228. Predigt – Über einige Gefährten
Er (a.)
meint einige seiner Gefährten.
Allah gehört dies, was dieser an Gutem
gemacht hat, der das Krumme begradigt hat, die Krankheit
heilte, die Verfahrensweise [sunna] etablierte und die
Zwietracht beiseite ließ. Er ging (von dieser Welt) mit reinen
Kleidern und wenig Schändlichem. Er erreichte ihr Gutes (der
diesseitigen Welt) und entging ihrem Übel. Er zollte Allah
seinen Gehorsam und fürchtete Ihn so, wie er es verdiente. Er
reiste fort und ließ sie (die Leute) auf unterschiedlich
abzweigenden Wegen zurück, auf denen der Irregehende nicht
geleitet werden und der Rechtgeleitete keine Gewissheit
erlangen kann.
Erläuterung
Über den
Inhalt der obigen Predigt und die darin erwähnte Person gibt
es einige Kontroversen in der Literatur. Ibn Abu al-Hadid hat
in seinem “Scharh Nahdsch-ul-Balagha“, Band 14, S. 3-4
geschrieben, dass sich diese Predigt auf den zweiten Kalifen
Umar beziehe, und dass diese Sätze zu seiner Lobpreisung
geäußert wurden, weil unter dem Wort “dieser“ [fulan],
angeblich der Name “Umar“ gestanden haben soll in Sayyid
Radhis eigener Handschrift im Manuskript von
Nahdsch-ul-Balagha. Diese Behauptung von Ibn Abu al-Hadid ist
aber kaum haltbar. Wenn Sayyid Radhi das Wort “Umar“ mit
seiner eigenen Hand als Erläuterung im Manuskript eingefügt
hätte, dann hätte das auch in jenen vielen Versionen
existieren müssen, die von seinem Manuskript kopiert worden
sind, da auch andere seiner Erklärungen übernommen wurden.
Selbst heute noch existiert in der Al-Musil-Universität im
Irak die älteste Kopie von Nahdsch-ul-Balagha, welche vom
berühmten Kalligraphen Yaqut al-Musta´simi geschrieben wurde.
Doch niemand hat einen Hinweis geliefert auf diese angebliche
Erklärung von Sayyid Radhi.
Ibn al-Hadid
gibt für seine Behauptung auch keine Überlieferungskette für
seine Behauptung und keine stützenden Hinweise. Lediglich am
Ende zitierte Ibn Abu al-Hadid folgende Aussagen von Tabari
als angeblichen Beweis für seine Hypothese: „Es wird von
Mughira ibn Schu´ba überliefert, dass als der Kalif Umar
starb, Ibnah Abu Hathmah weinend sagte: ´Oh Umar, du warst der
Mann, der das Krumme begradigte, Krankheiten beseitigte,
Zwistigkeit zerstörte, die Verfahrensweise [sunna]
wiederbelebte, keusch blieb und (von dieser Welt) ging, ohne
in Übel verwickelt zu sein.´“ Nach Tabari ist der
Überlieferer der Ereignisse Mughira ibn Schu´ba.
Er gilt aber als äußerst unzuverlässig in Bezug auf Aussagen
zu Umar, da er der Unzucht mit Umm Dschamil
überführt, aber dennoch von Umar dafür nicht bestraft wurde.
Auch bekannt sind seine Schmähungen gegen Imam Ali (a.) in
Kufa auf Muawiyas Geheiß.
Aber selbst
wenn man die Ansicht von Ibn Abu al-Hadid akzeptieren würde
und solch ein Hinweis existiert hätte, wäre es lediglich die
persönliche Ansicht von Sayyid Radhi. Doch dieser Behauptung
wird keine allgemeine Bedeutung zuerkannt. Es ist zu beachten,
dass der Kommentar von Ibn Abu al-Hadid erst zweieinhalb
Jahrhunderte nach Sayyid Radhi verfasst wurde und in keiner
dazwischen liegenden Schrift, die sich mit dem Buch
beschäftigt, solch eine Behauptung existiert. Spätere
Interpreten dürften die Behauptung bei Ibn Abu al-Hadid
abgeschrieben haben.
Hingegen
schrieb Allama Ali ibn Nasir, der ein Zeitgenosse von Sayyid
Radhi war und einen Kommentar zu Nahdsch-ul-Balagha namens „A´lam
Nahdsch-ul-Balagha“ geschrieben hatte, im Zusammenhang mit
dieser Predigt Folgendes: „Der Befehlshaber der Gläubigen
hat einen seiner eigenen Gefährten für dessen gutes Verhalten
gelobt. Er war gestorben, bevor all die Unruhen entstanden
nach dem Ableben des Propheten Allahs.“
Dies wird
gestützt durch die Anmerkungen zu Nahdsch-ul-Balagha von
Allama Qutbud-Din ar-Rawandi.
Ibn Abu al-Hadid (Band 14, S. 4) und Ibn Maitham al-Bahrani
(in „Scharh Nahdsch-ul-Balagha“, Band 5, S. 97 haben seine
Ansicht folgendermaßen zitiert: „Damit bezieht sich der
Befehlshaber der Gläubigen auf einen seiner eigenen Gefährten,
der vor dem Unheil und der Spaltung verstarb, die auf den Tod
des Propheten Allahs folgten.“
Allama
Hadschi Mirza Habibullah al-Chu´i ist der Ansicht, dass jene
in der Predigt genannte Person, die Imam Ali (a.) meinte,
Malik al-Aschtar, der ruhmreiche Gefährte Imam Alis (a.), war.
Die Predigt beschreibt demnach die Situation, die nach Malik
Aschtars Ermordung bestand.
Muawiya
wollte im Anschluss auch Ägypten kontrollieren und sandte eine
große Armee dorthin. Der Gouverneur von Ägypten, Muhammad ibn
Abu Bakr, rief Imam Ali (a.) um Hilfe. Imam Ali (a.) sandte
Malik al-Aschtar und stattete ihn mit dem berühmtem
Regierungsauftrag Imam Alis (a.) an Malik al-Aschtar aus. Er
wurde Märtyrer, als Imam Ali (a.) ihn zum Gouverneur von
Ägypten ernannte und dorthin sandte. Muawiya sah seine Macht
und seinen Einfluss in Ägypten mittels seines Gouverneurs Amr
ibn Aas schwinden und beschloss, Malik al-Aschtar vergiften zu
lassen. Er ließ einem alten Mann auf dem Weg einen vergifteten
Honig zukommen, den dieser als Geschenk und Ehrung Malik
al-Aschtar geben sollte. Manche Geschichtsschreiber gehen
davon aus, dass jener alte Mann gar nicht wusste, was er
überreichte. Andere behaupten, dass er von Amr ibn Aas für das
Verbrechen gekauft wurde. Schon bald erreichte Malik die Stadt
al-Qilzim und wurde von dem alten Mann eingeladen. So wurde
Malik 30 n.d.H. vergiftet.