbst wenn
er reich ist – kann auf seine Familie verzichten und auf ihre
Verteidigung mit ihren Händen und ihren Zungen. Sie sind die
besten Menschen als Vorsorge im Hintergrund, sie sind die, die
ihm wieder auf die Beine helfen, und sie sind am
freundlichsten zu ihm, wenn ihn Schicksalsschläge heimsuchen.
Der Ruf der Aufrichtigkeit, den Allah dem Menschen unter den
Leuten gegeben hat, ist für ihn besser als Eigentum, das
andere von ihm erben werden.
In der
gleichen Predigt sagte er (a.):
Höret! Wenn einer von euch bei seiner
Verwandtschaft Armut sieht, dann soll er nicht davon Abstand
nehmen, (ihren Mangel) zu begleichen mit dem, was ihn nicht
mehrt, wenn er es zurückhält, und ihn nicht mindert, wenn er
es (für sie) ausgibt. Und wenn einer seine Hand seiner
Verwandtschaft gegenüber verschließt,
dann ist jenen (Verwandten dennoch) nur eine einzige Hand
(nämlich diejenige) von ihm verschlossen, aber ihm werden (bei
Bedürftigkeit dann) viele Hände von ihnen verschlossen
bleiben. Wer (hingegen) sanftmütig ist, wird sich von seinem
Volk die Liebe dauerhaft bewahren.
Sayyid al-Scharif al-Radhi sagte: Hier
bedeutet das Wort „al-ghafirah (Reichtum)“ Mehrung und
Überfluss, und eine große Ansammlung ist abgeleitet von ihrem
(der Araber) Sprichwort „al-dschamm al-ghafir (Ansammlung
an Vielen)“ und „al-dschama´al-ghafir (Versammlung an
vielen)“, was „große Menschenmenge“ bedeutet. Es
wurde (in einigen anderen Versionen) statt „al-ghafirah
(Reichtum)“ „ifwatun min ahl au mal (Erlesene an
Familie und Reichtum)“ überliefert, und „ifwah“
bedeutet das Ausgewählte einer Sache, man sagt z.B.: „akaltu
ifwata-t-ta´am“ was bedeutet: „Ich habe besonderes
Essen gegessen.“, das heißt etwas Ausgewähltes,
Selektiertes.
Wie schön ist doch diese Bedeutung, auf
die er (a.) mit seinen Worten hinweisen wollte: ´Und wer
seine Hand vor seiner Verwandtschaft verschlossen hält...´
bis zum Ende der Predigt, denn wenn er (der Betreffende) das
Gute gegenüber seiner Verwandtschaft zurückhält, dann wird nur
der Nutzen einer einzigen Hand zurückgehalten, aber wenn er
ihrer Hilfe bedarf und gezwungen ist, sie um Unterstützung zu
ersuchen, helfen sie ihm nicht und hören nicht auf seine
Stimme, und die Hilfe von so vielen Händen wird (von ihm)
abgehalten, und viele Füße erheben sich (weg von ihm).
In der
Predigt ging Imam Ali u.a. auf die hohe Bedeutung der Familie
im Islam und den familiären Zusammenhalt ein. Von besonderer
Bedeutung ist der Hinweis für die Gesellschaft, die
letztendlich aus den einzelnen Familien aufgebaut ist, und
dass ein Mensch durch Sanftmut die Zuneigung anderer
nachhaltig gewinnen kann.