Quran im Islam
Der Quran im Islam

Mehr zum Autor siehe: Allama Sayyid Muhammad Husain Tabatabai

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Der Quran im Islam

Der Quran hat einen äußeren und einen inneren Sinn

Gott der Erhabene sagt in seinem heiligen Wort:

„Und dienet Allah und gesellt ihm nichts bei.“ (4:36)

Der äußere Sinn dieses Verbots ist die Untersagung der damals üblichen Götzenanbetung, wie es auch andernorts heißt:

„Darum meidet die Verunreinigung durch die Götzen.“ (22:30)

Doch eine nähere Betrachtung und Überlegung führt zu der Erkenntnis, dass die Götzenanbetung deswegen verboten ist, weil dadurch einem anderen außer Gott Demut und Ergebenheit bezeugt wird. Dieses Verbot beschränkt sich nicht auf die Anbetung der Götzen, sondern schließt die Anbetung des Satans ebenfalls ein, wie es z.B. aus dem folgenden Vers ersichtlich ist:

„Habe ich euch, ihr Kinder Adams, nicht verpflichtet, nicht dem Satan zu dienen?“ (36:60)

Bei einer weiteren Analyse erkennen wir, dass es da keinen Unterschied gibt zwischen dem Gehorsam gegenüber den anderen und dem Gehorsam eigenen Wünschen gegenüber. Wie man sich der Willkür der anderen nicht unterwerfen darf, darf man sich auch nicht seinen eigenen Neigungen gegen Gott den Erhabenen unterwerfen:

„Hast du denn einen gesehen, der seine persönliche Neigung sich zu seinem Gott gemacht hat?“ (45:23)

Eine noch genauere Analyse führt zu der Erkenntnis, dass diese Aufmerksamkeit keinem anderen außer Gott gebührt. Denn die Hinwendung zu einem anderen außer Gott bedeutet, dass man ihm Unabhängigkeit verleiht und ihm gegenüber klein und demütig wird. Und das ist nichts anderes als die Anbetung eines anderen. Gott der Erhabene sagt:

„Wir haben ja viele von den Dschinn und Menschen für die Hölle geschaffen. ... Das sind die, die (alles) unbeachtet lassen.“ (7:179)

Wie schon erwähnt, geht aus dem Vers „und gesellt ihm nichts bei“[1] zunächst hervor, dass der Mensch die Götzen nicht anbeten soll, und bei einer näheren Betrachtung, dass er keinen anderen außer Gott anbeten darf, bei einer weiteren Betrachtung, dass er nicht einmal seinen eigenen Neigungen folgen darf, und bei einer noch weiteren Betrachtung, dass er seine Aufmerksamkeit keinem anderen außer Gott widmen soll.

Dieser Prozess, d.h. die Entstehung einer ersten einfachen Bedeutung aus dem Vers und die Ableitung einer weiteren Bedeutung daraus sowie die Entdeckung weiterer tieferer Bedeutungen, ist für den gesamten Quranischen Text relevant. In Anbetracht dieses Sachverhalts wird der Sinn einer Prophetenüberlieferung, die in den Überlieferungs-Büchern und Kommentaren überliefert worden ist, erst recht klar:

„Der Quran hat Äußeres und Inneres. Auch im Inneren gibt es Inneres bis zu siebenmal.“[2]

Aus dem bisher Gesagten ist zu schließen, dass der Quran einen inneren und einen äußeren Sinn hat. Sie ergänzen sich gegenseitig und stehen einander nicht diametral entgegen. D.h., die äußeren und inneren Bedeutungen heben sich gegenseitig nicht auf.

[1] Heiliger Quran 4:36

[2] Siehe dazu die Quran-Exegese von Schafii (767-820 n.Chr.) und Safinat al-Bihar

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