130. Predigt – Für Abu Dharr
(Diese
Predigt wurde gehalten) für Abu Dharr (r.), als er nach Rabdha
vertrieben wurde.
Oh Abu Dharr, du wurdest zornig um Allahs
Willen, daher hoffe auf Den, wegen Dem du zornig wurdest. Die
Leute fürchteten dich um ihres Diesseits willen, während du
sie um deiner Religion willen fürchtetest. So überlasse ihren
Händen das, weswegen sie dich fürchteten, und fliehe vor ihnen
wegen dem, um dessen (willen) du sie fürchtetest. Wie groß ist
doch ihr Bedürfnis nach dem, woran du sie gehindert hast, und
wie bedürfnislos bist du gegenüber dem, was sie dir
verweigerten! Du wirst (bald) erfahren, wer morgen der
Gewinner und wer der Beneidenswertere ist. Selbst wenn die
Himmel und die Erden einem Diener (Allahs) verschlossen wären
und er Allah gegenüber Ehrfurcht hegen würde, würde Allah sie
für ihn öffnen. Nichts als die Wahrheit soll dich anziehen,
und nichts als die Falschheit soll dich abstoßen. Wenn du ihre
diesseitige Welt akzeptiert hättest, würden sie dich lieben,
und wenn du daran Anteil genommen hättest, hätten sie dir
Sicherheit gewährt.
Erläuterung
Abu Dharr
al-Ghaffaris Name war eigentlich Dschundab ibn Dschunada, und
während der Verkündung des Propheten (s.) kam er nach Mekka
und nahm als einer der ersten Fünf den Islam an. Sein ältester
Sohn namens Dharr ist der Grund seines Rufnamens „Vater von
Dharr“ (Abu Dharr).
Abu Dharr
war einer der treuen Gefährten des Propheten Muhammad (s.).
Als es vor der Verkündigung des Islam eine große Dürre gab,
und die Leute der Ghiffar zum Götzen Manat pilgern wollten, um
ihn um Regen zu bitten, hatte Abu Dharr kein Interesse daran.
Er glaubte schon damals nicht daran, dass eine aus Stein
gemeißelte Figur irgendetwas bewirken könnte. Er hörte von
einem Mann in Mekka, der ein Prophet sein sollte. Er ging hin
und traf Muhammad (s.). Er war fasziniert von dem Licht des
Glaubens, den jener ausstrahlte, und vom Gedanken der Einheit
und wurde Muslim. Nachdem er den Islam angenommen hatte, ging
er zur Kaaba, wo viele Quraisch versammelt waren, weil die
Kaaba damals Zentrum ihrer Götzen war. Abu Dharr rief mit
lauter Stimme: „Ihr Quraisch, hört, ich bezeuge, dass es
keinen Gott außer Allah gibt, und dass Muhammad Sein Prophet
ist!“
Es kam zu
einer Auseinandersetzung mit Gewaltanwendung der Quraisch
gegen Abu Dharr (r.), die zu schweren Verletzungen führten. Es
war Abbas ibn Abd-al-Mutallib, der ihn rettete. Abu Dharr (r.)
trank Wasser vom Zamzam-Brunnen und reinigte sich. Der Prophet
Muhammad (s.) beauftragte ihn, in seine Heimat zurückzukehren,
in das Stammesgebiet der Ghiffar. Er sollte das Erbe seines
Onkels für die Verbreitung des Islams ausgeben und dort
bleiben bis zur Auswanderung des Prophet Muhammad (s.). Zu
Hause lud Abu Dharr die Menschen zum Islam ein, erst wurde
sein Bruder ein Muslim, dann seine Mutter, zuletzt der ganze
Stamm.
Nach dem
Ableben des Propheten (s.) schloss Abu Dharr sich Imam Ali
(a.) an. Sein Leben war dem Kampf gegen die immer deutlicher
werdende Abweichung vom ursprünglichen Islam geweiht.
Er ging
später unter Umars Kalifat nach Syrien, blieb dort und
predigte den Menschen über die Größe der Ahl-ul-Bait (a.). Er
unterstützte dort die Armen und Entrechteten gegen die
Willkürherrschaft des Gouverneurs Muawiya und war stets darum
bemüht, dem unterdrückten Volk die Fähigkeit zu erhalten, den
wahren und ursprünglichen Islam zu erkennen. Mit der Zeit
wurde Abu Dharr und dessen aufklärerisches Schaffen im Volke
eine ernste Bedrohung für die Herrschenden und den Fortbestand
ihrer Macht. Unter dem Kalifat von Uthman wurde Abu Dharr auf
Druck von Muawiya aus Damaskus entfernt und nach Medina
verbannt. Dort fuhr er fort, die Ungerechtigkeit und
Korruption der Umayyaden anzuprangern. Uthman bot ihm erst
Geld an, damit er schweigen möge, aber Abu Dharr ließ sich
darauf nicht ein und wurde deswegen von Uthman in die Wüste
Rabdha verbannt, wo seine Frau, seine Tochter und sein Vieh
aufgrund der harten Lebensbedingungen starben. Er selbst starb
652 n.Chr. ebenfalls in der Wüste Rabdha einsam in der
Verbannung. Zu seiner Bestattung kam Malik al-Aschtar.
Man
schreibt ihm die Worte zu: "Ich werde im Antlitz aller
Entrechteten und Unterdrückten wieder sichtbar; wenn meine
Gegner mich nicht erkennen, werden sie vernichtet werden."
Imam Sadiq (a.) sagte über ihn: „Er war immer in Gedanken,
und seine Gebete basierten auf dem Nachdenken über Allah.“