Rosenöl
Rosenöl (Hammer-Purgstall)

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1813 n.Chr.

Mehr zum Tema siehe: Rosenöl (Hammer-Purgstall)

Rosenöl - Joseph von Hammer-Purgstall

31. Die Wage

[Rand: S. 226.] In derselben werden alle guten und bösen Werke abgewogen, mit der größten Genauigkeit, und findet sich des Guten nur so viel mehr, als das Gewicht eines Sonnenstäubchens beträgt, so erhält der Sünder Verzeihung. Nach der Meinung der größten Gottesgelehrten wird nur das Leben derjenigen Menschen abgewogen, die an das jüngste Gericht, und Himmel und Hölle glauben; die Freigeister[310] aber, die von alle dem Nichts glauben, werden ungewogen verdammt.

Im Koran heißt es von der Wage:

Die Wage ist aufgestellt am Tage des Gerichtes. Glücklich sind diejenigen, deren gute Werke überwiegen, diejenigen hingegen, deren gute Werke zu leicht befunden werden, haben ihre Seelen ins Verderbnis gestürzt, weil sie unsere Wunderzeichen Lügen strafen wollten. Am Tage des Gerichts, sprach der Prophet nach einer von Ins aufbehaltenen Überlieferung soll die verschriebene Tinte der Gottesgelehrten, und das vergossene Blut der Glaubenshelden gegen einander abgewogen werden, und die Tinte das Übergewicht über das Blut behalten.

Nach der Meinung der Meisten wird es nur eine einzige Wage geben für alle Menschen und ihre Handlungen. Nach Andern soll jeder Mensch mit besonderer Wage und Gewicht gewogen werden, nach seinen verschiedenen Naturanlagen und Fähigkeiten, und Lebensumständen.

Wasserbecken. [Rand: Feraid. S. 227.]

Auf dem Gerichtsplatze sind so viele Basins als Propheten; jeder derselben trinkt aus dem seinigen ehe er ins Paradies eingeht, um sich den Leib von Allem Irdischen zu reinigen.[311]

Der größte und schönste dieser Basins ist der des Propheten Mohammeds. Er selbst hat mehr als einmal davon gesprochen:

Von einem Ecke meines Wasserbeckens bis zum andern ist ein Monat Weges; das Wasser ist weißer als Milch, und duftender als Moschus; die Trinkgeschirre zahlreicher als die Sterne des Himmels; wer einmal davon trinket, den dürstet nimmer.

Und nach einer andern Überlieferung:

Das Bette meines Beckens besteht statt aus Sand, aus Perlen und Rubinen; die Erde rund umher duftet besser als Moschus, das Wasser ist süßer als Honig, und kälter als Schnee. Ich werde mich der Erste zum Becken verfügen, und dort Eurer warten; wer dahin kömmt und davon trinket, der dürstet nimmer nach Irdischem, und wer nach Irdischem nicht dürstet, der geht ins Paradies ein.

Weiters nach einer Überlieferung von Ins:

Vier Säulen stehen um mein Wasserbecken. Die erste umfasst Ebubekr, die zweite Omar, die dritte Osman, die vierte Ali mit der Hand. Wer den Ebubekr liebt, und dem Omar zürnt, dem gibt Ebubekr nicht zu trinken; wer den Osman liebt, und dem Ali zürnt, dem gibt Osman nicht zu trinken. Wer den Omar liebt, und dem Ebubekr zürnt, dem gibt Omar nicht zu trinken; wer den Ali liebt, und dem Osman zürnt, dem gibt Ali nicht zu trinken. Wer vom Ebubekr Gutes spricht, dessen Glaube ist befestiget. Wer vom Omar Gutes spricht, dessen Islam liegt am Tage. Wer von Osman Gutes spricht, ist mit Gottes Licht erleuchtet. Wer von Ali Gutes spricht, schwingt sich zu höherem Ziel empor. Wer von meinen Jüngern Gutes spricht, ist ein Rechtgläubiger, und wer Böses spricht, ein lasterhafter Betrüger.

Und wieder nach einer andern Überlieferung:

Ich stehe dann (am Tage des Gerichtes) am Becken, und harre der Kommenden. Man wird Einige zurückweisen wollen, ich aber werde sprechen: »O Herr! sie sind von mir und meinem Volke. Aber du weißt nicht, wird mir zur Antwort werden, was sie nach dir getrieben haben auf Erden.« Dann sprech' ich für sie beim Herrn.

Nach einer von Omar selbst aufbehaltenen Überlieferung sprach der Prophet:

Das Paradies ist allen Propheten verschlossen, bis ich werde hineingegangen sein, und es wird verschlossen sein allen Völkern, bis hineingegangen sein wird das meinige.

Über die Art, wie die Bösen am Tage des Gerichts vorgeladen werden, belehrt uns die folgende von Hafis Ebun-naim und von Sianddin Caab aufbewahrte Überlieferungsstelle:

Gott der Herr wird zu den Folterengeln sprechen: Schleppet diejenigen aus Mohammeds Volk, die große Verbrechen begangen haben, ins ewige Feuer. Dann greifen die Folterengel die Männer beim Bart, die Weiber bei den Haaren, und schleppen sie fort.

Die härteste Behandlung am Tage des Gerichts erleiden diejenigen, so die Diener Gottes auf Erden am härtesten behandelt haben.

Wer das Gebet sorgfältig verrichtet, erhält Erleuchtung, und Zurechtweisung, und Rettung von den Peinen des Gerichts.

Die Richter und Vorsteher, die Emire und Wesire, werden am Tage des Gerichts herbeigeführt mit auf den Rücken gebundenen Händen, um Rechenschaft zu geben von ihrer Herrschaft und Verwaltung.

Die Scheidungsbrücke. [Rand: Feraid. S. 234.]

Nachdem nun auf diese Art die guten und bösen Werke abgewogen sein werden, geht der Zug nach der Brücke Sirat. Die Menschen teilen sich in Haufen nach ihren verschiedenen Religionen, und folgen dem Gegenstande ihrer Verehrung, der vor ihnen hergeht.

Die, so die Sonne angebetet haben, folgen der Sonne, die Anbeter des Mondes dem Monde, die Götzendiener ihren Götzen in die Hölle.

Die Brücke Sirat ist über die Hölle gespannt, und mit derselben zugleich erschaffen worden. Nach der Meinung der glaubwürdigsten Imame ist dieselbe dreitausend Jahre Weges lang. Tausend Jahre steigt man mit dem Bogen empor, tausend Jahre geht man eben fort, und tausend Jahre lang senkt sich der Bogen. Sie ist feiner als ein Haar, und schärfer als ein schneidend Schwert. Die verschiedenen rechtgläubigen Völker gehen stillschweigend über dieselbe unter Vortritt ihrer Propheten, die allein den Mund zu öffnen und zu Gott zu flehen wagen. Sie beten mit lauter Stimme: Sellim! Sellim! das ist: Rette uns, rette uns, o Herr! denn die Flammen der Hölle schlagen wild und fürchterlich empor von beiden Seiten der Brücke, aus den Tiefen des Abgrunds; aber auf Gottes Befehl bilden sie einen kühlenden Laubengang, unter dem die Rechtgläubigen mit ihren Propheten unbeschädigt weggehen.

Der Gang und Schritt selbst der Rechtgläubigen wird verschieden sein nach ihren verschiedenen Verdiensten. Die Propheten werden hinüber wandeln den Gang des Blitzes, die großen Gottesgelehrten und Kirchenväter wie reißende Sturmwinde; die Blutzeugen wie Pferde im vollsten Wettrennen; die Frommen in gutem Posttrab. Die Ungläubigen und Lasterhasten hingegen wie Esel und Maulesel, schwer bebürdet mir ihrer Sündenlast. Sie können sich unmöglich im Gleichgewichte erhalten, sondern stürzen haufenweise hinab in den Abgrund der Hölle von der Brücke, die auf diese Art die Guten von den Bösen scheidet.

Über die Schnelligkeit dieses Überganges der Gerechten darf man sich um so weniger einen Zweifel erlauben, als man davon in der Natur täglich Beispiele hat, und der Allmacht Gottes nichts unmöglich ist. Wirklich werden einige Heilige so schnell hinübergeführt werden, dass sie gar nicht wissen sollen, dass sie die Scheidungsbrücke und die Hölle passiert haben. Wo? werden sie bei ihrem Eintritt ins Paradies die begleitenden Engel fragen: wo ist die Brücke Sirat und das Höllenfeuer geblieben? Wir haben die Brücke passiert, werden die Engel antworten, und das Höllenfeuer habt ihr nicht gesehen, weil es vom Glanze Eures Angesichts verdunkelt ward.

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