Quran im Islam
Der Quran im Islam

Mehr zum Autor siehe: Allama Sayyid Muhammad Husain Tabatabai

Zum Inhaltsverzeichnis

Der Quran im Islam

Die Methode der schiitischen Exegeten und ihre Exegetengenerationen

Die erwähnten Exegetengenerationen waren alle Sunniten, deren Methode von Anfang an durch die Einbeziehung der über die Gefährten und ihrer Nachfolger überlieferten Prophetenüberlieferung in die Exegese bestimmt war. Freies Ermessen wurde als “Idschtihad“ (selbständige Rechtsfindung) gegen ein unwiderlegliches Zeugnis betrachtet. Doch schließlich erlaubte sich die sechste Generation, nach eigenem Urteil zu verfahren, nachdem viele Unstimmigkeiten, Widersprüche und Fälschungen unter den Überlieferungen entdeckt wurden.

Die Methode der schiitischen Quran-Exegese unterscheidet sich von der oben erwähnten. Infolgedessen ist auch die Einteilung der Exegetengenerationen bei den Schiiten anders als bei den Sunniten. Die Schiiten erkennen aufgrund des Quranischen Gebotes die Meinung des Propheten (s.) bei der Exegese als unwiderlegbaren Beweis an. Die Meinungen der Prophetengefährten und ihrer Nachfolger haben für sie, wie auch für andere Muslime, nur dann Beweiskraft, wenn sie auf die Aussagen des Propheten (s.) zurückgeführt werden. Mit dem Unterschied, dass die Schiiten aufgrund einer lückenlosen und verbürgten Thaqalain-Überlieferung[1] der Ansicht sind, dass die Aussprüche der Mitglieder der Prophetenfamilie die gleiche Beweiskraft besitzen wie die Aussprüche des Propheten selbst. Daher beschränken sie sich bei der Benutzung der Überlieferungen in der Exegese nur auf die Aussprüche des Propheten und der Mitglieder seiner Familie. Sie stellen ihre Exegetengenerationen wie folgt auf:

Der ersten Generation gehören die Exegeten an, welche die Exegese von dem Propheten (s.) und den Imamen der Prophetenfamilie (a.) gelernt, sie in den Usulwerken[2] ohne besondere Ordnung aufgenommen und überliefert haben. Das sind Exegeten wie Zurara, Muhammad ibn Muslim, Maruf, Dscharir und andere.

Der zweiten Generation gehören Exegeten wie Furat ibn Ibrahim, Abu Hamza al-Tali, Ayyaschi, Ali ibn Ibrahim Qumi und Numani an, die zum ersten Male eigene Kommentarwerke verfasst haben. Die Methode dieser Generation bestand wie die Methode der vierten Generation der sunnitischen Exegeten darin, dass sie die von der ersten Generation überlieferten Überlieferungen mit Angabe der Überlieferungskette ohne eigene Meinungsäußerung in ihren Werken aufnahmen.

Da die Imame[3] in einer relativ langen Zeit, d.h. fast dreihundert Jahre, zur Verfügung standen, gibt es unter diesen beiden Generationen keine zeitliche Abfolge, sondern vielmehr Interferenzen. Unter ihnen gab es nur wenige, welche die Überlieferungen ohne Angabe der Überlieferer vermerkten. Als Beispiel sei hier der Kommentar von Ayyaschi erwähnt, den ein Schüler des Exegeten durch Auslassung der Überlieferungsketten gekürzt hat. Und dieser gekürzte Kommentar hat das Original verdrängt.

Die dritte Exegetengeneration bilden die Vertreter verschiedener Wissenschaften, die wie Sayyid Radhi[4] die literarischen, Saih Tusi die theologischen, Sadr al-Mutallihin Schirazi die philosophischen Mittel oder aber wie Maybudi Gonabadi, Saih Abd Ali Huwaizi, Sayyid Haschim Bahrani, Faid Kaschani, Burhan und Schafi verschiedene Mittel zu Hilfe nahmen. In seinem Kommentar Magma al-Bayan argumentiert Scheich Tabrizi mit den Mitteln der Lexikographie, Syntax, Rezitation, Theologie und Überlieferungswissenschaft.

[1] Siehe Erläuterung im Abschnitt “Der Quran als Grundsatzprogramm des menschlichen Lebens.“

[2] Bezeichnung der ersten Sammlungen von Überlieferungen bei Schiiten, wie z.B. Usul-Kafi

[3] Gemeint sind die 12 reinen Imame der Ahl-ul-Bait (Prophetenfamilie)

[4] Er hat u.a. die berühmte Sammlung der Predigten, Reden und Briefe Imam Alis (a.) mit dem Titel “Nahdsch-ul-Balagha“ zusammengestellt.

Links zum Thema

© seit 2006 - m-haditec GmbH - info@eslam.de