Die Schritte der Beweisführung
I. Hier begegnen wir einer Anzahl von Phänomenen, wie dem,
dass der Brief einen Namen deines Bruders trägt, der mit dem
deines Bruders übereinstimmt. Aber auch die Schrift, Form und
Ausdruck, in der dieser geschrieben wurde weisen die selben
Merkmale, wie die deines Bruders auf. Sogar die Dicke der
Schriftzeichen, die Nachdrucke, die beim Aufdruck durch den
Stift hinterlassen werden, gewisse Rechtschreibfehler oder
Ausdrucksschwächen, die von deinem Bruder wohlbekannt sind,
und der Inhalt, die darin zum Ausdruck kommenden Anschauungen
und andere dem Text zu entnehmende Informationen, alles weist
deutlich darauf hin, dass dieser Brief von deinem Bruder
geschrieben und an dich abgeschickt wurde.
II. Hier stellt sich die entscheidende Frage: Stammt dieser
Brief tatsächlich von meinem Bruder, oder kommt er von einer
anderen Person mit dem selben Namen? Hier entdeckst du, dass
du im Besitz einer treffenden Hypothese bist, die alle diese
Phänomene erklären und rechtfertigen kann; nämlich die, dass
dieser Brief tatsächlich von deinem Bruder stammt, womit es
selbstverständlich ist, dass diese (Person) die oben erwähnten
Merkmale besitzt.
III. Hier stellst du dir nun die Frage: Wenn dieser Brief
aber nicht von meinem Bruder stammt, sondern von einer anderen
Person, wie groß ist dann die Möglichkeit, dass in ihm alle
diese Merkmale und Besonderheiten zusammenkommen können, die
ich im ersten Schritt festgestellt habe?
Eine solche Möglichkeit verlangt nach einer wirklich großen
Anzahl von Annahmen. Denn damit wir diese Menge von
Besonderheiten und Merkmalen erreichen, müssen wir annehmen,
dass eine andere Person den gleichen Namen trägt, und deinem
Bruder, in der Ausführung seiner Schrift, dem Ausdruck und der
Form völlig gleicht, über die selben Informationen, Ansichten
und Gedanken verfügt, und außerdem die selben Fehler macht und
gleiche Bildung und Angewohnheiten sowie gleiches Betragen
besitzt. Eine solche Menge von Zufälligkeiten besitzt einen
sehr geringen Grad an Wahrscheinlichkeit, und desto mehr diese
Zufälligkeiten werden, die wir annehmen müssen, desto geringer
wird die Wahrscheinlichkeit.
IV. Solange das Zusammenkommen dieser Phänomene in diesem
Brief, unter der Annahme, dass er von einem anderen als meinem
Bruder stammt, eine höchst unwahrscheinliche Sache ist, ist
aufgrund ihres tatsächlichen Vorhandenseins, vorzugsweise
davon auszugehen, dass er tatsächlich von meinem Bruder
stammt.
V. Hier ziehst du eine Verbindung, zwischen der
Entscheidung, der du den Vorzug gegeben hast, und der geringen
Wahrscheinlichkeit, die du im dritten Schritt entschieden
hast. Diese Verbindung bedeutet, dass der Grad jenes Vorzuges
in gegenseitiger Umkehrung mit der Wahrscheinlichkeitsgeringe
in Beziehung steht. Je schwächer also der Grad jener
Wahrscheinlichkeit ist, desto überzeugender und wertvoller ist
der getroffene Vorzug. Und wenn es umgekehrt keine
Anhaltpunkte dafür gibt, dass der Brief von einem anderen als
deinem Bruder kommen sollte, dann gelangst du so zu der
vollständigen Überzeugung, dass er allein von deinem Bruder
stammt.
Dies war ein Beispiel aus dem alltäglichen Leben irgend
eines Menschen.