91. Predigt – Predigt des Übersinnlichen [aschbah]
Diese Predigt ist auch als
„Predigt des Übersinnlichen [aschbah]“ bekannt, und sie gehört
zu den prächtigsten seiner Predigten.
Mas´ada ibn Sadaqa überlieferte von Imam
Sadiq ibn Muhammad (a.),
dass er gesagt hatte: „Der Befehlshaber der Gläubigen hielt
diese Predigt auf der Kanzel (der Moschee) von Kufa, als ein
Mann zu ihm kam und sagte: ´O Befehlshaber der Gläubigen!
Beschreibe uns unseren Herrn, als würden wir ihn mit eigenen
Augen sehen, auf dass wir zunehmen mögen an Liebe zu Ihm und
an Wissen über Ihn´. Doch er (Imam Ali, a.) wurde zornig
und rief zum Gemeinschaftsgebet. Die Leute versammelten sich,
bis die Moschee von Menschen überfüllt war. Er (a.) bestieg
die Kanzel und er war so zornig, dass die Farbe (seines
Gesichts) sich veränderte. Er lob und pries Allah, sprach
Segenswünsche auf den Propheten (s.) aus und sagte:
Alles Lob gebührt Allah, Den die
Weigerung (des Menschen zu spenden) und Verstocktheit nicht
arm machen, und Spende und Freigiebigkeit Ihn nicht reich
machen, da ja jeder Gebende außer Ihm verliert, und jeder
Geizige aufgrund seines Zurückhaltens getadelt wird. Und Er
ist der Wohltäter, durch nutzbringende Gnadengeschenke und der
Garant der Mehrung und Zuteilung. Er ist (durch Sich Selbst)
verpflichtet, für Seine Geschöpfe zu sorgen, Er hat ihren
Unterhalt garantiert und ihnen ihre Lebensmittel zugemessen.
Er hat denen, die Ihn begehren, sowie denen, die das suchen,
was bei Ihm ist, den Weg gebahnt. Er ist wegen dem, worum Er
gebeten wird, nicht freigiebiger als wegen dem, um das Er
nicht gebeten wird. (Er ist) Der Erste, vor Dem es kein Vorher
gab, so dass es nichts geben kann, was vor Ihm ist, und Er ist
Der Letzte, nach Dem es kein Nachher gibt, so dass es nichts
nach Ihm geben kann. Er hält die Pupillen der Augen davon ab,
Ihn zu erreichen oder wahrzunehmen. Die Zeit ändert sich über
Ihm nicht, so dass sich Sein Zustand ändern würde. Er befindet
sich nicht an einem Ort, so dass das Ihm die Fortbewegung (von
einem Ort zu einem anderen) angemessen wäre. Wenn Er all das
verschenken würde, was die Minen der Berge an Edelsteinen,
reinem Silber und Gold herausgeben, oder was die Muscheln der
Meere an Perlen verstreuen und Korallen als Ernteertrag
hergeben, so beeinflusst Ihn das nicht in Seiner
Freigiebigkeit, und beseitigt nicht die Weitläufigkeit dessen,
was bei Ihm ist. Und Er besitzt Schätze von Gnadengeschenken,
welche die (noch so großen) Forderungen der Geschöpfe nicht
vermindern würden, weil Er der Freigiebige ist, Den das Bitten
der Bittenden nicht mittellos, noch die Beharrlichkeit der
Beharrlichen (unter den Bettlern) geizig macht.
Die Eigenschaften Allahs Des Erhabenen im Qur´an
So schaue
denn, oh Fragender, auf welcher Seiner Eigenschaften dich der
Qur´an hinweist, beschränke dich darauf und suche durch das
Licht Seiner Rechtleitung Erhellung. Und überlasse Allah, Dem
Erhabenen, das, was der Satan an seinem Wissen dir auferlegt,
was weder in dem Buch (Qur´an) steht, dass es dir Pflicht ist,
noch davon in der Sunna
des Propheten (s.) und den Imamen der Rechtleitung eine Spur
ist. Und dies ist die äußerste Grenze des Rechts Allahs über
dich. So wisse, dass die fest im Wissen Verwurzelten
diejenigen sind, die auf die Erstürmung der Tore verzichten,
die vor den verborgenen Dingen liegen, und die das
eingestehen, dessen Deutung ihnen vom Verborgenen, Bedeckten
unbekannt ist. Allah, Der Erhabene, hat (die Tatsache)
gepriesen, dass sie die Unfähigkeit zugegeben haben, das zu
erreichen, was sich ihrem Wissen entzieht, und Er nannte die
Tatsache, dass sie davon Abstand nahmen, die Dinge, die ihnen
nicht auferlegt worden waren, auf ihren innersten Kern zu
erforschen, Festigkeit. So begnüge dich damit und bemesse die
Größe Allahs, Des Erhabenen, nicht nach dem Fassungsvermögen
deines Verstandes, sonst wirst du unter denen sein, die
Vernichtung erleiden.
Er ist der Mächtige, Der, wenn die
Einbildung ihre Pfeile abschießt, um die Grenzen Seiner Macht
zu erreichen, und wenn der von den Gefahren (teuflischer)
Einflüsterungen befreite Gedanke versucht, in den Tiefen der
verborgenen Dinge Seines Reiches auf Ihn zu treffen, und wenn
die Herzen in Ihn vernarrt sind, um der Qualität Seiner
Eigenschaften folgen zu können, und wenn die Eingänge des
Verstandes jenseits jeder Beschreibung sich abmühen, um Wissen
über Seine Person zu erlangen, indem sie die Abgründe der
dunklen verborgenen Dinge durchqueren und sich auf Ihn –
Erhaben ist Er – konzentrieren, sie zurückhält. Sie kehren
enttäuscht zurück, zugebend, dass das Innerste Seiner
Erkenntnis durch Irrungen und Wirrungen nicht erreicht werden
kann, noch kann auch nur ein Gedanke der (hinreichenden)
Wertschätzung der Erhabenheit Seiner Ehre in den Sinn der
Denker kommen.
Über Allahs Schöpfung
(Er ist
Derjenige) Der die Schöpfung hervorbrachte ohne ein Muster,
das Ihm als Beispiel voranging, und ohne eine Vorgabe von
einem angebeteten Schöpfer vor Ihm, der Er folgte. Er zeigte
uns das Reich Seiner Macht und der Wunder, die von Seiner
Weisheit sprechen. Das Eingeständnis der Bedürftigkeit der
Schöpfung, dass Er für sie einen Schutzdamm Seiner Macht
errichtet, weist uns durch die Notwendigkeit des Aufstellens
des Beweises für Ihn auf die Erkenntnis Seiner hin (so dass es
keine Ausrede dagegen geben kann). Die Wunder Seiner
Schöpfung, von denen die Werke Seiner kreativen Macht
sprechen, sowie die Zeichen Seiner Weisheit sind
offensichtlich, und alles, was Er erschaffen hat, ist zu einem
Beweis zu Seinen Gunsten sowie ein Hinweis auf Ihn geworden.
Selbst eine stumme Kreatur ist ein Beweis für Ihn und spricht
durch (Seine) Anordnung, und ihr Hinweis auf den Schöpfer ist
aufrecht.
Und ich bezeuge (oh Allah), dass der, der
Dich mit der Verschiedenheit Deiner Schöpfung ähnlich macht
(bzw. vergleicht), oder mit dem Zusammenfügen der Gelenke
ihrer mit Fleisch und Haut bedeckten Extremitäten, um Deine
Weisheit zu verstehen, sein verborgenes Inneres noch nicht auf
dem Wissen über Dich gegründet hat und er seinem Herzen noch
nicht die Überzeugung vermittelt hat, dass keiner Dir
ebenbürtig ist. Als ob sie die Lossagung von ihren falschen
Göttern durch die, die ihnen gefolgt waren, nicht gehört
hätten: „Bei Allah, wir waren sicherlich in offenkundigem
Irrtum, als wir euch mit dem Herrn der Welten auf eine
(gleiche) Ebene stellten!“
Die, die Dich (einem anderen)
gleichsetzen, haben gelogen, als sie Dich mit ihren Götzen
verglichen und sie mit ihren Phantastereien Dir Eigenschaften
der Geschöpfe zuerkannten und Dir körperliche Teile
zuschrieben mit ihrem Denken, und sie bewerteten Dich mit
verschiedenen Charaktereigenschaften und Fähigkeiten mit ihrem
irdischen Verstand. Ich bezeuge, dass der, der Dich mit
irgendetwas Deiner Schöpfung auf eine Ebene stellt, es Dir
gleichgesetzt hat, und wer Dir (etwas) gleichsetzt, der ist
jemand, der die Wahrheit bedeckt [kafir] gemäß dem, mit dem
eindeutigen Verse [muhkamat] herabgesandt wurden und die durch
die Argumente Deiner klaren Beweise sprechen. So wahrlich, Du
bist Allah, Der nicht auf den Verstand beschränkt werden kann,
so dass Du im Herumwehen seiner Gedanken charakterisiert
werden könntest, noch in dem, was ihnen ihr Sinn offenbart, so
dass Du begrenzt und den Wechseln unterworfen wärst.
Über die größte Vollkommenheit in der Schöpfung Allahs
Er hat bemessen, was Er erschaffen hat
und legte deren Maßstab fest, und Er arrangierte und mäßigte
ihre Anordnung. Er richtete sie auf ihre Orientierung aus, und
sie überschritt nicht die Grenzen ihres Standortes. Er
scheiterte nicht darin, Sein Ziel zu erreichen. Sie reagiert
nicht ablehnend, wenn ihr befohlen wird, sich nach Seinem
Willen zu bewegen. Wie könnte sie auch, wo doch die Dinge in
Seinem Willen ihren Ursprung haben! Er ist Der, Der die
(verschiedenen) Arten entstehen lässt, ohne die Überlegung von
Gedanken, auf die er zurückgriff, noch ohne die Anlage eines
in ihm verborgenen Naturinstinkts sowie ohne ein Experiment,
aus dem er durch die Geschicke der Zeit Nutzen zog, und ohne
einen Partner, der ihm beim Hervorbringen von Wundern
beigestanden hat. So wurde Seine Schöpfung auf Seinen Befehl
hin vervollkommnet, fügte sich in Gehorsam Ihm gegenüber und
gab Seinem Ruf statt. Die Trägheit des Zögernden hielt Ihn
nicht davon ab noch die Schlaffheit eines Vorwandsuchenden. So
glättete Er die Krümmungen der Dinge und bestimmte ihre
Grenzen. Er schaffte durch Seine Macht zwischen ihren
gegensätzlichen Teilen Übereinstimmung, verband die Faktoren
ihrer Gleichheit und trennte sie in verschiedene Arten
hinsichtlich Grenzen, Quantität, Wesen und Gestalten,
Neuerschaffungen, deren Fertigung Er festsetzte und sie nach
Seinem Willen hervorbrachte und ersann!
Die Eigenschaften des Himmels
Und Er
ordnete (sie) ohne Aufhängung ihrer Höhen und Öffnungen an,
heftete die Spalten ihrer Risse zusammen und fügte sie mit den
jeweils dazugehörigen Enden zusammen. Er ebnete die schwer zu
ersteigenden (Hindernisse) für die Herabsteigenden mit Seinem
Befehl und für die Aufsteigenden mit den Taten Seiner
Geschöpfe. Er rief sie, nachdem sie (den Zustand) von Rauch
hatten, fügte ihre bloßen Schlingen zusammen und riss ihre
Leerräume auf, nachdem sie geschlossen waren, und setzte
leuchtend helle Meteore als Wächter in ihre Öffnungen. Er
hielt sie mit seiner Hand (d.h. kraftvoll) fest, damit sie
nicht in den Löchern hin- und herschwanken.
Er befahl diesem (Himmel) ergeben stehen
zu bleiben nach Seinem Geheiß, und Er machte seine Sonne zu
einem Zeichen als klares Zeichen für Seinen Tag, und ihren
Mond zu einem verwischenden Zeichen für Seine Nacht. Er ließ
sie sich auf ihren Plätzen in ihren Umlaufbahnen bewegen und
bemaß ihren Lauf am Beginn des Weges ihrer Stufen, um durch
sie einen Unterschied herzustellen zwischen Tag und Nacht, und
damit die Zählung der Jahre und die Rechnung durch ihr Maß
bekannt wird. Daraufhin hängte er seine (des Himmels)
Umlaufbahn in die Lüfte und legte ihm seinen Schmuck an,
bestehend aus Perlen und den Lampen seiner Sterne. Er schoss
auf die heimlichen Zuhörer seine (des Himmels) hell
scheinenden Meteore, und Er ließ sie sich auf ihr Ziel
zubewegen und machte sie zu seinen (des Himmels) Fixsternen,
beweglichen Sternen, auf- und absteigenden, unglücks- und
glücksbringenden
unter ihnen.
Die Eigenschaften der Engel
Dann erschuf Er für das Bewohnen Seiner
Himmel und die Architektur der höchsten unter Seinen (Himmels-)Sphären
Seines Reiches eine neue Schöpfung unter Seinen Engeln. Mit
ihnen füllte Er die Hohlräume der Wege zwischen ihnen (der
Himmel) aus und schloss mit ihnen die Spalten ihrer
Atmosphären, und zwischen den Zwischenräumen jener Hohlräume
erklingt die Stimme der Lobpreisenden von ihnen in den
Umfriedungen der Reinen hinter den Decken, Schleiern und
Teppichen der Herrlichkeit. Und hinter diesem Beben, das die
Ohren betäubt, ist ein Strahlen des Lichtes, das die Blicke
daran hindert, es zu erreichen, und diese (Blicke) stehen
abgewiesen an ihren Grenzen. Er erschuf sie mit verschiedenen
Gestalten und mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Sie haben
Flügel. Sie verherrlichen die Herrlichkeit Seiner Ehre, und
sie beanspruchen nicht Seine Schaffenskraft, die sich in
Seiner Schöpfung manifestiert, und sie behaupten nicht, dass
sie etwas zusammen mit Ihm erschaffen, was Er für Sich allein
hat.
Nein, aber sie sind geehrte Diener. Sie
sprechen vor Ihm kein Wort, und sie handeln nur nach Seinem
Befehl.
Allah, Der Erhabene, hat sie dort zu Sachwaltern des
Vertrauenspfandes Seiner Offenbarung erklärt und sie zu den
Gesandten (Allahs) als Träger Seiner Gebote und Verbote
(ernannt). Er hat sie beschützt vor der Unsicherheit des
Zweifels, und es gibt keinen unter ihnen, der vom Wege Seiner
Zufriedenheit abweicht. Er unterstützte sie mit dem Vorteil
Seines Beistands und ließ ihre Herzen die Demut der Ehrfurcht
und des (inneren) Friedens fühlen. Er öffnete ihnen die
folgsamen Tore zu Seiner Lobpreisung. Die Lasten der Sünden
haben sie nicht beschwert, und der Wechsel zwischen den
Nächten und Tagen setzt sie nicht in Bewegung. Die Zweifel
haben ihre Pfeile nicht auf die Entschlossenheit ihrer
Überzeugung geschossen, und Vermutungen haben nicht die
Grundsätze ihrer Gewissheit attackiert. Kein Funke des Hasses
streut Schmähungen zwischen sie, und die Verwirrung entriss
ihnen nicht das, was an (Gottes-) Erkenntnis ihrem Sinne
anhaftete, und die Größe und das Ehrfurchtgebietende Seiner
Herrlichkeit, die ihren Herzen innewohnen. Die (teuflische)
Einflüsterung neigt sich ihnen nicht zu, um ihren Makel in
ihre Gedanken zu werfen.
Unter ihnen sind solche, welche die
Schöpfung von regenschweren Wolken besitzen, in der Größe von
hoch aufragenden Bergen oder in der Finsternis von
undurchdringlicher Dunkelheit. Unter ihnen gibt es solche,
deren Füße die niedersten (Ebenen) der Erde durchdrungen
haben, und sie sind weiße Rangabzeichen [karayat], die in die
Weiten der Lüfte vorgedrungen sind. Unter ihnen weht ein
sanfter Wind, der sie dort festhält, wo seine äußersten
Grenzen enden. Ihre Beschäftigung mit dem Gottesdienst hat sie
frei gemacht (von der Beschäftigung mit anderem), und die
Wahrheiten der Überzeugung dienen als Bindeglied zwischen
ihnen und der Erkenntnis (Allahs). Die sichere Gewissheit hat
sie zu leidenschaftlicher Liebe zu Ihm geführt, und sie haben
mit dem durstlöschenden Kelch von Seiner Liebe getrunken. Im
Innersten ihrer Herzen wurde die Wurzel der Ehrfurcht vor Ihm
festgesetzt, und die lange Dauer ihres Gehorsams hat die
Geradheit ihrer Rücken gekrümmt. Die Länge der Sehnsucht nach
Ihm hat das Mittel ihrer Demut nicht aufgezehrt, und die große
Nähe (zu Allah) hat sie nicht vom Seil ihrer Gottesehrfurcht
getrennt. Selbstgefälligkeit hat sich ihrer nicht bemächtigt,
so dass sie das Vorangegangene (ihrer Taten) als etwas Großes
ansehen würden, die Demut vor Seiner Pracht überließ sie nicht
der Verherrlichung ihrer guten Taten. Trotz ihrer langen
Ausdauer überkommt sie keine Mattigkeit, und ihre Sehnsucht
(nach Ihm) wird nicht beeinträchtigt, dass sie sich von der
Hoffnung auf ihren Herrn abwenden könnten. Ihre Zungenspitzen
trocknen nicht aus durch die Länge ihrer Anrufungen, die
Beschäftigung (mit anderen Dingen) beherrscht sie nicht, die
ihre lauten Stimmen (im Gebet) leise machen könnten, und ihre
Schultern verlassen nicht in den Reihen des Gehorsams ihre
Stellung. Sie wenden ihre Nacken nicht der Leichtigkeit zu, im
Gehorsam an Ihn unzulänglich zu sein. Die Einfalt der
Nachlässigkeit greift ihre ernsthafte Entschlossenheit nicht
an, und der Betrug der Lüste übertrifft nicht ihr Bestreben.
Sie haben sich den Inhaber des Thrones (Allah) zum Speicher
genommen für den Tag ihrer Bedürftigkeit, während sich die
Geschöpfe zu den Erschaffenen hinwenden. Sie erreichen nicht
den Endpunkt des Ziels ihres Gottesdienstes, und das heftige
Begehren ihres anhaltenden Gehorsams bringt sie zu nichts
anderem als zu den Quellen ihrer Herzen, die nicht von der
Hoffnung auf Ihn und der Ehrfurcht vor Ihm abgeschnitten sind.
Die Ursachen der Ehrfurcht verlassen sie nicht, so dass sie in
ihrer Ernsthaftigkeit ermatten könnten, und die Begierden
haben sie nicht gefangen genommen, so dass sie die leichte und
schnelle Anstrengung ihrer ernsthaften Anstrengung vorziehen
würden. Sie sehen das Vergangene ihrer Taten nicht als groß
an, denn wenn sie dies als groß ansehen würden, dann würde die
Hoffnung die Furcht ihrer Angst aufheben. Sie sind nicht
uneins über ihren Herrn aufgrund dessen, dass sich der Satan
ihrer bemächtigt hätte. Das Übel der Trennung hat sie nicht
gespalten, die Bosheit der gegenseitigen Missgunst hat sie
nicht überkommen, und die Abflusswege der Zweifel haben sie
nicht auseinander dividiert. Die Stufen des Bestrebens haben
sie nicht aufgeteilt. So sind sie von der Überzeugung
ergriffen, und weder Abweichungen noch Aufgeben noch
Schlappheit und Mattigkeit haben sie von Seinem Seil
abgetrennt. In den Ebenen des Himmels gibt es keinen Platz
(von der Größe) einer Tierhaut, ohne dass sich darauf ein sich
niederwerfender oder sich schnell mühender Engel befindet.
Durch den lang andauernden Gehorsam ihrem Herrn gegenüber
haben sie an Wissen zugenommen, und die Ehre in ihren Herzen
ihrem Herrn gegenüber mehrt sie an Größe.
Beschreibung der Erde und ihrer Ausbreitung auf dem Wasser
Er (Allah) breitete die Erde auf dem Hin-
und Herbewegen der wallenden Wogen und den Tiefen der
schwellenden Meere aus, wo die Riesenwellen aufeinander
schlagen und deren Rücken plötzlich aufeinander stürzen. Sie
schäumen wie die Kamelhengste in Erregung, und die
Widerspenstigkeit des aufeinander schlagenden Wassers beugte
sich dem Gewicht dieser (Erde) Last. Die Erregung dieses
(Wassers) Niederstürzen beruhigte sich, als diese (Erde) es
mit ihrer Brust presste, und als sie mit ihrem Widerrist über
es hinwegrollte, wurde es unterwürfig und schlaff.
Dieses (Wasser) wurde nach dem Tosen
seiner Wellen still und überwältigt und zu einem unterworfenen
Gefangenen im Zaume der Demütigung, während die Erde ruhig und
fest wurde im Lärm dessen (Wassers) Strömung. So wies diese
(Erde) alles an Hochmut, Stolz, Großmannssucht und
Hochnäsigkeit (des Wassers) ab und bändigte die Überfülle
seiner Strömung. Es beruhigte sich nach seiner Unbeständigkeit
und hielt nach seinen Hin- und Hertänzeln ein.
Als die Erregung des Wassers sich unter
den Seiten (der Erde) und unter der Last der hoch aufragenden,
mächtigen und erhabenen Berge beruhigte, die auf ihren
Schultern lastete, ließ Er von ihren hohen Gipfeln Quellen
entspringen, und er verteilte sie auf dieser (Erde) Tiefebenen
und Flächen. Er mäßigte ihre Bewegung durch fest verankerte
Felsen und hohe, riesige Felsbrocken. Dann kam ihre
Erschütterung durch das Niedersinken der Berge auf
(verschiedenen) Teilen ihrer Oberfläche, deren eindringlicher
Fixierung in den Ebenen und ihre Aufrichtung auf der
Oberfläche (der Erde) und ihren Tiefen zur Ruhe.
Da schaffte Er Raum zwischen der Luft und
dieser (Erde) und bereitete die wehende Luft für ihre
Bewohner, und Er brachte ihre Einwohner auf ihre komfortablen
Plätze. Er überließ das unfruchtbare Land, dessen
Wasserquellen keine Höhen hatten und deren Flussläufe kein
Mittel fanden, ihr Ziel zu erreichen, nicht (sich selbst),
sondern Er ließ schwellende Wolken für sie entstehen, die ihre
toten (unfruchtbaren) Gebiete beleben und ihre Pflanzen
hervorbringen. Er bildete ihre (großen) Wolken, nachdem Er
ihre kleinen Stücke und verschiedene Wolkenfetzen geteilt
hatte und eine riesige Regenwolke hervorbrachte, an deren Rand
ihr Blitz aufleuchtet, und er hörte nicht auf, in den weißen
Haufenwolken und seinen aufgehäuften schweren (Regen-)wolken
aufzublinken. Er schickte sie in Strömen und sich vorbeugend
und herabhängend wie die Zitzen eine Kamelstute zum Melken, um
ihre Regengüsse und starken Schauer herabzuschicken. Als die
Wolke ihre (Wässer für) Pfützen abgeworfen und die Schwere
ihrer Last abgeregnet hatte, brachte sie damit neue
Pflanzenarten auf der Erde und Kräuter auf den kargen Plätzen
der Berge hervor. Diese (Erde) freute sich über die Zierde
ihrer Gärten und wunderte sich darüber, mit was für feinen
Gewändern ihrer Blumen sie bekleidet worden war und über den
Schmuck der blühenden Blumen, von dem sie angetan war. Er
machte dieses zum Mittel für Nahrung für die Menschen und zur
Versorgung für das Vieh. Er eröffnete Straßen in ihre fernste
Teile und errichtete Leuchttürme für die Reisenden auf ihren
Straßen und Wegen.
Erschaffung des Menschen und Entsendung der Propheten
Als Er Seine Erde glatt ausgebreitet und
Seinen Befehl erlassen hatte, erwählte Er Adam (a.) als
Auserwählten Seiner Schöpfung und als Ersten der
(menschlichen) Kreaturen und ließ ihn in Seinem Garten wohnen.
Er stellte ihm dort überreichlichste Nahrung zur Verfügung,
und Er zeigte ihm das an, was Er ihm davon verboten hatte. Er
ließ ihn wissen, dass ihn die Annäherung an das (Verbotene)
dem Ungehorsam anheim fallen lassen und seine Wohnstatt
gefährden würde. Doch er
näherte sich dem, was Er ihm verboten hatte, genau wie Er es
vorher gewusst hatte. Er
(schickte ihn herab, nachdem er
bereut hatte, damit er mit seiner Nachkommenschaft die Erde
bevölkern sollte und Er ihn als ein Argument gegen die Diener
(Allahs) einsetzt. Er
ließ diese (Menschen), nachdem er ihn
zu Sich genommen hatte, nicht ohne jemanden, der als
Bekräftigung des Arguments Seiner Gottheit und als Bindeglied
zwischen ihnen und Seiner Erkenntnis dienen konnte, sondern
vielmehr trug Er dafür Sorge, dass sie Argumente hatten durch
die Zungen der Erwählten Seiner Propheten, den Trägern und
Verkündern Seiner Botschaften, Zeitalter um Zeitalter, bis
Sein Argument mit unserem Propheten Muhammad (s.) vollendet
wurde und Seine Entschuldigungen für sie sowie Seine Warnungen
gegen sie zu einem Abschluss kamen.
Er bemaß den Lebensunterhalt (des
Menschen) und gab ihnen viel oder wenig, Er beschränkte oder
weitete ihn, und Er handelte gerecht darin, um zu prüfen, wen
Er wollte, mit Wohlstand oder mit Kargheit, und um damit
Dankbarkeit und Standhaftigkeit des Reichen wie des Armen auf
die Probe zu stellen. Er verknüpfte seinen Überfluss (im
Lebensunterhalt) mit den Schweren seiner Armut (im
Lebensunterhalt), Sicherheit der Wege von diesem
(Lebensunterhalt) mit denen seiner Übel, Heiterkeit mit dem
Würgen des Grames. Er erschuf die (Zeiten und) Fristen und
verlängerte sie oder verkürzte sie, beschleunigte sie oder
verzögerte sie. Er verband mit dem Tode die (Lebens-)Seile
dieser (Fristen), Er machte diesen (Tod) zur Fessel für das
lange Leben dieser (Fristen) und ließ diesen (Tod) die
angespannten Seile (des Lebens) abschneiden.
Er ist der Kenner des Geheimnisses derer,
die das verbergen, was sie in ihrem Sinne haben, sowie der
Geheimgespräche der sich insgeheim Besprechenden und der
Gemüter derer, die sich in Vermutungen ergehen. (Er kennt) die
Entschlossenheit der festen Gewissheit, die Andeutungen der
Augen, was das Innerste der Herzen verbirgt, und das Innerste
der verborgenen (Dinge). (Er kennt) die geheimen
Unterredungen, die nur durch Neigen der Ohrlöcher gehört
werden können, den Sommeraufenthalt der kleinen Ameisen und
den Überwinterungsort der Insekten, den Widerhall der Stimmen
trauernder Frauen und das Schleichen lautloser Schritte. (Er
kennt auch) die inneren Hüllen, in denen die Früchte und Ähren
wachsen, die Höhlen der Berge und Täler, in denen die wilden
Tiere sich verbergen, die Verstecke der Mücken zwischen den
tiefsten Verzweigungen und Rinden der Bäume, den Ort, an dem
die Blätter von den Zweigen sprießen, den Ruhepunkt der
Samenzellen, nachdem sie durch die Passagen der Lenden
gegangen sind, sowie (den Ruhepunkt) der zusammenhaftenden
Wolken und die Heimstätten der Tropfen in den sich
aufhäufenden Regenwolken, (er kennt) was die Wirbelstürme mit
ihren Ausläufern verwehen, was die Regengüsse mit ihren Fluten
hinwegschwemmen, und die Kriechbewegung der Insekten auf den
Sanddünen und das Zwitschern der beredten Wesen in der
Dunkelheit der Nester.
(Er kennt), was die (Perl-)Muscheln
enthalten, was die Wellen der Meere (an Schätzen) in sich
bergen, was die Finsternis der Nacht bedeckt, und das, worüber
das strahlende Tageslicht aufgeht, das, auf das die Decken der
Dunkelheit folgen und die Schönheiten des Lichtes sowie die
Spur jeden Fußabdrucks, die Wahrnehmung jeglicher Bewegung,
das Echo jedes Wortes, die Bewegung jeder Lippe, den Ruheplatz
jeglichen Lebewesens, das Gewicht jedes Atoms, und jedes
Schluchzen einer kummervollen Seele. (Er kennt), was auf
dieser (Erde) an Baumfrüchten oder herunterfallenden Blättern
liegt, oder den Niederlassungsplatz einer Samenzelle, das
Gerinnen des Gerinnsels oder das Heranwachsen eines Geschöpfes
und eines Sprosses. Ihn ereilte keine Beschwerlichkeit, und
kein Hindernis stellte sich Ihm entgegen in der Bewahrung
dessen, was Er erschaffen hat, und in der Ausführung Seiner
Vorhaben und der Führung Seiner Geschöpfe überkamen Ihn weder
Überdruss noch Schlaffheit, sondern Sein Wissen durchdrang
sie, und Er erfasste sie mit Seiner Zählung. Er umfasste sie
mit Seiner Gerechtigkeit, Er überströmte sie mit Seiner Huld,
trotz ihrer Unzulänglichkeit hinsichtlich Seines Wesens.
Bittgebet [du´a]
Oh Allah, Du bist der schönen
Eigenschaften würdig sowie der zahlreichen Wertschätzungen.
Wenn in Dich Hoffnung gesetzt wird, dann bist Du der Beste,
auf den gehofft wird, und wenn von Dir (etwas) gewünscht wird,
dann bist Du der Beste, von dem gewünscht wird, oh Allah, Du
hast mir das gewährt, worin ich niemanden dafür rühme außer
Dich, und niemanden dafür lobpreise außer Dich. Ich richte
diese (meine Lobpreisung) nicht an die Quellen der
Enttäuschung und die Orte des Argwohns.
Du hast meine Zunge davon abgehalten, die menschlichen Wesen
zu lobpreisen und (mich abgehalten) von den Lobeshymnen auf
die (von Allah) Beherrschten und die (von Ihm) Erschaffenen.
Oh Allah, jeder, der (jemanden)
lobpreist, hat ein Recht über den, den er preist, auf Lohn des
Entgelts oder Erkenntnis (als eines) der Gaben. Ich habe mich
an Dich gewandt mit Blick auf die Speicher der Barmherzigkeit
und die Schätze der Vergebung.
Oh Allah, hier steht der, der Dich allein
mit der Einheit hervorgehoben hat, die Dir zusteht, und der
niemanden außer Dich als dieses Preisens und Verherrlichens
würdig betrachtet. Und meine Bedürftigkeit Deiner ist derart,
dass nichts außer Deiner Huld ihrem Elend abhelfen kann, und
dass nichts diese Bedürftigkeit kurieren kann außer Deiner
gnädigen Gewährung und Freigiebigkeit. So schenke uns an
diesem Orte Deine Zufriedenheit, und mache uns davon frei, die
Hände jemand anderem auszustrecken als Dir. Wahrlich, Du hast
die Macht, alle Dinge zu tun!
Erläuterung
Der Name der
Predigt ist „Predigt der Aschbah“. „Aschbah“ ist
der Plural von „Schabah“, was „Skelett“ oder
auch „Gespenst“ oder „Geist“ bedeutet, da der
Begriff die Beschreibung von Engeln und anderen übersinnlichen
Dingen enthält. Daher wurde in der Übersetzung das „Übersinnliche“
gewählt.
In der
Predigt wird u.a. erläutert, dass Allah Derjenige ist, der
Unterhalt und Lebensunterhalt bereithält, wie Er sagt: „Und
es gibt kein Geschöpf auf der Erde, dessen Versorgung nicht
Allah obläge.“
Die Tatsache,
dass Er derjenige ist, der den Lebensunterhalt garantiert,
bedeutet, dass Er für jeden Menschen Wege bereitet hat, zu
leben und seinen Lebensunterhalt zu verdienen, und dass Er
jedem Menschen gleichwertige Anteile an Wäldern, Bergen,
Flüssen und Minen auf der weiten Erde zugesichert hat. Seine
Gnadengeschenke sind nicht auf eine einzige Person beschränkt,
noch ist die Tür Seines Unterhalts irgendjemandem
verschlossen. Daher sagt Allah: „Ihnen allen, diesen und
jenen, gewähren Wir von der Gabe deines Herrn. Und die Gabe
deines Herrn ist unbeschränkt.“
Wenn jemand
diese Dinge durch Schwerfälligkeit oder Bequemlichkeit nicht
erlangt und ohne sich anzustrengen dasitzt, dann ist es nicht
möglich, dass der Lebensunterhalt seine Tür erreicht. Allah
hat den Tisch mit mannigfacher Nahrung gedeckt, jedoch ist es
notwendig, die Hand auszustrecken, um sie zu erreichen. Er hat
Perlen auf dem Grund des Meeres deponiert, aber um sie zu
erreichen, muss man tauchen. Er hat die Berge mit Rubinen und
wertvollen Steinen gefüllt, aber man kann nicht herankommen,
wenn man nicht die Steine aufgräbt. Die Erde beherbergt
Schätze des Wachstums, aber man kann davon nicht profitieren,
ohne Saat auszusäen. Essbares liegt haufenweise in allen vier
Himmelsrichtungen der Erde, aber man kann sie nicht
einsammeln, ohne die Mühe des Reisens auf sich zu nehmen.
Darum sagt Allah: „....wandert also auf ihren (der Erde)
breiten Wegen und genießet Seine Versorgung.“
Die Tatsache,
dass Allah Lebensunterhalt zur Verfügung stellt, bedeutet
nicht, dass man keine Anstrengung benötigt, danach zu streben,
oder dass man dazu nicht aus dem Haus gehen müsste und dass
der Lebensunterhalt seinen Weg selber zu dem finden sollte,
der ihn benötigt. Die Bedeutung, dass Er Derjenige ist, der
Lebensunterhalt garantiert, liegt darin, dass Er den Pflanzen
die Möglichkeit zum Wachstum gegeben und dass Er Regen aus den
Wolken herabgesandt hat, damit die Saat keimen kann und dass
Er Früchte, Gemüse und Körner erschaffen hat. All das ist von
Allah! Aber um daran zu gelangen, ist menschliche Anstrengung
erforderlich. Wer immer sich anstrengt, wird den Gewinn seiner
Anstrengungen ernten, und wer sich von Anstrengung fernhält,
wird mit den Konsequenzen seines Müßiggangs und seiner
Faulheit konfrontiert werden. Dementsprechend sagt Allah:
„Auf dass der Mensch nichts empfange als das, was er erstrebt
hat.“
Die Ordnung
des Universums basiert auf der Maxime „Säen und ernten“.
Es ist falsch, das Keimen (von Pflanzen) zu erwarten, ohne zu
säen, auf Ergebnisse zu hoffen, ohne sich anzustrengen. Die
Glieder und ihre Fähigkeiten wurden allein deswegen gegeben,
um aktiv gehalten zu werden. So spricht Allah im Heiligen
Qur´an die gesegnete Mutter Jesu (a.), die Heilige Maria (a.)
an und sagt: „Schüttele den Stamm der Palme gegen dich, er
wird frische reife Datteln auf dich fallen lassen. Dann iss
und trink und kühle (dein) Auge...“.
Allah stellte die Mittel zu Marias (a.) Lebensunterhalt
zur Verfügung. Doch Er pflückte nicht die Datteln vom Baum und
ließ sie nicht von alleine in ihren Schoß fallen. Alles, was
die Produktion von Nahrung angeht, ist Seine Sache. So machte
Er den Baum grün, gab ihm Früchte und ließ sie reifen. Aber
wenn sie das Stadium erreicht haben, an dem sie gepflückt
werden können, interveniert Er nicht. Er erinnerte nur Maria
(a.) daran, was sie zu tun hatte, nämlich dass sie ihre Hand
bewegen und die Nahrung annehmen sollte; einmal abgesehen von
dem zusätzlichen Wundercharakter, der jener Geschichte
innewohnt, da der Dattelbaum vorher verdorrt war.
Wenn jedoch
die Bereitstellung des Lebensunterhalts durch Ihn bedeuten
würde, dass wir aller Dinge, die Er uns gegeben hat und die
wir von Ihm erhalten, in jeder erdenklichen Art habhaft werden
dürften, sei es durch Diebstahl, Bestechung, Unterdrückung
oder Gewalt, weil es dann ja Allahs Tat wäre und die Nahrung
dann durch Ihn gegeben werden würde, worin wir keinen freien
Willen hätten, und alles außerhalb der Grenzen der
Handlungsfreiheit wäre, dann würde sich nicht die Frage
stellen von erlaubt oder verboten, noch könnte man zur
Verantwortung gezogen werden. Da es aber nicht so ist und sich
die Frage von erlaubt und verboten stellt, muss es von den
menschlichen Taten abhängen, so dass gefragt werden kann, ob
der Lebensunterhalt in einer erlaubten oder einer verbotenen
Weise erlangt wurde. Natürlich hat Er selbst die Verantwortung
auf Sich genommen, Lebensmittel zu geben und bereit zu
stellen. Folglich hat Er für die Ernährung des Embryos im
Mutterschoß gesorgt, und das erreicht diesen dann entsprechend
seiner Bedürfnisse. Aber wenn dieses sehr junge Leben in die
weite Welt eintritt und Energie zu sich nimmt, um seine
Glieder zu bewegen, dann kann es keine Nahrung von der Quelle
bekommen, ohne seine Lippen zu bewegen zum Saugen der Milch.
Ein weiterer
Aspekt der Predigt ist die Verwaltung der Angelegenheiten
dieser Welt, wobei Allah die Wirkung mit der Ursache des
menschlichen Handelns verknüpft hat als Ergebnis der Tatsache,
dass die Handlungsfähigkeit im Menschen nicht müßig bleibt.
Auf die gleiche Weise hat Er diese Handlungen von Seinem
Willen abhängig gemacht, so sollte der Mensch nicht auf seine
eigene Handlungsfähigkeit vertrauen und den Schöpfer
vergessen. Das ist die Frage des Willens zwischen den beiden
Willen in der Kontroverse von „Freiem Willen oder Zwang“.
Genau wie im gesamten Universum die universellen und
souveränen Naturgesetze in Kraft sind, so wird auch die
Produktion und Verteilung von Nahrung in einer bestimmten
Weise zur Verfügung gestellt unter der zweifachen Kraft von
göttlicher Anordnung und menschlicher Anstrengung. Das hängt
mal mehr, mal weniger vom Anteil der menschlichen Bemühung ab
und dem Ziel der göttlichen Anordnung. Da Er der Schöpfer der
Mittel zum Lebensunterhalt ist und die Fähigkeiten zu dessen
Erlangung ebenfalls von Ihm verliehen wurden, wurden Knappheit
oder Überfluss des Lebensunterhalts Ihm zugeschrieben, weil Er
verschiedene und separate Maßnahmen für den Lebensunterhalt
ergriffen hat, wobei Er die unterschiedlichen Bemühungen und
Handlungen sowie das Wohl der Geschöpfe im Blick hatte.
Mancherorts gibt es Armut und mancherorts Wohlstand,
mancherorts Kummer und mancherorts Wohlbehagen, der eine
genießt Vergnügungen, während der andere unter den Härten der
Bedürftigkeit leidet. Der Heilige Qur´an sagt dazu: „Er
weitet und beschränkt die Mittel zum Unterhalt, wem Er will.
Wahrlich, Er weiß alle Dinge wohl.“
In der 23.
Predigt bezog sich der Befehlshaber der Gläubigen (s.) auf
dieses Thema und sagte: „Der Befehl (Allahs) kommt vom
Himmel zur Erde zu jeder Seele [nafs] herab wie die
Regentropfen, (mit dem) was für sie bestimmt ist, sei es Fülle
oder Knappheit.“
Genau wie es
einen festgelegten Prozess und eine Verfahrensweise für die
Wohltat des Regens gibt, nämlich dass Dampf vom Meer aufsteigt
mit der Ansammlung von Wasser, das über dem Himmel in der Form
von dunklen Wolken verteilt wird und dann das Wasser in
Tropfen herabregnet, bis die Ebenen wie Hochland durch und
durch bewässert werden, so dass die Durstigen davon trinken
können, Tiere es nutzen und trockenes Land damit getränkt
werden kann, auf die gleiche Art hat Allah alle Mittel zum
Lebensunterhalt bereitgestellt. Aber Seine Gnade folgt einer
besondern Art und Weise, in der es maßvolle Beständigkeit
gibt: „Und es gibt kein Ding, von dem Wir nicht Schätze
hätten, aber Wir senden es nur nach bestimmtem Maß herab“.
Wenn Gier und
Habsucht des Menschen die Grenzen überschreiten, dann erfolgt
das vergleichbar einem Überfluss an Regen, das Getreide
ruiniert, anstatt es wachsen und gedeihen zu lassen. So würden
Überfluss an Lebensunterhalt und Lebensutensilien den Menschen
vergesslich machen gegenüber Allah und ihn zu Revolte und
Ungesetzlichkeit treiben. Infolgedessen sagt Allah: „Und
wenn Allah Seinen Dienern die Mittel zum Unterhalt erweitern
würde, würden sie übermütig werden auf Erden; doch Er sendet
mit Maß hinab, wie es Ihm gefällt, denn Er kennt und schaut
Seine Diener recht wohl.“
Wenn Er die
Nahrung vermindern würde, dann würde, so wie das Versiegen des
Regens das Land austrocknet und die Tiere tötet, auch die
menschliche Gesellschaft zerstört werden, indem ihr der Zugang
zu Lebensmitteln verwehrt bleibt, und auf diese Weise würde
kein Weg zum Lebensunterhalt mehr existieren. Demzufolge sagt
Allah: „Oder wer ist es, der euch versorgen wird, wenn Er
Seine Versorgung zurückhält?“
Folglich hat
Allah, Der Weise und Allwissende, das Organisieren von
Lebensunterhalt in gemäßigte und anteilige Bahnen gelenkt, und
Er hat Unterschiede gemacht in der Verteilung der
Lebensmittel, um die Bedeutung von Lebensmitteln und Unterhalt
zu betonen und um sie miteinander in Verbindung zu halten.
Zuweilen kommt diese unterschiedliche und ungleiche Verteilung
aufgrund unterschiedlicher menschlicher Bemühung zustande,
manchmal ist es aber auch die Folge der allumfassenden
Anordnung der Dinge im Universum und göttliche Maßnahmen und
Operationen der Weisheit. Wenn Er die Armen durch Armut und
Bedürftigkeit auf ihre Standhaftigkeit hin prüfte, so besteht
auch in Wohlstand und Reichtum eine schwerer Prüfung für die
Reichen hinsichtlich ihrer Dankbarkeit, Verantwortung und der
Erfüllung der Rechte anderer, sprich ob der Reiche die
Ansprüche des Armen und Verelendeten erfüllt und ob er für die
Armen sorgt oder nicht. Wiederum, wo Reichtum ist, da sind
auch alle Sorten von Gefahren. Manchmal sind Reichtum und
Eigentum in Gefahr, manchmal dagegen herrscht Furcht vor Armut
und Bedürftigkeit.
Demzufolge
gibt es viele Leute, die zufriedener und glücklicher sind,
wenn sie keine Reichtümer besitzen. Für sie ist Bedürftigkeit
weitaus besser als Reichtum, der ihnen ihre Ruhe und Frieden
rauben würde. Außerdem ist genau dieser Reichtum, der manchem
lieber ist als sein Leben, die Ursache für den Verlust des
Lebens. Weiterhin ist es auch bemerkbar, dass bei manchen,
solange es keinen Reichtum gibt, der Charakter tadellos ist,
aber in dem Moment, in dem Eigentum und Reichtum sich
vermehrten, das Verhalten sich verschlechtert, der Charakter
fehlerhaft wurde und der Mensch sich Lastern zuwandte. In so
einem Fall wäre das Nichtvorhandensein von Reichtum ein Segen.
Doch weiß der Mensch nichts über Allahs Ziele, so schreit der
Mensch auf, wird von vergänglichem Missempfinden geplagt und
fängt an, sich zu beklagen, aber er versteht nicht, von wie
vielen Lastern er ferngehalten wurde, die aufgrund seines
Reichtums hätten entstehen können. Wenn Reichtum
Annehmlichkeiten produziert, so dient Armut als ein Wächter
für den Charakter.
Als einer der
herausragenden Teile der Predigt gilt die Beschreibung Allahs.
Die Eloquenz, mit welcher der Befehlshaber der Gläubigen (a.)
die Eigenschaften Allahs beschreibt, und die erhabenen Worte,
mit denen er die allumfassende Beschaffenheit Seines Wissens
beschrieben hat, müssen selbst das Herz des härtesten Gegners
beeinflussten. Darum hat Ibn Abu´l Hadid geschrieben: „Wenn
Aristoteles, der glaubte, dass Allah nur Wissen über das
Universum, nicht aber über dessen Besonderheiten hat, diese
Predigt gehört hätte, dann hätte auch sein Herz sich
zugeneigt, die Haare hätten sich ihm gesträubt und sein Denken
hätte einen dramatischen Wandel erfahren. Seht ihr denn nicht
das Strahlen, die Macht, Vehemenz, Erhabenheit, Ruhm,
Ernsthaftigkeit und Reife dieser Predigt? Abgesehen von diesen
Eigenschaften ist auch Süße, Farbenreichtum, Feinheit und
Sanftheit darin. Ich habe noch keine Äußerung gefunden, die
dem ähnlich wäre. Natürlich, wenn ihm irgendeine andere
Aussage gleichkommen würde, dann kann es nur das Wort Allahs
sein. Und das ist kein Wunder, weil er der Spross desselben
Baumes (der Propheten) ist, ein Arm desselben Flusses und eine
Widerspiegelung desselben Lichtes.“