116. In der Geschichte von Bagdad
In der Geschichte von Bagdad, und in den Biographien
berühmter Männer von Ibn Chalegan steht die folgende Anekdote:
Ebu Hanife, der große Imam, hatte zum Nachbar einen
Schuster, der den ganzen Tag hindurch fleißig arbeitete, den
größten Teil der Nacht aber mit Trinken und Singen zubrachte,
während der Imam betete. Eines Nachts nahm die Polizeiwache
den Schuster, als einen Störer der nächtlichen Ruhe, in
Verhaft, und führte denselben ab.
Am folgenden Morgen bestieg Ebu Hanife seinen Maulesel und
ritt nach Hofe, um dort, ans nachbarlicher Freundschaft, die
Loslassung des Schusters zu erflehen. Er ward losgegeben mit
allen seinen Spießgesellen. Ebu Hanife ritt davon, und der
Schuster hinter ihm her zu Fuß. – Nun wirst du wohl nicht mehr
singen und trinken, Nachbar, redete ihn der Imam an. – Ey,
warum nicht? da hättest du mir einen größeren Dienst erwiesen,
mich im Gefängnis zu lassen, wo ich singen konnte, als mich
frei nach Hause zu senden, um mir das Singen einzustellen.
