Notiz
Notiz der sieben orientalischen Werke, welche den Innhalt
des ersten Theiles hergegeben.
I. Adschaib al-machlukat ve gharaibalmevdschudat li
Zekeria Ben Mohammed Alkasvini
Die Wunder der Geschöpfe, und die Seltenheiten der
bestehenden Dinge, von Zacharias Ben Mohammed aus Caswin.
Das berühmteste Werk des Morgenlandes über die
Naturgeschichte, aus dem jedoch außer einigen hier angewandten
Sagen, und solchen Auszügen, wie sie Chezy in Silvestre de
Sacy's vortrefflicher Ehrestomathie geliefert hat, wenig
wahrer Nutzen für die Wissenschaft zur hoffen ist.
Siehe auch Herbelot unter Agiaib al-makhlukat und Desacy's
Chrestomathie arabe, Tome III. pag. 414.
II. Elbedajet ven-nihajet fit-tarich li Ibn Kessir
Der Anfang und das Ende in der Geschichte, von Ibn Kessir.
Arabisch.
Der ganze Name des Verfassers ist Imam Hafis Amadeddin
Ebilfeda Ben Omer, mit dem Zunamen Ben Kessir aus Damask,
gestorben im I. 774 d.H., 1372.
In zehn Foliobänden eine Weltgeschichte, von der Schöpfung
angefangen, bis auf das Jahr 771 oder 1369. Die Geschichte vor
Mohammed ist in Hauptstücke eingeteilt, mit dem Texte des
Korans und der mündlichen Überlieferung belegt. Vom Propheten
an ist dieselbe nach der Reihe der Jahre geordnet.
Hadschi Chalfa und nach ihm Herbelot unter Tarikh Ebn
Kethir.
III. Tarich et-tabari, d.i. Geschichte Tabari's
unter dem vollständigen Titel: Tarich al umem vel muluk, d.i.
Geschichte der Völker und Könige, von Mohammed Ebu Dschafer
Mohammed Ben Oscherir, aus Tabaristan gebürtig.
Eine der berühmtesten arabischen Geschichten vom Anfange
der Welt bis auf das Jahr d.H. 329., n. Ehrist. Geb. 921.
Das sehr bändereiche arabische Original ist längst verloren
gegangen, und das heut unter diesem Titel im ganzen
Morgenlande gerühmte persische Werk ist ein übersetztes
Kompendium. Der persische Übersetzer war Ebu Ali Mohammed
El-belai, einer der Wesire der Dynastie Saman. Aus dem
Persischen ward es ins Türkische übersetzt, und aus dem
Türkischen diese Auszüge ins Deutsche.[14]
IV. Enisal-dschelis ve nedim er-rebis. Der traute
Beysitzer, und der treffliche Gesellschafter.
Eine arabische Sammlung von Anekdoten, Sprüchen,
Ueberlieferungen und Versen.
V. Iskendername. Die Geschichte Alexanders.
Mehrere persische Dichter haben die Taten Alexanders zum
Stoffe ihrer Werke gewählt, wie die Dichter des Mittelalters
die Taten Carls des Großen und seiner Paladine. Die
berühmtesten sind Nisami, Mir Ali Schirwani, Achmed Kermani,
und Emir Suleiman. In Nisami's Pendsch Kendsch oder
Fünftelschatz (dies ist der Name der Sammlung seiner
episch-romantischen Gedichte) ist das Iskendername das fünfte,
auch unter dem Titel Ehiridname oder Weisheitsbuch bekannt.
Von einem großen türkischen Iskendername in mehreren Bänden
ist dem Übersetzer bloß der vierte zu Gesicht gekommen.
VI. Suleimanname
Salomon's Geschichte gab, wie die Taten Alexanders, mehr
als einem persischen und türkischen Geschichtsschreiber, Stoff
zur Behandlung. Schemseddin Achmed Ben Mohammed aus Siwas, und
Mewlana Achmed Kermani werden von Hadschi Chalfa als türkische
Bearbeiter dieser Geschichte genannt. Vermutlich ist einer
dieser Beyden derselbe mit dem türkischen Ferdosi, dem
Verfasser des aus siebzig Foliobänden bestehenden
Suleimanname, wovon nur sechs, nämlich der ein- zwei- drei-
vier- fünf- und sechs und sechzigste zu diesen Auszügen
benutzet werden konnten.
Unglaublich scheint es, dass ein Menschenleben lang und
wohlfeil genug sei, um dasselbe auf die Zusammenschreibung von
dreihundertsechzig Bänden solcher Größe und solchen Innhaltes
zu verwenden. Und doch war dies, wenn wir Latifi Glauben
beimessen dürfen, mit unserm Verfasser, der unter Sultan
Bajased II. lebte. Der Sultan wählte aus den
dreihundertsechzig, achtzig Bände, und ließ die übrigen
verbrennen. Nach allen auf dem Büchermarkte und in den
Bibliotheken zu Konstantinopel angestellten Nachfragen
existieren der Bände nicht mehr als siebzig, die sehr selten
komplett in den Bücherauktionen um zwei bis dreitausend
Piaster verkauft werden.
Siehe auch Latifi biographische Nachrichten von
vorzüglichen türkischen Dichtern, S. 251.
VII. Feraidal-fevaid fi bejan al akaid
Zahlperlen, nützlich zur Erklärung der Glaubensartikel, von
Casisade Istamboli Achmed Effendi. Quart, 293 S., gedruckt zu
Skutari i.I.d. H 1220. (1805.)
Ein sehr geschätztes dogmatisches Werk, worin das
Wesentlichste der islamitischen Glaubenslehre zusammengefasst
ist. Es befolgt die Ordnung der sechs vornehmsten
Glaubensartikel nach der bekannten Formel: Ich glaube an Gott,
und seine Engel, und seine Schrift, und seine Gesandten, an
die letzten Dinge und an die Vorherbestimmung.
Eh der Herr Himmel und Erden schuf, schuf er [Rand: Ibn
Kessir.] sein Gezelt, und den Thron, und die Tafel des
Schicksals.
Arsch, das Gezelt Gottes, aus funkelndem Rubine, umspannt
die ganze Welt, hoch erhaben über dem letzten der Himmel, eine
Strecke von fünfzigtausend Jahren Weges. Acht Cherubim tragen
dasselbe auf ihrem Rücken, unaufhörlich den Herrn preisend mit
Wechselgesang; vier derselben singen:
Lob und Preis dir unser Gott!
Deiner Weisheit,
Deiner Sanftmut.
und die vier andern antworten:
Lob und Preis dir unser Gott!
Deiner Allmacht,
Deiner Güte.
So singen sie unaufhörlich fort durch Aeonen. Unter dem
Gezelte steht Kursi Gottes Thron. In Vergleich mit seiner
Größe sind die sieben Himmel, und die sieben Erden ein
Ringlein hingeworfen auf weites unübersehbares Feld.
Aus einer einzigen Perle besteht Laub die Tafel des
Schicksals, lang wie die Entfernung vom Himmel zur Erde, breit
wie der Raum zwischen Osten und Westen. Ein Engel hält
dieselbe auf seinem Schooße zur Rechten des Throns. Aus Licht
ist die Feder gewoben, und Licht ist die Schrift des ewigen
Rathschlusses, der Tod und Leben, Glück und Unglück, und das
ganze Menschenloos vorherbestimmt. Jedem Menschen ist eine
Abschrift des ihn betreffenden Dekretes mit unsichtbaren
Buchstaben an die Stirne geschrieben.
In sechs Tagen, jeder zu tausend Sonnenjahren, schuf Gott
die Himmel und Erden, und was darinnen ist. Sechstausend Jahre
soll die Welt währen, die Dauer der Schöpfungszeit ward
bestimmt zur Dauer der Schöpfung.
Zuerst schuf Gott das Gewässer. Sein Hauch wehte, da regten
sich die Wasser, und stiegen auf in Dünsten, woraus er die
Himmel, und sanken als Niederschlag, woraus er die Erden
schuf. Aber haltungslos flutete die Erde von den Wassern hin
und her getrieben, da schuf Gott einen Engel ungeheurer [Rand:
Adschaib.] Größe, dem Er die Erde festzuhalten befahl. Der
Engel streckte eine Hand nach Osten und die andere nach Westen
aus, und hielt die Erde, die dennoch schwankte.
Da schuf Gott unter den Füßen des Engels, dass er fest
stehen möge, eine Felsenmasse aus grünem Edelstein. Aber die
Erde schwankte noch immer. Nun bürdete der Herr die
Felsenmasse dem Rücken und den Hörnern eines ungeheuren
Stieres auf, der vierzigtausend Augen hat, und eben so viele
Ohren und Nasen, und Mäuler und Zungen und Füße, von deren
einem zum andern fünfhundert Jahre Wegs sind. Ciwan ist der
Name des Stieres; aber die Erde bewegte sich noch immer. Da
unterlegte der Herr den Füßen des Stieres, den Rücken eines
Fisches, dessen Größe alle Beschreibung übersteigt. Ein
einziges seiner Nasenlöcher fasset alle Meere der Erde; sein
Name ist Behemoth.
Behemoth ruht in dem Gewässer, das Gewässer auf der Luft,
die Luft auf dem finstern noch unentworrenen Chaos.
So waren zwei Tagewerke der Schöpfung vollbracht, und der
Herr dachte, dass es gut sei; allein da regte sich Behemoth in
dem Gewässer, der Stier, und der Fels, und der Engel
erzitterten, die Erde drohte zu zerbeben. Als Gott sah, dass
sie noch keinen Bestand hatte, so schuf er am dritten Tage die
Berge als Schließen und Pfeiler, welche dieselbe
zusammenhalten und stützen, wenn sich Behemoth regt in den
Tiefen des Gewässers. Nun sah Er, dass es gut war. Am vierten
schuf er die Tiere und Pflanzen. Am fünften und sechsten
schmückte er die Himmel mit Sonnen und Mond und Sternen und
mit ihren Bewohnern, den Engeln und Dschinnen. Der Sonne, dem
Mond und den Planeten werden ihre Genien zugeteilt, welche
dieselben aus ihren Bahnen leiten, und den Staat der Gestirne
bilden.
[Rand: Nach den Gemälden des Adschaib.] Der volle Mond, ein
Jüngling von vierzehn Jahren, voll blühender Schönheit, in
sanfter Ruhe hingegossen auf den azurnen Polster des Himmels,
versendet Glanz und stille Klarheit von seinen strahlenden
Wangen.
Merkur, der Gelehrte, und Geheimschreiber voll
scharfsinniger Kenntnis und listiger Anschläge, ein
vortrefflicher Mathematiker, Staatsmann, Dichter und Redner,
sitzt sinnend, den Kopf auf das Knie geneigt, bald mit dem
Buch, bald mit der Rolle in der Hand, lesend oder schreibend.
Venus, die Lautenspielerin und Tänzerin, entlockt ihrer
Laute die himmlischen Töne, welchen die Sphären entzücket
horchen, und führt den Reigen der Sterne an.
Sol, der große König, thront, vom Strahlenkranz seiner
Majestät umgeben, in höchster Herrlichkeit. Mit beiden Händen
hält er Löwen oder Sphinre, das ist, die Ungeheuer der
Finsternis, die er siegend bezwungen. Genien umschweben ihn
huldigend, und tauchen ihre weit ausgebreiteten vielfarbigen
Flügel in den Glanz seines Angesichts. Lob, Ehr und Preis dem
Herrscher der Sterne, dem Bezwinger der Finsternis, dem
gewaltigen Sieger!
Mars, der Krieger, zeigt mit blinkendem Schwerdte aufs
abgehauene Haupt hin, das er in seiner Linken halt.
Jupiter, der Richter, spricht, was Rechtens ist, aus
aufgeschlagenem Gesetzbuch.
Saturn endlich, der alte böse unverbesserliche Gauner und
Schelm, steht allein aufrecht mit weitauseinander stehenden
Füßen, während die andern sitzen. In festem Schloss, und
hinter unersteiglichen Mauern verwahrt er seine Schätze.
Keiner ist ihm noch zu klug geworden, und auf tausenderlei
Weise weiß er Rath und Gold zu schaffen. Mit sieben Armen
greift er um sich, rafft zusammen, was er vermag, und Nichts
entflieht seiner Raub- und Goldgier.
Gott schuf die Engel als Bewohner des Himmels [Rand: Ibn
Kessir.] und die Dschinnen (Genien) als Bewohner der Erde,
diese aus Feuer, jene aus Licht.
Die Engel sind unfehlbare Geister, den Befehlen [Rand:
Fereidal fewaid.] Gottes stets gehorsam, und frei von allen
körperlichen Bedürfnissen. Nicht so die Dschinnen, die da
essen, und trinken, und zeugen, und gebären.
Die ganze Erde hat Gott mit Geschöpfen bevölkert, [Rand:
Adschaib.] auf Bergen und in Thälern, in den Höhen der Luft,
und in den Tiefen des Meers regt sichs und lebt es von
Geschöpfen, die seinen Namen preisen; so hat er auch die
Himmel mit Engeln bevölkert; Keine Spanne derselben, wo nicht
ein Engel preisend stände, oder anbetend auf dem Gesicht läge.
Die vornehmsten der Engel heißen Mokarreb (Cherubim) die
Nächsten dem Herrn. Darunter sind die Träger des Gezeltes
Gottes, nach einigen acht, nach andern vier, wovon der erste
ein Menschengesicht, der zweite die Gestalt eines Löwen, der
dritte eines Stieres, der vierte eines Adlers hat.