64. Der Chalife Mahadi
Der Chalife Mahadi verlor sich einst auf der Jagd unter die
Zelte eines Beduinenstammes. Ein Araber gab ihm zu essen und
zu trinken. Nachdem er den Becher geleert hatte, fragte er:
Bruder Araber, weißt du wohl, wem du zu trinken gegeben? –
Nein. – Nun, so wisse es, ich bin ein Diener des Chalifen. –
Gott segne dich, sprach der Araber, und füllte den Becher
abermals mit Milch. Nachdem er ausgetrunken, wiederholte er
dieselbe Frage. – Ich halte dich auf dein Wort für einen
Diener des Chalifen, antwortete der Araber. – Nein! ein wenig
höher, ich bin einer seiner ersten Minister. Willkommen,
gnädiger Herr, sprach der Araber, und füllte den Becher zum
dritten Mal. Als er geleert war, tat der Chalife dieselbe
Frage, und sagte zuletzt, er sei Mahadi, der Fürst der
Rechtgläubigen. Auf dieses Wort band der Beduine seinen
Milchschlauch zu und sprach: Verzeih' mir's Gott, nun gebe ich
dir nicht mehr zu trinken, denn sonst müsste ich fürchten,
dass du beim nächsten Becher entweder zum Propheten Gottes,
oder gar zum Teufel würdest. Der Chalife lachte von ganzem
Herzen, und belohnte den Beduinen reichlich. |