Die Rolle der Erfahrungswissenschaft
Natürlich genügte es im Laufe der Zeit dem Menschen nicht
mehr, den Glauben an Gott an das Gewissen oder seine
intel-ligiblen Anlagen anzulehnen, da die Erfahrungen des
Menschen ihn vor die Aufgabe stellten, immer neue Fragen
aufzuwerfen und diese zu beantworten. Und während der Mensch
anfing die Geheimnisse des Universums durch sinnliche
Erfahrungen zu entschleiern, erhob sich der Anspruch auch Gott
mit diesen Fähigkeiten und diesen Mitteln zu erfassen. Denn
während der griechische Philosoph Aristoteles (gest. 322 v.Chr.)
in einem geschlossenen Raum über die Art der Beziehung von der
Bewegung, eines sich im All von einem Ort zum anderen
bewegenden Körpers, und der ihn bewegenden Kraft, nachsann,
machte sich der italienische Wissenschaftler Galileo Galilei
(gest. 1642 n.Chr.) daran, die im All befindlichen Körper so
nah, wie irgend möglich, sinnlich zu beobachten. Da es der
Wissenschaft auf diese Weise aber dennoch nicht möglich wurde,
das göttliche Dasein zu ergründen, behauptete man schließlich,
in der materialistischen Dialektik, dass Gott nicht existiere,
da Er von keinem der uns bekannten Sinne zu erfassen oder zu
erfahren sei.
Dies war natürlich ein grober und fahrlässiger Fehler, da
die Erfahrungen und Sinne nicht über den Verstand des Menschen
und sein Gewissen erhaben sind. Und überhaupt war es von
Anbeginn dieser Idee an falsch zu glauben, den Schöpfer durch
das Erschaffene erklären zu können. Tatsächlich gelangt der
Mensch zwar durch die Beobachtung der Natur und sein
Nachsinnen darüber zur Erkenntnis über das Dasein Gottes, und
er kann auch von diesen Kenntnissen und Erfahrungen seiner
Beobachtungen der Natur eine Kenntnis über Gott ableiten. Doch
niemals kann er Ihn mit der Schöpfung vergleichen oder
gleichsetzen. Dies wäre - um es etwas näher zu bringen -
genauso albern, wie bei der Betrachtung eines Autos etwa, sich
anhand des Automobils, ein Bild vom Hersteller machen zu
wollen. Solches vorgehen führt in keinem Falle zu einer
wirklichen Gewissheit, und hat auch nicht im geringsten Fall
etwas mit Wissen oder Wissenschaft zu tun, sondern ist eine
reine Spekulation.
Diese sinnliche Neigung des Menschen, die wir oben
erwähnten, bedeutet eine Ermunterung für jeden Forscher und
Wissenschaftler, hinsichtlich der göttlichen Naturgesetze und
Traditionen in Seiner Schöpfung und der Physik der äußeren
Welt, in zwei Phasen zu einer Entschleierung oder Entdeckung
dessen zu gelangen:
1. Phase: Die Phase der sinnlichen Wahrnehmung und der
Erfahrung, sowie der Ansammlung der von der Wahrnehmung und
Erfahrung erbrachten Informationen als geistige Bilder und
Begriffe.
2. Phase: Die Phase des Intellekts oder des Verstandes.
Dies ist die Phase der Analytik und Auswertung der gewonnenen
sinnlichen Erfahrungen anhand der intelligiblen Anlagen und
der bereits gewonnenen Erkenntnisse, um zu einer allgemeinen
und globalen Erklärung und Interpretation zu gelangen.
Selbstverständlich ist damit klar, dass die Phase der
sinnlichen Erfahrung keine wirklich wissenschaftliche Phase
ist, da kein Gelehrter dieser Welt allein unter Gebrauch
dieser unvollständigen Vorgehensweise auch nur ein einziges
Geheimnis dieser Welt gelüftet hat, ohne dabei von seiner
Ratio Gebrauch zu machen. So entdeckte Isaak Newton (gest.
1727) die Anziehungskraft zwischen zwei Körpern usw. nicht
etwa einzig durch seine direkte sinnliche Erfahrung, denn das
entdeckten auch andere. Alles was seine Sinne wahrnehmen
konnten, war ein Stein, der zu Boden fiel, oder der Mond der
sich um die Erde bewegt, oder auch die Bewegung der Gestirne
um die Sonne herum. Und so fing er an zu überlegen, wobei er
sich unter anderem der Theorien von G. Galilei und J. Kepler
bediente, wie er wohl eine allgemeine Erklärung für dieses
Phänomen, was noch keinen bestimmten Namen trug, formulieren
könnte. Und so gelangte er schließlich, nach reifer Überlegung
und geistigen Mühen sowie rationalen Schlüssen, zu seiner
Entdeckung von der allgemeinen Anziehungskraft und Schwerkraft
der Masse.