Quran im Islam
Der Quran im Islam

Mehr zum Autor siehe: Allama Sayyid Muhammad Husain Tabatabai

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Der Quran im Islam

Die sieben Leser

Sieben Leser der dritten Generation erlangten eine besondere Berühmtheit. Sie galten als Autoritäten, die alle anderen Leser übertrafen. Ihre Lesarten wurden zwar den zahlreichen Überlieferern weitergereicht, doch jeweils nur zwei Überlieferer brachten es auf diesem Gebiet zum nötigen Ansehen. Die sieben Leser und ihre Überlieferer sind der Reihe nach:

Der 1. ist Ibn Kathir aus Mekka, und seine Überlieferer sind Qunbul und al-Bazzi über einen Mittler.

Der 2. ist Nafi aus Medina, und seine Überlieferer sind Qalun und Warsch.

Der 3. ist Asim aus Kufa, und seine Überlieferer sind Abu Bakr Schuba ibn Ayyasch und Hafas. Der heute unter den Muslimen verbreitete Quran entspricht der Lesart von Asim nach der Überlieferung von Hafas.

Der 4. ist Hamza aus Kufa, und seine Überlieferer sind Halaf und Hallad über einen Mittler.

Der 5. ist Kisai aus Kufa, und seine Überlieferer sind al-Duri und Abu al-Harith.

Der 6. ist Abu Amr ibn Ala aus Basra, und seine Überlieferer sind al-Duri und Sawasi über einen Mittler.

Der 7. ist Ibn Amir aus Damaskus, und seine Überlieferer sind Hischam und ibn Dikwan über einen Mittler.

Anerkannt sind außer den sieben kanonischen Lesarten noch die Lesarten der drei Quran-Leser Abu Dschafar, Yaqub und Halaf.

Es gibt noch andere Lesarten, die vereinzelt von den Gefährten des Propheten überliefert worden sind, und daneben die nicht anerkannten Sadd-Lesarten sowie jene Lesarten, die von Imamen aus dem Hause des Propheten überliefert worden sind. Es gibt allerdings Überlieferungen von den Imamen (a.), die die Anweisung enthalten, dass den kanonischen Lesarten zu folgen sei.

Die sunnitischen Gelehrten erkennen die Sieben Lesarten allgemein als Mutawatir[1] an. Andere legen die bekannte Prophetenüberlieferung „Der Quran wurde auf sieben Buchstaben offenbart“ so aus, als seien damit die Sieben Lesarten gemeint, und sie seien daher lediglich anerkannt, aber nicht Mutawatir.[2]

Zarkeschi schreibt in Burhan: „Es ist zwar richtig, dass uns die sieben Lesarten durch eine lückenlose Überlieferungskette erreicht haben, doch es ist fraglich, ob sie auf den Propheten zurückgeführt werden können, denn ihre Überlieferung ruht in jeder Generation auf der Aussage einzelner.“[3]

Makkai hat gesagt: „Wer meint, dass die Lesart der Leser wie Nafi und Asim mit den in der Prophetenüberlieferung erwähnten sieben Buchstaben zu tun habe, befindet sich in einem offensichtlichen Irrtum. Dieser Meinung liegt die Annahme zugrunde, dass die unterschiedlichen Lesarten anderer Religionsgelehrten keine richtige Quran-Lesung seien. Diese Meinung ist jedoch eindeutig falsch. Die früheren Gelehrten, wie Abu Ubaid Qasim ibn Salam, Abu Hatim al-Sigistani, Ismail al-Qadi, die Lesartensammlungen verfasst haben, geben zahlreiche andere Leser an.“ „Anfang des dritten Jahrhunderts nach der Auswanderung war in Basra die Lesart von Abu Umar und Yaqub, in Kufa die Leseart von Hamza und Asim, in Damaskus die Lesart von Ibn Amir, in Mekka die Lesart von Ibn Kathir und in Medina die Lesart von Nafi üblich. Anfang des vierten Jahrhunderts ersetzte Ibn Mudschahid die Lesart von Yaqub durch die von Kisai.“

„Der eigentliche Grund, warum sich die Leute die Lesarten der Sieben aneigneten, obwohl viele andere Leser ebenso gut oder noch besser waren, ist, dass die Zahl der Lesartenüberlieferer derart anstieg, dass es den Muslimen zunehmend schwerfiel, so viele Überlieferungen auswendig zu lernen oder aufzubewahren. Daher wurde beschlossen, einige von ihnen, deren Lesarten mit der Schrift des Mushaf übereinstimmten und leichter zu lernen und aufzubewahren waren, auszuwählen.“

„Mit Rücksicht darauf, dass jeweils eins der fünf Quran-Exemplare von Uthman nach Mekka, Medina, Kufa, Basra und Damaskus geschickt worden war, wurde in jeder dieser Städte ein Leser ernannt, dessen Lesart dort üblich wurde.“

„Wie Ibn Mudschahid hat auch Ibn Dschubair in seinem Buch über die Lesearten von sieben Lesern nur fünf aus diesen Städten erwähnt. Doch später haben Ibn Mudschahid und andere mit Rücksicht auf eine Überlieferung, die besagt, dass noch zwei Quran-Exemplare in den Jemen und nach Bahrain geschickt worden seien, alle sieben Leser erwähnt.“

„Da über die in den Jemen und nach Bahrain übersandten Exemplare nichts Näheres bekannt war, wurden die Namen von zwei Lesern aus Kufa zur Vervollständigung der gewünschten Anzahl den Namen der fünf hinzugefügt.“

„Zufällig stimmte sie mit der Zahl überein, die in der Propheten-Überlieferung ,Der Quran wurde auf sieben Buchstaben offenbart' erwähnt wird. Leute, die die Zusammenhänge nicht kannten, müssen geglaubt haben, dass der Prophet mit den sieben Buchstaben sieben Lesarten gemeint habe.“

„Wie dem auch sei, die zuverlässige Lesart ist diejenige, die auf einer Überlieferung mit direkter Zeugenkette beruht und mit den Regeln der arabischen Sprache sowie der Schriftart des Mushaf übereinstimmt.“ (Soweit verschiedene Zitate von Makkai)

Qurab sagt in Mathani: „Dass wir uns an den Lesarten der Sieben Leser orientieren sollen und nicht an denen der anderen, hat weder einen besonderen Sinn, noch geht es auf eine Überlieferung zurück. Einige spätere Verfasser haben diese sieben Lesarten gesammelt und veröffentlicht, erst dann ist der Eindruck entstanden, als ob andere Lesarten nicht zulässig seien. Doch das hat bislang keiner behauptet.“[4]

[1] Die auf zahlreiche, untereinander verschiedene Quellen zurückgehende Überlieferung. Vgl. Bihar, Band über den Quran, Itqan, Band 1, Seite 47.

[2] Itqan, Band 1, Seite 82

[3] Itqan, Band 1, Seile 82

[4] Itqan, Band 1, Seite 83

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