Nahdsch-ul-Balagha
Pfad der Eloquenz - Nahdsch-ul-Balagha

Aussprache: nah-dschul-balagha
arabisch:
نهج البلاغة
persisch:
نهج البلاغة
englisch: Peak of Eloquence

Mehr zum Thema siehe: Nahdsch-ul-Balagha

44. Predigt – Veruntreuung von Schulden und Flucht

Masqala ibn Hubaira al-Schaibani war zu Muawiya geflohen, und er (Masqala) hatte einige Kriegsgefangene der Banu Nadschiya von einem Unterhändler des Befehlshabers der Gläubigen gekauft[1] und ließ sie frei. Als er (Imam Ali, a.) von ihm den Zahlbetrag (dann) einforderte, veruntreute er diesen und floh nach Syrien. Imam Ali (a.) sagte daraufhin:

Möge Allah Masqala erniedrigen! Er vollbrachte die Tat eines Edlen (indem er Kriegsgefangene freikaufte), und floh dann wie ein Sklave! Er hat denjenigen, der Lobendes über ihn äußert, zum Schweigen gebracht, noch bevor er sprechen konnte, und noch bevor jemand seine (guten) Eigenschaften bestätigen konnte, beschimpft er ihn. Wenn er hier geblieben wäre, dann hätten wir von ihm nehmen können, was ihm leicht fiele, und wir hätten gewartet, bis er mehr Geld gehabt hätte.

Erläuterung

Als die Charidschiten nach dem Schiedsgericht meuterten, stand ein Mann von ihnen namens al-Chirrit ibn Raschid al-Nadschi auf, um die Leute aufzuhetzen, und brach nach al-Mada´in auf mit einer mordenden und marodierenden Horde. Der Befehlshaber der Gläubigen (a.) entsandte Ziyad ibn Chasafa mit dreihundert Mann, um ihn zu überwachen. Als die beiden Gruppen bei al-Mada´in aufeinander trafen, griffen sie einander mit Schwertern an. Erst wenige Gefechte hatten stattgefunden, als die Abend­dämmerung hereinbrach und die Schlacht unterbrochen werden musste.

Am nächsten Morgen bemerkten Ziyads Männer, dass fünf Leichen der Charidschiten dort lagen, und diese das Schlachtfeld verlassen hatten. Als er das sah, machte sich Ziyad mit seinen Männern auf den Weg nach Basra, um die Charidschiten zu verfolgen. Dann stellte er fest, dass die Charidschiten nach Ahwaz gezogen waren. Ziyad marschierte nicht mehr weiter aufgrund der Knappheit an Truppen und informierte den Befehlshaber der Gläubigen (a.) darüber.

Der Befehlshaber der Gläubigen (a.) rief Ziyad zurück und sandte Ma´qil ibn Qais al-Riyahi mit zweitausend erfahrenen Kämpfern in Richtung Ahwaz und schrieb an den Gouverneur von Basra Abdullah ibn Abbas, dass er ihm zweitausend weitere Schwertkämpfer aus Basra als Hilfe für Ma´qil bereit stellen solle. Daraufhin schloss sich ihnen das Kontingent aus Basra in Ahwaz an und nach sorgfältiger Organisation machten sie sich bereit, den Gegner zu attackieren.

Al-Chirrit marschierte mit seinen Truppen zu den Hügeln von Ramhurmuz. Imam Alis (a.) Leute folgten ihm und überraschten ihn nahe jener Hügel. Beide ordneten ihre Truppen und begannen einander anzugreifen. Das Ergebnis dieses Gefechts war, dass dreihundertsiebzig Charidschiten auf dem Schlachtfeld getötet wurden, während der Rest floh. Ma´qil informierte den Befehlshaber der Gläubigen (a.) über seine Tat und über die Flucht des Gegners. Imam Ali (a.) wies sie an, jene zu verfolgen und ihnen die Fähigkeit zu nehmen, jemals wieder angreifen zu können. Als er diesen Befehl erhielt, marschierte er weiter und holte sie an der Küste des Persischen Golfs ein, wo al-Chirrit sich die Unterstützung der Einheimischen gesichert hatte, und er rekrutierte Leute von da und dort, und so konnte er eine ansehnliche Streitmacht aufstellen. Als Ma´qil dort ankam, hisste er die Friedensflagge und verkündete, dass die, die von hier und dort zusammengekommen waren, sich zurückziehen sollten und sie nicht belästigt werden würden. Die Wirkung von dieser Ankündigung war, dass abgesehen von seiner Gemeinschaft alle al-Chirrit verließen. Er organisierte diese paar Männer und initiierte die Schlacht, aber versierte Kämpfer aus Basra und Kufa lieferten so exzellente Schwertkämpfe, dass innerhalb kurzer Zeit hundertsiebzig der Aufrührer getötet wurden, während al-Nu´man ibn Suhban al-Rasibi den Gegner al-Chirrit ibn Raschid al-Nadschi ergriff und tötete. Bald nach dem Fall ihres Kommandeurs verloren die Gegner Imam Alis (a.) an Boden und flohen vom Schlachtfeld. Daraufhin versammelte Ma´qil alle Männer, Frauen und Kinder von ihren Lagern an einen Platz. Diejenigen unter ihnen, die Muslime waren, wurden (sofort) freigelassen.

Als Ma´qil die Stadt Ardaschir Churrah im Iran erreichte, weinten und klagten die Gefangenen vor dem Gouverneur Masqala ibn Hubaira al-Schaibani und flehten ihn demütig an, etwas für ihre Befreiung zu tun. Masqala schickte durch Dhul ibn al-Harith eine Nachricht an Ma´qil, dass er ihm diese Gefangenen verkaufen sollte. Ma´qil stimmte zu und verkaufte ihm jene Gefangenen für fünfhunderttausend Dirham und forderte ihn auf, den Preis sofort dem Befehlshaber der Gläubigen (a.) zukommen zu lassen. Er sagte, dass er die erste Rate sofort begleichen würde und die restlichen Raten ebenfalls bald geschickt werden würden. Als Ma´qil den Befehlshaber der Gläubigen (a.) traf, berichtete er ihm das gesamte Ereignis. Der Befehlshaber der Gläubigen (a.) befürwortete diese Tat und wartete einige Zeit auf den Preis, aber Masqala sah, dass er sich ruhig verhielt, so dass er glaubte, dass er keine Verpflichtungen mehr hätte. Schließlich entsandte der Befehlshaber der Gläubigen (a.) einen Botschafter zu ihm, dass er ihm entweder den Preis senden oder selber kommen sollte. Er kam auf Befehl des Befehlshabers der Gläubigen (a.) nach Kufa und bezahlte auf die Zahlungsaufforderung hin zweihunderttausend Dirham, aber um sich der Begleichung des vollen Preises zu entziehen, ging er fort zu Muawiya, der ihn zum Gouverneur von Tabarastan machte. Als der Befehlshaber er Gläubigen (a.) all das erfuhr, sprach er die Worte dieser Predigt. Zusammenfassend sagte er darin sinngemäß, dass er erwogen hatte, die Zahlung auszusetzen und zu warten, bis sich seine finanzielle Situation gebessert hat, aber er floh, so dass er die Zahlung schuldig blieb und so auch den Lohn der Befreiung von Gefangenen verlor. Tatsächlich hätte ansonsten Imam Ali (a.) selbst wohl die Gefangenen frei gegeben, wie es seine Art war, aber hier ging es um die Prüfung der Treue eines Gouverneurs.

[1] ohne den Betrag auszuzahlen

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