Der Widerspruch in der extremen Tendenz der sinnlichen
Erklärung
Diese extremen Tendenzen und Auffassungen aber laufen in
ihrer Mannigfaltigkeit, eine nach der anderen, in deutliche
Widersprüche. So war man von philosophischer Seite dazu
genötigt, die objektive Realität oder Wirklichkeit zu leugnen.
Das heißt, man griff dazu über, das Dasein, in dem wir uns
befinden, entweder im Ganzen oder im Detail zu ignorieren und
zu leugnen. Dies erfolgte, weil wir nicht über mehr als über
unsere Sinne verfügten, welche uns aber wiederum allein nur in
dem Maße Kenntnis und Erfahrung von den Dingen verschaffen, in
dem wir die Dinge in der äußeren Wirklichkeit um uns herum
damit auch wahrnehmen können. Wir nehmen die Dinge, die äußere
Wirklichkeit, nur so weit wahr, wie wir dazu mit unseren fünf
Sinnen in der Lage sind und nicht notwendigerweise so weit,
wie diese tatsächlich existieren. Wenn wir also etwas
wahrnehmen, dann können wir dessen Existenz auch nur so weit
durch unsere Sinne beweisen, in soweit wir dieses Ding
sinnlich wahrnehmen. Eine Existenz oder ein Dasein aber, dass
außerhalb der Erfassung und dem Erreichen unserer
Aufmerksamkeit in einer realen unabhängigen und
selbstständigen Weise über oder hinter unserer sinnlichen
Wahrnehmung existiert, können wir nicht beweisen. Das heißt,
würde zum Beispiel jemand in den Himmel schauen und den Mond
mit seinen Augen erfassen, könnte er sich doch nur davon
überzeugen, dass er mit seinen Augen gerade eben den Mond
wahrgenommen hat. Ob dieser jedoch wirklich dort am Himmel
existiert oder nicht, oder ob er auch zuvor und danach noch
dort existiert, diese Frage könnte man nicht beantworten.
Auf Grund dieser Einwände konnten die Anhänger dieser
Tendenz, der rein sinnlichen Wahrnehmung, auch selbst nicht
wirklich von ihrer Anschauung und Auffassung überzeugt und
befriedigt sein.
Deshalb nun gilt es einzusehen, dass die Tendenz der reinen
sinnlichen Wahrnehmung uns letztlich zu dem Ergebnis führt,
dass diese Form der Wahrnehmung und des Erkennens keine
unabhängige Form des Kenntniserwerbs und der
Erkenntnismethodik darstellen kann. Sondern es gilt sich
weiterer Mittelswege und Hilfsmittel zu bedienen, um zu einer
überzeugenden und zufrieden stellenden Erkenntnis zu gelangen.