Nahdsch-ul-Balagha - Pfad
der Eloquenz
(Diese
Predigt wurde gehalten als) Warnung an die Leute von Nahrawan.
Ich bin ein Warner für euch, auf dass ihr
nicht zu Boden gestreckt werdet am Laufe dieses Flusses und in
den Niederungen dieser Tiefebenen, und ihr keine Beweise von
eurem Herrn noch eine klare Ermächtigung habt. Ihr kamt aus
euren Häusern gestürzt, und dann fing euch das (göttliche)
Schicksal. Ich hatte euch von diesem Schiedsgericht abhalten
wollen, doch ihr habt euch mir verweigert in der Art von
Gehorsamsverweigerung und als Gegner, bis ich meine Gedanken
nach eurem Geschmack änderte. Ihr seid Zeitgenossen bar
jeglichen Verstandes, von törichtem Urteilsvermögen. Ich habe
– mögt ihr keinen Vater haben
– nichts Schlechtes über euch gebracht, noch wollte ich euch
Schaden zufügen.
Die
Schlacht von Nahrawan war eine Folge des durch Amr ibn Aas
manipulierten Schiedsgerichtes. Als der Befehlshaber der
Gläubigen (a.) nach dem Schiedsspruch nach Kufa zurückkehrte,
begannen plötzlich die Leute, die am meisten auf die Akzeptanz
des Schiedsgerichts gedrängt hatten, zu monieren, dass es
Ketzerei sei, irgendjemand anderen als Allah als
Schiedsrichter einzusetzen und dass der Befehlshaber der
Gläubigen ein Ketzer geworden sei, indem er das Schiedsgericht
akzeptiert habe, obwohl sie ihn mit Waffengewalt dazu
gezwungen hatten. Folglich verzerrten und missbrauchten sie
die Aussage „Es gibt keine Macht noch Kraft außer bei
Allah“ und schafften es, dass einfache Muslime ihre
Ansicht teilten, und sie sonderten sich von dem Befehlshaber
der Gläubigen (a.) ab und kampierten in der Nähe von al-Hanira
bei Kufa. Als der Befehlshaber der Gläubigen (a.) von dieser
Intrige erfuhr, schickte er Sasa’ah ibn Suhan al-Abdi und
Ziyad ibn al-Nadhr al-Harithi in der Kompanie von Ibn Abbas zu
ihnen, ging dann auch selbst zu ihrem Lagerplatz und
zerstreute sie nach einer Diskussion.
Als diese
Leute Kufa erreichten, verbreiteten sie das Gerücht, dass der
Befehlshaber der Gläubigen (a.) das Abkommen des
Schiedsgerichts gebrochen habe und dass er wieder bereit sei,
gegen die Syrer zu kämpfen. Als der Befehlshaber der Gläubigen
(a.) von dieser Intrige erfuhr, widersprach er, woraufhin
diese Leute gegen ihn aufstanden und zwölf Meilen von Bagdad
entfernt kampierten, in der Tiefebene des Flusses namens
Nahrawan.
Auf der
anderen Seite erhob sich der Befehlshaber der Gläubigen (a.),
nachdem er den Schiedsspruch gehört hatte, um gegen die Armee
der Syrer zu kämpfen. Er schrieb an die Charidschiten, dass
die Folgen des Richtspruchs, die Morde und das Brandschatzen
Muawiyas für ihn inakzeptabel waren und dass dieser deswegen
beschlossen habe, gegen ihn zu kämpfen, und bat sie um
Unterstützung. Aber die Charidschiten gaben ihm folgende
Antwort: „Als du das Schiedsgericht akzeptiert hast, bist
du in unseren Augen ein Ketzer geworden. Nun, wenn du deine
Ketzerei zugibst und Reue zeigst, werden wir über diese
Angelegenheit (neu) nachdenken und entscheiden, was wir tun
werden.“ Der Befehlshaber der Gläubigen (a.) verstand aus
ihrer Antwort, dass ihr Ungehorsam und ihre Fehlleitung
ernsthafte Ausmaße angenommen hatten. Nun war es vergeblich,
noch irgendwelche Hoffnungen auf sie zu setzen. Folglich
ignorierte er sie und kampierte im Tal von al-Nuchaila mit dem
Ziel, nach Syrien zu marschieren. Als die Armee aufgestellt
worden war, erfuhren sie, dass die Männer der Gegner erst mit
den Leuten von Nahrawan verhandeln wollten, um dann erst nach
Syrien zu marschieren.
Doch sagte
der Befehlshaber der Gläubigen (a.), dass sie so zurück
gelassen werden sollten, wie sie waren, das heißt ohne zu
verhandeln, dass sie selbst also erst nach Syrien marschieren
sollten, wogegen mit den Leuten von Nahrawan später verhandelt
werden könne. Die Leute sagten, dass sie bereit seien, jeden
Befehl von ihm mit aller Macht zu befolgen, unabhängig davon,
ob er diesen oder jenen Weg einschlüge. Die Armee war noch
nicht aufgebrochen, als die Nachricht über die Rebellion der
Charidschiten hereinkam und man erfuhr, dass sie den
Gouverneur von Nahrawan Abdullah ibn Chabab ibn al-Aratt
hingerichtet hatten zusammen mit seiner schwangeren Frau,
sowie dass sie drei Frauen der Banu Tayyi und Umm Sinan
al-Saydawiyya getötet hatten. Der Befehlshaber der Gläubigen
(a.) schickte al-Harith ibn Murrah al-Abdi, um die Lage
auszukundschaften, doch auch er wurde von ihnen getötet. Als
ihre Rebellion dieses Stadium erreicht hatte, wurde es
notwendig, gegen sie tätig zu werden. Daher wandte sich die
Armee gegen Nahrawan. Als sie dort angekommen war, schickte
der Befehlshaber der Gläubigen (a.) die Botschaft, dass
diejenigen, die Abdullah ibn Chabab ibn al-Aratt und
unschuldige Frauen ermordet hatten, ihm ausgeliefert werden
sollten, um deren Blut zu vergelten. Jene Leute erwiderten,
dass sie diese Personen gemeinschaftlich getötet hätten, und
dass sie es als rechtmäßig ansähen, das Blut all derer zu
vergießen, die auf Imam Alis (a.) Seite stünden. Selbst da
ergriff der Befehlshaber der Gläubigen (a.) noch nicht die
Initiative für die Schlacht, sondern schickte Abu Ayyub
al-Ansari mit einer Friedensbotschaft zu ihnen. Und er sprach
offen zu ihnen: „Wer unter dieses Banner kommt oder sich
von jener Partei trennt und nach Kufa oder nach al-Mada´in
geht, wird Amnestie erhalten und nicht verhört werden.“
Als Folge
davon sagte Farwa ibn Naufal al-Aschdscha´i, dass er nicht
wisse, warum sie mit dem Befehlshaber der Gläubigen (a.) im
Krieg seien. Als er das gesagt hatte, trennte er sich von den
Charidschiten zusammen mit fünfhundert Mann. Dann begann eine
Gruppe nach der anderen sich abzuspalten, und einige von ihnen
schlossen sich sogar dem Befehlshaber der Gläubigen (a.) an.
Diejenigen, die auf Seiten der Charidschiten geblieben waren,
zählten nach einigen Quellen viertausend, und nach dem Bericht
von al-Tabari zweitausendachthundert. Diese Leute waren in
keiner Weise willens, der Stimme der Wahrheit Gehör zu
schenken und waren bereit zu töten oder getötet zu werden.
Der
Befehlshaber der Gläubigen (a.) hatte seine Männer davon
abgehalten, die Initiative zum Angriff zu ergreifen, aber die
Charidschiten spannten die Pfeile auf ihre Bögen und warfen
die Scheiden ihrer Schwerter fort. Selbst in diesem Augenblick
warnte sie der Befehlshaber der Gläubigen (a.) vor den
schweren Konsequenzen des Krieges. Aber sie waren so erfüllt
von Hass, dass sie sich plötzlich auf die Truppen des
Befehlshabers der Gläubigen (a.) stürzten. Dieser Ansturm war
so heftig, dass die Fußtruppen den Boden unter den Füßen
verloren, aber sie stabilisierten sich schnell, so dass der
Angriff von Pfeilen und Speeren sie nicht von ihren Posten
entfernen konnte, und sie wischten bald die Charidschiten
beiseite, dass außer neun Personen, die flohen, um ihr Leben
zu retten, kein einziger am Leben blieb. Von der Armee des
Befehlshabers des Gläubigen (a.) fielen nur acht als Märtyrer.
Die Schlacht fand am 9. Safar 38 n.d.H. statt.