Nahdsch-ul-Balagha
Pfad der Eloquenz - Nahdsch-ul-Balagha

Aussprache: nah-dschul-balagha
arabisch:
نهج البلاغة
persisch:
نهج البلاغة
englisch: Peak of Eloquence

Mehr zum Thema siehe: Nahdsch-ul-Balagha

Die Weisheiten des Befehlshabers der Gläubigen (a.) 451-455

451. Und er (a.) sagte:

Wenn du von jemandem Abstand hältst, der deine Nähe sucht, ist das ein Verlust des Glücks (für dich), und wenn du die Nähe von jemandem suchst, der Abstand von dir hält, ist das eine Demütigung in (deiner) Seele.

452. Und er (a.) sagte:

Reichtum und Armut folgen, nachdem (die Menschen) vor Allah gebracht wurden (am Tage der Auferstehung).

453. Und er (a.) sagte:

Zubair war so lange ein Mann von uns der Ahl-ul-Bait, bis sein unheilvoller Sohn Abdullah aufwuchs.

Erläuterung

Abdullah ibn Zubair ibn Awwam lebte 1-73 n.d.H (622-692 n.Chr). Seine Mutter Asma war die Schwester Aischas, der Tochter von Abu Bakr. Er war in seiner Abneigung gegenüber den Banu Haschim aufgewachsen, insbesondere gegenüber dem Befehlshaber der Gläubigen (s.) in solch einem Ausmaß, dass er sogar die Meinung seines Vaters Zubair gegenüber dem Befehlshaber der Gläubigen (a.) ändern konnte, obwohl Letzterer der Sohn der Tante seines Vaters war. Deswegen sagte der Befehlshaber der Gläubigen: „Zubair war immer (Anhänger) von uns, den Ahl-ul-Bait, bis sein unheilvoller Sohn aufwuchs.“[1]

Abdullah war unter denjenigen, die zur Kamelschlacht aufstachelten. Seine Tante Aischa, sein Vater Zubair und der Sohn des Onkels seiner Mutter, Talha, hatten gegen den Befehlshaber der Gläubigen (a.) gekämpft. Daher schreibt Ibn Abu al-Hadid: „Es war Abdullah, der Zubair dazu drängte, (in der Kamelschlacht) zu kämpfen, und er ließ Aischa den Marsch auf Basra attraktiv erscheinen.“[2] „Aischa liebte ihren Neffen Abdullah sehr. Er war für sie wie das einzige Kind einer Mutter, und sie liebte in jenen Tagen niemanden mehr als ihn.“[3]

Hischam ibn Urwa überliefert: “Ich habe sie (Aischa) nie so für jemanden beten hören, wie sie es für ihn (Abdullah) zu tun pflegte. Sie gab demjenigen, der sie über Abdullahs Unversehrtheit bei der Kamelschlacht in Kenntnis setzte, zehntausend Dinar, und vollführte eines Dankes-Niederwerfung für seine Unversehrtheit.“[4]

Das war der Grund für Abdullahs Macht über sie und seine gesamte Kontrolle über ihre Belange. Er war derjenige gewesen, der sie in die Richtung dirigierte und führte, wie es ihm beliebte. Jedoch erreichte Abdullahs Hass gegenüber den Banu Haschim einen enormen Grad, den Überlieferungen einer Gruppe von Historikern zufolge: „Während seines (Abdullahs) Kalifats in Mekka sprach er vierzig Freitage lang keine Segenswünsche auf den Propheten (s.) in seiner Freitagsansprache. Er pflegte zu sagen: „Nur die Tatsache, dass einige Leute (die Banu Haschim) stolz werden (wenn der Name des Propheten erwähnt wird), hält mich davon ab, den Namen des Propheten zu erwähnen.“ In einer anderen Version: „Nichts hält mich davon ab…..außer dass der Prophet eine schlechte Verwandtschaft hat, die ihre Köpfe aufgrund der Erwähnung seines Namens schütteln werden“[5] Abdullah ibn Zubair sagte zu Abdullah ibn Abbas: „Ich habe meinen Hass gegen euch, seine Familie (d.h. die Prophetenfamilie) für die letzten vierzig Jahre verborgen.“[6]

Er hasste vor allem den Befehlshaber der Gläubigen, diffamierte seine Ehre, beschimpfte und verfluchte ihn.[7]

Er trieb Muhammad ibn Hanafiyya (den Sohn des Befehlshaber der Gläubigen) und Abdullah ibn Abbas mit siebzehn Männern von den Banu Haschim inklusive Hasan ibn Hasan ibn Ali ibn Abu Talib zusammen und verhaftete sie bei Shi´b, einem kleinen Tal von Arim. Er wollte sie mit Feuer verbrennen, so häufte er viel Holz am Eingang des Tales Shi´b auf. Währenddessen entsandte Muchtar ibn Abu Ubaid Thaqafi viertausend Soldaten nach Mekka. Bei ihrer Ankunft attackierten sie Abdullah ibn Zubair überraschend und rettete die Banu Haschim. Urwa ibn Abdullah ibn Zubair brachte eine Entschuldigung für die Tat seines Bruders (Abdullah) vor, indem er sagte, dass diese Tat seines Bruders aufgrund der Weigerung der Banu Haschim erfolgte, ihm (Abdullah) den Treueid zu leisten, wie auch die Taten von Umar ibn Chattab gegenüber der Banu Haschim, als sie sich im Hause Fatimas versammelten und sich weigerten, Abu Bakr den Treueid zu leisten. Deswegen schaffte Umar Holz herbei und wollte das Haus über ihnen anzünden.[8]

In diesem Zusammenhang schreibt Abul Faradsch Isfahani: „Abdullah ibn Zubair hetzte ständig andere gegen die Banu Haschim auf und überzeugte sie (darin) mit schlimmsten Methoden. Er regte dazu an, gegen sie (tätig zu werden), hielt Reden gegen sie auf den Kanzeln und machte ihnen Vorhaltungen. Manchmal erhoben Ibn Abbas oder andere von ihnen (der Banu Haschim) gegen ihn Einspruch. Aber danach änderte er seine Vorgehensweise und verhaftete Muhammad ibn Hanafiyya in ein Gefängnis in Shi´b Arim. Dann trieb er Ibn Hanafiyya mit anderen Mitgliedern der Banu Haschim, die in Mekka waren, in ein Gefängnis und sammelte Holz, um es in Brand zu stecken. Das tat er aufgrund der Nachricht, die ihn erreicht hatte, dass Abu Abdullah al-Dschadali und andere Anhänger von Ibn Hanafiyya in Mekka eingetroffen waren, um Ibn Hanafiyya zu unterstützen und Abdullah ibn Zubair zu bekämpfen. Deswegen wollte er das Gefängnis schnell beseitigen. Aber als diese Kunde Abu Abdullah al-Dschadali erreichte, kam er dorthin, als das Feuer bereits gelegt war, löschte das Feuer und rettete sie.“[9]

All das beweist die Richtigkeit der Worte des Befehlshabers der Gläubigen (a.) über Abdullah ibn Zubair.

454. Und er (a.) sagte:

Was steht es dem Sohn Adams an, stolz zu sein? Zuerst ist er ein Samentropfen und zuletzt ein Leichnam, der sich nicht selbst versorgen noch den Tod abwenden kann.

Erläuterung

Wenn man über seinen ursprünglichen Zustand nachdenkt und über den letztendlichen Zusammenbruch und Ruin des Körpers, kommt man nicht umhin, seine Niedrigkeit und demütige Position zuzugeben, statt eitel und stolz zu sein. Denn dann wird der Mensch sehen, dass es eine Zeit gab, in der er nicht existierte und Allah ihn in die Existenz brachte mit einem Samentropfen, das nachher im Mutterschoß die Form eines Stück Fleisches annahm und weiterhin heranwuchs. Nach der Vervollkommnung des Körpers trat er in die Welt und war so hilflos und unfähig, dass er weder Kontrolle über seinen Hunger und Durst hatte noch über Gesundheit und Krankheit, Nutzen und Schaden, er hatte keine Macht über Tod und Leben, wusste nicht, wann die Energie seiner Körperglieder erschöpft sein würde und wann seine Sinne und Gefühle schwinden, sein Augenlicht und Hörsinn hinweggenommen werden und wann der Tod den Geist vom Körper trennen würde und letzterer dann von Aasgeiern und Schlangen zerstückelt oder von Würmern im Grab gefressen werden würde. Ein arabisches Gedicht sagt: „Wie kann es ein Mensch wagen, stolz zu sein, der ursprünglich Samen war und dessen Ende ein Kadaver ist?“

455. Und er (a.) wurde gefragt, wer der größte Dichter sei, und er antwortete:

Wahrlich, die Leute liefen nicht auf der selben Linie[10], dass ihr Ziel ihres Laufs bekannt sein könnte, doch wäre es so gewesen, dann wäre es “Malik adh-Dhillil (der irregeleitete König)“ gewesen.

Anmerkung von Sayyid Radhi: „Er meinte damit Imri´ul-Qais.“

Erläuterung

Das bedeutet, dass man nur dann einen Vergleich zwischen Dichtern anstellen kann, wenn sie auf dem gleichen Feld tätig sind, aber wenn der eine andere Ausdrucksweisen und Stilmittel verwendet als der andere, ist es schwierig zu entscheiden, wer der Bessere ist. Deswegen kann es sein, dass der eine dem anderen aufgrund gewisser Erwägungen überlegen ist, und ein anderer aus anderen Gründen für größer gehalten wird, der nächste aus anderen Überlegungen heraus, wie eine berühmte Aussage sagt: „Der größte Dichter Arabiens ist Imri´ul-Qais, wenn er reitet, al-A´scha, wenn er nach etwas strebt, und Nabigha, wenn er sich fürchtet.“

Trotz dieser Kategorisierung wurde Imri´ul-Qais sehr hoch geschätzt unter den Dichtern der ersten Ära wegen seiner schönen Vorstellungskraft, seiner exzellenten Beschreibung, seiner unvergleichlichen Gleichnisse und seltenen Metaphern, auch wenn einige seiner Gedichte nicht dem islamischen moralischen Standard entsprechen und von obszönen Themen handeln. Doch trotz dieser Obszönität kann die Größe seiner Kunst nicht geleugnet werden, weil ein Künstler auf die poetische Produktion schaut und andere Faktoren ignoriert, die die Kunst an sich nicht beeinflussen.

[1] “Al-Isti´ab“, Band 3, S. 906; “Usd al-Ghaba“, Band 3, S. 162-163; Ibn Asakir, Band 7, S. 363; Ibn Abu al-Hadid, Band 2, S. 167; Band 4, S. 79; Band 20, S. 104.

[2] “Scharh Nahdsch-ul-Balagha“, Band 4, S. 79

[3] “Al-Aghani“ von Abul Faradsch, Band 9. S. 142, Ibn Abu al-Hadid, Band 20, S. 120; Ibn Kathir, Band 8, S. 336

[4] Ibn Asakir, Band 7, S. 400; 402, Ibn Abu al-Hadid, Band 20, S. 111

[5] ”Maqatil at-Talibiyyin“, S. 474; ”Murudsch Dhahab“, Band 3, S. 79; ”Tarich“ von al-Ya´qubi; Band 2, S. 261; ”al-Iqd al-Farid“, Band 4, S. 413; Ibn Abu al-Hadid, Band 4, S. 62; Band 19, S. 91-92; Band 20, S. 127-129

[6] ”Al-Mas´udi”, Band 3, S: 80; Ibn Abu al-Hadid, Band 4, S. 62; Band 20, S. 148

[7] al-Ya´qubi, Band 2, S. 261-262; al-Mas´udi, Band 3, S. 80; Ibn Abu al-Hadid, Band 4, S. 61-63, 79

[8] ”Maqatil at-Talibiyyin“, S. 474; al-Mas´udi, Band 3, S. 76-77; al-Ya´qubi, Band 2, S. 261; Ibn Abu al-Hadid, Band 19, S. 91; Band 20, S. 123-126; 146-148; Ibn Asakir, Band 7, S. 408; “al-Iqd al-Farid”, Band 4, S. 413; Ibn Sa´d, Band 5, S. 73-81; Tabari, Band 2, S. 693- 695; Ibn al-Athir, Band 4, S. 249-254; Ibn Chaldun, Band 3, S. 26-28

[9] Al-Aghani, S. 15

[10] Wörtlich: „auf der selben Rennbahn“

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