Nahdsch-ul-Balagha
Pfad der Eloquenz - Nahdsch-ul-Balagha

Aussprache: nah-dschul-balagha
arabisch:
نهج البلاغة
persisch:
نهج البلاغة
englisch: Peak of Eloquence

Mehr zum Thema siehe: Nahdsch-ul-Balagha

Nahdsch-ul-Balagha - Pfad der Eloquenz

36. Predigt – Warnung der Leute von Nahrawan

(Diese Predigt wurde gehalten als) Warnung an die Leute von Nahrawan.

Ich bin ein Warner für euch, auf dass ihr nicht zu Boden gestreckt werdet am Laufe dieses Flusses und in den Niederungen dieser Tiefebenen, und ihr keine Beweise von eurem Herrn noch eine klare Ermächtigung habt. Ihr kamt aus euren Häusern gestürzt, und dann fing euch das (göttliche) Schicksal. Ich hatte euch von diesem Schiedsgericht abhalten wollen, doch ihr habt euch mir verweigert in der Art von Gehorsamsverweigerung und als Gegner, bis ich meine Gedanken nach eurem Geschmack änderte. Ihr seid Zeitgenossen bar jeglichen Verstandes, von törichtem Urteilsvermögen. Ich habe – mögt ihr keinen Vater haben[1] – nichts Schlechtes über euch gebracht, noch wollte ich euch Schaden zufügen.

Erläuterung

Die Schlacht von Nahrawan war eine Folge des durch Amr ibn Aas manipulierten Schiedsgerichtes. Als der Befehlshaber der Gläubigen (a.) nach dem Schiedsspruch nach Kufa zurückkehrte, begannen plötzlich die Leute, die am meisten auf die Akzeptanz des Schiedsgerichts gedrängt hatten, zu monieren, dass es Ketzerei sei, irgendjemand anderen als Allah als Schiedsrichter einzusetzen und dass der Befehlshaber der Gläubigen ein Ketzer geworden sei, indem er das Schiedsgericht akzeptiert habe, obwohl sie ihn mit Waffengewalt dazu gezwungen hatten. Folglich verzerrten und missbrauchten sie die Aussage „Es gibt keine Macht noch Kraft außer bei Allah“ und schafften es, dass einfache Muslime ihre Ansicht teilten, und sie sonderten sich von dem Befehlshaber der Gläubigen (a.) ab und kampierten in der Nähe von al-Hanira bei Kufa. Als der Befehlshaber der Gläubigen (a.) von dieser Intrige erfuhr, schickte er Sasa’ah ibn Suhan al-Abdi und Ziyad ibn al-Nadhr al-Harithi in der Kompanie von Ibn Abbas zu ihnen, ging dann auch selbst zu ihrem Lagerplatz und zerstreute sie nach einer Diskussion.

Als diese Leute Kufa erreichten, verbreiteten sie das Gerücht, dass der Befehlshaber der Gläubigen (a.) das Abkommen des Schiedsgerichts gebrochen habe und dass er wieder bereit sei, gegen die Syrer zu kämpfen. Als der Befehlshaber der Gläubigen (a.) von dieser Intrige erfuhr, widersprach er, woraufhin diese Leute gegen ihn aufstanden und zwölf Meilen von Bagdad entfernt kampierten, in der Tiefebene des Flusses namens Nahrawan.

Auf der anderen Seite erhob sich der Befehlshaber der Gläubigen (a.), nachdem er den Schiedsspruch gehört hatte, um gegen die Armee der Syrer zu kämpfen. Er schrieb an die Charidschiten, dass die Folgen des Richtspruchs, die Morde und das Brandschatzen Muawiyas für ihn inakzeptabel waren und dass dieser deswegen beschlossen habe, gegen ihn zu kämpfen, und bat sie um Unterstützung. Aber die Charidschiten gaben ihm folgende Antwort: „Als du das Schiedsgericht akzeptiert hast, bist du in unseren Augen ein Ketzer geworden. Nun, wenn du deine Ketzerei zugibst und Reue zeigst, werden wir über diese Angelegenheit (neu) nachdenken und entscheiden, was wir tun werden.“ Der Befehlshaber der Gläubigen (a.) verstand aus ihrer Antwort, dass ihr Ungehorsam und ihre Fehlleitung ernsthafte Ausmaße angenommen hatten. Nun war es vergeblich, noch irgendwelche Hoffnungen auf sie zu setzen. Folglich ignorierte er sie und kampierte im Tal von al-Nuchaila mit dem Ziel, nach Syrien zu marschieren. Als die Armee aufgestellt worden war, erfuhren sie, dass die Männer der Gegner erst mit den Leuten von Nahrawan verhandeln wollten, um dann erst nach Syrien zu marschieren.

Doch sagte der Befehlshaber der Gläubigen (a.), dass sie so zurück gelassen werden sollten, wie sie waren, das heißt ohne zu verhandeln, dass sie selbst also erst nach Syrien marschieren sollten, wogegen mit den Leuten von Nahrawan später verhandelt werden könne. Die Leute sagten, dass sie bereit seien, jeden Befehl von ihm mit aller Macht zu befolgen, unabhängig davon, ob er diesen oder jenen Weg einschlüge. Die Armee war noch nicht aufgebrochen, als die Nachricht über die Rebellion der Charidschiten hereinkam und man erfuhr, dass sie den Gouverneur von Nahrawan Abdullah ibn Chabab ibn al-Aratt hingerichtet hatten zusammen mit seiner schwangeren Frau, sowie dass sie drei Frauen der Banu Tayyi und Umm Sinan al-Saydawiyya getötet hatten. Der Befehlshaber der Gläubigen (a.) schickte al-Harith ibn Murrah al-Abdi, um die Lage auszukundschaften, doch auch er wurde von ihnen getötet. Als ihre Rebellion dieses Stadium erreicht hatte, wurde es notwendig, gegen sie tätig zu werden. Daher wandte sich die Armee gegen Nahrawan. Als sie dort angekommen war, schickte der Befehlshaber der Gläubigen (a.) die Botschaft, dass diejenigen, die Abdullah ibn Chabab ibn al-Aratt und unschuldige Frauen ermordet hatten, ihm ausgeliefert werden sollten, um deren Blut zu vergelten. Jene Leute erwiderten, dass sie diese Personen gemeinschaftlich getötet hätten, und dass sie es als rechtmäßig ansähen, das Blut all derer zu vergießen, die auf Imam Alis (a.) Seite stünden. Selbst da ergriff der Befehlshaber der Gläubigen (a.) noch nicht die Initiative für die Schlacht, sondern schickte Abu Ayyub al-Ansari mit einer Friedensbotschaft zu ihnen. Und er sprach offen zu ihnen: „Wer unter dieses Banner kommt oder sich von jener Partei trennt und nach Kufa oder nach al-Mada´in geht, wird Amnestie erhalten und nicht verhört werden.“

Als Folge davon sagte Farwa ibn Naufal al-Aschdscha´i, dass er nicht wisse, warum sie mit dem Befehlshaber der Gläubigen (a.) im Krieg seien. Als er das gesagt hatte, trennte er sich von den Charidschiten zusammen mit fünfhundert Mann. Dann begann eine Gruppe nach der anderen sich abzuspalten, und einige von ihnen schlossen sich sogar dem Befehlshaber der Gläubigen (a.) an. Diejenigen, die auf Seiten der Charidschiten geblieben waren, zählten nach einigen Quellen viertausend, und nach dem Bericht von al-Tabari zweitausendachthundert. Diese Leute waren in keiner Weise willens, der Stimme der Wahrheit Gehör zu schenken und waren bereit zu töten oder getötet zu werden.

Der Befehlshaber der Gläubigen (a.) hatte seine Männer davon abgehalten, die Initiative zum Angriff zu ergreifen, aber die Charidschiten spannten die Pfeile auf ihre Bögen und warfen die Scheiden ihrer Schwerter fort. Selbst in diesem Augenblick warnte sie der Befehlshaber der Gläubigen (a.) vor den schweren Konsequenzen des Krieges. Aber sie waren so erfüllt von Hass, dass sie sich plötzlich auf die Truppen des Befehlshabers der Gläubigen (a.) stürzten. Dieser Ansturm war so heftig, dass die Fußtruppen den Boden unter den Füßen verloren, aber sie stabilisierten sich schnell, so dass der Angriff von Pfeilen und Speeren sie nicht von ihren Posten entfernen konnte, und sie wischten bald die Charidschiten beiseite, dass außer neun Personen, die flohen, um ihr Leben zu retten, kein einziger am Leben blieb. Von der Armee des Befehlshabers des Gläubigen (a.) fielen nur acht als Märtyrer. Die Schlacht fand am 9. Safar 38 n.d.H. statt.

[1] Sinngemäß: Wehe über euch

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