Der Qur´an im Islam
Ansichten gegenwärtiger Autoren über die Offenbarung und
das Prophetentum
Die meisten Autoren, die gegenwärtig über
die Religion schreiben, vertreten folgende Ansichten über die
Offenbarung und das Prophetentum im Qur´an:
Der Prophet (s.) sei ein
sozialpolitisches Genie gewesen, das sich erhoben habe, um die
menschliche Gesellschaft vor dem Verfall und der Barbarei zu
bewahren und sie zur Zivilisation und zur Freiheit zu führen.
Er habe seine lauteren Ansichten in Form einer umfassenden und
vollständigen Religion verkündet. Oder: Er sei eine reine
Seele mit sittlicher Größe gewesen, die in einer finsteren
Umgebung voller Gewalt, Geschwätzigkeit und Unordnung gelebt
habe, in der nur Selbstsucht, Plünderung, Diebstahl und
jegliche Art von Barbarei geherrscht haben.
Sie sagen: Er habe unter diesen
unangenehmen Umständen sehr gelitten, sich, wenn ihm alles
unerträglich wurde, zurückgezogen, einige Stunden in einer
Höhle in den Tihama-Bergen
in Abgeschiedenheit verbracht, den Himmel, die leuchtenden
Sterne, die Erde, die Berge, die Wüste und alle wertvollen
Dinge, die ihm die Schöpfung zur Verfügung gestellt hatte,
angestarrt und den Menschen bedauert, der von der Ignoranz so
heimgesucht worden sei, dass er sein wertvolles, vom Glück
beseeltes Leben in ein niedriges Dasein der Raubtiere
verwandelt habe.
Bis zu seinem vierzigsten Lebensalter
habe er unter diesen Empfindungen gelitten. Dann sei ihm ein
großer Entwurf gelungen, nach dem der Mensch aus dieser
traurigen Situation, die sich in Verwirrung, Zügellosigkeit
und Selbstsucht manifestierte, befreit werden sollte. Bei
diesem Plan handele es sich um die islamische Religion, die
die fortschrittlichste Religion ihrer Zeit war.
Der Prophet (s.) habe seine Gedanken für
Gottes Wort und göttliche Offenbarungen gehalten. Er habe mit
dem erhabenen Gott einen inneren Dialog geführt und seine
reine Seele, der diese Gedanken entsprungen seien, die von
seinem Herzen Besitz ergriffen haben, wurden „zuverlässiger
Geist“, „Engel Gabriel“ und „Engel der
Offenbarung“ genannt. Er habe alle Kräfte der Natur, die
zum Guten und zum Glück hinführen, Engel, und alle Kräfte, die
zum Bösen und zum Unglück hinfuhren, Satane und Dschinn
bezeichnet. Seine eigene Aufgabe, die er, einer Regung des
Gewissens folgend, übernahm, habe er dann die Berufung zum
Propheten genannt.
Gewiss, diese Erklärung stammt von denen,
die an einen Schöpfergott festhalten und aus Fairness dem
islamischen Religionssystem eine Bedeutung beimessen. Jedoch
diejenigen, die an keinen Schöpfergott glauben, halten
Prophetentum, Offenbarung, himmlische Aufgaben, Belohnung und
Bestrafung, Himmel und Hölle für eine Religionspolitik von der
Art gutgemeinter Lügen. Sie sagen, die Propheten seien
Reformisten gewesen, die einige Bestimmungen in Form von
Religion zur Verbesserung der menschlichen Gesellschaft
gebracht haben. Da die Menschen vergangener finsterer Zeiten
unwissend und abergläubig waren, haben die Propheten ihr
Religionssystem auf eine Reihe von Aberglauben wie Ursprung
und Auferstehung aufgebaut.