Niederwerfung und Ahl-ul-Bait
Nachdem im dritten Jahr nach der Hidschra im Kampf von Uhud
der Onkel von Mohammad (s.a.s.) der geehrte Hamza, Märtyrer
geworden war, sagte der Prophet (s.a.s.) den muslimischen
Frauen, 'Wenn ihr um die Märtyrer weint, gedenkt auch Hamza'.
Die Tochter des Propheten Fatima (a.s) hat aus der Erde Uhuds
einen Tasbih (Rosenkranz) gemacht.
In der Überlieferungssammlung Bihar-ul-Anvar überlieferte
Ibra-him-us-Sakafi von seinem Vater und der von Imam
Dschafar-as-Sadiq (a.s.): 'Fatima (a.s.) machte Knoten wie die
Anzahl der Takbir auf einen aus Wolle bestehenden Faden und
führte damit Zikr (Gedenken an Allah mit Lobpreisung) durch.
Nach dem Martyrium von Hamza machte Fatima aus der Erde von
Uhud einen Tasbih (Rosenkranz) und machte damit Zikr. Als Imam
Hussain (a.s.) Märtyrer geworden war, hat man diese Sitte
befolgt und man machte aus der Erde Kerbelas Tasbih (Rosen-kränze).
Der erste Moslem, der die Niederwerfung auf Imam Hussains (a.s.)
Erde machte und daraus einen Tasbih (Rosenkranz) zum Zikr (Ge-denken
an Allah mit Lobpreisung) Allahs herstellte, war sein Sohn
Imam Zain-ul-Abidin (a.s). Sogar als er in die Versammlung von
Yazid in Damaskus hereinkam, hatte er diesen Tasbih
(Rosenkranz) an der Hand. Yazid fragte:" Was hast du denn an
der Hand?". Der Imam zitierte daraufhin: 'Rasulullah (s.a.s.)
sagte, 'wer einen Tas-bih (Rosenkranz) trägt und morgens den
Tasbih-Dua liest, ob mit oder ohne Tasbih, erreicht den Segen
einer guten Tat'.
Als Imam Zain-ul-Abidin (a.s) und die Überlebenden von
Kerbela nach Medina zurückgekehrt waren, begannen sie sich auf
diese hei-lige Erde, die sie mitgebracht hatten,
niederzuwerfen, um Gottes Wohlgefallen zu erreichen. Der Imam
überreichte eine ganz kleine Menge aus dieser Erde in Wasser
gelöst den Kranken zum Trinken.
Imam Zain-ul-Abidin (a.s) vollführte die Niederwerfung auf
die Erde von Imam Hussains Martyrium. Nach ihm hat sein Sohn
Imam Mohammad-ul Baqir (a.s), der fünfte Imam, diesen Brauch
weitergeführt. Er hat denjenigen, die ihm folgten, diese Sitte
weitergege-ben. Dessen Sohn Imam Dschafar-as-Sadiq (a.s), der
sechste Imam, hat dieselbe Sitte verbreitet. Dieses alles
geschah noch bevor es irgendeine andere Rechtsschule im Islam
gab außer Schia.
Sheikh-ut-Taife Tusi hat von Misbah-ul-Mutedschid
überliefert: "Dschafar-as-Sadiq (a.s) trug in einem Stoff die
Erde von Kerbela mit sich. Beim Gebet legte er die Erde von
Kerbela auf seinen Gebetsteppich und legte seine Stirn auf die
Erde bei der Niederwerfung. Er sagte: 'Niederwerfung auf
Hussains Erde wird sieben Vorhänge (Hindernisse zwischen
Mensch und Gott) aufreißen und heben'. Das Gleichnis mit den
sieben Vorhängen entspricht Gefühlen wie Hass, Neid, Gier,
Zorn, Verständnislosigkeit, Betrug und Niederträchtigkeit, die
die seelische Reinheit der Menschen und ihren inneren Frieden
stören und sie von ihrer Menschlichkeit entfernen. Ein Mensch
mit so einem beschmutzten Charakter würde von argwöhnischer
Furcht befallen werden und alle beneiden. Er ist der Feind der
Tugend, widersetzt sich dem Guten und der Gute und wird zum
Egoisten. Zweifellos werden sich durch die aufrichtige
Niederwerfung auf die Erde anstelle dieser sieben schlechten
Eigen-schaften mit der Zeit gute Charakterzüge durchsetzen,
denn die Niederwerfung ist die höchste Stufe des Gebets. Eine
Überlieferung sagt: 'Werft euch auf die Erde von Imam Hussain
(a.s.) nieder mit der Absicht, Gottes Segen zu erlangen'. Die
späteren Imame haben dieses eingehalten. Seitdem hat die Schia
diese Sitte bewahrt, und man hat Kerbela-Erde oder andere Erde
mit Wasser gemischt und Muhr genannte Plättchen hergestellt.
Beim Gebet legt man daher seine Stirn bei der Niederwerfung
vor Allah auf diesen Muhr.
Himeyri schrieb an den 12.Imam (Imam Mahdi) vor seiner
großen Verborgenheit die Frage, ob die Niederwerfung auf die
aus Kerbela-Erde hergestellten Muhr tugendhaft sei. Der Imam
antwortete, daß die Niederwerfung auf Imam Hussains Erde
zulässig und tugendhaft sei. Anschließend hatte er nach dem
Tasbih (Rosenkranz) aus Erde gefragt und bekam die gleiche
Antwort in diesem Sinne. Wiederum wurde überliefert:. Die
Niederwerfung auf die Erde von Imam Hussain beleuchtet die
sieben Stufen und was dazwischen ist; wer an der Hand den aus
dieser Erde hergestellten Tasbih (Ro-senkranz) hat und damit
Zikr (Gedenken an Allah mit Lobpreisung) durchführt, bekommt
eine gute Tat zugeschrieben.'
Hier müssen wir noch folgendes berücksichtigen: Man wusste
bereits in der Prophetenzeit über das bevorstehend Martyrium
von Imam Hussain (a.s.) und über die Heiligkeit seiner Erde,
obwohl Imam Hussain (a.s.) noch ein Kind war. Viele
zuverlässige Gelehrte der Ahl-as-Sunna berichten, von
Umm-ul-Fazl-Bint-ul-Haris, von den Gattinnen Rasulullahs, Umm
Salamah und Aischa, von Anas, Wahab, Zainab, Abu-Umame, Ibni
Abbas über folgende Hadith. In den meisten Überlieferungen
lautet es sinngemäß:
'Rasulullah (der Gesandte Gottes) hatte Hussain auf seinem
Schoß. Rasulullah weinte und hatte an der Hand eine Handvoll
Erde. Der Ravi (Überlieferer) fragte: (Oh Rasulullah, was ist
denn diese Erde?). Er sagte: 'Gabriel (a.s.) hat sie mir,
gebracht und teilte mir mit: 'Durch deine Ummah wird dein Sohn
in Kerbela Schahid (Märtyrer)'. Dann hat der Prophet die Erde
Umm Salama gegeben und sagte, wenn diese Erde sich (eines
Tages) blutig färbt, ist Hussain Schahid geworden. Umm Salama
sah am Tag vom Aschura, an dem Hussain das Martyrium
erreichte, in der Nacht einen Traum, in dem sich die Erde rot
färbte. Da-raufhin wachte sie auf und sah die Erde, die sie in
einer Flasche aufbewahrt hatte, in einer blutroten Farbe und
wußte, daß Imam Hussain Märtyrer geworden war'.
Die Erde von Imam Hussain (a.s) und die Aufbewahrung dieser
Erde in einer Flasche, die Heiligkeit dieser Erde, all das
wusste man nach der Geburt von Imam Hussain (a.s) bereits in
der Prophetenzeit. Der Prophet Mohammad (s.a.s.) teilte mit,
daß Imam Hussain, (a.s) als Demütiger das Martyrium erreichen
wird.
Die wahrhaftigen Gläubigen sind an den Spuren erkennbar,
die ihre Niederwerfung auf Erde hinterlassen. So heißt es im
Heiligen Qur’an:
Mohammad Ist der Gesandte Allahs. Und die mit ihm sind
hart wieder die Ungläubigen, doch barmherzig gegeneinander. Du
siehst sie sich beugen, sich niederwerfen in Gebet, Huld
erstrebend von Allah und Wohlgefallen. Ihre Merkmale sind auf
ihren Gesichtern - die Spuren der Niederwerfung. (Heiliger
Qur’an 48:29)